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janina_el

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Insgesamt 54 Bewertungen
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Bewertung vom 25.04.2022
Peetz, Monika

Die Sommerschwestern Bd.1


gut

"Für (werdende) Holland-Fans"
Die vier besagten Schwestern werden aus anfangs noch unklaren Gründen von ihrer Mutter nach Holland, das Urlaubsland aus Kindertagen, bestellt. Von Beginn an wird klar, dass es sich um grundverschiedene Frauen handelt, was nicht zuletzt eines der Grundthemen des Buches darstellt. Die Dynamiken innerhalb dieser Familie, die sich auch aufgrund der Unterschiede in Charakter und Lebensentwürfen, auseinandergelebt haben, sind interessant. Leider kamen mir die Dialoge und Charakterentwürfe sehr generisch vor und vor allem die Art zu reden, würde ich keinen jungen Frauen zwischen Ende 20 und Ende 30 zuschreiben. Was mich an der Gestaltung und Darstellung der Figuren nicht ganz überzeugt hat, hat wiederum bei Beschreibung der Landschaft ganz wunderbar funktioniert. Die niederländische Szenerie und liebevoll dargebotenen Details zum Schauplatz der Geschehnisse sind ganz wunderbar und machen wirklich Lust auf einen eigenen Trip dorthin. Alles in allem war das Buch eine passende Lektüre für einen Kurzurlaub, die eine ebenso kurzweilige Freude macht und leichte Kost für unterwegs darstellt.

Bewertung vom 26.03.2022
Leuthner, Aja

Via Torino


ausgezeichnet

Das Buch erzählt die Geschichten dreier Frauen dreier Generationen, deren Weg immer wieder nach/über Italien führt und ihren Lauf nehmen. Es springt zwischen den Protagonistinnen hin und her, aber behandelt auch sprunghaft Phasen in deren jeweiligen Lebenswegen und selbst innerhalb von Kapiteln, in denen solche Phasen behandelt werden, finden oftmals Zeitsprünge und Rückblenden oder Voraussichten statt. Es passiert also sehr viel, allerdings herrscht kein Chaos, vielmehr bekommt man ein Gefühl für das bewegte Leben der, jeweils auf ihre eigene Art, sehr starken Frauen. Dabei fiebert man mit jeder einzelnen Geschichte sowohl separat als auch später, wenn sie immer mehr miteinander verwoben werden, als Ganzes mit.
Sehr unterschiedlich sind die Leben der drei Frauen trotz ihrer engen Beziehung und Verwandtschaft sind, da Einflüsse, wie das Aufwachsen, die Familiensituation und das Ansehen / die Stellung in der Gesellschaft, sehr unterschiedlich von den Frauen erfahren werden. Ebenso spiegelt sich diese Unterschiedlichkeit in im Erzählerischen und in der Ausdrucksweise wider. Dadurch werden einem die Charaktere ganz subtil vermittelt. Solche und weitere stilistische Mittel führen unweigerlich zu einer Spannung und großem Interesse daran, in welche Richtung sie die Leben der Frauen entwickeln. Oder eher, wie sich der Weg dahin gestaltet, denn die Richtung und das Ergebnis dieser Wege sind schon sehr früh eindeutig. Allerdings trägt dieses vermeintliche Wissen eher zum eben erwähnten Interesse und der Spannung bei, anstatt diese zu mindern.
Neben den spannenden Lebensgeschichten behandelt die Erzählung zudem auf eine sehr persönliche und ergreifende Art und Weise (vorwiegend italienische) Zeitgeschichte, mit all seinen bewegenden Krisen, Facetten und Einflüssen auf die Kultur und Gesellschaft.
Einziger Kritikpunkt, der ab und an stört, sind die wörtlichen Reden, die oftmals sehr steif und gestelzt erscheinen, vor allem getätigt von jungen Charakteren. Solche wörtlichen Reden bilden jedoch nur einen kleinen Teil der Erzählung ab und der restliche Schreibstil ist so angenehm und von Zeit zu Zeit poetisch schön, sodass sich darüber okay hinweglesen lässt.
Alles in allem also eine wirklich bewegende Erzählung dreier sehr bewegter Leben rund um den Sehnsuchtsort Italien.

Bewertung vom 20.03.2022
Park, Sang Young

Love in the Big City


gut

Eine interessante Geschichte, auch und vielleicht vor allem für nicht-queere Leser:innen, da es einiges zu erzählen gibt, dass außerhalb unseres Wissens und Erfahrens liegt. Gut erzählt erlebt man die Aufs und Abs, die wilden und ruhigen Erfahrungen, die positiven und negativen Begegnungen des jungen, homosexuellen Protagonisten in Seoul. Offen und ungeschönt werden die Probleme der Selbst- und Gegenüberfindung eines jungen Menschen im Allgemeinen und eines queeren Mannes im Besonderen dargestellt und reflektiert. Sympathie und Empathie werden unwillkürlich geweckt.
Beides, inhaltlich und sprachlich, so direkt und unverblümt und somit authentisch wurden mir sowohl eine kulturell als auch sexuell fremde Geschichte nahegebracht, die mir viel Neues und Spannendes eröffnet hat. Dennoch, unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung, fiel es mir meist schwer, die Entscheidungen von Young nachzuvollziehen, vor allem, was die Wahl seiner Partner und Liebschaften angeht. Andererseits sind es genau diese Jahre, in den 20ern eines Menschen, in denen man Fehler, falsche Entscheidungen, irrationale und selbst-destruktive Taten erleben muss, um schließlich aus ebendiesen zu lernen. Abgesehen von ein paar Stellen, die mich regelrecht nervten, habe ich die Entwicklungen des Protagonisten aber gerne verfolgt (wie man es auch bei einem guten Freund tun würde, dessen Lebensentscheidungen man nicht immer gutheißen aber unterstützen muss). Außerdem wäre eine Romantisierung der alltäglichen Realität einer Minderheit in der Gesellschafft überhaupt nicht ehrlich und hilfreich für die Akzeptanz und würde nichts zur Steigerung ebendieser Akzeptanz beitragen.
Zu guter Letzt bleibt noch zu sagen, dass fehlende Repräsentation der queeren Community in der Literatur ein zu weit verbreiteter Missstand ist, dem mit solchen Büchern endlich entgegengewirkt wird, was eine erfreuliche Entwicklung und hoffentlich ein größer werdender Trend ist. Einem homosexuellen Protagonisten zu begegnen ist sehr erfrischend und leider noch viel zu selten.

Bewertung vom 27.01.2022
Brown, Natasha

Zusammenkunft


sehr gut

Der Erzählstil ist sehr eigen und überraschend, was anfangs recht herausfordernd aber auch sehr spannend und schnelllebig ist. Die kurzen Kapitel, die aber so prägnant und auf den Punkt sind, dass sie einem wirklich im Gedächtnis bleiben und gar nicht mehr Umschweife brauchen. Sie unterstreicht die "vielen kleine Dinge", subtile Situationen, Ereignisse und Konversationen, die so erniedrigend und schon so alltäglich sind, dass man auf unangenehme Weise Parallelen zu eigenen Erfahrungen ziehen kann. Sehr berührend, weil so gut nachvollziehbar, ist die Fähigkeit der Protagonistin, zu verstehen. Sie versteht, wieso sich die Menschen so verhalten, wie sie es tun, auch wenn dieses Verhalten ihr entgegen gerichtet ist, weil sie Muster und systemische Missstände schon so lange kennt, permanent erlebt und durch ihre außerordentliche Beobachtungsgabe durchschaut.
Die Charakterzeichnung der anderen scheint oberflächlich und wird zum Ende des Buches hin, noch weniger tief und anonymer, aber diese Geschichte erzählt zur Abwechslung ja auch nicht von diesen privilegierten, irgendwann nicht mal mehr beim Namen genannenten, Menschen, sondern von dieser einen Frau, der Protagonistin.
Die Sprache ist zum Teil so analytisch und scheint gefühllos, wobei sie vor Akzeptanz der Situation wohl einfach kapituliert und sich schlicht aus Selbstschutz emotional distanziert. Dadurch ist genau dieser Sprachstil so fesselnd, passend und vor lauter Sachkundigkeit geradezu poetisch. Und dann kommen auf einmal, immer wieder zwischendurch, diese wirklich poetisch anmutenden kleinen Passagen mit wenigen Versen, die einen direkt aus und in die Seele sprechen. Großartig!
Besonders diese kurzen Einschübe, wie zum Beispiel der mittlere Absatz auf Seite 51, sind wirklich so auf den Punkt getroffen, dass ich daneben kurzerhand gekritzelt habe, was mir beim Lesen durch den Kopf schoss: JA!!
Die wohl wichtigste Erkenntnis für mich und hoffentlich viele andere, wird am Ende immer klarer: Bei allem, was man als (weiße) Frau im Leben und Beruf nachvollziehen kann, zeigt Natasha Brown nochmal auf, wie viel mehr Hürden und Unfairness immigrierten Frauen und BIPoC entgegenprallt. Stark, nachhaltig und dennoch unaufdringlich macht einem die Lektüre das nochmal klarer. Im Buchführen diese Erfahrungen und Sackgassen zu einer Resignation, die sich in eine regelrechte Lebensmüdigkeit steigert, die man, trotz der relativen Kürze der Geschichte, einigermaßen nachvollziehen kann. Man überlege also nur, wie es einem wohl gehen muss, wenn man sein Leben lang in dieser Geschichte zu leben hat.
Das Cover gefällt mir sehr gut, die Farben sind auffällig, aber nicht krachig und die Gestaltung sticht ins Auge, ohne zu viel zu verraten und die Symmetrie und mögliche optische Täuschung lässt viel Raum für Interpretation, was das Motiv darstellt, vor allem ändert sich dies je nach Perspektive. Diese Gedanken zum Cover kamen mir allerdings erst, nachdem ich das Buch gelesen und das Gelesene einen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen hat.
Das Buch ist schnell gelesen, der hinterlassene Eindruck ist allerdings umso langanhaltender und geht tiefer, daher eine klare Leseempfehlung!

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