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gormflath
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Insgesamt 53 Bewertungen
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Bewertung vom 13.08.2022
Rademacher, Cay

Die Passage nach Maskat


ausgezeichnet

Mörderische Spannung auf der Fahrt in den Orient
Cay Rademacher entführt seine Leser diesmal in die Zeit nach dem I. Weltkrieg. Es ist der Spätsommer 1929, der letzte Sommer der Goldenen Zwanziger, in der noch niemand die Vorzeichen der Weltwirtschaftskrise erkennt. Noch bestimmen Luxus, Jazzmusik, Kokain und Frivolität das Leben, als die angesehene Kaufmannsfamilie Rosterg in Marseille an Bord des Ozeanliners Champollion in Richtung Orient in See sticht. Zu den illustren Passagieren gehören nicht nur eine skandalumwitterte Nackttänzerin aus Berlin, ein mysteriöser römischer Anwalt, sondern auch eine adelige englische Lady, ein vermeintlich naiver amerikanischer Ingenieur und ein Schlägertyp der Berliner Unterwelt, sondern auch der traumatisierte Kriegsveteran und Fotoreporter der Berliner Illustrierten, Europas größter Zeitschrift. Als Reisereporter wird er von seiner Frau Dora begleitet, Tochter eben jener Hamburger Kaufmannsfamilie, die in Maskat mit den sagenhaften Gewürzen Arabiens Handelsbeziehungen anzuknüpfen gedenkt. Mit von der Partie sind auch Bertold Lüttgen, der intrigante Prokurist der Firma Rosterg, Ernst, der von den Nazis begeisterte Sohn der Rostergs sowie der erste Offizier Dorgelès, die alle schon zu Beginne etwas zwielichtig wirken.
Die Ehe zwischen Jung und Dora steht nicht mehr zum Besten, Jung möchte die Fahrt auf dem Luxusdampfer nutzen, um die Beziehung zu seiner Frau aufzufrischen. Doch schon bald nach der Abfahrt aus Marseille verschwindet Dora spurlos, und für Theodor Jung wird die Reise zu einem Albtraum, denn nicht nur die Familie Rosterg, sondern auch andere Passagiere und Besatzungsmitglieder behaupten, Dora sei überhaupt gar nicht erst an Bord gewesen. Jung zweifelt zunächst an seinem Verstand, bis er mithilfe der Stewardess Fanny Nachforschungen anstellt, um mehr über Doras Verbleib herauszufinden. Wurde Dora ermordet? Jung geht nach und nach auf, dass er das Opfer eines mächtigen Komplotts ist.
Im Lauf der Passage nach Maskat geschehen weitere Verbrechen, mehrere Personen müssen ihr Leben lassen, unbegreifliche Ereignisse nehmen an Fahrt auf und die Situation wird immer brenzliger.
Nach seinen Provence-Krimis überzeugt der Autor auch diesmal als grandioser Geschichtenerzähler. Überzeugend lässt er die Zeit der Goldenen Zwanziger auferstehen, schildert eindringlich die Zeitumstände der Nachkriegszeit, den Hass der Franzosen auf die Deutschen, aber auch die Mode dieser Zeit, die Atmosphäre auf dem Schiff und die Schilderungen der Landschaften, die der Ozeandampfer ansteuert. Überaus sorgfältig recherchiert fühlt man sich beim Lesen auf dieses Schiff versetzt, mitten unter die interessanten Charaktere – natürlich nur in der Luxusklassen und nicht auf den unteren Decks.
Bis zum Ende bleibt der bildhafte Roman mit vielen Wendungen in der für Rademacher typischen gehobenen Ausdrucksweise abwechslungsreich und äußerst spannend.
Für mich ist das Buch ein absolutes Jahreshighlight!

Bewertung vom 22.07.2022
Silva, Daniel

Die Cellistin / Gabriel Allon Bd.21


sehr gut

Hochspannende Agentenstory
Für Gabriel Allon geht auch im 21. Band die atemlose Jagd durch Europa weiter.
In London wird der Oligarch und bekannte Kremlkritiker Wiktor Orlow, einst reichster Mann Russlands, tot in seinem Haus gefunden. Vor stehen sein Telefon, ein Glas Rotwein und mehrere Dokumente, die mit einem tödlichen Nervengift kontaminiert sind. Die Geheimdienste verschiedener Länder sind in Alarmbereitschaft, denn es ist klar, wer hinter dieser Tat steht.
Gabriel Allon, der Orlov sein Leben verdankt, glaubt nicht an die Theorien des MI6 über den Tathergang und beginnt die Jagd auf den Spuren einer russischen Untergrundorganisation, die sich der Aufgabe verschrieben hat, die Welt unwiderruflich zu spalten.
Spannend und temporeich liest man sich durch eine klassische Geheimagentenstory, in der es um Geldwäsche, Macht und Korruption geht. Die fiktive Handlung basiert auf realen Ereignissen und aktuellen Nachrichten, was sie äußerst glaubwürdig erscheinen lässt.
Der Autor hat es geschafft, sehr geschickt die Arbeit diverser Geheimdienste in seine Story einzuflechten. Man kann beim Lesen kaum Ahnen, wie nah er dabei an die Realität kommt.
Überzeugend wirken die Verwicklungen zwischen Politik und Finanzwelt.
Auch wenn einige Protagonisten aus vorhergehenden Bänden wieder in Erscheinung treten, kann man den Politthriller sehr gut ohne Vorkenntnisse der vorangegangenen Bücher lesen.
Daniel Silva hält die Spannung bis zum Ende und schreibt wie immer flüssig.

Bewertung vom 22.07.2022
Menger, Ivar Leon

Als das Böse kam


ausgezeichnet

Seit vielen Jahren leben Mutter und Vater mit den heranwachsenden Kindern in einer Blockhütte in völliger Isolation tief in den Wäldern einer kleinen Insel im Norden. In scheinbarer Idylle wachsen die 16-jährige Juno und ihr Bruder Boy auf und verbringen ihre Zeit mit Fischfang und bei sonntäglichen Gesellschaftsspielen mit den Eltern. Unterrichtet werden sie von der Mutter, denn ein Schulbesuch ist unmöglich, da die Familie in ständiger Angst vor dem Bösen lebt, das auf der anderen Uferseite lauert. Die Eltern haben den Kindern eingebläut, dass jederzeit Fremde auftauchen können, um die ganze Familie auszulöschen. Selbst vor Ole, dem Briefträger, der montags die Post vom Festland bringt, müssen sich Juno und Boy verstecken. 7 Gebote hat der Vater erlassen, deren Nichteinhaltung drastische Strafen für die Kinder nach sich ziehen. So dürfen sie auf keinen Fall die Bibliothek des Vaters betreten und niemals die Insel verlassen. Unter der Hütte hat der Vater einen geheimen Schutzraum gegraben, dort wird regelmäßig für den Ernstfall geprobt.
Eines Tages beginnt Juno das bizarre Familienidyll in Frage zu stellen. Nachdem sie sich heimlich dem Briefträger anvertraut hat, taucht dieser plötzlich nicht mehr auf. Dafür kommt der Vater blutüberströmt vom Einkaufen mit dem Boot zurück und wird notdürftig von der Mutter verarztet – angeblich wurde er von den Fremdlingen überfallen.
Dann taucht Luca eines Nachts heimlich auf der Insel auf. Juno fasst Vertrauen zu ihm, auch wenn sie anfangs nicht sicher sein kann, ob er zu den Wächtern oder den Fremdlingen gehört. Heimlich stöbert sie in der Bibliothek des Vaters und fördert Unfassbares zu Tage. Juno und Boy müssen fliehen, so schnell es geht, bevor die Eltern ihnen Schlimmes antun. Nur Luca kann helfen, aber wird die Flucht aufs Festland gelingen?
Ivar Leon Menger schreibt seit mehr als 14 Jahren und entwickelte über 85 Hörspiele und Hörbücher. In seinem ersten Thriller beschreibt er voller Spannung eine Idylle, die immer mehr von Angst geprägt wird. Während der erste Teil noch harmlos mit dem Backen von Blaubeerkuchen und Monopoly-Spielen beginnt, steigert sich die Spannung ins Unerträgliche, je weiter die Geschichte fortschreitet. Juno beschreibt aus ihrer Sicht den Plan, von der Insel abzuhauen und die Angst vor den Eltern steigert sich ins Endlose. Den gelungenen Thriller habe ich verschlungen und hoffe auf baldigen Nachschub vom Autor.

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