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Silke Schröder, hallo-buch.de
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Hannover

Bewertungen

Insgesamt 81 Bewertungen
Bewertung vom 25.02.2025
Moore, Liz

Der Gott des Waldes


ausgezeichnet

Ganz langsam und eindringlich entwickelt Liz Moore ihren gesellschaftskritischen Krimi “Der Gott des Waldes”. Dabei switcht sie immer wieder zu vergangenen Ereignissen und wechselt kapitelweise in verschiedene Perspektiven. Angesiedelt hat sie die Story Mitte der 1970er Jahre – im letzten Jahrzehnt vor PC und Mobiltelefon. Dabei erzählt sie von sozialer Ungleichheit, von Machtmissbrauch und von den armen Kindern der Reichen. Und sie vergisst auch nicht den Kampf um weibliche Selbstbestimmung und um echte Freundschaften. Im Mittelpunkt steht die junge Kommissarin Judy, die sich in ihrem Job gegen die starke männliche Dominanz durchsetzen und zugleich gegen die sehr traditionelle Weltsicht in ihrer Familie ankämpfen muss. So ist “Gott des Waldes” ein Thriller der eher leisen Töne, aber mit einem genauen Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse der 1970er Jahre.

Bewertung vom 25.02.2025
Tominaga, Yukiko

Vermissen auf Japanisch


ausgezeichnet

In kleinen Episoden erzählt Yukiko Tominaga in “Vermissen auf Japanisch” das Leben der in San Francisco lebenden Japanerin Kyogo. In der Ich-Perspektive schweift die junge Witwe durch ihre Gedanken, beschreibt ihr schwieriges Leben ohne den plötzlich verstorbenen Partner und berichtet von den ersten vorsichtigen Steps in eine neue Zukunft. Besonders unterstützen sie ihre jüdische Schwiegermutter und ihre neue Mitbewohnerin, die genau wie Kyogo in zwei Welten lebt. Immer mal wieder wechselt die Autorin zwischen Vergangenheit und Gegenwart, aber auch zwischen westlicher und asiatischer Kultur, da sie sowohl von den amerikanischen Verhältnissen wie von den japanischen Gebräuchen und Lebenseinstellungen berichtet – insbesondere zur gesellschaftlichen Rolle der Frau. So ist “Vermissen auf Japanisch” von Yukiko Tominaga ein einfühlsam erzählter Episodenroman, der die gesellschaftliche Ebene im Blick behält und dabei auch den Humor nicht vergisst.

Bewertung vom 25.02.2025
Holm, Line;Bolther, Stine

Gefrorenes Herz / Maria Just Bd.1


ausgezeichnet

In “Gefrorenes Herz” verbinden die Autorinnen Line Holm und Stine Bolther einen spannenden Fall mit gesellschaftspolitisch und historisch hochbrisanten Ereignissen. Im Mittelpunkt stehen die Historikerin Maria Just, die über hartnäckigen Spürsinn und viel Intuition verfügt, und die beiden Ermittler Mikael Dirk und Frederik Dahlin, deren großer Altersunterschied stets von Nutzen ist. Die Autorinnen sprechen dabei, soviel sei verraten, die Kolonialisierung Grönlands und das nicht immer rühmliche Umgehen Dänemarks mit der dortigen Bevölkerung an – Themen, die gerade jetzt wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit geraten sind, nachdem die USA ganz unverhohlene Gebietsansprüche auf die große eisige Insel im Nordmeer erhoben haben. So legen Line Holm und Stine Bolther mit “Gefrorenes Herz” einen spannenden Krimi vor, der mit vielen historischen Hintergrundinfos mitten in ein sehr aktuelles Thema sticht. Hervorragend gelesen von Britta Steffenhagen.

Bewertung vom 13.02.2025
Robotham, Michael

Die Totgeglaubte / Cyrus Haven Bd.4 (MP3-Download)


ausgezeichnet

In “Die Totgeglaubte”, dem neuen Krimi mit Cyrus Haven und Evie Cormac, erzählt Michael Robotham seine Story um den Psychologen und seiner Pflegetochter weiter. Dieses Mal taucht Robotham tief in Ivys Vergangenheit ein. Er berichtet, wie die aus Albanien stammende junge Frau als Kind unter widrigsten Umstände über den Ärmelkanal nach England flüchtete und dort von Menschenhändlern weiterverkauft wurde. Damit wendet sich der Autor seinem zentralen Thema zu. Den unmenschlich riskanten Überfahrten von Flüchtlingen nach England und den Schleusern, die damit viel Geld verdienen. Dabei achtet er jedoch darauf, nicht in schwarz-weiß-Malerei zu verfallen, sondern stellt das Für und Wider verschiedener Umgehensweisen mit dieser Realität gegeneinander.
Verbunden mit einem klaren Plädoyer für Menschlichkeit. Dabei switcht er immer die Perspektive und erzählt aus Sicht seiner beiden Figuren. So ist “Die Totgeglaubte” von Michael Robotham ein fesselnder Krimi, in dem es um das miese Geschäft mit Flüchtlingen geht. Hervorragend gelesen von Norman Matt und Anjorka Strechel.

Bewertung vom 07.02.2025
Craven, M. W.

Der Gourmet / Washington Poe und Tilly Bradshaw ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Mit “Der Gourmet” gelingt M. W. Craven wieder ein Bravourstück des englischen Krimis. Erneut siedelt er die Handlung im nordenglischen Cumbria an. Vor der großartigen Kulisse des Lake Districts lässt er seinen Ermittler Washington Poe zur Hochform auflaufen. Dieses Mal hat er es mit einem charismatischen Sterne-Koch zu tun, der für seine kulinarischen Kunstwerke über Leichen geht, und natürlich ist Poe auch wieder persönlich in den Fall involviert. So muss er zusammen mit der etwas schrulligen und sehr liebenswürdige Analytikerin Tilly Bradshaw und seiner Chefin Stephanie Flynn aufs Ganze gehen. Ein wirklich kniffliger Fall um DNA-Analysen, teure Trüffeln und oberexentrische Sterneköche, der “Der Gourmet” von M.W. Craven zu einem top-spannenden und sehr unterhaltsamen englischen Krimi macht, mitten in den malerischen Hügeln Cumbrias. Mehr davon!

Bewertung vom 07.02.2025
Tudor, C. J.

Die Kolonie


ausgezeichnet

“Die Kolonie” von C J Tudor ist ein spannender Thriller, der sich mit Rassismus und Ausgrenzung auseinandersetzt. In ihrem Alternative-Reality-Thriller gibt es Vampire, die schon lange vor den ersten Siedlern im Land leben. Sie sind keine dämonische Bedrohung für die Menschen, sondern eher eine diskriminierte Randgruppe, die immer wieder Verfolgung und Ermordung ausgesetzt ist. Im Mittelpunkt der Story steht die Vampir-Forensikerin Barbara Atkins, die sich auf Fälle spezialisiert hat, in denen Vampire in Straftaten involviert sind. In dem kleinen Örtchen Deadhart muss sie gegen Vorurteile und Drohungen kämpfen und das Gesetz durchsetzen. Das besagt, dass nur sie die Auslöschung einer Kolonie erlauben darf, da die Tötung von Vampiren mittlerweile grundsätzlich verboten ist.
So ist “Die Kolonie” von C J Tudor ein fesselnder Thriller im eiskalten Alaska, aber auch ein Plädoyer gegen die Stigmatisierung und die Diskriminierung von Minderheiten, die halt etwas anders sind. Routiniert vorgelesen von Martina Treger.

Bewertung vom 07.02.2025
Lasthaus, Stefanie

Rapunzels finsterer Turm


ausgezeichnet

Mit “Rapunzels finsterer Turm” gelingt Stefanie Lasthaus ein fesselnder Genremix aus Horror, Grusel und Märchen. Angelehnt an “Rapunzel”, dem alten Märchen der Gebrüder Grimm, inszeniert sie eine unheimliche Story rund um die Tätowiererin Flo. Die ist felsenfest der Meinung, dass sie das Unheil anzieht. Und so muss sie sich gegen geisterhafte Visionen, verwunschene Hotels, finstere Wälder und mysteriöse Wesen wehren, um dem ganzen Spuk ein Ende bereiten. Mit ihrer modernen Märcheninterpretation spinnt Stefanie Lasthaus in “Rapunzels finsterer Turm” ein prickelndes Magic-Horror-Erlebnis und gleichzeitig einen fesselnden Thriller mit jeder Menge fantastischen Vibes.

Bewertung vom 07.02.2025
Beck, Jan

Dorn


ausgezeichnet

In seinem neuen Krimi “Dorn – Zimmer 103” stellt Jan Beck den depressiven Psychologen Simon Dorn und die toughe Wiener Kommissarin Lea Wagner in den Mittelpunkt seiner raffiniert inszenierten Story. In kurzen Kapiteln jagt er uns durch eine rasante Abfolge von Ereignissen mit verschiedenen Handlungssträngen und ständigen Perspektivwechseln. Vor den Augen seiner beiden Hauptfiguren und des Täters entrollt sich eine spannende Handlung zwischen Hamburg, Salzburg, Wien und dem kleinen Ort Bad Gastein. So ist “Dorn – Zimmer 103” von Jan Beck vielleicht ein wenig kurz geraten, aber dennoch ein gelungener Auftakt für seine neue Thrillerreihe mit dem ungleichen Ermittlerpaar Simon Dorn und Lea Wagner. Perfekt gelesen von Christiane Marx und Henrike Tönnes.

Bewertung vom 28.01.2025
Schalko, David

Frühstück in Helsinki (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

“Frühstück in Helsinki” von David Schalko erschien schon 2006. Jetzt ist der Poproman noch einmal in einer limitierten Neuausgabe mit exklusivem Farbschnitt herausgekommen. Aus der Ich-Perspektive erzählt David Schalko aus dem Leben des knapp 30-jährigen Daniel, der über seine Beziehungen und über sein emotionales Durcheinander resümiert. Immer wieder switcht er zurück in die Vergangenheit und verfolgt den Assoziationsketten seiner Gedanken. Dabei ist er permanent auf der Suche nach dem, was er nicht bekommen kann. Er erzählt vom Gefühlschaos, vom Weltschmerz und der Angst vor dem Älterwerden. Sehr treffend, aber stets mit einem Augenzwinkern beschreibt Schalko die Empfindungen einer Generation, die mit Ende 20 so langsam erwachsen wird. So ist “Frühstück in Helsinki” von David Schalko immer noch authentische Popliteratur, die durchaus zeitlos von Beziehungen, Sehnsüchten und Ängsten erzählt und dabei den Humor nicht vergisst.

Bewertung vom 28.01.2025
Lunde, Maja

Für immer


ausgezeichnet

Was wäre, wenn der Traum von der Unsterblichkeit wahr werden würde, wenn wir alle plötzlich nicht mehr altern würden? Diesem Gedankenexperiment widmet sich Maja Lunde in “Für immer”. Und, überraschend genug: Anhand ihrer Figuren macht sie klar, dass das ewige Leben viele Vorteile, aber auch unglaubliche Nachteile mit sich bringen würde. Immer wieder wechselt sie dabei die Perspektive und berichtet aus Sicht ihrer verschiedenen Protagonist*innen über emotionale Höhen, abgründige Tiefpunkte und aberwitzige Entscheidungen, die getroffen werden, wenn es keine Deadlines, aber scheinbar auch keine ernsthaften Konsequenzen mehr gibt.
Manchmal etwas rührselig und sehr emotional erzählt, lässt das Thema die Gefühle Achterbahn fahren. So ist “Für immer” von Maja Lunde eine interessante utopische Überlegung, die uns zeigt, wie sehr wir in unserem linearen Leben mit einem Anfang und einem endgültigen Schlusspunkt verankert sind – auch wenn wir uns das manchmal anders wünschen. Perfekt gelesen von Simone Kabst.