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melange
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Insgesamt 923 Bewertungen
Bewertung vom 16.07.2019
Dusse, Karsten

Achtsam morden Bd.1


ausgezeichnet

Großartig, ohne Abstriche!

Zum Inhalt:
Der Anwalt an Björn Diemel muss an vielen Fronten kämpfen: Die Kanzlei, in der er arbeitet, befördert ihn 1. nicht, weil er 2. den cholerischen, Björn in die Ecke treibenden Gangsterboss Dragan betreut, der 3. von Björns misstrauischen Freund bei der Polizei akut eines Mordes verdächtigt wird. Zu allem Überfluss ist seine Frau dermaßen genervt von der Situation, dass sie nicht nur 4. schlechteste Ehelaune verbreitet, sondern zusätzlich 5. einen Umzug mit der gemeinsamen Tochter Emily androht. Die einzige Chance, diesem gesammelten Stress zu entkommen, scheint in einem Achtsamkeitsseminar zu liegen. Dieses absolviert Björn und das so erfolgreich, dass er seine Probleme allesamt löst. Blutig, aber achtsam!

Mein Eindruck:
Selten bin ich mit Jan Böhmermann auf einer Wellenlänge, was Humor anbetrifft. Aber seine Meinung, die im Klappentext zitiert wird, kann ich vorbehaltlos unterschreiben. Wenn Monty Python ein Buch geschrieben hätte, wäre es wohl ähnlich dem von Karsten Dusse geraten: Tiefschwarzer Humor, politisch inkorrekt bis ins Mark, weder Kinder noch Ausländer oder Frauen werden verschont, Polizisten sind korrupt, die Anwaltschaft bigott, die Umwelt wird auf Kosten von Kinderarbeit und einem CO2-Abdruck, der Goliath zur Ehre gereicht, nur pseudomäßig von modernen Gutmenschen gerettet.
Dusse schreibt nicht nur bildhaft, sondern so flüssig, dass man sich in einem Strom von gut gesetzter Achtsamkeit verlieren könnte, während man tief ein- und ausatmet. Überhaupt die Bilder: Kriminelle Großkaliber, die ihr Meeting auf Kindergartenstühlchen abhalten und über Fischstäbchen und Buchstabensuppe sinnieren, - auf diese Idee muss man erst einmal kommen und sie ist nicht die einzige, die zu spontanem Gelächter auf der Couch veranlassen lässt. Selbst blutrünstige Szenen werden durch die perfekte Absurdität der Ereignisse abgemildert. Dusses kurze Kapitel (immer mit einer Achtsamkeits-Übung als Einleitung) laden dabei immer zu einem Weiterlesen ein. Wirklich „gute“ Menschen gibt es in diesem Buch zwar nicht, trotzdem kristallisiert sich sehr schnell für die Leser heraus, wem man ein Happy-End wünscht und wem eben nicht, - Kollateralschäden gerne inbegriffen.

Mein Fazit:
Ein Highlight am Krimihimmel!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.07.2019
Abbott, Rachel

Wo die Angst beginnt / Sergeant Stephanie King Bd.1


ausgezeichnet

Hintergründig

Zum Inhalt:
Seit der Fotograf Mark seine Frau bei einem Unfall verloren hat, vergräbt er sich in seinem Haus. Doch dann vermittelt ihm Cleo, seine Schwester, den Auftrag, Evie zu portraitieren und er verliebt sich in die junge Frau. Aber kurz nachdem eine Tochter das vermeintliche Glück komplett macht, erleidet Evie immer wieder Verletzungen, von denen sie behauptet, dass ihre eigene Schusseligkeit daran schuld ist. Und schließlich findet wieder ein Drama in dem schönen Haus am Meer statt, welches nur eine Person überlebt und für das die andere dieses Mal angeklagt wird.

Mein Eindruck:
Ein besonderes Kompliment ist Rachel Abbott dafür zu machen, dass sie ihre Leser sehr lange über die Gemengelage Mord, Unfall, Körperverletzung, Selbstmord und häusliche Gewalt an der Nase herumführt. Und das dabei so geschickt macht, dass man bei aller Verblüffung durchaus auf die Umstände hätte kommen können, wenn man von Anfang an aufmerksam gelesen hätte. Erst kurz vor der Auflösung lässt sie eine Hauptperson einen Satz sprechen, der dem geübten Thriller-Leser die Aufklärung nahe bringt. Und nahe ist einem der Fall, egal ob von Evie in der ersten Person geschildert oder in der dritten Person (aber immer mit einem Charakter im Mittelpunkt) erzählt wird. Absolut eindringlich schildert sie die Qualen, die durchlebt werden, die Hintergründe der Aktionen sind deutlich und die Charakteranzahl ist gut gewählt: Wenig genug, um glaubwürdige Tiefe zu erzeugen aber eben auch so viele, dass das Ziel der Entlarvung nicht zu einfach gerät. Das Personal bei Gericht und Polizei fügt sich sehr gut in die Schar und lässt fast bedauern, dass es sich bei „Wo die Angst beginnt“ um einen alleinstehenden Thriller handelt, es also keine weitere Entwicklung in einem Folge-Buch geben kann.
Das Ende des Buches ist perfekt, bietet es nicht nur restlose Aufklärung, sondern auch noch ein gewisses Augenzwinkern.

Mein Fazit:
Rundum gelungen

Bewertung vom 30.06.2019
Garcia Saenz, Eva

Die Stille des Todes / Inspector Ayala ermittelt Bd.1


sehr gut

Ein sehr guter Auftakt

Zum Inhalt:
Vor 20 Jahren wurde ein Historiker verurteilt, der fast wie ein Popstar in seiner Heimatstadt Vitoria verehrt wurde, verhaftet von seinem Zwillingsbruder, angeklagt wegen mehrerer Doppelmorde. Doch jetzt geht das Morden plötzlich weiter, kurz bevor der jetzt auf jeden Fall unschuldige Mann aus der Haft entlassen werden soll. War er damals möglicherweise doch nicht der Täter oder lenkt er jetzt aus dem Gefängnis heraus eine Marionette? Inspector Alaya muss schnell handeln, denn sonst besteht kein Zweifel an der Fortführung der Serie und er passt zudem in das Beuteschema des Mörders.

Mein Eindruck:
Trotz der Länge von 576 Seiten weiß dieser Krimi von der ersten bis zur letzten Zeile zu unterhalten und hält die Spannung durchweg hoch. Ein Kniff, die Leserschaft direkt in ein Unwohlsein zu stürzen, liegt darin, dass die Autorin ihren sympathischen Ich-Erzähler und Inspector gleich zu Beginn erwähnen lässt, dass er im Koma liegt und die Geräte abgeschaltet werden sollen. Erst dann berichtet er über den vergangenen Fall, so dass einem mulmig werden könnte… hätte nicht der Verlag ein „1. Fall für Inspector Alaya“ dick auf das Cover gedruckt. So oft man sich eine Reiheninfo wünscht, - hier ist sie kontraproduktiv.
Das zweite, was nicht wirklich gefällt, ist der Umstand, dass sehr viele Personen aus dem direkten Umfeld Alayas in die Morde verstrickt werden, - bei einer doch recht großen Stadt und den Anforderungen an die Opfer, ein gewisses Alter zu haben, ist das zu viel des Zufalls.
Vor allen Dingen wäre es gar nicht nötig gewesen, denn das Grauen packt auch ohne persönliche Verstrickungen direkt an der Kehle und die Auflösung ist nicht nur gelungen, sondern erweckt ganz tief im Inneren eine Sympathie für den Täter (wenn auch nicht für die Taten). Weil die Wache in Vitoria mit interessanten und menschlichen Charakteren gut aufgestellt ist, überwiegt am Schluss die Dankbarkeit für das Wissen, dass es mit Alaya weitergeht und er aus seinem Tal der persönlichen Tränen doch noch den Weg ans Licht findet.

Mein Fazit:
Tiefgründige Charaktere, schöne Umgebung, spannender Fall – kein Wunder, dass das Buch verfilmt wird

Bewertung vom 15.06.2019
Beaton, M. C.

Hamish Macbeth ist reif für die Insel / Hamish Macbeth Bd.6


weniger gut

Kein Glanzlicht der Serie

Zum Inhalt:
Hamish ist krank und fühlt sich schlecht und ungeliebt. Da kommt ihm das Angebot einer Bekannten seiner Freundin Priscilla sehr recht: Jane führt ein Wellness-Hotel auf einer schottischen Insel und fürchtet einen Mordanschlag. Und so reist Hamish nach Eileencraig und sieht sich einer Schar seltsamer Hotelgäste und noch seltsamerer Einheimischer gegenüber. Doch dann geschieht tatsächlich ein Mord - wenn auch nicht an Jane – und Hamish kann endlich wieder das tun, was er am besten kann: Ermitteln.

Mein Eindruck:
Cosy Crime hat Saison und um die Leser zufrieden zu stellen, werden Bücher (neu) verlegt, die schon im letzten Jahrhundert (hier 1992) im Original auf den Markt kamen. Aber Morde sind Morde und die Probleme im zwischenmenschlichen Bereich haben sich nicht großartig geändert. Einzig über den Umgang mit Technik lässt sich trefflich schmunzeln.
Das ist leider in diesem sechsten Buch zum schottischen Constable – sieht man von dem berüchtigten Männerschnupfen, der Hamish ereilt – das Einzige, was zum Lächeln bringt. Denn im Gegensatz zu den Vorgängerbänden sind die Charaktere nicht kauzig und amüsant entwickelt, sondern agieren – und das fast ausschließlich - höchst unangenehm. Schlimm dabei ist, dass dieses Agieren (insbesondere die plötzlich auftretende Feindseligkeit der Einheimischen) keinerlei Erklärung findet. Liebgewordene Figuren aus den Vorgängern haben nur kurze Gastauftritte, in denen sie einmal über die Bühne huschen dürfen und dabei gnadenlos knallchargieren (wie zum Beispiel Hamishs sonst kongenialer Widerpart Sergeant Blair). Das Allerschlimmste ist jedoch: Fall und Täter fallen zusammenhanglos vom Himmel und die Auflösung ist dermaßen hanebüchen, dass man überlegt, ob man in einem Zeitparadoxon gefangen war und irgendeinen Teil des Buches überlesen hat. Gut, 200 Seiten sind nicht gerade viel, aber so lieblos abgespult, so wenig Charaktertiefe und so wenig Humor war noch nie in den schottischen Highlands.

Mein Fazit:
Bitte Frau Beaton, Sie haben bewiesen, dass Sie das besser können!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.06.2019
Spit, Lize

Und es schmilzt


schlecht

In einem Wort: Furchtbar

Zum Inhalt:
Furchtbare Kindheit mit furchtbaren Eltern in einem furchtbaren Dorf findet ihren Abschluss in einer furchtbaren Tat

Mein Eindruck:
Ich bin entsetzt, dass so eine Geschichte so viel Zuspruch bekommt. Die Autorin geht nicht einfach an die Grenze des Sagbaren, sondern überschreitet für mein Dafürhalten die Grenze des guten Geschmacks. Mir ist schleierhaft, warum so ein Debut auch nur eine gute Kritik bekommt. Oder handelt es sich um "Des Kaisers neue Kleider" und die Rezensenten wollen nur nicht zugeben, dass es sich um einen Haufen Gülle (um in der Umgebung der Hauptpersonen dieses Machwerks zu bleiben) handelt, den die Autorin vor die Füße der Leserschaft kippt? Ich persönlich will auf jeden Fall weder Vergewaltigungen noch Selbstmord(versuch)e in epischer Breite geschildert bekommen und dass es auf dem Land trostlos sein kann, brauche ich ebenfalls nicht in der Ausdrucksstärke, die dieses Buch bietet. Für die Autorin hoffe ich, dass sie glücklicher gelebt hat.

Mein Fazit:
Wie kann man so etwas verlegen? Das beste an diesem Buch ist sein Cover

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.05.2019
Werrelmann, Lioba

Hinterhaus


gut

Hast Du Driss am Schuh, hast Du Driss am Schuh...

Zum Inhalt:
Carolin sitzt vor dem Scherbenhaufen ihres bis dato gemütlichen Lebens. Ihr langjähriger Lebenspartner ist verschwunden, hat nur sieben Umzugskartons mit persönlicher Habe zurückgelassen und die gemeinsame Wohnung zum gleichen Tag gekündigt. Glücklicherweise nimmt ihre Nachbarin Mandy aus dem Hinterhaus sie unbürokratisch auf, da Caro zusätzlich zu Mann und Wohnung den Job verliert. Doch auch dieses Arrangement ist nicht von langer Dauer, als die Leiche von Mandys Bruder, der vor vielen Jahren verschwunden ist, plötzlich hübsch verpackt auftaucht und Mandy deshalb verhaftet wird.

Mein Eindruck:
Wie schon Poldi sagte: „Hast Du Driss am Schuh, hast Du Driss am Schuh!“. Ein Motto, welches Werrelmann in aller epischen Breite für ihre Protagonistin wählt. Der Umgang Caros mit all dem Unglück entbehrt nicht einer gewissen Komik, - sie hat nämlich keinen und fällt deshalb von einem Ungemach in die nächste Katastrophe. Leider sind dabei einige Szenen überspitzt bis absolut unglaubwürdig und insbesondere die vielen Szenen mit Lebensmitteln, die auf mannigfache Art und Weise Körper verlassen, führen zu einem gewissen Grad des Ekels. Anzumerken ist dabei, dass die Autorin in einzigartiger Güte schildern kann – hier ist diese Gabe leider eher unglücklich. Ganz im Gegensatz dazu die Geschichte: Wunderbar schlüssig, das Ende klärt über fast alle Begebenheiten auf, die mordende Person ergibt sich folgerichtig, ohne zu früh bekannt zu sein. Eine Entwicklung der Figuren (insbesondere der Hauptperson) findet statt, das Ende befriedigt auf weiter Strecke und bietet einen rosa Streifen am Horizont für diejenigen, die es verdient haben. Das skurrile Personal ist dabei für den einen oder anderen Schmunzler gut. Das macht Leser glücklich und froh (wenigstens die meisten davon) und sorgt für eine letztendlich doch noch gute Wertung.

Mein Fazit:
Geschichte top, sehr gute Beschreibungsqualität, leider manchmal für die falschen Vorgänge genutzt

Bewertung vom 29.05.2019
Ehley, Eva

Falscher Glanz / Sylt Bd.7


sehr gut

Schmucke Insel

Zum Inhalt:
In einem exklusiven Schmuckgeschäft wird die Leiche des Verkäufers gefunden: Ein fast überirdisch schöner, arabischer Mann mit Smaragden in den eingedrückten Augenhöhlen. Die Polizei von Sylt beginnt mit der Aufklärung des Mordes, unterstützt von einer Staatsanwältin, die noch nicht weiß, dass ihre Familie in den Mord verwickelt ist. Und die Familie des Toten – ein libanesischer Clan aus Berlin – macht sich auf, das Verbrechen auf ihre ganz eigene Art zu vergelten.

Mein Eindruck:
Ehley gelingt es sehr gut, Lokalkolorit einzufangen. Viele bekannte touristische Plätze finden Erwähnung, Urlaubsfreude kommt auf, obwohl die Morde nichts beim Krimileser zu wünschen übrig lassen. Das Personal bietet eine schöne Abwechslung: Erstens ist es nett ausgesucht; Polizisten, Staatsanwältin und Journalist ermitteln gemeinsam, die typischen Probleme außerhalb von kleineren Scharmützeln an der Liebesfront gibt es nicht. Der Fall selbst hat Tiefe und mischt wunderbar alte Motive mit neuen Anforderungen an der Multi-Kulti-Front. Die Aufklärung hat zwar ein paar eher unkonventionelle Momente, - aber wenn ein Genre das darf, dann der Heimatkrimi. Trotzdem rauscht die Geschichte nicht völlig in das Klamaukige ab, das Team ist gut aufeinander eingespielt, Verdächtige, Täter und Opfer wirken glaubwürdig, der Tathergang ist nachvollziehbar und die Personen machen eine Entwicklung durch. Für einen relativ kurzen Krimi (300 Seiten) hat die Autorin damit Einiges geleistet. Dazu bringt sie ihre Geschichte zu einem guten Ende und bedankt sich höflich für die Unterkunft im Roman erwähnten Hotel – Schleichwerbung war nie sympathischer. Einzig die zu oft als auflockerndes Stilmittel benutzten Gedanken zu Essen, Alkohol und Pfunden nervte, ein entspannter Umgang mit Nahrung und Genuss wäre wünschenswert gewesen.

Mein Fazit:
Ein schöner Krimi für Sylt-Liebhaber und solche, die es werden wollen

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.05.2019
Löhnig, Inge

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2) (MP3-Download)


gut

Ein sehr kalter Fall

Zum Inhalt:
Nach dem Fund von Knochen eines Paares, welches schon vor mehr als 70 Jahren den Tod fand, darf Gina Angelucci erst nach einigen Finten ihrerseits ermitteln. Denn ein Täter kann nur solange belangt werden, wie er selber lebt, - andererseits wird das Verfahren eingestellt und bei diesem Doppelmord scheint das höchst wahrscheinlich. Doch Gina sieht sich in der Pflicht, die Identität der beiden Leichen festzustellen und ihre Angehörigen zu finden, um diesen Gewissheit zu verschaffen. Bald wird klar, dass die Vorgänge mit der in Altbruck von Zwangsarbeitern betriebenen Munitionsfabrik zusammenhängen, denn die weibliche Tote kommt aus Osteuropa.

Mein Eindruck:
„Unbarmherzig“ ist eine von Vera Teltz sehr gut interpretierte Geschichte, die sich intensiv mit dem Leben von Zwangsarbeitern in der NS-Geschichte beschäftigt und den Bogen in die heutige Zeit spannt. Sehr interessant und fein recherchiert sind dabei die Blicke in die Vergangenheit, in der Löhnig in gewohnt guter Manier von Ängsten, Hoffnungen und Schicksalsgemeinschaften inner- und außerhalb der Munitionsfabrik schreibt. Alles ist spürbar und perfekt nachzuvollziehen, und obwohl viel Zeit vergangen ist, fühlt man sich den Figuren sehr nah und realisiert das Ausmaß des Schreckens, den die NS-Diktatur über weite Teile Europas gebracht hat. Dagegen fällt der „heutige“ Teil stark ab. Zuallererst stört massiv, dass die größte Unstimmigkeit – ein Toter an der Front mit den Papieren des Erschossenen von Altbruck – nicht geklärt wird. Desweiteren sind die Probleme, die die Autorin hier ihren Charakteren aufzwängt, zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Es gibt eine Familienfehde, die fast affig in ihren Ausmaßen erscheint und – damit auch privat bei Angelucci/Dühnfort nicht nur alles rosarot ist – hat die Familie ein Kind mit Down-Syndrom, welches von dämlichen Rechtsextremen beleidigt und einer psychisch kranken Frau bedroht wird. Das ist dann doch eine Spur zu viel Privatgedöns mit brauner Soße (der Begutachter der Stalkerin ist zusätzlich ein Anhänger der identitären Bewegung). Aber vor allen Dingen fragt sich der geneigte Leser – und auch die Leserin – wie eine Kommissarin, die eine seit Jahren spurlos verschwundene, enge Freundin hat, erst jetzt auf die Idee kommt, nach dieser zu suchen. Schließlich ist Gina Mitglied einer Einheit für Cold Cases, selbst wenn es diese offiziell gar nicht gibt. Da auch hier der Hinweis auf rechte Verstrickungen nicht fehlt – im Moment der Burner bei Krimi-Autoren – wird sich das nächste Buch wohl mit diesem Verschwinden befassen.

Mein Fazit:
Sehr gut in der Vergangenheit, leider zu gewollt in der Gegenwart