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Hornita
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Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 829 Bewertungen
Bewertung vom 11.05.2025
Lehnertz, Waldi

Mord am Schätztag / Siggi Malich ermittelt Bd.2


sehr gut

Unerwartet tiefgründiger Fall;
Dieser zweite Fall für Siggi und seine Freunde hat mir deutlich besser gefallen als der erste Band. Bei der Figur des Siggi hatte ich unweigerlich Waldi vor Augen, was beim Lesen hilft, da das Bild einfach stimmig ist. Der Schreibstil ist nach wie vor etwas einfach und es gibt einige Schwächen bei der Wiedergabe von Details, die man besser hätte recherchieren können. Ab der Hälfte nimmt die Handlung Fahrt auf und dieses mal fand ich den Aufbau der Handlung gelungen. Der Fall ist überraschend interessant und die Jagd nach dem außergewöhnlichen Buch fand ich so interessant, dass ich noch einiges zu den Hintergründen gelesen habe. Im Großen und Ganzen wird dieses Buch von den sympathischen Figuren getragen, wobei ich auch das Setting im Antiquitätenladen gelungen finde. Deshalb von mir vier Sterne, da es auch eine gute Steigerung im Vergleich zum ersten Buch gibt.

Bewertung vom 11.05.2025
Ichikawa, Saou

Hunchback


ausgezeichnet

Schräg, provozierend und sehr eindringlich;
Das kurze Buch, das in einer Stunde gelesen ist, startet mit einem Online-Artikel über sexuelle Praktiken, den die Hauptfigur Shaka Isawa schreibt und aus deren Perspektive das Buch erzählt wird. Trotz der entsprechenden Hinweise zu Beginn war mir das nicht gleich klar, aber man landet danach schnell in Shakas Realität und Gedankenwelt: Ein kranker Körper, der viel Betreuung braucht, viele Dinge, die sie noch nie gemacht hat und nie machen wird und sehr viel Geld, das ihr zwar eine gute medizinische Versorgung sichert, aber ihr quälendes, eingeschränktes Leben nicht verändern kann. Ihre Ideen sind ziemlich schräg und tabulos, vielleicht auch schockierend, aber ich fand es auf eine eindringliche Weise nachvollziehbar, dass ihre Gedanken darum kreisen, was mit ihrem Körper überhaupt möglich ist und welche Erfahrungen sie machen kann und noch machen will. Es wird eine Perspektive beschrieben, die es kaum in die Literatur schafft, weshalb für mich die Nominierung für den Booker Price 2025 vollkommen in Ordnung geht. Dieses Buch ist sicher nicht für jeden was, aber ich finde es empfehlenswert, da es den Horizont erweitert und dem Leser andere Lebenswirklichkeiten eröffnet und damit zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 11.05.2025
Qudan, Rie

Tokyo Sympathy Tower


sehr gut

Schwer einzuordnende, aber empfehlenswerte Utopie;
Das Buch spielt in der Zukunft, in den nächsten paar Jahren an kurzen Zeiträumen jeweils vor und nach dem Turmbau in Tokio. Dabei wird die Geschichte jeweils aus verschiedenen Perspektiven erzählt, es dreht sich aber alles um dieses Gebäude, seine Bewohner und dessen Architektin Sara sowie ihres jungen Freundes. Anfangs hatte ich leichte Probleme, mich zurecht zu finden, aber durch die kurzen Abschnitte und Perspektivwechsel konnte ich mich gut orientieren. Die Themen Gefängnis und Sprache (wie sich die Wahrnehmung verändert wenn man etwas anders nennt), fand ich interessant und sie regen zum Nachdenken an. Gleichzeitig werden einige Themen der Gegenwart, wie Chatbot, politische Korrektheit und Cancel Culture auf ein neues Level gehoben und durch die Übertreibungen wirkte auf mich vieles absurd. Tatsächlich hat mich aber die Geschichte Saras und die Beziehung zu ihrem Freund mehr angesprochen als das eigentliche Thema. Das Thema Ungleichbehandlung wird leider nur kurz angerissen. Alles in allem fand ich die Lektüre interessant und aufgrund der Kürze des Buchs macht man nichts falsch, wenn man mal einen Blick hinein wirft und sich eine eigene Meinung bildet.

Bewertung vom 29.04.2025
Uketsu

HEN NA E - Seltsame Bilder (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Vielschichtig, innovativ und spannend;
Die Vorablorbeeren für dieses Buch sind nicht übertrieben. Es ist wirklich etwas Besonderes. Das Buch ist spannend und die einzelnen Kapitel sind wie Puzzlestücke, die sich zu einem großen Bild zusammen fügen. In den einzelnen Abschnitten geht es ebenfalls um Bilder und weitere Indizien, die mit der Logik klassischer Krimi-Detektive interpretiert und analysiert werden. Der Start mit dem geheimnisvollen Blog, den zwei Studenten versuchen zu verstehen und den darin enthaltenen Bildern, fand ich sehr gelungen. Man bekommt einen Eindruck vom Stil des Buchs, gleichzeitig ist es so spannend, dass man einfach weiterlesen muss. Ich habe es tatsächlich in einem Rutsch durchgelesen und hatte dabei viel Spaß. Der Schreibstil ist sehr gut zu lesen, ein Kompliment an die Übersetzerin, das war sicher nicht einfach aufgrund der eingebetteten Bilder. Als Bonus bekommt man noch einige Einblicke in die japanische Kultur, aber für mich war die bestechende Logik das herausragende Element, da es an die großen Klassiker erinnert.

Bewertung vom 29.04.2025
Koppelstätter, Lenz

Was am Ufer lauert / Ermittlungen am Gardasee Bd.2


sehr gut

Schwächer als der Serienauftakt;
Den Autor kenne und schätze ich aufgrund seiner bisherigen Kriminalromane rund um Commissario Grauner. Der erste Fall für Giovanna Pitti hatte mir mit vier Sternen ganz gut gefallen, aber ich fand diese Fortsetzung leider etwas schwächer. Es werden zu Beginn alle Personen vorgestellt, so dass man auch einen Überblick bekommt, falls man den ersten Band nicht gelesen hat oder auch einfach zur Erinnerung. Bezogen auf den Fall fand ich den Einstieg etwas zäh und langatmig und so richtig hat er mich bis zum Ende nicht gepackt. Die Leichtigkeit des ersten Falls hat mir gefehlt und obwohl die Charaktere sehr sympathisch sind, war es zu viel Familiengeschichte. Es wäre übertrieben zu sagen, dass manche Szenen in Richtung Klamauk abdriften, aber es war für meinen Geschmack selbst für Cosy Crime ein bisschen zu viel Nebensächliches. Der Fall ist interessant und hätte das Potenzial gehabt, um intensiver behandelt zu werden, was der Spannung im Buch sicher gut getan hätte. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass dem Autor das Journalistik Motiv schwerfällt. Von mir gibt es daher 3,5 Sterne.

Bewertung vom 25.04.2025
Mason, Simon

Ein Mord im November - Ein Fall für DI Wilkins


ausgezeichnet

Tolle Unterhaltung trotz kleiner Schwächen;
Anfangs wirkt die Sprache etwas aufgebläht und hochgestochen, aber nach ein paar Seiten hatte ich mich an den Stil gewöhnt, der gut zum Setting passt. Durch eine Verwechslung arbeiten beide DI Wilkins ungeplant und unerwartet zusammen und beide, sehr unterschiedliche, Charaktere wurden glaubhaft geschildert. Die Dynamik, die zwischen beiden herrscht, hat mir gut gefallen und macht das Buch erst so richtig unterhaltsam, ebenso wie die sich entwickelnde Wertschätzung. Der Fall ist interessant, gut aufgebaut und wird glaubwürdig gelöst. Streckenweise spielt er aber etwas im Hintergrund, da die beiden DI Wilkins sehr mit sich beschäftigt sind. Auch wenn Ryan Wilkins eine sympathische Figur ist und als Underdog den Arrivierten sehr erfrischend seine ungefilterte Meinung sagt, so fand ich es etwas unglaubwürdig, dass er es so überhaupt zum DI geschafft hat. Vielleicht wird das in den Folgebänden noch erklärt. Trotz der kleinen Schwächen hat mich das Buch sehr gut unterhalten und bekommt von mir 4,5 Sterne.

Bewertung vom 25.04.2025
Harada, Hika

Das kleine Antiquariat von Tante Sango-san


ausgezeichnet

Die Kraft von Büchern und gutem Essen;
Das Buch wird aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt, der Schwester und Großnichte des verstorbenen Inhabers des Antiquariats. Anfangs fand ich die Perspektivwechsel etwas abrupt und mir war nicht immer klar, wer gerade erzählte. Das hat sich dann aber schnell gegeben, da der Schreibstil angenehm ist und gut zu lesen. Jedes Kapitel ist nach dem gleichen Schema aufgebaut. Es gibt im Antiquariat einen Kunden mit einem Problem oder Buchwunsch, ein oder mehrere Bücher werden vorgestellt und dadurch kommen Erinnerungen an den Bruder bzw. Großonkel auf. In der Regel wird dann noch sehr abwechslungsreich gegessen, das fand ich sehr interessant. Die tröstende Kraft von Büchern und gutem Essen und das Heraufbeschwören von Erinnerungen hat mir gut gefallen. Die Wertschätzung, die dem Onkel dadurch entgegengebracht wird, fand ich sehr passend zum Tenor des Buchs. Durch die gemeinsame Zeit im Antiquariat klärt sich für die Kunden dann auch der Blick auf ihr Problem und ihre Welt. Alles in allem ein wirklich charmantes Buch, das ich empfehlen kann.

Bewertung vom 25.04.2025
Gerhard, Christian

Stimmen der Nebelwälder / Shinwa Bd.1


sehr gut

Außergewöhnlicher historischer Roman;
Der Erzählstil wirkt manchmal etwas hölzern, aber ich denke, dadurch kommt der japanische Flair der damaligen Zeit und das hierarchische, distanzierte System gut zur Geltung. Insgesamt fand ich den Stil angenehm, da er sehr fokussiert ist. Man findet sich sofort im Japan des 18.Jahrhunderts wieder und durch gut dosierte Beschreibungen kann man sich Zeit und Ort sehr gut vorstellen. Die wichtigsten Personen werden sofort vorgestellt, man ist direkt mitten drin im Geschehen. Die Handlung schreitet stetig voran, es gibt regelmäßig Perspektivwechsel und die Kapitellängen fand ich angenehm. Allerdings zog sich das Ganze in der Mitte für mich doch etwas in die Länge, da hätte das Buch etwas straffer sein dürfen. Die Handlung an sich ist gut aufgebaut und mir hat besonders gut gefallen, dass die Perspektiven zweier ungewöhnlicher Frauen berücksichtigt wurden. Man merkt, dass der Autor über fundiertes Wissen verfügt und weiß, worüber er schreibt. Alles in allem eine sehr interessante Lektüre, die streckenweise etwas kurzweiliger hätte sein dürfen, daher mache ich einen Stern Abzug.

Bewertung vom 25.04.2025
Freytag, Anne

Blaues Wunder


ausgezeichnet

Eine richtig befriedigende Lektüre;
Die Geschichte des beruflichen Sommerurlaubs auf dem Meer wird aus den wechselnden Perspektiven der drei Ehefrauen geschildert. Obwohl die Situation als Anhängsel eines erfolgreichen Mannes für alle drei Frauen ähnlich ist, sind ihre Charaktere sehr unterschiedlich und werden sehr treffend beschrieben. Besonders gut hat mir gefallen, dass man durch die Perspektivwechsel die Selbstwahrnehmung der Frauen mit der Wahrnehmung der anderen abgleichen konnte, das war sehr interessant und hat auch die Entwicklung der Charaktere abgebildet. Es deutet sich an, dass der Despot am Ende sein blaues Wunder erleben wird und die Spannungskurve des Buches ist toll gemacht. Ich hatte viel Hoffnung und Vorfreude auf das Ende. Das Buch stellt wichtige Fragen, was macht glücklich und zufrieden und wann verliert man sich? Ich fand es sehr gut und habe die drei Frauen sehr gerne auf ihrem Weg der Selbstermächtigung begleitet.

Bewertung vom 20.04.2025
Lind, Hera

Um jeden Preis


sehr gut

Ein erzählenswertes Leben;
Zu Beginn schildert Lydia ihr Leben aus ihrer Perspektive und man muss sich auf einiges gefasst machen. Das Lesen ihrer Fluchtgeschichte und die schwere Arbeit als Zwangsarbeiterin in Sibirien sind unglaublich hart. Die deutschen Spätaussiedler wurden nicht menschlich behandelt und umso bemerkenswerter ist es, wie sie das mit so viel Charakter und menschlicher Stärke durchgehalten hat. Ich fand das sehr lesenswert, da mir viele Details nicht bekannt und nicht bewusst waren und den heutigen Luxus in Relation setzen. Irgendwann kommen dann die Perspektiven ihrer Kinder dazu und das fand ich sehr erfrischend, weil es das Ganze aufgelockert hat und verschiedene Perspektiven zu ein und demselben Erlebnis gezeigt hat. Ich hatte bisher noch nichts von Hera Lind gelesen, finde ihr Konzept aber sehr überzeugend. Trotzdem mache ich einen Stern Abzug, da das Buch gerade in der ersten Hälfte einige Längen und Wiederholungen hat, die man erst einmal überwinden muss.