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Jonas R
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Göttingen

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Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 18.04.2020

Spiele-Comic Krimi: Sherlock Holmes - An der Seite von Mycroft


gut

„An der Seite von Mycroft“ ist der fünfte Spiele-Comic aus der Krimi-Serie, geschrieben und gezeichnet von CED und Boutano.

Dieser Spiele-Comic enthält drei Fälle, in denen Sherlock Holmes gemeinsam mit seinem Bruder Mycroft ermittelt. Beim Lesen/Spielen kann man selbst entscheiden, ob man als Sherlock oder als Mycroft unterwegs ist – in bestimmten Situationen bekommt Sherlock Zusatzinformationen, in anderen Situationen erfährt Mycroft mehr.

Die drei Fälle behandeln einen Mord in Indien unter britischer Kolonialherrschaft, einen Diamantenraum in einem Hotel in Südfrankreich, und einen mysteriösen Todesfall auf einem großen Passagierschiff. Als durchgehende Aufgabe versucht man, möglichst viele Porträts von Queen Victoria zu finden. Durch kleine, ergänzende Rätsel, die für das Aufklären der Fälle unerheblich sind, wird der Spielcomic aufgelockert; außerdem ermöglichen sie, mehr Porträts der Queen aufzuspüren.

Die Fälle sind nicht völlig offensichtlich. Ihre Lösung wird erschwert dadurch, dass viele Details nicht zu Ende gedacht sind. So sind die Motive der Schuldigen nicht in allen Fällen klar oder nicht stimmig. Inkonsequent ist auch, dass in manchen Bildern winzige Details sehr wichtig sind, in anderen aber achtlos (?) Elemente eingebaut sind, die schlicht unlogisch sind. Das schmälert leider den Spaß beim Rätseln.

Mein Tipp: Nicht über Motive nachdenken, sondern lediglich über den Tathergang, und auch dabei annehmen, dass sowohl die Schuldigen als auch die übrigen Verdächtigen sowie manche Bilddetails nicht konsequent gehandhabt sind.

Bewertung vom 18.04.2020
Sullivan, James A.

Die Granden von Pandaros (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Die Granden von Pandaros“ handelt von den Köpfen zweier Schattenkonzerne. Cosima Aberson und John A. Glennscaul sind waghalsige, gierige, hochintelligente Bosse, die sich noch aus Jugendzeiten kennen, aber seit vielen Jahren eine hasserfüllte Fehde zwischen ihren halbkriminellen Unternehmen ausfechten. Nachdem sie zwei Jahre gemeinsam auf einem halbzerstörten Frachter in der Einsamkeit des Alls festsaßen, werden sie von Yuka Manderton, Captain des Luxus-Raumschiffs Inanna, gerettet. Die Granden planen eine fulminante Rückkehr zu ihren jeweiligen Schattenkonzernen und sind dafür sogar bereit, noch ein wenig länger zusammenzuarbeiten. Als sie mitbekommen, dass auf der großen Auktionswoche, die auf der Inanna stattfindet, ein wertvolles KI-Modul gestohlen wird, entwenden sie den Dieben unbemerkt ihre Beute und machen sich davon. Dadurch allerdings haben sie auf einen Schlag mehrere mächtige Verfolger am Hals – und in ihren Schattenkonzernen ist natürlich auch nicht mehr alles wie vor zwei Jahren. In die Ecke gedrängt, müssen John und Cosima sich etwas Besonderes ausdenken – und ringen gleichzeitig weiter mit gegenseitigem Misstrauen und ihren Erinnerungen an eine gemeinsame Vergangenheit.

James A. Sullivan entführt uns in eine Abenteuergeschichte vor Weltraumkulisse. Actionszenen und elaborierte Raubzüge/ Heists wechseln mit ruhigeren Abschnitten, in denen die Figuren ihr Verhalten und ihre Beziehungen im Gespräch ausloten. Futuristische Gadgets und politisch-soziale Vorstellungen bilden so etwas wie die Hintergrundmusik. Sie vereinen sich im Motiv der KIs: Mächtiger künstlicher Intelligenzen, deren Einfluss zahlreiche Aspekte der Zukunft durchdringt, wie Sullivan sie uns präsentiert. Die KIs haben dabei deutlich übermenschliche Züge, werden aber doch als Persönlichkeiten beschrieben. Überhaupt ist die tiefe Menschlichkeit eine der Stärken des Romans, der sich nicht in Futuristik und Technikbegeisterung verliert, sondern seine Figuren und ihre Motivationen in nachvollziehbaren Gefühlen, Gedanken und Erinnerungen begründet. Gut finde ich auch, dass Sullivan Details wie ein bedingungsloses Grundeinkommen und Schutz der Privatsphäre als Grundpfeiler der zukünftigen Gesellschaft einflicht. Auch, dass zumindest beiläufig queerfreundliche Aspekte vorkommen, ist positiv.

Mir gefällt außerdem, dass Sullivan zwar mit dem Motiv der entzweiten Freunde spielt, die verbitterte Feinde werden, um schließlich doch wieder aufeinander zuzugehen, dass er aber nicht ins Abgelutschte abrutscht, sondern Cosima und John bis zum Schluss die Freiheit lässt, an Misstrauen und Rivalität festzuhalten. Er widersetzt sich damit dem Klischee, es gäbe ein simples Rezept, um Feindschaft zu überwinden (z.B. „zwei Jahre gemeinsam auf einem im Weltall treibenden, defekten Frachter“). Die Kooperation zwischen den Hauptfiguren bleibt fragil und bedarf des Vertrauensvorschusses. Ihre Vorgeschichte wird Stück für Stück gekonnt entfaltet.
Sullivan hat ein gutes Händchen für schöne Szenenübergänge. An etlichen Stellen haben mich die eleganten Wechsel erfreut, ohne dass die Anschlüsse je gekünstelt gewirkt hätten. Weniger überzeugt hat mich hingegen die Art, in der John sehr rational über sich, Cosima und ihr beider Verhalten räsoniert, obwohl das Thema wie auch die jeweiligen Gesprächssituationen belastend und stressig sein dürften. Trotzdem gefällt mir, dass der Roman dem Dialog über charakterliche Eigenschaften und Verhalten immer wieder Raum gibt.
Wer eine spannende Abenteuergeschichte mit Elementen von Heists und Thrillern im Weltall lesen möchte und Freude an intelligent beschriebenen sozialen Beziehungen hat, dem kann ich „Die Granden von Pandaros“ empfehlen.

Bewertung vom 09.03.2020
Vogt, Judith C.;Vogt, Christian

Wasteland


ausgezeichnet

„Wasteland“ von Judith und Christian Vogt ist ein temporeicher post-apokalyptischer Roman, dessen dystopische Welt auch Ansätze einer Utopie birgt. Die Geschichte um zwei junge Menschen, die ums Überleben kämpfen, zusätzlich aber auch noch einem Rätsel auf der Spur sind, ist spannend geschrieben.

Im Jahr 2064, in dem die Geschichte spielt, leidet die Welt immer noch an den Folgen eines Krieges etwa 25 Jahre zuvor, in dessen Zuge auch Kampfstoffe eingesetzt wurden, die die bewohnten Gebiete tödlich verseuchten. Noch immer sind viele Regionen Todeszonen. Wer überleben will, bewegt sich in den unverseuchten Bereichen. Hier herrschen Gangs wie die Brokes, mit toxischem Dominanzgebaren und Freude an Gewalttätigkeit. Außerdem gibt es religiöse Gruppen, die auf diejenigen herabsehen, die an andere Wahrheiten glauben als sie selbst. Als eine utopische Oase im Ödland wird der Handgebunden-Markt gezeigt, an den die eine Hauptfigur, Laylay, per Motorrad mit ihrem Vater reist. Hier lebt Zeeto, der andere Protagonist, in einer inklusiven Gemeinschaft, die von Solidarität und Toleranz geprägt ist. Die Leute vom Markt bezeichnen sich selbst als „Hoper“, die Mitglieder der Gangs erhalten hingegen „Toxxer“ als Fremdbezeichnung.

Das Worldbuilding ist effektiv und leichtfüßig mit der Story verflochten, indem wir die Geschichte kapitelweise aus der Sichtweise je einer der beiden Hauptfiguren erzählt bekommen. Aspekte der Welt werden nach und nach eingeführt, wenn es sich organisch ergibt. Zeetos Ich-Erzählung ist in der Gegenwartsform geschrieben, Laylay berichtet in der Vergangenheitsform. Vereinzelt tritt als dritte Erzählperspektive noch eine Nebenfigur hinzu: Root, eine Art Tech-Priester der Brokes. Seine Kapitel sind nicht in der ersten, sondern in der dritten Person geschrieben. Durch die Perspektivwechsel kommt keine Langeweile auf, und die Beschreibung der Welt ist nie Selbstzweck, sondern dient stets der Handlung. Zusätzlich wird sie hier und da mit einer Portion Meinung der jeweiligen Erzählstimme gesalzen.

Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Die Handlung ist reich an Action und Tempo, das Setting ist mit vielen guten Ideen unterfüttert – von Aussagen über die Tier- und Pflanzenwelt bis hin zu Beschreibungen der über die Apokalypse hinweg geretteten Technologie. Die Geschichte wird abwechslungsreich und mit Witz und Wucht erzählt, die Vögte halten sich nicht zurück. Das Finale empfand ich allerdings als zu hektisch und überladen. (Ähnlich ging es mir mit der Verlorenen Puppe, einem anderen Roman des Schreibteams: Auch hier waren mir, bildlich ausgedrückt, die Regler am Schluss zu rasant hochgedreht.) Ganz sicher bin ich nicht, aber vermutlich ist mir die Steigerung des Tempos jeweils zu abrupt. Für andere mag genau das ein Pluspunkt sein. Der Schwenk zurück zu mehr erzählerischer Ruhe im kurzen, letzten Teil des Romans ist wiederum gelungen.

Schön finde ich Symmetrien wie die Tatsache, dass im ersten Teil Zeeto hinter Laylay auf dem Motorrad sitzt, das Baby zwischen ihnen. Am Schluss hingegen sitzt Zeeto vorn, Laylay hinten, das Baby wieder zwischen ihnen. Gefallen hat mir auch der sprachliche Humor und die leicht nerdig angehauchten Anspielungen, die in den Roman eingestreut sind. Beispielsweise freu ich mich darüber, dass auch in der Postapokalypse noch Rollenspiele gespielt werden. :)

Einige weitere Highlights, beliebig herausgepickt:
- Die Aussagen über Liebe auf S. 236f. (Auch Zeetos Begründung, warum er Laylay liebt: S. 238).
- Die Sexszene mit allen „unpassenden“, unerotischen Gedanken und Elementen: Großartig!
- Das G-Max
- Root wird im Futur II gesprochen haben. Simpel, schräg, geniale Idee.

Bewertung vom 31.12.2019
Krzywik-Groß, Mike; Demirtel, Eevie; Rauchfuß, Marcus; Vogt, Christian; Exter, Torsten; Holzhauer, Stefan; Mützlitz, Henning; Lange, Christian; Schweikert, Stefan; Vogt, Judith C.; Wiesler, André; Karschnick, Ann-Kathrin

Eis und Dampf (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Schöne Sammlung von abwechslungsreichen Kurzgeschichten, die die Vielfalt der Steampunk-Welt auskosten, die das Autorenehepaar Judith & Christian Vogt mit ihrem preisgekrönten Roman "Die zerbrochene Puppe" geschaffen haben. Verschiedene Autor*innen entführen uns in ein alternatives 19. Jahrhundert, in dem die Nordhalbkugel seit dem Mittelalter von einer Eiszeit geplagt wird. Figuren und Themen des genannten Romans werden wieder aufgegriffen, aber auch viele neue Charaktere und Schauplätze eingeführt. Die Geschichten sind ideenreich und unterhaltsam geschrieben.

Bewertung vom 31.12.2019
Vogt, Judith; Vogt, Christian

Die zerbrochene Puppe (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die zerbrochene Puppe ist ein großartiges Buch, das einfallsreich die Geschichte des Künstlers Naðan erzählt, dessen Frau – ein brillante Wissenschaftlerin – von lebenden Leichen ermordet wird. Anschließend wird auch noch ihr Körper gestohlen. Nachdem die Behörden aufgeben, verfolgt Naðan auf eigene Faust die Spur zum Drahtzieher. Unterstützt wird er durch die Porzellanpuppe, die seiner Frau gehörte, und die seit ihrem Tod zu ihm spricht.

Naðans Reise führt ihn durch ein alternatives Europa, dass nach einem Vulkanausbruch vor Jahrhunderten in eine tiefe Eiszeit geraten ist. Luftschiffe ziehen durch den Himmel, friesische Piraten sorgen für Angst und Schrecken, und das Gerücht geht um, dass jemand aus den Körpern von Verstorbenen künstliche Menschen herstellt. Naðan ist kein typischer Held, und das Autorenpaar beschreibt einfühlsam seine Verletzlichkeit, seinen Schmerz, aber auch seine Willenskraft und seine Gratwanderung am Rande des Wahnsinns. Die zerbrochene Puppe pendelt zwischen Phantastik und Horror, zwischen dem Elend des Protagonisten und der wild vorandrängenden Handlung, die uns zu faszinierenden Schauplätzen und interessanten Persönlichkeiten führt. Das alles ist anschaulich und schwungvoll geschrieben und macht Lust auf mehr. [Geheimtipp: Es gibt mehr, zum Beispiel den Roman „Die verlorene Puppe“ (also nicht die zerbrochene) und die Kurzgeschichtensammlung „Eis und Dampf“.]

Potenziell triggernde oder problematische Inhalte von "Die zerbrochene Puppe" sind laut der Homepage des Autorenteams: Gewalt, Horror, emotionales Trauma, Darstellung von Sex.

Bewertung vom 31.12.2019
Vogt, Judith;Vogt, Christian

Die verlorene Puppe


ausgezeichnet

"Die verlorene Puppe" ist ein phantastischer Roman vom Ehepaar Judith und Christian Vogt, der in einem alternativen 19. Jahrhundert spielt, in dem eine Eiszeit herrscht. Er erzählt die Geschichte einer Zirkustruppe, deren Luftschiff von Fremden über den Atlantik entführt wird. Wie sich im Lauf der Zeit herausstellt, ist in diesem Zirkus aber nicht alles so, wie es scheint…

"Die verlorene Puppe" ist der zweite Roman der Vögte, der in der Welt von "Eis und Dampf" spielt.

Hauptfigur ist der Akrobat Ferenc, ein Roma aus dem Badi-Clan. Seine Zirkusgefährten sind ein bunter Haufen: Sie stammen nicht nur aus Europa, das unter dem Eis und der Kälte leidet, sondern zu ihnen gehören auch ein Inder (mit dem letzten Mammut der Welt), eine chinesische Trapezkünstlerin und eine zentralafrikanische (?) Messerwerferin. [Falls ihre Herkunft im Buch genauer benannt ist, habe ich es leider vergessen.] Ferenc ist zwar ein wagemutiger Draufgänger, aber hilflos verliebt in seine Trapezpartnerin Yue.

Als der Zirkus von seltsamen Fremden angegriffen und mitsamt seinem Luftschiff entführt wird, um über den Atlantik zu fliegen, steigt die Anspannung in der Truppe. Und welche geheimen Motive verfolgen einzelne der Zirkusmitglieder?

Von diesem Ausgangspunkt erzählen die Vögte ihre Abenteuergeschichte schillernd und temporeich. Die Haupthandlung wird durch kurze Auszüge aus dem Fahrtenbuch eines anderen Luftschiffs unterbrochen, wodurch wir in knapper Form von den Protagonisten des vorangegangenen Romans erfahren, die auf ein neues Abenteuer aufgebrochen sind und schließlich auch für die Haupthandlung relevant werden.

Während in der "zerbrochenen Puppe" (dem ersten Roman) die einzelnen Kapitel im Untertitel durch Ausdrücke aus der Malerei charakterisiert werden, geschieht dasselbe in der "verlorenen Puppe" durch Vergleiche mit Zirkusnummern bzw. Attraktionen aus der Schaustellerei. Der Kniff funktioniert sehr gut, und auch wenn ich den Wunsch verstehe, im Titel an den ersten Roman anzuschließen, hätte ich einen Titel wie „Der entführte Zirkus“ oder etwas Ähnliches passender gefunden. Denn die namengebende Puppe spielt zwar eine wichtige Rolle, aber über lange Zeit dominieren doch andere Themen die Handlung.

Von solch kleiner Krittelei abgesehen: "Die verlorene Puppe" hat mich gut unterhalten. Es war für mich zwar kein „page turner“, den ich nicht hätte aus der Hand legen können, und auch mit dem fulminanten Schluss bin ich nicht ganz warm geworden. Aber mir wurde nie langweilig, und ich habe den Einfallsreichtum und die Sprache der Vögte genossen. Mir gefällt außerdem, wie sie einerseits marginalisierte Personen zu Handlungsträgern machen, Stereotype aufbrechen und sowohl eurozentrische Gewissheiten als auch andere „privilegierte“ Überzeugungen unserer Zeit hinterfragen, andererseits ein actionreiches, pulpiges Abenteuer erzählen. Nicht zuletzt mag ich daran, dass wichtige und spannende Themen wie nationale Rivalitäten, imperiale Interessen und Machtpolitik, künstliches Leben, Schicksal und Entscheidungsfreiheit, und die problematische Ausnutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse für militärische Zwecke angerissen werden.

Die Autoren nennen auf ihrer Homepage als potenziell triggernde oder problematische Inhalte des Buchs: Horror, Gewalt, Verdrängung, Menschenopfer, Rassismusdarstellung (speziell Roma), Darstellung von Sex, Chinadoll-Trope. Das würde ich ergänzen um Tod, Selbstmord, Sklaverei, Gehirnwäsche/mentale Programmierung (mittels fiktiver Technologie).

Zufrieden bin ich auch mit der verlagsseitigen Gestaltung des Buchs: Layout & Typographie (wovon ich wenig Ahnung habe), Korrektorat und Lektorat, die Gestaltung des Einbands, das Begleitmaterial (Personenverzeichnis und Karte) und die Bindung des Softcovers überzeugen mich. Schade, dass der Verlag Feder & Schwert 2019 in finanzielle Probleme geriet! Ich wünsche mir, dass solche Bücher weiterhin durch gute Verlagsarbeit betreut und publiziert werden können.

Bewertung vom 21.09.2017
Donkor, Esther

Wurzelbehandlung


sehr gut

"Wurzelbehandlung" ist in erster Linie ein Reisebericht, in zweiter Linie Selbstreflexion über das Leben als Schwarze in Deutschland, ausgegrenzt in der eigenen Heimat und fremd in der Heimat des Vaters. Unprätentiös, ehrlich, kritisch und selbstkritisch fragt das Buch nach Identität und Vorurteilen (in Deutschland und in Ghana), aber widmet sich auch den Unterschieden in den Lebenswelten und im Konsumverhalten. Dabei ist es nicht belehrend oder schwülstig, sondern angenehm und kurzweilig zu lesen. Wer Freude hat am Perspektivwechsel, am Hinterfragen von Gewohnheiten und Überzeugungen, die wir meist gar nicht so recht wahrnehmen, dem kann ich das Buch empfehlen.