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Benutzername: 
Uli Geißler
Wohnort: 
Fürth/Bay.

Bewertungen

Insgesamt 768 Bewertungen
Bewertung vom 03.08.2016
Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben
Haig, Matt

Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben


sehr gut

Gesunde Gedanken über eine oft verkannte Krankheit

Der Autor hat gleich zu Beginn zweierlei geschafft: erstens, dass er sich selbst heilend gewagt hat, seine eigenen Geschichte für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, zum anderen, dass er das Interesse der Öffentlichkeit wecken konnte, seine persönliche Geschichte erfahren zu wollen. Mag sein, dass der Titel – so wie bei mir – dazu beitrug, denn der darin enthaltene Optimismus trägt all diejenigen, welche von der beschriebenen Belastung und Krankheit nicht erfasst sind.

Matt Haig beschreibt in geradezu erstaunlich leichter Weise seine eigenen Erfahrungen, die sich langsam entwickelnde Erkrankung, seine Gedanken und Gefühle. So vermittelt er Erzählstil eine ganze Reihe von Fakten über das Wesen der Krankheit und informiert, ohne ein Fachbuch verfasst zu haben. Das ist authentisch und wer nicht selbst unter Depressionen leidet oder litt, kann sich zumindest besser in so eine Lage hineinversetzen.

Eine Verbindung zur Welt stellt er her, indem er auch über andere Erkrankte berichtet oder darstellt, wie die Krankheit sich unterschiedliche Erscheinungsweisen sucht und sich bei jeder und jedem Betroffenen sehr individuell zeigt.

Er stellt fest und legt offen, dass Depressionen oftmals längst da sind, bevor man sich dessen vielleicht bewusst ist, aber zum Glück benennt er auch immer wieder hilfreiche Möglichkeiten, damit umgehen zu können. Freilich kein Allheilmittel und sicher nicht die einzige oder starke Hilfe macht er doch deutlich, dass einen wesentlichen Anteil an einem Lebenserhaltenden Umgang mit der Krankheit gute Beziehungen und Kontakte zu und mit anderen Menschen beitragen können.

Ob das Buch von Depression gepeinigten Menschen helfen kann, wage ich zu bezweifeln, die enthaltenen Verhaltensweisen, Zusprüche, Lebensbejahenden Aspekte und Gründe und die vermittelte innere und äußere Haltung der Krankheit gegenüber im erlebten Alltag einer erkrankten Person, könnten es meiner Ansicht nach jedoch. Ein ermutigendes Buch über eine verkannte und vielfach im Verborgenen verbreiteten Krankheit mit einem angedeuteten Weg aus dem Dunkel ins lichte Leben. (c) Uli Geißler, Fürth/Bay.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.07.2016
Leberkäsjunkie / Franz Eberhofer Bd.7
Falk, Rita

Leberkäsjunkie / Franz Eberhofer Bd.7


gut

Vegetarische Ermittlungen

Das trifft den Eberhofer, ganz besonderer Kommissar aus Niederkaltenkirchen schon sehr: seine Cholesterin-Werte sind so hoch, dass ernährungsrelevante Konsequenzen auf den Fuß folgen und Oma plötzlich ganz anders kocht als bisher. Es ist auch noch ein grausiger Mord in Liesl Mooshammers Pension geschehen. Der ginge den Franz an sich nichts an, aber zum Einen geriet der örtliche angolische Fußballer als Mordverdächtiger ins Visier, zum anderen wurden die Ermittlungen an den Staatsbeamten übertragen. So macht er sich zusammen mit seinem alten Freund und Ex-Arbeitskollegen Rudi Birkenberger dann doch an die Arbeit.

Die Vaterpflichten für das samt Mutter Susi getrennt von ihm lebenden Söhnchen Paul bereiten ihm auch gelegentlich Sorgen und auch das Sohn-Dasein bei dem kiffenden und bisweilen liebesblind im „dritten Frühling“ handelnden Vater tragen nicht immer zur inneren Harmonie bei.

Wie immer macht es Spaß, das so aufgescheuchte Leben in der ländlichen Idylle zu verfolgen, sich anhand lokalgefärbter Beschreibungen, aber auch manchmal etwas banaler oder schlichter Unterhaltungen eines - in Wirklichkeit fiktiven – Alltags im Dorf hineinzuversetzen und gewissermaßen mit zu ermitteln, mit zu leiden und sich mittendrin zu fühlen.


Hilfreich für alle Dialekt-Unkundigen ist das kleine Bayrisch-Glossar am Ende des Buches und wer die Rezepte der Oma nachkochen möchte, findet einige davon – wie in jedem Band der Reihe – abgedruckt.

So ist der siebte Fall dieser Reihe wieder eine manchmal skurrile und unterhaltsame Lektüre, wenngleich die Spannung und Erzählkraft dieses Mal als etwas „flau“ zu bezeichnen sind und manchmal aufgrund des breit dargestellten komplexen Privatlebens des Protogonisten gewisse Längen erzeugt.

Bewertung vom 15.03.2016
Nullnummer
Eco, Umberto

Nullnummer


gut

Wahrheiten zu fiktiven Spekulationen

Die Idee scheint gut: ein Zeitungsprojekt soll letztlich als Verhandlungsmasse für die eigene Karriere des eher fadenscheinigen Verlegers und Herausgebers Vimercate – mit nur wenig Phantasie als Silvio Berluscconi zu identifizieren - dienen. Chefredakteur Simei soll Nullnummern mit Enthüllungen und Bloßstellungen über mehr oder weniger bedeutende Persönlichkeiten verfassen, welche dann durch erpresste Unterlassungsforderungen den Zugang in die Welt der bedeutenden Medienmacher, vor allem aber in höchste politische Kreise ermöglichen sollen. Eine perfide Idee, welche durchaus einen gewissen Lesereiz ausstrahlt.

So entwickelt der bislang nur mäßig erfolgreiche Journalist Colonna unterstützt von seinem Kollegen Braggadocio unter anderem eine wohl recherchiert scheinende Fiktion um die Ermordung des Benito Mussolini – als „Mythomane“ bezeichnet – und gleichzeitig arbeitet der „Enthüllungsjournalist“ an einem Buch, welches sich mit dem durch ihr eigenes Handeln versursachten Skandal beschäftigt.

Eine eingestreute Nebenhandlung einer Liebesbeziehung zu seiner Kollegin Maia lässt die Figur des Colonna etwas menschlich glaubhaft erscheinen, doch so wirklich lebendig wird der Roman auch dadurch nicht. Viel zu viel Details, viel zu viel Gerede ohne mitnehmende Dynamik quälen geradezu trotz vieler offenbar gut recherchierter Fakten und belegbarer Wahrheiten aus der Nachkriegsgeschichte. Viele Bezüge büßen allerdings als Bestandteil der erfundenen Geschichte gleich wieder an historischer Qualität ein oder wirken wie erdachtes Beiwerk plötzlich haarsträubend.

An sich ein Medienkritischer, auch ein geradezu satirischer Thriller, verwirkt die verfasste Vielschichtigkeit den Anspruch, „Nullnummer“ sei ein guter Roman. Es fehlt irgendwie der zündende Plot. Die kritische Darstellung eines korrupten Geschehens in der italienischen Gesellschaft gelingt nur bedingt. Es bleibt ein etwas durchwachsenes Gefühl für einen durchschnittlichen Roman.

© 3/2016, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

Bewertung vom 16.02.2016
Das Buch der Zumutungen
Siepen, Stefan aus dem

Das Buch der Zumutungen


sehr gut

Fragmente von Lebensweisheiten

Wer die Romane „Der Riese“ und viel mehr noch „Das Seil“ des Autors gelesen hat, wird erwartungsvoll auch dieses Buch in die Hand nehmen und sich auf außergewöhnlichen Lesegenuss freuen.

Schon nach wenigen Abschnitten weicht die Vorfreude auf ein Eintauchen in eine neue Erlebenswelt dem etwas unruhigen Gefühl, immer nur einen kurzen Blick auf eine Begebenheit werfen zu können und eilig weiterhasten zu müssen.

Eben nur kurze Betrachtungen und Positionen sind es, der Autor weniger als Erkenntnis, denn als Meinung zu willkürlich gewählten Alltagsbereichen, -themen oder –ereignissen zur Disposition stellt. Mal gelingt es ihm humorvoll ein wenig Kulturkritik oder Staunen, ein anderes Mal fast Zustimmung heischend Plattitüden wohlfeil und eloquent formuliert als allgemein anerkannte Erkenntnis zu notieren.

Die kurzen Positionen und fein ziseliert beschriebenen Beobachtungen lassen einen mal schmunzeln, mal widersprechen oder zustimmen. Stets aber gelingt es dem Autor, dass die man als Leser (und sicher auch als Leserin) sich und das selbst Erlebte ins Verhältnis zueinander setzt. So sind seine Texte keine nachhaltig anhaltende Grundlegungen für das Leben, sondern beschriebene Augenblicke und ebenso kurze Empfindungen. Und doch lässt sich ein geradezu selbsttätiges Kopfnicken bei sich selbst wahrnehmen, egal, ob es Zumutungen des täglichen Lebens, der ersten und letzten Dinge, über Kunst und Künstler, Literatur und Schriftsteller, den falschen und unschönen Gebrauch der deutschen Sprache, Sport und Sportler oder einfach vermischte geht.

Das Buch ist sicher kein literarischer Fünf-Sterne-Spitzentitel (siehe demgegenüber die beiden anfangs genannten Titel des Autors), auch ist es in keiner Weise wichtig, doch überflüssig ist es auch nicht, denn es ist anregend, interessant in seiner Mischung der Themen und Wahrnehmungen, humorvoll und geistreich, sprachlich sauber und durchgängig unterhaltsam und Zeitgemäß zudem, folgt es doch dem sicher von Herrn aus dem Siepen unleidigen Trend nach Knappheit. Daher ist es für die Leserinnen und Leser sicher nur eine geringe Zumutung, sich hin und wieder den Kulturkritischen Reflexionen auszusetzen. Wem es zu viel wird, macht einfach das Licht aus und schläft über das Gelesene hinweg.

© 2/2016, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

Bewertung vom 10.11.2015
Das ultimative Bastelbuch

Das ultimative Bastelbuch


gut

60 schöne Ideen zum kreativen Tun

Selbstgebasteltes als Geschenk oder auch für das eigene Wohnumfeld hat wieder Konjunktur. Da kommt es ganz gelegen, dass dieses Buch 60 tolle Anregungen bietet, aus Papier, Perlen, Modelliermasse oder Holz reizvolle Deko-Objekte herzustellen. Für die unterschiedlichsten Geschmäcker lassen sich Anleitungen finden.

So kann man witzige Blumenstecker, eine wohlriechende Grußkarte, fröhliche Türschilder oder lustige Erdmännchen, glitzernde Schmuckstücke oder Aufstellfiguren, Geschenkanhänger, Aufbewahrungsdöschen, ein praktischer Serviettenkasten, Holzobjekte als Zaun- oder Gartenschmuck, Schlüsselanhänger oder Vogel-Nistkästen nachbasteln.

Vor aller Werkelei sollte man jedoch die erst am Ende des Buches zu findenden Allgemeinen Anleitungen zum Umgang mit den Werkstoffen samt erläuternder Illustrationen betrachten und sich aneignen. Da wird dargestellt, wie die Papiermotive gestaltet oder auch plastische Effekte erzeugt werden können oder wie die Aufsteckreihenfolge für die Papiersterne vorzunehmen ist. Weiter wird gezeigt, wie die Perlen aufzufädeln und die Bänder zu verknoten sind, damit die Ergebnisse stimmen, Hilfen für die verschiedenen Muster dargestellt, das Modellieren erklärt, wie Salzteig hergestellt wird und wie er zu bearbeiten oder was bei der Holzbearbeitung zu beachten ist. Abschließend finden sich für alle Beispiele im Buch die Vorlagen zum Durchpausen oder Abschauen.

Jeder Bastelvorschlag ist großzügig auf einer Doppelseite mit großformatigen Farbfotos und nötigen Illustrationen abgebildet, es gibt eine übersichtliche Materialleiste, den Hinweis auf die Größe des Objekts und die passende Vorlagenskizze oder den jeweiligen Vorlagenbogen. Das macht es allerdings gleichzeitig schwerer, völlig frei eigene Ideen umzusetzen, da der Hang, sich sehr eng an die Vorlagen zu halten, doch sehr stark sein wird. Mir hätte es besser gefallen, wenn die Techniken anhand eines Beispiels vorgestellt und dann aber noch weitere Hinweise zur Entwicklung eigener Gestaltungsideen gegeben worden wären.

Die Motive und Objekte gefallen sowohl Eltern als auch Kindern und das gemeinsame Basteln bereitet auf jeden Fall Freude. Das Buch wird vor allem diejenigen ansprechen, welche möglichst perfekt und getreu den Vorgaben ihre Kreativität umsetzen wollen.

© Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.