Benutzer
Benutzername: 
Bücherwurm

Bewertungen

Insgesamt 302 Bewertungen
Bewertung vom 21.08.2025
Santos de Lima, Gabriella

Wie du liebst / Fleur de Lavande Bd.1


ausgezeichnet

Nachdem ihr 3. Buch veröffentlicht wurde, benötigt Autorin Viola eine Sommerpause und reist zu ihrer Freundin in die Provence, wo sie die Ferien auf dem Gut der Familie verbringen möchten. Unerwartet mit von der Partie ist Lucas - der Bruder ihrer besten Freundin und eigentlich sind sich die beiden spinnefeind. Doch nach und nach kommen sie sich näher als Viola lieb ist und obwohl Lucas etwas vor ihr zu verbergen scheint, entstehen Gefühle, mit denen sie nicht gerechnet hätte.

Schon auf den ersten Seiten hat mich dieses Buch vollkommen gepackt: Das wunderschöne Setting, der vereinnahmende Schreibstil, die Emotionen der Figuren und die interessanten Hintergrundthemen haben mich nicht mehr losgelassen.

Viola als Hauptfigur empfand ich als sympathisch und ich konnte sehr mit ihr mitfühlen. Gleichzeitig entwickelte sich ihre Persönlichkeit allerdings erst zum Schluß weiter und sie wirkte über den Roman hinweg etwas wehleidig, was mich manchmal etwas genervt hat. Ihr männlicher Konterpart Lucas hatte mich hingegen sehr schnell für sich gewonnen: geheimnisvoll, nachdenklich, stark, aber ohne dieses abweisende Klischee, das man oft in New-Adult-Romanen findet. Beide Protagonisten verhalten sich erwachsen, kommunizieren überwiegend direkt miteinander und lernen sich wirklich kennen. Das hatte für mich viel mehr Niveau als in vielen anderen Geschichten des Genres. Ich wollte stets wissen, was sich nun hinter Lucas' Geheimnis verbirgt! Mir haben zudem die Nebenfiguren und die anklingenden Nebenhandlungen für die zukünftigen 2 Bände gefallen und Neugierde geschürt. Dazu kam die Thematik rund um die Autorenwelt der Protagonistin Viola sowie das emotionale Gepäck, das beide Hauptfiguren mitbringen – beides verlieh der Handlung angenehme Tiefe.

Das Setting in der Provence ist einfach traumhaft und macht das Buch zur perfekten Sommerlektüre. Man kann die warmen Farben, die Düfte und die Atmosphäre fast spüren. Unterstützt wird das Ganze von Gabriella Santos de Limas wunderschönem Schreibstil, der einen sofort in seinen Bann zieht. Ein weiteres Highlight für mich war die moderne Textgestaltung mit E-Mails, Violas-Kopflisten und WhatsApp-Nachrichten. Das sorgte für Abwechslung und einen besonders angenehmen Lesefluss.

Fazit: Fleur de Lavande ist ein gefühlvolles, reifes und zugleich leichtes Sommerbuch mit einer romantischen Liebesgeschichte, einem tollen Setting und wunderbar geschriebenen Figuren. Ich konnte es kaum aus der Hand legen – und freue mich schon riesig auf den nächsten Teil!

Bewertung vom 11.08.2025
Kazi, Yvy

Goldcrest Manor - Velvet Meadows


sehr gut

Als Kenzie nach Absolvieren ihres Bachlorstudiums in BWL zurück auf den familiären Pferdehof "Goldcrest" kehrt, trifft sie auf einige Veränderungen und Probleme. Der Hof hat finanzielle Probleme, ihre Schwester birgt ein Geheimnis und ihre Mutter ist überbehütend, weil Kenzie an Epilepsie leidet. Und wenn das nicht schon reichen würde, taucht auch noch ihr ehemals bester Freund Julian auf, der ihr vor Jahren unerwartet die Freundschaft gekündigt hat, nachdem sie sich gerade zum ersten Mal geküsst hatten...

"Goldcrest Manor" hat mich von der ersten Seite an in eine Welt entführt, die irgendwie nach Sommerferien roch: warme Abende, leichte Brisen und dieses wohlige Gefühl, Zeit zu haben. Das Buch strahlt einen Sommer-Vibe aus, den ich absolut geliebt habe – auch wenn mein persönlicher Bezug zu Pferdesport und Eliten nach wie vor eher skeptisch ist.

Yvy Kazis Erzählweise hat etwas Gemütliches: Selbst wenn eigentlich nicht viel passiert oder vieles vorhersehbar ist, fühlte ich mich beim Lesen geborgen. Die Geschichte plätscherte eher dahin, ohne starken Spannungsbogen, und trotzdem wirkte sie wie aus einem Guss. Es gab keine atemlosen Höhepunkte, aber einen konstanten Flow, der mich durch die Seiten getragen hat.

Thematisch kreiste die Handlung stark um Geld und zwar in einer Welt, in der alle Figuren reich sind und kaum existenzielle Sorgen kennen. Das machte die Geschichte bzw. deren Figuren für mich manchmal etwas weltfremd. Auch so manch unrealistische Wendung hätte ich mir anders gewünscht, aber glüchklicherweise konnte ich großzügig darüber hinwegsehen.

Kenzie und Julian hätten für mich als Figuren noch mehr Tiefe vertragen. Ich hätte es geliebt, wenn sie sich nach all den Jahren erstmal wirklich wieder angenähert hätten, bevor es körperlich wurde. Auch Kenzies fehlende Offenheit gegenüber ihrer Familie fand ich schade, weil das Potenzial für eine starke, selbstbestimmte Protagonistin da war, aber nicht ganz genutzt wurde. Zudem wirkte die schnelle Verlobung am Ende für mich etwas überholt und zu abrupt.

Besonders spannend fand ich den Aspekt von Kenzies Epilepsie. Leider blieb dieses Thema für meinen Geschmack zu oberflächlich – hier hätte ich mir mehr Tiefe und Einblicke in ihre Erfahrungen gewünscht.

Fazit: Am Ende ist "Goldcrest Manor" kein Roman, der mit dramaturgischen Finessen oder tiefgründigen Konflikten überrascht. Aber er ist einer, der für ein paar Stunden Leichtigkeit sorgt. Wenn man den Kopf ausschaltet, kann man sich wunderbar darin verlieren – und manchmal ist es genau das, was man braucht.

Bewertung vom 11.08.2025
Kirchner, Angela

Love On Repeat


sehr gut

Lara hat nach dem Ende ihres Studiums ein Sabbatical genommen, um einen Thriller zu schreiben. Doof nur, dass ihre Auszeit in wenigen Wochen endet und sie immer noch nicht fertig ist mit ihrem Werk. Als ihr dann auch noch Henry in der Bibliothek das überlebenswichtige Buch zur Rechtsmedizin wegschnappt, steht sie am Rande einer Katastrophe. Da der Rest der Woche ebenfalls suboptimal verläuft, freut Lara sich, diese endlich hinter sich zu bringen. Doch das Universum will es anders und als sie am Montag aufwacht, beginnt ihre elendige Woche von vorn! Zeitschleife! Was soll sie denn damit anfangen?

Love on Repeat hat mich mit gemischten Gefühlen starten lassen – und mit einem Lächeln enden! Denn zu Beginn hatte ich ein bisschen meine Schwierigkeiten: Der Schreibstil wirkte auf mich anfangs etwas zu gewollt, und die weibliche Hauptfigur erschien mir sehr anstrengend und fast schon überehrgeizig und verkrampft. Doch je weiter ich las, desto mehr habe ich mich in die Geschichte hineingefunden, was einerseits an der angenehmen Tiefe der Geschichte lag und andererseits an dem wunderbaren männlichen Love Interest Leo. Er war für mich das Herzstück des Buches und hat sich ganz leise, aber bestimmt, in mein Leserherz geschlichen.

Der magische Anteil der Handlung erinnert stark an "Und täglich grüßt das Murmeltier." Für mich persönlich hätte es diesen Kniff gar nicht gebraucht. Die Figuren und ihre Entwicklung hätten die Geschichte auch ohne diesen Aspekt getragen. Umso mehr hat mich gefreut, wie liebevoll und detailliert die Charaktere ausgearbeitet waren. So waren neben Love Interest Leo auch Laras Vermieter wirklich herzallerliebst.

Besonders die sanfte, beinahe zärtliche Art, mit der Angela Kirchner ihre Worte wählt, hat mich im Verlauf immer mehr berührt. Das Ende empfand ich als emotional, mitreißend und einfach stimmig. Es hat mich vollkommen abgeholt und trotz seiner Tragik mit einem wohligen Gefühl zurückgelassen.

Fazit: Ein Buch, das zwar etwas Anlaufzeit brauchte, mich aber letztlich mit einer warmen, gefühlvollen Geschichte und wunderbaren Figuren belohnt hat.

Bewertung vom 11.08.2025
Heitz, Markus

Irida und die Stadt der Geheimnisse / Irida Bd.1


gut

Die 14-jährige Irida lebt in Hohenburg – eine Stadt, die von vielen Mythen und Sagen umgeben ist. Gemeinsam mit ihren 3 Freunden bildet sie die Gruppe der „Furchtlosen“ und sammelt diese alten Geschichten. Als sich eines Tages ein merkwürdiger Vorfall mit 2 verschwundenen Schatzsuchern ereignet, nehmen die 4 Kids direkt die Ermittlungen auf und entdecken, dass alte Magie ihr Unwesen treibt.

Mit Irida wagt sich Markus Heitz ins Kinder- und Jugendbuch-Genre. Inhaltlich wird man sofort in mehrere Handlungsstränge hineingezogen, sodass die Neugier direkt geweckt wird und man kontinuierlich weiterlesen möchte. Einziger Wermutstropfen waren dabei die relativ große Schrift des Buchdrucks und die teils sperrigen Satzkonstruktionen, die meinen Lesefluss störten. Die Fülle an Strängen sorgte dennoch für Spannung und Unvorhersehbarkeit, machte es aber auch nötig, genau aufzupassen, um den Überblick nicht zu verlieren. Gelungen fand ich, dass die Zusammenhänge erst nach und nach sichtbar wurden und das Buch nicht in vorhersehbare Muster verfiel.

Die Freundesgruppe der „Furchtlosen“ ist bunt gemischt, jede Figur bringt eigene Besonderheiten mit, zu denen sie alle offen stehen, was in dem Alter erfrischend wirkt. Besonders Irida sticht dabei heraus: geheimnisvoll, kraftvoll, möglicherweise magisch und mit einer Vergangenheit, die noch Rätsel aufgibt. Trotzdem blieben die Figuren insgesamt lange unnahbar, da man wenig Einblick in ihre Gefühle bekommt. Alle 4 wurden mir nicht recht sympathisch und auch ihr souveränes, fast schon überlegenes Handeln wirkte auf mich manchmal etwas unrealistisch für 14-Jährige.

Der Sprachstil ist klar auf eine jüngere Leserschaft (ab ca. 11 Jahren) zugeschnitten – als Erwachsener liest man flüssig mit, merkt aber die vereinfachte Sprache und die sehr detailreichen, teils gestelzten Beschreibungen. Kleidung, Frisuren oder Essensgewohnheiten wurden oft so präzise geschildert, dass der Fantasie wenig Raum blieb. Das wirkte auf mich manchmal sperrig und bremste meinen Lesefluss, auch wenn die fantasievollen Ideen und die magischen Elemente überzeugten.

Fazit: Irida bietet viele spannende, bunte Ideen, eine abwechslungsreiche Handlung und eine Grundgeschichte, die neugierig auf mehr macht. Allerdings wirken die Hauptfiguren auf mich oft zu perfekt und emotional distanziert, und der Stil schwankt zwischen kindgerecht und etwas zu einfach für die dargestellten Teenager. Bei mir ist der Funke leider nicht recht übergesprungen. Wer aber Lust auf eine magische Abenteuergeschichte mit vielen Wendungen hat und nicht von detailverliebten Beschreibungen abgeschreckt wird, wird hier fündig. Ob man für die vielen offenen Fragen zu Band zwei greift, hängt wohl davon ab, wie sehr einen die Figuren für sich einnehmen konnten.

Bewertung vom 10.08.2025
Halls, Smriti

Huhu und Momo - Für dich trau ich mich!


ausgezeichnet

Dieses Kinderbuch hat sich direkt in mein Herz gespielt! Die Figuren der Eule Huhu und ihres neu gewonnen Freundes Momo sind herzallerliebst und die Geschichte stellt spielerisch dar, wie wichtig es manchmal ist, Ängste loszulassen und über sich hinauszuwachsen. Der kurze Text wird in Reimen wiedergegeben, was normalerweise nicht so mein Fall ist, hier aber sehr gekonnt wirkte! Am besten sind aber die wunderschönen Zeichnungen! Die Illustration ist wirklich hervorragend, fast wimmelbildartig und auch als Erwachsener kann man sich begeistern lassen!

Bewertung vom 31.07.2025
Herzog, Katharina

Eine Prise Liebe / A Taste of Cornwall Bd.1


gut

A Taste of Cornwall ist ein Roman, der mich nicht so vereinnahmt hat, wie erhofft. Da es mir beim Lesen aber etwas an Tiefe fehlte, bin ich nach kurzer Zeit auf das Hörbuch gewechselt. Das hat mich sehr viel mehr angesprochen und eignet sich hervorragend zum Nebenher-Hören. Die Geschichte spielt im wunderschönen Cornwall, was für eine atmosphärische Kulisse sorgte und definitiv zu den Stärken des Buches gehört.

Als besonders gelungen empfand ich die vielen liebevoll gezeichneten Nebenfiguren, die mit Humor und Eigenheiten überzeugten und sich klar voneinander abhebten. Leider wirkte der Roman insgesamt doch eher seicht und konnte mich nicht wirklich fesseln.

Die Hauptfigur Sophie selbst blieb für mich leider eher unsympathisch, auch wenn sie im Verlauf der Handlung eine Wandlung durchmachte. So richtig zünden wollte ihre Entwicklung bei mir nicht. Im Vergleich zu anderen Büchern von Katharina Herzog konnte mich dieser Roman deshalb nicht ganz so mitreißen; beim Lesen fehlte mir etwas von dem Wohlfühl-Charme, den ich sonst an ihren Geschichten so schätze.

Sehr berührend fand ich jedoch das Nachwort der Autorin, das dem Buch einen persönlichen Abschluss gab. Trotz meiner Kritik könnte ich mir vorstellen, auch den zweiten Band zu lesen bzw. zu hören — allein schon wegen der tollen Nebenfiguren und der stimmungsvollen Cornwall-Atmosphäre.

Bewertung vom 31.07.2025
Reifenberg, Frank Maria

Aristide Ledoux - Meisterdieb wider Willen


sehr gut

Aristide Ledoux hat mir wirklich sehr gut gefallen. Der Mix aus Geschichte und Graphic Novel ist modern und lässt nur so über die Seiten fliegen. Die Illustrationen sind so unfassbar detailliert und lassen die Handlung wie im Kino vor Augen abspielen. Inhaltlich erinnerte mich das Kinderbuch an Arsene Lupin, was mir sehr gut gefiel. Vor allem die Figuren der 3 Kinder (Asteride, Leontine und Julien) sind mit angenehmer Tiefe ausgestattet und wuchsen mir direkt ans Herz. Auch, wenn ich inhaltlich nicht immer alle Vorgehensweisen nachvollziehen konnte, hoffe ich auf weitere Abenteuer und kann die Reihe für die Zielgruppe nur wärmstens empfehlen!

Bewertung vom 31.07.2025
Serle, Rebecca

Als ich dich traf


gut

„Als ich dich traf“ hat ein paar wirklich berührende Momente, insgesamt blieb es für mich aber etwas weniger emotional, als ich es mir erhofft hatte. Besonders in der ersten Hälfte fiel es mir schwer, eine Verbindung zur Protagonistin aufzubauen – ihre Entscheidungen waren für mich oft nicht nachvollziehbar, was sie mir leider unsympathisch machte.

Den männlichen Love Interest dagegen fand sehr liebenswert und er brachte eine gewisse Wärme in die Geschichte. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig, sodass man das Buch leicht an einem Nachmittag weglesen kann.

Alles in allem eine nette, leicht zu lesende Liebesgeschichte, die mich emotional aber nicht ganz so tief berührt hat, wie ich es mir gewünscht hätte.

Bewertung vom 31.07.2025
Jackson, Holly

Not Quite Dead Yet


ausgezeichnet

Als Jet vom alljährlichen Halloweenfest ihrer Kleinstadt nach Hause kommt, wird sie hinterrücks niedergeschlagen. Im Krankenhaus wird ihr nach Intensivbehandlung offeriert, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit innerhalb der kommenden 7 Tage versterben wird. Und das, obwohl sie erst 27 Jahre alt ist. Doch Jet wäre nicht Jet, wenn sie ihre verbleibende Zeit dazu nutzen würde, ihren Mörder zu finden. Gemeinsam mit ihrem besten Freund Billy nimmt sie die ihr nahestehenden Personen unter die Lupe und stößt auf Geheimnisse, die alles verändern…
„Not Quite Dead Yet“ ist der neueste Thriller von Holly Jacksen, der sich dieses Mal dem Erwachsenengenre annähern soll. Die weibliche Hauptfigur Jet ist jedoch eine für ihr Alter recht jung, fast schon pubertär-trotzig wirkende Hauptfigur, die mir zunächst nahezu unsympathisch und unterkühlt erschien. Im Verlauf der Handlung wurde sie jedoch nahbarer, verletzlicher und wahnsinnig kämpferisch, womit sie mir imponierte und sich nach und nach in mein Herz schlich. Da der Roman zwar sehr spannend und mit hohem Tempo gesegnet war, dennoch weniger creep und thrill besaß als z.B. A Good Girls Guide To Murder, würde ich den Thriller eher erneut dem YA/NA-Genre zuordnen, statt dem Erwachsenenthriller-Genre. Dies tat meiner Laune jedoch keinen Abbruch – im Gegenteil, ich war froh, dass ich nachts zum Schlafen das Licht ausschalten konnte ;)
Besonders überzeugt hat mich, dass es Holly Jackson wieder geschafft hat, mich total in ihren Bann zu ziehen. Die vielen losen Fäden, kleinen Andeutungen und überraschenden Enthüllungen haben mir unglaublich viel Spaß gemacht. Ich liebe es, wenn beim Lesen Theorien sprießen und ich mir mit jedem Kapitel neue Fragen stelle. Genau das ist hier passiert: Wer spielt falsch? Wem kann man trauen? Ich habe wirklich mitgefiebert.
Allerdings muss ich zugeben, dass ich bei einem Punkt etwas enttäuscht war: Ich hatte relativ früh den richtigen Verdacht, wer der Täter ist. Er war mir fast zu „unverdächtig“ und deshalb suspekt. Auch wenn mich das Motiv am Ende wirklich kalt erwischt hat (und ich deshalb wieder versöhnt war), war die Enthüllung des Täters selbst für meinen Geschmack einen Tick zu vorhersehbar. Ein, zwei falsche Fährten mehr hätten für meinen Geschmack die Spannung noch angehoben.
Zudem musste ich über einige medizinischen Ungereimtheiten großzügig hinwegsehen. Dies wird von der Autorin allerdings im Nachwort ebenfalls thematisiert und glücklicherweise fiel es mir leicht, mein Hirn „abzuschalten“. Wenn man akzeptiert, dass Realismus hier und da der Dramatik weichen muss, wird man mit einer packenden Story belohnt, die kaum Zeit zum Durchatmen lässt.
Besonders gut gefallen hat mir, dass die aufkeimende Liebesgeschichte dezent blieb. Es gab zwar einige emotionale Elemente, aber die Handlung wurde nie davon überlagert, was ich sehr stimmig fand.
Fazit: Ja, es gibt Logiklücken, ja, nicht alles ist realistisch, aber „Not Quite Dead Yet“ war genau das, was ich mir erhofft hatte: ein rasanter, spannender Pageturner, der sich locker in Holly Jacksons bisheriges Werk einfügt. Wer Lust auf ein wenig Nervenkitzel, viele Geheimnisse und einen fesselnden Stil hat, wird hier bestens unterhalten.

Bewertung vom 30.07.2025
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres


sehr gut

Als nach einem Wintersturm ein kleiner Junge am Strand in Skerry, Schottland im Jahr 1900 aufgefunden wird, wird die Dorflehrerin Dorothy mit dessen Pflege bis zur Aufklärung seiner Herkunft betraut. Diese ist hin- und hergerissen, sieht er doch ihrem eigenen Sohn so unfassbar ähnlich und ist auch noch im selben Alter wie damals, als er spurlos verschwand. Niemand weiß, was damals geschah und nicht nur bei Dorothy werden alte Wunden aufgerissen…



Schon auf den ersten Seiten zog mich Julia R. Kelly mit ihrer ruhigen, beinahe unaufgeregten Sprache in eine karge, aber umso intensivere Atmosphäre hinein. Es ist dieses Understatement, das die gesamte Geschichte so kraftvoll machte: leise Töne, die lange nachhallen.

Die Handlung wechselte zwischen Vergangenheit und Gegenwart und den einzelnen Figuren, was einen interessanten Spannungsbogen schaffte. Nach und nach entfalteten sich Schicksale, die zutiefst tragisch und dabei doch greifbar menschlich waren. Im Mittelpunkt dabei stand stets Dorothy: Eine Frau, die doppelt fremd bleibt - als Zugezogene in einem Dorf, das sie nie wirklich aufgenommen hat, und als Mutter, die ihren Sohn nicht nur verloren hat, sondern bis heute nicht weiß, was damals wirklich geschehen ist.

Die Figuren sind allesamt komplex und vielschichtig. Selbst Nebenfiguren ließen sich nicht einfach als Antagonisten abstempeln. Die Autorin schaffte es, bei aller Tragik, Mitgefühl oder zumindest Verständnis für alle Figuren zu wecken, auch wenn ich ihre Entscheidungen nicht immer gutheißen konnte. Die Dorf„Idylle“ entpuppte sich daher schnell als klaustrophobischer Kosmos, in dem jeder über jeden redet, aber niemand miteinander.

Sprachlich erinnerte mich „Das Geschenk des Meeres“ etwas an „Der Gesang der Flusskrebse“. Es ist diese stille Kraft, die aus detaillierten Landschaftsbeschreibungen, zarten Gefühlen und kleinen Momenten eine ganze Welt baut. Der Autorin ist es gelungen, ihre Geschichte ruhig zu erzählen, ohne dass je Langeweile aufkommt. Die Spannung lag dabei im Kleinen, im Ungesagten. Nur der ein oder andere mystisch-sagenbestimmte Moment hätte für mich ausbleiben können. Dennoch passte der mythische Aberglauben zum schottischen Dorfvolk.

Trotz aller Trostlosigkeit blieb das Ende für meinen Geschmack versöhnlich und dennoch glaubwürdig: keine heile Welt, kein unverdientes Happy End – aber ein Funken Hoffnung, der noch nachhallte.

Fazit: Mich hat das Buch sehr bewegt. Mit seinen tragischen Figuren, seiner atmosphärischen Dichte und der unaufdringlichen, aber eindringlichen Sprache. Ein stilles, trauriges, wunderschönes Buch.