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matroa
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München

Bewertungen

Insgesamt 54 Bewertungen
Bewertung vom 11.04.2021
Lloyd, Chris

Die Toten vom Gare d'Austerlitz


sehr gut

Ein spannendes Buch

Der Roman spielt im Wesentlich um 1940 im von Deutschland besetzten Paris und dreht sich um den Inspektor Giral.
Dieser versucht zunächst Mord Tod von vier polnischen Flüchtlichen aufzudecken, die durch Gas in einem Waggon am Gare d’Austerlitz umgekommen sind.
Danach ein mysteriöser Selbstmord eines Polen, der seinen kleinen Sohn mitgenommen hat.
Wer dann noch einen klassischen Krimi erwartet, wird enttäuscht. Klar spielt die Aufklärungsarbeit weiter eine Rolle, die trägt aber noch mehr zutage.
Es geht um Gräueltaten in Polen, Besatzungen kontinentaleuropäischer Staaten durch die Nazis, politische Verflechtungen und um die innere Struktur,
auf die sich die NS-Herrschaft stützt. Alles, womit der französische Polizist auf irgendeine Weise in Verbindung kommt.
Im Laufe des Romans treten einige, multinationale Figuren auf und es werden mehrere Handlungsstränge umgesetzt. Man muss daher sehr aufmerksam lesen,
um bei der Handlung noch mitzukommen. Gegen Ende gibt es dann noch eine Überraschung.
Fazit: Ein spannendes unterhaltsames Buch, das aber womöglich mit weniger Personal und weniger Handlungssträngen genauso gut funktioniert hätte.

Bewertung vom 04.04.2021
McGuire, Ian

Der Abstinent


gut

Unterhaltsam, geht aber nicht in die Tiefe

Der Roman beginnt 1867 im britischen Manchester, wo drei Iren gehängt werden. Damit nehmen die Handlungen und die Konflikte ihren Lauf. Es werden zwar viele Charaktäre eingeführt, im Kern geht es aber um den irischen Polizisten James O'Conner und den Mörder Stephen Doyle, der schon mehrere Menschen auf dem Gewissen hat. O'Conner ist Witwer und trockener Trinker und lebt so vor sich hin, bis sein Neffe von Doyle umgebracht wird. Dann sinnt er auf Vergeltung. Der Roman wechselt im letzten Sechstel den Schauplatz von England nach Amerika.
Insgesamt zwar ein unterhaltsamer Roman, der aber ziemlich oberflächlich bleibt. Der britisch-irische Konflikt wird nicht näher beleuchtet, Gewalt und Vergeltung stehen hier im Vordergrunde. Gegen Ende wird es für meinen Geschmack ein wenig zu pathetisch. Das Ende ist zumindest etwas überraschend.
Fazit: Ein Roman, den man lesen kann, aber nicht muss.

Bewertung vom 09.03.2021
Fleischhauer, Wolfram

Die dritte Frau


ausgezeichnet

Eher für Kenner

Das Buch handelt von einem Autoren, der in seinem Roman das Geheimnis des Todes von Gabrielle d’Estrées, einer Mätresse von Heinrich IV. zu thematisiert. Ein Brief aus Frankreich, in dem ihm grobe fachliche Schnitzer unterstellt werden, zwingt ihn zum Umdenken. Nach längerer Zeit will er den Absender des Briefes besuchen, der mittlerweile verstorben ist. Hier gerät er in die Wirren der Nachlassverwaltung. Dort lernt er die Nichte des Briefverfassers Camille kennen, die noch eine bedeutende Rolle im weiteren Verlauf spielen wird. Das Buch ist sehr schlicht und schnörkellos im Sprachstil. Es werden verschiedene Themen angerissen: Der Verlagsbetrieb, historische Vorgänge und Verstrickungen und zum Teil auch Kunst und Musik. Leider geht hier nichts so richtig in die Tiefe. Die Handlung plätschert so ein wenig vor sich hin. Im letzten Drittel des Buches wird das Tempo deutlich erhöht und es wird noch eine tragische Liebes- bzw. Leidensgeschichte eingebaut. Hier finden sich meines Erachtens zu viele hektische Handlungssprünge.
Insgesamt ein durchwachsener Roman, den man vielleicht eher lesen sollte, wenn man schon den Vorgängerroman "Die Purpurlinie" kennt.

Bewertung vom 02.03.2021
Samson, Polly

Sommer der Träumer


gut

Oberflächliche Traumwelt

Das Cover des Romans macht schon neugierig und hat etwas Nostalgisches-Sehnsüchtiges an sich. In dem Roman selbst geht es um eine Gruppe von (Lebens-)Künstlern und Aussteigern, die einen Sommer auf der griechischen Insel Hydra erlebt. Geschrieben aus der Perspektive der 18-jährigen Erica Hart, die ihrem Bruder und ihrem Freund dorthin folgt. Die Gruppe hat zwar oberflächlich ein lockeres, unbeschwertes Leben. Schnell wird klar, dass unter der Fassade etwas anderes herrscht: Enttäuschte Erwartungen, Liebesprobleme, Intrigen bekommt die junge Erica aus erster Hand mit. Das Buch ist meiner Meinung nach etwas in die Länge gezogen: Zwar vermittelt der Stil teilweise schon etwas von dem Sechziger-Sommer-Gefühl, die Handlung plätschert trotz eben genannter Konflikte die meiste Zeit vor sich hin. Da nützen auch biografische Anklänge zu realen Personen (v.a. Leonard Cohen, Axel Jensen, Marianne Ihlen) nicht so viel. Im letzten Achtel des Buchs, das 10 Jahre später spielt, überstürzen sich dann die Ereignisse.
Fazit: Ein Buch, das man lesen kann, aber nicht unbedingt muss.

Bewertung vom 21.02.2021
Wells, Benedict

Hard Land


sehr gut

Harte Jugend

Das ist mein erster Roman von Benedict Wells, den ich gelesen habe. Es ist ein Roman, der im Jahr 1985 spielt. Der 15-jährige Sam (der später noch 16 wird) kämpft mit seinen Problemen: Zwar wächst er bei liebevollen Eltern auf, draußen sonst hat er aber sonst noch seine Akzeptanzprobleme. Dies soll sich ändern, als er durch einen Nebenjob im hiesigen Kino, seine drei Kollegen zu seiner neuen Clique werden. Im Sommer seines Lebens muss er im Zeitraffer erwachsen werden: Neue Erfahrungen, das Akzeptiertwerden in der neuen Clique, das Austesten und Überschreiten von Grenzen, sein kompliziertes Verhältnis zu Mädchen und zur Liebe und der Tod seiner Mutter in seiner gesamten Tragik. Zwar geht dieser Sommer vorüber, die Folgen sind aber für den jungen Sam nachhaltig. Der Autor schreibt mit viel Liebe zum Detail, mit einem nostalgischen und z.T. auch kritischem Blick auf die damalige Zeit. Fazit: Ein spannender Roman, obwohl er sich manchmal in die Länge zieht.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.02.2021
Mohlin, Peter;Nyström, Peter

Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1


sehr gut

Trotz des irreführenden Titels ein spannender Roman

Das Cover hat keinen besonderen Wiedererkennungswert, man kann lediglich eine Verbindung zu Schweden erahnen. Ebenfalls ist der Titel m.E. falsch gewählt, treffender hätte es "Der andere Bruder" (o.ä.) heißen können.
Dennoch ist es ein spannender Roman, der zunächst in zwei Zeitsträngen abläuft: 2009 verschwindet die junge Emelie spurlos, 2019 wird der Fall neu aufgerollt. Der schwedisch-amerikanische FBI-Ermittler John nutzt die Chance seine andere Heimat zu besuchen, da sein Halbbruder Billy lange Zeit als Hauptverdächtiger eines wahrscheinlichen Mordfalls galt. Mit der Zeit ergeben sich immer neue Entwicklungen und Verstrickungen, mit denen John konfrontiert wird. Die Grenzen zwischen Opfer und Täter verschwimmmen zum Teil. Die Rolle des Halbbruders wird erst gegen Ende des Buches klar, bei dem es noch eine andere Überraschung gibt.
Alles in allem ein spannender und packender Roman mit Handlungsschwerpunkt in Schweden.

Bewertung vom 07.02.2021
Wink, Callan

Big Sky Country


ausgezeichnet

Ein Bildungsroman

Bereits das Cover vermittelt eine Mischung aus Einöde und Sehnsucht. So geht es wohl streckenweise auch dem Protagonisten. Das Buch handelt ca. dem 13. bis 19. Lebensjahr von dem Jungen August. Dieser wächst zwischen seinen getrennten Eltern im Bundesstaat Michigan auf, bis seine Mutter einen Job in Montana findet und er mit ihr dorthin zieht. Dort in der relativen Einöde und in dem rauen Klima beginnt ein weiterer Lebensabschnitt, auf einer neuen Schule und in einem neuen Footballteam. Auch dieser Abschnitt geht zuende und er steht vor der Wahl, was er beruflich oder schulisch weiter machen soll. Er entscheidet sich, bei einem Farmer zu arbeiten. In diesen unterschiedlichen Lebensphasen trifft er immer wieder neue Personen, die ihn mitprägen. Er macht neue Erfahrungen, trifft Entscheidungen, die er manchmal auch infrage stellt und ist zwischen Heimat und Heimatlosigkeit hin und her gerissen. Ausführlich dargestellt werden zwischendrin die Telefonate mit seiner Mutter und seinem Vater, für die das Leben ebenfalls überraschende Wendungen nimmt. Man kann sich gut in den Protagonisten hineinversetzen. Die Handlung ist nicht immer konsistent, der Schreibstil manchmal ein bisschen ausschweifend. Dennoch - alles in allem - ein gelungener Roman.

Bewertung vom 24.01.2021
Dangl, Michael

Orangen für Dostojewskij


sehr gut

Sehr detailreich und eher für Dostojewskij-Kenner

Der Roman handelt von der realen Person Dostojewskij, die ihren fiktiven Gegenpart Rossini in Venedig trifft. Venedig ist die letzte Station von Dostojewskijs Reise. Gerade im richtigen Moment trifft dieser auf den lebensfrohen Rossini, als ihn das Heimweh plagt. Rossini wird zum Gesprächspartner und Freund, aber auch zu einer Art Mäzan Dostojewskijs. In den Gesprächen gibt es viele biografische und literarische Bezüge zu Dostojewskij, man sollte daher schon sein Werk einigermaßen kennen, um die Anspielungen zu verstehen. Die eigentliche Handlung ist mehr Nebensache. Zwar planen Dostojewskij und Rossini eine Casanova-Oper zu realisieren, dies ist aber m.E. eher ein Nebenkriegsschauplatz der Handlung, der erst zum Ende des Buches wieder relevant wird. Dominiert wird der Roman von Sinneseindrücken, Gefühlen und detailreichen Beschreibungen der Landschaft, der gegenwärtigen Personen und vergangener Erlebnisse.
Mein Fazit: Ein anspruchsvoller Roman, den man nicht einfach mal so zwischendrin lesen kann.

Bewertung vom 09.12.2020
Monti, Olivia

Sterbewohl (eBook, ePUB)


gut

Netter Krimi mit Schwächen

Bereits das Cover ist schon ansprechend und macht neugierig. Die Grundidee der Story ist schon skurril und schockierend: Der Staat versucht in einem zweiwöchigen Sterbeseminar in einem Luxus-Hotel ältere Menschen zum "freiwilligen" Sterben zu motivieren um die Rentenkassen zu entlassen. Das Buch ist aus der Sicht der über 65-jährigen Nadja geschrieben, die mit drei weiteren älteren Personen im selben Haus lebt. Nachdem alle vier eine Einladung zum Sterbeseminar bekommen haben, ist die Schockierung zunächst groß. Sie überlegen sich zum Schein daran teilzunehmen um den eventuellen Skandal aufzudecken. Begeleitet werden sie von einer befreundeten Journalistin. Das Ende, ungefähr das letzte Fünftel des Buches, ist m.E. etwas zu ausuferend und naiv geraten. Insgesamt eine spannendende und streckenweise auch lustige Geschichte mit den genannten Einschränkungen.