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PoetryandCoffee
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Hannover
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Bücher und Kaffee und das Leben ist schön!

Bewertungen

Insgesamt 50 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2022
Die Arena
Djavadi, Négar

Die Arena


ausgezeichnet

Brennpunkt: Weltstadt Paris

Die iranischstämmige Autorin und Filmemacherin Négar Djavadi erzählt in ihrem Gesellschaftsroman Die Arena über ein Paris, dass Touristen selten zu sehen bekommen. Ort der Handlung ist der Osten von Paris, die Banlieue, jener verstädterte Bereich außerhalb des Stadtzentrums, in einem Umkreis zwischen Belleville und Jaurès, bis zum Kanal Saint-Martin. Der Protagonist Benjamin Grossmann, selbst in einem Problemviertel aufgewachsen, kehrt nach seinem Erfolg als Europachef des amerikanischen Streaming-Anbieters BeCurrent, als Besucher dorthin zurück. Der Verlust oder Diebstahl seines Mobiltelefons setzt eine immer größer werdende Spirale von Ereignissen und Gewalt, beschleunigt durch die sozialen Medien, in Gang.

Besonders gefallen hat mir, dass zu Beginn des Romans ein Interview mit Négar Djavadi
abgedruckt ist, in dem sie über ihren Roman spricht. Die Lesenden erfahren hier Eckdaten zum Lebenslauf der Autorin und bekommen Informationen zu ihrem Roman und den darin beschriebenen Figuren.

Ein hochaktueller Roman, der die Schicksale vieler Menschen milieuübergreifend beschreibt, der zeigt, wie labil das Zusammenleben in der Großstadt und in den Außenbezirken ist, was soziale Medien und deren Nutzer anrichten können, den Alltag und das Elend der Geflüchteten und Migranten, erzählt von Siegern und Besiegten und all das in einem atmosphärischen Ton, der die Leser*innen mitreißt. Dieser Roman hat mich nachhaltig beeindruckt und lässt mich auch nicht mehr los, nachdem ich die letzte Seite beendet habe.

Meine uneingeschränkte Empfehlung an alle, die gern spannend geschriebene, gesellschaftskritische Romane mit Tiefgang lesen.

Bewertung vom 16.07.2022
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Bervoets, Hanna

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ausgezeichnet

Die dunkle Seite des Internets

Hanna Vervoets hat mit "Dieser Beitrag wurde entfernt" keinen Wohlfühlroman geschrieben. Auf schmalen 107 Seiten bekommen die Lesenden Einblicke in den (Arbeits-)alltag von sogenannten Contentmoderator*innen - Menschen, die täglich verstörende Bilder und Videos mit Inhalten wie Tierquälerei, Gewalt, Selbstverletzung und Hassreden aus den Userbeiträgen auf den sozialen Medien herausfiltern.

Die Protagonistin Kayleigh ist eine solche Contentmoderatorin und arbeitet unter prekären Bedingungen für ein Unternehmen, das von ihr verlangt, mindestens 500 Beiträge pro Tag zu sichten und ihr maximal 7 Minuten Pause während der Arbeitszeit gewährt. Selbst beim Toilettengang läuft die Stoppuhr. Zunächst gefällt Kayleigh die Arbeit, sie wird besser bezahlt als in ihrem vorherigen Job in einem Callcenter und sie schafft es, die schrecklichen Bilder mit professioneller Distanz zu behandeln. Schließlich verliebt sie sich in ihre Kollegin Sigrid und ihr Leben scheint gut zu laufen. Doch plötzlich brechen Kollegen zusammen, hängen Verschwörungstheorien an und Sigrid distanziert sich zunehmend von ihr. Auch für Kayleigh verschwimmen zunehmend die Grenzen zwischen richtig und falsch und ihre Sichtweise auf die Welt verschiebt sich nach und nach gefährlich durch die täglichen Bilder der Gewalt.

Trotz der Kürze des Romans schafft es die Autorin, dieses wichtige Thema ins Bewusstsein der Lesenden zu rücken. Besonders gefallen hat mir am Ende ihre Liste mit Empfehlungen von Quellen für Leser*innen, die sich zu diesem Thema näher informieren möchten. Der Roman schildert teilweise drastische Beiträge auf den sozialen Medien. Dies ist nichts für schwache Nerven oder Leser*innen mit einer lebhaften Phantasie. Aber auch Themen wie Drogenkonsum, prekäre Arbeitsbedingungen, extreme politische Einstellungen, psychische Erkrankungen und LGBT-Beziehungen kommen zur Sprache. Ich finde dieses intensive Buch als Denkanstoß dazu, wie bestimmt und manipuliert wird, wie und was wir in den Medien zu sehen bekommen sehr wichtig. Die Autorin versteht es, geschickt die persönliche Geschichte von Kyleigh mit aktuellen gesellschaftlichen Themen zu verbinden.

Der Roman hat mich teilweise verstört und aufgerüttelt. Ich habe es in einem Zug durchgelesen, doch er wirkt noch immer nach. Meiner Meinung nach sollte jede*r, der soziale Medien nutzt und / oder frequentiert sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Das Buch ist ein guter Beitrag in diese Richtung. Aufgrund der eindringlichen, gut verständlichen Schreibweise der Autorin und der gesellschaftlichen Relevanz des Themas, erhält der Roman von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 04.07.2022
Die außergewöhnliche Geschichte unserer Wörter
Dudenredaktion

Die außergewöhnliche Geschichte unserer Wörter


sehr gut

Eine Zeitreise in die deutsche Sprache

Der DUDEN Verlag hat unter dem fulminanten Titel „Die Aussergewöhnliche Geschichte unserer Wörter“ ein 191 Seiten schmales Buch herausgebracht, in dem es um die deutsche Sprach- bzw. Wortgeschichte geht.

Die Epocheneinteilung beginnt 9000 v. Chr. und endet in der Gegenwart. Besonders gefallen hat mir, dass die Geschichte der Wörter in dem jeweils zeitlich stimmigen geschichtlichen und kulturwissenschaftlichen Kontext erklärt werden. Die Auswahl der erklärten Wörter ist vielseitig und interessant, was in meinen Augen angesichts der Kürze des Buches eine beachtliche Leistung darstellt.

Etwas irritiert haben mich die Anthropomorphismen in der Einleitung. Da reagiert die deutsche Sprache u. a. mit „großer Gelassenheit, umsichtigem Weitblick und Großzügigkeit“ auf Veränderungen oder „unterwirft sich nicht unkritisch jeder Mode“.

Besonders ins Auge fällt die auffällige neonfarbene Gestaltung des Buches sowie der gesetzte Text. Die vielen Wortbilder verteilen sich großzügig über das Buch, stehen in sinnvollem Zusammenhang zum Text, haben mich aber letztendlich beim Lesen gestört.

Alles in allem finde ich das Buch interessant für Leser*innen, die einen allerersten Einblick in das Thema Wortgeschichte suchen. Aufgrund der Gestaltung, des Umfangs und der Farbwahl vermute ich, dass es eher für jüngere Leser*innen konzipiert wurde. Und den / die eine(n) oder andere(n) regt es sicher an, sich ausführlicher mit dem Thema zu beschäftigen.

Bewertung vom 07.06.2022
Tod zwischen den Zeilen / Buchhändlerin Samantha Washington Bd.1 (MP3-Download)
Burns, V. M.

Tod zwischen den Zeilen / Buchhändlerin Samantha Washington Bd.1 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Nimm eins, bekomme zwei!

Das Hörbuch von V.M. Burns „Tod zwischen den Zeilen“ wurde von der Sprecherin Chris Nonnast fantastisch eingelesen. Das schön gestaltete Cover vermittelt eindeutig Cosy-Crime-Vibes.

Die Hörer*innen folgen in zwei verschiedenen Erzählsträngen zwei verschiedenen Kriminalfällen an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten. Es geht um Mord, Diebstahl, Trauer, Bücher, die große Liebe, Familie, Freunde, und die Verwirklichung eines Lebenstraumes. Die Personen sind größtenteils so sympathisch, dass man das Gefühl hat, sie persönlich zu kennen. Trotz der teilweise bedrückenden Themen verliert der Roman an keiner Stelle seine humorvolle Leichtigkeit in der Erzählweise. Durch den Wechsel der beiden Geschichten entsteht eine Spannung, die sich bis zum Ende hält. Die Frage, wer die Morde begangen hat und ob es für beide Geschichten ein Happy End gibt, haben mich bis zum Ende ausgezeichnet unterhalten. Eine absolute Leseempfehlung für gemütliche Hörstunden!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.06.2022
Papyrus
Vallejo, Irene

Papyrus


ausgezeichnet

Spannend wie ein Reiseführer durch die Zeit!

Zunächst besticht der wunderschön gestaltete Umschlag des Buches „Papyrus“ mit seiner schlichten Eleganz und angenehmen Haptik. Irene Vallejo führt in ihrem Buch die/den Leser*in durch die Geschichte der Welt in Büchern. Die abenteuerliche Reise beginnt in der Antike, auf die die Autorin immer wieder zurückkommt. Zwischendurch erleben die Leser*innen aufregende Einblicke in modernere Zeiten. Dabei springt Vallejo in der Zeit hin und her, was mich aber keineswegs beim Lesen gestört hat, denn mit den vielfältigen Beispielen und Anekdoten kann ich die vielen Informationen des Buches auch als heutige Leser*in in meine unmittelbare Erfahrungswelt einordnen und entsprechende Zusammenhänge herstellen.

Spannend wie ein Reiseführer durch die Zeit mit Büchern, Bibliotheken, Schreibern, und Händlern als Protagonisten nimmt Irene Vallejo ihre Leser*innen an die Hand und führt sie sicher durch die bewegte Geschichte der Bücher. Sie spart auch traurige Kapitel wie die Bücherverbrennungen nicht aus.

Das Buch enthält ein umfangreiches Quellenverzeichnis und eine von der Autorin kuratierte Liste weiterführender Literatur, für die ich sehr dankbar bin, da sich meine eigene Leseliste im Verlauf der Lektüre enorm verlängert hat und der Wunsch entstand, bei dem einen oder anderen Kapitel tiefer in das Thema einzutauchen.

Ein Muss für jede*n Bibliophilen. Ein spannendes, informatives und sehr gut zu lesendes Buch über Bücher, das ich sicher öfter zur Hand nehmen werde.

Bewertung vom 05.06.2022
Die neue Wildnis
Cook, Diane

Die neue Wildnis


gut

In der Zukunft überleben!

In ihrem Roman „Die neue Wildnis“ beschreibt Diane Cook einen wissenschaftlichen Feldversuch, bei dem eine Gruppe von Menschen aus unterschiedlichen Gründen von der Stadt in die neue Wildnis, eine Art Naturschutzpark, übersiedelt und dort ohne Hilfe von außen überleben muss. Allerdings gibt es mehr oder weniger freundliche Ranger, die auf die Einhaltung der zahlreichen Regeln achten und diese notfalls mit Drohung und Gewalt durchsetzen.

Die Protagonisten in diesem Text waren mir ausnahmslos zu keinem Punkt der Handlung sympathisch. Auf mich wirkte die Szenerie wie die Beobachtung einer Gruppe von Individuen aus der Zeit der Sammler*innen und Jäger*innen, in der hin und wieder Dinge und Menschen aus der Zukunft erscheinen. Viele Fragen, die sich im Verlauf der Geschichte stellen, werden von der Autorin nicht beantwortet. Natürlich gibt mir das als Leser*in die Möglichkeit, darüber nachzudenken. Doch worüber? Über die zunehmende Verrohung der Menschen, die Verschmutzung der Umwelt, Überbevölkerung, Natur und Menschen im allgemeinen… Diese Dystopie beschreibt für mich eigentlich nichts Neues oder Ungewöhnliches. Auch der Blickwinkel auf das Thema hat mich nicht vollends überzeugt.

Die 3 Sterne meiner Bewertung erhält die Autorin für die meisterhafte und dichte Beschreibung der Menschen und der Natur. Wer kein Buch zum Wohlfühlen mit einem Happy End sucht, ist mit diesem Buch sicher gut beraten.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.05.2022
Gespräche mit einem Baum
Strolz, Matthias

Gespräche mit einem Baum


sehr gut

Inspirierende Gespräche mit einem etwas anderen Freund

Nachdem der Autor Matthias Strolz feststellt, dass er mit seinem Lieblingsbaum kommunizieren kann, dokumentiert er diese einzigartigen Gespräche in seinem neuen Buch „Gespräche mit einem Baum“.

Besonders gefallen hat mir, dass diese Gespräche in Dialogen stattfinden. Der Autor stellt dabei Fragen an den Baum, die dieser dann aus „Baumperspektive“ beantwortet, d.h. aus der Sicht eines Lebewesens, dass deutlich länger lebt als ein Mensch und von anderer Natur ist. Das Buch ist thematisch gegliedert und beinhaltet Reflexionen zu Themen wie Geburt und Tod, Gott und Religion, Schmerz und Freude, die Liebe etc. Die Kapitel sind in sich geschlossen und haben den Vorteil, dass die Lesenden die Gespräche gezielt auswählen können.

Der Schreibstil des Autors ist leicht und durchgängig gut zu lesen. Leider wirken die Dialoge mit dem Baum auf mich oft wie Selbstreflexionen des Autors, so dass der Baum nur die Funktion einer zwischengeschalteten erzählerischen Instanz zu haben scheint, die das ganze etwas auflockert, damit es nicht als Selbstgespräch rüberkommt.

Insgesamt gibt das Buch, durch die Auswahl der Themen und die veränderte Perspektive darauf, jedoch viele Impulse zum Nachdenken. Menschen, die die großen Lebensfragen interessieren, finden hier neue und inspirierende Ansätze.

Bewertung vom 05.05.2022
Ein französischer Sommer
Reece, Francesca

Ein französischer Sommer


sehr gut

Ein französischer Sommer und ein schreckliches Geheimnis

Einen heißen langen Sommer begleiten wir Leah in die Villa des alternden, egozentrischen Schriftstellers Michael an der südfranzösischen Küste. Leah arbeitet dort, inmitten seiner Familie und Freunde, als seine Assistentin, und organisiert die Tagebücher seiner Jugend. Dabei kommt sie einem schrecklichen Geheimnis aus Michaels Zeit im Athen der 70er Jahre auf die Spur.

Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Die Charaktere der Personen sind vor dem jeweiligen zeitlichen Hintergrund mehrdimensional herausgearbeitet und ich hatte bei allen das Bedürfnis zu erfahren, wie es mit ihnen weitergeht. Michael und Leah erzählen die Geschichte abwechselnd. Michael oft retrospektiv aus seiner wilden Jugend, die er im Soho der 60er Jahre verbracht hat. Leah ist Engländerin und ein typisches Produkt der Generation Y – der Millennials. Ihr Leben ist auf der einen Seite von Unsicherheit und auf der anderen von dem Wunsch nach Selbstverwirklichung geprägt. Sie ist gut ausgebildet mit einem Studienabschluss, hält sich aber nur mit Gelegenheitsarbeit über Wasser. Wird der Sommerjob bei Michael ihrem Leben die ersehnte Wende geben? Welche Rolle spielt sie in der Geschichte? Die Autorin hält die Spannung bis zur letzten Zeile und ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Sinnlich und farbenreich beschreibt Francesca Reece Landschaft, Klima und Essen. Es ist unmöglich, sich dem als Leser*in zu entziehen.

Dies ist ein Buch für sinnlich-schwüle Sommertage, mit dem man sich in den Süden Frankreichs lesen kann und dabei noch bestens unterhalten wird. Meine absolute Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.04.2022
In einer stillen Bucht / Capri-Krimi Bd.3
Ventura, Luca

In einer stillen Bucht / Capri-Krimi Bd.3


ausgezeichnet

Italienisches Ambiente und ein Mord

Was braucht man für einen gelungenen italienischen Krimi? Sympathische Protagonisten, gutes Essen, Musik und den typischen italienischen Lifestyle. All das findet sich in dem neuen Roman von Luca Ventura „In einer stillen Bucht“. Dies ist der zweite Fall der Capri-Serie um den Inselpolizisten Enrico Rizzi und dessen norditalienische Kollegin Antonia Cirillo. Auf Capri, der Nachbarinsel Procida und in Neapel ermittelt das Polizistenduo, nachdem eine Frauenleiche in einem Koffer aufgetaucht ist. Wer ist die Frau, wo kommt sie her und was wollte sie auf Capri? Es gilt eine Anzahl von Verdächtigen auszuschließen und die wahren Schuldigen zu überführen. Bis zum Schluss bleibt der Ausgang offen und hat mich dann umso mehr überrascht.

Dieser Krimi in italienischem Ambiente, der an dem Sehnsuchtsort Capri spielt und ein Autor, bei dessen Zeilen ich die Gerüche und den Geschmack dieser Inselwelt wahrgenommen habe, hat mich die Handlung unmittelbar miterleben lassen. Ein wunderbarer Roman, spannend und flüssig geschrieben – eine Krimilektüre für laue Sommerabende. Deshalb meine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Bewertung vom 12.04.2022
Den Wölfen zum Fraß
McGuinness, Patrick

Den Wölfen zum Fraß


ausgezeichnet

Der Roman „Den Wölfen zum Fraß“ von Patrick McGuinness, aus dem Englischen übersetzt von Dieter Fuchs, basiert auf einer wahren Geschichte.

Vorweihnachtszeit in Bristol: Die Leiche einer jungen Frau wird gefunden und das ungleiche Polizeiduo Ander und Gary ermitteln gegen den, von der Presse schnell zum Hauptverdächtigen erklärten, pensionierten Lehrer einer Eliteschule. Das schwarz-weiße Coverbild stimmt bereits auf den Roman ein: Es wirkt düster, fast schon kalt. Die Blickrichtungen in dem Bild korrespondieren mit den unterschiedlichen Perspektiven der Figuren der Geschichte auf den Mordfall – distanziert, von der Mitte und von oben aus nach unten. Die Romanhandlung spielt auf zwei Zeitebenen, die von der Hauptfigur Ander erzählt werden. Zum einen ist da sein Blick auf die Vergangenheit, in der er Schüler bei dem Mordverdächtigen war. Zum anderen die Gegenwart, in der er gegen seinen ehemaligen Lehrer ermittelt. Der Autor verknüpft beide Storylines geschickt zu einer Kritik am englischen Schulsystem und vor allem an den Medien, die eine eigene, selbsternannte, öffentliche Gerichtsbarkeit erzeugen, die Leben für immer zerstört.

Patrick McGuinness denkt in einer sehr klugen und kreativen Sprache aber auch über Themen wie Tod, Sprache und Brücken im allgemeinen nach. Bei aller Spannung und Dramatik, die sich den ganzen Roman über hält, bleiben die Figuren jedoch seltsam kühl und unnahbar, allerdings mit dem Ergebnis, dass für mich als Lesende genug Raum für eigene Urteile und Gedanken bleibt, denn auf diese Weise verhindert der Autor jede emotionale Bindung an eine bestimmte Figur. Alles in allem ist dies ein sehr tiefgründiger Kriminalroman, der einen nicht so schnell loslässt.

Vorurteile, die Macht der Medien und gesellschaftliche Meinungsbildung sind aktuell immer wichtiger werdende Themen. Deshalb meine unbedingte Leseempfehlung für diesen außergewöhnlich spannenden und kritisch-klugen Roman.