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Bri
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Kröslin

Bewertungen

Insgesamt 215 Bewertungen
Bewertung vom 22.08.2022
Die Freundinnen vom Strandbad - Wellen des Schicksals / Die Müggelsee-Saga Bd.1
Heiland, Julie

Die Freundinnen vom Strandbad - Wellen des Schicksals / Die Müggelsee-Saga Bd.1


sehr gut

(N) Ostalgie

Ein sommerliches Cover, das darauf hindeutet, daß ein Schwimmbad zur Geschichte gehört- und Darstellung von 2 der 3 Freundinnen- vielleicht macht die 3. gerade das Foto?

Der erste Schauplatz ist Ostberlin im Jahre 1956, das Geburtsjahr meiner Mutter. Sie wuchs wie ich in der DDR auf- einem Staat, dessen Außenwirkung hauptsächlich in Mangel und Diktatur bestand.

Dies' wirkt im Buch ganz anders. Die Freundinnen Betty, Martha und Clara scheinen normale junge Frauen, die bei ihrem Erwachsenwerden unterschiedliche Probleme zu scheinen haben. 
Die 3 Hauptprotagonistinnen lernen sich im Strandbad am Müggelsee näher kennen. 

Sie sind sehr verschieden und wachsen in äußerst unterschiedlichen Familienverhältnissen auf. 
Claras träumt von einem Leben im Westen (, um Astronautin zu werden), Betty liebt den Film und einen regimetreuen Regisseur und Marthas begeistert sich für die FDJ. 

Ihr Alltag und auch ihre Entscheidungen werden nicht nur von Familie, Freunden oder Bekannten geprägt, sondern auch durch die Vorgaben des Staates. Dieser kontrolliert alles, auch die Musik der jungen Leute- "Westmusik" ist verboten!

Der Sprachstil der Autorin ist leicht lesbar und die Figuren detalliert gezeichnet.

Trotz einiger Schicksalsschläge und daheriger Schwere, wirkte vieles auch leicht- so wie es in der Jugend eben ist. Die erste Liebe, der erste Liebeskummer, die Frage nach dem Wohin... und dem Sinn.

Für mich gab es an einigen Stellen Längen, insgesamt jedoch ist der Roman empfehlenswert.

Zu erwähnen sei noch, daß ein 2. Teil nachfolgt- die Geschichte hier also noch nicht zuende erzählt wird.

Bewertung vom 13.04.2022
Das Fundbüro der verlorenen Träume
Paris, Helen Frances

Das Fundbüro der verlorenen Träume


ausgezeichnet

Das Cover ist ein Traum- eine wunderschöne Handtasche- fliederfarben!- dazu eine aufgeblühte Tulpe... gut abgestimmt auf die Geschichte.

Denn eben diese Handtasche wurde verloren und nun gesucht, von einem älteren, charmanten Herren namens Mr. Appleby.
Vielleicht kann die leicht schrullige, aber äußerst liebenswerte Dot dabei helfen. Schließlich arbeitet sie im Fundbüro.

Dot, alleinstehend, hat einen interessanten Blick auf die Welt. 
Sie, einer etwas schwierigen Familiensituation steckend, versucht doch immer noch, das beste in allem/ und jedem zu entdecken.
Und während sie sich auf die Suche von Mr. Applebys, bzw. der seiner (verstorbenen) Frau, Tasche begibt, kommt sie nach und nach bei sich selbst an.
Sie erkennt Freunde, wahre Schwesternliebe statt Konkurrenz und auch die Liebe schaut vorbei.

Der Schreibstil ist angenehm, humorvoll, aber auch nachdenklich.

Es ist eine liebenswürdige Geschichte, mit einer großartigen Protagonistin, die ganz in der Menge (bzw. im Keller des Fundbüros) versteckt, gefunden werden sollte.

Unbedingt lesen! *****

Bewertung vom 13.04.2022
Einatmen, ausrasten
Hall, Georgie

Einatmen, ausrasten


sehr gut

Buchcover und Titel sind schon sehr gewöhnungsbedürftig, passen jedoch perfekt zur Story- die gar nicht so platt und plakativ ist wie man vielleicht erwarten würde.

Der leichte Schreibstil kann (und will sicher) nicht über die hier beschriebenen Wahrheiten einer 50jährigen mehrfachen Mutter und Ehefrau mitten im Klimakterium hinwegtäuschen ;)

Diese Eliza Finch ist nämlich eine Frau der Tat. Sei es, ein Schaf vor den Gefahren der rasenden Autos auf der Autobahn zu retten, sich gegenüber Machos zu behaupten, ihre Kinder zu schützen oder ihre Ehe wiederzubeleben.

Und so kommt es zu einer Vielzahl von Verwicklungen, die jedoch teilweise mit 
einem Tiefgang überzeugen können, der unerwartet kam, aber sich angenehm in die Geschichte einfügt. Hier wird offensichtlich, daß sich hinter dem Pseudonym Georgie Hall die bekannte Autorin Fiona Walker verbirgt. Deren Liebe zur Musik von Annie Lennox (nachvollziehbar) Protagonistin Eliza auf ihren Abenteuern begleitet.

Für Menschen in den besten Jahren sehr empfehlenswert, für alle anderen auch- um den einen oder anderen AHA-Effekt zu haben.

Wie zum Beispiel im zum Ende des Buches aufgeführten Zitat von G.B. Shaw: 

"Wir hören nicht auf zu spielen, weil wir alt werden, sondern wir werden alt, weil wir aufhören zu spielen."

Bewertung vom 13.04.2022
Der Papierpalast
Heller, Miranda Cowley

Der Papierpalast


sehr gut

„Der Papierpalast“ ist das Ferienhaus ihrer Familie, in dem die 50jährige Elle jedes Jahr- jetzt mit ihrer eigenen Familie- den Sommer verbringt. Sie verbindet damit eine Vielzahl an Erinnerungen und Erlebnissen ihrer Kindheit und Jugend. Dazu gehören auch diecErinnerungen an einen Mann- DER Mann!, dessen plötzliches Erscheinen in Elle alte Gefühle weckt und sie nun vor eine schwere Entscheidung stellt. Welche Liebe ist die wahre?

Detailliert werden Landschaft, Zeiten und Erinnerungen beschrieben, Erlebnisse ihrer Eltern und Großeltern so erzählt, daß man sie direkt vor Augen hat.
Auch daß der Roman wechselt zwischen Jetzt und Rückblenden macht das Lesen (ent-)spannend und unterhaltsam.

Autorin Miranda Cowley Heller ist nicht nur eine Entwicklerin von Serien bei HBO, sondern eine großartige Erzählerin, die die Lebensgeschichte und den Wandel einer Frau in den besten Jahren meisterlich beschreibt.

Bewertung vom 12.04.2022
Unser wirkliches Leben
Crimp, Imogen

Unser wirkliches Leben


sehr gut

Das Cover wirkt sehr geheimnisvoll- ein Mann und eine Frau in einer Bar, beide dem Betrachter zugewandt- jedoch gesichtslos. Man könnte alles auf sie projezieren.

Hauptprotagonistin im Roman "Unser wirkliches Leben" ist Anna, 24, die am Konservatorium Musik studiert. Ihre Eltern leben in einer ländlichen Kleinstadt, sind einfache Leute und können mit Annas Welt nichts anfangen.

Um überhaupt ihre Miete zahlen zu können, arbeitet Anna abends noch als Jazzsängerin in einer Bar. Trotz dieses zusätzlichen Verdienstes können sie und ihre Freundin sich nur ein schäbiges Zimmer zur Untermiete leisten.

Doch dann lernt Anna den deutlich älteren Max kennen. Und ihr Leben scheint sich radikal zu ändern. Er zeigt ihr das bessere Leben, von dem sie träumt. Teure Kleidung, exklusive Restaurants...
er erzählt nur zurückhaltend von seinem Job, seinem Leben.

Und während Anna sich zunehmend von ihm vereinnahmen läßt, häufen sich die Hinweise, daß er es nicht ehrlich mit ihr meint. Abhängig (finanziell und sexuell) von ihm, braucht Anna jedoch eine lange Zeit, um sich dem Problem zu stellen.

Der Schreibstil ist außergewöhnlich! sehr gelungen. Die Handlung zieht sich zum Teil etwas, was vielleicht gewollt ist. Anna scheint noch sehr unreif und unentschlossen.
Dennoch wirken sie und ihre Entwicklung nachvollziehbar und realistisch.

Auch die Nebenfiguren sind gut ausformuliert.

Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und kann das Buch sehr empfehlen.

Bewertung vom 12.04.2022
Eine kurze Liste meiner Probleme (Mutter nicht mitgezählt)
Steinfeld, Mimi

Eine kurze Liste meiner Probleme (Mutter nicht mitgezählt)


gut

Das Cover ist passend zum Genre und auch zur Geschichte gestaltet: es wirkt lebendig, liebenswert, chaotisch.

So wie auch Hauptprotagonistin Cressi: alleinstehend, (benachteiligte?) Schwester, in Therapie bei Hr. Lindholm, Stylistin mit Geldsorgen und WG-Mitglied.

Als Cressis Mutter stirbt und ihr deren Hund aufs Auge gedrückt wird- ebenso wie das heruntergekommende, seit Jahren leerstehende Bistro- hätte dies' auch ein Drama werden können. Aber da wir ein Happy End erwarten, ... ;)

Der Schreibstil der Autorin ist gut und flüssig zu lesen, obwohl es an einigen Stellen doch etwas zu rauh war.

Die Figuren waren so gut beschrieben, sie alle sind mir ans Herz gewachsen. Der distinguierte Therapeut, der schwerhörige alte Nachbar, der immer noch das uralt-Eis verhökert, die Schwestern, die es angeblich so viel besser haben im Leben, die Asiatin mit ihren Lebensweisheiten.... und natürlich Mika. Griechischer halbnackter Schwarm, der erstmal gar nicht infrage kommt! :)

Cressi wirkte anfangs etwas unsympathisch, aber sie reift und macht das Buch zu einem Erlebnis.

Fazit: ein leichtes, unterhaltsames Buch, wenn man sich auf Glückskeksweisheiten einlassen kann!

Bewertung vom 12.04.2022
Wo die Wölfe sind
McConaghy, Charlotte

Wo die Wölfe sind


ausgezeichnet

Die Wolfsbiologin Inti Flynn besitzt die seltene Fähigkeit, Gefühle von anderen Lebewesen körperlich nachzuempfinden. Was zuerst vielleicht wie eine große Gabe/ Geschenk klingt, empfindet Inti jedoch zunehmend als Last. Sobald sie sieht, was jemand/ etwas anderes fühlen kann, spürt sie dies' auch.

In ihrem Roman "Wo die Wölfe sind" beschreibt Autorin Charlotte McConaghy, daß und wie Wölfe in Schottland innerhalb eines Forschungsprojektes, das Inti leitet, wieder angesiedelt werden. Kann das Zusammenleben zwischen Mensch, Wolf und der Nutztierhaltung jedoch heutzutage überhaupt noch funktionieren? 

Inti und ihr Team stoßen bei den Einheimischen auf Ablehnung und auch Anfeindung. Daß sie ihre schwer traumatisierte Zwillingsschwester bei diesem Projekt dabei hat und sich dann auch noch in einen der Einheimischen verliebt, erschweren ihre Bemühungen um ein Vielfaches.

Autorin Charlotte McConaghy schreibt sehr feinfühlig und dennoch wirkt der Inhalt nicht schwer(fällig). Hauptprotagonistin Inti ist eine sehr besondere und vor allem mutige Person, die glaubhaft dargestellt wird.

In Rückblicken erfährt man vieles aus der Familiengeschichte und warum Inti glaubt, nicht nur ihre Wölfe, sondern auch ihre Schwester schützen zu müssen.

Zugleich ist der Roman auch ein Plädoyer, daß Wölfe ebenso wichtig für unser großes Ökosystem Erde sind und wir nur mit ihnen die Welt retten können. Nur gemeinsam, auch mit allen Andersartigen.


Fazit: fesselnd, einzigartig und mit viel Herz/ Gefühl. Danke! 

Bewertung vom 12.04.2022
Den Wölfen zum Fraß
McGuinness, Patrick

Den Wölfen zum Fraß


gut

Der Titel und das interessante Cover des Romans "Den Wölfen zum Fraß" weckten mein Interesse. Vier Jungen in Schuluniformen blicken auf einer Mauer stehend hinunter. Die Stadtsilhouette blaß, im nebligen Hintergrund.

Der Plot klang sehr spannend, beruht auf einer wahren Begebenheit. Und so ließ ich mich in die Geschichte fallen...
Das Ermittlerteam, welches aus konträren Charakteren besteht;
der Verdächtige, der sich als Lehrer eines Ermittlers herausstellt; der absonderliche Lehrer, der ja so perfekt als Mörder passen würde- dazu noch die typisch dunkle, graue Stimmung, die englische Krimis oft besitzen...

Doch der Schreibstil machte mir die Lektüre unnötig schwer, z.T. ist es verworren, die verschiedenen Zeitebenen machen es nicht besser. Die wiederkehrenden Erinnerungen/ Details des Zoos wirken platzhaltend und sinnfrei. 
Auch die Charaktere blieben eher blaß, das hatte ich zu Beginn anders erhofft.

Der Roman spiegelt eine wahre Geschichte, möchte Krimi sein, schafft dies' jedoch nicht wirklich. Stattdessen lesen wir über das elitäre, z.T. totalitäre (vergangene) System an Englands Schulen. Der Autor übt hier Kritik, jedoch geht es vor allem um die Macht der Medien in der heutigen Zeit.

Fazit: eher Gesellschaftskritik (mediale Macht), denn Krimi. Reichlich verworren, viel Konzentration vonnöten. Charaktere unausgereift, Auflösung auch eher unbefriedigend. War ok, mehr aber auch nicht.

Bewertung vom 10.09.2021
Das geheime Leben des Albert Entwistle
Cain, Matt

Das geheime Leben des Albert Entwistle


ausgezeichnet

Das Cover ist absolut zauberhaft und passend zum Inhalt gestaltet- ein roter Briefkasten wie der der Royal Mail und eine Katze.
Sie alle geben Hinweise auf Hauptprotagonist Albert, seinen Job als Postbote und seine Katze.

Doch leider muss er nun unverhofft in den Ruhestand, seine geliebte Katze Gracie verstirbt und Albert muß sich endlich seiner Sozialphobie stellen. War es ihm vorher lieb, daß er kaum beachtet wurde, muß er sich nun unterhalten, um etwas bitten, sogar an Partys teilnehmen. Und er stellt fest: so schlimm ist das alles nicht.
Er muß sich seiner Vergangenheit stellen, ein Geheimnis offenbaren und sich dann auf den Weg in seine Zukunft machen.

In einer malerisch, herrlich ehrlichen, ironischen Sprache versteht es Autor Matt Cain, seine schrullige Hauptfigur so sympathisch darzustellen, daß man sich sofort in ihn einfühlen kann. Man fiebert mit, wenn Albert Freunde findet, seinen Mitmenschen Freude bereitet und sich auf den Weg macht, seine große Liebe, der er schon verloren glaubte, (wieder) zu finden.

Ein ganz wunderbares Buch, das erzählt, daß es nie zu spät ist, um Verzeihung zu bitten und der Liebe noch eine 2. Chance zu geben.

Bewertung vom 10.09.2021
Ich hatte nicht immer, was ich wollte, aber alles, was ich brauchte
Lindeblad, Björn Natthiko;Bankler, Caroline;Modiri, Navid

Ich hatte nicht immer, was ich wollte, aber alles, was ich brauchte


ausgezeichnet

Das Cover wirkt sehr ansprechend und einladend, ohne überfrachtet zu sein.

Autobiographisch erzählt Autor Björn Lindeblad von seinem Lebensweg, auf dem er, nach einem 4wöchigem Aufenthalt in einem buddhistischem Kloster beschloß, weiter zu meditieren und sein Leben nach den Lehren Buddhas zu verändern/ gestalten.

Als er sich entschließt, all seine materiellen Besitztümer zu veräußern und Waldmönch zu werden, stehen seine Eltern voll zu ihm. Was für ein familiärer Zusammenhalt!
Ich konnte mir bis dato nicht vorstellen, daß jemand, der nach außen hin so erfolgreich ist, alles aufgibt, um im Buddhismus die Erfüllung zu finden.

Björn beschreibt seinen steinigen, langen Weg dorthin jedoch sehr authentisch und nachvollziehbar. Auch geht er sehr offen mit seinen Schwächen und Zweifeln um.
Beeindruckend die schonungslose Darstellung seiner Schwierigkeiten, nach dem Kloster wieder in ein "normales" Leben zurückzufinden.

Mit viel Humor, Ironie berichtet Björn von seinen Erfahrungen, Gefühlen und Einsichten, jedoch ohne jemals zu belehren.

Auch wenn man keiner Religion besonders zugetan ist, kann man aus diesem kleinen Wunderwerk einige Lehren für sich ziehen. Wünschen wir dem Autor noch einen langen, erfüllten Lebensweg- und danken ihm für dieses Geschenk!