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Glueckskinderbuch.de

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Insgesamt 140 Bewertungen
Bewertung vom 15.04.2023
Wieja, Corinna

Eine Freundschaft wie im Märchen / Fairy Tale Camp Bd.2


ausgezeichnet

Könnt ihr euch erinnern, wann ihr zuletzt ein Märchen gelesen oder gehört habt und welches es war? Bei mir war es "Der Wolf und die sieben Geißlein" von den Gebrüdern Grimm, gelesen von Eugen Drewermann, der es auf seinem YouTube-Kanal tiefenpsychologisch analysierte.
Dieses Märchen taucht auch im zweiten "Fairy Tale Camp"-Band von Corinna Wieja auf, zumindest in Form von Will, der ein Nachfahre des Wolfes ist. Will ist zusammen mit anderen Nachkommen Grimmscher Märchenfiguren Maries bester Freund. Die zwölfjährige Marie, die aus der Frau-Holle-Familie entstammt, entdeckte im ersten Band ihre magischen Fähigkeiten sowie ihre wahre Herkunft und besucht seitdem das Fairy Tale Camp – eine Art märchenhaftes Internat. Nun hofft sie, im Zuge ihrer Ausbildung zur Fairyhüterin in der Märchenwelt ihre verschwundene Mutter wiederzufinden. Doch plötzlich schwebt sie in sehr großer Gefahr, denn sie besitzt etwas, auf dass es jemand, der der Märchenwelt nicht wohlgesonnen ist, abgesehen hat...

Ich liebe Märchen und freue mich immer sehr, wenn sie nicht verloren gehen und weiter erzählt werden. Sowohl in Band 1 ("Fairy Tale Camp – das märchenhafte Internat") als auch in Band 2 (der übrigens gut eigenständig gelesen werden kann) begegnen wir vielen Märchenfiguren bzw. deren Nachfahren, die alle verschiedene magische Begabungen haben. Marie (Frau Holle), die das Wetter beeinflussen kann und Will (Der Wolf und die sieben Geißlein), der sich in einen Wolf verwandeln kann, habe ich oben bereits erwähnt, doch zur Blauen Gilde – der Clique rund um Marie – gehören noch Rosalie (Dornröschen), die manchmal Zukunftsvisionen hat, Jake (Rapunzel), der mit seinem güldenen Haar heilen kann, Poppy (Rotkäppchen), die ihre magische Gabe erst gegen Ende des Buches entdeckt und Ella (Aschenputtel), die die Sprache der Tiere versteht.

Wie in all ihren Kinderromanen, versteht es die Autorin Corinna Wieja, dem Leser ein wohliges Gefühl beim Lesen zu schenken. Die Geschichte liest sich spannend, lustig, berührend und wirklich märchenhaft. Ich mag den Zusammenhalt der jungen Jugendlichen und ihre jeweiligen Eigenarten. Jede Figur hat etwas Liebenswertes und wurde vielschichtig gestaltet. Dem Alter entsprechend, kann man bereits erahnen, wer wen ganz besonders gern mag. ;)

Die moderne Weise, in der das Buch traditionelle Märchenthemen erzählt, wird Kinder dazu anregen, selbst einmal (wieder) die Originale zu lesen und zu erforschen, denn mit Märchenwissen macht die Geschichte einfach noch viel mehr Freude.

Die Illustratorin Frau Annika (Annika Sauerborn) rundet den Kinderroman wieder mit ihren märchenhaften Illustrationen ab.

"Fairy Tale Camp – eine Freundschaft wie im Märchen" ist eine magische, spannende, abenteuerliche und humorvolle Reise in eine Märchenwelt voller sympathischer Figuren.
Ich freue mich sehr, dass bereits im Herbst 2023 der dritte Band der Trilogie erscheinen wird.

Bewertung vom 08.04.2023
Yan, Shunü

Die tanzende Frühlingsgöttin


ausgezeichnet

Adi fährt mit seinem Vater zum ersten Mal auf den Alishan – ein Berg im zentraltaiwanischen Gebirgsmassiv. Mit der Waldbahn tuckern sie hinauf in diese beeindruckende Naturlandschaft. Adi trägt ein geheimnisvolles Säckchen seiner vor kurzem verstorbenen Großmutter bei sich. Darin befinden sich getrocknete Kirschblütenblätter. Die Oma hatte ihm erzählt, dass sich jedes Jahr zum Kirschblütenfest ihre guten Freunde, die Tiere, auf dem Berg Alishan unter einem Kirschbaum treffen, um singend und tanzend die Frühlingsgöttin aus ihrem Schlaf zu wecken. Doch dieses Jahr lässt der Frühling auf sich warten. Die Kirschblütenelfe, die die Frühlingsgöttin wecken soll, ist sehr krank und die Tiere des Waldes frieren und haben Hunger. Wird Adi ihnen helfen können und die silbern leuchtende Perle finden, die die Frühlingsgöttin erwecken kann?

Dieses wunderbare Kinderbuch aus dem tollen Drachenhaus Verlag, das zweisprachig auf Deutsch und auf Taiwanisch erschien, begeistert mich wieder einmal. Angefangen von dem eindrucksvollen Titelbild, welches bereits viel von der geheimnisvollen, tiefgründigen und etwas mystischen Stimmung des Bilderbuches verrät.

Die beiden Macher Shu-Nü Yen (Text) und Yu-Jan Chang (Illustrationen) schreiben im Nachwort, dass sie nach einem eindrucksvollen und magischen Besuch auf dem Alishan die Idee zu diesem Buch empfingen:

"Wir wollten die Geschichten der Menschen auf dem Alishan, der kleinen Bergbahn sowie die Kultur und die Mythen der Tsou in die Erzählung einfließen lassen. Als Hauptfigur wählten wir daher ein Kind aus dem Volk der Tsou, das in der Stadt aufwächst und mit seinem Vater auf den Alishan fährt. Dabei entdeckt es – stellvertretend für alle Angehörigen indigener Völker – seine verlorene Kultur wieder."


Der junge Adi sucht gemeinsam mit den Tieren des Waldes den Frühling, der symbolisch für das Leben steht. Die erkrankte Kirschblütenelfe kann als Ausdruck der aktuellen Probleme unserer Erde verstanden werden. Der Schwarzbär, der Adi beschützend begleitet, verweist auf die Tsou-Gottheit Hamo, die stets mit einem Bären dargestellt wird. Ein kleiner, brauner Vogel – der Grauwangen-Zweigdrossling – gesellt sich auf fast jeder Buchseite zu Adi und dem Bären. Die Tsou schreiben diesem Vogel wahrsagerische Fähigkeiten zu und sehen ihn als Richtungsweiser an.

In den opulenten, kunstvollen Illustrationen von Yu-Jan Chang finden sich sehr viele Hinweise auf die Mythen und Symbole der Tsou – einer indigenen Stammesgesellschaft aus dem südlichen Flachland Taiwans, die sich im Laufe des 20. Jahrhunderts in die Berge geflüchtet hat und deren Sprache von der UNESCO als "bedroht" eingestuft wurde.

Monika Li, die bereits das wirklich zauberhafte deutsch-taiwanische Bilderbuch "Das blaue Kleid" übersetzte, hat auch hier wieder ganze Arbeit geleistet. Ihre Übersetzung liest sich sehr stimmig, flüssig und kindgerecht.


"Die tanzende Frühlingsgöttin" ist ein weiterer Kinderbuchschatz mit Tiefgang aus dem Drachenhaus Verlag über die Beseeltheit der Natur, über die Wichtigkeit, sie zu bewahren und darüber, wie viel wir alle von indigenen Völkern lernen können, um uns wieder an ein Leben im Einklang mit der Natur zu erinnern. Ich empfehle euch das Buch von ganzem Herzen!

Bewertung vom 01.04.2023
Goethe, Johann Wolfgang von

Osterspaziergang


ausgezeichnet

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden, belebenden Blick;
im Tale grünet Hoffnungsglück;
der alte Winter, in seiner Schwäche,
zog sich in rauhe Berge zurück.

Diesen berühmten ersten Zeilen aus Johann Wolfgang Goethes "Osterspaziergang" begegnen wir alljährlich rund um Ostern und in einer Zeit wie der momentanen, in dem der Frühling gegen den Winter kämpft und schlussendlich doch immer wieder gewinnt. Tatsächlich ist das Gedicht kein eigenständiges, sondern ein Element in Goethes Meisterwerk "Faust I" oder auch "Faust. Eine Tragödie" genannt.
Als Teil der wunderbaren "Poesie für Kinder"-Reihe veröffentlichte der Kindermann Verlag vor einigen Jahren dieses Bilderbuch, welches bereits unseren Jüngsten die berühmten Frühlingsverse des schon zu Lebzeiten als Genie bekannten Goethes näher bringt.

Besonders erlebbar wird der "Osterspaziergang" durch die eindrücklichen, ausdrucksstarken und nostalgisch anmutenden Illustrationen von Klaus Ensikat. Der brillante Grafiker und Illustrator bebilderte bereits zu DDR-Zeiten Magazine wie den "Eulenspiegel" und auch zahlreiche Kinderbücher mit seinem unvergleichlichen Stil. Man erkennt seine Zeichnungen, egal wo sie auftauchen, immer sofort.

Wir begleiten den Gelehrten Doktor Faustus, der vom Illustrator als alter Goethe dargestellt wird, und seinen wissenschaftlichen Gehilfen Wagner auf einem Frühlingsspaziergang am Ostersonntag. Dabei streifen die beiden durch die Natur und mischen sich unter das Volk. Sogar den berühmten schwarzen Pudel hat der Illustrator Klaus Ensikat auf einigen Seiten den Herren als geheimnisvollen Begleiter zur Seite gestellt. Auf der letzten Doppelseite sitzen alle gesellig beisammen und Faust tätigt den ebenfalls sehr bekannten Ausspruch: "Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!"

"Osterspaziergang" ist ein kunstvolles Bilderbuch zum berühmten Gedicht, mit dem man den Frühling und die Osterzeit gemeinsam mit Kindern wundervoll einläuten kann. Gleichzeitig führt es unsere jungen Mitmenschen an einen der größten Klassiker der Literaturgeschichte heran und wird auch Erwachsene begeistern.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.03.2023
Gulden, Elke;Scheer, Bettina;Pohl, Gabriele

Kinderyoga-Bildkarten für Frühling und Sommer


ausgezeichnet

Habt ihr schon einmal Yoga gemacht?
Gerade jetzt im Frühjahr bietet es sich an, damit zu beginnen oder die bereits bestehende Praxis zu vertiefen. Meine liebste Form von Yoga nennt sich Vinyasa. Dieser fließende Yogastil, bei dem die Asanas (Yogaübungen) zu einem Flow miteinander verbunden werden, wird auch "Meditation in Bewegung" genannt.
Passend dazu möchte ich euch ganz wunderbare Kinderyoga-Bildkarten vorstellen, die speziell für die Frühlings- und Sommerzeit gestaltet wurden. Neben dem bekannten Baum tauchen noch viele andere Asanas in dem Paket auf, wie zum Beispiel der Schmetterling, der herabschauende Hund, die Berghaltung, der Lotussitz, das Boot, der Tänzer, der Halbmond und viele mehr.

Kleine und auch große Yogis können mit Hilfe der insgesamt 15 Yoga-Übungsfolgen in den Fluss und in die Bewegung kommen. Auf der Vorderseite einer jeden Klappkarte findet sich eine sommerliche Szene mit einem genauso sommerlichen Titel, die den Kindern Lust auf die folgenden Flows machen. "Die Sonne weckt die Erde auf", "Blumenwalzer", "Die Pusteblume", "Der Frühling ist endlich da", "Eine kleine Biene", "Waldtrolle" und "Eine Raupe wird zum Schmetterling" sind nur einige der Überschriften.

Die Illustrationen wurden von Gabriele Pohl fröhlich und kindgerecht gestaltet und bringen gute Laune. Die begleitenden Anleitungen schrieb sie zusammen mit Elke Gulden und Bettina Scheer. Auf der Rückseite haben die drei Frauen noch jeweils einen gereimten Vers zu den Übungsfolgen formuliert, so dass eine kleine Geschichte erzählt werden kann und sich der Flow besser verankert.

"Kinderyoga-Bildkarten für Frühling und Sommer" ist ein liebevoll gestaltetes Yoga-Paket für alle, die sich bewegen und in den Flow kommen möchten.

Bewertung vom 21.03.2023
Taube, Anna

Lulu & Bo suchen den Frühling / Lulu & Bo Bd.1


ausgezeichnet

Ist bei euch schon der Frühling eingekehrt und falls noch nicht, könnt ihr den Lenz auch kaum erwarten?
So geht es auf jeden Fall der kleinen Baumelfe Lulu. Sie freut sich schon ganz gewaltig auf den Frühling. Gemeinsam mit ihrem Freund Bo möchte sie das Erwachen der Natur erleben. Doch sie kann Bo nicht finden! Hat er den Frühlingsbeginn etwa verschlafen? Lulu weckt ihren Freund auf und zusammen helfen sie Herrn und Frau Meise beim Nestbau. Anschließend entdecken sie die Frühblüher im Wald und treffen auf fleißige Hummeln. Nach einem kurzen Versteckspiel mit den kleinen Füchsen, gibt es noch köstlichen Kuchen bei Familie Kaninchen. Zum Schluss helfen Lulu und Bo den Vogelkindern beim Fliegenlernen. Ach, wie schön ist doch die Frühlingszeit!

In diesem niedlichen Pappbilderbuch mit kurzen Texten von Anna Taube können kleine Kinder ab zwei Jahren den Frühling in fast all seinen Facetten entdecken und erkunden. Jede der insgesamt zehn Doppelseiten lädt zum Erkunden, Staunen und Sprechen über diese Jahreszeit ein. So wird ganz kindgerecht erstes Wissen über die Natur vermittelt.
Hinter den Klappen, die sehr robust sind und die von kleinen Kinderhänden sehr gut geöffnet werden können, verstecken sich noch schöne Überraschungen.

Die Illustrationen von Outi Kaden sind einfach herzallerliebst und sehr niedlich. Kleine Marienkäfer gießen das Erdbeerbeet, Raupen helfen beim Wiederaufbau des Häuschens der Meiseneltern, ein Hirschkäfer steuert eine kleine Wärmflasche für die Vogeleier bei und Hummeln sammeln emsig süßen Nektar in Märzenbechern.

"Lulu & Bo suchen den Frühling" ist ein zuckersüßes und herzerwärmendes Pappbilderbuch über Freundschaft, Hilfsbereitschaft und das Erwachen des Frühlings, welches zum Erkunden dieser Jahreszeit einlädt.

Bewertung vom 14.03.2023
Spyri, Johanna

Heidi


ausgezeichnet

Wenn ihr an die Schweiz denkt, was kommt euch da in den Sinn? Unter anderem vielleicht auch hohe Berge mit farbenfrohen Blumenwiesen, glückliche Kühe und Ziegen und eine wunderschöne Natur im allgemeinen? Viele dieser romantischen und oft idealisierten Bilder, die ich über die Schweiz auch heute noch habe, finden ihren Ursprung in den weltbekannten "Heidi"-Büchern von Johanna Spyri.

Die kleine Waise Heidi lebt bei ihrer Tante Dete. Als diese eine Stelle in Frankfurt annimmt, bringt sie das Mädchen zu dessen einsiedlerischem Großvater auf die Alm (im Buch Alp genannt). Dort fühlt sich Heidi inmitten der üppigen Natur sehr wohl und freundet sich bald mit dem Geißenpeter an. Doch leider ist das Glück nicht von langer Dauer, denn Tante Dete veranlasst, Heidi nach Frankfurt zu holen, um ebenda bei einer wohlhabenden Familie zu leben. Dort lernt sie lesen und schreiben unter der strengen Aufsicht von Fräulein Rottenmeier. Auch wenn Heidi sich mit Klara, ihrer neuen Freundin und Tochter des Hauses, die im Rollstuhl sitzt, wunderbar versteht, hat sie doch bitterliches Heimweh nach dem Großvater, der Alm, den Bergen und der Natur...

Die berühmte Schweizer Schriftstellerin für Kinder- und Jugendliteratur Johanna Spyri lebte von 1827 bis 1901. Ein zentrales Thema in fast allen ihren Büchern sind die Lebensbedingungen der Schweizer – besonders der Kinder und jungen Frauen – zur Zeit der beginnenden Industrialisierung. Auch in "Heidi" setzt sie sich kritisch damit auseinander. Das kleine Mädchen wird aus der Idylle der Berge und der Alm ihres Großvaters gerissen und in die Großstadt geschickt, wo sie ziemlich unglücklich ist.
Es erschienen in den Jahren 1880 und 1881 zwei Teile:
"Heidis Lehr- und Wanderjahre" und "Heidi kann brauchen, was es gelernt hat".

Der Text der Geschichte wurde von Katja Alves für das Bilderbuch vereinfacht und angepasst. Sie erzählt kindgerecht und man spürt in jeder Zeile das Nostalgische und auch oft Idyllische an dem Werk von Johanna Spyri.
Auch die wunderschönen Illustrationen von Maja Dusíková spiegeln diese Nostalgie wider und lassen eine ganz besondere Stimmung aufkommen.

Beim Schließen des Bilderbuches "Heidi" spürt man, dass man gerade einen kleinen Schatz gelesen und betrachtet hat, in den bereits viele Generationen vor uns hineinblickten. Wundervoll!

Bewertung vom 08.03.2023
Wilke, Jutta

Der Tag, an dem Lotto-Werner verhaftet wurde


ausgezeichnet

Finja ist eine echte Detektivin und führt sogar ein echtes Detektivinnen-Notizbuch, in dem wir mitlesen dürfen. Darin erfahren wir so einiges Spannendes. Angefangen natürlich von Lotto-Werners Verhaftung, die den detektivischen Stein ins Rollen bringt und Finjas Spürnase kitzelt. Lotto-Werner ist einer der Dauerkunden des Büdchens, welches ihr zweites Zuhause ist. Finja MUSS herausfinden, was es mit dieser Festnahme auf sich hat und wie sie Lotto-Werners Unschuld, von der alle Stammgäste des Büdchens überzeugt sind, beweisen kann. Dabei hilft ihr Emil – ihr allerbester Freund. Doch leider scheint dieser immer mehr von seiner neuen Freundin Juma mit ihren strahlend blauen Augen und der pinken Haarsträhne abgelenkt zu sein. Überhaupt sieht es so aus, als ob alle in Finjas Umfeld gerade von Liebeshormonen gesteuert werden. So trifft sich auch ihr alleinerziehender Papa eher heimlich mit einer neuen Frau und hat für Finja überhaupt keine Zeit mehr. Werden die Kinder es schaffen, den Fall zu lösen und zusätzlich noch Ordnung in das Liebeswirrwarr zu bringen?

Bereits der Titel ist einfach originell und weckt die Neugier auf das Buch. Wer ist Lotto-Werner und warum wird er verhaftet? Da ich letztes Jahr schon den ersten Teil rund um Finja und Emil gelesen hatte ("Das Karlgeheimnis"), wusste ich, wer Lotto-Werner ist. Damals wurde die Geschichte aus Emils Sicht erzählt. Doch ich möchte betonen, dass man den ersten Band absolut nicht gelesen haben muss, um gut in die zweite Geschichte hineinzukommen und alles zu verstehen.


Der Autorin Jutta Wilke gelingt es ganz wunderbar, einen Spannungsbogen aufzubauen und sehr flüssig, authentisch und altersgerecht zu schreiben. Die Figuren sind alle liebenswert – zum Teil skurrile Gesellen – die man einfach nur ins Herz schließen kann. Ich habe diesen zweiten Band wie auch den ersten ausgesprochen gerne gelesen und wollte nach jedem Kapitel wissen, wie es weitergeht. Der Kriminalfall wird dann erst gegen Ende (leider etwas zu schnell und plötzlich) aufgelöst und man fiebert mit den ermittelnden Kindern bis zur letzten Sekunde mit.


Neben einem Kinderkrimi ist dieses Buch jedoch genauso auch ein Entwicklungs- oder Bildungsroman. Finja entdeckt nämlich zum ersten Mal die (gleichgeschlechtliche) Liebe. Einige weitere Themen, die angeschnitten werden: Finjas Mutter hat die Familie verlassen, scheint kein Interesse an ihrem Kind zu haben und Finja ist oft sehr traurig darüber. Es gibt einen obdachlosen Mann, der immer einmal wieder im Büdchen übernachtet. Einer der Stammgäste des Büdchens (der Alte aus der Dreizehn) scheint demenzkrank zu sein.

Die schwarz-weiß Illustrationen von Ulf K. sind comicartig, eckig, lustig und passen zum Buch und den Charakteren.

"Der Tag, an dem Lotto-Werner verhaftet wurde" ist ein fabelhafter detektivischer Kinderkrimi, der außerdem vom Erwachsenwerden, von Freundschaft und von Liebe handelt, und der sich bis zur letzten Minute spannend und absolut flüssig liest. Bravo!

Bewertung vom 04.03.2023

Er ist's


ausgezeichnet

Vor ein paar Tagen war offiziell meteorologischer Frühlingsanfang, doch momentan ist es noch kalt, nass und grau und der Winter hat das Zepter noch nicht an den Frühling abgegeben. Falls ihr und eure Kinder auch den Lenz herbeisehnt, habe ich einen sehr schönen Buchtipp für euch. Aus der Reihe "Poesie für Kinder" des Kindermann Verlags finden sich in "Er ist's" zehn der schönsten deutschen Frühlings- und Ostergedichte, die die Frische der Frühlingsluft in die Herzen der Leser fliegen lassen.

Ich finde es sehr wichtig, bereits im Kindesalter mit den unterschiedlichsten Ausdrucksformen der menschlichen Kunst in Berührung zu kommen. Da Kinder Reime immer schon fasziniert haben, ist es meiner Meinung nach nur logisch, sie ab einem gewissen Alter nicht nur mit Kinderreimen sondern auch mit Reimen für Erwachsene bekannt zu machen.

Neben weltbekannten Werken von Wilhelm Busch, Eduard Mörike, Theodor Fontane, Annette von Droste-Hülshoff und Hoffmann von Fallersleben, wurden auch weniger bekannte wie beispielsweise von Anna Löhn-Siegel, Maria Janitschek und Detlev von Liliencron in die Gedichtsammlung mit aufgenommen. Wir begegnen sowohl Klassikern wie auch modernen Gedichten. Der Verlag betont zudem, vor allem auch die Texte von Frauen in den Mittelpunkt rücken und ihnen eine gleichberechtigte Rolle geben zu wollen. So gibt es also ganz gerecht fünf Gedichte von Frauen und fünf von Männern im Gedichtband.

Farbenfroh, frisch und heiter wird die Poesie mit Illustrationen von Günther Jakobs abgerundet. Bereits das schöne Titelbild mit dem gutmütig lachenden Baum, den zwitschernden Vögeln, Fuchs, Hase und Reh sowie den lila leuchtenden Krokussen wecken Lust auf den Frühling und auch auf das Buch. Es macht einfach Freude, die Bilder anzusehen und Kleinigkeiten zu entdecken. Auch helfen sie Kindern, die Gedichte besser zu verstehen.

"Er ist's" ist ein zauberhaft und ausgewogen zusammengestellter Gedichtband, der eine schöne Begleitung im Frühling ist und Kinder an das magische und weite Feld der Poesie und des deutschen Kulturgutes heranführt.

Bewertung vom 27.02.2023
Paquette, Ammi-Joan

Großvaters Walnuss


ausgezeichnet

Emilia bekommt von ihrem Großvater ein ganz besonderes Geschenk: eine Walnuss. Solch eine Walnuss brachte Opa in einer Hosentasche aus seinem Heimatland mit, aus dem er einst als Kind über den weiten Ozean in ein neues Land emigrierte. In der Zwischenzeit ist nun aus der Nuss ein stattlicher Walnussbaum in Großvaters Garten geworden, der ihn immer an seine Heimat erinnert. Und auch Emilia pflanzt, wie bereits ihr Opa und danach ihre Mutter, den Walnusskern in Erde ein. Das Pflänzchen wird auf dem Fensterbrett groß und größer, doch gleichzeitig wird ihr Großvater schwach und schwächer. Bis Emilia und ihre Mutter sich eines Tages von Opa verabschieden müssen. Da weiß das Mädchen, dass es Zeit ist, ihr Bäumchen neben den großen Walnussbaum ihres Opas und den ihrer Mutter in den Garten zu pflanzen.

Ich war sofort berührt von der engen Enkelin-Großvater-Verbindung, die durch die einfühlsamen Illustrationen von Felicita Sala und die wohl gewählten, behutsamen Worte von Ammi-Joan Paquette deutlich spürbar ist. Das Pflanzen eines Baumes, um den Tod eines geliebten Menschen zu verarbeiten und seine eigene Trauer zu bewältigen, ist eine warmherzige und kindgerechte Idee.

Mir gefällt die Verknüpfung eines Baumlebens mit dem eines Menschen (des Opas). Sinnbildlich zeigt dies auf, dass die Liebe niemals stirbt. Zusätzlich können Kinder etwas über den Lebenszyklus eines Baumes im Besonderen und den Kreislauf der Natur im Allgemeinen lernen.

Auch regt die Geschichte der Immigration des Großvaters zur Diskussion und Horizonterweiterung bei Groß und Klein an und stärkt die interkulturelle Kompetenz. Das Buch scheint autobiographische Züge zu haben, denn die Autorin widmet es ihrem eigenen Großvater, der vor vielen Jahren als kleiner Junge zum ersten Mal den Ozean von Italien in die USA überquerte. Das Bilderbuch ermutigt Kinder, sich immer an ihre Familiengeschichte zu erinnern und stolz auf ihre Wurzeln zu sein.

"Großvaters Walnuss" ist ein zärtliches und berührendes Kinderbuch über den Lauf des Lebens, über die Kraft der Familie und über das Abschiednehmen, wenn ein geliebter Mensch stirbt.

Bewertung vom 22.02.2023
Toni M., Jacoby

Tom Tolliver und die Zauberkrautinsel


sehr gut

Der elfjährige Tom Tolliver führt ein ganz normales Leben, bis zu dem Tag als er sich inniglich seinen Seefahrer-Vater herbeiwünscht, der gerade auf weit entfernten Meeren herumsegelt. Prompt erscheint der Vater als wäre er gebeamt worden. Ähnlich wie Harry Potter seinerzeit erfährt Tom nun, dass er magische Fähigkeiten besitzt und zusätzlich noch in großer Gefahr ist. Darum soll er sich bei seinem Großvater auf der geheimnisvollen Zauberkrautinsel verstecken. Dort erwarten ihn sprechende Tiere und Gegenstände, ein Orden voller Frauen, die das Licht hüten und Luxa (nicht Hexen) genannt werden sowie Hinweise auf seine Mutter, die seit seiner Geburt verschollen ist. Ein großes Abenteuer wartet jedoch noch auf ihn...

Das Buch liest sich recht flüssig und locker. Hier und da gibt es ein paar witzige Dialoge. Die Handlung ist rasant, actiongeladen und teilweise gruselig-grausam. Der Autor Toni M. Jacoby unterbricht das Geschehen immer mal wieder um sich direkt an den Leser zu wenden. Das kann zur Folge haben, dass sich dieser mehr in die Geschichte einbezogen fühlt. Es kann allerdings auch dazu führen, dass die Unterbrechungen den Lesefluss stören. Ich fand die persönlichen Ansprachen angenehm.
Man merkt, dass der Autor auch Drehbücher schreibt, denn an vielen Stellen liest sich das Buch wie ein Film. Ich konnte mir die Handlung auf jeden Fall sehr gut auf einer großen Leinwand vorstellen.

Ich persönlich bin mit keinem der menschlichen Protagonisten so wirklich warm geworden, dafür fand ich die nicht-menschlichen Charaktere aber umso sympathischer. Da wären zum Beispiel der Biber Fex, die Ziege Mecker und die fliegende Hängematte Flatter, die alle drei die menschliche Sprache beherrschen. Des Weiteren tauchen noch andere wundersame und auch furchteinflößende Wesen wie Regenriesen, Drachen und Zombies auf.

Sehr gefallen haben mir die kleinen Bilder zu Beginn eines jeden Kapitels – ähnlich einer Vignette – die das Kommende gut einleiten und teilweise auch die Charaktere darstellen. Sie wurden von Silvia Christoph gestaltet.

"Tom Tolliver und die Zauberkrautinsel" ist ein abenteuerlicher Kinderroman voller Tapferkeit, Freundschaft und Magie, der relativ offen endet, so dass es sicherlich bald eine Fortsetzung geben wird.