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Inas Buecherregal

Bewertungen

Insgesamt 161 Bewertungen
Bewertung vom 15.09.2019
Eiskalte Ostsee
Bruns, Julia

Eiskalte Ostsee


ausgezeichnet

1946, eine Zelle der Rotarmisten. In ihr sitzen ein paar Überlebende des Kriegs. Den Schrecken des Krieges vor Augen waren sie in der Hoffnung auf ein neues Leben heimgekehrt. Bis eines Nachts der Traum jäh zerplatzt. Ein Wagen mit russischen Soldaten kommt, nimmt sie mit, sperrten sie in eine Zelle. Der jüngste von ihnen verschwindet gleich nach der Ankunft. Plötzlich schwere Schritte vor der Zelle, ein Schlüsselbund klirrt, die Tür öffnet sich...

Auch hier gibt es (wie in vielen anderen Krimis oder Thriller) mit Anne Berber wieder einen Ermittler in einer unglücklichen Beziehung, glücklicherweise ist dies aber nicht das vorherrschende Thema. Zu Beginn noch etwas unsicher geht Anne Berber ganz in den Ermittlungen zu dem am Strand gefunden Toten auf.
Durch diverse Verwicklungen quartiert sie sich in der Pension von Sören Hilgert ein. Doch auch er hat, wie einige der Inselbewohner, ein Geheimnis.

Die Beklemmung im Prolog ist fast greifbar, so authentisch beschreibt die Autorin die Anfangsszene sowie auch diverse andere Szenen im Buch.
Die Geschichte spielt auf Rügen, Julia Bruns stellt die Gegend so bildlich dar, dass ich mir alles sehr gut vorstellen konnte obwohl ich selbst noch nie dort war. Ich konnte die von ihr beschriebene salzige Meeresluft sogar riechen, da ich das Buch während meines Ostsee-Urlaubs gelesen habe. Die Protagonisten sind zum Großteil authentisch, wenngleich die Autorin den Hotelbesitzer Dombrowski für meine Begriffe zu überzogen darstellt.

Die kalte Atmosphäre des Buches sorgt für Spannung, der dazu gewählte Titel passt hervorragend.

Die Lebenssituation in der "Ostzone" wird düster beschrieben. Auch wenn das Vergangenheit ist (sein sollte), spielt es in der Gegenwart der Protagonisten teilweise noch eine große Rolle. Die einen verherrlichen, die anderen verdammen das damalige System. Diese unterschiedlichen Sichtweisen auf ein und dieselbe Vergangenheit wird von Julia Bruns sehr gut aufgezeigt und hinterlässt mich mit einem beklemmenden Gefühl. Wie hätte man selbst in der DDR gelebt? Hätte man sich angepasst? Sich dagegen aufgelehnt? Im verborgenen gekämpft? Oder sich der Stasi angeschlossen um ungeschoren davon zu kommen?

Ein äusserst fesselnder Krimi, in dem die Gegenwart und die deutsch-deutsche Vergangenheit miteinander verschmelzen.

Bewertung vom 15.09.2019
Walzer, Wein & Altenheim
Eichenlaub, Anna J.

Walzer, Wein & Altenheim


sehr gut

Wir begleiten Tina an ihrem ersten Arbeitstag in einem bayerischen Altenheim. Obwohl die Arbeit ihr nicht fremd ist, ist sie nervös. Schließlich sind der Umzug und der Jobwechsel eine neue Herausforderung. Die Bewohner, die Elena ihrer neuen Kollegin vorstellt, sind zum Glück alle recht umgänglich, trotzdem fühlt sie sich am Ende ihres ersten Tages wie erschlagen und ist froh, ihrer Freundin Abends das Herz ausschütten zu können. Gespannt erwartet Tina den nächsten Arbeitstag...

Tina, so hat man schnell den Eindruck, steht mit beiden Beinen fest im Leben. Ihre Beziehung mit ihrer Freundin stärkt ihr den Rücken, wenngleich die Freundin eher im HIntergrund bleibt. Ihre Kollegen machen ihr den Einstieg leicht, sitzen sie doch alle im selben Boot.

Die Übersicht über die Bewohner gleich zu Beginn erleichterte mir die Zuordnung der verschiedenen Bewohner. Tina ist auf unterschiedlichen Stationen tätig, dementsprechend hat sie viele alte Menschen zu betreuen. Jeder von ihnen hat seine Eigenarten, die von der Autorin liebevoll hervor gehoben werden, auch die Schrulligkeiten mancher Bewohner.

Das Buch gibt einen interessanten und auch kritischen Einbllick in den Alltag eines Altenheimes. Tina hat das Herz auf dem rechten Fleck, so jemanden kann man sich als Pflegerin nur wünschen. Sie ist offenherzig und geht mit viel Humor ihrer Arbeit nach, geht auf die Eigenarten der Bewohner ein und hat ein offenes Ohr für jeden. Mache Dinge gehen ihr dadurch sehr nahe, auch ich als Leserin hatte manchmal ein Tränchen im Augenwinkel. Dies macht Tina als Person lebendig, das ganze Buch bekommt durch sie authenzität.

Obwohl es ein unterhaltsames Buch ist, macht es auch nachdenklich. Wie wird es einem wohl selbst später mal ergehen? Hat man das Glück auf Tina und ihr Altenheim zu treffen? Oder landet man in einem, in dem die alten Menschen bis zu ihrem Tod nur aufbewahrt werden? Auch diese werden im Buch angesprochenen, wenn auch nur beiläufig.

Ein kritisches, gleichzeitig auch äußerst unterhaltsames Buch über ein Altenheim, dessen Bewohner und den Strapazen des Pflegealltags.

Bewertung vom 15.09.2019
Schatz, wir werden reich! (vielleicht)
Böss, Christine;Böss, Gideon

Schatz, wir werden reich! (vielleicht)


gut

Zu Beginn lernen wir den Autor und seine Frau mitsamt deren recht hoffnugsloser finanziellen Situation kennen. Da Geld zwar nicht glücklich macht, kein Geld aber auch nicht, beschliessen Gideon und Christine, Geld muss her. Am besten einfach und ohne viel Mühe. Also werden Nägel mit Köpfen gemacht....

Der angeblich leichteste Weg laut seiner Punkte-Liste, sind Wetten, Pferdewetten in diesem Fall. Leider ist dieses Verfangen im Endeffekt nicht sehr erfolgreich, ebenso das studieren eines Ratgebers, Rentenfonds, Kofferversteigerung. Auch Geld über das Internet verdienen klingt einfach, hat aber seine Tücken. Sparen, Börsenbesuch und Aktienfonds bringen ebenfalls nicht den gewünschen Erfolg, genau wie die sogenannten Powerdays, Preisauschreiben oder gar eine Schatzsuche. Ob dem Ehepaar dennoch der große Durchbruch gelingt, verrate ich hier nicht ;-)

Trotz des zugegeben amüsanten Einstiegs kämpfte ich mich teilweise durch das Buch. Der Autor lässt uns an seinen Versuchen teilhaben, Reich zu werden, mehr oder weniger erfolgreich schildert er uns seinen Weg zu unendlichem Reichtum. Man hat das Gefühl, der Autor/die Autoren möchten dabei lustig erscheinen, leider gelingt ihnen das meiner Meinung nach kaum. Richtig lustige Passagen suchte ich vergeblich, auch wenn hin und wieder mal der Humor zwischen den Zeilen hervor blitzt. Leider war der restliche Inhalt des Buches teilweise sehr langatmig, was ich sehr schade finde da das Thema an sich durchaus Potenzial hat.

Bewertung vom 20.08.2019
Jenseits von schwarz
Flebbe, Lucie

Jenseits von schwarz


ausgezeichnet

"Eddie schließt sich aus Versehen aus der Wohnung aus, wie immer im Streß. Aber ihre Nachbarin weiss zum Glück Rat, der Vater ihrer Tageskinder kann Eddie sicherlich helfen. Erleichtert stimmt Eddie zu, bereut aber schnell ihre Zustimmung, als sie sieht, wer ihr da zur Hilfe kommt..."

Das Buch besteht wie der erste Teil aus zwei Erzählungen aus der Ich-Perspektive, einmal aus der Sicht von Zombie und aus der Sicht der Polizistin Eddie Beelitz. Die beiden haben sich im ersten Teil "Jenseits von Wut" während Ermittlungen zu einem Mordfall kennen gelernt.

Nachdem Zombie mir im ersten Teil immer sehr suspekt war und Unbehagen auslöste, wurde er mir nun immer sympathischer. Da ihn der Tod seiner Schwester sehr mitnimmt, lässt er sich ziemlich gehen, man kann ihn fast schon depressiv nennen. Einzig seine Kinder geben ihm noch halt.
Eddie ist wieder einmal im Streß, Kind und Job verlangen ihr immer noch einiges ab. Auch die Entwicklungen in ihrem privaten Umfeld stellen sie vor eine Herausforderung. Zudem benötigteine junge Nachbarin mehr denn je die Unterstützung ihrer Freundinnen Eddie und Mütze.

Wie gesagt, hat sich mein Eindruck von Zombie gewandelt. Und das, obwohl meist das Negative seine Gedanken beherrscht. Lucie Flebbe gelingt es auch hier wieder hervorragend, die Gefühlswelt der Protagonisten darzustellen. Ich nahm ihr alle Gefühle vorbehaltlos ab, da sie für mich vollkommen nachvollziehbar waren, eine logische Folge der vergangenen Ereignisse.

Zombies Passagen sind eher schwarz und dunkel, die von Eddie wirken trotz allem Ärger heller und freundlicher. Obwohl die Protagonisten so unterschiedlich sind, sind sie sich dennoch recht ähnlich. Der Spagat zwischen den beiden Erzählsträngen gelingt der Autorin scheinbar mühelos.
Der Spannungsbogen steigt von Kapitel zu Kapitel und wird kontinuierlich hoch gehalten ohne abzuflachen oder zu langweilen. Durch den Wechsel zwischen Zombie und Eddie gewinnt die Geschichte immer mehr an Fahrt, ich bin quasi durch die Kapitel geflogen.
Das Ende lässt Raum für Spekulationen, und ich freue mich schon riesig auf den letzten Teil der Trilogie und auf ein Wiedersehen mit alten Bekannten.

Bewertung vom 03.08.2019
Rachemädchen
Locke, Phoebe

Rachemädchen


sehr gut

Heute habe ich euch einen Leckerbissen, ein Buch das ich letzte Jahr vorab lesen und bewerten durfte.

"Nur Tage nach der Geburt ihrer Tochter Amber verschwindet die Junge Mutter Sadie Banner ohne jede Spur. Ihr Ehemann Miles zieht Amber alleine groß - bis Sadie sechzehn Jahre später überraschend wieder vor der Tür steht. Nach und nach versuchen sie, wieder in ein normales gemeinsames Leben zurück zu finden. Bi s zu jenem Tag, als ihre Familie erneut durch ein schreckliches Ereignis auseinander gerissen wird.

Zwei Jahre später folgt ein Filmteam Amber Banner durch Los Angeles. Amber wurde gerade von einer Mordanklage freigesprochen. Die Filmemacherin Greta gerät zunehmend in den Bann der rästelhaften jungen Frau und der Schatten, die sie verfolgen. Ist Amber wirklich unschuldig? Und was ist damals geschehen?"

Das Buch beginnt mit einem Rückblick ins Jahr 1990 und schon dieser zeigt was einen erwartet. Im Verlauf des Buches wechselt die Autorin Kapitel für Kapitel in 4 verschiedene Zeitabschnitte. 1990, 1999, 2016 und 2018. 1990 befasst sich mit ein paar Mädchen die eine Sage erzählen. Diese Geschichte zeigt, warum Sadie später so handelt wie sie handelt und erklärt ihre Ängste. 1999 befasst sich mit der Zeit in der Sadie und Miles zusammen gekommen sind und mit der Geburt ihrer Tochter Amber. Das Jahr 2016 schildert Ambers Jugend und die Rückkehr der Mutter und wie Sadie versucht ihren Platz in der Familie zu finden, das Jahr 2018 beschreibt die Zeit in der Amber von einem Filmteam begleitet wird. Die Autorin versteht es, mühelos zwischen den verschiedenen Kapiteln hin und her zu schwenken, die Geschichte bleibt weiterhin flüssig zu lesen und man bleibt ohne Stocken oder "wiederzurecht-finden" in der Geschichte gefangen.

Kleine vereinzelt eingestreute Hinweise machen neugierig ohne zu viel zu verraten. Zwischendurch werden außerdem der Mail-Verkehr zwischen Greta und ihrer Produzentin Frederica aufgezeigt, dieser zeigt deutlich wie sehr sich Gretas Haltung gegenüber Amber verändert.

Im Verlauf des Buches fängt man an sich zu fragen, ob Amber tatsächlich die ist die sie vorgibt zu sein. Oder verstellt sie sich gegenüber Greta und dem restlichen Filmteam?

Die Anfangs langen Kapitel mit ihren Zeitabschnitten werden je weiter das Buch fortschreitet, immer kürzer. Das Buch legt dadurch an Tempo zu, man möchte nun unbedingt wissen wie es ausgeht. Das Ende ist wie der Rest des Buches: spannend, nervenaufreibend und überraschend.

Bewertung vom 02.08.2019
Küstenstill / Kommissare Hardy Finkel und Greta Silber Bd.1
Haller, Elias

Küstenstill / Kommissare Hardy Finkel und Greta Silber Bd.1


ausgezeichnet

Ich liebe Bücher mit besonderen Covern, dieses hier ist eines davon. Da ich bereits mit Begeisterung etwas von Elis Haller gelesen hatte, war ich sehr gespannt auf diesen Thriller.

"Julia Asmann kommt nackt aus der Dusche, wundert sich kurz dass der CD-Player bei kanpp 2 Minuten auf Pause steht. Sie startet das Lied neu, tanzt etwas, um sich dann vor ihren Laptop zu setzen. Julia ist bei einer Dating-App angemeldet und beginnt wieder mal mit Kai zu chatten. Doch der Chat entwickelt sich in eine unheimliche Richtung die Julia schockiert...."

Die Ermittler Hardy Finkel und Greta Silber arbeiten das erste Mal zusammen, und dann auch noch an einem Fall der einen von ihnen an seine Grenzen bringt. Obwohl dies die erste gemeinsame Ermittlung ist und die beiden einen holprigen Start hatten, stimmen sich schnell aufeinander ein. Hardy wie auch die geschiedene Greta haben ihr Päckchen zu tragen, was das Ganze nicht gerade vereinfacht.

Gleich zu Beginn befindet sich der Leser mitten im ersten Mord, ein klasse Einstieg in das Buch. Die ersten Leseabschnitte waren Dank des flüssigen und packenden Schreibstiles ratzfatz gelesen, dieses Tempo hält durch die kurzen Kapitel und den rasanten Schreibstil das ganze Buch über an. Die Einführung der Charaktere finde ich sehr gelungen. Man erfährt das wesentliche, dennoch ist noch Luft nach oben für die Feinzeichnung. Der Autor lässt dem Leser trotz der detailreichen Schilderungen der Morde noch genügend Freiraum für sein eigenes Kopfkino.

Die Art und Weise in der der Täter seine Hinweise platziert und an die Ermittler weiter gibt ist sehr interessant, die Auflösung dazu hat es in sich. Das Ende ließ mich als gestandene Thriller-Liebhaberin schockiert die Luft anhalten, doch nun ergab alles einen Sinn.

Die vielen Hinweise, Fährten und Rätsel über Rätsel machten es mir nahezu unmöglich das Buch aus den Händen zu legen. Elias Haller hat mich wieder restlos überzeugt mit diesem bemerkenswerten Thriller.

Bewertung vom 23.06.2019
Blutiger Wahn. Ostfrieslandkrimi
Jensen, Dörte

Blutiger Wahn. Ostfrieslandkrimi


ausgezeichnet

Henrike Lammers und Steffen Dölker sind die perfekte Besetzung für Romeo und Julia. Sie sind auch privat ein Paar, da Steffen Henrike jedoch am liebsten ganz für sich haben möchte, bahnt sich schon wieder ein Streit an. Ricarda, Henrikes Freundin und Mitbewohnerin, steht ihr wieder einmal tröstend zur Seite. Nach einem entspannten Abend mit ihrer Freundin beschließt die schwangere Henrike, ihren Freund zu verlassen und beschwört damit ein Unglück herauf...

Ricarda ist als freiberufliche Fotografin oft im Streß, ihr ordnungsliebender Nachbar Joost trägt auch nicht gerade zur Besserung ihrer Laune bei. Ihre Reaktionen auf ihn fand ich sehr erheiternd, konnte sie so gut nachvollziehen. Trotz allem tut mir Joost auch etwas leid, da er einfach nicht aus seiner Haut kann. Steffen dagegen ist mir bereits nach seinem ersten Auftritt unsympathisch und ich begrüßte Henrikes Trennung von ihm.

Wie der Titel schon verrät, geht es in diesem Buch um Wahn, um ungesunde Liebe und geheime Fantasien. Dies wurde von der Autorin gut umgesetzt, teilweise bekam ich beim lesen ein beklemmendes Gefühl, so authentisch sind die Schilderungen der Autorin.
Nachdem zu Beginn mehrmals das Grinsen Steffens als diabolisch oder teuflisch beschrieben wurde, hatte ich erst die Befürchtung dass sich dies noch öfter wiederholt, dem war dann glücklicherweise nicht so.
Joosts Wandlung gefiel mir sehr gut, auch wenn er immer wieder in alte Muster zurück fällt, aber gerade das macht ihn authentisch, alles andere hätte ich der Autorin nicht abgenommen.

Die Ermittlungsarbeit hat kleine Schwächen, dazu möchte ich hier aber nicht eingehen um nicht zu spoilern. Trotzdem ist das ein äußerst spannender Krimi, dessen Geschichte immer mehr Fahrt aufnimmt. Nicht nur für Ostfriesland-Fans zu empfehlen.