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SimoneF

Bewertungen

Insgesamt 505 Bewertungen
Bewertung vom 16.04.2023
Seethaler, Robert

Das Café ohne Namen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Robert Simon ist Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt in Wien. Er pachtet eine leerstehende Gastwirtschaft gegenüber dem Markt und eröffnet dort sein eigenes Café, bei dem es sich eher um eine Kneipe handelt. Die Gäste sind einfache Leute aus dem Viertel, Arbeiterinnen aus der Textilfabrik, Bauarbeiter, Marktleute, ältere Damen, junge Leute, Obdachlose und Künstler. Sie streiten sich, betrinken sich, spielen Karten, plaudern miteinander und hängen ihren Träumen nach.

Robert Seethaler erschafft mit seiner schnörkellosen, beinahe nüchternen Schreibweise eine präzise Miliestudie der einfachen Leute des recht armen Viertels um den Karmelitermarkt in den 60er und 70er Jahren. Mt wenigen Worten und einem zauberhaften Blick fürs Detail werden die Figuren und die Atmosphäre des Aufbruchs lebendig und das Existenzielle zeigt sich mitunter ganz beiläufig. Besonders angetan haben es mir die Kapitel, in denen die Gespräche der beiden älteren Damen wiedergegeben sind.

Ein leiser, berührender Roman und unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 12.04.2023
Reiter, Max

Erinnere dich! (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

"Erinnere Dich!" von Max Reiter ist ein richtig packender Thriller mit interessanten psychologischen Aspekten: Wie verlässlich sind unsere Erinnerungen und wodurch werden sie beeinflusst? Inwieweit dürfen wir unserer Erinnerung trauen?

Der Schreibstil ist direkt, schnörkellos und sehr angenehm zu lesen. In den Hauptcharakter Arno Seitz konnte ich mich von Anfang an gut einfühlen, und die Entwicklung, die er im Buch durchmacht, war sehr gut nachvollziehbar. Besonders positiv fand ich, dass der Thriller ganz ohne blutrünstige Momente und Gewaltexzesse auskommt und sehr realistisch wirkte. Ich hatte bis zum Schluß das Gefühl, dass eine derartige Geschichte tatsächlich so ähnlich passieren könnte. Das Buch war von der ersten bis zur letzten Seite hochspannend und ich habe bis zum Schluß mitgerätselt.

Sehr gut gefielen mir die wiederkehrenden Bezüge zu "Das verrräterische Herz" von Edgar Alan Poe, dem Meister des Unterbewussten, der sich in seinen Werken ebenfalls mit der Frage von Schuld und Unschuld und deren psychischen Auswirkungen befasste.

Fazit: Ein toller und intelligenter Psychothriller, den ich allen empfehlen kann, die Lust auf Hochspannung ohne Blut und Gewalt haben.

Bewertung vom 12.04.2023
Mukherjee, Siddhartha

Das Gen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nachdem ich kürzlich eher zufällig das Buch "Das Lied der Zelle" von Siddharta Mukherjee las und mich dieses absolut begeistert hat, wollte ich  unbedingt "Das Gen" lesen.

Hierin erzählt Mukherjee sehr umfassend und anschaulich die Geschichte der Generik, angefangen bei Mendel und Darwin über die Entdeckung der DNA bis hin zur kompletten Entschlüsselung des Humangenoms, modernster Gentechnik und den Möglichkeiten der Gentherapie. Hierbei lässt Mukherjee auch immer wieder sehr persönliche Details aus seiner Familiengeschichte einfließen, in der eine genetische Disposition zu psychischen Erkrankungen vorliegt.

Mukherjees Schreibstil ist einfach fantastisch und unvergleichlich. Er beherrscht die Kunst, hochkomplizierte medizinische Sachverhalte so zu veranschaulichen und zu erläutern, dass sie für Laien verständlich werden, ohne dabei stärker zu vereinfachen als nötig. Dabei erzählt er so unterhaltsam und spannend, dass sich das Buch trotz komplexer Thematik sehr flüssig lesen lässt und ich es gar nicht mehr aus der Hand legen wollte.

Neben der Begeisterung für Humangenetik und für das enormes Potenzial der Gentherapie versäumt es Mukherjee nicht, auch die medizinischen Risiken der Humangenomtechnik anzumahnen und die gesellschaftlichen und moralischen Fragestellungen zu erwähnen, die sich hieraus ergeben. Hier erinnert er auch an das dunklen Kapitel der Eugenik im letzten Jahrhundert und warnt vor den Gefahren einer sogenannten positiven Eugenik, der Selektion der Starken, durch die Möglichkeiten der Genomtechnik.

Ich bin inzwischen ein großer Fan von Mukherjees Büchern geworden. Angesichts der vielfältigen Einsatzbereiche gentechnischer Verfahren in der medizinischen Therapie und Diagnostik, die sich bereits bieten und in Zukunft noch bieten werden, ein wichtiges und absolut empfehlenswertes Buch!

Bewertung vom 12.04.2023
Safier, David

Solange wir leben


ausgezeichnet

David Safier erzählt in "Solange wir leben" die Lebensgeschichte seiner Eltern Waltraut und Joschi. Wie viel davon wahr ist, bleibt unklar; wenn man etwas googelt, so erwähnt Safier in Interviews immer wieder, dass seine Eltern mit ihm nicht über ihre Vergangenheit gesprochen hätten (etwa Focus 2016, in "Er sprang dem Tod oft von der Schippe": Safier über das Leben seines Vaters: "Erzählt hat er mir von dieser Zeit: nichts. Seinen Lebenslauf habe ich mir aus Halbsätzen, Erzählungen seiner Schwester und Recherchen gebastelt."). Für mich entstand der Eindruck, dass die wesentlichen Daten stimmen und viele Lücken gerade aus den frühen Jahren mit schriftstellerischer Freiheit gefüllt wurden.

Der Roman beginnt im Jahr 1937 und erzählt bis ins Jahr 2005 in zwei parallelen Handlungssträngen die sehr bewegte und von Schicksalsschlägen geprägte Geschichte von Joschi und Waltraut. Joschi hat als Jude fast seine ganze Familie im Holocaust verloren und Waltraut wächst als Kriegskind in ärmlichen Verhältnissen auf. Es war für mich faszinierend, die beiden und ihr Umfeld über nahezu ihr ganzes Leben zu begleiten und zu sehen, wie sie  sich verändern und entwickeln und sich immer wieder ihrem Leben und dem Schicksal stellen.

David Safiers Schreibstil ist ganz wunderbar zu lesen, es gelingt ihm, jede Figur in all ihren Facetten darzustellen, und ich konnte sie mir lebhaft in all ihren Eigenheiten, in ihren liebenswerten und auch herausfordernden Charakterzügen vorstellen.

Das Buch zeigt, wie wenig im Leben planbar ist und wie sehr sich das Leben manchmal von dem unterscheidet, was wir uns in jungen Jahren erträumen. Es erzählt von großen und schmerzlichen Verlusten, vom kleinen Glück und von der Liebe, die uns im Leben antreibt.

Ein berührendes und sehr lesenswertes Buch.​

Bewertung vom 06.04.2023
Jackson, Tom

Wenn die Erde einen Tag alt wäre ...


ausgezeichnet

Als ich das Buch "Wenn die Erde einen Tag alt wäre" entdeckt habe, wollte ich es unbedingt mit meinem Sohn lesen, da ich die Idee, die Geschichte der Erde auf einen Tag umzurechnen, sehr interessant fand.

Das Buch umfasst 64 Seiten, wobei jeweils eine Doppelseite einen Zeitpunkt auf der Erdzeituhr behandelt und komplett farbig illustriert ist. Jede Doppelseite zeigt oben links die Erdzeituhr mit dem aktuellen Zeitpunkt an und enthält mehrere Textabschnitte, die die Ereignisse auf der Erde erläutern. Dabei kommen immer wieder komplizierte Begriffe (Nukleinsäure, Mitochondrien, Chloroplasten, Stromatholiten,....) vor, und  insbesondere bei der Zellbiologie sind die Erläuterungen schon recht komplex, so dass ich das Buch ab 10-11 Jahren empfehlen würde. Besonders gelungen finde ich die ganzseitigen Illustrationen, die sehr farbenfroh, aber nicht knallig sind und den Text hervorragend ergänzen und auflockern. Es macht richtig Lust, durch das Buch zu blättern!

Durch die Umrechnung auf einen Tag werden die für Kinder doch recht schwer fassbaren 4,54 Milliarden Jahre greifbarer und sie können so anschaulich erkennen, wie kurz oder lang einzelne Phasen der Erdgeschichte im Verhältnis zueinander sind. So wird auch klar, daß die Geschichte der Menschheit auf dieser Skala nur wenige Wimpernschläge beträgt. 

Am Ende des Buches gibt es noch ein Glossar mit den wichtigsten Fachbegriffen und eine geologische Zeitskala in einer übersichtlichen Tabelle.

Fazit: Ein wirklich schön gestaltetes, interessantes und sehr lehrreichen Buch für Kinder ab ca. 10-11 Jahren, das ich auf jeden Fall empfehlen kann!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.04.2023
Rabe, Anne

Die Möglichkeit von Glück (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Protagonistin Stine wird 1986 in einem kleinen Ort an der Ostsee in der DDR geboren. Ihre Eltern und Großeltern sind überzeugte Sozialisten. Stine wächst im wiedervereinigten Deutschland auf, doch die sozialistische Ideologie ist noch vielerorts spürbar. Stines Lebensgeschichte hat mich sehr bewegt, insbesondere ihre harte und von Gewalt geprägte Kindheit. Die "Erziehungsmethoden" ihrer Mutter waren schockierend und umso befremdlicher, da sie Erzieherin in einem Kinderheim war.

Als Stines Großvater Paul stirbt, der nie viel aus seinem Leben erzählt hat, macht sie sich über das Bundesarchiv und andere Stellen auf Spurensuche. Stine möchte mehr über ihre Familie wissen, ihre Großeltern und Eltern, die nie über Vergangenes gesprochen haben, verstehen und darüber letzlich auch zu sich selbst finden. Die Jugend der Großeltern im Dritten Reich, ihre Kriegserlebnisse und das Schweigen darüber, der Aufbau der DDR und der Glaube an ein besseres Deutschland wirken bis in Stines Generation hinein. Hinzu kommen die Unsicherheiten der Nachwendezeit. Stines Gedanken hierzu und ihre innere Zerrissenheit sind sehr eindrücklich beschrieben und ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen.

Die Autorin springt häufig zwischen verschiedenen Zeit- und Handlungsebenen her, war den Lesefluss leider etwas behindert. Allerdings spiegelt dieses Hin und Her Stines Gedankenwelt sehr gut wider.

Aufgrund der detaillierten Schilderungen von Stines Recherche zu Opa Paul in diversen Archiven und der Ich-Perspektive liest sich der Roman wie eine Autobiographie, ist aber fiktiv. Es wäre in einem Nachwort interessant gewesen zu erfahren, ob hier reale Biographien zugrunde lagen.

Fazit: Ein lesenswerter und bewegender Roman!

Bewertung vom 04.04.2023
Ludwig, Stephan

Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller


ausgezeichnet

​Norbert Heinlein, ein rechtschaffener, gediegener Herr Ende 50, führt mit viel Herzblut ein traditionsreiches Delikatessengeschäft, in dem er für seinen kleinen, aber anspruchsvollen Kundenkreis auch erlesene Tagesgerichte anbietet, die er mit Hingabe zubereitet. Hierbei wird er von seinem jungen Gehilfen Marvin unterstützt, der autistische Züge aufweist. Seit mehreren Wochen hat Heinlein einen neuen und etwas undurchsichtigen Stammgast, Adam Morlok, der eines Tages durch ein Missgeschick Heinleins im Geschäft zu Tode kommt, und Herr Heinlein weiß sich keinen anderen Ausweg, als Morlok im Kühlhaus zu lagern. Damit nimmt das Schlamassel seinen Anfang, denn Heinlein gerät von einer Misere in die nächste...


Das Buch hat mich gleich auf den ersten Seiten begeistert, da ich den unterhaltsamen Schreibstil auf Anhieb mochte. Herr Heinlein, Marvin, die Kunden und das Delikatessengeschäft werden so lebendig beschrieben, dass ich mir alles genau vorstellen konnte und auch regelrecht Appetit auf die beschriebenen Köstlichkeiten bekam.

Die Art und Weise, wie Herr Heinlein, ein eigentlich ehrbarer, hilfsbereiter, etwas gutgläubiger und konfliktscheuer Mensch, nach der Einlagerung Morloks im Kühlhaus sich seine Wahrheit zurechtbiegt, Ausflüchte aus der Verantwortung sucht und dabei immer tiefer in eine ausweglose Situation gerät, ist toll beschrieben. Hinzu kommen dubiose Geschäfte, in die Heinlein unversehens und natürlich nur in bester Absicht hineingerät. Auch die Figur von Marvin und dessen erstaunliche Entwicklung hat mir richtig gut gefallen. Die Geschichte ist nicht nur richtig spannend, sondern bietet auch eine gute Portion unterschwelligen Humor und makabre Situationskomik.

Einen kleinen Wermutstropfen bot für mich das Ende, da man hier, wenn man etwas gründlicher darüber nachdenkt, auf einige logische Ungereimtheiten stößt bzw. zumindest entsprechende Fragen offen bleiben. Das mag aber nicht jede*n Leser*in stören.

Fazit: Ein äußerst kurzweiliger, skurriler Krimi, den ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann. Wer "Achtsam morden" von Karsten Dusse mochte, hat sicher auch viel Spass mit Herrn Heinlein!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.04.2023
Palacio, R. J.

White Bird - Wie ein Vogel


gut

"White Bird" von R.J. Palacio erzählt die fiktive Geschichte des jüdischen Mädchens Sara, das in Frankreich in den 30er und frühen 40er Jahren ein behütetes und glückliches Leben führt. In der Schule wurde sie neben Julien gesetzt, der aufgrund einer Behinderung seit einer Polioerkrankung von seinen Mitschülern gehänselt wird, und auch Sara behandelt ihn mit Geringschätzung. 1943 muss Sara bei einer Razzia vor den deutschen Soldaten fliehen. Sie wird von Julien gerettet und von seiner Familie über Monate versteckt.

Julien, der Held des Buches, wirkt zwar schwach und unscheinbar, ist jedoch wesentlich stärker als vermutet, mutig und selbstlos. Sara, verwöhnt und ichbezogen, wächst während ihrer Zeit im Versteck charakterlich durch den Kontakt mit Julien. Diese Entwicklung wird sehr eindrücklich beschrieben und hat mir sehr gut gefallen, weil sie zeigt, wie wichtig es ist, hinter Äußerlichkeiten zu blicken, Gerüchte zu hinterfragen und über den eigenen Tellerrand hinauszublicken.

Das Buch vermittelt somit einige wichtige Botschaften an die jungen Leser*innen. Es zeigt auf, dass es auf die Taten jedes Einzelnen ankommt, um gegen das Böse zu kämpfen und Frieden, Freiheit und Menschlichkeit zu sichern. Es macht Mut, weil wir jeden Tag von Neuem die Möglichkeit haben, unsere Fehler zu erkennen, daraus zu lernen und unser Verhalten zu ändern. Und es lehrt uns, dass wir uns als Mitläufer schuldig machen, ob im Kleinen, wie beim Mobbing, oder während des Naziregimes. Das Buch ist somit ein wichtiger Aufruf zur Zivilcourage und zur Selbstreflexion.

Dennoch konnte mich das Buch nicht komplett überzeugen, da ich die Geschichte als zu glatt und in ihrer Intention zu durchschaubar empfand, um wirklich darin eintauchen zu können. Meines Erachtens lässt der Grundton des Romans deutlich erkennen, dass das Buch von einer amerikanischen Autorin geschrieben wurde. Der von Anfang an sehr lockere Umgangston zwischen Juliens Eltern und Sara entspricht für mich nicht den europäischen/französischen Gepflogenheiten der damaligen Zeit und wirkt nicht authentisch. Zudem habe ich insbesondere bei der Rahmenhandlung den Eindruck, dass sich das Buch an eine jugendliche Leserschaft richtet, die relativ wenig über das 3. Reich weiß. In Deutschland wird glücklicherweise dieses wichtige Thema sehr gründlich und ausführlich in den Schulen behandelt, so dass hier viel Hintergrundwissen vorhanden sein sollte. Der direkte Bezug im Epilog zwischen den unvorstellbar schrecklichen Geschehnissen im 3. Reich und aktuellen Ereignissen und Entwicklungen ist für mein Empfinden sehr pauschal und durchaus fragwürdig.

Fazit: Ein empfehlenswertes Jugenbuch, das wichtige Botschaften vermittelt, erzählerisch jedoch etwas hinter meinen Erwartungen zurückbleibt.

Bewertung vom 04.04.2023
Almstädt, Eva

Ostseenebel / Pia Korittki Bd.18


gut

Pia Korritkis 18. Fall führt sie in das Örtchen Stüvensee, im dem sie zusammen mit der lokalen Polizei im Fall eines Mannes ermittelt, der von einer Urlauberin erschlagen am Koiteich ihres  Ferienhauses gefunden wird. Wie sich schnell herausstellt, handelt es sich hierbei um den Bürgermeister, und es scheint einige Dorfbewohner zu geben, die auf diesen nicht gut zu sprechen waren.

Obwohl ich keinen der Vorgängerbände kannte, bin ich sofort in die Geschichte hineingekommen, da alle Personen geschickt eingeführt werden und kein  Vorwissen nötig ist.

Besonders gut gefiel mir, dass die Polizeiarbeit sehr detailliert, unaufgeregt und - für einen Krimi nicht selbstverständlich - überwiegend glaubhaft geschildert wurde. Die Tätersuche ist richtig spannend und ich hatte viel Spaß dabei, bis zum Schluß mitzuraten.

Leider merkte man dem Buch am Ende deutlich an, dass einige Figuren nur dazu dienten, den wahren Täter zu verschleiern. Diese wurden zunächst vielversprechend aufgebaut und gewisse Geheimnisse oder Hintergründe angedeutet, die zum Schluss entweder in der Luft hängen blieben oder mit wenigen Worten abgehandelt wurden. Dadurch wirkten diese Personen rückwirkend wie  reine Statisten und ich blieb enttäuscht zurück, da die erhoffte Komplexität in sich zusammenfiel.

Das fand ich sehr schade, da mir die ersten beiden Drittel der Geschichte wirklich richtig gut gefallen haben und meine Erwartungen dementsprechend hoch waren.

Wer sich daran nicht stört, und vor allem Lust hat, in einem kniffligen und bis zum Schluss spannenden Fall mitzurätseln, wird an Ostseenebel sicher viel Freude haben.

Bewertung vom 31.03.2023
Mukherjee, Siddhartha

Das Lied der Zelle (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Bevor ich dieses Buch las, hatte ich noch nie von Siddharta Mukherjee gehört, aber der Titel und die Beschreibung machten mich sehr neugierig.

Bei populärwissenschaftlichen Büchern aus dem amerikanischen Raum bin ich zunächst sehr skeptisch, da sie häufig bemüht locker und oberflächlich geschrieben sind. Das ist bei diesem Buch erfreulicherweise nicht der Fall. Siddharta Mukherjee gelingt es auf einzigartige Weise, hochkomplexe medizinische Sachverhalte Laien verständlich zu erläutern, und dabei genau soweit zu vereinfachen wie nötig. Man spürt richtig, dass er seine Leser*innen ernst nimmt und sich viel Mühe gibt, anschauliche Vergleiche und Bilder zu finden, die das Verständnis erleichtern. Sein Schreibstil ist abwechslungsreich und eingängig, und er mischt medizinische Theorie gekonnt mit interessanten Fallbeispielen aus seinem Berufsalltag und umfassenden und sehr informativen Ausflügen in die Geschichte der Medizin, so dass ein rundes Bild entsteht.

Der Enthusiasmus des Autors für sein Fachgebiet war für mich beim Lesen regelrecht spürbar und führte dazu, dass mich das Buch richtig begeistert hat. Ich möchte auf jeden Fall demnächst seine anderen bisher auf deutsch erschienen Bücher lesen und kann "Das Lied der Zelle" nur jedem empfehlen, der sich für diese faszinierenden Bausteine des Körpers interessiert. Ganz klare 5 Sterne!

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