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Europeantravelgirl

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Insgesamt 481 Bewertungen
Bewertung vom 20.09.2022
Jager, Jennifer Alice

Totenbeschwörung für Anfänger / Emily Seymour Bd.1


ausgezeichnet

Tollpatschige Totenbeschwörerin

Emily Seymour ist das schwarze Schaf der Familie. Der Loser. Die Enttäuschung. In einer Familie von Nekromanten fehlen ausgerechnet ihr jegliche Fähigkeiten zur Totenbeschwörung, während ihr großer Bruder Cedric eine Art Superstar unter den Nekromanten ist. Und als wäre dies noch nicht genug, ist Emily der größte Tollpatsch der Welt (und der Zwischenwelt). Kein Wunder also, dass es Emily schafft, den süßen Ashton Goodwin durch ein Missgeschick umzubringen! Der gehört zu einer verfeindeten Familie und war eigentlich auf Friedensmission bei den Seymours, woraus dann ja wohl eher nichts wird…

Der Jugendroman legt ein flottes Erzähltempo vor, was durch die actionreiche Handlung noch unterstützt wird, so dass man wie auf einer großartigen und aufregenden Achterbahnfahrt durch dieses Buch saust! Emilys Tollpatschigkeit und ihre Sprüche sorgen für frechen Humor, und das World Building ist der Autorin hervorragend gelungen mit fantastischen Settings und liebevollen Details. Auch die Charaktere sind mit der flapsigen Emily und dem zeitweise äußerst übellaunigen Ashton schön angelegt. Leider sind ein paar Nebenfiguren wie etwa die tussige Cousine Mandy oder die schrille Tante Sophia ein wenig stereotyp geraten. Besonders gern mochte ich hingegen Kieron, aber wer bzw. was er ist, soll an dieser Stelle nicht gespoilert werden!

Nekromantik ist als Thema in Urban Fantasy noch nicht so ausgetreten, so dass die originelle Geschichte sich deutlich von anderen Büchern dieser Art abhebt. Das Ende beschert uns einen fiesen Cliffhanger, und ich habe leider keine Ahnung, wie ich die Wartezeit auf den zweiten Band überstehen soll! Ein sehr schönes Jugendbuch!

Bewertung vom 12.09.2022
Ani, Friedrich

Bullauge


sehr gut

Aus dem Leben gefallen

Bullauge – bereits der Titel mehrdeutig und ich hätte beinahe gesagt: augenzwinkernd, doch das mag im Falle von Kay Oleander nicht angebracht sein. Der hat nämlich im Dienst während eines Polizeieinsatzes sein linkes Auge durch einen Flaschenwurf verloren. Und damit den Halt und die Orientierung im Leben. Der Roman ist in zwei Teile aufgeteilt, und tatsächlich besteht der erste Teil (Achtung: Wortspiel!) augenscheinlich aus einem ziellosen Herumirren, völliger Orientierungslosigkeit oder wie Oleander von sich selbst sagt: „mein inneres Herumstreunern“. Dabei kann der Autor glänzen mit lakonischem Tonfall, Andeutungen zwischen den Zeilen und knochentrockenem Humor.

Gespräch über Decknamen:
„Und du?“
„Ich bin die Apo.“
„Außerparlamentarische Opposition? Perfekt.“
„Apothekerin.“

Herrlich. Die Dame aus diesem Gespräch, Silvia Glaser, reißt Oleander dann auch aus seiner Lethargie und seinem Taumel, indem sie ihm von einem möglicherweise bevorstehenden Anschlag berichtet. Silvia Glaser ist selbst ein Opfer, eine Versehrte, und nun beginnen die beiden im zweiten Teil des Romans mit ihren Nachforschungen in der rechten Szene: Kay Oleander, der in den Reihen der Polizei bereits als verkappter Linker gilt, weil er „Zeitungen und ab und zu einen Roman oder ein Sachbuch zu aktuellen Themen“ liest, und Silvia Glaser, die von konspirativen Treffen und Kontakten zur Szene zu berichten weiß. Die Handlung kehrt sich im zweiten Teil nun von innen nach außen.

Leseempfehlung für alle Freunde atmosphärischer Geschichten mit kritischen Tönen – Zwischentöne mag man sie nicht mehr nennen; es ist ein gestandener kritischer Chor.

Bewertung vom 11.09.2022
Engel, Nora

Gretas Geheimnis / Die Winzerin Bd.2


ausgezeichnet

Greta mit dem Kämpferherz

Was habe ich mit Greta gelitten im ersten Band der wundervollen Winzerin-Reihe. Nach ihrer schweren Kindheit und Jugend mit harten Schicksalsschlägen und Ungerechtigkeiten auf dem Weingut ihres hartherzigen Ziehvaters in der Pfalz scheint sich nun das Blatt für die junge Frau zu wenden. Greta trägt die Verantwortung für ein großes Weingut, hat richtungsweisende Entscheidungen zu treffen und kämpft um Anerkennung in dieser von Männern dominierten Welt. Ebenso dürfen wir an Gretas wachsendem Familienleben teilhaben mit allen wunderbaren Seiten, aber auch allen Schwierigkeiten in ihrer durch das Testament ihres leiblichen Vaters erzwungenen Ehe.

Die Geschichte zeichnet sich einmal mehr durch große Herzenswärme aus und bekommt wunderbare Authentizität und Zeitgeist durch die zahlreichen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und Ereignisse und liebevollen Kleinigkeiten, die immer wieder nicht nur am Rande erwähnt werden und die jeweilige Dekade damit zum Leben erwecken. Auch die Charaktere sind wieder facettenreich und mehrschichtig gezeichnet, machen Veränderungen durch oder bleiben eben auf ewig verstockt, auch dies leider äußerst realistisch. Die Autorinnen von Nora Engel entwerfen ein lebendiges Bild der Jahrzehnte, die Greta und ihre Familie durchleben. Ja, es gibt da ein paar kleine Unwahrscheinlichkeiten, die ein klitzekleines bisschen zu konstruiert geraten sind, aber in der Summe hat mich die Schilderung dermaßen begeistert und mitgerissen, dass bei mir am Ende tatsächlich die Tränen geflossen sind. Eine wunderbare Erzählung, und ich kann es kaum abwarten, im Frühjahr 2023 den finalen Band der Trilogie zu lesen.

Bewertung vom 07.09.2022
Bloom, Rose

Das Funkeln der Sehnsucht / New Hope Bd.4


sehr gut

Nachhausekommen nach New Hope

Eine gefühlvolle Second-Chance-Story erwartet die Leser im mittlerweile schon vierten Band der Reihe rund um die Kleinstadt New Hope. Vor 11 Jahren ist Jackson nach einem Skandal Hals über Kopf aus New Hope geflüchtet und hat Cassie mit gebrochenem Herzen zurückgelassen. Nun muss er wegen einer wichtigen Angelegenheit widerwillig zurückkehren in diese Stadt, mit der ihn schmerzhafte Erinnerungen verbinden. Und da ist auch noch Cassidy…

Der besondere Reiz dieser cozy Reihe liegt darin, dass man die Einwohner auch nach ihrem jeweiligen Happy End weiterbegleiten darf und die Nebencharaktere und übrigen Einwohner von New Hope mit jeder neuen Geschichte vertrauter werden und man sie schnell in sein Herz schließt. Jeder neue Band fühlt sich tatsächlich an wie ein Nachhausekommen. Daher ist Cassie ein längst bekanntes Gesicht, und auch Jackson wurde schon mehrfach erwähnt. Während Band 3 gewisse Schwächen durch Sprünge, Grammatik- und Rechtschreibfehler aufwies, glänzt der vierte Band mit einer gut aufgebauten und durchdachten Geschichte. Vor allem die zahlreichen Rückblenden bereichern die Story und verleihen ihr Tiefe. Dazu sind die beiden Protagonisten vielschichtig geschildert und ihre Gefühle und Zweifel gut nachvollziehbar. Insgesamt wird eine herzerwärmende Geschichte über zweite Chancen und niemals vergessene Gefühle erzählt. Einzig der „Bösewicht“ in der Geschichte ist ein wenig zu stereotyp geraten. Dafür punktet die ganz zauberhafte Winteratmosphäre, die mich allerdings ein wenig ratlos zurückgelassen hat, denn da hätte sich eine Veröffentlichung nicht mitten im Hochsommer doch eigentlich angeboten. Wobei es durchaus für die Intensität der Erzählung spricht, dass der winterliche Funke trotzdem übergesprungen ist.

Besonders schön ist, dass die Charaktere des folgenden und wohl finalen Bands bereits eingeführt wurden, so dass man sich auf ein vertrautes Wiedersehen in New Hope auch im letzten Band freuen kann.

Bewertung vom 31.08.2022
Le Tellier, Hervé

Ich verliebe mich so leicht


sehr gut

Acta est fabula

Ein schmaler Band mit 113 Seiten. Darf man das bereits einen Roman nennen? Es ist eine Episode. Eine Episode im Leben des namenlosen 50-jährigen Helden dieser Geschichte, der hadert. Mit seinem Alter hadert er, mit den widrigen Umständen seiner Flugreise nach Schottland, mit der Ablehnung durch die Heldin. Die ist seine Geliebte. Oder war sie es und will es nicht mehr sein? Oder war sie es in Paris, möchte es aber nicht in ihrem Zuhause in Schottland sein? Wie wird das erzwungene Zusammentreffen verlaufen?

Im plaudernden Tonfall schildert der Erzähler die Episode des Wiedersehens von Held und Heldin in Schottland. Mit pointierter Sprache, unterschwelligem, bissigem Humor und literarischen Anspielungen beobachtet und kommentiert er jede Peinlichkeit, jedes Unwohlsein und jedes noch so blamable und vergebliche Insistieren des Helden. Wir begleiten ihn auf seinem Weg der Schande, leiden mit ihm und schämen uns für ihn. Vom Erzähler wird man als Leser:in regelrecht hinzugezogen, zur genauen Betrachtung aufgefordert.

Ein kurzes, durchaus amüsantes literarisches Vergnügen.

Und damit die Rezension nicht länger gerät als das Oevre, wollen wir es auch damit bewenden lassen: Acta est fabula, plaudite!

Bewertung vom 29.08.2022
Stern, Anne

Drei Tage im August


ausgezeichnet

Eine Geschichte wie Zartbitterschokolade

Ich gebe es offen zu: Ich hatte von diesem Roman etwas anderes erwartet, nämlich eine spannende Jagd auf der Spur eines Geheimnisses. Aber ebenso freimütig möchte ich bekennen, dass ich in keinster Weise von dem enttäuscht bin, was ich stattdessen bekommen habe. Und das wäre? Eine zarte Geschichte, die vor allem von außergewöhnlich lebendigen Schilderungen lebt, Charaktere, in die man sich einfühlen und mit ihnen mitfühlen kann, und außerdem eine große Portion Nostalgie. Die heimlichen Hauptdarstellerinnen des Romans sind die Linden auf der Allee Unter den Linden in Berlin. Sie haben so einiges miterlebt im Verlauf der Zeit, und sie haben so einiges überlebt und überdauert. Nun im Jahr 1936 wehen Hakenkreuzflaggen zwischen ihnen. Berlin hat sich für die Olympischen Spiele herausgeputzt. Und weil die Welt auf Berlin schaut, wird für einen Moment auch die Ideologie zumindest vordergründig ein wenig unter den Teppich gekehrt. Aber nur vordergründig, denn im Hintergrund wird mit deutscher Gründlichkeit aufgeräumt und aussortiert.

Die Geschichte ist aufgebaut wie ein prächtiges Diorama von Unter den Linden, und wir dürfen neugierige Blicke hineinwerfen zu Elfie Wagner in der Chocolaterie Sawade, zum jüdischen Buchhändler Franz Marcus, zu der vornehmen Madame Conte in der Bel étage, und auch die von mir so verehrte Käthe Kollwitz wandelt durch die Seiten. Selten habe ich dermaßen detailverliebte und liebevolle Schilderungen etwa der Chocolaterie gelesen, dass der Laden förmlich vor dem inneren Auge in Farben, Geräuschen, Düften zum Leben erwacht.

Mit ruhiger Stimme erzählt Anne Stern von drei Tagen Unter den Linden, wie Menschen aus ihrem selbst erwählten Schneckenhaus kommen, sich verabschieden, aber nicht ohne noch zuvor ihr letztes Geheimnis zu offenbaren, oder wie zarte Bande geknüpft werden ohne Hoffnung auf eine unbeschwerte Zukunft. Doch man darf sich von dem gemächlichen Erzähltempo nicht täuschen lassen, es geschehen unerhörte Dinge. Menschen widerfährt tiefes Unrecht, Opportunisten profitieren vom Leid anderer.

Es ist eine ruhig erzählte, zarte Geschichte, die dem Leser tief ins Herz greift.

Bewertung vom 19.08.2022
Ahrens, Michelle C.

Und morgen warten unsere Träume (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Reise durch Europa und zu sich selbst

Wir lernen Tim nie kennen, denn dieser Roman beginnt mit Tims Tod. Er hat den Kampf gegen die Leukämie verloren und ist nun gestorben. Seine Eltern sind am Boden zerstört, seine Schwester Marie in tiefer Trauer. Doch wie jedes Ende nur der Anfang von etwas anderem ist, beginnt auch mit dieser dunklen Stunde ein neues Kapitel. Denn Tim hat einen Brief hinterlassen. Er möchte, dass Marie aus ihrem Alltag ausbricht und eine Reise quer durch Europa antritt, die Tim nicht mehr machen konnte. Begleiten soll sie ausgerechnet sein bester Freund Ben, ein wandelndes Wrack auf zwei Beinen. Kein Wunder, dass Maries Freund Julius völlig entsetzt ist und die Idee einer solchen Reise als absurd bezeichnet. Denn das ist sie doch, oder? Oder vielleicht doch nicht?

Die Story nimmt uns mit auf eine Reise. Eigentlich sogar auf zwei Reisen: Eine Reise, die zu den schönsten Orten Europas führt, und einer Reise, die die beiden Helden zueinander und schließlich auch zu sich selbst führt. Das Lesen dieser Geschichte war ein reiner Genuss, denn sie ließ mich als Mensch mit ausgeprägtem Fernweh an ganz wunderbare Orte in ganz Europa träumen. Zum anderen war es sehr bewegend, Marie und Ben auf ihrer inneren Reise zu begleiten und ihre Charakterentwicklung zu verfolgen. Marie wagt sich endlich aus ihrer Komfortzone, nachdem sie es zuvor immer allen anderen Recht machen wollte. Ben hingegen ist wie ein Baum ohne Wurzeln und Halt, und er lernt auf dieser Reise Vertrauen in sich und in andere. Aus der Trauerbewältigung öffnet sich schließlich der Blick auf eine neue, spannende Zukunft.

Eine ganz wunderbare Geschichte!

Bewertung vom 16.08.2022
Brown, Roseanne A.

A Psalm of Storms and Silence. Die Magie von Solstasia / Das Reich von Sonande Bd.2


ausgezeichnet

Fulminanter Abschluss der Dilogie

Nachdem wir im ersten Band der Sonande-Dilogie die Woche der Spiele von Solstasia erlebten, mit Karina und Malik litten und dann sozusagen in der Wüste zurückgelassen wurden, liefert nun Band 2 die heiß ersehnte Fortsetzung der High Fantasy-Geschichte. Der Wiedereinstieg in die Ereignisse erfolgt nahtlos. Ich muss jedoch gestehen, dass ich einige Kapitel gebraucht habe, ehe ich wieder richtig in die Story eintauchen konnte. Dann entwickelt sie jedoch wieder ihren unwiderstehlichen Sog und zieht den Leser in das Geschehen von Flucht und Verfolgung, von uralter Rache und inneren Konflikten, alles im Bann einer unsterblichen und göttlichen Magie.

Da ist Karina, die sich den Thron von Ziran zurückholen will, aber im Grunde gar nicht weiß, ob sie dessen wirklich würdig ist. Sie tritt eine Reise an, bei dem das Ziel anfangs klar scheint. Begleitet wird sie von Menschen, die zu ihren Freunden werden, während das Ziel ihres Weges in Frage gestellt wird. Und da ist Malik, der sein ganzes Leben lang die Magie in ihm unterdrückt hat, nachdem sie ihm als Kind förmlich aus dem Leib geprügelt wurde. Nun findet er einen Lehrmeister, der ihm das bietet, was er sich sein ganzes Leben lang sehnsüchtig gewünscht hat: Sicherheit und Schutz. Doch ist dies wirklich den Preis wert, den er dafür bezahlen muss? Karina und Malik sind auf geheimnisvolle Weise magisch verbunden. Beide durchleben schlimme Gefahren und schwere innere Konflikte, ehe ihre Wege sich wieder tatsächlich kreuzen und alle Puzzleteile in einem fulminanten Finale an ihre vorbestimmte Stelle rücken. Besonders gefiel mir, dass Karina und Malik nicht als magische Helden dargestellt werden, sondern sowohl die Prinzessin als auch der arme Junge aus der Unterschicht tragen tiefe Zweifel mit sich herum, haben an ihrer Vergangenheit zu knabbern und wissen nicht, was ihre wahre Bestimmung bzw. ihr Platz im Leben ist.

Die Story ist äußerst komplex aufgebaut, webt ein Muster aus uralten Mythen und Magie ein und schafft so ein mehrdimensionales Universum. Mir wurde stellenweise alle Konzentration abverlangt, um die Zusammenhänge durchdringen zu können. Es lohnt sich aber, sich voll und ganz auf die Welt von Sonande einzulassen, denn man wird mit einer Geschichte voller Abenteuer und Magie belohnt sowie tiefgründigen Charakteren, die grundlegende Veränderungen und Entwicklungen durchlaufen.

Für mich ein würdiges Finale dieser magischen Geschichte.

Bewertung vom 30.07.2022
Serle, Rebecca

In fünf Jahren


ausgezeichnet

Was wirklich zählt

„Dies ist eine Liebesgeschichte… aber nicht die Liebesgeschichte, die du erwartest.“

Dannies Lebensplan scheint wunschgemäß in Erfüllung zu gehen: Erst absolviert sie erfolgreich ein Vorstellungsgespräch für ihren Traumjob, abends macht ihr Freund ihr den lange herbeigesehnten Heiratsantrag. Die Weichen für eine Zukunft wie auf Schienen sind gestellt, und so kann Dannie ohne Zögern Auskunft geben, wie ihr Leben in 5 Jahren aussehen wird.

Doch dann erlebt Dannie eine Art Vision und findet sich für einige Stunden in ihrer eigenen Zukunft wieder. In 5 Jahren. In einer fremden Wohnung in den Armen und im Bett eines fremden Mannes.

Sehr schnell ist Dannie klar, dass dies kein gewöhnlicher Traum war, doch es gelingt ihr, diesen zu verdrängen bis ihre beste Freundin Bella ihren neuen Freund vorstellt: Niemand anderen als den fremden Mann aus ihrer Vision! Dannies einziges Ziel ist nun, das Wahrwerden ihrer Vision zu verhindern.

Es fällt schwer, über diesen wundervollen Roman zu schreiben, ohne zu viel zum Inhalt zu verraten. Ich kann aber etwas über meine Gefühle beim Lesen verraten, denn diese Geschichte hat mich von Anfang an gepackt. Ich mochte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Es ist eine Liebeserklärung an New York und an wahre Freundschaft. Während ich zu Beginn noch dachte zu wissen, wohin die Reise führt, wurde ich auf ganz überraschende Pfade mitgenommen, habe mit den Figuren mitgelitten, gezweifelt, himmelhohe Freude und abgrundtiefe Verzweiflung gespürt. Mehr als einmal musste ich beim Lesen aufschluchzen, und mein Herz wurde gebrochen.

Mich hat diese herzenswarme und lebenskluge Geschichte zutiefst berührt.

Bewertung vom 27.07.2022
Getz, Kristine

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. / Emer Murphy Bd.1


sehr gut

Unter der glänzenden Oberfläche

Es sind die Influencer und Blogger, mit denen dieser Thriller hart ins Gericht zieht. Jens und Lotte Wiig posten ihre zweijährige Tochter Poppy in allen Lebenslagen, nichts ist zu privat. Da wird auch mal eben noch auf Instagram gezeigt, dass die kleine Poppy über Nacht bei ihren Großeltern im Haus auf Bygdøy bei Oslo übernachtet – bis Poppy nach eben diesem Post spurlos verschwindet.

Der Thriller nimmt sich eines sehr aktuellen Themas an. Kennen wir nicht alle Blogger, die großzügig Einblick in ihr Privatleben gewähren? Und allzu oft werden auch Kinder gezeigt. Die Geschichte beleuchtet den Konflikt zwischen den finanziellen Verlockungen und der Verantwortung für Familie und Kind. Alle Schwarzmalerei scheint sich zu bestätigen, als eine Spur ins Milieu der Pädophilen führt. Ein Alptraum.

Doch auch unter der Oberfläche der Familie Wiig, die in Oslo zu den sogenannten feinen Kreisen zählt, brodelt es gewaltig. Da kommen mühsam unterdrückte Abneigungen zutage, bis dahin unbekannte Verwandte tauchen auf und düstere und entsetzliche Geheimnisse drängen ans Licht. Ermittlerin Emer Murphy und ihr Partner Mons Tidemond haben alle Hände voll zu tun, wobei Emer nach einem rätselhaften Zusammenbruch eigentlich noch gar nicht wieder im Dienst sein dürfte.

Erschütternd und überaus realistisch fand ich, wie die Vorgänge in verschiedenen Internetforen wahrgenommen und bewertet werden. Die enorme Vielschichtigkeit und die vielfältig verflochtenen Beziehungen in dieser Geschichte machen sie komplex, aber man wird das Gefühl nicht los, dass weniger mehr gewesen wäre. Sehr viele Themen, sehr viele Handlungsstränge, die an-, aber nicht auserzählt werden. Insgesamt fehlt der Geschichte die für einen Thriller eigentlich unabdingbare Hochspannung. Auch das Erzähltempo kommt eher gemächlich daher, so dass sich das Buch eher wie ein ruhiger Roman als wie ein hochbrisanter Thriller liest. Was realistisch und gesellschaftskritisch begonnen hatte, endet zudem leider in einem zu konstruierten Finale.

Mein Fazit: Eine Geschichte mit Schwächen, aber interessanten Figuren, die bereits eindeutig auf eine Fortsetzung angelegt ist.