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Europeantravelgirl

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Insgesamt 456 Bewertungen
Bewertung vom 22.11.2022
Bavaria Fiction GmbH

Das offizielle Sturm der Liebe-Kochbuch


ausgezeichnet

Edel gestaltetes Kochbuch nicht nur für Fans der Telenovela

Schon lange schätze ich die Koch- und Backbücher von Gräfe und Unzer aufgrund ihrer verlässlichen Qualität. Mit dem „Sturm der Liebe“-Kochbuch hat der Verlag nun ein besonders schönes Exemplar aufgelegt: Großformatig und mit edlem Prägeeinband besticht es schon allein durch sein Äußeres. Innen verbergen sich nicht nur zahlreiche Rezepte, sondern auch Erinnerungen, Fotos und Facts für alle Fans der Telenovela. Die Kapiteleinteilung richtet sich nach dem Traumpaar der jeweiligen Staffel, und auch die Rezepte sind zumindest teilweise thematisch daran angepasst. Immer wieder gibt es Querverweise, welche Rolle die Speise in der Serie eingenommen hatte.

Die Rezepte selbst sind vielfältig von Hausmannskost bis zu raffinierteren Gerichten, von traditionell bayerisch (wo die Serie spielt) bis hin zu exotischen Speisen. Was sie vereint, ist die von GU gewohnt schöne und übersichtliche Darstellung mit aussagekräftigen Fotos. Vor allem sind alle Rezepte in Zutaten und Ausführung meines Erachtens ohne Probleme nachkochbar und realistisch umsetzbar. Insgesamt eines der schönsten Kochbücher, die ich in letzter Zeit in der Hand gehalten habe, und für Fans der Serie gibt es noch jede Menge Nostalgie in Form von Szenenfotos und Texten als Schmankerl obendrauf.

Bewertung vom 20.11.2022
Ng, Celeste

Unsre verschwundenen Herzen


ausgezeichnet

Die Macht der Worte

Es sind einige Jahre vergangen seit der großen Krise in den USA. Arbeitslosigkeit, Inflation, Zusammenbruch der Wirtschaft. Ein Schuldiger wurde schnell gefunden mit China, und mit PACT ein Gesetz erlassen zum Schutz vor antiamerikanischen Bestrebungen: Der Preserving American Culture and Traditions Act. Was für Sicherheit und Schutz sorgen sollte, ist nun in gegenseitige Bespitzelung umgeschlagen und offenen Hass gegenüber Menschen asiatischer Herkunft. Es ist ein Kontrollstaat geworden, der Bücher verbannt und sogar Kinder aus ihren Familien reißt. Alles zum Schutz der amerikanischen Werte. Doch es regt sich Widerstand gegen PACT. „Unsre verschwundenen Herzen“ – diese Gedichtzeile der asiatisch stämmigen Dichterin Margaret Miu ist zur Botschaft des Widerstands geworden, der symbolträchtig auf die ihren Familien entrissenen Kinder aufmerksam macht.

Die Geschichte setzt ein bei dem Jungen Bird, der nach dem Untertauchen seiner Mutter Margaret Miu allein mit seinem Vater lebt. Die Mutter im Widerstand wurde aus ihrem Leben gestrichen. Doch auch wenn der Vater sie totschweigt, begibt sich Bird heimlich auf Spurensuche. Wir erleben den ersten Teil der Erzählung aus Birds ahnungsloser, kindlicher Sichtweise. Später wird die Geschichte um die in poetischer Sprache gehaltene Perspektive der Mutter erweitert. Durch diesen Erzählkniff kommt es erst nach und nach zu erschütternden Erkenntnissen und Einsichten.

Von Anfang an ist die bedrohliche Atmosphäre vorherrschend, gibt den Geschehnissen einen düsteren Rahmen. Beim Lesen hatte ich ständig Gänsehaut, und spätestens beim Wechsel der Perspektiven war ich völlig von der Geschichte erschüttert, bewegt und berührt. Diese Erzählung geht wirklich unter die Haut, ließ mich hoffen und leiden. Es mag ein fiktiver Roman sein, doch wie die Autorin im Nachwort selbst einräumt, gibt es entsetzlich viele historisch belegte Vorkommnisse dieser Art. Es geht um die Haltung, ob man sich wegduckt oder ob man aufsteht. Es geht um die Liebe zur Familie, die manchmal schwere Entscheidungen abverlangt. Und am meisten berührten mich die Passagen über Margarets Gedichte, märchengleiche Passagen voller Poesie. Es ist die Macht des Wortes. Nicht des geschriebenen Wortes, sondern das Erzählen, das Nicht-Vergessen und Weitertragen, das Aussprechen der Wahrheit.

Von mir eine klare Leseempfehlung für diesen bewegenden Roman.

Bewertung vom 17.11.2022
Grob, Patricia

Ein Duo für alle Felle (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein Hund namens Hund

Der Schweizer Postbote Paul möchte nach seiner Pensionierung eigentlich nur seinen wohlverdienten Ruhestand genießen und viel Zeit mit seiner Flamme Louisa aus dem Seniorenheim verbringen. Doch seine Enkel machen ihm einen Strich durch die Rechnung, als sie ihm ungefragt und ungewollt einen Hund schenken! Dann sterben gleich 3 Bewohner des Heims auf geheimnisvolle Weise, und plötzlich ist auch noch Louisa spurlos verschwunden. Als Krönung der Ereignisse hat Paul nun auch unfreiwillig einen Job als Aushilfspostbote an der Backe, doch warum stellt er sich dort eigentlich so stümperhaft an?

Was folgt, ist eine humorvolle, chaotische Schnitzeljagd auf der Suche nach Louisa, wobei plötzlich auch geheimnisvolle Verfolger auftauchen und es so manche überraschende Wendung gibt. Die Figuren sind teilweise sehr skurril angelegt, vor allem Pauls aufdringliche Postler-Kollegin Klothilde Regenass ist ein echtes Unikat! Da fliegt auch schon mal die Gemüsesuppe! Zahlreiche Schweizer Begriffe verleihen der Story viel Lokalkolorit; dank dieses Buches weiß ich nun einen guten „Güx“ zu schätzen und würde allzu gerne einmal einen „Schlorzifladen“ kosten. Da wäre ein Glossar im Anhang vielleicht eine gute Idee gewesen, aber ich bin diesen Begriffen auch so auf die Spur gekommen! Sogar ohne Hund. Apropos Hund: Mein Favorit der Story war die Entwicklung des Verhältnisses von Paul und seinem Hund. Anfangs nennt er ihn eher widerwillig und aus Trotz „Hund“, aber nach und nach schließt er ihn in sein Herz, und der Hund namens Hund entwickelt sich zum heimlichen Helden der Geschichte!

Kult-Crime mit jeder Menge handfester Charaktere, reichlich Action und skurrilem Humor!

Bewertung vom 12.11.2022
Haase, Maren Vivien

Sounds of Silence / Golden Oaks Bd.1


sehr gut

Verwundete Seelen

Tatum braucht die Stille. Nach einem traumatisierenden Ereignis vor vier Jahren sind sie und ihre Eltern aus New York in die Ruhe der Kleinstadt Golden Oaks gezogen, wo Tatum Ruhe und Sicherheit finden kann. Bis mit Dash eine Wolke aus lauter Musik in ihr Leben schwappt. Denn Dash braucht es laut, um seine Gedanken und Schuldgefühle zu übertönen, die ihn in der Stille heimsuchen. Damit prallen Welten aufeinander, und doch fühlen Tatum und Dash sich geradezu schicksalhaft voneinander angezogen.

Der Roman besticht vor allem erst einmal durch seine ganz wunderbar herbstliche Atmosphäre. Die bunten Herbstfarben, die schöne Landschaft sind stimmungsvoll beschrieben und bilden einen cozy Hintergrund für die emotionale Geschichte. Dazu kommt wunderbares Kleinstadtfeeling mit Wohlfühl-Locations, wo sich die Story langsam entwickeln kann.

Beim Lesen wird man lange Zeit im Dunkeln gelassen, womit Tatum und Dash jeweils zu kämpfen haben. Man ahnt jedoch schnell, dass es traumatisierende Ereignisse gewesen sein müssen, denn Tatum leidet unter unberechenbaren Panikattacken. Die Geschichte zeigt deutlich, wie sehr sie dadurch an Lebensqualität einbüßt, weil sie etwa nicht studieren gehen kann. Die Gefühle der Protagonisten sind wirklich hervorragend herausgearbeitet und nachvollziehbar. Dabei nimmt sich die Geschichte viel Zeit, die Entwicklung der beiden Charaktere herauszuarbeiten. Gerade Tatums Wandlung, wie sie aus ihrem Schneckenhaus herauskommt, ist wunderbar mit anzusehen und verleiht Hoffnung.

Am Ende reichte es aber für mich leider nicht zu einem überzeugenden Highlight. So viele Menschen mit Traumata/Phobien ausgerechnet in einem Freundeskreis, das war schon etwas konstruiert. In einigen Teilen wirkte die Story zudem zu bemüht. Daher gibt es von mir einen Stern Abzug.

Bewertung vom 06.11.2022
Graßhoff, Marie

Spicy Noodles / Food Universe Bd.2


sehr gut

Göttererben und scharfe Nudeln

Toma hat seine Uni-Bewerbungen in den Sand gesetzt und ist daraufhin bei seinen Eltern rausgeflogen. Seine einzige Zuflucht ist im Restaurant seines senilen, verschrobenen Großvaters. Denn verwirrt ist der alte Mann eindeutig, der darauf beharrt, von einem shintoistischen Feuergott abzustammen und seine Macht von ein paar Essstäbchen zu beziehen! Aber was stören Toma diese wirren Geschichten, wenigstens hat er nun wieder ein Dach über dem Kopf, einen Job und eine verdammt süße Stammkundin namens Akari. Als jedoch die besagten Essstäbchen gestohlen werden, überstürzen sich die Ereignisse, und Toma findet sich in einer Welt von Göttererben und geheimen Vereinigungen wieder, deren Regeln er nicht kennt.

Die Urban Fantasy nimmt sich sehr viel Zeit, die Geschichte zu entwickeln. Da es sich um Band 2 einer Trilogie handelt, ich aber Band 1 nicht gelesen hatte, waren einige Anspielungen und Bemerkungen erst zu verstehen, nachdem ich mich schlau gemacht habe, worum es in Band 1 ging. Daher wäre es wohl durchaus empfehlenswert, den Band nicht losgelöst, sondern die ganze Reihe zu lesen.

Was den Einstieg ebenfalls ein klein wenig mühselig macht, ist die Hartnäckigkeit, mit der Toma die Geschichten seines Großvaters Shiro abtut. Während man beim Lesen natürlich längst erkannt hat, dass die Legenden wahr sind, leugnet Toma dies beharrlich, wodurch die Geschichte anfangs leider auch nur schleppend vorankommt.

Dies ändert sich ab einem gewissen Punkt jedoch schlagartig, und dann kommt die Story plötzlich mächtig in Fahrt und zieht in ihren düsteren Bann. Da geht es mit großem Tempo spicy, actionreich, brutal und bedrohlich zur Sache! Detaillierte Kampfszenen lassen beim Lesen den Atem anhalten. Manche Szenen oder Figuren erinnern an Mangastyle, und auch dies trägt zur Schaffung dieser besonderen, düsteren Atmosphäre bei. Gemeinsam mit Toma und Akari springt man in diesen epischen Kampf der Göttererben, spürt die unsäglichen Schmerzen des Protagonisten, seine Verzweiflung und Hilflosigkeit. Wirklich fesselnd, und das feurig-düstere Cover ist dieser Geschichte absolut würdig!

Eine wirklich heiße Urban Fantasy, die ich Fantasy-Liebhabern absolut weiterempfehlen kann. Nur der recht behäbige und sehr lange Einstieg in die Story sorgt für einen Punkt Abzug.

Bewertung vom 04.11.2022
Smith, Jennifer E.

Die unsinkbare Greta James


ausgezeichnet

Zwei Schiffe in der Nacht

Es war immer so klar in der Familie: Greta hatte eine enge Verbindung zu ihrer Mutter, ihr Bruder Asher ist der Liebling des Vaters. Nun ist Gretas Mutter unerwartet und plötzlich verstorben, und Greta fühlt das Ungleichgewicht deutlich. Der Tod der Mutter hat sie so aus der Bahn geworfen, dass nach einem Zusammenbruch bei einem Konzert nun auch ihre Karriere als Musikerin auf dem Spiel steht. Ausgerechnet nun soll sie einspringen und ihren Vater auf einer Kreuzfahrt nach Alaska begleiten, die dieser ursprünglich mit ihrer Mutter geplant hatte. Völlig verloren trifft sie dort auf Ben, der ebenfalls an einem Wendepunkt im Leben angekommen ist.

Mich hat dieser Roman komplett und uneingeschränkt abgeholt. Gretas Gefühle, Zweifel und Ängste konnte ich sehr gut nachvollziehen. Sie lebt ihren wahrgewordenen Traum und ist eine erfolgreiche Rockmusikerin, aber für ihren Vater zählt so etwas Unsolides gar nicht. Ich mochte die Charakterformung in dieser Geschichte, weil niemand zur Karikatur überzeichnet wurde, sondern alle Figuren realitätsnah und überzeugend gestaltet sind. Dabei ist der Roman in ruhigem Tempo erzählt, eben wie eine gemächliche Kreuzfahrt, so dass sich die Beziehung zwischen Greta und ihrem Vater, aber auch die Annäherung von Greta und Ben ruhig aufbauen kann. Das Setting auf dem Boot, äh Verzeihung, natürlich Schiff bildet nicht nur den äußeren Rahmen, sondern formt auch eine von der sonstigen Wirklichkeit und dem Alltag abgegrenzte Atmosphäre und schafft somit gleichermaßen Grenzen wie Möglichkeiten. Besonders schön fand ich auch die Schilderungen der Landschaft von Alaska und vor allem des Gletschers in seinen geradezu unwirklichen Blaufärbungen. Diese Faszination und Ehrfurcht waren beim Lesen deutlich zu spüren. Und während Greta und Ben wie zwei Schiffe in der Nacht durch ihr jeweiliges Leben treiben, sind es am Ende vor allem Hoffnung und der Blick nach vorn, die die Richtung vorgeben.

Für mich ein wunderschönes Leseerlebnis!

Bewertung vom 03.11.2022
Sten, Viveca

Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1


ausgezeichnet

Eiskalte Spannung im verschneiten Schweden

Hanna Ahlander hat kein Problem. Sie hat eine ganze Menge Probleme. Nicht nur dass sie in ihrem Job bei der Stockholmer City-Polizei nicht mehr willkommen ist, weil sie einen internen Skandal aufgedeckt hat. Nein, auch ihr Verlobter hat sie verlassen und wirft sie aus der gemeinsamen Wohnung. Während Hannas Leben entgleitet, erweist sich ihre ältere Schwester Lydia als der rettende Engel. Sie quartiert Hanna in ihrem Ferienhaus in Åre ein und regelt ihre Angelegenheiten für sie. Dort ist Hanna gut aufgehoben, im friedlichen Skisport-Ort in der Nähe der norwegischen Grenze. Doch die Idylle zerbricht in ein Meer von Scherben, als ein Mädchen nach einer Luciafeier verschwindet. Und plötzlich wird Hannas Hilfe gebraucht, nachdem sie schon dachte, dass keiner sie mehr haben will.

Der Thriller lebt von seinem eisigen Setting im verschneiten Umland von Åre. Die lebensfeindliche Kälte wird selbst zum Protagonisten im Spiel gegen die Zeit und trägt maßgeblich zur Dramatik bei. Heftige Schneestürme, beißende Todeskälte, all dies so hervorragend geschildert, dass es einen beim Lesen regelrecht fröstelt. Die Charaktere überzeugen, haben Hintergrund, sind realistisch ausgestaltet. Vor allem bieten sie genügend Möglichkeiten, ihnen gegenüber Emotionen zu entwickeln; nicht nur Empathie, auch Wut oder Unverständnis kochen da beim Lesen hoch. Dazu ein hochspannender Kriminalfall, der einen zwischen Hoffen und Bangen gefühlsmäßig Achterbahn fahren lässt. Ich habe bei der Aufklärung des Falles mitgefiebert wie selten. Eine hervorragende Mischung aus Schnee und Hochspannung!

Für mich eine klare Leseempfehlung für diesen hervorragenden schwedischen Thriller!

Bewertung vom 30.10.2022
Bell, Emily

Maybe this year - Dieser eine Tag im Winter


gut

War es der Mann, oder war es der Mondschein?

Diese spannende Frage stellt sich die Londonerin Norah. Vor zehn Jahren hatte sie auf einer Reise nach Verona eine kurze Romanze mit dem Iren Andrew. Damals hatten sie sich das Versprechen gegeben, falls sie an Weihnachten 2019 noch Single seien, sich an Heiligabend vor einem Pub in Dublin zu treffen. Sozusagen als gegenseitiges Backup. Der Kontakt zu Andrew ist vor ein paar Jahren versandet, aber der magische Zeitpunkt ist nun gekommen. Norah ist nicht nur von ihrem Freund getrennt, sondern wurde auch von ihrer Mutter versetzt. Weihnachten ganz allein? Was läge da näher, als es darauf ankommen zu lassen? Damit die weihnachtliche Reise mit ungewissem Ausgang nicht völlig zum Debakel wird, kommt ihr bester Freund Joe spontan mit nach Dublin. Ob Andrew auftauchen wird um 18 Uhr vor dem Bewley´s Café auf der Grafton Street?

Der Weihnachtsroman bringt einiges mit, um an eisigen Wintertagen für herzenserwärmende Lesestunden zu sorgen: Glückliche Tage der jungen Norah mit Andrew vor der wunderschönen Kulisse von Verona mit herrlich italienischem Flair. Kalte Vorweihnachtstage in London. Eine aufregende und interessante Reise nach Irland mit vielen liebevollen Details, welche die Landschaft, die Menschen dort und das schöne Setting der Altstadt von Dublin zum Leben erwecken. Dazu die Suche nach den Vorfahren von Norahs Vater, zu dem sie eine ganz besonders innige Beziehung hatte. Und immer wieder die Liebe zur Musik, die auch Vater und Tochter miteinander verbunden hatte.

Nur ein klitzekleines Detail fehlt diesem Roman, das leider ausgerechnet für einen weihnachtlichen Liebesroman enorm wichtig ist: Die Gefühle wollen einfach nicht überspringen! Weder kann man die Romanze von Norah und Andrew mitfühlen, noch springt der Funke im Lauf der Handlung in Dublin über. Kein Prickeln, kein Knistern, kein Seufzen. Auf der Gefühlsebene passierte beim Lesen leider so gar nichts, die Liebesgeschichte konnte nicht berühren und nicht verzücken. Ein schönes Buch über so manches Thema, aber als gefühlvolle, romantische Weihnachtsgeschichte leider allenfalls nett.

Bewertung vom 30.10.2022
Meester, Janine

Bergische Nacht


ausgezeichnet

Starke Heldin

Nach dem Tod ihres Opas kehrt Ria aus Lübeck ins Bergische Land zurück, um dessen Autowerkstatt zu übernehmen. Dort war sie nach dem Unfalltod ihrer Eltern aufgewachsen, und nachdem sie frisch getrennt von ihrem Freund ist, will sie noch einmal ganz neu anfangen. Doch mit der ländlichen Idylle ist es bald vorbei, als Ria Drohbriefe ins Haus flattern, die ihr nahelegen, wieder abzureisen. Plötzlich weiß Ria nicht mehr, wem sie noch vertrauen kann? Welches Geheimnis hat ihr scheuer Mieter Simon? Pflegt ihr Kunde, der exzentrische Herr Caruso, wirklich Kontakte zur Mafia?

Der Regionalkrimi liefert in vorbildlicher Weise alles, was für spannende Unterhaltung erforderlich ist: Ria ist eine tolle Protagonistin. Als Mechatronikerin und Bikerin ist sie eine interessante, starke Frauenfigur, und auch die anderen Charaktere überzeugen voll und ganz. Dazu eine spannende Story, schöne regionale Bezüge zum Bergischen Land und ein feiner Humor. Mich brachte vor allem zum Lachen, wie Ria sich anfangs an dem kalbgroßen, eigensinnigen Hund ihres Großvaters abarbeitet. Es sei verraten, dass sich Bruno im Lauf der Geschichte vom Problemhund zum treuen Beschützer mausert und in mein Herz gemogelt hat! Apropos Herz: Natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz in diesem schönen Roman, und so begegnet Ria gleich zwei interessanten Männern, nämlich ihrer heimlichen Jugendliebe und einem anfangs recht unfreundlichen Kommissar, der ihr aber dann doch hilfreich zur Seite steht, als sich die Bedrohung zuzuspitzen beginnt.

Ein sehr schöner Krimi zum Mitraten, der leider viel zu schnell ausgelesen war!

Bewertung vom 28.10.2022
Leevers, Jo

Café Leben


sehr gut

Was bleibt

Was bleibt vom eigenen Leben, wenn dieses zu Ende geht? Biographische Daten zu Werdegang und Familie? Glückliche Erinnerungen, die man bewahrt wissen möchte? Offene Fragen, die man geklärt haben möchte? Die Idee eines Lebensbuchs führt die krebskranke alte Dame Annie ins Café Leben. Sie hat keine Nachkommen und Verwandten, möchte sich aber vor ihrem Ableben den Ballast von der Seele reden. Vielleicht hätte es auch funktioniert, ihre Version ihres Lebens zum Besten zu geben, wenn sie dort nicht auf die übereifrige Henrietta getroffen wäre. Diese vielfach gescheiterte junge Frau, die noch keinen Platz im Leben gefunden hat, entdeckt beim Zuhören ungeahnte detektivische Talente in sich und beginnt nachzuforschen.

Mich hat die Begegnung der beiden zunächst völlig fremden Frauen und ihr behutsames Vortasten und Annähern sehr berührt. Beim Lesen beginnt man immer mehr, hinter die Fassaden dieser beiden auf den ersten Blick so unterschiedlichen Persönlichkeiten zu blicken. Nach und nach erkennt man den Menschen dahinter, entdeckt schwere Schuldgefühle und Einsamkeit.

Das Thema Sterben wird eher unaufgeregt behandelt, die Trauer ist ein Begleiter, nicht nur bei den Besuchern des Café Leben, auch bei den Angestellten. Ab einem gewissen Punkt rückt dann jedoch nicht nur die entstehende menschliche Verbindung zwischen Annie und Henrietta, sondern auch der Umgang mit dem Sterben und der Trauer ein wenig in den Hintergrund. Stattdessen wird der Fokus sehr auf die Enthüllung der Geheimnisse der Vergangenheit gelenkt. Auch dies eine überaus faszinierende und spannende Geschichte mit raffinierten Wendungen, aber ich persönlich hätte mir bei Lesen den Blick ein wenig mehr Tiefe im Blick auf das zwischenmenschliche Verhältnis der beiden Frauen, auf den Umgang mit dem bevorstehenden Tod gewünscht.

Dennoch eine klare Leseempfehlung für diesen Roman, weil die Charakterentwicklungen hervorragend herausgearbeitet wurden und der Weg der beiden Frauen aus ihrer Einsamkeit und aus ihren Schuldgefühlen so bewegend ist.