Benutzer
Benutzername: 
Lesefreundin
Wohnort: 
Düsseldorf

Bewertungen

Insgesamt 81 Bewertungen
Bewertung vom 18.02.2025
Dick, Morgan

Mickey und Arlo


sehr gut

Originelle Story mit Tiefgang
"Mickey und Arlo", ein Roman über zwei Halbschwestern, die getrennt voneinander aufwachsen und sich erst dann Kennenlernen, als die eine bei der anderen auf der Therapiecouch liegt. Man könnte meinen, dass es sich hier um eine lockeren Roman handelt. Auch bei dem bunten Cover erwartete ich keinen großen Tiefgang.

Umso mehr war ich überrascht, dass ich letztlich eine Geschichte las, in der die Autorin Halbschwestern zeichnete, deren Leben stark durch den Vater geprägt sind. So rutschte Mickey schon früh in ihrem Leben in eine tiefe Alkoholsucht ab, nachdem ihr Vater sie und ihre Mutter mit einem Berg Schulden hat sitzen lassen. Arlo hingegen wächst finanziell abgesichert auf und glorifiziert ihren Vater nahezu, obwohl er mit seiner Alkoholsucht und seinem Verhalten auch Arlos Leben negativ beeinflusst hat.

"Mickey und Arlo" war für mich ein überraschend tiefgründiges Leseerlebnis, das den Einfluss von Vätern auf ihre Kinder in den Fokus nimmt. Auch wenn ich die Story hier und da als etwas zu konstruiert empfand, spreche ich gerne eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 17.02.2025
Kapitelman, Dmitrij

Russische Spezialitäten


sehr gut

Anders als erhofft, aber lesenswert!

"Russische Spezialitäten" von Dmitij Kapitelman - ein hochaktueller Roman, der eine Familie in den Fokus stellt, in der Angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine ein Riss geht, als die Familienmitglieder sich auf unterschiedliche Seiten des Konfliktes stellen. Die Mutter bleibt trotz ihrer Jahre in Kiew dem russischen Staat treu und verfolgt mit voller Überzeugung die russische Staatspropaganda im Fernsehen vom Leipziger Wohnzimmer aus, Anders geht es ihrem Sohn, dem Hauptprotagonisten und Erzähler des Romans, der sich auf die ukrainische Seite stellt.
Im ersten Teil des Romans geht es um das Leben der Familie in Leipzig, im zweiten Teil begleiten wir den Protagonisten nach Kiew, wo er trotz des Krieges hinreist, um die Situation vor Ort zu sehen und mit alten Freunden und Bekannten zu sprechen.

Es ist ein Roman, der trotz seiner nicht einmal 200 Seiten ein Vielzahl von Themen aufgreift. Insbesondere im ersten Teil geht um Themen wie Identität, Zugehörigkeit und Familiendynamiken, die der Autor zwischen Geschichten um den familieneigenen, russischen Lebensmittelladen spinnt. Im zweiten Teil erhalten wir Einblicke in das Leben in Kiew, das zum einen fast normal und gewöhnlich zu laufen scheint, aber sich mit dem Angriff Russlands völlig verändert hat. Interessant fand ich auch die Ausführungen zur Sprache und wie politisch es ist, in der Ukraine russisch bzw. ukrainisch zu sprechen und wie auch die Identität des Protagonisten von der russischen Sprache geprägt ist. Trotz der Ernsthaftigkeit hat der Roman auch eine humorvolle Seite, was dem Buch die Schwere nimmt. Deshalb und weil der Roman trotz des Humors voller tiefgründiger Gedanke und Sätze ist, empfand ich die Lektüre als ausgesprochen bereichernd.

Dennoch hatte ich nach dem Lesen des Klappentextes andere Erwartungen an den Roman. So wurde mir der Konflikt zwischen Sohn und Mutter wurde mir viel zu wenig betrachtet. Es gab eher hier und da Sticheleien bzgl. der politischen Ansichten, aber keinerlei tiefergehenden Auseinandersetzungen und Diskussionen. Ich fand es schade, nicht mehr darüber zu erfahren, was das Denkmuster der Mutter ist und warum sie Russland so die Treue hält, trotz ihrer Jahre in Kiew. Auch die Reise des Protagonisten nach Kiew hatte für mich zu wenig Bezug zur Mutter.

Auch wenn ich andere Erwartungen hatte: Eine lesenswerte Lektüre!

Bewertung vom 17.02.2025
Gmuer, Sara

Achtzehnter Stock


ausgezeichnet

Ein Highlight!
Wie sehr ich es doch liebe, wenn ich ohne große Erwartungen an einen Roman rangehe und dieser mich dann völlig unerwartet umhaut!

Bei "Achtzehnter Stock", dem Roman mit dem hübschen Buchcover und der als "cooler, sommerlicher Großstadtroman" vom Verlag beworben wird, erwartete ich einen netten Roman für zwischendurch. Doch stattdessen las ich einen Roman, der mich mit seinem Tiefgang, der rauen, ehrlichen Protagonistin und dem besonderen Schreibstil absolut fesselte.

Mareike Fallwickl beschreibt das Buch als "hart und rau und schön" und damit trifft sie den Nagel auf den Kopf. Es ist eine Geschichte über das Leben im Hochhaus, wo es Armut gibt und das Leben mitunter hart ist, und wo eine junge, alleinerziehende Mutter versucht ihre Träume zu erreichen. Wanda, die Protagonistin, will raus aus diesem Leben, sie ist wütend und will es als Schauspielerin schaffen. Doch als alleinerziehende Mutter ist dies alles andere als einfach und sie wird immer wieder von der Glamourwelt zurück in die Realität der Hochhaussiedlung geworfen.

Wanda mag nicht immer die sympathischste Protagonistin sein, doch sie ist ehrlich, authentisch und ihre Wut und ihren Ehrgeiz konnte ich absolut nachvollziehen. Sara Gmuer hat es geschafft, dass ich mit Wanda mit gefiebert habe und ich gespannt bis zum Ende war, ob sie ihren Traum letztlich verwirklichen kann.

Fazit: Ein gelungenes, packendes Debüt, das ich uneingeschränkt empfehle! Und für mich ein überraschendes Highlight, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Bewertung vom 31.01.2025
Hazelwood, Ali

The Love Hypothesis - Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Für mich DIE beste RomCom!

Ich lese hauptsächlich Belletristik, gesellschaftskritische Romane, die mit Tiefgang und einer gewissen Schwere und Ernsthaftigkeit einhergehen. Wenn aber der Weltschmerz mal wieder tief sitzt und der Kopf sich um tausende Dinge gleichzeitig dreht, greife ich hin und wieder zu RomComs.

Seit ich vor einiger Zeit "Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe" gelesen habe, muss sich jede weitere von mir gelesene RomCom dem Vergleich mit diesem Roman von Ali Hazelwood stellen, denn für mich ist die Geschichte um Olive und Adam wirklich DIE RomCom.

In diesem Roman passt für mich einfach alles. Der Humor, die Leichtigkeit, das akademische Setting, die Liebe und natürlich die sympathischen Charaktere. Es hat einfach Spaß gemacht, Olive und ihr chaotisches Leben zu begleiten und selber ein bisschen in den ernsten, aber doch so einfühlsamen Adam verknallt zu sein. :-D

Fazit: Wer auf der Suche nach leichten Lesestunden ist, wer herzlich lachen möchte und Lust auf eine wirklich schöne Liebesgeschichte hat, wird mit Ali Hazelwoods Roman fündig!

Bewertung vom 27.01.2025
Gregor, Susanne

Halbe Leben


sehr gut

Sehr lesenswert!

Eindringlich und in einer klaren Sprache porträtiert Susanne Gregor das ungleiche Machtverhältnis zwischen der Pflegerin Paulina und ihrer Chefin Klara, die Paulina zu sich ins Haus geholt hat, damit sie die Pflege von Klaras Mutter Irene übernimmt.

Die Autorin schildert gleich zu Beginn den Tod von Klara, die bei einer gemeinsamen Wanderung mit Paulina von einen Abhang hinunter gestürzt ist. Von hier wird schließlich die Geschichte und das Verhältnis der beiden Frau erzählt bis es zu dem Sturz gekommen ist. Geschickt wird auf diese Weise von Anfang an ein Spannungsbogen erzeugt, der mit einer gewissen Sogwirkung einhergeht. Denn als Leserin wollte ich unbedingt wissen, wie es zu dem Tod von Klara gekommen ist und wie die beiden Protagonistinnen zueinander stehen.

Die Autorin schafft es auf nicht einmal 200 Seiten eine bedrückende und zugleich tiefgründige Atmosphäre zu schaffen, sie zeichnet zwei völlig unterschiedliche Frauenleben und beleuchtet das Thema ausländischer Pflegekräfte kritisch. Trotz des ruhigen Erzählstils empfand ich das Buch an keiner Stelle als langweilig. Ich habe den Roman in einem Rutsch gelesen.

Fazit: Sehr lesenswert!

Bewertung vom 20.01.2025
Pohl, Romy

Widder Willi will aber!


sehr gut

Tolle Illustrationen

In dem Kinderbuch "Widder Willi will aber", aus der Feder von Romy Pohl, geht es um die nicht immer ganz so einfache Autonomiephase von Kindern. Hier ist es der "widerwillige" kleine Willi, der mit seinem Trotz die erwachsenen Schafe auf Trab hält.

Für mich bekommt das Buch großes Lob für die Illustrationen von Marta Balmaseda, die dem kleinen Widder und seinem Freund Hörnchen zuckersüß gezeichnet und damit ganz eigene Charaktere geschaffen hat. Die Emotionen wurden in den Gesichtern wunderbar widergeben, sodass auch meine dreijährige Tochter gut benennen konnte, wann die beiden Böcke schlecht gelaunt, wütend oder fröhlich waren. Ich als Erwachsene empfand Oma und Opa Schaf als großartig illustriert.

Jedoch hatte ich nicht das Gefühl, dass die Story mein Kind wirklich gepackt hat. Die Redewendungen und der subtile Humor (Opa Bock hat Rücken, der Onkel heißt Saschaf, usw.) haben mich als Erwachsene zum Schmunzeln gebracht, ist aber für eine Dreijährige natürlich noch nicht wirklich zu verstehen. Ich denke, dass das Buch bei älteren Kindern besser ankommt.

Fazit: Ich vergebe 3,5 Sterne für dieses toll illustrierte Kinderbuch, dessen Geschichte insbesondere auch Erwachsene zum Schmunzeln bringt.

Bewertung vom 02.01.2025
Pooley, Clare

Wie man würdelos altert


sehr gut

Wieder ein wundervoller Feelgood-Roman von Clare Pooley!

Dies ist nun der dritte Roman der britischen Autorin und wie auch schon bei "Montags bei Monica" und "Das Wunder von Bahnsteig 5" überzeugt "Wie man würdelos altert" durch eine herzerwärmende Geschichte, liebevoll-schrulligen Charaktere und einer ordentlichen Prise Humor. Es ist toll, wie die Autorin Senior:innen zu ihren Hauptcharakteren macht, die in keinster Weise dem Klischee langweiliger Rentner:innen entsprechen, So ist die Protagonistin Daphne wunderbar exzentrisch, selbstbewusst und herrisch, hat jedoch das Herz am rechten Fleck. Ihre spitzzüngigen Kommentare waren für mich das Highlight des Romans.

Ich möchte das Buch allen empfehlen, die einen Roman für entspannte Lesestunden suchen, der mit sympathischen Charakteren, einer pfiffigen Geschichte und mit Humor überzeugt.

Bewertung vom 18.12.2024
Pélissier, Jérôme

Das Erwachen des Drachen / Kleine Hexe Nebel Bd.1


ausgezeichnet

Nebel ist ein cooler, kleiner Rotzlöffel

"Die kleine Hexe Nebel" ist der erste Comic, den meine Tochter gelesen hat und er ist einfach nur klasse! Nebel ist ein wunderbar, frecher kleiner Rotzlöffel und sticht unter den vielen, lieben Kinderbuchcharakteren erfrischend hervor. Nebel hat ihren ganz eigenen Charakter, sie weiß, was sie will, ist selbstbewusst , aufbrausend und auch nicht immer nett, aber genau das finde ich als Mutter einfach genial. Denn die allgemeine Kinderbuchwelt ist doch mehr als "weich gespült" und da ist diese kleine, selbstbewusste Hexe eine wahre Bereicherung für unser Kinderbuchregal. Nebel, gemeinsam mit dem cleveren Schwein Hubert und dem ängstlichen Hugo bilden ein sympathisches, lustiges Trio, das im Sturm unser Herz erobert hat.

Auch die Handlung war spannend, humorvoll und macht Lust auf mehr. Insbesondere der Cliffhänger lässt uns gespannt auf den nächsten Band warten.

Noch eine Empfehlung bei jüngeren Kindern:
Für meine siebenjährige Tochter sind Comics noch völlig neu, weshalb wir Nebel mit aufgeteilten Sprechrollen gemeinsam gelesen haben. Das hat nicht nur großen Spaß gemacht, sondern hat auch zum Verständnis beigetragen. Denn gerade der Perspektivwechsel, wenn das liebenswerte Schweinchen Kurt aus seiner Perspektive berichtet, war für meine Tochter nicht immer auf Anhieb verständlich.

Fazit: Nebel ist einfach cool! :)

Bewertung vom 09.11.2024
Madjidi, Maryam

Eine feine Linie


sehr gut

Maryam Madjidi erzählt in ihrem autobiografischen (?) Roman die Geschichte von Maryam und ihrem Aufwachsen als Teenager im französischen Drancy. Hier lebt sie mit ihrer Familie, mit der sie als sechsjährige aus dem Iran geflüchtet ist. Maryam berichtet aus ihrer Teenagerperspektive von einem Aufwachsen im Pariser Umland, wo Perspektivlosigkeit und Armut den Alltag prägen. Wo sie sich wünscht, mehr "französisch" auszusehen, weniger von dunklen Körperhaaren geplagt zu sein und möglichst nicht zum Mobbingopfer ihrer Klassenkamerad*innen zu werden. Sie will weg aus dieser Trostlosigkeit von Drancy und sieht ihre Chance darin, über den Besuch einer Eliteschule aus diesem Umfeld auszubrechen.

Maryam ist eine sympathische junge Erzählerin, die uns mitnimmt in ihre jugendlichen Gedanken und die aufzeigt was es bedeutet, in diesem Umfeld heranzuwachsen. Episodenhaft berichtet sie u.a. von ihrem Verhältnis zu ihrem Körper, von desillusionierten Lehrkräften und später im Roman auch über ihre Zeit an einer französischen Eliteschule. Zwischen den von der jungen Maryam erzählten Kapiteln wird gelegentlich in wenigen Sätzen die Perspektive der erwachsenen Maryam erzählt. Es sind gerade diese Stellen im Roman, die mich am meisten überzeugt haben. Sie reflektieren Maryams Jugend und blicken als Erwachsene auf Drancy und auf ihr Verhältnis zu ihrer Heimatstadt. Sowohl inhaltlich als auch sprachlich empfand ich diese wenigen Seiten als die stärksten im Roman.

Leider bleibt der Roman an vielen Stellen sehr oberflächlich. So hätte ich mir einen tieferen Einblick in Maryams Weg und Zeit am Pariser Elitengymnasium gewünscht, denn gerade dieser auf dem Klappentext angekündigte Handlungsstrang wurde mir am Ende zu schnell erzählt. Hier hätte noch einiges an Potential gesteckt, um noch stärker Maryams Gefühle, den herrschenden Klassismus und Rassismus sowie die elitären Strukturen im französischen Bildungssystem zu porträtieren.

Trotz meiner Kritik: "Eine feine Linie" ist ein lesenswerter Roman, der trotz der tristen Kulisse der französischen Banlieue in einer erfrischenden sowie klaren Sprache zum Schmunzeln anregt und mit einer äußerst sympathischen Protagonistin überzeugt.

Bewertung vom 05.11.2024
Tordasi, Kathrin

Birds of Paris - Das magische Pendel / Vögel von Paris Bd.1


ausgezeichnet

Magisches Highlight!

Auch als Erwachsene lese ich regelmäßig Fantasybücher für junge Leser*innen und mit "Birds of Paris" von Kathrin Tordasi habe ich mein Jahreshighlight in diesem Genre gefunden!

Ich wurde verzaubert von der Idee einer magischen Unterwelt in Paris, von Glanz und Schimmervögeln und natürlich auch von der Botschaft, die hinter der magischen Geschichte steht. Kathrin Tordasi vergeudet zu Beginn des Buches keine Zeit und lässt uns sofort in einen spannenden Handlungsstrang eintauchen, sodass ich von Beginn an in der Geschichte gefesselt war. An keiner Stelle wurde es im Buch langweilig!

Die Autorin hat darüber hinaus eine wunderbare Freund*innentruppe und sympathische Charaktere geschaffen, die mir auf Anhieb ans Herz gewachsen sind. Kathrin Tordasi erzählt aus der Perspektive von Léa und gelegentlich auch aus der Sicht von Roux, was uns beim Lesen sehr nah an die beiden und an ihre Gefühlswelt kommen lässt. Die beiden sind zuweilen unsicher und haben Ängste, aber dennoch sind sie mutig und und vertrauen auf ihre Freund*innen. Diese Gefühlswelt hat die Autorin in ihrer flüssigem Schreibstil wunderbar eingefangen und ich bin mir sicher, dass gerade jüngere Leser*innen sich mit den Charakteren identifizieren können.

Ich freue mich sehr auf den Folgeband und möchte dieses magische Buch gerne empfehlen - egal ob jung oder alt.