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Bewertungen
Insgesamt 137 BewertungenBewertung vom 02.04.2024 | ||
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Percival Everett, der große Autor Amerikas verschiebt wieder einmal die Genregrenzen. Nach seinem Splatterroman Die Bäume, in dem plötzlich die Rassisten gelyncht wurden, wird in James ein großer Klassiker der englischsprachigen Literatur ganz anders erzählt. Jim oder eben förmlicher James ist der entflohene Sklave aus Mark Twains großem Roman Huckleberry Finn. Doch die andere Perspektive, die Everett wählt, enthüllt, dass James hochintelligent ist und sich wie alle Sklaven z.B. einer dümmlich klingenden Kunstsprache bedient, während er eigentlich auf einem intellektuellen Niveau mit Voltaire parlieren könnte. Die Geschichte der gemeinsamen und dann später separaten Flucht von James und Huck ist dabei so irrwitzig komisch und spannend erzählt, dass es nicht für für Fans Mark Twains ein wahres Fest ist. Nein, auch der messerscharf sezierende Blick auf den Rassismus damals wie heute machen den Roman zu einer herausragenden Lektüre. Ein großartiges und bereicherndes Stück Literatur |
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Bewertung vom 31.03.2024 | ||
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Die Trophäenjagd ist nichts für uns. Außer natürlich auf Schoko-Hasen zu Ostern! 😄🐇🐣 |
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Bewertung vom 22.03.2024 | ||
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Lichtungen von Iris Wolff ist in unseren lauten Zeiten ein Roman, der ungewöhnlich leise daher kommt, aber mit jedem Kapitel, das man liest, mehr von seiner poetischen Kraft entfalten kann. |
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Bewertung vom 14.03.2024 | ||
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MICHAEL MÜLLER REISEFÜHRER Normandie Nachdem wir letztes Jahr das Vergnügen hatten eine Woche in der Normandie zu verbringen und dabei insbesondere die Gegend im Le Havre und Étretat zu erkunden, kam uns dieser Reiseführer von Ralf Nestmeyer aus dem Michael Müller Verlag gerade recht. Als erstes fällt die sehr schöne Gestaltung auf. Ein einladendes Coverbild, das auf die historische und kulturelle Vielfalt der Region hinweist, trifft auf einen sinnvoll nach Teilregionen gegliederten Inhalt. Die Beschreibung Le Havres und seiner außergewöhnlichen Architektur war sehr treffend. Auch der Schreibstil und die praktischen Hinweise haben uns sehr gefallen. Man erfährt allerlei Wissenswertes über die Geschichte und Persönlichkeiten der Region. Summa summarum ein reich bebilderter Reiseführer, der die Liebe zur Normandie weckt oder bestärkt und ein must-have für unsere nächste Reise in den französischen Nordwesten, den man auch toll mit dem ÖPNV erkunden kann. |
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Bewertung vom 11.03.2024 | ||
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Schon das fröhliche Cover, auf dem die ganze Böllersum-Bande zu sehen ist, macht Lust auf dieses Kinderbuch. |
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Bewertung vom 20.02.2024 | ||
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Yellowface von Rebecca F. Kuang ist schon jetzt der Hype der Saison. Ein Buch wie gemacht für Bookstagram, BookTube & Konsorten. Der Plot ist schnell erklärt: Eine junge und unerfolgreiche Autorin, sieht mit an wie ihre Freundin, eine Erfolgsautorin, an einem Pancake erstickt & stiehlt kurz entschlossen ihr letztes, unveröffentlichtes Manuskript von ihrem Schreibtisch. Der Roman über die Ausbeutung chinesischer Arbeiter im Ersten Weltkrieg wird ein großer Erfolg & es entbrennt bald ein Kulturkampf über kulturelle Aneignung, Rassismus und Cancel Culture. Schnell kommt aber auch der Verdacht auf, dass Juniper Song, wie sich die weiße Autorin nun nennt, eine Plagiatorin ist. Während auf Social Media der Kampf über die Deutungshoheit immer hasserfüllter geführt wird, steigert sich Juniper in einen immer stärkeren Wahn hinein. Ist die tote Freundin vielleicht sogar in Wahrheit noch am Leben, alles nur ein Spiel? Wie weit wird Juniper gehen, um ihr Geheimnis zu bewahren? |
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Bewertung vom 18.02.2024 | ||
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Der Musikproduzent und Rapper Kurt Tallert (*1986) erkannte schon im Geschichtsunterricht der 90er Jahre klarsichtig, dass der Holocaust für ihn nicht nur ferner Schulstoff ist: Sein Vater ist ein Überlebender. Auch mit über 60 Jahren noch gezeichnet von den Erfahrungen, die er als Jugendlicher im Zwangsarbeiterlager und der Gestapohaft gemacht hat. Den Jungen Kurt beschäftigt all das sehr, ohne dass er mit dem Vater im Detail darüber sprechen kann. Es ist seine Mutter, die ihm und seinem Bruder Buchenwald zeigt und über die Familie ihres Mannes spricht. |
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Bewertung vom 12.02.2024 | ||
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Als Diane Oliver 1966 kurz vor ihrem 23. Geburtstag bei einem Autounfall starb, hatte sie gerade einmal ein paar Kurzgeschichten veröffentlicht. Bekannt war sie noch nicht, vielmehr stand sie kurz vor ihrem Universitätsabschluss in creative writing an der University of Iowa. In den USA wurde ihr schmales Werk erst vor einigen Jahren wiederentdeckt und jetzt macht es der Aufbau Verlag auch auf Deutsch zugänglich. Erschütternd sind ihre Stories durchweg. Erzählt wird hauptsächlich vom Rassismus in den USA der 60er Jahre und der Bürgerrechtsbewegung. Aber auch von Alltagserfahrungen. Von der amerikanischen Austauschschülerin, die auch in der Schweiz auf ihre Hautfarbe reduziert wird. Oder dem Alltag schwarzer Haushaltshilfen. In der ersten Geschichte, die mich sehr berührt hat, greift sie das Motiv des Kindes auf, das als erster schwarzer Junge in einer Südstaatenstadt in eine bis dato „weiße“ Schule gehen soll und erzählt uns von seiner Familie am Tag vor der Einschulung. Insgesamt ist der Kontrast zwischen brutalstem Rassismus und Alltäglichkeit das, was diesen Band so beeindruckend wie bedrückend macht. Aber auch die Rolle der Frau wird in den späteren Stories von Oliver behandelt. Die Geschichten sind dabei so modern, da ist es kaum fassbar, dass sie schon 60 Jahre alt sind. Diese Autorin verdient mit ihrem |
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Bewertung vom 16.01.2024 | ||
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Die Hauptfiguren des Romans Wellness von Nathan Hill verlieben sich gleichsam dadurch, dass sie sich heimlich gegenseitig beobachten. Oder ist dieses Beobachten des anderen nur Ausdruck der bereits entstandenen Bindung? Für Jack ist Elizabeth, die im Chicago der 90er in der Wohnung gegenüber wohnt, so nah, dass er denkt, die Lücke zwischen den Gebäuden wäre mit einem Sprung überbrückbar, die perfekte Frau. Gut aussehend, gebildet, weitgereist. Und auch Elizabeth findet ihn, ohne dass er es ahnt, attraktiv und sieht ihm aus der unbeleuchtet Wohnung bei alltäglichen Verrichtungen zu. Ihm, dem dünnen Burschen, Künstler-Fotograf mit einem Körper wie ein Junkie-Knabe, der nur Fertiggerichte nascht. Wie gern würde sie ihn mit Vitaminbomben vollstopfen! Das ist die Ausgangslage, die in eine jahrelange und wechselsvolle Beziehung mündet, die Hill vor unseren Augen entfaltet. En passant baut er die Themen unsere Epoche ein, vom Selbstoptimierungswahn bis zum Verschwörungswahn. Herausgekommen ist ein gelungener Roman, der sprachlich auf hohem Niveau daherkommt und den Ruf des Autors als Kenner des menschlichen Innenlebens manifestiert. Chapeau! |
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Bewertung vom 11.01.2024 | ||
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Michael Köhlmeier versteht es wie kein zweiter in Romanform über historische Themen zu schreiben und diese dann mit fiktionalen Elementen anzureichern, dass einem der Kopf raucht. So auch im vorliegenden Fall oder wie über die Hauptfigur - einen namenlosen österreichischen Autor - gesagt wird: Wenn er die Wahrheit schreibt, glauben alle, dass er lügt und nicht wenn er etwas hinzuerfindet, halten es alle für die Wahrheit. |
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