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Buchkomet

Bewertungen

Insgesamt 49 Bewertungen
Bewertung vom 20.06.2025
Lano, Ralf

Der Tod kennt verschwiegene Pfade


ausgezeichnet

Mord, Bohnenkaffee und kaputte Moral – der Schmied ermittelt wieder

Mit „Der Tod kennt verschwiegene Pfade“ schickt Ralf Lano seinen Dorfschmied Karl Bermes erneut ins Chaos der Nachkriegsjahre – irgendwo zwischen Schwarzmarkt, kaputter Infrastruktur und flackernden Moralresten. Und was soll man sagen? Es funktioniert wieder verdammt gut.

Ein Toter im Wald, ein Bürgermeister am Tatort, ein Kommissar ohne feste Strukturen – das Setup ist klassisch, aber Lano bringt frische Tiefe rein. Der Autor präsentiert ein ehrliches Nachkriegsgrau. Dass Bermes – kein Polizist, sondern Handwerker mit Hirn und Bauchgefühl – sich in eine Schmugglerbande einschleust, wirkt nicht erfunden, sondern logisch. Wenn keiner mehr weiß, wer Freund und Feind ist, hilft halt nur noch: selber machen.

Die Welt, die Lano zeichnet, ist kantig, glaubwürdig und bis in die Nebenrollen gut besetzt. Ob junger Polizeianwärter, dubioser Strippenzieher oder gebrochene Kriegsheimkehrer – jeder trägt sein Päckchen.

Lanos Stil bleibt schnörkellos, aber mit viel Gespür für Atmosphäre. Kein Satz zu viel, kein Pathos, aber immer dicht dran. Auch die historischen Details wirken nie aus dem Archiv gekramt, sondern wie gelebte Realität. Man erfährt viel, ohne belehrt zu werden.

Fazit: Ein historischer Krimi ohne Zuckerguss, mit Substanz, Tempo und einem Ermittler, der keine Marke braucht, um zu überzeugen. Wer auf echte Typen, klare Sprache und moralische Grauzonen steht, ist hier genau richtig.

9/10

Bewertung vom 17.06.2025
Westerboer, Nils

Lyneham


ausgezeichnet

Das Sci-Fi-Meisterwerk, das uns vor Augen führt, warum der Mensch keine zweite Erde verdient

Mit Lyneham liefert Nils Westerboer einen Science-Fiction-Roman, der sich nicht in Raumschlachten, fremden Alien-Spezies oder Hochglanz-Zukunftsvisionen verliert. Stattdessen hält er uns den Spiegel vor: Was, wenn wir unsere zweite Chance bekommen — und wieder alles ruinieren?

Die Menschheit flieht auf den Exomond Perm, eine Welt voller Gefahren, fremder Ökosysteme und toxischer Schönheit. Statt Demut: Terraforming. Statt Respekt: Machthunger. Westerboer entwirft ein bitter realistisches Zukunftsszenario, das bedrückend nah an unsere Gegenwart rückt. Wir haben nichts gelernt. Und das macht den Roman so unangenehm aktuell. Hat die Menschheit überhaupt eine zweite Chance verdient?

Besonders stark: Westerboer verbindet wissenschaftliche Akribie mit emotionaler Tiefe. Biochemie, Ökologie, Terraforming – anspruchsvoll, aber größtenteils verständlich. Gleichzeitig begleitet man glaubhafte Figuren: den jungen Henry, der zwischen Sehnsucht und Angst schwankt, und seine Mutter Mildred, die sich immer stärker fragt, ob wir das überhaupt dürfen: einen fremden Planeten unserem Willen unterwerfen.

Lyneham ist Science-Fiction auf allerhöchstem Niveau: fordernd, klug, emotional und messerscharf. Kein seichtes Abenteuer, sondern ein unbequemes Meisterwerk, das lange nachwirkt. Wer Sci-Fi nur als Eskapismus sieht, wird hier gnadenlos geerdet.

Fazit: „Lyneham“ ist ein herausragendes, forderndes Meisterwerk, das mit wissenschaftlicher Präzision, emotionaler Tiefe und philosophischer Wucht die dunklen Seiten menschlicher Natur schonungslos beleuchtet.

10/10 Meisterwerk!

Bewertung vom 15.06.2025
Mall, Sepp

Ein Hund kam in die Küche


ausgezeichnet

„Ein Hund kam in die Küche“ ist kein lauter, dramatisch inszenierter Roman über die NS-Zeit – gerade deshalb trifft er so stark. Sepp Mall erzählt aus der Perspektive des elfjährigen Ludi, der 1942 mit seiner Familie Südtirol verlässt und ins Deutsche Reich umsiedelt. Die sogenannte „Option“ zwingt sie zu dieser Entscheidung – doch statt Sicherheit bringt sie Leid.

Schon zu Beginn wird der behinderte Bruder Hanno in einer „Nervenheilanstalt“ untergebracht. Was Ludi nicht weiß, er wird seinen Bruder nie wiedersehen. Er versteht nicht, was mit ihm passiert, doch für die Leser:innen ist klar: Euthanasie, Mord im Namen der Ideologie. Diese kindliche Unwissenheit wird zum emotionalen Kern der Geschichte. Was Ludi nicht versteht, schwebt als beklemmendes Wissen zwischen den Zeilen.

Die Verluste reißen nicht ab: Der Vater zieht in den Krieg, die Mutter zerbricht an der Situation, Ludi bleibt allein in einer fremden Umgebung. Seine Versuche, die Erwachsenenwelt zu begreifen, wirken hilflos und machen das Grauen nur noch spürbarer. Politik, Krieg, Propaganda – für das Kind bleibt alles abstrakt, doch der Schmerz ist real.

Die Stärke des Romans liegt in der schlichten, klaren Sprache. Keine großen Erklärungen, keine inszenierten Dramen – genau dadurch wirkt alles umso härter. Ludi spricht mit seinem toten Bruder, sucht Halt im Unbegreiflichen, während um ihn herum die Welt auseinanderfällt.

Der Titel verweist auf ein Kinderlied – ein bitterer Kontrast zum Grauen, das Ludi erlebt. Der Roman wird so zu einem eindringlichen Mahnmal darüber, was es bedeutet, als Kind in einer Welt aufzuwachsen, in der Ideologien wichtiger sind als Menschlichkeit. Keine große Geste, kein lautes Mahnmal – sondern ein stilles, schmerzhaft ehrliches Zeugnis.

10/10 Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.06.2025
Gaida, Dominik

Gestern waren wir unendlich / Death Duet Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Start des Romans ist stark: Louis und Henry – zwei Menschen, die sich so bedingungslos und ehrlich lieben, dass man als Leser sofort andockt. Die Chemie stimmt, die Gefühle sind greifbar, und die Figuren wirken von der ersten Seite an lebendig. Statt schnulziger Überdosis gibt's eine Liebesgeschichte, die einfach echt ist.

Dann der Bruch: Henry stirbt bei einem Autounfall – aber es bleibt nicht beim klassischen Trauerdrama. Louis steckt in einer Art Zeitschleife, in der er den schlimmsten Tag seines Lebens immer wieder durchlebt. Und hier wird’s spannend: Zwischen Hoffnung, Verzweiflung und Kontrollverlust ringt er darum, Henry vielleicht doch noch zu retten.

Was gut funktioniert: Die Zeitschleifen-Idee artet nicht in eine Sci-Fi-Spielerei aus, sondern macht Louis' innere Kämpfe noch greifbarer. Die Verzweiflung, in der er steckt, wird spürbar, seine Liebe wird nachvollziehbarer. Romantik, Tragik und Spannung halten sich die Waage.

Aber: Im letzten Drittel verlässt die Geschichte den bisher (fast) realistisch-emotionalen Kurs und geht in einen mystischen Abschluss über. Klar, sauber und toll geschrieben, aber dieser Wechsel war mir dann doch etwas zu viel des Guten. Hier hätte ich mir eine realistischere Auflösung gewünscht. Auch der große Konflikt zwischen Louis und Henry, der immer wieder angedeutet wird, bleibt am Ende doch etwas flach und überzogen.

Trotzdem: Die Stärken überwiegen. Die authentische Figurenzeichnung, der emotionale Sog der Geschichte und der Mut, queere Liebe in den Mittelpunkt zu stellen, machen Gestern waren wir unendlich zu einem wichtigen, lesenswerten Roman. Es ist kein Buch, das nur für die queere Community geschrieben wurde, sondern eines, das allen zeigt, wie universell Liebe, Verlust und Hoffnung sind.

Fazit: Ein starker Beitrag zur deutschen Literatur — und hoffentlich der Anfang für viele weitere queere Bestseller.

8/10

Bewertung vom 10.06.2025
Klein, Hendrik

Code Kill - Ein tödliches Spiel


weniger gut

Abgelegene Insel, maskierter Killer, fünf Gäste und ein Hotel im Sturm – was klingt wie die perfekte Bühne für einen dichten Psychothriller, driftet in Code Kill – Ein tödliches Spiel leider zunehmend ins Absurde ab.

Der Einstieg macht Lust auf mehr: düsteres Setting, sturmgepeitschte Atmosphäre, ein Protagonist mit Mystery-Potenzial. Hendrik Klein beginnt stark und liefert klassisches Whodunit-Flair mit moderner Härte. Doch je weiter die Handlung fortschreitet, desto mehr eskaliert das Ganze – und zwar nicht im guten Sinne.

Statt psychologischem Nervenkitzel hagelt es drastische Gewalt, überdrehte Szenen und Figuren, die mehr reagieren als handeln. Besonders legendär (leider im negativen Sinn): die „Spiceszene“, bei der sich zwei Figuren mitten im Überlebenskampf lieber der Erotik als der Flucht widmen. Das wirkt so deplatziert, dass man sich fragt, ob hier versehentlich ein anderes Genre reingerutscht ist.

Und das Finale? Ein Twist, der eher für Augenrollen als Aha-Momente sorgt. Was spannend begann, endet wie ein Mix aus Splatterkino und Trash-TV – mit dem bitteren Beigeschmack, dass hier mal richtig Potenzial auf der Strecke geblieben ist.

Immerhin: der Schreibstil ist solide, flott und gut lesbar. Aber auch das kann nicht retten, was am Ende eher wie ein durchgeknallter Ideenstapel wirkt, als wie ein Thriller mit Substanz.

Fazit: „Weniger wäre mehr gewesen.“ Oder wie man nach der Spiceszene denkt: WTF?

4/10

Bewertung vom 08.06.2025
Debré, Constance

Play Boy


ausgezeichnet

„Heten, die ihre Sexualität ein Stück weit in Frage stellten, dann aber gleich wieder aufgaben.“ – Wer bei diesem Satz zusammenzuckt, ist bei Play Boy von Constance Debré genau richtig. Denn dieser Roman ist kein netter Selbstfindungstrip, sondern ein Tritt in den Hintern der Heteronormativität, der Menschen in ein vorgegebenes Muster stopft.

Debrés Protagonistin sagt diesem Leben radikal Adieu – nach einem unscheinbaren Kuss mit einer anderen Frau, der sich anfühlt wie eine Sprengladung unter ihrem bisherigen Dasein. Sie verlässt alles, nicht aus Trotz, sondern weil sie zum ersten Mal ehrlich leben will. Und Debré erzählt diese Demontage mit einer Sprache, die Klartext spricht: direkt, unverschnörkelt, oft rotzig. Kein Kitsch, kein Erklärbär, kein Mitleidsbonus – sondern eine Frau, die sich Schicht für Schicht von der Lüge befreit, jemand zu sein, der sie nie war.

Die Autorin liefert mit Play Boy keine gefällige Erzählung über das Coming-Out einer Mutter in der Midlife-Crisis. Sie schreibt ein Manifest. Eine Abrissbirne gegen Rollenbilder, gegen den Zwang zur Häuslichkeit, gegen das vermeintliche Glück im Normativen.Debrés Antwort ist brutal und konsequent: Wer sich seinen Körper zurückholt, holt sich auch sein Leben zurück.

Fazit: Was bleibt, ist eine Geschichte über Selbstermächtigung – roh, wütend, traurig, ehrlich. Und eine klare Botschaft: Wer das System nicht mehr bedienen will, muss bereit sein, es zu verlassen. Ohne Netz. Ohne Applaus. Aber mit verdammt viel Haltung.

10/10

Bewertung vom 06.06.2025
Matti, Bruno

Die Eisbären im Land der Schneefelsen


ausgezeichnet

Wer bei Bruno Mattis Buch epische Schlachten und magische Artefakte erwartet, liegt daneben – und wird positiv überrascht. Statt klischeebeladener Fantasy liefert er eine moderne Tierfabel mit Tiefgang, eine Parabel über Schuld, Verantwortung und Selbstvergebung. Im Zentrum: Hadon, ein junger Eisbär mit schwerem Gepäck. Auserwählt, aber gebrochen. Held, aber keiner, der sich so fühlt.

Was das Buch auszeichnet, ist seine emotionale Ehrlichkeit. Hadon stolpert, versagt, zieht sich zurück – bis er sich mühsam wieder aufrichtet. Seine Geschichte ist keine Heldenreise im klassischen Sinne, sondern ein psychologischer Heilungsprozess. Schwer, dunkel, intensiv. Bruno Matti spart nicht mit schwierigen Themen wie Depression, Schuld oder Suizidgedanken – und genau das macht die Geschichte so berührend.

Trotz sprechender Bären und Prophezeiungen fühlt sich der Roman eher wie eine Parabel an als wie klassische Fantasy. Und das ist sein Vorteil: Es geht nicht nur um äußere Abenteuer, sondern um inneres Überleben. Einige Nebenfiguren bleiben dabei eher blass, aber Hadon allein trägt die Geschichte mit seiner zerrissenen, glaubwürdigen Persönlichkeit.

Ein echtes Highlight ist der begleitende Soundtrack. Über QR-Codes eingebunden, sorgt die Musik für eine zweite emotionale Ebene – subtil, atmosphärisch und erstaunlich wirksam. Kein billiger Gimmick, sondern echtes Storytelling mit Tonspur.

Fazit: Ein ungewöhnlicher Roman, der in Erinnerung bleibt – leise, schwer, schön. Für alle, die sich auf eine tiefere, ruhigere, musikalisch begleitete Reise einlassen wollen, ist „Die Eisbären im Land der Schneefelsen“ definitiv einen Blick wert.

9/10 (Buchwertung 8/10 +1 für den Soundtrack)

Bewertung vom 01.06.2025
Owen, Marley Alexis

Der Virus


ausgezeichnet

In „Der Virus“, dem fünften Band der Sara-Konrad-Reihe, bringt Marley Alexis Owen frischen Wind ins Thriller-Genre – nicht mit mehr Gewalt oder höherem Bodycount, sondern mit einer Protagonistin, die nahbar, glaubwürdig und verdammt spannend ist. Sara Konrad, Ex-Scharfschützin und Mitglied der geheimen „Sisterhood“, stolpert nicht durch die Handlung wie eine Kampfmaschine, sondern bewegt sich reflektiert, verletzlich und entschlossen durch eine Welt, die irgendwo zwischen digitaler Bedrohung und Dschungelüberleben liegt.

Der Plot? Hochaktuell. Ein Virus legt eine Firma lahm, Saras Schwager wird verdächtigt, kurz darauf verschwindet er. Was als Cybercrime beginnt, führt bis nach Kambodscha – mit allem, was dazugehört: moralische Grauzonen, digitale Abgründe, körperliche Erschöpfung. Owen verzichtet auf Tech-Blabla und macht den digitalen Angriff real – mit echten Konsequenzen und drängenden Fragen: Wem gehört das Netz? Und wie schützt man die eigene Wahrheit, wenn Code zur Waffe wird?

Sara ist dabei keine Actionheldin in Glitzeroptik, sondern eine Figur mit Brüchen. Sie denkt nach, sie zweifelt, sie fühlt – und genau deshalb funktioniert sie. Owen zeigt, dass Frauenfiguren im Thriller nicht durch Männerbrillen inszeniert werden müssen. Kein Abziehbild, keine „female Bond“-Nummer – sondern eine komplexe Hauptfigur, die Haltung zeigt.

Was das Buch zusätzlich trägt: starke Schauplätze, ein präziser Stil, Themen mit Relevanz – von digitaler Ethik bis globaler Verantwortung. Dazu Antagonisten, die mehr sind als nur Feindbilder. Und ein Setting, das sich glaubhaft vom Serverraum bis in den Dschungel weitet.

Fazit: Wer keine Lust auf austauschbare Supercops hat, aber auf spannende, kluge, gesellschaftlich relevante Thriller steht – könnte hier fündig werden. Sara Konrad ist eine Heldin, die bleibt. Und „Der Virus“ zeigt, dass Thriller mehr können als Adrenalin.

9/10

Bewertung vom 30.05.2025
Nola, Fabio

Commissario Gaetano und der lügende Fisch / Commissario Gaetano Bd.1


ausgezeichnet

Was wie ein launiger Italien-Krimi aussieht, entpuppt sich als düsterer, kluger Auftakt für eine neue Reihe: „Commissario Gaetano und der lügende Fisch“ von Fabio Nola ist alles – außer bequem.

Schon der Einstieg lässt keine Zweifel: Ein Mann wird enthauptet, mitten im Centro Storico von Neapel, zur Hoch-Zeit des San-Gennaro-Festes. Was wie ein Ritual wirkt, wird zur Tür in einem vielschichtigen Fall – voller Wendungen, Abgründe und gesellschaftlicher Fragen. Mafia? Eifersucht? Fanatismus? Alles denkbar.

Commissario Gaetano selbst ist eine Zumutung: cholerisch, zynisch, alkoholabhängig und gegenüber seinen Kolleg:innen ist er grob, herablassend, manchmal schlicht gemein. Aber glaubwürdig bis ins Mark. Nola verzichtet auf falsche Heldenmythen. Gaetano darf unsympathisch sein, solange er echt ist – und genau das ist er. Ein Ermittler, der mit sich selbst im Clinch liegt, der scheitert, aufsteht, weitermacht. Kein Genie, kein Held – einfach ein Mensch in einer kaputten Welt.

Und Neapel? Keine Postkarte. Die Stadt lebt, flucht, verdirbt, betört – und ist immer präsent. Die Hitze, die Gerüche, die engen Gassen, die Korruption – all das wird zum Klangteppich des Romans. Nola kennt seine Stadt – und zeigt sie ohne Zuckerguss.

Der Fall selbst ist hart, aber nie Selbstzweck. Die Gewalt dient nicht dem Schock, sondern treibt die Fragen voran: Was ist Schuld? Was treibt Menschen an? Die Ermittlungen verlaufen in Wellen, nie geradlinig, nie vorhersehbar. Und auch das ist Teil der Spannung.

Fazit: Kein Wohlfühlkrimi, sondern ein literarisch anspruchsvoller, psychologisch dichter Krimi mit bissiger Hauptfigur, glaubhaftem Setting und erzählerischer Substanz. Wer Lust hat auf einen düsteren Neapel-Krimi mit Tiefe statt Klischees – hier entlang.

9/10

Bewertung vom 28.05.2025
Zimmermann, Matthias A. K.

IMITATHYOS


ausgezeichnet

IMITATHYOS: Das unendliche Alphabet von Matthias A. K. Zimmermann ist kein Roman wie jeder andere. Hier geht es nicht nur um eine Geschichte, sondern um ein Konzept – um eine Welt, in der Buchstaben nicht mehr harmlos sind, sondern Realität formen, beeinflussen und gefährden. Eine junge Schriftstellerin landet auf einer künstlich geschaffenen Luxusinsel, doch was wie ein stylisches Zukunftsresort beginnt, wird schnell zum sprachphilosophischen Albtraum. Die Sprache selbst beginnt zu kippen, wird unberechenbar – und genau das ist der Reiz dieses Buches.

Zimmermann mixt Utopie, Technik, Mythologie und Identitätsfragen zu einem Text, der sich traut, anders zu sein. Keine literarischen Konventionen, keine sicheren Pfade – dafür Ideenreichtum, Tiefgang und eine klare Haltung. Wer Popkultur kennt, erkennt Anklänge an Matrix, Westworld oder Borges, aber das Buch steht absolut für sich.

Fazit: Es fordert volle Aufmerksamkeit, aber schenkt im Gegenzug eine Erfahrung, die bleibt. Für alle, die Bücher lieben, die etwas Frisches lesen möchten – das hier ist einer dieser seltenen Volltreffer.

10/10