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Benutzername: 
Giselas Lesehimmel
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Landshut
Über mich: 
Bücher sind die schönste Unterhaltung

Bewertungen

Insgesamt 670 Bewertungen
Bewertung vom 07.01.2024
Die Farben unserer Träume
Beck, Lilli

Die Farben unserer Träume


ausgezeichnet

Meine Meinung:
Tolle Familiengeschichte um ein Findelkind

Der Prolog hat mir ein paar Tränen entlockt. Es ist Winter und sehr kalt. Eine verzweifelte junge Frau stellt einen ärmlichen Weidenkorb, mit einem Baby darin, vor dem Friseursalon Sonnlechner ab. Klopft und versteckt sich in einer Ruine gegenüber. Beobachtet wie ihr kleines Mädchen von dem Ehepaar entdeckt wird ....

Das ist nicht mein erster historischer Roman von Lilli Beck. *Die Farben unserer Träume* spielt in München der 60er. Die Auswirkungen des 2. Weltkrieges sind noch zu spüren. Die etwas ältere Generation hält noch an alten Werten fest. Nach diesen Werten möchten die Sonnlechners auch ihre beiden Töchter erziehen. Beide lernen das Friseurhandwerk. Während die ein Jahr jüngere Tochter Elsie mit Leib und Seele im Friseursalon arbeitet, kann Anna es gar nicht erwarten, bis sie 18 Jahre alt ist. Sie ist künstlerisch veranlagt. Ihre Familie nimmt ihr *Hobby* nicht ernst. Überhaupt ist Anna total anders. Die natürliche junge Frau fühlt sich vor einer Leinwand mit Farben und Pinsel wohl. Motzt sich nicht so gerne auf wie ihre Schwester. Kann dem Friseurhandwerk einfach nichts abgewinnen.
Wie der Klappentext schon verrät, geht es in der Geschichte um ein Findelkind. Von Anfang ist klar, dass es sich um Anna handelt. Die Autorin hat das Thema Adoption sehr gut transportiert. Ich kenne eine Frau, die adoptiert worden ist. Auch sie wusste lange nicht, dass sie nicht bei ihren leiblichen Eltern aufgewachsen ist, und hat es, (wie Anna,) durch Zufall entdeckt. Aus vielen Gesprächen damals kann ich sagen, die Beschreibungen im Buch sind identisch. Der Spagat zwischen Handwerk und Kunst ist absolut gelungen. Die Kluft zwischen Jung und Alt ist gut eingefangen. Ich liebe die Geschichten von Lilli Beck. Ein Stück weit habe ich diese Zeit selbst miterlebt. Besonders gut hat mir der Mix aus Liebesgeschichte, Gemäldemalerei und Friseurhandwerk gefallen. Ich habe mich wieder an eine Zeit erinnert, bei der es noch keine Friseur ketten gab. Mich daran erinnert, wie besonders früher ein Besuch im Friseursalon war. Die Künstlerszene in Schwabing hatte ich bildlich vor Augen. Ist es doch auch der Ort, bei dem Anna ihren Seelenverwandten gefunden hat. Annas Werdegang fand ich total spannend. Sie hat für ihren Lebenstraum und große Liebe gebrannt. Starke Entbehrungen akzeptiert und das Beste daraus gemacht.

Fazit:

Diese spannende Geschichte behandelt wichtige Themen. Eine Adaption und die damit verbundenen Probleme. Die Flower Power Zeit in all ihren Facetten kommt gut rüber. Schlaghose, lange Haare gegen Anzug und gepflegten Kurzhaarschnitt war auch Thema in meiner Jugend. Mini oder Maxi hat die Gemüter gespalten.

Ich war wieder mal gerne in München. Konnte in ein paar Erinnerungen schwelgen. Einziger Kritikpunkt für mich ist das Ende. Das hat überhaupt nicht zu Anna gepasst.

Herzlichen Dank Lilli Beck. Ich hatte wunderschöne Lesestunden.

Bewertung vom 04.01.2024
Aspergers Schüler
Baldini, Laura

Aspergers Schüler


ausgezeichnet

Meine Meinung:
*Gegen das Vergessen*

Ich habe Probleme zu schreiben, dass mir dieser Roman gefallen hat. Warum? Weil dies ist eins der traurigsten Bücher ist, die ich je in meinem Leben gelesen habe.

1926, Uniklinik Wien

Ich darf an Erichs Gedankenwelt teilnehmen. Der 8jährige spricht nicht viel und sein Umfeld enthält zuviele Reize, die er nicht verarbeiten kann. Einzig die liebevolle Krankenschwester Viktorine findet Zugang zu ihm. Ist beeindruckt von Erichs Zahlenverständnis. Viktorine liebt den kleinen Jungen. Gibt im so viel Zuwendung wie möglich. Sie verehrt Dr. Hans Asperger, den Entdecker des Aspergers Syndrom. Der österreichische Arzt erforscht das Verhalten von Kindern, die sich nicht in die Gemeinschaft einfügen können. Auch er zeigt Geduld für die Kinder. Die meisten Kinder in der Klinik sind von ihren Eltern aufgegeben worden. So konnte den Kleinen gar nichts besseres passieren, als von Dr. Asperger und Viktorine betreut zu werden. Doch dann hält das NS-Regime Einzug ....

1986 erforscht die junge Psychologin Sarah die Geschichte um Dr. Asperger und die damaligen Geschehnisse in der Klinik. Stellenweise wird es der jungen Frau zuviel. Was sie und der Journalist Stefan ans Tageslicht bringen, könnte genauso gut einem Horrorroman entsprungen sein.

Der Schreibstil ist mitreißend. Abwechselnd wird aus der Sicht von Viktorine, Erich und Sarah erzählt. Erichs Gedankenwelt ist mir besonders nahe gegangen. Der hochintelligente Junge fühlt sich im Klassenzimmer wohler, wenn er neben einer Wand sitzt. Auf den ersten Blick scheint es, als könnten er und die anderen Kinder keine Gefühle zeigen. Nur mit viel Empathie und Geduld kann man den Kindern näher kommen. Erich empfindet es als besonders schlimm, wenn er in eine Zwangsjacke gesteckt wird. Seine Gedanken in diesen Momenten haben mir einige Tränen entlockt.
Nachdem das Nazi Regime das Sagen in der Klinik hat, flüchten qualifizierte jüdische Ärzte. Was dann mit den Kindern passiert, will man wirklich nicht lesen. In Österreich hat man lange die Augen vor diesen Gräueltaten verschlossen. Beim Lesen dachte ich mir oft, ob Dr. Asperger nicht selbst ein Autist war. Im späteren Verlauf äußert auch Sarah den Verdacht. Genau kann man einfach nicht sagen, wie weit der Arzt in die Gräueltaten an Kindern involviert war. Wie oft Kinder von ihm in die Heilanstalt *Spiegelgrund* überwiesen wurden, bei der Nazi-Ärzte die Kinder zu Tode quälten. Sarahs Recherchen und Begegnungen sind spannend und sehr emotional. Sie gelangt an Aufzeichnungen von Viktorine. Ich bin sehr beeindruckt von der mutigen Krankenschwester. Mehr möchte ich jetzt nicht mehr erzählen.

Fazit:
Wieder ein Buch *Gegen das Vergessen*! Diese wunderbare Romanbiografie mutet besonders tragisch an, da es hier um Kinder geht. Das Buch ist ausnehmend gut geschrieben. Was damals passiert ist kann keinem gefallen.

Danke Laura Baldini für die Einblicke.

Bewertung vom 01.01.2024
Im Herzen so kalt / Maya Topelius Bd.1
Åslund, Sandra

Im Herzen so kalt / Maya Topelius Bd.1


ausgezeichnet

Meine Meinung:
Spannender Schwedenkrimi
Das war seit einiger Zeit wieder mal ein Krimi, bei dem ich lange keine Ahnung hatte, wer für die Morde verantwortlich ist. Meine Vermutungen haben sich dieses mal nicht bewahrheitet. Ferner habe ich einiges über die Waldkultur Schwedens gelernt. Kahlschläge, die große Teile von Wäldern ruinieren, um einer Monokultur zu weichen. Das dies in Schweden so praktiziert wird, habe ich wirklich nicht gewusst. Die Autorin hat dieses Umweltproblem spannend in ihrem Krimi eingesetzt. Ein kleines Mädchen entdeckt im Wald die Leiche eines Mannes. Wie sich herausstellt handelt es sich um den Umweltaktivisten Mats Anderberg. Ein Mann, der sich mit seinem Einsatz sehr unbeliebt gemacht hatte.

Das Ermittlerduo Maya Topelius und Pär Stenqvist kommt total sympathisch und kompetent daher. Die zwei Stockholmer bekommen den Auftrag mit den Ermittlern in Östersund zusammen in einem Mordfall zu ermitteln. Anfangs verhalten sich die Kollegen in Nordschweden unkooperativ. Doch schon bald schätzen sie die die gute Zusammenarbeit mit den zwei Stockholmern. Besonders dann, als noch ein weiterer Toter im Wald gefunden wird ....

Wie immer bei Schweden Krimis konnte ich die eisige Kälte spüren. Von Anfang an herrscht eine Spannung, die sich kontinuierlich steigert. Auch ruhigere Passagen wissen gut zu unterhalten. Es gibt einige Szenen, die den Puls in die Höhe treiben. Besonders als ein kleines Mädchen im dunklen Wald bei Schneesturm um ihr Leben rennt ....

Gewalt gegenüber Frauen ist auch ein sehr wichtiges Thema, welches die Autorin raffiniert in die Geschichte integriert hat.

Fazit:
Von mir eine absolute Empfehlung für diesen atmosphärischen Krimi.

Danke Sandra Åslund.

Bewertung vom 27.12.2023
Weihnachtscountdown ins Glück
Schäfer, Gerd

Weihnachtscountdown ins Glück


ausgezeichnet

Meine Meinung:
24 Türchen ins Glück
Ich habe das Buch bei einer Verlosung auf Instagram gewonnen. Welch ein Glück! Ich gestehe, Titel und Cover hätten mich in der Buchhandlung nicht zum Kauf animiert. Ich habe hier einen Weihnachtsroman bekommen, wie er schöner nicht sein könnte. Mein Vorhaben, 24 Tage lang jeden Tag ein Kapitel zu lesen, ist kläglich gescheitert. Ich habe die gut 300 Seiten an einem Nachmittag gelesen.

Dem Autor ist der Spagat zwischen Abenteuer, Liebe und Adventszeit absolut gelungen. Alle Personen in der Geschichte berühren ungemein. Es wird viel geweint. Das mag ich normalerweise überhaupt nicht. Bei dieser Geschichte hat es aber gepasst. Der Soldat Christoph und die Büroangestellte Jessy haben sehr viele Probleme zu meistern. Bei Christoph entstehen viele Freundschaften in Mali. Hilfe ist für die Menschen dort eine Selbstverständlichkeit. Es gibt nichts, was sie für den Mann, der sein Gedächtnis verloren hat, nicht tun würden. Jessy hat in Cuxhaven einen wunderbaren Nachbarn und besten Freund. Der stets gut gelaunte Marius ist immer für sie da. Ich musste sehr oft lachen. Es gibt kein süßes Backwerk, welches er nicht als Kosenamen für Jessy verwendet hätte. Die Geschichte kommt total spannend und emotional daher. Zwei Menschen, die getrennt voneinander sämtliche Schwierigkeiten meistern müssen, um am 24. Dezember um 20 Uhr, sich vor dem Schloss Ritzebüttel zum ersten Mal in die Arme nehmen zu können. Ich möchte nichts mehr erzählen. Ein guter Rat von mir: Öffnet selbst jeden Tag ein Türchen aus dem Adventskalender.

Fazit:
Ein Adventskalender konnte eine Verbindung über 1000ende von Kilometern herstellen. Gute Freundschaften lassen aus noch so großen Problemen Problemchen werden. Von mir eine absolute Empfehlung.

Danke Gerd Schäfer. Die Geschichte war für mich eine große Überraschung.

Bewertung vom 25.12.2023
Lighthouse Bookshop (eBook, ePUB)
Gosling, Sharon

Lighthouse Bookshop (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Ein absolutes Wohlfühlbuch

Dies ist keine Weihnachtsbuch. Aber es braucht wirklich keinen Weihnachtsbaum und Geschenke, um sich bei dieser Geschichte, Keksen und heißem Tee wohl zu fühlen. Ein kleiner Ort in Schottland mit einem Leuchtturm, der ziemlich weit vom Wasser entfernt ist. Das Innere beherbergt einen liebevoll sortierten Buchladen. Cullen ist der Boss des Antiquariats. Vor ein paar Jahren hatte er Rachel eingestellt. Die junge Frau ist mit ihrem kaputten Bulli in dem kleinen Ort gestrandet. Fühlt sich unheimlich wohl bei ihrer Arbeit im Leuchtturm und darf das oberste Stockwerk bewohnen.

Bei Shortbread und Kaffee macht es sich Cullin gerne in einer Ecke des Ladens beim Schachspiel gemütlich. Sein Freund Ron ist ein würdiger Gegner. Besonders gut haben mir die zwei Streithähne Edie und Ezra gefallen. Ezras Ziege tobt sich immer in Edies Garten aus. Das führt häufig zu Streit. Aber man bemerkt sofort, dass nicht die Ziege für den Hass verantwortlich ist, den die Künstlerin Edie gegen Ezra hegt. Ich konnte mir alles sehr bildlich vorstellen. Die gemütliche Atmosphäre im Leuchtturm. Den Duft von Kaffee und alten Büchern. Zwei ältere Herren beim Schachspiel, für deren leibliches Wohl Rachel sorgt. Als es wieder einmal ziemlich heftig regnet, finden zwei Menschen einen Zufluchtsort im Leuchtturm. Der ehemalige Kriegsreporter Toby und die blutjunge Ausreißerin Gilly.

Diese Menschen muss man allesamt lieben. Ihre Großherzigkeit kennt keine Grenzen. Das wird besonders klar, als Cullen plötzlich verstirbt. Es existiert kein Testament. Aber jedem ist klar, hätte eins existiert, dann wäre der Leuchtturm, samt Anwesen und Pförtnerhaus, an Rachel gegangen. Der Anwalt von Cullen macht eine Erbin aus Amerika ausfindig ...

Die Geschichte kommt total warmherzig und spannend daher. Toby recherchiert mit Rachel zusammen, wer genau den Leuchtturm erbaut hatte. Auf dem Sterbebett hat Cullen Rachel was mitteilen wollen. Rachel hat nicht alles genau verstanden. Doch aus den Bruchstücken konnte sie einem großen Geheimnis auf die Spur kommen.

Rachel ist sich bewusst, dass sie ihren Job und das Zimmer im Leuchtturm verlieren wird. Der Zusammenhalt dieser bunt gewürfelten Gemeinschaft kennt keine Grenzen. Fast jeder trägt ein großes Geheimnis mit sich herum. Jeder nimmt den anderen so an, wie er ist. Natürlich möchte jeder wissen, was mit dem jungen Mädchen Gilly passiert ist. Auch die Geheimnisse der anderen machen die Wahlfamilie neugierig. Jedoch hat jeder so viel Taktgefühl, keine Fragen zu stellen. Die Geheimnisse um den Leuchtturm haben mich durch die Seiten rasen lassen. Wie ein Damokleschwert hängt hängt der kommende Verlust des Antiquariats über der Geschichte. Ich habe um den Verbleib dieses kleinen Paradieses gebangt. Wollte beim Lesen nie daran denken, was dies für Rachel und alle anderen bedeuten könnte, wenn so etwas Wertvolles zerstört würde.

Die Geheimnisse von Rachel, Toby und Gilly haben mich sehr neugierig gemacht. Auch die beiden Streithähne haben meine Leselaune auf Trab gehalten. Als dann auch noch Intrigen gegen Rachel gesponnen wurden, konnte ich meinen e-Book Reader nicht mehr aus der Hand legen.

Fazit:
Was macht man, wenn man von Regen und Wind durchnässt wird? Wenn Ihr euch zufällig gerade in Newton Dunbar befindet, sucht den Leuchtturm auf. Dort bekommt ihr Tee oder Kaffee. Es wird nicht nur Eure Kleidung trocken. Wenn Ihr Hilfe braucht, seid ihr in dem wunderschönen Leuchtturm genau richtig.

Von mir eine absolute Empfehlung. Danke Sharon Gosling.

Bewertung vom 20.12.2023
Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe (eBook, ePUB)
Knecht, Doris

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Jammern auf hohem Niveau

Da ist eine geschiedene Frau, deren Kinder gerade dabei sind sich abzunabeln. Es handelt sich um ein Zwillingspärchen. In ihrem Elternhaus waren sie auch fünf Kinder. Das Mädchen und zweimal Zwillinge.
Die Eltern sind sehr sparsam und haben es zu einem Häuschen gebracht. Die Frau fühlte sich schon als Kind nie richtig wahrgenommen. Ist oftmals auf Familien Fotos nur halb oder gar nicht drauf. Sie zieht etwas weiter weg und ist der Meinung, nun wird sie mehr wahrgenommen. Der Kontakt zu ihren Zwillingsschwestern ist gut. Mit ihren eigenen Kindern kommt sie auch gut klar.
Der Schreibstil hat mir unheimlich gut gefallen. Die Frau kommt irgendwie cool daher. Ohne Filter erzählt sie von ihrem Leben. Das mag wohl das eine oder andere mal unsympathisch daher kommen. Aber absolute Ehrlichkeit stoßt halt nicht immer auf Beifall. Irgendwie kommt sie total menschlich daher. Kann sich die große Wohnung nicht mehr leisten, in der ihre Kinder groß geworden sind. Das erweckte bei mir den Eindruck, dass es dieser Frau so ergeht, wie sämtlichen anderen Frauen in der gleichen Situation. Was jedoch keinesfalls bei der Frau so zutrifft. Vielmehr kann sie wählen ob sie in einem eigenen Häuschen auf dem Land, oder in einer kleinen Eigentumswohnung mitten im Zentrum leben möchte. So was nennt man Luxus Probleme. Selbst dann, wenn Renovierungsarbeiten bevorstehen.
Sie vergisst viele Dinge oder hat sie ganz anders in Erinnerung. Laufend verliert sie etwas, das eigentlich gar nicht verloren gegangen ist. Oder manchmal doch. Ich kann diese Frau einfach nicht einschätzen. Sie liebt die selbstgewählte Einsamkeit, ist aber froh darüber, nicht einsam sein zu müssen. Sie kann sich jederzeit mit einer Handvoll Freunden treffen. Zu ihren Kindern hat sie auch nach deren Auszug einen guten Kontakt. Dennoch ist sie glücklich darüber, endlich allein mit ihrem Hund leben zu dürfen.
Sie lebt sehr nachhaltig hat aber Angst vor Verarmung. Anfangs tat sie mir leid. Aber wirklich nur am Anfang.

Das Ausmisten der alten Wohnung war detailliert und nachvollziehbar. Die Beschreibungen der Frau oftmals ziemlich heftig. Manchmal habe ich mir echt gedacht, wie sie es so lange in der Wohnung ausgehalten hat. Insgesamt hatte ich nicht ein einziges Mal das Gefühl, dass diese Frau mit einem Problem nicht fertig werden würde.

Beim Lesen habe ich mich bei den verloren gegangenen Dingen entdeckt. Schirme dürften von mir im Umkreis mehrerer Kilometer eine neue Heimat gefunden haben. Manchmal hat mich die Frau richtig schockiert. Aber das solltet Ihr selbst herausfinden warum. Vielleicht habt Ihr ja eine andere Meinung dazu. Ich habe das Buch total gerne gelesen, weil mich die Geschichte der Frau sehr gut unterhalten hat. Ich war stets gespannt was als nächstes kommt. Der feine Humor, garniert mit einem großen Klacks Obers drauf.Sie lässt ihr Leben Revue passieren. Und ich habe das wirklich gerne verfolgt.

Fazit:

Ich mag Geschichten die in Österreich spielen. Bücher die total anders sind auch. Dies ist eins davon.

Danke Doris Knecht. Ich habe jetzt mal so richtig Lust alte Dinge ausmisten. Aber welche? Das habe ich jetzt tatsächlich wieder vergessen ...

Bewertung vom 17.12.2023
Nachts erzähle ich dir alles
Landsteiner, Anika

Nachts erzähle ich dir alles


ausgezeichnet

Meine Meinung:
*Spannend und absolut authentisch*

Ich war an der Côte d’Azur. Habe begonnen zu lesen und mich von Anfang an in der Geschichte wohl gefühlt. Das Hörbuch zu dem Buch habe ich zusätzlich genossen. Abwechselnd gelesen und gehört. Ein wirklich tolles Lese- und Hörerlebnis.

Die Thematik ist eigentlich traurig, dennoch absolut optimistisch rüber gebracht. Léa hat sich den großen Traum vom eigenen Café erfüllt. Urlaub ist für sie ein Fremdwort. Ihre große Liebe Antonia (Toni) fühlt sich vernachlässigt. Die Beziehung zerbricht. Total ausgebrannt nimmt Léa sich eine Auszeit und fährt, (zum ersten mal seit 18 Jahren wieder,) zum dem Haus ihrer Mutter Brigitte in Südfrankreich. Gleich an ihrem ersten Abend hat sie eine Begegnung mit dem jungen Mädchen Alice, die den Garten stets als heimlichen Rückzugsort nutzt. Sie trinken zusammen ein Glas Rose und Alice spendiert eine Zigarette. Ein gutes Gespräch macht das irgendwie harmonische Zusammentreffen komplett. Das Mädchen geht wieder und Léa vermisst sofort ihre Gesellschaft. Am nächsten Tag lebt Alice nicht mehr. Alices Bruder Emile besucht sie und möchte mit Léa reden. Sie war der letzte Mensch, mit dem Alice Kontakt hatte.

Die Gespräche der beiden sind unheimlich spannend. Sie kommen auf eine ruhige Art und Weise daher. Erzählen von den familiären Problemen und den daraus entstandenen Konflikten. Léa beschäftigt sich mit ihren Gedanken und Gefühlen. Sei es die Liebe zu einer Frau oder die Gefühle die sie für Émile entwickelt.

Ich habe Frankreich mit allen Sinnen gefühlt. Leckeren Brie und Weintrauben während des Lesens genossen. Trotz des traurigen Ereignisses so etwas wie Urlaubsfeeling verspürt. Dabei dachte ich Anfangs, ich halte einen Krimi in den Händen. Vielmehr habe ich Ausflüge an der Côte d’Azur genossen und dennoch den Ernst der Sache verspürt. Die Autorin zeigt, dass Probleme Tapetenwechsel benötigen. Ein anderer Ort, Menschen und gute, reinigende Gespräche.

Besonders sympathisch ist mir Claire, die Freundin und Haushälterin von Léas Mutter. Sie hält Haus und Garten in Frankreich in Schuss. Erweist sich nun als ganz besondere Freundin. Das Thema Tod nimmt in der Geschichte einen angemessenen Raum ein. Social Media findet auch Beachtung. Wieder mal wird erkennbar, wie belastend die sozialen Netzwerke sein können. Ein großer Teil der Privatsphäre geht verloren. Wer möchte schon dem Tod der eigenen Schwester auf Instagram begegnen?

Fazit:
Dieses Buch ist so anders, als ich es erwartet habe. Es behandelt Probleme auf eine Art und Weise, die ich nicht belastend empfunden habe. Vielmehr hatte sie eine reinigende Wirkung.

Herzlichen Dank Anika Landsteiner. Ich habe jedes einzelne Wort genossen. Ein großes DANKESCHÖN auch an die Sprecherinnen Rebecca Veil und Gabriele Blum.

Bewertung vom 14.12.2023
Der wilde Garten am Helford River
Whitmore, Felicity

Der wilde Garten am Helford River


gut

Meine Meinung:
1791

Der Anfang der Geschichte hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Die französische Nonne Arielle möchte ihrem Leben ein Ende setzen. Eine Schmugglerin verhindert, dass sie ins Wasser geht. Verhilft ihr zur Flucht zum Helford River. Dort lebt sie mit anderen Schmugglern in einem kleinen Cottage. Legt einen Kräutergarten an und lernt Kühe melken. Sie fühlt sich wohl und verarbeitet langsam aber sicher die schlimmen Dinge, die sie in Frankreich im Kloster erleiden musste.

In der Gegenwart lernen wir Emily und Ryan kennen. Emily ist Drehbuchautorin und soll Ryans Bestseller filmreif schreiben. Gar nicht so leicht für Emily. Ryan erweist sich als ziemlich arrogant und traut ihr nichts zu. Bis zu dem Zeitpunkt, als sich beide aus ihrem Leben erzählen ....

Mir haben die Umgebungsbeschreibungen sehr gut gefallen. Ich hatte tatsächlich den Duft von Kräutern in der Nase. Die Kräuterwiese, die Arielle vor vielen vielen Jahren angelegt hat, wird auch in der Gegenwart noch eine große Rolle spielen.

Leider konnte mich weder die Liebesgeschichte um Ryan und Emily, noch die um Arielle mit einem Adeligen überzeugen. Besonders das Zusammentreffen von Ryan und Emily, 12 Jahre nachdem sie das Drehbuch erstellt haben, kommt für mich ziemlich unglaubwürdig daher.

Überhaupt wurde, (für meinen Geschmack), den Liebesgeschichten zu viel Raum gegeben. Gerade der historische Teil hätte so viel mehr Potenzial gehabt.

Das ist jedoch Geschmackssache. So manch einem gefallen gerade die intensiven Beschreibungen der beiden Paare. Die Stränge, wie die Gegenwart mit der Vergangenheit verknüpft sind, haben mir gut gefallen. Das kleine romantische Cottage lädt zum Träumen ein.

Fazit:
Dies war nun das 6. Buch, welches ich von Felicity Whitmore gelesen habe. *Der wilde Garten am Helford River* ist die erste Geschichte, die mich nicht komplett überzeugen konnte.Der Schreibstil ist gewohnt flüssig. Das Setting wunderbar gewählt.

Danke Felicity Whitmore

Bewertung vom 10.12.2023
Tief im Schatten / Hanna Ahlander Bd.2
Sten, Viveca

Tief im Schatten / Hanna Ahlander Bd.2


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Ein sehr spannender 2. Teil.

Im Skiort Åre wird die übel zugerichtete Leiche von dem ehemaligen berühmten Skifahrer Johan Andersson gefunden. Hanna und ihr Kollege Daniel stehen vor einem großen Rätsel. Johan scheint keine Feinde gehabt zu haben. Vielmehr erfreute er sich großer Beliebtheit. Für seine wesentlich ältere Frau Marion bricht eine Welt zusammen. War Johan doch ihre große Liebe, für die sie ihr Heimatland Deutschland verlassen hat.
Parallel zu dem Mord müssen die beiden Ermittler nach der spurlos verschwundenen Rebecka suchen. Die junge Frau gehört einer Glaubensgemeinschaft an, in der Frauen nicht viel zu melden haben.

Von Anfang an rätselt man mit, wer für den Mord verantwortlich ist. Mein Verdacht hatte sich tatsächlich bewahrheitet. Jedoch kamen bei mir immer wieder Zweifel auf. Raffiniert führt uns die Autorin an der Nase herum.

Rebecka ist mir sehr nahe gegangen. Was sie erleben musste hat zusätzlich für eisige Kälte gesorgt. Ständig schneit es und erschwert die Suche nach der jungen Frau.

Wie schon im Vorgängerband versucht Daniel Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bringen. Hanna fühlt sich um einiges wohler, seit sie beruflich wieder voll aktiv sein kann. Besonders der Fall von Rebecka geht ihr ziemlich nahe. Ihre berufliche Erfahrung mit unterdrücken und misshandelten Frauen, lässt sie das Schlimmste vermuten.

Mir gefallen die Einblicke, die uns die Ermittler in ihr Privatleben gewähren. Da kommen schon manchmal Gewissenskonflikte bei dem einen oder anderen auf. Sie stimmen nachdenklich und ich habe selbst überlegt, welche Lösungen es gäbe. Mehrere Tassen heißer Tee waren beim Lesen notwendig. Von Anfang verströmt die Geschichte unendlich viel Spannung und eisige Kälte. Das Ende enthält einen kleinen Cliffhanger.
Ich hoffe im 3. Band Antworten zu bekommen. Ich möchte unbedingt weitere Ermittlungen von Hanna und Daniel verfolgen.

Fazit:

Hanna Ahlanders 2. Fall ist spannend ohne Ende. Eigentlich sollte man diesen Krimi im Hochsommer lesen. Er würde absolut für Abkühlung sorgen. Doch nicht nur die Temperaturen bescheren einem Gänsehaut .....

Danke Viveca Sten. Ich freue mich auf einen neuen Fall.

Bewertung vom 06.12.2023
Immortality
Schwartz, Dana

Immortality


gut

Meine Meinung:

Spannend aber leider stellenweise an den Haaren herbeigezogen.

1818

Nachdem der erste Teil mich fast überzeugen konnte, war die Fortsetzung für mich ein Muss. Ich konnte auch gleich wieder von Anfang an in die Geschichte eintauchen. Hazel weiß nicht, ob ihre große Liebe Jack noch lebt. Sie widmet sich voll und ganz der Behandlung von kranken Menschen. Eine große Lüge hat fatale Folgen für Hazel. Sie landet im Kerker und entrinnt durch einen Glücksfall der Todesstrafe. Sie darf die Leibärztin von Prinzessin Charlotte werden. Die Prinzessin leidet unter einer mysteriösen Krankheit.

Die Idee hinter dem Buch ist durchaus spannend. Das glamouröse Leben bei Hofe bildlich beschrieben. Dachte ich Anfangs, die Prinzessin wäre eine überkandidelte Kranke, so habe ich meine Meinung im weiteren Verlauf geändert. Konnte ihr Verhalten verstehen und habe sie wirklich nicht beneidet. Sie wollte sich weder von Hazel untersuchen lassen, noch ihr Bett verlassen. Einzig ihr Hündchen und ihre Kammerzofe durften ihr Gesellschaft leisten. Ich musste, (für meinen Geschmack) ziemlich lange auf ein Wiedersehen mit Jack warten. Sein Verhalten hat mich richtig enttäuscht. Mehr verrate ich nicht.
Hazel wird im Club der Todesgefährten aufgenommen. Da hat mir besonders gut gefallen, dass die Autorin berühmte Dichter und Chemiker aus der damaligen Zeit ins Geschehen mit eingebunden hat.

Ich weiß, dies ist ein Jugendbuch mit fantastischen Elementen. Dennoch fand ich sämtliche Handlungsstränge an den Haaren herbei gezogen. Gut die Hälfte des Buches dachte ich, es könnte ein Highlight für mich werden. Jedoch wollte die Autorin hier einfach zu viel in die Geschichte packen. Schade! Der historische Hintergrund hätte wesentlich mehr Potenzial gehabt.

Fazit:

Trotz meiner Kritikpunkte habe ich die Geschichte rund um die Chirurgie und Magie, Anfang des 19.Jahrhunderts, gerne gelesen. Spannung ist auf alle Fälle gegeben. Genauer kann und will ich nicht auf die Kritikpunkte eingehen, da ich sonst zu viel von der Geschichte verraten würde.

Danke Dana Schwartz