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Schoko_und_buch
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Friedberg

Bewertungen

Insgesamt 107 Bewertungen
Bewertung vom 23.10.2025
Foenkinos, David

Das glückliche Leben


sehr gut

Eric hat einen guten Job, hat sich hochgearbeitet und kommt gut aus. Doch seine Gedankenwelt ist eher düster und in seinem Leben passiert nicht viel. Der Kontakt zu seiner Mutter ist eher mies, der zu seinem Sohn nicht allzu stark. Eric ist kein „Kämpfer“, sein Leben dröppelt vor sich hin. Da trifft es sich gut, als plötzlich seine ehemalige Schulkameradin mit einem Jobangebot für die Regierung auf ihn zukommt. Er kündigt und nimmt den Job an. Fortan bildet er ein Team mit Amelie, verhilft ihr zum Erfolg. Bis er auf einem Business Trip den Termin mit einem wichtigen Kunden platzen lässt. Eine Erfahrung in einem „Happy Life“ Studio legt in ihm einen Schalter um. Die Begegnung mit dem eigenen Tod soll künftig sein Leben bestimmen.
Ein interessanter Ansatz, durch die Erfahrung mit dem eigenen Tod plötzlich fokussierter zurück ins Leben zu treten. Ich kann mir das durchaus vorstellen, wenngleich es mir etwas seltsam anmutet, mich dafür in einen Sarg legen zu müssen. Aber unsere Zeit ist so dermaßen auf Schnelligkeit, Vergleiche, Wachstum getrimmt, dass man das Wesentliche schnell aus den Augen verliert. So erdet eine solche Erfahrung sicherlich. Das Buch lässt sich flüssig lesen. Die Figuren Amelie und Eric interessant und teils polarisierend. Ich habe das Buch als wirklich interessanten Ansatz empfunden und empfehle dieses Gedankenexperiment gern weiter.

Bewertung vom 23.10.2025
Sußebach, Henning

Anna oder: Was von einem Leben bleibt


sehr gut

Henning Sussebach hat sich auf die Suche gemacht nach dem Leben seiner Urgroßmutter. Dabei entstanden ist genau dieses Buch. Ein Portrait von Anna, einer Frau, die im Jahr 1887 eine Stelle als Lehrerin im tiefen Sauerland angetreten hat und ihrer Zeit in mancherlei Dingen voraus war.
Wieviel wissen wir eigentlich über unsere eigene Familie? Die groben Eckdaten sicherlich, insbesondere von Eltern und Großeltern. Wann sind sie geboren, wann wurde geheiratet, wo wohnten sie. Doch wie lebten sie? Wie haben sie über Dinge empfunden, wie reagiert? All dies ist häufig nicht bekannt und je weiter man in den Generationen zurückgeht, umso weniger ist bekannt. Nur wenige Andenken werden die Zeiten überdauern.
Genau dies greift Henning Sussebach auf und versucht das Leben von Anna zu rekonstruieren und ihr so ein Gesicht, ein Aufleben zu verschaffen. Das Resultat in Form dieses Buches ist ein wunderbares Portrait der Zeit, in der Anna lebte. Was geschah in der Welt? Welche technischen Entwicklungen begleiteten und beeinflussten die Zeit? Und wieviel davon kam auf dem Land? Das Buch gibt einen lesenswerten Eindruck in die Geschichte und gleicht einem Abbild einer Epoche.

Bewertung vom 23.10.2025
Teige, Trude

Wir sehen uns wieder am Meer


ausgezeichnet

Birgit beginnt in einem Krankenhaus im Norden Norwegens als Krankenschwester zum Ende der Kriegszeit. Im Ort sind auch die Lager verschleppter Zwangsarbeiter angesiedelt mit unwürdigen Bedingungen. So trifft Birgit eines Tages auf die 16-jährige Nadia, welche aus ihrer Heimat entrissen wurde und nun in der Fischfabrik arbeiten muss. Die beiden freunden sich an, was jedoch unentdeckt bleiben muss. Doch im Krankenhaus kann Birgit auf Unterstützung hoffen und schließt sich dem Widerstand an. Dies bringt Birgit kurz vor Kriegsende in höchste Gefahr. Doch auch nach Ende des Krieges ist dies nicht ausgestanden und Birgit findet sich in den Fängen verschiedener Geheimdienste wieder.
„Wir sehen uns wieder am Meer“ ist Band 3 der Reihe um Teklas Freundinnen. In diesem band steht Birgit im Fokus und obwohl ich die beiden Vorgänger nicht gelesen habe, war ich sofort drin in der Geschichte. Der Roman liefert ein Portrait einer Widerstandskämpferin, die ihr eigenes Leben riskiert um den kleinen Unterschied zu machen. Ein Funken Menschlichkeit in dieser schrecklichen Zeit. Mich hat das Buch begeistert und animiert nun auch die anderen beiden Teile zu lesen. Eine bewegende Geschichte, teils beklemmend, aber in jedem Fall berührend und eine große Leseempfehlung.

Bewertung vom 23.10.2025
Hebesberger, Roland

Kripo Nordsee - Hasserfülltes Borkum: Küstenkrimi


sehr gut

Auf Borkum wird die Leiche eines Jungen gefunden. Er galt als Außenseiter, genau wie seine Familie, welche erst kürzlich nach Borkum gezogen ist. Und die ganze Insel mauert. Im Fokus stehen 3 Kinder und deren Familien. Doch dann sieht vieles nach einem Rachefeldzug aus. Für die Ermittler Hanna und Lasse ist es der erste gemeinsame Fall. Doch für Hanna weit mehr als das. Zurück in ihrer Heimat kochen alte Gefühle hoch und ihr Partner Lasse ist ausgerechnet eine schlechte Kindheitserinnerung. Der Fall geht ihr persönlich an die Grenzen, viel zu viel Erinnerungen kochen dadurch hoch, bei denen mobbing eine zentrale Rolle spielt.

Die Geschichte hat mich ziemlich betroffen gemacht, vor allem das Nachwort geht auch ans Herz. Schon beim Lesen habe ich die Leidenschaft für das Thema Mobbing gespürt. Dies spiegelt sich intensiv in Janna wieder, die mit voller Kraft gegen Mobbing Flagge bekennt. Manchmal war sie mir ein wenig zu negativ und fast voreingenommen. Dagegen Lasse als Ruhepol, der alles richtig machen möchte. Und eine Inselgemeinschaft, die sich nicht in die Karten schauen lässt. Ein toller Auftakt in eine Reihe um 2 starke Ermittlerpersönlichkekten.

Bewertung vom 20.10.2025
Saltnes, Sirkka

LOFOTENTOD - Knochengrund


ausgezeichnet

Fall 3 für das Ermittlerteam Kristie und Gunnar. Diesmal werden auf dem Gelände einer alten Fischfabrik Knochen gefunden. Unpassender Zeitpunkt, denn das Gelände soll verkauft werden und zudem heißt es, dass es dort spukt. Zu allem Überfluss gibt es auch noch zahlreiche Proteste einer Umweltorganisation, angeführt von Kristies einziger Freundin im Ort. Als dann eine weitere Leiche auf dem Gelände auftaucht, werden die Ermittler Kristie und Gunnar herausgefordert.
Auch den 3. Teil habe ich wieder sehr gern gelesen. Die Lösung bleibt spannend bis zum Schluss. Kristies private Situation findet genau im richtigen Maß Platz im Buch, so dass die Kommissarin sympathisch und authentisch bleibt. Sehr angenehmer und bildhafter Schreibstil. Das Gelände der Fabrik konnte ich mir richtig gut vorstellen und die mysteriöse Stimmung dazu kam auch an. Ein tolles Buch und für Krimifans ist die Reihe sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 16.10.2025
Wünsche, Christiane

Es bleibt doch in der Familie


ausgezeichnet

Auf einer kleinen Rheininsel kommen jedes Jahr Klara und ihre Schwestern mit ihren Kindern Marlene, Esther und Nicole sowie deren beiden Cousins zusammen. Insbesondere Marlene hat eine enge Bindung zu Klara. Für sie bricht daher mit ihrem Tod eine kleine Welt zusammen, vielmehr noch, als dass Klara in ihrem Testament ihr Vermögen allen Nichten und Neffen sowie einem Unbekannten zu gleichen Teilen vermacht. Unverständnis macht sich unter den Schwestern breit und ein jeder plant in Gedanken bereits, wie das Erbe am besten eingesetzt werden kann. Und so ist es wenig verwunderlich, dass sich ein kleiner Keil zwischen die Schwestern schiebt, aber auch zwischen sie und die Cousins. Doch es gibt einen Zusatz im Testament – Wenn die Erben sich nicht einigen, fällt das gesamte Erbe an eine Stiftung.

Christiane Wünsche gehört definitiv zu meinen Lieblingsautorinnen und so habe ich ihr neues Buch bereits sehnsüchtig erwartet. Was soll ich sagen? Auch diese Geschichte reiht sich ein in ihre wunderbaren Familienromane, die mich berühren und begeistern. Ein einzigartiger Stil, die Geschichte in Worte zu verpacken, die das Herz berühren und so treffend sind, dass man sich beim Lesen automatisch mittendrin fühlt. Die Figuren sind dabei so differenziert und doch konnte ich mich wunderbar in jede einzelne der Schwestern hineinversetzen. Wie schnell bei einem Erbe die Themen Neid und Missgunst aufkommen können, ist sicherlich nicht nur bei Erbschaften in solchen Größenordnungen wie im Roman zu beobachten. Zutiefst menschlich und doch erschreckend. Dabei gelingt es Christiane Wünsche in diesem Buch zusätzlich weitere aktuelle Themen aufzugreifen, die Toleranz fordern. Lest am besten selbst, ich möchte nicht zu viel verraten. Es fließt aber so wunderbar natürlich in die Geschichte ein, dass es wie – genau wie was es ist – das Natürlichste auf der Welt erscheint. Eine große Leseempfehlung.

Bewertung vom 13.10.2025
Schwenk, Lina

Blinde Geister (eBook, ePUB)


sehr gut

Olivia wächst zusammen mit ihrer Schwester Martha in den 50er Jahren auf. Die Eltern Rita und Karl haben den Krieg mit erlebt und leider noch immer unter Ängsten, vor allem Karl. Für die beiden Kinder wie ein Spiel, hieß es für die Familie oft tagelang überleben im Keller für den Ernstfall zu trainieren. Ein baldiger Tod erscheint der kleinen Olivia daher nicht abschreckend, sondern völlig normal. Schöne Momente gab es für die Familie mit dem Campingbus am Meer. Olivia genoss die Nähe.
Doch auch sie hat diese Art der Kindheit geprägt. Sie braucht Nähe, viel Nähe.

Eine sanfte Geschichte, die zeigt wie die Kriegszeit auch danach noch nachwirkte und die Generationen beeinflusste. Ganz unaufgeregt erzählt die Autorin die Geschichte von Rita und Karl, die tief verbunden auch den letzten Schritt gemeinsam gehen, und die von Olivia. Lina Schwenk greift in ihrem Debüt ein schwieriges Thema auf, welches sicherlich unter einigen Oberflächen gebrodelt hat, um verpackt es in eine berührende Geschichte. Ein sehr gelungener Debütroman.

Bewertung vom 02.10.2025
Burr, Samuel

Das größte Rätsel aller Zeiten


sehr gut

Als Baby wird Clayton vor dem Sitz der „Gemeinschaft der Rätselmacher“ abgelegt und seither liebevoll von Pippa, der Gründerin, und der ganzen Gemeinschaft aufgezogen. Nur das Rätsel seiner Vergangenheit ist bisher für ihn ungelöst. Und als Pippa verstirbt, hinterlässt sie ihm ein eigenes Rätsel, welches ihn zu sich selbst führen soll. Und so macht Clayton sich auf und beginnt seine Reise.

Das Buch wird auf 2 Zeitebenen erzählt - Heute bzw. nach dem Tod Pippas und den Anfängen der Gemeinschaft. Claytons Reise zu verfolgen, hat viel Spaß gemacht. Pippa hat ihm indirekt viele Lebensweisheiten hinterlassen, die er durch die Rätsel aber selbst finden musste. Ihn dabei wachsen zu sehen, war toll. Die einzelnen Mitglieder der Gemeinschaft wurden individuell herausgearbeitet und waren gleich liebenswert und kauzig. Vor allem möchte ich die Idee der WG im Alter, wenngleich dies auch nicht oft real machbar sein wird. Ein tolles Buch.

Bewertung vom 30.09.2025
Nüchtern, Elvira

Der Mann aus Palermo


sehr gut

Nella, 55, führt in Freiburg eine kleine Bottega, ist aber auch die uneheliche und verheimlichte Tochter des italienischen Schaupsielstars Salvo Landone. Dessen Sohn will nach Salvos Tod verhindern, dass Nella ihm das Erbe streitig macht. Doch dann wird er tot aufgefunden. Nella versucht dem Geheimnis der Familie auf die Spur zu kommen, rückt aber selbst in den Fokus der Ermittlungen. Zum Glück ist da Franziska, die ihr in der Bottega gut zur Hand geht und ein offenes Ohr hat.

Italienisches Temperament und Flair kommen in Freiburg bei Nella zusammen. Dazu Familiäre Verwirrungen, ein Mord und viele Fragen. Ein kurzweiliger, spannender Kriminalfall mit sympathischen Charakteren. Ideal als kleiner „Lesesnack“ zwischendurch.

Bewertung vom 28.09.2025
Noll, Ingrid

Nachteule


sehr gut

Luisa wurde als Baby adoptiert. Aus Peru stammend, wächst sie bei einem Ehepaar in Deutschland auf. Ihre Gabe, nachts sehen zu können, ist dabei aber Segen und Fluch, denn so wird ihr nur noch mehr Aufmerksamkeit beschert. Eines Tages trifft sie im Wald hinterm Haus auf einen Obdachlosen, Tim. Mit jugendlicher Naivität und Freundlichkeit hilft sie ihm und wird ungeplant so in seine Lügen verstrickt.

Ingrid Noll schreibt unaufgeregt und doch bewegend Luisas Geschichte. Als Heranwachsende weiß sie noch nicht ganz, wo sie steht, entdeckt noch und macht Erfahrungen. Dabei verstrickt sie sich selbst in Lügen und kann am Ende kaum mehr unterscheiden, was wahr und falsch ist. Ein tolles Buch über die Hürden des Erwachsenwerdens, die Gefahr der Beeinflussung und das eigene Erkennen. Ich habe es sehr gern gelesen.