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Ostfriesland

Bewertungen

Insgesamt 59 Bewertungen
Bewertung vom 07.12.2014
Fronleichnamsmord / Kommissarin Jo Weber Bd.3
Rauenthal, Bea

Fronleichnamsmord / Kommissarin Jo Weber Bd.3


sehr gut

Bea Rauenthal „Fronleichnamsmord“
Nachdem ich in Vergangenheit auch die ersten beiden Teile "Dreiköningsmorg" und "Karfreitagsmord" gelesen habe ist dieses natürlich wunderbar und schliesst sich der Reihe gut an und man kann wieder mit Jo in der Zeit umherreisen, wobei Sie diesmal nicht allzu weit in der Zeit versetzt reist. Das Buch ist ebenso spannend und anschaulich geschrieben, wie die anderen beiden. Natürlich verliert der Charakter an Originalität, wenn man ihn schon zuvor kennengelernt hat, aber man freut sich, bekannte Personen wieder zu treffen und neue kennen zu lernen.
Diese Mischung aus dem klassischen Krimi mit Zeitreisen und etwas Fantasy ist zuerst etwas ungewöhnlich, aber auch wer die ersten Bücher nicht gelesen hat wird sich sehr schnell einfinden und diesen kleinen mini Fantasyaspekt sehr spannend integriert finden. Das Buch entfaltet einen regelrechten Sog. Das liegt auch an den Hauptfiguren Lutz und Jo. Brilliant entwickelte lebendige Charaktere, mit denen man mitfiebert. Dazu eine spannende Geschichte mit vielen unerwarteten Wendungen, die einen bis zum Schluss mitreißt.Die Geschichte hält einem bei Lese-Laune und treibt zügig voran, mehr zu erfahren. Durch die kleinen Abschnitte der Geschichte greift man auch gerne zu dem Buch, sollte man mal weniger Zeit zum Lesen haben. Mit ein wenig Fantasy und Vorstellungskraft befindet man sich schon bald mitten im Geschehen, mehr als einem lieb sein sollte.
Für mich war dieses Buch ein absoluter klasse Krimi. Ich bin wie zuvor absolut begeistert vom Schreibstil der Autorin, der so leicht und locker ist, zwischendurch witzig, aber auch immer mit einem perfekten Quäntchen Gefühl. Die Geschichte ist einfach schön, ich liebe Geschichten die mit Zeitreisen zu tun haben sowieso. Und die Idee, in der Vergangenheit zu ermitteln ist zwar nicht neu, dennoch immer wieder schön. Zumal die Protagonisten hier wirklich interssante Dinge miteinander erleben .. Es ist anschaulich beschrieben und auch die Geschichte zwischen den zwei Hauptprotagonisten ist sehr interessant. Mir gefielen sowohl die Aufenthalte in der Gegenwart, als auch die in der Vergangenheit.
Ein sehr intensiv erzählter Krimi, mit überraschenden Wendungen ohne dabei unrealistisch zu sein. Ein durchweg empfehlenswertes Buch

Bewertung vom 07.12.2014
Zündstoff (eBook, ePUB)
Nicolaisen, Gea

Zündstoff (eBook, ePUB)


sehr gut

Gea Nicolaisen - Zündstoff

Mich hat dieses E-Book von Anfang an gefesselt. Ich mag es, wenn die Figuren in einem Buch gut gezeichnet und ausbaufähig sind und dies hat Gea Nicolaisen bravourös gemeistert. Der Fall als solches war jetzt nicht so spektakulär, aber das ganze Drumherum der Ermittler, ihre Interaktion, die von Neid, nicht verarbeiteten Vergangenheitserlebnissen und Ehrgeiz geprägt ist, hat mir außerordentlich gut gefallen. Vor allem aber habe ich mich bei der Suche nach dem Täter, immer wieder an der Nase herumführen lassen. Die vielen Wendungen im Geschehen haben die Spannung aufrecht erhalten und mich mitfiebern lassen. Welche Abgründe der menschlichen Seele sich dann im Laufe des Falles auftaten, haben mich schon schaudern lasse.
Die Charaktere sind vielseitig und wirken durchaus real – man hat manchmal das Gefühl, von existierenden Personen zu lesen, da ihre Gedanken und Handlunge durchaus glaubwürdig erscheinen. Jeder hat so seine Eigenheiten und seine Geheimnisse. Auch die Gefühlsebene kommt nicht zu kurz, man erfährt so einiges über die Gefühle und auch über die Gedanken der Protagonisten. Nicolaisen schafft es, dass man mehr über die Charaktere erfahren möchte, dass man wissen will, was sie alles erlebt haben. Auch fiebert man mit den einzelnen Personen mit. Die Autorin erzeugt im Verlaufe des Krimis viele spannende Situationen, sodass der Spannungsbogen niemals wirklich erlischt. Selber überlegt man sich, wie alles passiert sein könnte, wer von den eingeführten Charakteren der Täter sein könnte. Das Ermittlungsteam selber erlebt hierbei nicht nur Hochs – nein, es muss auch Rückschläge erleiden oder verfolgt falsche Spuren. Dies empfand ich als gelungen, dass man nicht nur von Erfolgen liest und selber immer miträtseln kann
Im diesem Krimi ist nichts wie es scheint. Die Autorin führt ihre Leser gekonnt auf falsche Fährten, doch erst ganz zum Schluss erfährt man, wer für den Mord an Fenja verantwortlich ist. Dabei gibt es einige Überraschungen. Es bleibt natürlich auch nicht bei dem einem Mord.
Die zwischenmenschlichen Beziehungen fast aller Beteiligter sind kompliziert, aber interessant. Schon ab der ersten Seite versteht Gea Nicolaisen es, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Durch die leichte und bildhafte Sprache konnte ich sofort ins Geschehen eintauchen. Ich war sozusagen live dabei. Trotz der zahlreichen Charaktere und Ereignisse konnte ich gut folgen. Immer wenn ich dachte, jetzt hab ichs, jetzt weiß ich Bescheid, wurde ich eines Besseren belehrt. Gea Nicolaisen hat es geschafft mich bis zum Ende im Unklaren zu lassen, bis zum Ende wurde ich gefordert. Zu keinem Zeitpunkt ist Langeweile, Monotonie oder ein Abfall der Spannung aufgetreten. Von der ersten bis zur letzten Seite war ich dabei. Gerne empfehle ich dieses Krimidebüt von Gea Nicolaisen.

Komplexer, solider konstruierter Kriminalroman mit tollen Protagonisten. Insgesamt ein durchweg empfehlenswertes Lektürevergnügen mit reichlich Luft nach oben!

Bewertung vom 03.11.2014
Der Sohn
Nesbø, Jo

Der Sohn


ausgezeichnet

Nesbo vermag es wie kaum andere Autoren, den Leser förmlich an die Seiten zu kleben, die Finger werden wund vom dauerhaften stürmischen Umblättern und die Augen tränen, weil man nicht mehr blinzeln mag, um schneller und schneller zu lesen. Die Figuren wirken, gerade weil sie nicht statisch sondern dynamisch sind, sehr echt.
So überrascht die Story bis zum Schluss ständig mit neuen Wendungen und viele Fragen, die im Verlauf der temporeichen Geschichte eigentlich immer mehr anstelle weniger werden. Und so spart Nesbo in seinem Plot kaum mit Spannung. Immer wieder erreicht der Spannungsbogen seine Höchstgrenzen um dann nach einer kleinen Ruhephase die Spannung erneut ansteigen zu lassen. Der Schreibstil des Autors ist wie eh und je leicht und flüssig und lässt auf Kommendes hoffen. Die Sprache ist glasklar und schlicht, aber sehr gelungen und flüssig - das richtige Mittel, um die Geschichte gut voranzutreiben. Die Szenarien sind allesamt sehr bildhaft geschrieben, sodass man sich schnell einfinden kann - Kopfkino, here we go! Der Spannungsbogen lässt sich anfangs etwas Zeit; Zeit, die man braucht, um mit den Akteuren vertraut zu werden. Danach nimmt der Roman ein sehr angenehmes, schnelles Tempo an. Eigentlich fällt mir nicht wirklich etwas Negatives ein. Denn auch beschreibt er alle Geschehnisse sehr ausführlich. Die Geschichte ist zwischenzeitlich etwas sehr verstrickt und verworren, aber total spannend. Man muss allerdings schon sehr genau aufpassen und alles sehr genau lesen, um nicht einige wichtige Details zu überlesen. Jedes Wort sitzt an seinem richtigen Platz, für nebensächliches bleibt keine Zeit. Dadurch ist das Buch auch sehr kurzweilig, da ständig etwas passiert. Noch beim Lesen fiel mir öfters das Wort "filmreif" ein.
Die Charaktere sind alle hervorragend ausgearbeitet und wachsen dem Leser, mehr oder weniger, ans Herz. Bei vielen denkt man schnell: "Der/ die hat auf jeden Fall etwas zu verbergen.", so dass der Leser unbedingt hinter diese Geheimnisse kommen will. Ich konnte alle Personen gut verstehen, und ihre Intensionen werden klar und verständlich rübergebracht.
Nesbo vermag es wie kaum andere, den Leser förmlich an die Seiten zu kleben, die Finger werden wund vom dauerhaften stürmischen Umblättern und die Augen tränen, weil man nicht mehr blinzeln mag, um schneller und schneller zu lesen. Die Figuren wirken, gerade weil sie nicht statisch sondern dynamisch sind, sehr echt.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.11.2014
Pocketguide für Globetrotter
Pattara, Laura

Pocketguide für Globetrotter


sehr gut

Ein perfekter Ratgeber und sehr gelungenes Buch. Die Autorin selbst hat schon vieles erlebt und kann ihre Erfahrungen und Erlebnisse in einer gekonnten und interessanten Art weitergeben, sowohl mit vielen Infos, als es auch versteht, die Begeisterung der Autorin für das Thema auf den Leser zu übertragen,wenn man eine Weltreise auf eigene Faust plant. Von allgemeinen Tipps, die der eine oder die andere vielleicht schon kennt, bis zu Hinweisen auch auf Kleinigkeiten, die man bei der Vorbereitung einer solchen Reise möglicherweise vergessen könnte, ist alles enthalten! Gerade die organisatorischen Dinge sind ja besonders wichtig, wenn längere Zeit auf große Fahrt gegangen werden soll. Bei einer solchen Unternehmung stehen einfach ganz andere Notwendigkeiten an, als bei einer üblichen Urlaubsreise.

Auch wer schon einiges an Reiseerfahrung gesammelt hat, wird hier auf seine Kosten kommen: Die Autorin führt hier kompetent durch den Jungel einer Weltreiseplanung und entführt uns dabei stets ein Bisschen in fremde Welten, ohne den Focus auf das Wichtigste zu verlieren: Kompetente Beratung, damit der Traum einer unvergesslichen Weltreise nicht durch vermeidbare Fehler zum Desaster wird. Dieser Reiseberater ist wirklich mal von einer Person geschrieben worden, die alles selbst ausprobiert hat. Keine pseudo-kritischen Berichte von Reisejournalisten, sondern die Tipps einer Frau, die sich einfach aufs Abenteuer eingelassen hat.

Als Leser konnte ich von den Erfahrungen der Autorin sehr stark profitieren. Auch wenn ich selbt schon viel gereist bin, so entdeckte ich alle paar Seiten doch etwas Neues oder zumindest etwas, das mich zum Schmunzeln brachte.

Hilfreich ist auch das gut strukturierte Inhaltsverzeichnis: mit Hilfe dessen kann man jederzeit etwas nachschlagen - was vorallem dann relevant wird, wenn es an die eigenen Planungen geht. Es ist eine gute Übersicht über all die Dinge, die man zu berücksichtigen hat, bei einer Weltreise.

Das Buch ist wirklich motivierend geschrieben und ist nicht einer dieser anonymen Ratgeber die es zu Hauf gibt. Es beschreibst sachlich in einer sehr verständlichen Art den Begriff des "Reisens". Hierbei ist der Spagat zwischen den schönen Seiten einer Globetrotter-Reise, verbunden mit den eher unschönen Sachen solch einer Reise, sehr gut gelungen und zeigt auf, dass zu einer Weltreise mehr gehört, als einfach nur in den Flieger zu steigen. Dies geht von den monatelangen Vorbereitungen, über den Willen sich auf eine neue fremdartige Kultur einzulassen, bis hin zu den Unbequemlichkeiten die diese Form des Reisens mit sich zieht. Dieses Buch ist der erste Schritt für alle, die schon immer von einer Weltreise geträumt haben.
Auch die Negativ-Seiten solch einer Tour werden nicht unter den Tisch gekehrt, das finde ich sehr realistisch. Und eine Autorin, die Frauen Mut macht zum allein reisen. Für dieses Buch bedurfte es keiner aufwendigen Recherchen, die Autorin vermittelt ihre wertvollen Erfahrungen gespickt mit einmaligen und spannend erzählten Erlebnissen. Auch wer denkt, dass er `kein Geld` oder `keine Zeit` hat, wird hier eines besseren belehrt. Das persönliche Abenteuer Weltreise" kann von jedem selbst geschrieben werden. Traut Euch!

Bewertung vom 09.10.2014
Besserland
Friedmann, Alexandra

Besserland


sehr gut

Die Geschichte ist gut erzählt und geht in die Tiefe,sie geht gut nach vorne, wird nie langweilig und berührt den Leser auf eine eigentümliche Weise.
Möchten Sie also gerne mal wieder ein gutes Buch lesen, aber bloß nichts zu anspruchsvolles und aber erst recht nichts plattes, dann hat man, wenn man in so einer Phase "Besserland" in die Finger bekommt alles richtig gemacht! Ein phantastisches Buch, äußerst kurzweilig und wunderschön und sehr einfühlsam geschrieben und über weite Strecken auch amüsant.. Man kann sich eigentlich in jede der Hauptfiguren hineinversetzen, und je nach Situation fühlt man mal mit der einen und mal mit der anderen. Man schwankt während der Lektüre immer zwischen weinen und lachen, weil zwischen urkomischen Dingen doch viel tragisches passiert.

Sicher, einige Stellen scheinen mit schneller Hand, eben locker-flockig, geschrieben. So fallen manche Wendungen nicht gerade logisch aus, manche Dialoge gehen - zum Teil wohl ungewollt - ins Groteske, sind damit aber nicht unkomisch, sondern bergen den Charme des Unerwarteten. Das Buch bietet zahlreiche Skurilitäten. Völlig konträre Denkweisen und Kulturen prallen aufeinander, ebenso Klischees, die genüsslich aufbereitet werden. Gelungen meiner Meinung nach auch die Darstellung der Familiengeschichte in ihrer Verknüpfung von russischer Vergangenheit im Zeichen von Stalinismus und deutscher Besetzung einerseits und der bunten Gegenwart der Einwandererfamilie andererseits.
Kurz, dieses Buch präsentiert auf eindrückliche Weise ein äußerst lebendiges Nebeneinander von menschlichen Schwächen und Konflikten, von Stimmungen wie Trauer, Melancholie, Warmherzigkeit und Komik gleichermaßen, ohne sich um politische und literarische Korrektheiten zu scheren. Gut so!

Die Charaktere werden interessant und glaubwürdig beschrieben und machen eine nicht zu übersehende Entwicklung durch. Man ist hin und hergerissen, weiß nicht, ob eine Figur einem sympathisch sein soll oder nicht. Und am Schluss fügt sich das Ganze zu einer runden Sache und man hat das Gefühl, allen handelnden Personen näher gekommen zu sein und sie auch jeweils zu verstehen.
Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern. Aus der Geschichte lässt sich für die Zukunft lernen. Aber die Gegenwart ist das Entscheidende. Das ist für mich eine Botschaft dieses Romans.

"Besserland" ist ein ebenso sensibel wie humorvoll geschriebener Roman über das Schicksal von Migranten, über Integration und über Weissrussland. Und über Nadeshda. Das heisst auf russisch "Hoffnung". Ein schönes Buch, welches das Thema Migration, Stereotype und Vorurteile und unser Leben in einer multikulturellen Gesellschaft aufgreift und zu einer Tragikkomödie vereint. Es entwickelt sich schnell zu einer Lektüre, die man nicht mehr beiseite legen mag. Das liegt nicht zuletzt anFriedmanns leicht zugänglichem Schreibstil, der sich durchweg sehr unterhaltsam liest. Sie trifft stets den richtigen Ton und skizziert ihre Figuren mit all ihren Klischees genau so, dass sie dennoch größtenteils glaubwürdig bleiben und nicht ins Lächerliche abdriften.

Bewertung vom 04.10.2014
Sie konnten mich nicht töten
Alekozei, Soraya

Sie konnten mich nicht töten


sehr gut

Soraya Alekozei war in Afghanistan, weil sie an die Mission - das Gute in der Sache glaubt, aber nicht in blindem Gehorsam, sondern aus Überzeugung (was sich auch durch ihr persönliches Engagement in der freundschaftlichen Auseinandersetzung mit der einheimischen Bevölkerung zeigt) und sie sich selbstkritisch hinterfragt.
Alekozei ist in ihrer Offenheit, ihrer Angst, aber noch mehr mit ihrem Mut, ihrer Aufopferung für Kameraden und ihrenBeruf - und ganz besonders in ihrer Bescheidenheit eine Heldin.
Dieses Buch sollte Pflichtlektüre für alle sein, die sich ernsthaft für die Erlebnisse unserer Soldaten in diesem Krieg in Afghanistan interessieren. Und vor allem für die „wenigen“ die unsere Teilnahme beschlossen haben! Es ist keine Geschichte über „Helden des Krieges“ sondern schildert eindrucksvoll das tägliche Leben/Überleben in diesem Kampfeinsatz. Glücklicherweise kommt hier auch der „Mensch“ mit all seinen Problemen und Gefühlen, neben der Aufgabe als Soldat zu funktionieren, nicht zu kurz. Danke für`s menscheln. Vielleicht trägt dieses Buch dazu bei, das den Soldaten im Einsatz etwas mehr Anerkennung und Verständnis entgegen gebracht wird, als das leider bis in höchste Ebenen unseres Staates des öfteren der Fall ist.

Dies ist eine eindrucksvolle Darstellung der Erlebnisse und Nachwirkungen aus Afghanistan-Einsätzen deutscher Soldaten. Insgesamt wird sehr eindringlich geschildert, dass dieser "Einsatz" tatsächlich die gesamte Gesellschaft angeht.
Der Titel hätte nicht besser gewählt werden können. Es ist nicht nur der Krieg der Soldaten u. zivile Helfer in Afghanistan, sondern vor allem der Krieg derer, die ihn beschlossen haben und uns entsenden. Die Soldaten sind nur das ausführende Organ.
Herausgekommen ist ein Buch mit erschütternden und aufrüttelnden Zeugnissen, die alle eine Erfahrung eint: die Soldaten, wenn sie von ihren schwierigen Auslandseinsätzen zurückkommen, die eine von der Mehrheit des Volkes gewählte Regierung unterschiedlicher Farbkoalitionen in den vergangenen fast zwei Jahrzehnten beschlossen hatte, stoßen bei der Bevölkerung auf wenig Gehör. Ihre Erfahrungen, ihre Verletzungen an Leib und Seele, werden in der Öffentlichkeit aber auch in der Politik verdrängt.

Jeder, der eine Meinung zu diesem Krieg hat, oder sich eine bilden möchte, sollte dieses Buch lesen. Es vermag dem Leser eine neue, menschliche Sichtweise auf die Geschehnisse in Afghanistan und den Krieg an sich zu vermitteln, die leider allzu oft vernachlässigt wird.
Dieses Buch ist ein Beitrag dazu, Soldaten bei der Verarbeitung ihrer Erfahrungen zu unterstützen, denn manchmal hilft es schon, seine Geschichte erzählen zu können.

Bewertung vom 01.10.2014
Das Haus am Himmelsrand
Storks, Bettina

Das Haus am Himmelsrand


ausgezeichnet

Eine sehr berührende Geschichte, die einen nicht so schnell loslässt und die zeigt, wie schnell ein einziger Augenblick im Leben eines Menschen, sein weiteres Leben und die Leben vieler anderer Menschen prägen und bestimmen kann. Der Leser erfährt an Hand der Romangestalten, was es mit dem Erbe in jeder Generation zu befürchten sei. Immer zeigt der Verlauf der Ereignisse, dass doch auch eine gewisse Wahrheit dahinter sich verbirgt.

Ein Buch mit weit reichenden Folgen und vielen Fragen. Die Autorin beschreibt eine geheimnisvolle und tragische Geschichte in ihrem Roman, hinter der sich ein Familiengeheimnis verbirgt. Bettina Storks baut dieses Geheimnis gut mit in die Handlung hinein und wer genau liest und zwischen den Zeilen die Hinweise erkennt weiss schon ziemlich zu Anfang was dahinter steckt. Sie beschreibt das Ganze sehr einfühlsam, und gleichzeitig erfährt der Leser die Geschichte der Vergangenheit und erhält damit nach und nach Einblick in eine Tragödie die sich damals abspielte. Dem Leser wird von der Autorin eine eigene, faszinierende Welt gezeigt. Man taucht in die Geschichte ein und will nicht wieder aufhören zu lesen. Bettina Storks hat einen wundervollen Erzählstil.
Dieses Buch wird jedem gefallen, der gerne spannende Bücher mit Hintergrund liest und keine blutigen Horror-Thriller braucht. Der Stil von Bettina Storks liest sich angenehm leicht und flüssig, ist aber dabei auf allerhöchstem Niveau. Es finden sich sehr poetische Bilder im "Haus am Himmelstrand", sowie präzise Beschreibungen, kein einziger Satz ist einfach nur hingeschrieben, sondern jeder Satz atmet für sich selbst.

Gerade die zweite Hälfte ist richtig spannend, den Spannungsbogen kann die Autorin dann auch bis zum Ende halten – ich war gut unterhalten und fand das letzte Drittel wirklich spannend und fesselnd.

Aus dem Zusammenspiel von Geheimnissen und Liebe, Gegenwart und Vergangenheit hat Storks eine spannend und mitreißend erzählte Komposition geschaffen, die einen hohen Unterhaltungswert besitzt. Der prächtige Schmöker über Freundschaft,Familie, Liebe und Begehren, Verletzungen, Fehler und Schuld, sowie damit einhergehende Tragödien und einem Erbe begeistert von Anfang an. Das Buch fesselt durch schicksalhafte Wendungen und bietet durchgängigen Lesegenuss. Wie in einem Film starrt man gebannt auf die Leinwand vor dem inneren Auge und es gelingt kaum, sich von dem Buch loszureißen. Man wünscht, die Geschichte möge nie zu Ende gehen. Und obwohl es sich um "triviale Unterhaltungsliteratur" handelt, ist der Roman zu keinem Zeitpunkt seicht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2014
Gebete für die Vermissten
Clement, Jennifer

Gebete für die Vermissten


sehr gut

Clement schafft es in diesem Buch die Strukturen und Geschäfte der mexikanischen Drogenkartelle detailliert zu schildern, sowie welche tragödienhaften Folgen durch diese Revolution und den damit einhergehenden Bürgerkrieg auf die Bevölkerung Mexikos zukamen und ertragen werden mussten.
Dabei ist das Buch durchgehend spannend und fesselnd geschrieben. Da Mexiko schon lange eine riesiger Umschlagplatz für Drogen auf dem Weg nach Europa und USA ist. Ein sehr lesenswertes Buch aus einem Land, das so nah und doch so weit weg ist. Am Ende fragt man sich, warum Amerika wegschaut, wenn direkt vor der eigenen Haustür solch ein brutaler und alles lähmender Krieg herrscht.

Ich das Buch insgesamt nicht schlecht. Ich mag es, wenn Bücher aus der Masse hervorstechen und einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen und das ist diesem Buch definitiv gelungen. Ich sehe das Buch vielmehr als Milieustudie, die den Leser mitnimmt in eine Welt, die so unvorstellbar grausam ist, dass es für den mitteleuropäischen Durchschnittsleser auf seiner Couch schon beim Lesen ziemlich ungemütlich wird.

Die Protagonistin erlebt Dinge, die für ein ganzes Leben reichen, Dinge, die kein junger Mensch erleben sollte. Vielleicht ist gerade dies ein Grund, das Buch mal der europäischen Jugendlichen zu geben, damit sie wissen, wie gut es ihnen geht, was Armut bedeutet, was Kinder andernorts erleiden müssen, was Hunger bedeutet und wie wenig Geld ein Menschenleben letztendlich wert ist. Doch es zeigt auch, dass man niemals die Hoffnung aufgeben darf!

Dieses Buch geht unter die Haut, wirkt lange nach, die Geschichte von Ladydi berührt und bewegt, man fühlt mit ihr mit und wünscht ihr nur das Beste für ihr weiteres Leben. Keine leichte Kost, lesenswert aber auf jeden Fall! Denn Drogenhandel ist immer noch ein Thema, überall!

Die Autorin verknüpft realistische Hintergründe und fiktive Inhalte gekonnt. Die Wortwahl ist stimmig, der Erzählstil flüssig, die Protagonisten gut beschrieben. Sehr gut zu lesen, mit sehr anschaulich geschriebenen Einblicken.

Bewertung vom 15.09.2014
Winterkrieg
Teir, Philip

Winterkrieg


sehr gut

sich die ganze Zeit mitten unter den Personen.
Das Buch hat so manche unerwartete Wendung parat die einen bis zum Schluß immer noch mehr bannt. Obwohl der Roman in meinen Augen etwas zu langsam und zu langgezogen anfängt, lässt er einen dann auch nicht mehr los. Philip Teir verzichtet auf Anklagen, auf sozialkritische und moralische Zeigefinger, sondern lässt die Figuren ihre Geschichte erzählen auf eine Weise, dass sie direkt ins Herz des Lesers trifft.

Unvergessliche Charaktere, die einem so nahe kommen, als würde man sie persönlich seit langem kennen, eine faszinierende und wunderbar gefühlvoll umgesetzte Geschichte, die trotzdem von einer Spannung getragen wird, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte...
Diese Buch ist von einem exzellenter Schreibstil geprägt, eine 'bebilderte Sprache' sozusagen,man fiebert von Anfang bis Ende mit dem Schicksal dieser Familie mit... Es gibt diese Momente, in denen alles auf der Kippe steht. Eben scheinen die Dinge des Lebens wohlsortiert und geregelt, und plötzlich, scheinbar ohne äußere Ursache, hinterfragt man alles - was man tut, wer man ist, wen man liebt. Aber gut für alle, die wissen, der Mensch ist so sehr unvollkommen. Für LeserInnen, die schon etwas erlebt haben, die mit Lügen und Schicksalsschlägen leben - sie werden einiges wiederentdecken, es tröstet durchaus, dass es auch anderen so geht, hinter der Fassade. In "Winterkrieg" erleben wir die Geschichte von Menschen, die alle auf ihre Art Opfer ihrer Zeit geworden sind.

Fazit:
Ein feinfühliger Roman mit viel Tiefe, Sensibilität, der ohne Kitsch und Schnörkel die Komplexität menschlicher Beziehungen beschreibt. Berührend, zum Nachdenken animierend, einnehmend. Sehr empfehlenswert. Das Buch macht nachdenklich, wehmütig, ein wenig traurig auch. Das traurigste daran ist aber, dass es irgendwann zu Ende ist und man sich wünschte, man könnte noch lange weiter lesen.

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