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Benutzername: 
Zabou1964
Wohnort: 
Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 184 Bewertungen
Bewertung vom 19.12.2021
Das Buch der verschollenen Namen
Harmel, Kristin

Das Buch der verschollenen Namen


ausgezeichnet

Zur Lektüre dieses Buches hat mich der Klappentext inspiriert. Ich bin sehr interessiert an der Zeit des Zweiten Weltkriegs und an den unterschiedlichen Widerstandsbewegungen und jüdischen Schicksalen. Etwas erstaunt war ich, dass die Autorin Amerikanerin ist. Aber der Inhalt beruht auf einer wahren Begebenheit, sodass sie wohl ihre Beweggründe hatte, diese Geschichte zu schreiben. Leider erfährt man über diese weder im Buch in einem Nachwort noch auf der Website des Verlages etwas.

Die Geschichte handelt von der jungen Jüdin Eva, die mit ihren Eltern, die aus Polen eingewandert sind, im von den Nazis besetzten Paris lebt. Als ihr Vater verhaftet wird, befindet sie sich mit ihrer Mutter in der Nachbarwohnung. Die beiden können entkommen und finden Zuflucht in einem kleinen Dorf im unbesetzten Frankreich. Dort lernt Eva den Widerstandskämpfer Rémy kennen und beginnt schon bald, Papiere für jüdische Kinder zu fälschen. Damit ihre echten Namen nicht in Vergessenheit geraten, vermerkt sie diese mittels eines Codes in einem alten Kirchenbuch: dem Buch der verschollenen Namen. Aber die Gefahr durch die Nazis rückt immer näher …
Dieser Roman hat mich tief bewegt. Eva war mir auf Anhieb sympathisch. Sie ist eine kluge und selbstlose Frau, die ihr eigenes Leben und das ihrer Mutter in Gefahr bringt, um Unschuldigen zu helfen. Bei ihrer Mutter stößt ihr Engagement leider nicht auf Gegenliebe. Deren Haltung konnte ich zwar nachvollziehen, ich fand sie aber dennoch eher unsympathisch. Eva konnte ihr gar nichts rechtmachen, an allem hat sie Eva die Schuld gegeben, sodass diese ständig Gewissensbisse hatte. Den Pfarrer der Gemeinde, Père Clement, mochte ich, genau wie Rémy, sehr gerne. Der Zusammenhalt der Widerstandskämpfer hat mich sehr beeindruckt. Jeder hat gemacht, was er konnte, um zu helfen. Jedes noch so kleine Rädchen im Getriebe war wichtig.

Das persönliche Schicksal Evas war sehr einfühlsam und spannend geschildert. Gerade zum Ende hin, als die Gefahr immer näher rückte, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Am Ende saß ich mit Tränen in den Augen auf meinem Sofa und habe das Buch mit einem Seufzen zugeklappt. Neben der spannenden und emotionalen Unterhaltung habe ich auch einiges über die französische Résistance lernen können. Für mich ist dieses Buch eines meiner Jahreshighlights.

Bewertung vom 19.12.2021
Das Geheimnis des blauen Skarabäus
Michéle, Rebecca

Das Geheimnis des blauen Skarabäus


ausgezeichnet

Bereits als Teenager habe ich mich für die ägyptische Geschichte interessiert und sehr viele Bücher zu diesem Thema gelesen. Deshalb hat es mich sehr gefreut, dass es aus der Feder einer meiner Lieblingsautorinnen nun auch einen Roman zu diesem Thema gibt. Wie nicht anders zu erwarten, hat mich die Geschichte um die junge Cleopatra fesseln können.

Cleopatra ist ein junges Mädchen, das bei ihrer Tante in Cornwall lebt. Ihre Mutter ist bei ihrer Geburt verstorben, ihr Vater weilt als Archäologe in Ägypten. Ihr Ziel ist es, eines Tages mit ihrem Vater gemeinsam in Ägypten nach alten Gräbern zu suchen. Allerdings sieht die Zukunft für sie etwas anderes vor, da es zu Beginn des 20. Jahrhunderts für eine Frau nicht so leicht war, ein Studium zu absolvieren. Also tritt sie in die Fußstapfen ihrer Tante und erlernt das Schneiderhandwerk. Dadurch begegnet sie der Familie Tredennick, mit deren Tochter sie sich anfreundet. Erst 1921 geht ihr Traum in Erfüllung und sie kann nach Ägypten Reise, um ihren Vater zu suchen, der seit dem Ersten Weltkrieg verschollen ist. Gemeinsam mit den Geschwistern Tredennick und einem Freund der Familie stößt sie auf einige Geheimnisse.
Cleopatra war mir auf Anhieb sympathisch. Als junges Mädchen war sie wissbegierig und hat ihren Vater verehrt und bewundert. Sie wächst zu einer klugen und selbstbewussten jungen Frau heran, die vor nichts und niemandem Angst hat. Das hat mir sehr gefallen. Ihre sogenannte Freundin Miranda Tredennick ist das genaue Gegenteil von ihr. Sie gehört zum Adel und ist eingebildet und oberflächlich. Ihren Bruder Angwin war mir zunächst auch unsympathisch, jedoch wandelt sich diese Figur im Laufe des Romans und entwickelt sich zu einem netten jungen Mann.

Besonders begeistern konnten mich die Beschreibungen Ägyptens. In den 1920er Jahren war es modern, Urlaub in Ägypten zu machen. Die englische Gesellschaft blieb dabei unter sich. Cleo begibt sich allerdings auf die Suche nach ihrem Vater ins Tal der Könige. Was sie dort erlebt und wem sie im Laufe der Geschichte begegnet, hat mich besonders gefesselt.

Rebecca Michéle ist eine spannende und farbenfrohe Geschichte gelungen, die ich sehr gerne gelesen habe. Nebenbei habe ich noch sehr viel über Ägypten und auch über England zu Beginn des letzten Jahrhunderts lernen können.

Bewertung vom 09.11.2021
Unheimlich weihnachtlich! Böse Geschichten aus dem Ruhrgebiet
Kruse, Margit

Unheimlich weihnachtlich! Böse Geschichten aus dem Ruhrgebiet


ausgezeichnet

Eigentlich bin ich nicht unbedingt eine Leserin von Kurzgeschichten. Aber wenn sie aus der Feder von Margit Kruse stammen, muss ich sie lesen. Die Autorin ist ein echtes Kind des Ruhrpotts und man merkt ihren Büchern die Liebe zu ihrer Heimat an. Sie schaut den Menschen aufs Maul und verpackt die unterschiedlichsten Charaktere auf amüsante und spannende Weise in ihren Geschichten.

Im vorliegenden Band werden 15 Kurzgeschichten rund um Weihnachten im Ruhrgebiet präsentiert. Sehr besinnlich geht es dabei nicht zu, dafür aber umso amüsanter und spannender. Die Protagonisten sind Menschen wie du und ich, die teils aus Not, teils aus Rachsucht vom rechten Weg abkommen. Dabei entstehen Situationen, die mich zum Schmunzeln brachten.

Das Büchlein hat zwar nur 79 Seiten, ist aber sehr liebevoll und aufwändig gestaltet: Zu den meisten Geschichten gibt es passende Illustration am Ende. Gedruckt ist es auf sehr hochwertigem Papier. Es eignet sich somit sehr gut als Geschenk für liebe (oder auch nicht so liebe) Menschen. Man kann sich damit aber natürlich auch selbst beschenken und so die Zeit bis zum mehr oder weniger besinnlichen Weihnachtsfest vergnüglich vertreiben.

Bewertung vom 09.11.2021
Die Angst der alten Dame
Michéle, Rebecca

Die Angst der alten Dame


ausgezeichnet

„Die Angst der alten Dame“ ist der fünfte Fall für die Hobbydetektivin Sandra Flemming, die eigentlich ein Hotel in Cornwall leitet. Aber immer wenn in ihrer Umgebung ein Verbrechen begangen wird, kann sie sich nicht beherrschen und beginnt zu ermitteln, sehr zum Verdruss ihres Lebensgefährten Detective Chief Inspector Christopher Bourke. In diesem Fall wird Sandra allerdings von einer alten Dame angesprochen, die den Verdacht hat, dass ihr Mann sie vergiften will. Sandra glaubt ihr nicht so recht. Aber kurz darauf muss sie erfahren, dass die alte Dame tatsächlich verstorben ist. Und schon ist ihr Ermittlerinstikt wieder geweckt.

Rebecca Michéles Vorliebe gilt Cornwall. Man merkt ihren Büchern die Liebe zu dieser Landschaft an. Mit Sandra Flemming ist ihr eine sympathische Figur gelungen, die ihren eigenen Kopf hat. Sie ist in einer Beziehung mit einem Polizisten, der ihre Alleinzüge nicht gutheißen kann. Im vorliegenden Fall scheint der Täter schnell klar. Aber nichts ist, wie es scheint. Und so erfährt Sandra (und ebenso der Leser) nach und nach immer weitere Details aus dem Leben der alten Dame. So manche überraschende Wendung hat mich an den Roman gefesselt und mich zum Miträtseln animiert.

Dies ist zwar schon der fünfte Fall in der Reihe um Sandra Flemming, aber man kann ihn unabhängig von den vorhergehenden Bänden lesen. Ich hoffe, dass die Reihe bald fortgesetzt wird, weil ich über das Privatleben von Sandra Flemming und ihre Leidenschaft fürs Ermitteln gerne mehr erfahren möchte.

Fazit:
Ein spannender Fall vor traumhafter Kulisse.

Bewertung vom 24.10.2021
Fröhliches Morden überall
Kruse, Margit

Fröhliches Morden überall


ausgezeichnet

Endlich gibt es wieder einen neuen Fall für Margareta Sommerfeld, meine Lieblingsschnüfflerin aus dem Ruhrgebiet. Ich verfolge diese Reihe bereits seit dem ersten Band und Margareta und ihre Mutter sind mir mittlerweile richtig ans Herz gewachsen.

Im vorliegenden Weihnachtskrimi „Fröhliches Morden überall“, den man natürlich auch zu jeder anderen Jahreszeit lesen kann, ermittelt Margareta ausnahmsweise nicht in Gelsenkirchen, wo sie zuhause ist. Über die Weihnachtstage reist sie mit ihrem Freund Kommissar Thomas Scheffel, sowie ihrer und seiner Mutter ins verschneite Sauerland. Eine explosive Konstellation! Schon auf der Hinfahrt bekommen sich die beiden alten Damen in die Wolle. Margareta bereut schnell, die beiden mitgenommen zu haben. Doch schon bald passiert natürlich etwas, sodass es mit Margaretas Urlaub vorbei ist. Ausgerechnet Thomas‘ Mutter kehrt nicht vom Silvestergottesdienst zurück. Neben der örtlichen Polizei und zwei Ermittlern aus Dortmund mischt auch Margareta, die mittlerweile Privatdetektivin ist, wieder kräftig mit. Das gefällt nicht jedem …

Neben dem Humor, der in keinem Krimi von Margit Kruse zu kurz kommt, der typischen Ruhrpottmentalität und einer gehörigen Portion Spannung haben mich in diesem Roman besonders die Beschreibungen der wunderschönen verschneiten Landschaft im Sauerland begeistert. Man merkt, dass die Autorin selbst öfter dort verweilt und die Gegend sehr mag. Margareta steckt ihre Nase wieder mal in Dinge, die sie nichts angehen, findet auf diese Art und Weise aber auch einiges raus, was durchaus hilfreich für die Polizei ist. Ein kleiner Flirt am Rande darf selbstverständlich auch wieder nicht fehlen.

Man kann diesen Kriminalroman lesen, ohne die vorherigen Bände zu kennen. Aber dadurch würde man sich sieben sehr unterhaltsame und spannende Bücher entgehen lassen. Ich mag die „Miss Marple aus dem Ruhrgebiet“, wie ich Margareta nenne, und freue mich jetzt schon auf ihren neunten Fall.

Fazit:
Weihnachtskrimi mit Humor und Spannung

Bewertung vom 13.10.2021
Worte einer neuen Zeit (eBook, ePUB)
Henneberg, Marion

Worte einer neuen Zeit (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ich habe bereits einige Bücher der Autorin gelesen, die mir gut gefallen haben. Durch eine Leserunde in „Nethas Schmökerkiste“ bin ich auf den aktuellen Roman aufmerksam geworden. Das Thema sprach mich sofort an: die Situation von Frauen im ausgehenden 19. Jahrhundert.

Die Hauptfigur ist die Bremerin Lene Drews, eine junge Lehrerin, die durch einen Arbeitsunfall ihres Mannes früh Witwe wurde. Sie arbeitet an einer höheren Mädchenschule und sorgt so für ihren Lebensunterhalt. Die Trauer um ihren Mann ist groß und so sucht sie sich immer neue Aufgaben, um sich abzulenken. Unter anderem hilft sie einer Freundin, die eine Pension für Auswanderer führt. Aber auch um ihre Schwester Hermine, die mit einem gewalttätigen Trinker verheiratet ist, ist sie stets besorgt. Als sie eines Tages dem Journalisten Georg Berndes begegnet, fühlen sich die beiden sofort zueinander hingezogen. Als er bemerkt, dass sie gut schreiben kann, bietet er ihr eine Stelle bei den Bremer Nachrichten an. Sie soll über belanglose Frauenthemen schreiben. Doch das ist ihr bald nicht mehr genug. Sie möchte auf die Situation der Frauen in ihrer Stadt aufmerksam machen.

Marion Henneberg hat für diesen Roman sehr aufwendige Recherchearbeit geleistet. Sie beschreibt das Leben in Bremen sehr detailliert und anschaulich. Besonders die Verhältnisse, in denen Frauen und die vielen Auswanderer leben, fand ich ausgesprochen interessant. Die Protagonistin Lene war mir auf Anhieb sympathisch mit ihrer offenen und lebensbejahenden Art. Obwohl sie selbst mit ihrer Trauer und einem nicht gerade üppigen Lehrerinnengehalt zu kämpfen hat, kümmert sie sich aufopferungsvoll um Menschen, denen es noch schlechter geht. Die Beziehung zwischen ihr und dem Journalisten ist heikel. Die beiden verlieben sich ineinander, aber Georg ist bereits mit der reichen Tochter eines Reeders verlobt. Deshalb kommt es immer wieder zu Situationen, die mir sehr nahe gingen. Marion Henneberg beschreibt diese sehr gefühlvoll, aber niemals kitschig.

Am Ende des Buches gibt es ein ausführliches Nachwort über die Recherchearbeiten und viele Hintergrundinformationen. Für mich war diese Lektüre nicht nur spannend und gefühlvoll, ich habe auch viel Neues gelernt.

Fazit:
Ein gut recherchierter, spannender und gefühlvoller Roman.

Bewertung vom 02.09.2021
Vor Frauen wird gewarnt
Rehn, Heidi

Vor Frauen wird gewarnt


ausgezeichnet

Heidi Rehn gehört zu meinen Lieblingsautorinnen. Wenn sie etwas veröffentlicht, möchte ich es lesen. In ihrem neusten Werk befasst sie sich mit den Berliner Jahren der Autorin Vicki Baum. Diese war mir zwar ein Begriff, nicht zuletzt deshalb, weil sie auch in „Die Tochter des Zauberers“, Heidi Rehns Romanbiografie über Erika Mann, eine Rolle spielte, aber mit ihrem Leben und Wirken hatte ich mich bisher noch nie auseinandergesetzt. Dank Heidi Rehn konnte ich das jetzt auf sehr unterhaltsame und lehrreiche Weise nachholen.

Die Geschichte beginnt im Jahr 1926, als sich Vicki Baum im Ullstein Verlag als feste Mitarbeiterin bewirbt. Ihr Mann und ihre beiden Söhne leben in Mannheim. Trotzdem will sie auf eigenen Beinen stehen und zieht allein in Grunewald in ihr „Dachjuchhe“, eine Mansardenwohnung in einer jüdischen Villa. Die Herren des Verlags versprechen ihr, sie zur bestbezahlten deutschen Autorin zu machen. Ihr Weg zu diesem Ziel wird im Roman sehr unterhaltsam geschildert. Dabei vermischt Heidi Rehn Fakten, die sie genau recherchiert hat, mit Fiktion. Viele der Figuren im Roman haben tatsächlich gelebt, wie man im Anhang des Buches nachlesen kann. Auch über die Hintergründe des Lebens und Schreibens Vicki Baums berichtet die Autorin im Anhang.

Ich finde, dass Vicki Baum eine wirklich bemerkenswerte Frau war. Auf der einen Seite war sie sehr unkonventionell: Sie führte mit ihrem Mann eine offene Ehe und ließ ihre Familie in Mannheim zurück, um in Berlin Karriere zu machen. Auf der anderen Seite ist sie außergewöhnlich diszipliniert und verfolgt ihre Ziele mit aller Kraft und großem Ehrgeiz.

Die Geschichte begleitet Vicki Baum bis zum Jahr 1932, als ihr wohl bekanntester Roman „Menschen im Hotel“ erscheint, der ihr endgültiger Durchbruch ist. Dieser Roman wird in den USA verfilmt und am Broadway aufgeführt. Vicki Baum siedelt samt Familie zu dieser Zeit in die USA um.

Ich bin sehr begeistert von dieser Romanbiografie, die mich fesseln und unterhalten konnte und mich nebenher noch dazu inspiriert hat, doch mal einen oder mehrere Romane Vicki Baums zu lesen.

Fazit:
Die Geschichte einer bemerkenswerten Frau wird hier unterhaltsam erzählt.

Bewertung vom 15.08.2021
Provenzalischer Sturm / Pierre Durand Bd.8
Bonnet, Sophie

Provenzalischer Sturm / Pierre Durand Bd.8


ausgezeichnet

Der vorliegende Band „Provenzalischer Sturm“ ist bereits der achte Teil der Reihe um den sympathischen „Chef de Police Municipale“ Pierre Durand, der sich einst von Paris ins beschauliche Sainte-Valérie in der Provence versetzen ließ. Ich habe alle Teile mit Begeisterung gelesen und bin auch bei diesem Fall nicht enttäuscht worden.

Pierre möchte mit seiner Angebeteten Charlotte ein romantisches Wochenende in Châteauneuf-du-Pape verbringen und ihr bei dieser Gelegenheit endlich einen Heiratsantrag machen. Doch es kommt alles anders, als er es sich erhofft hat. Zuerst möchte Charlotte, dass sich die Familien kennenlernen, und lädt ihre Eltern und Pierres Vater zu dem Wochenende ein. Dann wird in dem romantischen Hotel eine Kochshow aufgezeichnet, die mit einigen Turbulenzen einhergeht. Zudem geschahen in der schönen Weinregion gerade zwei seltsame Unfälle, bei denen zuerst ein Besitzer eines Weinguts, der dieses gerade an chinesische Investoren verkaufen wollte, sowie der dazugehörige Makler ums Leben kamen. Als dann noch eine der Köchinnen der Kochshow ausfällt und Charlotte spontan ihren Platz einnimmt, ist es mit der Romantik endgültig vorbei.

Neben dem spannenden Kriminalfall, in den Pierre persönlich involviert ist, habe ich die Beschreibung von Land und Leuten in der Provence genossen. Die Begegnung der beiden Väter hat mich einige Male zum Lachen gebracht, denn sie sind grundverschieden, was zu einigen Reibereien führte. Trotz der Abwesenheit Pierres spielen immer wieder auch Szenen in Sainte-Valérie, wo Pierres Kollege Luc parallel Nachforschungen anstellt.

Man merkt der Autorin ihre Liebe zur Provence an. Sie bezeichnet diese Region selbst als „ihre seelische Heimat“. Nebenbei konnte ich einiges erfahren über die Not der Weinbauern und den Verkauf von Weingütern an chinesische Investoren.

Jeder der acht Fälle dieser Reihe ist übrigens in sich abgeschlossen und kann einzeln gelesen werden. Ich empfehle jedoch, die Fälle der Reihe nach zu lesen, um die persönliche Entwicklung der Figuren besser verfolgen zu können. Zudem möchte ich keinen der Bände mehr missen. Auf den neunten Fall, den ich mit Sicherheit auch wieder lesen werde, freue ich mich schon sehr.

Fazit:
Nicht nur für frankophile Leser ein echtes Lesevergnügen.

Bewertung vom 24.01.2021
Das doppelte Gesicht / Ein Fall für Emil Graf Bd.1
Rehn, Heidi

Das doppelte Gesicht / Ein Fall für Emil Graf Bd.1


ausgezeichnet

Heidi Rehn ist bekannt für ihre historischen Romane. Ihre Karriere begann jedoch mit Kriminalromanen. Mit „Das doppelte Gesicht“ ist sie zu diesem Genre zurückgekehrt, jedoch mit historischem Bezug. Ort und Zeit der Handlung sind München im August 1945. Der zweite Weltkrieg ist gerade vorbei. Eine spannende Zeit in Deutschland, über die es noch nicht viele Romane gibt. Umso interessanter war es für mich, von dieser aufregenden Zeit im Nachkriegsdeutschland zu lesen.

Protagonist ist der junge Emil Graf, der frisch von der Front zurückgekehrt ist. Da er kein überzeugter Nazi war, wird er von den amerikanischen Besatzern als Polizist eingesetzt, obwohl er eigentlich vor dem Krieg Jura studiert hat. Er war mir mit seiner etwas unbeholfenen Art und seinem Charme gleich sympathisch.

Als die Reporterin Billa Löwenfeld zu dem Kriegsheimkehrer Viktor von Dietlitz kommt, findet sie ihn ermordet vor. Emil Graf wird mit dem Fall beauftragt. Billa ist eine deutsche Jüdin, die mit ihrer Mutter vor den Nazis in die USA geflohen ist. Nach Kriegsende ist sie als Reporterin nach Deutschland zurückgekehrt. Sie ist eine resolute, sympathische Frau. Emil Graf und Billa finden sich sehr anziehend. Bei dem einen Mord soll es aber nicht bleiben. Kurz hintereinander werden noch zwei weitere Männer tot aufgefunden. Auch sie sind adelig und frisch aus dem Krieg wieder in ihre Heimatstadt gekommen. Emil nimmt die Ermittlungen auf und findet bald heraus, dass alle drei Opfer eine Gemeinsamkeit haben.

Die Autorin Heidi Rehn lebt in München, was man ihrem Roman anmerkt. Mit viel Liebe zu ihrer Stadt beschreibt sie die zerstörten Straßen und die verzweifelten Menschen in der ihr eigenen bildhaften Sprache. Man merkt dem Roman eine gute Recherchearbeit an. Neben den drei Morden bringt sie noch andere brisante Themen zur Sprache: das Schicksal der Zwangsarbeiter, die in ihre Heimat zurückgeschickt werden sollen, und Euthanasie. Trotzdem wirkt die Geschichte nicht überfrachtet, sie ist spannend geschrieben und macht Lust auf die weiteren Bände, die noch folgen werden. Ich werde diese Serie mit dem sympathischen Ermittler und der resoluten Reporterin auf jeden Fall weiter verfolgen.

Fazit:
Ein spannender Mordfall in einer überaus spannenden Zeit.

Bewertung vom 06.12.2020
Die Tochter des Zauberers / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.14
Rehn, Heidi

Die Tochter des Zauberers / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.14


ausgezeichnet

Heidi Rehn gehört zu meinen Lieblingsautorinnen. Ich habe nahezu jedes Buch von ihr gelesen. In ihrem neusten Werk beschreibt sie einen kleinen Teil der Geschichte Erika Manns, nämlich ihre ersten Monate im amerikanischen Exil. Der Roman ist im Aufbau Verlag in der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ erschienen.

Erika und ihr Bruder Klaus Mann treffen 1936 in ihrem amerikanischen Exil ein. Sie beziehen in New York Zimmer im berühmten Bedford Hotel, wo viele Künstler logieren, die aus Deutschland ausgewandert sind, weil sie dem Nationalsozialismus entfliehen mussten. Unter ihnen ist auch der Mediziner und Autor Martin Gumpert, der Erika vom ersten Augenblick an fasziniert.

Erika will die amerikanische Bevölkerung wachrütteln, ihr vermitteln, dass von Hitler eine große Gefahr ausgeht, auch für das ferne Amerika. Dies versucht sie, indem sie das Kabarett „Pfeffermühle“ in New York etablieren will. Leider scheitert dieser Versuch jedoch kläglich. Zu unterschiedlich sind die Erwartungen in ein Showprogramm in USA und Deutschland. Als sich die Truppe auflöst, findet Erika auf andere Art und Weise Gehör. Ihr Bruder Klaus, der labil und drogensüchtig ist, schreibt derweil an seinem Roman „Mephisto“. Er hat, anders als seine Schwester, große Probleme damit, immer nur als Kind des berühmten Thomas Mann wahrgenommen zu werden.

Heidi Rehn ist es in diesem Roman gelungen, einen kleinen Teil der Geschichte Erika Manns unterhaltsam zu beschreiben. Wie im Anhang zu lesen ist, hat sie dafür sehr genau recherchiert. Das merkt man dem Buch auch an. Sie beschreibt Erikas Zerrissenheit zwischen ihrer Geliebten Therese Giehse, dem reichen Maurice Wertheim und dem eher stillen Martin Gumpert sehr gefühlvoll. Dazu kommen ihre Bemühungen, bei den Amerikanern Gehör für ihr Anliegen zu finden, die schließlich bei einer Rede im Madison Square Garden endlich Früchte tragen und ihr Tourneen als politische Rednerin einbringen. Ich habe auf sehr unterhaltsame Art und Weise viel über „die Tochter des Zauberers“ gelernt, was ich bislang noch nicht wusste.

Fazit:
Dieser Roman ist ein Lesegenuss für Menschen, die etwas über die Familie Mann oder das Leben von Künstlern im amerikanischen Exil erfahren möchten.