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Benutzername: 
beastybabe
Wohnort: 
Ansbach

Bewertungen

Insgesamt 79 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2021
Der Fall des Präsidenten
Elsberg, Marc

Der Fall des Präsidenten


ausgezeichnet

Marc Elsberg ist ja bekannt für seine Szenarien, die vielen Lesern überspitzt vorkommen mögen, die aber leider nur allzu realistisch sind. In seinem neuen Buch greift er ein Thema auf, von dem man sich allerdings fast wünschen würde, dass es einmal passiert: ein hoher Politiker wird für seine verbrecherischen Handlungen tatsächlich verhaftet und vor ein Gericht gestellt. Es geht hier speziell um Kriegsverbrechen und da gibt es eine lange Reihe von Ex-Präsidenten, die weltweit Konflikte geschürt und ausgelöst haben, teils im Nachhinein nachweislich auf falschen Informationen basierend. Da war der 45. POTUS eine angenehme Abwechslung, denn dieser hat sich weltweit für Frieden eingesetzt und sogar historische Einigungen im Nahen Osten erzielt.
Trotz seiner Verdienste ist er das Ziel der größten weltweiten Hetzkampagne in den Medien. Wie so etwas entstehen kann, zeigt Marc Elsberg in diesem Buch auch sehr eindrücklich auf. Schmutzkampagnen werden gezielt gestreut und medial eingesetzt, um Gegner lächerlich, unglaubwürdig und mundtot zu machen.
Doch nicht nur der Einfluss der Medien wird hier gut beschrieben, sondern natürlich auch die Macht von Geld, welches schließlich real die Welt regiert.

Menschen, die viel Geld und auch viel Macht haben, sehen sich oft über dem Gesetz stehen. Doch ist das gerecht? Dies ist eine der Fragen, die diese Geschichte aufwirft, genau wie auch die nach dem Wert eines Menschenleben. Wie viele Unschuldige darf man opfern für ein höheres Ziel?

Der Schreibstil ist lebendig und sehr mitreißend, wobei man sich anfangs schon etwas konzentrieren muss angesichts der vielen handelnden Personen. Aber mit der Zeit wird alles klarer und zunehmend spannender und actionreicher. Man kann sehr gut mit den Protagonisten mitfühlen und Emotionen werden beim Lesen nicht ausbleiben.
Das Ende hätte ich mir noch etwas ausführlicher gewünscht, aber ansonsten kann ich an diesem Buch wirklich nichts aussetzen. Es ist fesselnd, atmosphärisch, oft sehr realistisch und überzeugt immer wieder mit unerwarteten Wendungen. Lesenswert!

Bewertung vom 27.03.2021
Sylt auf unserer Haut
Thesenfitz, Claudia

Sylt auf unserer Haut


ausgezeichnet

Normalerweise bin ich eher nicht so der Liebesroman-Fan, aber hier stand ja als Genre "Glücksroman" auf dem Cover und das fand ich absolut liebenswert - und damit auch lesenswert. Glück brauchen wir schließlich alle ... aktuell mehr denn je.
Das Buch kann man locker am Stück lesen, denn es sind weniger als 300 Seiten und außerdem ist es durchaus kurzweilig und fesselnd.

Die Story ist eigentlich schnell zusammengefasst und im Wesentlichen spielen auch nur vier Personen eine größere Rolle in diesem Buch. Maja steht im Mittelpunkt, dann wäre da noch ihr Mann Robert und außerdem dessen Kollege Bernd nebst Freundin Karin.
In wechselnden kurzen Kapiteln erleben wir die Geschichte aus der Sicht der jeweiligen Person, mit deren Name es betitelt ist: Maja, Robert oder Bernd.
Vier sehr unterschiedliche Menschen, die an verschiedenen Stationen im Leben stehen und die nun gemeinsam einen zweiwöchigen Urlaub auf Sylt verbringen.
Maja und Robert sind seit 26 Jahren verheiratet, während der etwas jüngere Bernd und dessen noch studierende Freundin eine eher offene Beziehung pflegen.
Es geht um eingeschlafene Gefühle und die Frage, wann es Zeit ist, Neues zu wagen und Altes loszulassen. Maja und Bernd verlieben sich und bringen ordentlich Zündstoff in das Leben aller Beteiligten. Wird sie Robert verlassen?

Da ich selbst schon eine Scheidung hinter mir habe, war dieses Buch auch ein Stück weit Vergangenheitsbewältigung für mich. Denn auch ich war in einer ähnlichen Situation wie Maja und musste mich zwischen Altvertrautem und Neuem entscheiden. Und auch ich plag(t)e mich mit Schuldgefühlen, weil man ja doch auch beträchtliche Zerstörung anrichtet im ersten Moment der Trennung. So fand ich es umso schöner und ungeheuer tröstlich, dass Maja am Ende ihr Glück findet und auch von aller Schuld freigesprochen ist, sogar noch mehr, denn allen geht es besser.

Das Buch liest sich dank des lebendigen Schreibstils wirklich prima. Super fand ich auch die tollen Ortschreibungen, so dass man wirklich ein klein wenig Urlaubsfeeling genießen kann. Die Personen werden sehr gut charakterisiert, wobei man manches für etwas übertrieben halten könnte, aber die Realität ist wirklich so. Die Liebesszenen werden nicht unnötig in die Länge gezogen und sind auch gut lesbar für Leute, die sonst eher einen Bogen um das Genre machen.

Für mich war es eine schöne Auszeit vom Alltag mit lebendigen Bildern im Kopf von Meer, Strand und viel Spaß im und am Leben!

Bewertung vom 22.03.2021
Der gekaufte Tod
Mack Jones, Stephen

Der gekaufte Tod


ausgezeichnet

Diesen Krimi macht die Hauptfigur zu etwas ganz Besonderem, denn Ex-Polizist und Neu-Millionär August Snow ist einfach ein toller Mann.
Natürlich hat auch er Fehler und Macken, aber im Grunde ist er ein absolut ehrlicher, emotionaler und furchtloser Mensch, der für seine Liebsten durch dick und dünn geht - und noch ein Stück darüber hinaus.
Der Schreibstil des Autors ist wirklich angenehm zu lesen, denn er ist sehr lebendig und eindrücklich. Man ist immer sofort mitten im Geschehen und kann sich alles bestens vorstellen. Auch seine Figuren zeichnet er mit sehr viel Liebe zum Detail und lässt sie dadurch authentisch wirken.
Neben August gibt es noch viele weitere Sympathieträger in dieser Geschichte, was das Lesen noch schöner macht. Eine richtig tolle Truppe, von der ich sogar am liebsten noch mehr lesen möchte.

Die Story ist in Detroit angesiedelt: einer Stadt, die ihre Glanzzeit leider schon hinter sich gelassen hat. Was die Thematik betrifft, könnte das Ganze aber überall auf der Welt passieren, denn es geht um Geld, Macht und auch um Diskriminierung.
August legt sich mit einflussreichen Menschen an, die keinen Spaß verstehen und über Leichen gehen, wie er leider bald feststellen muss. Doch auch er hat seine Kontakte und so wird dieser Krimi zu einer spannenden David-gegen-Goliath-Geschichte, die einfach nur toll zu lesen ist.

Hoffentlich wird es weitere Bücher mit August Snow geben, denn er hat wirklich Potential zum Serienstar: sympathisch, emotional, aber im richtigen Moment auch knallhart und gnadenlos!

Bewertung vom 20.03.2021
Blütengrab
Fink, Ada

Blütengrab


ausgezeichnet

Optisch ist der Thriller schon mal ein richtiger Hingucker, der Reliefdruck der Zweige und die schönen Blüten sind wirklich gelungen.
In der Story musste ich mich aber erst etwas zurechtfinden, denn richtige Sympathie empfand ich anfangs für keine Figur. Alles wirkt irgendwie düster, trostlos und feindselig. Die spätere Entwicklung zeigt aber, dass dieser erste Eindruck wohl durchaus beabsichtigt ist. So wachsen einem die Protagonisten nicht sofort, aber doch viel nachhaltiger ans Leserherz, denn wir lernen sie gleich mit all ihren Stärken und Schwächen kennen.

Der Schreibstil ist überhaupt sehr eindrücklich und die Autorin schafft mit ihren Worten eine lebendige Atmosphäre, der man sich nur schwer entziehen kann. Diesen Effekt erzielt sie sowohl mit glaubwürdigen Dialogen als auch mit der häufigen Einstreuung der Gedanken ihrer Protagonisten. Auch die Schauplätze beschreibt sie in einer Weise, die zwangsläufig Bilder entstehen lässt. Da die Orte oftmals auch etwas Schauerliches haben, wie alte Bunkeranlagen, Militärgelände und verlassene Gebäude, trägt dies zusätzlich zur Spannung bei.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht nicht nur ein ermordetes Mädchen, sondern auch die Schwierigkeiten und tiefen Gräben in unserem Land kurz nach der Wiedervereinigung von Ost und West im Jahr 1993. Wir erfahren auch einiges aus der DDR-Vergangenheit, das an sich schon für Gänsehaut sorgt. Der Autorin gelingt es, konstant eine gewisse Spannung aufrecht zu erhalten, nicht nur durch die Ermittlungen, sondern auch weil es zahlreiche Geheimnisse im Leben der beiden Hauptfiguren gibt. Die junge Kommissarin Ulrike Bandow und ihr neuer westdeutscher Kollege (der etwa das Alter ihres Vaters hätte, wäre dieser nicht längst bei einem Unfall verstorben), begeben sich gemeinsam auf Spurensuche in die Vergangenheit. Dabei fühlen sie sich der Wahrheit mehr verpflichtet als den Anweisungen ihrer Vorgesetzten, was die beiden zusätzlich sympathisch macht. Dass Ulrike auch nicht davor zurückscheut, sich selbst in Gefahr zu begeben, macht das Thrillerfeeling perfekt.

Das Thema, das Ada Fink in den Mittelpunkt stellt, ist brisant und leider wesentlich realistischer als viele Leser wahrhaben möchten. Es ist toll, dass auch im Rahmen von spannender Literatur immer wieder auf solche Missstände aufmerksam gemacht wird.
Blutige Szenen werden aber nicht unnötig „ausgeschlachtet“, so dass auch zartbesaitetere Leser gerne zu diesem Thriller greifen können.

Das Buch ist fesselnd, emotional und gleichzeitig auch ein bisschen informativ. Am Ende bleiben durchaus Fragen offen, wenngleich der eigentliche Fall größtenteils abgeschlossen wird. Gerne würde ich lesen, wie es weiter geht mit den inzwischen sehr lieb gewonnenen Figuren und ich hoffe auf eine Fortsetzung.

Bewertung vom 16.03.2021
Der Club der toten Sticker
Kruse, Tatjana

Der Club der toten Sticker


ausgezeichnet

Dies war nicht mein erster Krimi aus der Reihe, aber trotzdem lag der letzte schon eine Weile zurück. Dennoch kamen die Erinnerungen sofort wieder zurück und ich habe mich gleich wieder sehr wohlgefühlt mit den "alten Bekannten". Allen voran natürlich Siggi Seifferheld, aber fast noch mehr: Hovawart Onis mit seiner Knickrute.
Die beiden stehen in Band 8 auch sehr im Mittelpunkt, denn Siggis Frau Marianne und auch seine Schwester mit Mann sind gerade verreist. So kann der Ex-Kriminaler ganz in Ruhe seiner privaten Mörderjagd nachgehen, nachdem plötzlich ein Nachbar vor seiner Tür steht und ihm mitteilt, dass er tot ist. Klingt komisch, klärt sich aber bald auf ...

Der Fall ist wieder mal leicht skurril und spannend, durch den lebendigen Schreibstil ist man immer mitten im Geschehen. Alle Szenen sieht man bildlich vor sich, einfach toll beschrieben, egal ob Figuren oder Schauplätze.
Besonders schön finde ich den feinen Blick der Autorin auf Zwischenmenschliches, es geht nur allzu authentisch zu, auch wenn es im ersten Moment vielleicht leicht überspitzt wirkt.
Glaubhafte Emotionen sind genauso Bestandteil dieses gelungenen Pakets wie viele actionreiche Szenen und bester (manchmal wunderbar schwarzer) Humor.
Gelungene Wendungen und Überraschungen halten die Story bis zum Ende gleichmäßig auf einem hohen Spannungsniveau, auch geübte Krimileser werden nicht so leicht auf des Rätsels Lösung kommen.
Gerne hätte ich noch weiter gelesen und so bleibt mir nur die Hoffnung auf einen Teil 9. Man kann die einzelnen Bände auch gut unabhängig voneinander lesen, aber die gesamte Reihe ist absolut empfehlenswert für alle, die beste, humorvolle Leseunterhaltung mit Spannung und nicht so vielen blutig-brutalen Szenen zu schätzen wissen.

Bewertung vom 04.03.2021
Die Erfindung von Mittelerde
Garth, John

Die Erfindung von Mittelerde


ausgezeichnet

Für die zahlreichen Fans der Mittelerde-Sagen „Herr der Ringe“ oder „Hobbit“ gab es in letzter Zeit leider nicht viel Neues zu entdecken. Umso schöner ist es nun, dieses tolle Buch in Händen zu halten.
John Garth hat sich auf eine spannende Spurensuche begeben und er lässt uns teilhaben am Leben und Wirken des großen Tolkien. Geboren wurde dieser 1892 in Afrika, aber bereits im Alter von drei Jahren war er zum ersten Mal in England. Seine Faszination für das Land wurde unter anderem zur Inspiration für seine „Mittelerde“-Welt.

Wir dürfen Tolkien praktisch sein ganzes Leben lang begleiten in diesem Buch und erfahren so auch Stück für Stück welche reellen Vorlagen ihm für seine fiktiven Orte dienten. Dies schildert der Autor sehr ausführlich und vor allem reich bebildert, wodurch das Ganze natürlich noch eindrucksvoller und greifbarer wird.
Es geht in diesem Buch aber bei Weitem nicht nur um Schauplätze, sondern beispielsweise auch um die Einflüsse der Kriege, die Tolkien miterleben musste, auf die Mittelerde-Sagen. Oder um die damalige Industrie und das Handwerk, denn so vieles hat seinen Weg gefunden in die faszinierende Welt seiner Werke. Auch auf die Herkunft von Namen wird eingegangen, es ist wirklich sehr umfangreiches Material, das das Herz jeden Fans höher schlagen lassen dürfte.

Für Fans der Mittelerde-Sagen kann ich das Buch absolut empfehlen, auch als Geschenk ist es sicher prima geeignet.
Toll recherchiert und mit so vielen eindrucksvollen Abbildungen versehen, ist es sowohl als Nachschlagewerk als auch als komplette Lektüre bestens geeignet.

Bewertung vom 02.03.2021
Epidemie der Wahrheit (eBook, ePUB)
Mey, Oliver

Epidemie der Wahrheit (eBook, ePUB)


sehr gut

Was würde passieren, wenn plötzlich alle Menschen nur noch die Wahrheit aussprechen würden? Was zunächst wie ein wirklich erstrebenswertes Szenario anmutet, offenbart doch schnell seine Tücken. Denn tatsächlich baut unser tägliches Miteinander, unsere gesamte globale Gesellschaft letztendlich doch größtenteils nur auf vielen Lügen auf. Natürlich gehören hierzu zumeist die zahllosen „gut gemeinten“ Lügen, derer sich jeder von uns tagtäglich bedient. Das beginnt schon bei der alltäglichen Frage „Wie geht’s dir?“, auf die der Großteil wohl mit einem oberflächlichen „Gut, und selbst?“ antwortet.

Oliver Mey zeichnet in seinem Buch solch ein Szenario, wobei bei Weitem nicht alle Menschen davon betroffen sind, sondern tatsächlich nur ein verschwindend geringer Teil.
Seine Protagonistinnen Cindy und Ulrike sind Freundinnen, die viele Kilometer trennen: die USA und Europa sind jeweils ihre Heimat. Sie stehen per Internet in regem Austausch. So erzählen sie sich natürlich auch, als sie beide erstmals Zeuginnen der „Epidemie der Wahrheit“ werden, wie sie es später nennen. Ein angeblicher Wahrsager outet sich als Scharlatan während einer Livesendung, dies ist nur ein Beispiel von vielen, die die beiden im Lauf der Zeit zusammentragen.
Je länger sie das Phänomen beobachten und je mehr Mitstreiter sie rekrutieren, desto klarer wird, dass die Fälle sich zunehmend häufen. Die Epidemie greift um sich, doch wo ist ihr Ursprung? Wie infizieren sich die Menschen damit? Welche Auswirkungen hat es auf die Betroffenen und ihr Umfeld? Es folgen beispielsweise zahlreiche Verhaftungen und Einweisungen in psychiatrische Anstalten.
Cindy und Ulrike schaffen es, die Öffentlichkeit immer mehr darüber aufzuklären und sind am Ende sogar Gäste in einer Talkshow.

Die Idee an sich finde ich überragend und ich hatte sie tatsächlich in ähnlicher Form auch selbst schon einmal vor einiger Zeit. Doch von der Idee bis zum fertigen Buch ist es eben leider ein langer, steiniger Weg. Oliver Mey hat diesen beschritten und wir dürfen nun als Ergebnis ein hochwertiges Hardcover mit Lesebändchen in Händen halten.
Leider muss ich sagen, dass ich mit dem Schreibstil nicht wirklich warm wurde. Er war mir einfach irgendwie zu hölzern, altbacken und wenig lebendig, was vor allem in den Dialogen zum Tragen kam. Auch die konsequente Umgehung der harmlosen Nennung diverser Marken oder anderer bekannter Begriffe, wie z. B. „Mokia“ statt „Nokia“ hat mich etwas gestört.
Zum besseren Verständnis über die zeitliche Abfolge hätte ich mir evtl. auch noch einige Datumsangaben gewünscht, denn so erschien manches etwas überstürzt, wie eine plötzliche Schwangerschaft scheinbar aus dem Nichts.

Aber an sich ist es wirklich eine interessante Story, die einiges an guter Leseunterhaltung bietet. Teilweise sehr lustig, aber auch höchst emotional und tragisch – je nachdem, welche Geheimnisse die Betroffenen unbedingt loswerden möchten. Es geht nämlich nicht nur darum, nicht mehr zu lügen, sondern die „Infizierten“ erzählen auch frei heraus ihre dunkelsten, verborgenen Wahrheiten, nach denen sie nicht einmal konkret gefragt wurden.

Ein absolut interessantes Szenario, das nachhaltig zum Nachdenken anregt. Nach dieser Lektüre stand für mich fest, dass ich auch schon sehr betroffen bin von diesem Phänomen, denn es fällt mir zunehmend schwerer, der „guten Sitten halber“ zu lügen oder Dinge zu tun, die ich eigentlich ablehne. Dieses Buch kann also durchaus auch ein bisschen zur Persönlichkeitsfindung beitragen und damit ist es allemal lesenswert!

Bewertung vom 19.12.2020
Der Teufel vom Brocken
Silber, Eva-Maria

Der Teufel vom Brocken


ausgezeichnet

Schon der Klappentext hat mich bei diesem Buch sehr neugierig gemacht, denn dieser Kriminalroman, der tatsächlich eher ein Thriller ist, greift wahre Begebenheiten auf. Und zwar geht es um einen brisanten Kriminalfall aus dem Jahr 1959, der sich in Russland zugetragen hat und der bis heute nicht wirklich geklärt ist. Inzwischen ist dies als "Unglück am Djatlow-Pass" bekannt, der Pass wurde nachträglich nach dem Anführer der damals ums Leben gekommenen 9-köpfigen Gruppe benannt. Schon die Berichte darüber zu lesen, ist eine hochspannende Angelegenheit (sollte man aber besser erst nach dem Krimi recherchieren).

Hier hat nun die Autorin Eva-Maria Silber diese Ereignisse in ein nicht minder fesselndes Buch verpackt und bleibt dabei bei vielen Erkenntnissen sehr dicht an der Realität. Es ist ein durchaus blutiges Buch, aber auch für zartbesaitetere Leser wohl noch gut auszuhalten. Die beschriebenen Verletzungen und Todesumstände sind wirklich nicht ohne.

Die Handlung wurde in das Grenzgebiet um den Brocken und außerdem 30 Jahre in die Zukunft verlegt, genau um die Zeit nach dem Fall der Mauer. Eine ohnehin sehr spannende Zeit, in der es reichlich Konfliktpotenzial gab. Diese noch sehr angespannte Stimmung kurz nach der Wende beschreibt die Autorin absolut greifbar mit ihrer Story, zumal sie auch noch Polizisten beider Seiten zusammen arbeiten lässt.

Für mich begann die Geschichte wie eine Folge aus Akte X, irgendwie leicht mystisch, sehr rätselhaft und zudem hochspannend.
Diese Spannung hielt sich tatsächlich auch konstant bis zum Ende des Krimis und ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Am Schluss ging die Handlung dann in eine Richtung, die eine recht schlüssige Variante der damaligen Ereignisse erzählt. Dazu geraten auch die Ermittler noch etwas ins Kreuzfeuer, wie sich das für einen echten Thriller gehört.

Die Figuren wirkten auf mich sehr realitätsnah und durch ihre eigenen Schicksale auch absolut authentisch und oftmals sogar liebenswert. Ich habe jedenfalls mit dem bunt gemixten Ermittlerteam mitgefiebert und ich wünsche mir fast, mit ihnen weitere Fälle lösen zu dürfen - was das Ende durchaus möglich machen würde.

Dieser Thriller ist eine absolut gelungene Mischung aus Zeitgeschichte, Anleihen aus einem wahren Kriminalfall, Emotionen, etwas Humor und extrem viel Spannung. Sehr lesenswert!

Bewertung vom 25.10.2020
Baskische Tragödie / Luc Verlain Bd.4 (1 MP3-CD)
Oetker, Alexander

Baskische Tragödie / Luc Verlain Bd.4 (1 MP3-CD)


ausgezeichnet

Schon der vierte Fall für Commissaire Luc Verlain und dieses Mal trifft es ihn persönlich extrem hart.

Die Reihe liebe ich ja sehr, denn Luc ist ein echt sympathischer Kerl und auch die übrige Truppe habe ich schon sehr ins Leserherz geschlossen. Der Autor verleiht seinen Figuren sehr lebendige Charaktere, die authentisch und liebenswürdig erscheinen. Genauso viel Augenmerk legt er auf die tollen Beschreibungen von Landschaft und landestypischen Dingen, wie Speisen etc. Man ist immer mittendrin und kann sich alles sehr gut vorstellen ... ein bisschen Urlaub für Zuhause. Wobei der Großteil der Geschichte diesmal - wie der Titel schon sagt - im Baskenland angesiedelt ist.

Es geht diesmal um eine atemlose Katz- und Maus-Jagd, in deren Mittelpunkt Luc Verlain selbst steht, der plötzlich wegen Drogen und Mordverdachts festgenommen wird.
Luc kann flüchten und sein Weg führt ihn nach Spanien, denn von dort bekommt er immer wieder seltsame Botschaften.

Das Hörbuch wird toll betont und lebendig vorgelesen von Frank Arnold, der seine Sache wirklich bestens macht.

Die gesamte Geschichte fand ich super durchdacht und von Anfang bis Ende wirklich fesselnd und spannend. Man fiebert richtig mit und Luc tat mir einfach nur leid.
Umso schöner war dann der lange, teils recht emotionale Epilog, der vieles aufklärt und einen sehr gelungenen Abschluss bildet.
Der vierte Teil steht den vorherigen Büchern in nichts nach, einfach nur empfehlenswert. Da auch auf frühere Fälle eingegangen wird (und da die Reihe wirklich super ist), würde ich empfehlen, alle komplett zu lesen!