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cosmea
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Witten

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Insgesamt 54 Bewertungen
Bewertung vom 30.04.2025
Fox, Candice

Devil's Kitchen


ausgezeichnet

Eine sehr spezielle Crew von Feuerwehrleuten
Die Crew “Engine 99“ - bestehend aus Chief Big Matt, Engo, Jake und Ben – ist in New York City im Einsatz. Der Leser weiß von Anfang an, dass sie einen Teil der Brände selbst legen, um im allgemeinen Chaos dann Banken und Juweliergeschäfte und die Wohnungen an ihren Einsatzorten zu plündern. Die Polizei ist in inzwischen misstrauisch geworden, weil es oft kurze Zeit vor spektakulären Einbrüchen dort Brände gegeben hat. Benjamin Haig genannt Ben hat außerdem die Polizei durch einen Brief über ihre kriminelle Nebentätigkeit informiert, um im Gegenzug zu erreichen, dass die Polizei die Suche nach seiner verschwundenen Partnerin Luna und ihrem Sohn Gabriel wiederaufnimmt. Das FBI schickt daraufhin eine verdeckte Ermittlerin, die sich Andy Nearland nennt und Teil des Teams wird. Die Gruppe bereitet gerade ihren letzten großen Coup vor. Andy muss ständig fürchten, enttarnt zu werden und ihr Leben zu verlieren. Chief Big Matt hat äußert brutale Methoden, die Loyalität seiner Leute zu testen. Das zeigt er auch bei seinem Umgang mit Andy und Ben, die sich schon bald näherkommen. Andy hilft Ben bei seiner Spurensuche nach den beiden Verschwundenen. Während die Polizei glaubt, dass Mutter und Sohn aus eigenem Antrieb weggegangen sind, vermutet Ben, dass seine Kollegen etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben. Mit Hilfe von Andy gewinnt er neue Erkenntnisse.
Erzählt wird die Geschichte auf verschiedenen Zeitebenen, abwechselnd aus Bens und Andys Perspektive. Jedes Mitglied der Gruppe hat hier eine dunkle Vergangenheit, die nicht ans Licht kommen soll, vor allem Big Matt, der bei 9/11 dabei war und durch eine Fehlentscheidung seine damaligen Kollegen im Stich gelassen hat. Die anfängliche enorme Spannung lässt später etwas nach und verliert sich in unzähligen Handlungsumschwüngen und immer neuen detailreichen Komplikationen, um dann zum Ende hin wieder rasant zuzunehmen. Mich hat der Thriller trotz seiner teils recht derben Sprache und einigen sehr gewalttätigen Szenen gefesselt, und ich habe ihn sehr zügig gelesen.

Bewertung vom 30.04.2025
Hope, Anna

Wo wir uns treffen


ausgezeichnet

Das ganze grüne, seltsame, schöne Land
Der Patriarch Philip Brooke stirbt, und seine drei Kinder Frannie, Milo und Isa kommen auf dem riesigen Anwesen der Familie in Sussex zusammen, um ihn zu beerdigen und um zu entscheiden, wie es mit dem Erbe weitergehen soll. Die Geschwister stehen einander nicht besonders nahe, auch ihrer Mutter nicht, und keiner trauert wirklich um den Egomanen, der seine Frau Grace immer wieder betrogen, sogar für Jahre mit seiner Geliebten in den USA gelebt und sich nie wirklich um seine Kinder gekümmert hat. In den vergangenen 10 Jahren hat Haupterbin Frannie die Ländereien bewirtschaftet und ist ihrem Vater durch ihr Projekt der Renaturierung erstmals nähergekommen. Sein Sohn Milo hat dagegen andere Pläne. Er will ein luxuriöses Therapiezentrum zur Behandlung mit Psilocybin, das aus psychedelischen Pilzen gewonnen wird, ausgerechnet auf dem Teil des Grundstücks errichten, wo Ned, ein Freund und Helfer, seit fast fünfzig Jahren in seinem Bus wohnt. Milo hat im Übrigen nie verwunden, dass sein Vater ihn als Kind zwang, jahrelang im Internat zu leben, wo er gemobbt und misshandelt wurde, und seine Mutter es nicht verhinderte. Isa, die jüngste der drei Geschwister, führt eine schwierige Ehe mit zwei Kindern und sorgt bei dem Familientreffen für Probleme, weil sie Clara Nelson, die Tochter von Philips damaliger Geliebter, zur Beerdigung eingeladen hat. Clara hat vor ihrer Reise recherchiert und konfrontiert die Familie mit den problematischen Quellen des ungeheuren Reichtums, den der Urahn Oliver Brooke 200 Jahre zuvor erworben hatte.
Auf der Ebene der Erzählgegenwart – also rund um die Beerdigung – erstreckt sich die Handlung über fünf Tage. Jedoch taucht der Leser immer wieder tief in die Geschichte der einzelnen Personen ein und begreift, dass hier jeder auf seine ganz eigene Weise unglücklich ist. Es geht um Schuld und Vergebung und ganz speziell auch darum, ob eine Wiedergutmachung für die historische Schuld der Brookes möglich ist. Werden Philips Kinder, seine Witwe und Ned eine Chance auf einen Neuanfang bekommen?
Mir hat der interessante Roman mit seinen eindrucksvollen Beschreibungen menschlicher Beziehungen und überwältigend schöner Landschaften trotz deutlicher Längen gut gefallen.

Bewertung vom 01.04.2025
Hall, Clare Leslie

Wie Risse in der Erde


ausgezeichnet

Wenn eine Frau zwei Männer liebt
Beth wächst in Hemston im nördlichen Dorset auf. 1985 verliebt sie sich als 17jährige in den Sohn einer angesehenen reichen Familie im Ort. Gabriel Wolf ist klug und sieht gut aus. Einen Sommer lang verbindet sie eine leidenschaftliche Liebe. Doch dann ist abrupt alles zu Ende, weil Gabriel zum Studium nach Oxford geht und seine Mutter die Verbindung mit ihren Intrigen zerstört. Der Bauer Frank ist schon lang in Beth verliebt. Die beiden heiraten und bekommen bald ihren Sohn Bobby. Beth liebt das Leben auf der Farm, die Tiere und die Nähe zur Natur, obwohl sie eigentlich ursprünglich auch studieren und Schriftstellerin werden wollte. Frank und Beth sind 13 Jahre glücklich miteinander. Sie müssen den Tod ihres geliebten Sohns verkraften, der 1966 mit 9 Jahren durch einen Unfall stirbt. Dann kehrt Gabriel 1968 mit seinem Sohn Leo in das Dorf zurück, nachdem seine Frau ihn für einen anderen verlassen hat. Beth schließt den Jungen sofort ins Herz und kümmert sich um ihn. Schon bald nimmt sie die Beziehung zu Gabriel wieder auf, obwohl sie ihren Mann nach wie vor liebt, und die Katastrophe ist nicht mehr aufzuhalten. Es gibt einen Todesfall, einen Angeklagten und 1969 einen Prozess mit einem Urteil, das das Leben der Beteiligten erneut komplett verändert.
Der Autorin gelingt eine spannende Mischung aus Liebesdrama und Krimi, denn lange kennt der Leser weder die Identität des Angeklagten noch die des Opfers. Sie zeichnet ein stimmiges Bild von leidenschaftlicher, unkontrollierbarer Liebe, von Trauer und Verlust. Es gibt zu viele Lügen und Geheimnisse, zu wenig Mut zur Wahrheit. Alle laden Schuld auf sich in dieser mitreißenden Geschichte. Werden sie eine zweite Chance bekommen? Ein sehr empfehlenswertes Buch.

Bewertung vom 01.04.2025
Jarawan, Pierre

Frau im Mond


sehr gut

Der Libanon ist kompliziert
In Pierre Jarawans neuem Roman “Frau im Mond“ geht es um eine Fülle von historischen Ereignissen und Themen, die mit dem Libanon zu tun haben, aber auch um eine Familiengeschichte über drei Generationen. Die Zwillinge Lilit und Lina el Shami sind Nachkommen libanesischer Auswanderer in der dritten Generation und wurden nach dem Tod ihrer Eltern von ihrem Großvater Maroun in Montréal aufgezogen. Eines Tages beschließt Lilit, in den Libanon zu reisen und dort Nachforschungen über ihre Großmutter Anoush anzustellen, die sie nicht mehr kennengelernt hat. Anoush hatte den Genozid an den Armeniern überlebt und kurze Zeit in einem Waisenheim im Libanon gelebt. Sie begegnet Maroun als junges Mädchen im kanadischen Montréal und dann Jahre später noch einmal. Sie werden ein Paar und bekommen die Tochter Dana. Sie und Ehemann Jules werden später die Eltern der Zwillingsmädchen. Lilith beschäftigt sich auch mit der Lebanese Rocket Society, denn ihr Vater hat zusammen mit Freunden jahrelang Raketen gebaut. Er wollte dazu beitragen, dass die erste Rakete vom Libanon aus in den Weltraum geschossen wurde. Am 4. August 1966 zündet die Gruppe eine Rakete, und genau 54 Jahre später gibt es eine riesige Explosion im Beiruter Hafen. Beide Ereignisse sind Teil des historischen Rahmens des Romans.
Jarawan schreibt eine sehr komplizierte, detailreiche Geschichte über drei Generationen, zwei Städte auf zwei Kontinenten, ein Raketenprojekt, politische Umbrüche, den Genozid an den Armeniern und seine Folgen, das Ende des Osmanischen Reichs und die aktuelle politische Situation im Libanon in den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts inklusive Korruption, Energieproblemen, Inflation und daraus folgend wachsender Armut eines beträchtlichen Teils der Bevölkerung. Die Vielzahl der Themen spiegelt sich im bunten Cover, das eine große Zahl der angesprochenen Themen abbildet. Die grobe Einteilung in drei Stufen lässt an Raketen denken, um die es ja immer wieder geht, die von 50 bis 0 rückwärts gezählten Kapitel stellen einen Countdown dar. Der umfangreiche Roman mit seinen vielen Themen, den ständig wechselnden Zeitebenen und der ungeheuren Personenvielfalt liest sich nicht leicht, ist aber hochinteressant und unbedingt empfehlenswert.

Bewertung vom 01.04.2025
Hartung, Alexander

Die unversöhnliche Vergangenheit


gut

Das Vergangene ist nie vergangen
Im 7. Band von Alexander Hartungs Reihe um den Privatermittler Nik Pohl verschafft sich eine bewaffnete Frau Zugang zum Aktenraum der Staatsanwaltschaft und droht damit, eine Bombe zu zünden, sollte sich die Polizei einmischen. Wenig später exploriert die Bombe, und die Frau ist tot. Es stellt sich heraus, dass es sich um eine ehemalige Mitarbeiterin der Staatsanwaltschaft handelt. Wonach hat sie gesucht? Es geht um einen längst abgeschlossenen Fall. Der verurteilte Täter ist längst gestorben, aber die Frau verlangt Gerechtigkeit. Es gibt weitere Tote, u.a. einen pensionierten Staatsanwalt. Der ehemalige Polizist Nik Pohl und seine Freunde – der Pathologe Balthasar und IT-Spezialist Jon suchen nach Hinweisen, um einem erbarmungslosen Killer auf die Spur zu kommen. Dabei hat Nik immer wieder Kontakt mit seinem ehemaligen Chef Naumann, der in diesem schwierigen Fall gern die Hilfe der drei Freunde in Anspruch nimmt, weil sie unkonventionelle Wege gehen können und auch nicht vor strafbaren Handlungen zurückschrecken, wenn die Zeit drängt. Nik Pohl gerät bei den Ermittlungen in Lebensgefahr und bemüht sich, nicht nur sein Leben schützen, sondern auch seinem Freund Balthasar und dem ehemaligen SEK-Mann Marius Schadt das Überleben zu sichern.
Ich kenne die anderen Bände der Reihe nicht, finde diesen aber weder besonders interessant noch spannend. Auch sprachlich überzeugt mich der Roman mit seiner Vielzahl von vorsichtig formuliert unüblichen Ausdrücken und Konstruktionen nicht. Schade.

Bewertung vom 25.03.2025
Moor, Matthias

Der irische Fremde


sehr gut

Gefährliche Suche nach der Wahrheit
Mary Shean begegnet am Osloer Flughafen einem Mann, den sie 25 Jahre zuvor am Elternhaus in Irland gesehen hat, als sie ihre Eltern tot auffand. Sie wurde von ihrer Tante in Frankfurt aufgezogen und ist nie wieder nach Irland zurückgekehrt. Mary engagiert eine Privatdetektivin, die Informationen über den Fremden vom Flughafen beschaffen soll, dessen Namen sie auf seinem Flugticket erkennen konnte. Sie will die traumatische Erfahrung nicht länger unterdrücken, sondern endlich die Wahrheit erfahren. Mary hat sehr unterschiedliche Erinnerungen an den Tag und glaubt inzwischen, dass die offizielle Version von einem Unfall durch austretendes Gas im Haus nicht stimmt und es sein könnte, dass ihre Eltern ermordet wurden. Sie mietet ein Zimmer im Ort und findet dort in Jenna eine Freundin, die ihr in dieser schwierigen Zeit beisteht. Mary befragt u.a. ihren Kindheitsfreund Owen, seinen Vater, den Ortspolizisten und ihre Psychiaterin, die sie damals behandelt hat. Schon bald merkt sie, dass ihre Nachforschungen nicht erwünscht sind und sie in eine Welt von Lügen und Geheimnissen eindringt, was sie schließlich sogar in Lebensgefahr bringt, denn das Schicksal ihrer Familie hängt mit den Aktivitäten der Provisional IRA und den The Troubles genannten, fast 30 Jahre dauernden bürgerkriegsähnlichen Unruhen in Nordirland zusammen, die erst durch das Karfreitagsabkommen von 1998 weitgehend beendet wurden. Durch diesen historischen Hintergrund wird der Roman noch interessanter und spannender.
Ich habe den Roman gern gelesen, obwohl der letzte Teil mit den zahlreichen Handlungsumschwüngen, möglichen Tätern und Varianten zum Tod von Marys Eltern schon etwas verwirrend ist. Ein ungewöhnlicher Krimi und sicher nicht mein letztes Buch von Matthias Moor.

Bewertung vom 23.03.2025
Andrea, Jean-Baptiste

Was ich von ihr weiß


sehr gut

Sie konnten zusammen nicht kommen
Jean-Baptiste Andreas Roman “Was ich von ihr weiß“ beginnt im Jahr 1986 in einem Kloster, wo der inzwischen 82jährige Mimo – Michelangelo Vitaliani – seit vierzig Jahren wohnt. Er hat nur noch wenige Tage zu leben. Der Roman ist ein Rückblick Mimos auf sein Leben, in dem er zum großen Teil als Ich-Erzähler in Erscheinung tritt. Mimo hat als Sohn einer verarmten Familie und als Kleinwüchsiger von 1,40 m Größe einen schweren Start im Leben. Der „Zwerg“ wird erst viel später als erfolgreicher Künstler Ruhm und Anerkennung finden. Zunächst schickt seine Mutter den 12jährigen Sohn nach Italien in den Ort Pietra d´Alba in Ligurien, zu einem Onkel, der nicht mit ihm verwandt ist, sondern einfach nur ein Mann, der der Familie einen Gefallen schuldet. Dieser Mann – selbst völlig untalentiert – lässt Mimo ohne Lohn in seiner Bildhauerwerkstatt schuften und hungern. Es dauert trotzdem nicht lang, bis Mimos Talent als Bildhauer erkannt wird, er die ersten Skulpturen erschafft und Reparaturen an Kunstwerken durchführt. Der Junge lernt schon bald die gleichaltrige junge Viola Orsini kennen, jüngste Tochter einer reichen Adelsfamilie. Sie ist hochintelligent, vergisst nie etwas Gelesenes und bringt Mimo die Welt der Literatur und der Wissenschaft nahe. Viola will frei sein, im wörtlichen Sinne fliegen, aber dann stürzt sie mit der mit Freunden gebauten Konstruktion vom Dach ihres Hauses und überlebt schwerverletzt. Mimo und Viola bleiben ein Leben lang befreundet, begegnen einander und trennen sich wieder für Jahre. Sie können wegen ihrer zu unterschiedlichen Herkunft niemals ein Paar werden. Das lassen die gesellschaftlichen Konventionen nicht zu. Der Roman erzählt die Geschichte ihres Lebens vor dem historischen Hintergrund, der zwei Weltkriege und vor allem die Jahre des Faschismus einschließt bis zur Entstehung der Republik.
Andreas historischer Roman ist sehr detailreich und nicht frei von Längen. Ich habe ihn trotzdem gern und zügig gelesen und empfehle ihn Lesern, die sich für Geschichte und Kunst interessieren.

Bewertung vom 12.03.2025
Morishita, Noriko

Die Magnolienkatzen


sehr gut

Das Glück liegt nicht in weiter Ferne
Die Schriftstellerin Noriko ist nach dem Tod des Vaters zu ihrer Mutter gezogen. Sie ist in den 50ern, unverheiratet, kinderlos und leidet unter einer Schreibblockade. Eines Tages finden die beiden Frauen eine Straßenkatze mit fünf Jungen in ihrem Garten – an der Stelle, wo einst der Ehemann und Vater eine Magnolie gepflanzt hatte. Noriko und ihre Mutter haben früher Hunde gehalten, Katzen mögen sie nicht besonders. Die Mutter sagt sogar, dass sie sie hasst. Sie versuchen sofort, die sechs Katzen loszuwerden, vergeblich. Sie wollen sie aber auch nicht ihrem Schicksal überlassen und nehmen sie bei sich auf mit der Absicht, sie abzugeben, wenn sie etwas älter sind.
Die Autorin beschreibt, wie sich der Alltag mit den sechs Gästen gestaltet, wie Freunde und Bekannte immer wieder vorbeikommen und Katzennahrung, Streu und Spielzeug vorbeibringen. Alle sind fasziniert von den sehr unterschiedlichen niedlichen Tieren. Allmählich vollzieht sich auch bei Noriko und ihrer Mutter eine Veränderung der Einstellung. Sie schließen die Tiere ins Herz und behalten letztlich Mutter Mimi und ihren Sohn Taro. Noriko beschreibt das Wesen der neuen Mitbewohner sehr eingehend, deutet ihre unterschiedlichen Laute und ihre Körpersprache. Das Zusammenleben mit den geliebten Tieren verändert die beiden Frauen und vor allem auch Norikos Einstellung zum eigenen Leben und zu der Frage, was Glück bedeutet. Sie begreift, dass das Glück nicht in weiter Ferne liegt, sondern im Hier und Jetzt zu finden ist. Sie ist sich bewusst, dass sie eines Tages großen Schmerz empfinden wird, wenn die Katzen nicht mehr leben, sie, die ihnen einst aus Furcht vor der daraus resultierenden emotionalen Bindung nicht einmal Namen geben wollte.
Morishita ist ein sehr schönes Buch über die Liebe zwischen Mensch und Tier gelungen. Allerdings fand ich Chloe Daltons "Hase und ich" noch um einiges eindrucksvoller und berührender.

Bewertung vom 09.03.2025
Dalton, Chloe

Hase und ich


ausgezeichnet

Das Privileg einer außergewöhnlichen Erfahrung
Die Polit-Beraterin und Autorin Chloe Dalton hat sich zur Coronazeit in ihre Scheune auf dem Land zurückgezogen. Eines Tages findet sie ein mutterloses Feldhasenjunges. Sie transportiert es schließlich vorsichtig in ihr Haus und füttert Spezialnahrung mit der Pipette. In der Folgezeit liest sie Fachliteratur, um nichts falsch zu machen. Die versucht nie, das Wildtier zu vermenschlichen oder zu zähmen, gibt ihm nicht einmal einen Namen. Ihr neuer Mitbewohner bekommt so viel Freiraum, wie er oder sie benötigt. Das Tier wächst schnell und seine Retterin schafft bald die Möglichkeit, dass Hase ungehindert kommen und gehen kann. Der Leser verfolgt mit Erstaunen, in welchem Umfang Dalton bereit ist, sich auf Hases Bedürfnisse einzustellen und ihre eigenen als zweitrangig zu betrachten.
Die Geschichte zeichnet circa drei Jahre im Leben von Dalton und Hase nach. Das Tier wird nicht nur erwachsen, sondern bekommt in der Folge auch dreimal Nachwuchs, beim zweiten Mal im Haus. Die Autorin hat sich nicht nur sehr gründlich in der Fachliteratur informiert, sondern auch Poesie und Prosa aus fernen Jahrhunderten gelesen, wie die umfangreiche Auswahlbibliographie am Ende des Buches zeigt. Ihre Erfahrungen widersprechen häufig den dort dargelegten Aussagen.
Was das Buch so besonders macht, ist Chloes Weg der Selbstfindung und veränderten Einstellung zu Natur und Tierwelt. Sie stellt ihre eigene frühere Lebensweise total in Frage und weiß nun, was ein gutes Leben ausmacht. Sie sieht, wie der Mensch den natürlichen Lebensraum der Tiere immer weiter zerstört und riesige Erntemaschinen Wildtiere töten, dass Tiere wie der Feldhase nicht nur natürliche Feinde wie Fuchs, Dachs, Wiesel und große Vögel haben. Berührend ist auch, dass Dalton angesichts der geringen Lebenserwartung der Feldhasen jetzt schon weiß, dass Hase in naher Zukunft nicht mehr da sein wird und sie über den Verlust ihrer stillen und würdevollen Gefährtin große Trauer empfinden wird. Mir hat diese herzerwärmende, zum Nachdenken anregende Geschichte sehr gut gefallen. Sie hat mich auch sprachlich vollkommen überzeugt.

Bewertung vom 09.03.2025
Dean, Will

Die Kammer


ausgezeichnet

Ein mörderischer Job
Im Mittelpunkt von Will Deans Thriller “Die Kammer“ steht die Ich-Erzählerin Ellen Brooke, einzige Frau in einem Team von sechs Sättigungstauchern. Die Geschichte beginnt mit dem ersten Arbeitstag des Teams in seinem neuen Job. Die Taucher sollen in der Nordsee auf dem Meeresgrund Bohrmaschinen und Ölleitungen warten und reparieren. Dafür steigen sie auf dem Schiff Deep Topaz in die Kammer und von da aus in ihren jeweiligen Schichten in die Taucherglocke hinab. Als Ellen nach ihrem ersten Einsatz in die Kammer zurückkehrt, liegt einer ihrer Kollegen im Sterben. Sie können ihn nicht retten. Die Arbeit in der Tiefe wird sofort abgebrochen, aber an Bord oder an Land können die Überlebenden dennoch nicht gehen. Erst müssen sie sich der tagelangen Dekompression unterziehen. Ein sofortiges Auftauchen bedeutet den Tod. So leben die Taucher auf engstem Raum in der Kammer, die so klein ist, dass sie nur die Hand ausstrecken müssen, um die anderen zu berühren. Eine Privatsphäre gibt es nicht. Sie werden ständig durch Kameras beobachtet, und das Personal auf dem Schiff hört jedes Wort. Dann gibt es weitere Tote. Die Kollegen begegnen einander zunehmend mit Misstrauen, wissen sie doch genauso wenig wie der Leser, ob einer von ihnen der Mörder ist oder ob die Bedrohung von außerhalb kommt.
Der Autor beschreibt kenntnisreich die fremde Welt des Tiefseetauchens mit ihren psychischen und physischen Belastungen. Die Taucher müssen mit Ängsten, Panikattacken und Albträumen fertigwerden und kämpfen mit diversen Traumata aus der Vergangenheit. Mir hat dieser fesselnde Locked Room Thriller sehr gut gefallen, lässt sich doch die klaustrophobische Atmosphäre in der Kammer sehr gut nachempfinden. Ein sehr empfehlenswertes Buch.