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Bücherwurm

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Insgesamt 301 Bewertungen
Bewertung vom 03.09.2025
Atkins, Dani

Versprich mir, dass du tanzt


gut

Dani Atkins erzählt in „Versprich mir, dass du tanzt“ die berührende Geschichte von Lilly, die nach dem Tod ihres Mannes Adam lernen muss, mit ihrer Trauer umzugehen. Auf dessen letzten Wunsch hin nimmt sie den Kontakt zu ihrem Jugendfreund Josh wieder auf – ein Mann, zu dem sie seit Jahren ein kompliziertes Verhältnis hat. In Rückblenden entfaltet sich, wie Lillys Beziehungen zu Adam und Josh entstanden sind, wie die drei sich kennengelernt haben und welche schicksalhaften Wendungen sie auseinandergeführt haben.

Besonders der Anfang und das Ende des Romans haben mich emotional stark berührt – die Szenen sind voller Intensität und haben mich tief bewegt, teils sogar zu Tränen gerührt. Dazwischen allerdings hätte ich mir mehr Tiefgang und emotionale Nuancen gewünscht. Zwar war der Roman spannend genug, dass ich ihn kaum aus der Hand legen konnte, weil ich unbedingt wissen wollte, was in der Vergangenheit geschehen war, dennoch blieb manches für mich an der Oberfläche.

Vor allem Josh’ schwierige Kindheit, die lange Zeit als Grund für sein Verhalten gegenüber Lilly dient, hätte ich gerne noch besser ausgearbeitet gesehen. Ebenso hätte ich mir mehr leichte, unbeschwerte Momente zwischen Lilly und Josh gewünscht. Zwar wirkten alle Figuren grundsätzlich sympathisch, aber ihr Verhalten war nicht immer nachvollziehbar und besonders Josh machte sich das Leben (und damit auch den anderen) unnötig schwer.

Trotz einiger Vorhersehbarkeiten und Passagen, in denen ich Entwicklungen schon früh erahnte, konnte mich der Roman insgesamt fesseln. Atkins gelingt es, eine gefühlvolle Geschichte über Liebe, Verlust und zweite Chancen zu erzählen, die in ihrer Anlage ein wenig an "PS: Ich liebe dich" oder "Für immer vielleicht erinnert" – auch wenn "Versprich mir, dass du tanzt" für mich nicht ganz an deren emotionales Niveau heranreicht.

Fazit:
Ein bewegender Roman über zwei große Lieben, Trauer und Neubeginn. Wer berührende Liebesgeschichten mag, die zwischen Vergangenheit und Gegenwart wechseln, wird hier auf seine Kosten kommen – auch wenn man stellenweise etwas mehr Tiefe hätte erwarten dürfen.

Bewertung vom 03.09.2025
Le Goff, Hervé

GRRRIZZLY


sehr gut

Das tolle Wetter lockt, im Wald aktiv zu sein, doch der Grizzlybär will eigentlich nur seine Ruhe. Sein bester Freund der Waschbär motiviert ihn trotzdem, am Spaziergang, am Schwimmen und am Essen teilzunehmen. Obwohl der Grizzlybär erstmal nörgelt, macht er alles brav mit - und findet es dann doch gar nicht so schlimm, oder?

Das Bilderbuch „Grrrizly“ von Hervé Le Goff besticht vor allem durch seine hinreißenden Illustrationen. Die Bilder sind so atmosphärisch, dass man sich manche davon am liebsten als Kunstdruck an die Wand hängen würde. Dank des großzügigen Formats lassen sich viele Details entdecken, was den Zauber der Illustrationen noch verstärkt. Besonders gelungen ist die Farbgebung: nicht grell, sondern harmonisch und ruhig – sie strahlt eine Gelassenheit aus, die beim Anschauen unmittelbar entspannend wirkt.

Die Darstellung des Bären ist wunderschön geworden: Seine wechselnde Mimik macht den Unterschied zwischen dem mürrischen „Grrrizly“ und dem fröhlich-grinsenden Gefährten sofort sichtbar. Da der Text bewusst sparsam eingesetzt ist, trägt die Bildsprache die Geschichte. Kinder sind eingeladen, durch genaues Hinsehen die Gefühle der Figuren zu entschlüsseln und zu interpretieren – eine wunderbare Übung für Empathie und Wahrnehmung.

Auch Humor kommt nicht zu kurz: Ein Höhepunkt ist etwa die Szene, in der der Bär beim Mittagsschlaf so laut schnarcht, dass sich die Äste einer Weide im Rhythmus seiner Atemzüge bewegen. Solche Details machen die Geschichte lebendig und sorgen fürs Schmunzeln.

Besonders schön ist die Botschaft: Obwohl der Bär anfangs brummig wirkt, findet er Freude an den gemeinsamen Aktivitäten. Seine Körperhaltung und Mimik verraten, dass er das Zusammensein mit seinem Freund mehr schätzt als alles andere. Am Ende bleibt das Gefühl, dass es völlig in Ordnung ist, manchmal ein „kleiner Grrrizly“ zu sein – solange man es nicht übertreibt und gute Freunde an seiner Seite hat.

Ein kleiner Wermutstropfen: Der Text hätte für meinen Geschmack etwas umfangreicher sein dürfen. Hintergrundinformationen wie „Wo leben die beiden?“ oder kleine zusätzliche Erzählpassagen hätten das Leseerlebnis abgerundet. So bleibt einiges der Fantasie und Interpretation überlassen (und einem/r engagierten Vorleser/in), was je nach Lesesituation Vor- oder Nachteil sein kann.

Fazit:
„Grrrizly“ ist ein poetisch illustriertes, kurzweiliges Bilderbuch voller Wärme, Humor und leiser Lebensweisheit. Es lädt zum Schauen, Schmunzeln und Mitfühlen ein – und erinnert daran, dass Freundschaft selbst die grummeligsten Gemüter besänftigt ;)

Bewertung vom 03.09.2025
Maura, Catharina

The Temporary Wife


sehr gut

Als seine Großmutter von Luca verlangt, eine Reiche Öl-Erbin zu heiraten, die er als oberflächlich und langweilig empfindet, weiß er sich nicht anders zu helfen, als seine Sekretärin Valentina zu überreden, in eine Scheinehe einzuwilligen. Diese ist zunächst nicht gewillt, darauf einzugehen - als jedoch ihre eigene Großmutter eine medizinische notwendige, zugleich aber leider sehr kostenpflichtige Versorgung benötigt, sagt sie ihm unter der Bedingung zu, finanziell für ihre Abuela aufzukommen. Die Bedingungen der Scheinehe sehen allerdings das Leben unter einem Dach in einem gemeinsamen Bett vor und schon bald verschwimmen die Grenzen zwischen Scheinehe und echter Zuneigung.

Der Roman hat mich wie Band 1 sofort in seinen Bann gezogen und ich konnte ihn kaum aus der Hand legen. Der Schreibstil ist flüssig und packend, und durch den Perspektivwechsel zwischen Luca und Valentina tauchte ich tief in die Gedankenwelt beider Figuren ein. Besonders Valentinas Sicht hat mir geholfen, mit ihr mitzuleiden und ihre Zerrissenheit nachzuvollziehen.

Allerdings gab es Punkte, die mich stark beschäftigt haben. Zum einen empfand ich die Beziehung zwischen Luca und Valentina teilweise als toxisch. Luca verhielt sich insbesondere zu Beginn besitzergreifend und überschritt für meinen Geschmack körperliche Grenzen, was für mich als Leserin unangenehm war. Auch die Widersprüchlichkeit in Valentinas Handlungen – erst sagt sie, sie sei nicht bereit, um dann doch sofort intim mit ihm zu werden – wirkte auf mich problematisch, gerade im Hinblick auf die Wirkung auf ein junges Zielpublikum. Hier hätte ich mir mehr Nuancen und eine klarere Abgrenzung von Zustimmung und Ablehnung gewünscht.

Der Plot selbst wirkte manchmal unglaubwürdig: schon im ersten Kapitel stehen „Hass“ und eine frühe Spice-Szene nebeneinander, obwohl die Figuren vorgeben, sich nicht ausstehen zu können. Das wiederholte „Wir hassen uns“ ohne wirklich triftige Gründe erschien mir fadenscheinig und künstlich. Auch die arrangierten Ehepläne der Großmutter fand ich eher verstörend als charmant, auch wenn es zum Ende hin eine Aussprache gab. Ich persönlich finde nicht, dass Familie sich alles erlauben darf, auch wenn sie es "nur gut" mit einem meinen.

Trotz dieser Kritikpunkte muss ich anerkennen, dass Catharina Maura es gelang, die Dynamik zwischen Luca und Valentina emotional glaubhaft aufzulösen. Luca machte im Verlauf der Geschichte eine Entwicklung durch, die ihn mir am Ende sympathischer erscheinen und seine Motive nachvollziehen ließ. Er erkannte seine Übergriffigkeit, die er allerdings nicht vollends einstellen wollte. Gerade weil mich das Buch gleichzeitig fasziniert und innerlich in Konflikt gebracht hat, möchte ich die Reihe weiterlesen – Teil 3 ist also fest eingeplant.

Fazit: "The Temporary Wife" ist ein fesselnder Romance-Roman mit viel Drama, Spice und emotionaler Spannung, der aber auch problematische Darstellungen von Machtgefällen und Beziehungen enthält. Unterhaltsam – ja. Unkritisch konsumierbar – für mich nicht. Ich empfehle ihn Leser*innen, die Lust auf eine packende Liebesgeschichte haben, die aber gleichzeitig in der Lage sind, die toxisch anmutenden Vorgänge klar einzuordnen.

Bewertung vom 31.08.2025
Bach, Dagmar

Happy - Wo du mich findest


gut

Nachdem Anouks Eltern sich getrennt haben, besteht die Möglichkeit, dass das wunderschöne Beachhouse an der kalifornischen Küste im magisch-verträumten Junos veräußert werden soll. Das will Anouk um jeden Preis verhindern und reist heimlich nach Junos, um das Haus zu retten. Vor Ort trifft sie nicht nur auf die lieb gewonnenen Dorfbewohner, sondern erhält zudem merkwürdige Postkarten, in denen ihr geraten wird, sie solle nach der großen Liebe Ausschau halten. Gut, dass ihr langjähriger Freund Noah ebenfalls vor Ort ist - mit ihm gemeinsam wird sie doch herausfinden können, wer hinter den Karten steckt - oder?

Da ich Dagmar Bach schon von ihrer "Zimt"- sowie ihrer "Glück"-Reihe kenne, war meine Neugier auf ihr neues Buch natürlich sofort geweckt. Diesmal richtet sie sich an eine etwas ältere Zielgruppe, und ich war gespannt, ob mich die Geschichte genauso verzaubern würde wie ihre bisherigen Werke.

Was mir direkt gefallen hat: Die Figuren waren mir durchweg sympathisch und waren süß, sodass ich sie gern auf ihrer Reise begleitete. Das Setting an der Westküste – mit Meer, Küstenluft und Fernwehgarantie – machte die Lektüre leicht und entspannend. Besonders schön fand ich auch, dass man nicht nur die weibliche, sondern später auch die männliche Perspektive erhielt. Dadurch wirkte die Liebesgeschichte vollständiger, und am Ende fügte sich alles zwischen den beiden Hauptfiguren stimmig zusammen.

Trotzdem muss ich sagen: Ganz so rund war das Ganze für mich nicht. Die Handlung wirkte oft etwas wirr und baute stark auf Zufällen auf – teilweise so, dass es mich beim Lesen etwas genervt hat. Auch einige unrealistische Momente konnte ich nicht immer mit dem sonst so charmanten Magie-Aspekt der Autorin erklären. Besonders am Schluss habe ich die Reaktion der Eltern auf Anouks Aktion vermisst, da blieb für mich eine spürbare Lücke zurück. Zudem wurde für mich zu wenig hinterfragt, dass die Figuren finanziell alle Möglichkeiten haben und dadurch etwas weniger Bodenhaftung spürbar ist.

Unterm Strich ist "Happy, wo du mich findest" eine süße, leichte Geschichte mit Wohlfühlatmosphäre, die mich aber nicht so mitgerissen hat wie die Zimt-Reihe.

Bewertung vom 30.08.2025
Hensel, Anna

No Cure for Love


sehr gut

Elli will endlich als Ärztin an der Uniklinik und im wissenschaftlichen Bereich durchtstarten, doch zuvor muss sie 5 Monate am Provinzkrankenhaus St. Elias absolvieren. Statt mit ihrer Doktorarbeit voranzukommen, schlägt sie sich den "normalen" Klinikalltag einer Internistin um die Ohren. Doch schnell merkt sie, dass sie sich am St. Elias überraschend wohl fühlt - und das nicht nur, sondern auch wegen Stationsarzt Timo, der ihrem emotionalen Kern näher kommt als ihr lieb ist... Aber Ablenkungen kann sie sich als angehende Wissenschaftlerin eigentlich so gar nicht leisten!

Anna Hensel entführt ihre LeserInnen mit "No cure for Love" in den Krankenhausalltag und verwebt dabei berufliche Herausforderungen mit einer Liebesgeschichte. Der Roman liest sich leicht und flüssig, sodass man schnell vorankommt – und spätestens ab der Mitte konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen, da ich unbedingt wissen wollte, wie es mit den Figuren weitergeht.

Die Hauptfigur Ellen wirkte auf mich anfangs recht kühl und distanziert, was es mir erschwerte, mit ihr mitzufühlen. Nach und nach taute sie jedoch auf, wodurch die Geschichte an Tiefe und Spannung gewann. Besonders gelungen fand ich die Darstellung ihrer beruflichen Ambitionen und der Konflikte, die sich aus der Vereinbarkeit von Karriere und Privatleben ergeben.

Timo, der männliche Gegenpart, kam sympathisch, aber auch fordernd daher. Seine überbehütende Art wirkte auf mich teils nervig, doch er kann sich zurücknehmen und zeigt Verständnis – wenn auch nicht immer so sehr, wie ich es mir in einigen kritischen Situationen gewünscht hätte. Gerade sein sehr früh formulierter Kinderwunsch hat mich zwiegespalten: einerseits ehrlich und direkt, andererseits für mich in dieser Phase viel zu überstürzt und unromantisch.

Besonders mochte ich Nebenfiguren wie Katja, Ellens Mitbewohnerin, die Lebendigkeit und Wärme in die Handlung brachte. Ich hätte mir gewünscht, dass sie noch einen größeren Teil der Geschichte einnimmt, da sie zum Ende hin in den Hintergrund rückte.

Die Liebesgeschichte zwischen Ellen und Timo ist der „Fast Burn“-Kategorie zuzuordnen und in diesem Rahmen kam mir erste Kuss zu plötzlich, ohne vorheriges Prickeln. Sehr schnell kam es zu großen Gefühlen und Gefühlsgeständnissen, die für meinen Geschmack etwas überdramatisch, fast telenovelahaft, wirkte, weil die beiden sich noch nicht lange allzu lange kannten. Gleichzeitig fand ich es spannend, wie sich ihre Beziehung im Spannungsfeld von Beruf, Karriereplänen und Kinderwunsch entwickelte.

Sehr gelungen fand ich die Einbettung gesellschaftlich relevanter Themen: Sexismus im Klinikalltag, Vereinbarkeit von Karriere und Familie, Leistungsdruck und Personalknappheit im Gesundheitssystem. Die Autorin greift diese Aspekte authentisch auf, ohne den Roman dadurch zu beschweren. Für das Drama der Handlung und Figuren muss man allerdings ein Faible haben.

Der Schreibstil ist angenehm, flüssig und gut lesbar. Anna Hensel versteht es, sowohl die schönen Seiten des Arztberufs (Erfolge, Patientengespräche) als auch die Schattenseiten (Überforderung, sexistische Kommentare, tragische Schicksale) lebendig darzustellen. Manche Szenen wirkten auf mich zwar leicht überdramatisiert/telenovelahaft, dennoch blieb der Ton insgesamt locker und unterhaltsam.

Fazit: "No cure for Love" hat mir trotz kleiner Schwächen sehr gut gefallen. Anfangs brauchte ich etwas, um mit den Figuren warm zu werden, doch dann habe ich das Buch mit großem Vergnügen gelesen. Die Mischung aus authentischem Krankenhausalltag, einer Liebesgeschichte mit Hindernissen und gesellschaftlichen Denkanstößen ist gelungen. Wer einen leichten, unterhaltsamen Roman sucht, der manchmal an Telenovelas erinnert, wird hier gut aufgehoben sein.

Bewertung vom 21.08.2025
Gerstberger, Beatrix

Die Hummerfrauen


sehr gut

Manchmal stolpert man über ein Buch, das einen unerwartet packt – genau so ging es mir mit "Die Hummerfrauen". Schon nach wenigen Seiten war ich mittendrin in der rauen, salzigen Welt an der Küste von Maine. Eigentlich dachte ich ja immer, dass Hummerfischen eher was für Männer ist, aber ich wurde eines besseren belehrt. Beatrix Gerstberger hat sich mit "Hummerfrauen" getroffen, die diesen Knochenjob erledigen und wartet im Roman mit gleich drei Frauen auf, die diesem Job nachgehen.

Was mich gleich begeistert hat, war der Schreibstil. Klar, direkt und gleichzeitig atmosphärisch – er hat mich sofort in den Bann gezogen. Die Figuren sind herrlich schroff, manchmal fast barsch, aber nie unecht. Im Gegenteil: Gerade dadurch wirken sie klar und wunderbar authentisch. Sie haben den Mund vielleicht ein bisschen zu weit vorne, aber das Herz definitiv am richtigen Fleck.

Die Geschichte springt immer wieder zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Diese Rückblenden haben meinen Lesefluss nicht gestört – im Gegenteil. Ich habe sie regelrecht herbeigesehnt, weil die Geheimnisse der Vergangenheit so geschickt angeteasert wurden, dass ich unbedingt wissen wollte, was damals passiert ist.

Im Zentrum stehen Ann, Julie und Mina – drei Frauen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Ann, mit ihren 72 Jahren, lebt allein mit Mr. Darcy, ihrem blauen Hummer, der einfach nicht im Meer bleiben will. Julie, 54, ist direkt, manchmal scharf im Ton, aber eine Frau mit großem Herzen und Durchsetzungskraft. Und Mina, die Jüngste, die im Dorf nicht unbedingt leicht Fuß fasst, war für mich am wenigsten greifbar, aber dennoch ein spannendes Puzzlestück.

Gerstberger schildert das karge Leben im Fischerdorf eindringlich: den harten Alltag, die raue See, aber auch das Untereinander der Dorfbewohner – inklusive der Skepsis gegenüber Neuankömmlingen.

Und obwohl es im Roman viele Dramen, Konflikte und Verletzungen gibt, strahlte die Geschichte gleichzeitig eine tiefe Ruhe aus. Fast so, als würde man mit den Figuren am Hafen sitzen, aufs Meer schauen und spüren: Das Leben ist nicht einfach, aber es ist echt.

Ein intensiver, vielschichtiger Roman über starke Frauen, Geheimnisse, Zugehörigkeit und das raue Meer – für mich eine kleine Entdeckung, die ich in kurzer Zeit verschlungen habe.

Bewertung vom 21.08.2025
Goscinny, René;Uderzo, Albert;d'Andréa, Lison

Idefix und die Unbeugsamen 08


gut

Ich lese die Asterix und Obelix Comics sehr gerne - Idefix im Zentrum des Geschehens der Comics kannte ich bisher nicht. Der Band besteht aus 3 Kurzgeschichten, die unterhaltsam und niedlich sind. Vom Gehalt her kommen sie an das Original jedoch nicht heran.

Ich habe viel Schmunzeln müssen - abgerundet wird das ganze mit den gewohnt guten Zeichnungen, die schon Asterix&Obelix weltbekannt gemacht haben.

Insgesamt ein vergnügliches Lesen für Zwischendurch!

Bewertung vom 21.08.2025
Jo, Sophie

Red Flags


sehr gut

Der Einstieg in "Red Flags" war für mich nicht ganz einfach. Vor allem im ersten Drittel hatte ich Mühe, einen Zugang zu den Figuren zu finden – Poppy erschien mir zu unversöhnlich, zu sehr schwarz-weiß, während Cameron sich direkt auf eine völlig unsinnige Lüge einließ und sich damit selbst ins Aus manövrierte. Ich habe mich gefragt, warum er ihr nicht einfach eine echte Chance gibt, sondern stattdessen so abweisend und unangenehm wirkt.

Doch mit der Zeit veränderte sich mein Blick auf die beiden. Bei Poppy habe ich gemerkt, dass hinter ihrer manchmal nervigen Härte auch eine starke Frau steckt, die für ihre Werte einsteht und ihre Liebsten kompromisslos verteidigt. Cameron wiederum konnte ich nach und nach ins Herz schließen – besonders, als man mehr über seine familiäre Situation erfuhr und sah, wie schnell er selbst erkannte, wie dumm er sich verhalten hatte. Diese Entwicklung hat ihn für mich greifbarer, liebenswerter und menschlicher gemacht.

Die Geschichte erinnerte mich an den Film "Wie werde ich ihn los in 10 Tagen": erst geprägt von Missverständnissen, Schlagabtauschen und Situationen, die zum Kopfschütteln bringen, dann immer unterhaltsamer, amüsanter und voller Charme. Ab dem zweiten Drittel habe ich mich richtig mitreißen lassen – es gibt viele süße, witzige Szenen, und auch die Nebenfiguren wie die Freundinnen oder Camerons herzerwärmender Opa trugen viel zur Leichtigkeit des Buches bei.

Sophie Jos Schreibstil ist angenehm leicht und flüssig, sodass die Seiten nur so dahinflogen und am Ende überwiegt bei mir ein positives Gefühl: Ich habe das Buch gerne gelesen, trotz mancher Anfangsschwierigkeiten mit den Figuren. Besonders schön finde ich die Kernbotschaft: dass wir eine Liebe verdienen, die uns guttut, in der wir akzeptiert werden, wie wir sind – und dass es nicht darum geht, verbissen zu suchen, sondern jemanden zu finden, mit dem man gemeinsam wachsen möchte.

Bewertung vom 21.08.2025
Roeder, Annette

Frag Philomena Freud


sehr gut

Das Waisenmädchen Philomena lebt auf der Straße und schlägt sich mit Schuhputzen durch. Jeden Tag findet man sie vor der Praxis des Psychiaters Sigmund Freud, um den Großkopferten die Schuhe zu pflegen. Dabei erteilt sie manchmal auch den ein oder anderen praktischen Rat. Ihr Rufname "Philomena Freud" kommt daher nicht von ungefähr. Als eines Tages Sidonie von Wallersee verdächtig wird, die Gräfin und zugleich ihre Erbtante mit einer Haarnadel, auf der eine diamantene Spinne thront, ermordet zu haben, wird Philomena hellhörig. Schließlich ist Sidonie bei Sigmund Freud in Behandlung, um ihre Albträume sowie ihre extreme Spinnenphobie in den Griff zu bekommen...

Philomena Freud hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen und das trotz eines kleinen Hakens: Ich habe schon ziemlich früh durchschaut, wer, warum und wie hinter allem steckt. Die Handlung war für mich daher vorhersehbar, doch der Showdown war trotzdem packend und hat mich bis zur letzten Seite gefesselt.

Der historische Jugendroman lebt vor allem von seinen einprägsamen Figuren. Sie sind durchweg liebevoll und detailliert gezeichnet, auch wenn man natürlich nicht alle gut leiden kann - es gibt auch Figuren für die Antipathie ;). Besonders Philomena habe ich aber sofort ins Herz geschlossen. Sie ist frech, gewitzt und mit einem Herz aus Gold ausgestattet. Sie trägt die Geschichte mit so viel Witz und Eigenwilligkeit, dass man einfach weiterlesen muss. Aber auch die anderen Straßenkinder, ihr Hund Kaiser Franz, ihr Bruder und die Angestellten der Gräfin bringen herzallerliebste Momente mit sich.

Der Schreibstil ist flüssig, jedoch musste ich mich an den Wiener Dialekt erst einmal gewöhnen, aber als ich drin war, hat er dem Ganzen einen ganz eigenen Charme verliehen. Zudem gibt es für Jugendliche im Anhang ein Glossar, um eine Übersetzung für das ein oder andere Wort nachschlagen zu können.

Das historische Setting wirkte unglaublich authentisch; die damaligen Verhältnisse wurden so lebendig beschrieben, dass ich beim Lesen regelrecht in diese Zeit eintauchen konnte.

Fazit: Der Roman ließ sich in einem Rutsch weglesen und ich hoffe sehr, dass es noch weitere Abenteuer mit Philomena geben wird, denn ich ich wäre auf jeden Fall wieder dabei!

Bewertung vom 21.08.2025
Santos de Lima, Gabriella

Wie du liebst / Fleur de Lavande Bd.1


ausgezeichnet

Nachdem ihr 3. Buch veröffentlicht wurde, benötigt Autorin Viola eine Sommerpause und reist zu ihrer Freundin in die Provence, wo sie die Ferien auf dem Gut der Familie verbringen möchten. Unerwartet mit von der Partie ist Lucas - der Bruder ihrer besten Freundin und eigentlich sind sich die beiden spinnefeind. Doch nach und nach kommen sie sich näher als Viola lieb ist und obwohl Lucas etwas vor ihr zu verbergen scheint, entstehen Gefühle, mit denen sie nicht gerechnet hätte.

Schon auf den ersten Seiten hat mich dieses Buch vollkommen gepackt: Das wunderschöne Setting, der vereinnahmende Schreibstil, die Emotionen der Figuren und die interessanten Hintergrundthemen haben mich nicht mehr losgelassen.

Viola als Hauptfigur empfand ich als sympathisch und ich konnte sehr mit ihr mitfühlen. Gleichzeitig entwickelte sich ihre Persönlichkeit allerdings erst zum Schluß weiter und sie wirkte über den Roman hinweg etwas wehleidig, was mich manchmal etwas genervt hat. Ihr männlicher Konterpart Lucas hatte mich hingegen sehr schnell für sich gewonnen: geheimnisvoll, nachdenklich, stark, aber ohne dieses abweisende Klischee, das man oft in New-Adult-Romanen findet. Beide Protagonisten verhalten sich erwachsen, kommunizieren überwiegend direkt miteinander und lernen sich wirklich kennen. Das hatte für mich viel mehr Niveau als in vielen anderen Geschichten des Genres. Ich wollte stets wissen, was sich nun hinter Lucas' Geheimnis verbirgt! Mir haben zudem die Nebenfiguren und die anklingenden Nebenhandlungen für die zukünftigen 2 Bände gefallen und Neugierde geschürt. Dazu kam die Thematik rund um die Autorenwelt der Protagonistin Viola sowie das emotionale Gepäck, das beide Hauptfiguren mitbringen – beides verlieh der Handlung angenehme Tiefe.

Das Setting in der Provence ist einfach traumhaft und macht das Buch zur perfekten Sommerlektüre. Man kann die warmen Farben, die Düfte und die Atmosphäre fast spüren. Unterstützt wird das Ganze von Gabriella Santos de Limas wunderschönem Schreibstil, der einen sofort in seinen Bann zieht. Ein weiteres Highlight für mich war die moderne Textgestaltung mit E-Mails, Violas-Kopflisten und WhatsApp-Nachrichten. Das sorgte für Abwechslung und einen besonders angenehmen Lesefluss.

Fazit: Fleur de Lavande ist ein gefühlvolles, reifes und zugleich leichtes Sommerbuch mit einer romantischen Liebesgeschichte, einem tollen Setting und wunderbar geschriebenen Figuren. Ich konnte es kaum aus der Hand legen – und freue mich schon riesig auf den nächsten Teil!