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KGranger
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Hürth

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Insgesamt 165 Bewertungen
Bewertung vom 27.04.2025
Campos, Cristina

Verheiratete Frauen


ausgezeichnet

Cristina Campos hat mit "Verheiratete Frauen" einen Roman geschrieben, der mich gleichermaßen erschüttert und tief beeindruckt hat. Was auf den ersten Blick wie ein klassischer Frauenroman wirkt, entpuppt sich als schonungslos ehrliche, kluge und emotional dichte Auseinandersetzung mit dem Leben von Frauen ab vierzig – mit all ihren Widersprüchen, Hoffnungen und Enttäuschungen.
Im Zentrum stehen Gabriela, Silvia und Cósima – drei Frauen, die sich wie enge Freundinnen anfühlen. Jede auf ihre Weise gefangen in einem Leben, das einmal ganz anders gedacht war. Gabriela, Journalistin und Mutter, führt seit Jahren eine Ehe, die mehr Routine als Liebe ist – bis sie eine leidenschaftliche Affäre beginnt, die alles ins Wanken bringt. Silvia, Fotografin, erwartet ein Kind von einem Mann, mit dem sie kaum noch etwas verbindet. Und Cósima, erfolgreiche Stylistin, muss sich eingestehen, dass ihr frisch angetrauter Ehemann sie nicht mehr begehrt.

Was Campos so meisterhaft gelingt, ist das Einfangen der leisen und lauten Momente im Leben dieser Frauen. Die Kapitel sind lang, aber durch viele kurze, intensive Szenen zerschnitten, die tiefe Einblicke in die Gedankenwelt der Protagonistinnen geben. Ihre Handlungen wirken manchmal verstörend, manchmal nur allzu nachvollziehbar – und immer menschlich.

Der Roman ist auch sprachlich ein Genuss: präzise, atmosphärisch dicht, dabei aber nie überladen. Die erotischen Szenen sind nicht nur Mittel zum Zweck, sondern helfen dabei, die innere Zerrissenheit der Figuren greifbar zu machen. Und doch geht es um so viel mehr als nur um Affären und Beziehungen – es geht um Selbstbestimmung, um das Frausein in einer Welt, die von Erwartungen geprägt ist. Themen wie Kinderwunsch, Endometriose, Homosexualität, gesellschaftliche Rollenbilder und emotionale Gewalt werden ohne Zeigefinger, aber mit großer emotionaler Wucht behandelt.

Ich habe oft innehalten müssen, weil mich das Gelesene so sehr berührt oder aufgewühlt hat. Und obwohl Männer in diesem Roman durchaus präsent sind, ist es die weibliche Perspektive, die hier im Vordergrund steht – ehrlich, facettenreich, ungeschönt.
Verheiratete Frauen ist ein aufwühlendes, kluges und bewegendes Buch. Es hat mich mit Wut, Mitgefühl und Traurigkeit zurückgelassen – und mit dem Gefühl, gerade etwas sehr Wichtiges gelesen zu haben. Ein Buch, das ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.

Bewertung vom 27.04.2025
Hope, Anna

Wo wir uns treffen


ausgezeichnet

"Wo wir uns treffen" von Anna Hope hat mich von Anfang bis Ende begeistert. Es ist einer dieser Romane, der sich zunächst ruhig entfaltet, aber mit jeder Seite mehr Tiefe, Bedeutung und emotionale Wucht entwickelt. Je länger ich gelesen habe, desto schwerer fiel es mir, das Buch aus der Hand zu legen – und desto mehr habe ich es bewundert.

Im Zentrum steht der Tod von Philip Brooke, Patriarch einer alteingesessenen britischen Familie. Seine Kinder Frannie, Milo und Isa reisen zum beeindruckenden Familienanwesen in Sussex, um Abschied zu nehmen – und treffen dort nicht nur aufeinander, sondern auch auf Clara, die Tochter von Philips amerikanischer Geliebter, die mehr über die wahre Geschichte und das koloniale Erbe der Familie weiß, als allen lieb ist.

Frannie hat das Anwesen bereits vor Jahren übernommen und möchte es nun in eine nachhaltige Zukunft führen. Besonders für ihre Tochter ist ihr das wichtig. Milo hingegen ist rastlos, getrieben – und hat eigene Vorstellungen, die stark von seinem Vater geprägt sind. Isa kämpft vor allem mit sich selbst und alten Wunden. Und Clara bringt Unruhe und Wahrheiten mit, die nicht ignoriert werden können.

Anna Hope gelingt es auf bemerkenswerte Weise, all diese Perspektiven miteinander zu verweben. Die Charaktere sind vielschichtig, authentisch und nicht immer leicht zu greifen – aber genau das macht sie so lebendig. Jede Figur trägt ihre Geschichte, ihre Verletzungen und ihre Sicht auf die Welt in sich, und das zeigt sich in jeder noch so feinen Nuance.

Die Themen, die Hope verhandelt, sind groß und komplex: familiäre Verstrickungen, Zugehörigkeit, Besitz, Schuld, koloniale Vergangenheit, gesellschaftliche Verantwortung – und darüber hinaus der Wunsch, in einer sich wandelnden Welt Orientierung und Sinn zu finden. Und all das wird vor der Kulisse eines riesigen Landhauses erzählt, das selbst wie eine eigene Figur wirkt. Die Naturbeschreibungen, die Atmosphäre, die Geräusche und Gerüche – all das ist so sinnlich und präzise geschrieben, dass man sich fast selbst auf dem Anwesen wähnt.

Der Roman braucht ein wenig Anlauf, doch genau das passt zur Geschichte. Er fordert Zeit und Aufmerksamkeit – und wird dafür umso reicher. Die Sprache ist elegant, poetisch und trotzdem klar. Kein Wort zu viel, keines zu wenig.

Fazit: "Wo wir uns treffen" ist ein wunderbar komponierter, kluger und berührender Roman über Familie, Verlust und Verantwortung. Wer tiefgründige Geschichten liebt, in denen nicht alles schwarz oder weiß ist, sondern in Zwischenräumen erzählt wird, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen. Für mich ganz klar ein Highlight und eine uneingeschränkte Fünf-Sterne-Empfehlung.

Bewertung vom 22.04.2025
Pauss, Julia

Hide Me / Kodiak Echoes Bd.1


ausgezeichnet

Was für ein unglaublich fesselndes Buch! "Kodiak Echoes" von Julia Pausss hat mich von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann gezogen. Das Setting auf Kodiak Island in Alaska ist einfach atemberaubend – die raue, abgeschiedene Natur, die eisige Kälte und die düstere Atmosphäre verleihen der Geschichte eine ganz besondere Intensität.

Brynn Callahan, die nach der Aufdeckung eines Verbrechens im Zeugenschutzprogramm landet, muss sich nicht nur mit den Herausforderungen der Wildnis und misstrauischen Dorfbewohnern herumschlagen, sondern auch mit ihrem mürrischen Nachbarn Archer Flint. Und Archer! Hach, was für ein großartiger Charakter. Grummelig, geheimnisvoll und mit einer Vergangenheit, die ihn nicht loslässt – ich habe jede Szene zwischen ihm und Brynn geliebt. Ihre Dynamik ist voller Spannung, ihr langsames Annähern voller Gefühl, und ihre Liebesgeschichte hat mich einfach nur dahinschmelzen lassen.

Dazu kommt die unglaublich spannende Handlung: Ein ungelöster Mordfall, ein verschwundener Bruder, dunkle Geheimnisse – ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Julia Pausss hat genau die richtige Mischung aus Romantik und Nervenkitzel getroffen.

Ich freue mich jetzt schon riesig auf Band 2 und kann es kaum erwarten, wieder nach Echo Cove zurückzukehren! Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.04.2025
Haas, Wolf

Wackelkontakt


gut

Wackelkontakt ist ein Roman, der definitiv aus dem Rahmen fällt – und genau das ist sowohl seine Stärke als auch seine Schwäche. Die Grundidee ist clever: Franz Escher wartet auf einen Elektriker, weil seine Steckdose einen Wackelkontakt hat. Um sich die Zeit zu vertreiben, liest er ein Buch über Elio Russo, einen Mafia-Kronzeugen, der im Gefängnis sitzt, auf seine Entlassung wartet und aus Angst nicht schlafen kann. Auch Elio liest ein Buch – über Franz Escher, der auf den Elektriker wartet...

Was sich anfangs wie zwei halbwegs normale Geschichten liest, verwandelt sich nach und nach in ein raffiniertes Spiel mit Realität und Fiktion. Die Ebenen überlagern sich, die Figuren lesen sich gegenseitig, und irgendwann weiß man als Leser nicht mehr, welche Geschichte „wirklich“ ist – oder ob es so etwas in diesem Buch überhaupt gibt.

Einerseits fand ich das faszinierend: Wolf Haas gelingt es, mit Sprache, Struktur und Perspektive zu spielen wie kaum ein anderer. Andererseits war mir das alles manchmal einfach zu viel. Man wird ständig in die Irre geführt, hangelt sich von einem Hinweis zum nächsten, nur um festzustellen, dass auch der wieder in Frage gestellt wird. Das kann spannend sein, wirkt aber irgendwann auch ein wenig ermüdend.

Unterm Strich bleibt Wackelkontakt ein intelligenter, ungewöhnlicher Roman mit vielen originellen Einfällen – aber auch einer verwirrenden Erzählstruktur, die nicht jeden mitnimmt. Wer gern literarische Irrgärten betritt, ist hier gut aufgehoben. Für mich war’s interessant, aber nicht ganz überzeugend.

Bewertung vom 24.03.2025
Kramer, Christoph

Das Leben fing im Sommer an


gut

Ich war sehr gespannt, ob ein Fußballer einen guten Roman schreiben kann – und wurde positiv überrascht. Christoph Kramer erzählt die Geschichte von Chris, den wir drei Tage lang im Sommer seiner ersten großen Liebe begleiten. Auch wenn es heißt, die Figuren seien frei erfunden, lässt sich kaum leugnen, dass der Protagonist nicht nur den Namen mit dem Autor gemeinsam hat.

Besonders gut gefallen hat mir die nostalgische Atmosphäre. Da ich selbst in den 90ern geboren wurde, konnte ich mich in vielen Details wiederfinden. Die Geschichte weckt Erinnerungen an die eigene Jugend, an unvergessliche Sommer und erste große Gefühle.

Dennoch gab es einige Kritikpunkte. Vieles blieb für mich zu oberflächlich – sowohl die Charaktere als auch die Handlung hätten mehr Tiefe vertragen. Zudem war das Lesen über große Strecken ziemlich zäh, es fehlte einfach an Spannung oder besonderen Momenten, die mich wirklich mitgerissen hätten.

Alles in allem ein solider Debütroman mit schönen Ansätzen, aber auch einigen Längen. Wer Lust auf eine sommerliche Coming-of-Age-Geschichte mit Nostalgiefaktor hat, kann einen Blick hineinwerfen – große literarische Höhen darf man jedoch nicht erwarten.

Bewertung vom 24.03.2025
Ogawa, Ito

Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen


gut

Ich liebe koreanische und japanische Geschichten dieser Art, deshalb war ich sofort neugierig auf "Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen". Die Atmosphäre ist wirklich toll – ein kleiner, gemütlicher Schreibwarenladen, in dem Hatoko die Briefe anderer Menschen verfasst und dabei in die unterschiedlichsten Geschichten eintaucht.

Allerdings hatte ich während des Lesens ständig das Gefühl, dieses Buch in anderer Form schon einmal gelesen zu haben. Es gibt bereits viele Bücher mit einer ähnlichen Prämisse, die mich mehr berühren oder überraschen konnten. Auch wenn die einzelnen Aufträge, die Hatoko übernimmt, interessant sind, fehlte mir manchmal die emotionale Tiefe.

Für Fans von ruhigen, besinnlichen Geschichten oder Kalligraphie-Liebhaber ist das Buch sicher eine schöne Wahl. Ich persönlich kenne aber bereits stärkere Romane in diesem Genre.

Bewertung vom 24.03.2025
Reilly, Rebecca K

Greta & Valdin


gut

Das Cover von Greta und Valdin ist wirklich ansprechend, und der rote Farbschnitt macht das Buch optisch zu einem Highlight. Inhaltlich konnte mich die Geschichte aber leider nicht ganz überzeugen.

Die Geschwister Greta und Valdin sind sympathische Protagonisten, die zusammen in Auckland leben, ihre Liebe zu Karaoke teilen und immer wieder unglückliche Entscheidungen in Sachen Liebe treffen. Valdin kommt nicht über seinen Ex Xabi hinweg, der inzwischen in Buenos Aires lebt, und Greta hat sich in ihre Kollegin Holly verliebt, die nicht einmal ihren Nachnamen richtig aussprechen kann.

Ich mochte die liebevolle, teils exzentrische Familie der beiden, doch die kulturellen Wurzeln waren mir manchmal fast zu vielschichtig – es wurde viel angeschnitten, aber nicht immer vertieft. Die Geschichte plätscherte für meinen Geschmack zu sehr vor sich hin, ohne wirkliche Höhepunkte.

Für Leser, die ruhige, charaktergetriebene Romane mögen, ist Greta und Valdin sicher eine gute Wahl. Mir fehlte allerdings das gewisse Etwas, das mich wirklich fesselt.

Bewertung vom 10.03.2025
Morrison, Ewan

Überleben ist alles


gut

Die Grundidee von Überleben ist alles hat mich sofort angesprochen: Ein Vater, der nach einer Pandemie in Angst lebt und seine Kinder in ein abgelegenes Safe House bringt, weil er eine neue Katastrophe erwartet. Klingt nach einem spannenden Survival-Thriller – leider konnte mich die Umsetzung aber nicht wirklich fesseln.

Das größte Problem für mich war der Schreibstil. Die Geschichte wird aus der Sicht der jugendlichen Haley erzählt, die ihre Gedanken oft in Listenform präsentiert. Das mag als Stilmittel funktionieren, aber für mich fühlte es sich eher wie ein Survival-Guide an als wie ein spannender Roman. Mein Lesefluss wurde dadurch immer wieder unterbrochen, und echte Emotionen kamen kaum rüber.

Auch die Spannung blieb aus. Von Anfang an hat man das Gefühl, dass der Vater im Unrecht ist – was bleibt dann noch an Nervenkitzel? Wären tatsächlich Hinweise darauf aufgetaucht, dass Haley und ihr Bruder Ben in echter Gefahr sind, hätte das für mehr Unsicherheit und Spannung gesorgt. So blieb die Geschichte recht vorhersehbar und streckenweise langatmig.

Insgesamt ein interessantes Konzept mit viel Potenzial, das für mich aber durch den Stil und den fehlenden Spannungsbogen nicht ganz aufgegangen ist. Wer sich für Prepper-Themen interessiert, könnte dennoch auf seine Kosten kommen.

Bewertung vom 10.03.2025
Crouch, Sarah

Middletide - Was die Gezeiten verbergen


sehr gut

Middletide – Was die Gezeiten verbergen hat mich sofort mit seinem wunderschönen Cover in warmen Rottönen angesprochen. Doch auch der Inhalt konnte mich überzeugen: Die Geschichte rund um den Schriftsteller Elijah Leiths, der nach Jahren in seine Heimat zurückkehrt und plötzlich im Zentrum eines Mordfalls steht, ist fesselnd erzählt. Hat er die junge Ärztin Erin wirklich umgebracht? Oder steckt mehr dahinter?

Besonders spannend fand ich die verschiedenen Zeitebenen, die geschickt miteinander verwoben sind. Man wird als Leser immer wieder in andere Jahre versetzt, wodurch sich nach und nach ein vollständiges Bild der Ereignisse ergibt. Dieser Stil hat mich sehr an Der Gesang der Flusskrebse erinnert, was mir gut gefallen hat – allerdings muss man diese Art des Erzählens mögen, da man ständig zwischen den Zeiten springt.

Trotz der gelungenen Atmosphäre und der interessanten Handlung hat mir aber etwas gefehlt. Vielleicht hätte ich mir mehr emotionale Tiefe oder eine stärkere Verbindung zu den Figuren gewünscht. Dennoch ist es ein eindrucksvoller Roman mit viel Spannung und einer melancholischen Grundstimmung, die perfekt zur Küstenlandschaft passt. Eine klare Leseempfehlung für alle, die geheimnisvolle Geschichten mit verschachtelten Zeitebenen mögen!

Bewertung vom 02.03.2025
Westerboer, Nils

Lyneham


ausgezeichnet

Schon das Cover von "Lyneham" hat mich sofort in seinen Bann gezogen – es erinnert mich ein wenig an die drei Brüder aus den Heiligtümern des Todes, und diese düstere, fast mystische Atmosphäre zieht sich auch durch das gesamte Buch.

Bereits auf den ersten Seiten hat mich die Geschichte gefesselt. Der Marshmallow-Test gleich zu Beginn war ein witziges Detail, das ich garantiert bestanden hätte – einfach, weil ich keine Marshmallows mag. Aber hinter diesem scheinbar simplen Test steckt so viel mehr: ein cleverer Einstieg in eine tiefgründige Story.

Henry ist gerade einmal 12 Jahre alt, als die Erde stirbt und er mit seiner Familie in ein fremdes Sonnensystem aufbrechen muss. Doch das Schicksal schlägt grausam zu – seine Mutter flieht in einem anderen Raumschiff und wird von ihnen getrennt. Was dann folgt, ist ein faszinierendes Abenteuer voller Spannung, Emotionen und atemberaubendem Worldbuilding.

Und genau dieses Worldbuilding hat mich absolut begeistert! Ich liebe Sci-Fi-Romane, und "Lyneham" hat alles, was ich mir von diesem Genre wünsche: eine fesselnde Zukunftsvision, eine intensive Atmosphäre und eine Story, die mich von Anfang bis Ende nicht mehr losgelassen hat.

Henry als Protagonist war für mich ein echtes Highlight. Seine Gedanken, Ängste und Hoffnungen waren so authentisch beschrieben, dass ich richtig mit ihm mitfühlen konnte.

Für alle Sci-Fi-Fans und Leser, die gerne in düstere, aber tiefgründige Geschichten eintauchen: "Lyneham" ist ein absolutes Must-Read!