Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
haberlei
Wohnort: 
Wien
Über mich: 
Begeisterte Leserin von Krimis, Thrillern, Humorvollem, historischen (Frauen-)Romanen, Biografien

Bewertungen

Insgesamt 308 Bewertungen
Bewertung vom 06.01.2025
Jenseits des Nadirs
Marmulla, Rüdiger

Jenseits des Nadirs


ausgezeichnet

Gefühle in knappen Worten ausgedrückt

Der Sammelband „Jenseits des Nadirs“ von Rüdiger Marmulla enthält Novellen, die zwar verschiedenste Themen ansprechen, aber alle eines gemeinsam haben: sie berühren. Denn seine kleinen Geschichten haben eine ganz eigene Ausstrahlung. Trotz seines extrem minimalistischen Schreibstils – die Charaktere sind nicht tiefschürfend ausgearbeitet -, vermag er Gefühle zu vermitteln. Man fühlt mit diesen Menschen. Die Themen, wenn auch eher nur oberflächlich angeschnittenen, regen zum Nachdenken an.

In „Raue Ufer“ wartet ein Vater auf seine jahrelang nicht gesehene Tochter. Berufliche Umstände zwangen ihn zu einem Auslandsaufenthalt, wodurch der Kontakt zu ihr abriss. Er sehnt sich nach einem Wiedersehen, doch die Tochter reagierte bislang nie auf seine Briefe. Sie fühlte sich als Kind von ihm verlassen, ist nach wie vor verletzt. Man spürt seine Sehnsucht, seine Trauer über verlorene gemeinsame Jahre, aber auch seine Hoffnung – und man hofft als Leser mit ihm -, dass sie ihm irgendwann einmal vergeben wird.

In „Rückkehr zu den Yosemite Falls“ besucht ein Großvater mit seiner Enkelin Plätze, wo er einst mit seiner Frau glückliche Stunden verbracht hat. Er plante diesen Ausflug mit dem Hintergedanken, dort zu sterben, doch die Enkelin sorgt für seine Rettung und gibt ihm zu verstehen, wie sehr er geliebt und noch gebraucht wird. Die positive Botschaft dieser Novelle ist für mich, wie wunderbar es für alte Menschen ist, wenn es Familie gibt, die sich um sie kümmert, sie liebt. Doch ein wenig schwingt auch die Überlegung mit, inwieweit man das Recht hat, seinen Tod zu bestimmen.

In „Das letzte Duett“ erfüllt eine Krankenschwester einem Sterbenden einen letzten Wunsch. Sie zeigt Empathie zu einem Patienten, den der Arzt bereits aufgegeben hat, weil er sich nur mehr für jene Menschen interessiert, denen er medizinisch helfen kann. Eine Geschichte, die einerseits durch die Handlungsweise der Schwester berührt, andererseits aber auch durch die distanzierte, unmenschlich wirkende Einstellung des Arztes betroffen macht.

Die letzte Geschichte „Jenseits des Nadirs“ ist die fantasievollste dieses Bandes. Es ist viel Sternenkunde in diesem Text mit hinein verwoben. Es ist eine metaphysische Reise. Ein Junge ist auf der Suche nach einem Freund, den er letztens in seinem Glauben findet.

„Jenseits des Nadirs“ ist ein Büchlein, das man gar nicht in einem Zug verschlingen, sondern dessen Geschichten man auf sich einwirken lassen sollte. Ich schätze die Novellen von Rüdiger Marmulla ob ihrer menschlichen Ausstrahlung. Man versinkt ein wenig in einer Atmosphäre von Ruhe und Beschaulichkeit, emotional berührt und nachdenklich gestimmt.

Bewertung vom 05.01.2025
Wer zuletzt tanzt, tanzt am besten
Roth, Mila

Wer zuletzt tanzt, tanzt am besten


ausgezeichnet

Turbulente Flusskreuzfahrt

„Wer zuletzt tanzt, tanzt am besten“ von Mila Roth alias Petra Schier ist eine erfrischend kurzweilige und gleichzeitig spannende Agentenstory, bereits der 15. gemeinsame Auftrag des Agenten-Duos Janna und Markus.

Worum geht es?
Die Wissenschaftlerin Dr. Valentina Kostova wendet sich an Markus um Hilfe. Sie fürchtet, von Kriminellen entführt zu werden, um sie zur Herausgabe des von ihr entwickelten Quantencodes zu zwingen. Markus und Janna begleiten sie als ein Ehepaar getarnt an Bord eines Donau-Kreuzfahrtschiffes in ihre Heimatstadt Sofia, damit sie dort ihre wissenschaftliche Arbeit sicher fortführen kann. Es wird eine turbulente Reise - Geheimdienstleute machen Jagd auf Valentina.

Das Cover ist nicht nur optisch ein Eyecatcher, sondern das Motiv des Tanzpaares passt auch optimal zum Titel. Das Buch erschien 2024. Die kurz gehaltenen Kapitel sind mit Orts- und Zeitangaben versehen, was ich stets sehr schätze, da die Chronologie nachvollziehbar ist. Das Personenverzeichnis fand ich ebenfalls sehr hilfreich, um den Personenkreis zu überblicken. Der Schreibstil ist flüssig, locker, humorvoll, auch gut beschreibend. Die Handlung spielt in der Gegenwart; sie erstreckt sich über einen zehntägigen Zeitraum.

Es handelt sich bereits um den fünfzehnten Band dieser Reihe. Für mich war es erst das zweite Buch der Reihe – vor ca. zwei Jahren habe ich Band 1 gelesen. Ich erinnerte mich kaum noch an Details, außer dass mir das Buch damals gut gefiel. Vorkenntnisse sind wirklich keine nötig, um in die Story hinein zu kommen. Soweit erforderlich gibt es Hinweise auf die Vorgeschichte.

Die Handlung beginnt eher ruhig und beschaulich mit Reiselust weckenden Eindrücken bei einer Donau-Kreuzfahrt, mit Stadtrundgängen und einem Tanzwettbewerb, doch der Spannungsbogen zieht sich bald abwechslungsreich und mit überraschenden Wendungen durch den Roman bis zum dramatischen Showdown.

Das sympathische Agenten-Duo Janna und Markus steht im Mittelpunkt. Die beiden verbindet über die harmonische berufliche Zusammenarbeit eine wirklich gute Freundschaft. Langsam bahnt sich darüber hinaus eine intensivere Beziehung an. Noch wollen sie es nicht wahrhaben, doch es knistert bereits beträchtlich zwischen den beiden. Bei dem zweiten Agentenpaar Melanie und Gabriel ist von Eintracht (noch) keine Rede, doch ich denke, da steckt mehr dahinter. Vielleicht wird das Geheimnis ja im nächsten Band gelüftet. Generell sind die Akteure gut vorstellbar beschrieben.

Mich hat diese Agentenstory wieder gut unterhalten. Es ist eine entspannende Lektüre, mit der man sich einfach wohl fühlt und gerne noch mehr davon lesen möchte. Ich empfehle dieses Buch gerne weiter.

Bewertung vom 01.01.2025
Frau Morgenstern und das Vermächtnis
Huwyler, Marcel

Frau Morgenstern und das Vermächtnis


ausgezeichnet

Der Wind, der Wind, das himmlische Kind …

„Frau Morgenstern und das Vermächtnis“ von Marcel Huwyler, mittlerweile der 6. Band dieser außergewöhnlichen witzig-spannenden Serie, war wiederum ein Lese-Highlight für mich.

Worum geht es?
Violetta Morgenstern, eigentlich im Ruhestand, wird vom Killerministerium wiederum angeheuert. Denn ihr Ex-Kollege Miguel Schlunegger hat einen Menschen erschossen, grundlos wie es scheint. Denn er schweigt. Violetta soll den Grund für sein Handeln herausfinden. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, denn Miguel droht die Todesstrafe.

Das farbenfrohe Cover, stimmig passend zu den Vorgängerbänden, zieht schon mal die Blicke auf sich. Das Buch erschien 2024, die Handlung spielt in der Gegenwart. Die kurzen Kapitel flutschen nur so dahin. Abgesehen von der durchgehend fesselnden Handlung begeistert mich an dieser Reihe immer wieder vor allem Marcel Huwylers Schreibstil, seine Wortspiele, die fantasievollen bildhaften Wortschöpfungen, die witzigen Dialoge und typisch Schweizer Ausdrücke.

Obwohl man diesen Band problemlos ohne Kenntnis der vorhergehenden lesen kann, würde ich jedem raten, sich die gesamte Reihe von Beginn an zu gönnen, vor allem um das Wesen der Protagonisten und ihre Entwicklung in all ihren Details und Facetten zu verstehen.

Bereits im Prolog ist man mitten im Geschehen, schaut dem Scharfschützen quasi über die Schulter. Und dann ist man schon mitten in Violettas Alltag auf Gozo, wo sie mit Maurice völlig zurückgezogen lebt. Doch die Ruhe hat ein Ende, als sie von Miguels Schicksal erfährt. Die Situation scheint ausweglos. Violetta stöbert alle nur erdenklichen Kontaktpersonen Miguels auf, um in Erfahrung zu bringen, was ihn zu dieser Tat getrieben haben könnte. Ich möchte nicht zu viel von den unerwarteten Wendungen verraten. Violettas Einfühlungsvermögen, ihre Kombinationsgabe, ihr Einfallsreichtum und ihr vollster Körpereinsatz sind notwendig, um letztlich in einem dramatischen Finale alles zum Guten zu wenden. Die Handlung ist stets packend, abwechslungsreich, voller Überraschungen. Ich mochte das Buch kaum noch aus der Hand legen.

In diesem Band steht eindeutig Violetta im Vordergrund. Die tiefe Freundschaft der beiden zueinander zeigt sich einmal mehr in der Intensität, mit der Violetta versucht, sein Leben zu retten. Niemand kennt Miguel so gut wie sie. Nur sie kommt dahinter, was in ihm vorging. Abgesehen von ihrer Aufgabe, Miguels Grund für die Ermordung eines Menschen zu erkunden, erlebt man Violetta wiederum voll in Action. Ich liebe Violettas raffinierte Ideen und kleine Racheaktionen. In punkto Liebe eröffnet sich für Violetta eine völlig neue Seite. Sie steht zwischen zwei Männern, die sie beide liebt.

Das Buch war wieder pures Lesevergnügen, hat mich gefesselt und unterhalten. Ein Roman voller Originalität, Fantasie, Emotionen, Spannung und skurrilen Situationen, zudem ein sprachlicher Genuss! Ich hoffe auf noch zahlreiche weitere Abenteuer dieser außergewöhnlichen Protagonisten.

Eine unbedingte Leseempfehlung – nicht nur für dieses Buch, sondern für die gesamte Reihe!

Bewertung vom 01.01.2025
In der Remise
Marmulla, Rüdiger

In der Remise


ausgezeichnet

Wissenswertes, Berührendes und die Kraft des Glaubens

„In der Remise“ ist ein Sammelband, der einige Geschichten bzw. Novellen von Rüdiger Marmulla vereinigt, die zwar verschiedenste Themen ansprechen, aber alle eines gemeinsam haben: sie berühren. Denn seine kleinen Geschichten haben eine ganz eigene Ausstrahlung. Er hat einen extrem minimalistischen Schreibstil. Es sind manchmal nur kurze Gedanken, Beobachtungen, Erkenntnisse. Stets gelingt es ihm, Gefühle hautnah zu vermitteln, das Kopfkino anzukurbeln. Und meist stehen der Glaube und das Gottvertrauen im Mittelpunkt.

„Der Abenteuergarten“ und „In der Remise“ enthalten Texte aus der Schreibwerkstatt, Kurzgeschichten aus der Kindheit des Autors, seiner Jugend, aus seinem Leben. Er schildert in einfachen Sätzen und mit schlichten Worten Situationen, wie sie früher waren. Man erfährt viel über den Autor, von seinen Träumen, Sehnsüchten, seiner Liebe zu seiner Familie, deren Zusammenhalt, seinen Glauben. Es sind Geschichten mit sehr viel Liebe und Herzenswärme zwischen den Zeilen. Manches liest sich auch tröstend, manches ist zum Schmunzeln. Es sind keine weltbewegenden Dinge, die da erzählt werden, sondern einfach der Alltag – Enttäuschungen, erste Verliebtheit, familiäre Wärme, glückliche Momente, Missgeschicke. Berührend. Beglückend. Frieden ausstrahlend. Und letztlich gewinnt man daraus auch für einen selbst die Erkenntnis, dass die eigenen Erlebnisse, und seien sie noch so banal, es wert sind, festgehalten zu werden. Denn sie machen den Menschen aus, sie prägen das eigene Leben.

In „Die Anatomie des Blumenkörbchens“ gelingt es dem Autor nicht nur in Interesse weckender Weise für einen Laien verständliches Anatomiewissen darzubieten, sondern dieses harmonisch mit der ebenso romantischen wie letztlich tragischen Geschichte einer ersten Liebe zu verbinden. Man spürt das junge Glück, diese unbändige Verliebtheit ebenso wie den Wissensdurst des jungen Medizinstudenten, ein wenig kriecht Gänsehaut hoch, wenn man sich bildlich vorzustellen versucht, wie dieses Sezieren vor sich geht, und wird schließlich mit voller Wucht in die Dramatik des tragischen Schicksals gesogen. Berührend, wunderschön und todtraurig zugleich.

In „Das Himmelsschiff auf Orientfahrt“ verbindet der Autor die historisch belegte Fahrt des Zeppelin LZ 127 vom April 1931 mit einem fiktiven Zusammentreffen von vier Männern, die verschiedenen Glaubensrichtungen angehören - einem Christen, einem Muslim, einem Juden und einem Atheisten. Im Rahmen dieser Gespräche wird aus Sicht jedes Einzelnen die Geschichte des jüdischen Glaubens dargestellt, auf Gemeinsamkeiten mit den anderen Weltreligionen hingewiesen, die Bedeutung Jerusalems für alle hervorgehoben, die wechselhafte, oft blutige Geschichte dieser Stadt erzählt und man erfährt, dass es Zeiten gab, wo in dieser Stadt Menschen aller Religionen friedlich nebeneinander lebten.
Abgesehen von der theologischen Thematik ist die Route, auch anhand von Skizzen, anschaulich beschrieben, die Eindrücke der Passagiere und Erlebnisse während der Fahrt.
In Anbetracht der aktuellen kriegerischen Ereignisse im Nahen Osten vermittelt diese Novelle viel historisches Wissen über die Ursachen der Konflikte, die weit in der Vergangenheit ihren Ursprung haben.
„In der Remise“ ist ein Buch für besondere Lesemomente. Es bietet Wissenswertes und Gefühlvolles. Es ist ein Buch, das man gar nicht in einem Zug verschlingen, sondern dessen Geschichten man auf sich einwirken lassen sollte. Es bietet die Möglichkeit, ein wenig in einer Atmosphäre von Ruhe und Beschaulichkeit zu versinken, emotional und nachdenklich.

Bewertung vom 01.01.2025
Nachtwald
Walsh, Tríona

Nachtwald


sehr gut

Ein albtraumhaftes Wochenende

„Nachtwald“ von Triona Walsh ist nach „Schneesturm“ der zweite packende Thriller dieser Autorin.

Worum geht es?
Schauplatz ist ein verfallenes Herrenhaus in Irland, wo sich die Familien von Claire und George versammeln, um deren Hochzeit zu feiern. Das Haus liegt sehr einsam inmitten eines dichten, unheimlichen Waldes. In die fröhliche Feier platzt ein ungebetener Gast und das Unheil nimmt seinen Lauf …

Das Cover sticht rein farblich sofort ins Auge und der besondere Eindruck wird durch die Prägung noch verstärkt. Das Motiv stimmt gut auf die Story ein. Die Originalausgabe kam 2023 unter dem Titel „The Party“ heraus und wurde von Birgit Schmitz übersetzt. Die deutsche Fassung erschien 2024 im Fischer Verlag. Die Kapitel sind angenehm kurz gehalten, sind sporadisch mit Zeitangaben versehen. Der Schreibstil ist flüssig und gut beschreibend.

Die Handlung spielt in der Gegenwart und beschreibt die Ereignisse eines einzigen Wochenendes. Bereits das Umfeld, der dichte, das alte Haus fast verschlingende Wald, wirkt beklemmend. Dazu kommt die Abgeschiedenheit, das Wissen, nicht ohne Weiteres weg zu können. Alles in allem beschleicht einen von Anfang an Gänsehautfeeling, das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Die Fröhlichkeit des Gastgebers wirkt aufgesetzt. Lizzie, deren Mutter Claire George ziemlich überstürzt geheiratet hat, traut dem Frieden von Beginn an nicht. Und dann taucht plötzlich ein unerwarteter Gast auf. Von da an überschlagen sich die Ereignisse und Lizzies Misstrauen wächst.

An und für sich ist ein Plot mit begrenzter Personenanzahl in abgeschiedener Umgebung bereits ein Garant für Spannung. Einer der Anwesenden muss der Mörder sein. Doch die Handlung entwickelt sich noch viel komplexer, die Verdachtsmomente häufen sich, Misstrauen greift um sich, Ängste kommen hoch, Fluchtpläne werden geschmiedet und vereitelt. Immer wenn man meint, den Täter identifiziert, die Motivation durchschaut zu haben, belehrt einen eine unerwartete Wendung des Besseren. Bis sich in einem dramatischen Showdown der Mörder und sein Motiv offenbaren.

Das Buch ist ab der ersten Seite spannend, schon allein durch die Atmosphäre, die das Anwesen ausstrahlt. Die Geschehnisse werden aus Sicht von Lizzie erzählt. Es gibt zwar keine Perspektivenwechsel, aber ihre Aktionen und Recherchen bringen stets neue Erkenntnisse zutage, gestalten die Handlung abwechslungsreich. Zum Mitraten gibt es trotz eines Hauptverdächtigen einigen Spielraum, weil sich auch andere verdächtig benehmen.

Was die Charaktere anbelangt, so steht Lizzie im Mittelpunkt. Über ihre Vorgeschichte, insbesondere ihre Schwachstellen (ehemalige Drogen- und Alkoholsucht) erfährt man am meisten. Die Übrigen sind in groben Zügen vorstellbar, im Wesen eher oberflächlich. Lizzie ist von Anfang an auf der Hut. Sie agiert aufmerksam und lässt sich von der überschwänglichen Fröhlichkeit und Freundlichkeit des Hausherrn nicht einlullen, auch nicht von der Naivität und Gutgläubigkeit ihrer Familie. Sie beweist letztlich Mut, mentale und physische Stärke.

Da so manches in diesem Roman ziemlich unrealistisch, unglaubwürdig und konstruiert erscheint, mir auch nicht alles bis ins Detail logisch erschien, war „Nachtwald“ letztlich für mich zwar ein Pageturner, der mich fesselte und mich mit zittern ließ, ob die Protagonisten wohl heil aus diesem Albtraum gelangen können, hatte aber eben auch Schwachstellen. Daher eine Leseempfehlung mit 4 Sternen.

Bewertung vom 31.12.2024
Vielleicht hat das Leben Besseres vor
Gesthuysen, Anne

Vielleicht hat das Leben Besseres vor


sehr gut

Familienschicksale

„Vielleicht hat das Leben Besseres vor“ von Anne Gesthuysen ist ein unterhaltsamer, gefühlvoller Familienroman, ein bisschen romantisch, mit einem Hauch Krimi, wobei auch verschiedenste aktuelle Themen mit verpackt sind.

Worum geht es?
In einem kleinen Ort ist ein geistig behindertes junges Mädchen verunglückt und liegt im Koma. Man rätselt über die Ursache. Gab es Fremdverschulden? Insbesondere die Pastorin Anna kümmert sich um die Mutter des Mädchens, wobei auch Annas Familie mit so einigen Problemen zu kämpfen hat.

Das Cover ist unspektakulär, ganz schlicht gehalten, die Frau mit Hund symbolisiert die Pastorin Anna mit ihrem Goldendoodle Freddy. Das Buch erschien 2024 im Verlag Kiepenheuer & Witsch. Die kurzen Kapitel verfügen über Überschriften, sowie bei Rückblenden auch über Orts- und Zeitangaben. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig, locker und humorvoll.

Der Roman steht an und für sich für sich alleine, dennoch hatte ich das Gefühl, dass mir einiges an der Vorgeschichte von Anna klarer gewesen wäre, hätte ich den Roman „Wir sind schließlich wer“ bereits davor gelesen.

Eigentlich sind zwei Familiengeschicke miteinander verwoben. Einerseits das Leben der Pastorin Anna und ihrer Familie, anderseits jenes von Heike Müller, die mit eine behinderten Tochter eine schwere Bürde zu meistern hat. Sehr einfühlsam schildert die Autorin die vielschichtigen Probleme der Protagonist*innen. Vieles ist von Schuldgefühlen geprägt, von Sorgen, von früher Erlebten, von Vorurteilen. Man spürt auch die Kraft der Gemeinschaft, ob dörflich oder familiär, das Zusammenhalten, die Stütze durch andere. Ebenso spielt auch das dörfliche Flair mit hinein, die Neugier, das Getratsche und die Gerüchteküche. Mit hinein verpackt sind auch aktuelle Themen wie z.B. Wokeness.

Der tragische Unfall von Raffaela zieht sich von Beginn bis zum Ende als roter Faden durch die Handlung. Einerseits versucht man, die Unfallursache zu ergründen, bangt um das Leben des Mädchens, andererseits wird in Rückblenden aufgedeckt, wie es zur Behinderung kam und wie Heike bzw. die gesamte Familie mit der Erkrankung zurecht kam und kommt. Parallel dazu entwickelt sich Annes Leben weiter. Sie kümmert sich statt ihrer suchtkranken Schwester Maria um ihren Neffen Sascha, der sich nichts sehnlicher wünscht, als mit seiner Mutter leben zu können. Alles ist irgendwie schwierig, doch letztlich ist es die Gemeinschaft, die Hilfe und Unterstützung bietet. Und für Anna gibt es einen neuen Mann an ihrer Seite. Letzteres bringt ein wenig Romantik in die Geschichte. Dadurch dass bis zuletzt nicht klar ist, wodurch Raffaelas Sturz verursacht wurde, ist der Roman auch ein klein wenig ein Krimi. Auch amüsante Szenen gibt es, wie z.B. jene als Freddy zur läufigen Gloria ausbüchst und dem Hundehalter Martin somit eine Welpenschar beschert.

Es sind einigermaßen sympathische Menschen, die diesen Roman bevölkern. Auch wenn sie alle so ihre Schwächen und Probleme haben, dünkelhaft oder egoistisch sind wie Annas Mutter und Schwester, so fühlt man sich beim Lesen in ihrer Gesellschaft wohl. Es gibt in dem Sinn keine Bösewichte. Man fühlt mit ihnen, insbesondere mit Heike und Johannes, mit dem schweren Los, das sie bewundernswert meistern. Die Charaktere sind gut vorstellbar und lebendig gezeichnet, auch wenn mich manche genervt haben. Mit Anna wurde ich nie richtig warm. Vielleicht weil sie Volker gegenüber so unschlüssig und distanziert reagiert. Am meisten mochte ich ihren Neffen Sascha und Tante Ottlie, die mit Humor und Lebensweisheit immer die richtigen Worte zur rechten Zeit findet.

Es ist kein mitreißendes Buch, aber ich fand vor allem Heikes Schicksal berührend, und manche Szenen durchaus unterhaltsam.

Bewertung vom 26.12.2024
Ach, Johann
Teufl-Heimhilcher, Brigitte

Ach, Johann


ausgezeichnet

Für Vergangenheitsbewältigung ist es nie zu spät

„Ach, Johann“ von Brigitte Teufl-Heimhilcher ist der dritte Band der Reihe „Gestern & Heute“, ein unterhaltsamer Familien-Wohlfühlroman.

Worum geht es?
Der pensionierte Landpfarrer Johann wird von Gisela und Karin als drittes Mitglied in die Senioren-WG aufgenommen. Er ist ein sympathischer Zeitgenosse, vor allem Karin ist sehr von ihm angetan. Doch was seine Familienverhältnisse anbelangt, ist er zurückhaltend. Das reizt die Damen, dem auf den Grund zu gehen.

Das Cover in seiner Buntheit ist sehr ansprechend, lässt italienische Urlaubsgefühle aufkommen, die Handlung spielt jedoch nicht in Italien, sondern hat nur bei Rückblenden Italienbezug. Das Buch erschien 2024, ist in 27 mit treffenden Überschriften versehenen Kapiteln unterteilt. Der Schreibstil ist locker und flüssig, humorvoll. Die Handlung spielt in der Gegenwart in Wien und Salzburg. Rückblenden sind optisch durch Kursivschrift gut erkennbar.

Mich haben bereits die ersten beiden Bände bestens unterhalten. So freute ich mich über das Wiedersehen mit den mir bereits bekannten Protagonisten. Da jeder Roman ist in sich abgeschlossen ist, kommt man jedoch auch ohne Vorkenntnisse problemlos in die Geschichte hinein. Für Neueinsteiger wäre wohl eine Personenliste hilfreich, um die komplexen Familienverhältnisse rascher zu überblicken.

Das Buch knüpft im Prinzip nahtlos an die Vorgängerbände an und führt den roten Faden weiter. Als Hauptpersonen fungieren Gisela, Karin und als Neuzugang der Priester Johann, die übrigen Familienmitglieder runden die Handlung als Nebenfiguren ab.

Das Motto der Reihe ist „Gestern & Heute“. Mit Hilfe von Gisela und Karin stellt sich Johann seiner Vergangenheit, bewältigt spät aber doch seine Distanz zu seiner Schwester und Stiefmutter, und gewinnt neue Erkenntnisse darüber, was einst geschah.

Die Handlung verläuft ruhig, ist dennoch abwechslungsreich, lebt von den größtenteils sympathischen Menschen, die lebendig und liebenswert beschrieben sind, gut vorstellbar und authentisch wirkend. Sie ist geprägt von Empathie und einem Hauch Romantik, von humorvollen Szenen bzw. Dialogen. Die Lebensgeschichte von Johann ist interessant und birgt so einige Überraschungen und Geheimnisse. Das Buch vermittelt eine angenehme Stimmung, weil es keine wirklich negativen Emotionen gibt. Die Menschen gehen auf einander ein, sind rücksichtsvoll und es herrscht Harmonie. Insbesondere die Idee einer Senioren-WG ist bestechend, klingt durchaus verlockend.

„Ach, Johann“ hat mir wieder vergnügliche Lesestunden beschert. Gerne empfehle ich nicht nur dieses Buch, sondern die gesamte Reihe, weiter und vergebe 5 Sterne.

Bewertung vom 25.12.2024
Das Fräulein muss sterben
Grän, Christine;Waldenfels, Marianne von

Das Fräulein muss sterben


ausgezeichnet

Polizeiarbeit und Gesellschaftsbild der 70er Jahre

„Das Fräulein muss sterben“ von Christine Grän & Marianne von Waldenfels ist ein spannender Krimi mit 70er Jahre-Flair, in dessen Mittelpunkt eine der ersten Kriminalbeamtinnen Deutschlands steht.

Worum geht es?
Bonn 1972. Die Journalistin Nelie Hendriks verkehrt in höchsten Kreisen. An ihren wilden, alkohol- und drogenreichen Partys, nehmen namhafte Politiker teil, auch so mancher Spion. Gegen Ende einer solchen Party stürzt Nelie vom Balkon. Unfall, Suizid oder Mord? Kommissarin Clara Frings ermittelt beharrlich weiter, auch als die Vorgesetzten den Fall ad acta legen.

Das Cover mit der Frau im Cabrio passt zu den 70er Jahren. Das Buch erschien 2024 im Droemer Verlag. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und sind teilweise datiert, wodurch der chronologische Ablauf – die Handlung erstreckt sich über den Zeitraum April 1972 bis Oktober 1974 - gut nachvollziehbar ist. Der Schreibstil liest sich flüssig, die Sprache ist jener Zeit angepasst. Dadurch, dass im Präsens erzählt wird, fühlt man sich mitten im Geschehen. Das Buch verfügt auch über ein amüsant verfasstes Personenverzeichnis, das ich erst nach Beendigung des Krimis entdeckt habe. Vielleicht wäre eine Positionierung am Beginn des Buches sinnvoller. Weiters existiert im Nachhang eine Chronik der vor allem politischen Ereignisse in den Jahren 1972 bis 1974.

Der Fall Nelie Hendriks zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung, denn er kann letztlich erst nach etlichen unerwarteten Wendungen und überraschende Erkenntnissen gelöst werden. Mit hinein verwoben sind einige andere Frauenmorde, bei denen Clara intensiver recherchiert als ihre männlichen Kollegen, die sie als Unfälle taxierten.

Abgesehen vom Mordfall steht vor allem Kommissarin Clara Frings im Mittelpunkt. Sie muss sich nicht nur kriminalistisch bewähren, sondern sich insbesondere im von Männern dominierten Polizeiapparat behaupten. Die Autorinnen zeichnen ein authentisches Bild der damaligen Zeit, mit deutlichem Fokus auf das damalige Frauenbild, die Abhängigkeit der Frauen von den Ehemännern, die bestimmen durften, ob man und welchen Beruf man ausübt, dieses „Frauen-gehören-hinter-den-Herd“-Denken bis zu der übergriffigen und herabwürdigenden Art und Weise, wie sich Männer, auch Kollegen gegenüber Frauen benahmen. Me-Too und Political Correctness gab es noch nicht. Generell ergibt sich ein gut dargestelltes Zeitbild insbesondere der politischen Lage jener Zeit. Geprägt von Alt-Nazis auf Machtpositionen, Kaltem Krieg und reger Spionagetätigkeit. Andererseits ist die Jugend empfänglich für amerikanische Einflüsse und freiere Denkungsart, wie z.B. im Hinblick auf Homosexualität oder Abtreibung.

Wenn ich auch mit den damaligen politischen Konstellationen in Deutschland als Wienerin nicht so richtig vertraut bin, so konnte ich mich doch im Allgemeinen gesehen sehr gut in jene Zeit zurückversetzen, nicht nur in modischer Hinsicht, mir sind Telefonate aus Telefonzellen gut erinnerlich, ebenso dass überall geraucht wurde, und ledige Frauen mit Fräulein angesprochen wurden.

Für mich sind Krimis, die noch zu Zeiten ohne Internetrecherchen spielen, immer sehr reizvoll. Da kommt es noch viel mehr auf den Spürsinn der Ermittler an. Und über den verfügt Clara, die – obwohl man ihr laufend Prügel vor die Füße wirft – beharrlich weiter recherchiert. Clara muss sich nicht nur beruflich durchsetzen sondern auch privat gegen ihren konservativ denkenden Ehemann. Nicht nur Claras Wesenszüge sind gut ausgearbeitet, sondern generell sind die Protagonisten gut vorstellbar dargestellt, wirken authentisch und lebendig, zeigen Stärken und Schwächen sowie Emotionen.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es bietet nicht nur ein ausgezeichnetes Spiegelbild jener Zeit und Krimispannung, sondern verfügt auch über eine sehr sympathische Protagonistin. Ich hoffe sehr, dass „Das Fräulein muss sterben“ den Auftakt für eine neue Reihe bildet und es bald noch weitere spannende Fälle mit Clara Frings zu lesen gibt.

Eine unbedingte Leseempfehlung! 5 Sterne.

Bewertung vom 25.12.2024
Die Kraft der Ebbe
Johannsen, Anna;Bergsma, Elke

Die Kraft der Ebbe


sehr gut

Zwei Frauen im Kampf gegen die organisierte Kriminalität

„Die Kraft der Ebbe“ ist der Abschlussband der Trilogie der Autorinnen Anna Johannsen und Elke Bergsma mit den Kommissarinnen Lina Lübbers und Kea Siefken; mit ihm endet die Jagd nach dem de Jong-Clan.

Worum geht es?
Die beiden Kommissarinnen Lina Lübbers und Kea Siefken haben nur noch ein Ziel: dem de Jong-Clan, d.s. niederländische Kriminelle, die ihr Drogengeschäft immer mehr nach Deutschland verlagern, das Handwerk zu legen, deren Machenschaften ein Ende zu setzen.

Das moderne, stilistische Cover fällt trotz seiner Einfachheit auf, und ist stilmäßig an die Vorgängerbände angelehnt. Ein ausgezeichneter Wiedererkennungseffekt. Das Buch erschien 2024. Es gliedert sich in kurze Kapitel, wobei die Geschehnisse abwechselnd aus der Sicht der beiden Kommissarinnen dargestellt werden. Orts- oder Zeitangaben sind nicht vorhanden. Die Handlung spielt in der Gegenwart in Ostfriesland, wobei das Lokalkolorit nur am Rand gestreift wird. Der Schreibstil ist flüssig, gut beschreibend und dialogreich.

Was die geschilderten Kriminalfälle anbelangt, steht jeder Band für sich alleine und ist auch für Quereinsteiger problemlos verständlich. Soweit erforderlich sind Hinweise zur Vorgeschichte vorhanden. Dennoch rate ich, mit Band 1 zu beginnen, des roten Fadens wegen und auch in Bezug auf die Charaktere und deren Entwicklung.

Erzählt wird im Präsens, wodurch man sich als Leser in das Geschehen involviert fühlt. Der Schwerpunkt liegt in der polizeilichen Routine, der oft mühsamen Ermittlungsarbeit, die dialogreich und dadurch sehr lebendig primär in Befragungen und Teambesprechungen erfolgt. Der Polizeialltag wirkt sehr authentisch, ist geprägt von minutiöser Kleinarbeit, wie Observierungen, Abhören von Telefonaten, Checken von Kfz-Haltern u.v.a.m. Ob dieser Beschreibungen geht zwar stellenweise etwas die Spannung verloren, doch ich fand es sehr interessant zu erfahren, welche Strategie die Polizei verfolgt, wie sie die Aktionen der Kriminellen immer im Auge behält und letztlich erfolgreich zuschlagen kann. Nichtsdestotrotz gibt es Spannungsmomente und Action, vor allem Lina neigt immer wieder zu riskanten Alleingängen. Auch Haukes Undercover-Einsatz birgt immer mehr Risken in sich. Auch die Perspektivenwechsel zwischen Kea und Lina gestalten die Handlung abwechslungsreich, insbesondere weil sie zum Teil auch verschiedene Ziele verfolgen. Denn abgesehen vom Bestreben, den de Jong-Clan zu zerschlagen, beschäftigt auch noch ein rätselhafter Erpresser das Team.

Dadurch, dass Lina und Kea jeweils in Ich-Form erzählen, ist man nicht nur stets am neuesten Stand der Ermittlungen, sondern erfährt auch viel über ihre privaten Gedanken und Gefühle sowie Probleme. Sie sind beide erfahrene Ermittlerinnen, brennen für ihren Beruf mit vollem Einsatz, worunter das Privatleben immer wieder leidet. Vor allem für Kea ist es schwierig, neben dem Beruf ausreichend Zeit für die Kinder zu haben. Auch Lina wäre gerne mehr mit ihrer Partnerin zusammen. Das Privatleben der beiden ist gut dosiert in die Handlung mit verwoben.

Mit „Die Kraft der Ebbe“ ist der de Jong-Fall schlüssig und zufriedenstellend aufgearbeitet, die Trilogie somit beendet. Was für mich aber nicht bedeutet, dass ich nicht gerne noch mehr Fälle mit diesen beiden sympathischen Kommissarinnen lesen möchte. Denn mir hat diese spannungsmäßig eher ruhigere Reihe mit viel Einblick in die Ermittlerarbeit sehr gefallen. Ich empfehle sie gerne weiter.

Bewertung vom 22.12.2024
Lapislazuli & Mr Wichtig - Eine mörderische Bescherung
Kürschner, Marita

Lapislazuli & Mr Wichtig - Eine mörderische Bescherung


ausgezeichnet

Lapislazuli unter Mordverdacht

„Lapislazuli & Mr. Wichtig – Eine mörderische Bescherung“ ist der dritte Katzenkrimi von Marita Kürschner, spannend und liebenswert.

Kurz zum Inhalt:
Die Katze Pam wurde ermordet. Sie war ein bösartiges Tier, das auch Lucy (Lapislazuli) einmal arg mitgespielt hat. Nun steht Lucy unter Verdacht, sich gerächt zu haben, eine Mörderin zu sein. Es erweist sich als gar nicht so einfach, ihre Unschuld zu beweisen.

Das Cover ist passend zu den Vorgängerbänden gestaltet - schlicht, aber doch ins Auge fallend, und mit weihnachtlichem Touch. Auch das Innere ist wieder liebevoll illustriert. Katzenpfoten zieren die Ecken der Seiten und die Kapitelanfänge. Die Kapitel sind kurz gehalten, ohne Zeit- oder Ortsangaben. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Das Buch erschien 2024.

Für mich war es ein beglückendes Wiedersehen mit diesen putzigen Katzen und ihrem tierischen und menschlichen Umfeld. Doch auch ohne Vorkenntnisse kommt man problemlos in die Geschichte hinein. Trotzdem sollte man sich unbedingt auch die früheren Abenteuer dieser entzückenden Katzen gönnen.

Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und humorvoll, insbesondere die Dialoge zwischen Anton und Lucy lassen einen schmunzeln. Fantasievoll und einfallsreich, aber stets katzengemäß sind Lucys und Antons Abenteuer. Insbesondere die Art der Kommunikation untereinander, aber auch zu auserwählten Menschen, die sich die Autorin ausgedacht hat, ist bezaubernd. Überhaupt sind alle Katzen, nicht nur in ihrem äußerlichen Aussehen, sondern auch in ihrem Wesen facettenreich und lebendig charakterisiert. Von blind rachsüchtig und aggressiv bis passiv zaghaft und schüchtern zeigen sie alle möglichen Eigenschaften.

Es beginnt sehr anheimelnd mit winterlich-weihnachtlichem Flair, das sich durch einen grausigen Fund abrupt ins Gegenteil wandelt. Die schwere Anschuldigung, eine Mörderin zu sein, belastet Lapislazuli schwer. Wenn sie leidet, leidet ihr treuer Partner Mr. Wichtig unweigerlich mit ihr. Und mit ihnen deren Dosenöffnerin. Ihre Unschuld muss bewiesen und der wahre Untäter gefunden werden. Eine abenteuerliche Mörderjagd beginnt, spannend aufgebaut, u.a. durch Perspektivenwechsel, da die beiden Katzen immer wieder alleine unterwegs sind und in prekäre Situationen geraten. Cliffhanger am Kapitelende lassen den Leser um die Katzen bangen und so treibt man sich von Kapitel zu Kapitel, will das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.

Das Büchlein hat mir wunderschöne Lesestunden beschert. Ich liebe dieses Katzenpärchen und freue mich schon sehr auf ihr nächstes Abenteuer.
5 Sterne und unbedingte Leseempfehlung.