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Bibliomarie

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Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 10.10.2021
Die Frau, die den Himmel eroberte
Giese, Vanessa

Die Frau, die den Himmel eroberte


sehr gut

Die junge Katharina Paulus ist Näherin in Frankfurt als sie einen Auftritt von Hermann Lattemann sieht, ein Flugkünstler, der mit einem Ballon aufsteigt und dann wagemutig mit einer Art Fallschirm in die Tiefe springt. Das fasziniert sie so sehr, dass sie mit Lattemann die Lüfte erobern will.

Käte, wie sie sich selbst nennt, wird Hermanns Lebens- und Arbeitsgefährtin. Sie wird eine Attraktion, wenn sie bei den Auftritten mit abspringt. Leider währt das gemeinsame Leben nur kurz, Lattemann verunglückt tödlich, als sich die Leinen des Schirms verheddern und er ungebremst zu Boden stürzt. Aber Käte gibt nicht auf, sie ersinnt immer weitere Verbesserungen und gilt als die Pionierin der Fallschirmentwicklung, der sogar von der Kaiserlichen Armee genutzt wird.

Wie viele große Frauen und Pionierinnen ist Katharina Paulus in Vergessenheit geraten. Vanessa Giese, Journalistin und Autorin, gibt mit ihrem Roman dieser Frau eine Stimme.

Es gibt nicht allzu viele Dokumente aus ihrem Leben, deshalb hat die Autorin um die Eckdaten herum einen stimmigen Roman geschrieben. Sie macht das mit viel Gespür für ein Frauenportrait aus dieser Zeit. Käte wird lebendig, man kann sich die mutige Erfinderin und Unternehmerin richtig vorstellen. Käte meistert Lebenskrisen, mausert sich zur Unternehmerin und blickt am Ende ihres Lebens auf eine – trotz aller Widrigkeiten – erfülltes Dasein zurück.

Die Autorin schreibt sehr spannend, fügt viel Historisches, das sehr genau recherchiert wurde, in ihren Roman ein. Damit wird auch der zeitgeschichtliche Hintergrund sehr lebendig. Mich hat der Roman neugierig gemacht und ich finde es absolut positiv, wenn wieder eine vergessene Frau als Vorbild und Heldin in den Mittelpunkt gerückt wird.

Bewertung vom 07.10.2021
Betongold
Weber, Tanja

Betongold


ausgezeichnet

Der Sepp, der Hias und der Schani sind schon seit mehr als 50 Jahren Freunde. Freunde, wie man sie nur in der Jugend findet und dann hält die Bindung ein Leben lang, egal wie unterschiedlich die Lebenswege verlaufen.

Der Hias wollte weg aus Giesing, die Welt erkunden und kam mit seiner Monique zurück um Monis Eck aufzumachen, und wurde zum Moni, der Sepp ging zur Polizei, bis ihn der „Russe auf seinem Rücken“, sprich Morbus Bechterew, in den Frühruhestand zwang. Und der Schani ist immer der gleiche geblieben, viel Muskeln, eine große Klappe und ein großes Herz, zumindest für die Seinen. Ansonsten hat er viel Geld verdient, hatte immer den richtigen Riecher und in Immobilien gemacht. Doch jetzt liegt der Schani in einer seinen Baugruben, die silbernen Schlangenlederstiefel sind unverkennbar.

Sepp, der inzwischen Smokey genannt wird, weil er medizinisches Marihuana gegen seine Schmerzen raucht, will wissen, was da passiert ist.

Giesing, das ist das heimliche Herz von München, aber die Gentrifizierung macht auch vor diesem alten Arbeiterviertel nicht halt. Den alten Mietern flattern Modernisierungsankündigungen ins Haus, wenn sie nicht gleich entmietet werden. Und der Schani war stets dabei.

Ich schätze Tanja Weber als Autorin besonderer Kriminalromane schon lange, aber mit „Betongold“ hat sie ihr Meisterstück abgeliefert. Wie sie lakonisch und verdichtet erzählt ist große Klasse. Mir ist meine Münchner Zeit – in den 70iger Jahren habe ich dort gelebt – wieder sehr lebendig geworden. In Rückblenden lässt sie ihren Protagonisten Sepp auch an die vergangenen Jahrzehnte blicken und so entsteht eine sehr atmosphärische Geschichte Münchner Lebens.

Freundschaft ist ein großes Thema in diesem Roman. Wie man sich ein Leben lang kennen kann und doch nicht immer alles weiß oder erfassen kann. Wie sich Menschen ändern, auch wenn man die Veränderungen nicht sehen will und lieber an eine große Familie glaubt. Die zu den 60gern halten, auch wenn das große Spiel jetzt an der Säbener Straße gespielt wird. Ein bisschen Wehmut ist dabei, wenn Tanja Weber vom leuchtenden München erzählt, das schon lange nicht mehr so glänzt und in Giesing eh nie so hell strahlte. Damit wird der Krimi auch gleichzeitig zum Gesellschaftsroman, der ganz aktuelle Bezüge zu Mietwucher und Immobiliendeals hat.

Betongold ist kein Krimi für nebenher, seine Spannung bezieht er aus den hervorragend skizzierten Milieubeschreibung und den Figuren, die Tanja Weber sehr echt und sehr menschlich gelungen sind.

Bewertung vom 05.10.2021
Stürmische Algarve / Anabela Silva ermittelt Bd.4
Conrad, Carolina

Stürmische Algarve / Anabela Silva ermittelt Bd.4


sehr gut

Anabela Silva ist als Kind portugiesischer Gastarbeiter in Deutschland aufgewachsen. Nach ihrer gescheiterten Ehe kehrt sie zurück nach Portugal, wo ihre Eltern den Ruhestand verbringen. Ihre Mutter braucht inzwischen Hilfe bei der Pflege des dementen Vaters und sie fühlt sie in Portugal auch ausgesprochen wohl. Zwar findet sie keine Anstellung als Journalistin, hat sich aber inzwischen als Dolmetscherin eine Existenz aufgebaut. Außerdem hat sie ein Näschen für ungelöste Kriminalfälle. So lernte sie auch Chefinspektor João Almeida kennen und lieben.

Bei einer morgendlichen Joggingrunde kommt sie an einem Wohnmobil vorbei, das von streunenden Hunden umlagert ist. Neugierig riskiert Anabela einen Blick ins Innere und sieht eine tote Touristin. Hat sie das Wohnmobil mit dem Holzgriff geheizt und das Kohlenmonoxid nicht bedacht und wo ist ihr Ehemann abgeblieben?

Anabela ist mehr als misstrauisch und alarmiert ihren Freund João. So wird aus dem Unfall bald ein spannender Kriminalfall, der sogar internationale Bezüge hat.

Es ist nicht der erste Kriminalfall, in dem Anabela tätig wird, aber jeder Band ist in sich geschlossen. Lediglich bei der Beziehung zu Inspektor Almeida gibt es eine fortlaufende Handlung, die sich aber auch dem Erstleser sofort erschließt. Die sympathische Protagonistin macht für mich den Hauptreiz des Buches aus. Sie ist empathisch, an den richtigen Stellen hartnäckig und als Kind zweier Kulturen auch sehr offen. So darf auch immer das Private mit in die Handlung einfließen und erweist sich zuweilen auch als hilfreich für den Fall.

Die Autorin lässt in ihren Algarve-Krimis auch die Landschaft wirken. Zwar war ich noch nie in Portugal, aber die Beschreibungen sind so farbig und lebendig, dass mich sofort ein Reisewunsch überkam. Da ist es auch ganz vorteilhaft, dass im Text immer wieder portugiesische Ausdrücke vorkommen, die im anhängenden Glossar erläutert werden.

Ein wirkliche spannender und unterhaltsamer Krimi mit ganz viel Algarve-Feeling.

Bewertung vom 04.10.2021
Das Geheimnis des Schneemanns
Blake, Nicholas

Das Geheimnis des Schneemanns


sehr gut

Nicolas Blake ist das Pseudonym des englischen Dichters Cecil Day Lewis. Während seiner Zeit als Schriftsteller und Hofpoet waren die Kriminalromane Blakes ein erforderliches Zubrot.

Sein Ermittler Nigel Strangeways ist ein etwas exzentrisches Mitglied der Upper Class, dessen Onkel ein hoher Beamter bei Scotland Yard ist. Mit diesen Verbindungen gelingt es immer, sicher über die örtlichen Polizeidienststellen zu setzen und wird auch gern von hochgestellten Persönlichkeiten zum Lösen delikater Fälle gebeten.

Hier nun ist es eine ältere Dame, entfernt mit Nigels Gattin verwandt, die ihn bittet ein seltsames Vorkommnis auf Easterham Manor zu untersuchen. Während einer Seance hat sich die Katze der Restoricks äußerst merkwürdig verhalten, aber einen Spuk möchte niemand so recht glauben.

Nigel macht nun die Bekanntschaft der ganzen Familie Restorick, Hereward der Besitzer des Manors, seinem Bruder Andrew und der exaltierten Schwester Betty und anderen Weihnachtsgästen. Die Stimmung der Gesellschaft ist mehr als angespannt und als dann noch ein Familienmitglied tot aufgefunden wird, ist klar, Nigels ganze Kombinationsgabe und Intelligenz ist wieder einmal gefordert.

Blakes Kriminalromane gehören in die goldene Zeit der englischen klassischen Detektivgeschichten. Seine Fälle sind verzwickt wie anspruchsvolle Rätsel und verführen den Leser zum mit raten. Der Plot wirkt manchmal ein wenig gekünstelt, ist aber immer niveauvoll geschrieben und spiegelt die Eleganz der Gesellschaftsschicht. Aber auch die ist nicht von bösen Einflüssen gefeit und so wird hier Nigel Strangeways mit dem sprichwörtlichen Bösen konfrontiert.

Die Neuauflagen der Blake Krimis im Verlag Klett-Cotta sind sehr schön editiert, neu übersetzt und es macht Freude, die Klassiker neu zu entdecken.

Bewertung vom 30.09.2021
Du sollst nicht morden / Rabbi & Kommissar Bd.1
Bergmann, Michel

Du sollst nicht morden / Rabbi & Kommissar Bd.1


sehr gut

Rabbi Henry Silberbaum erfüllt keines der Klischees, die man gemeinhin von Rabbinern hat. Er ist witzig und unkonventionell, - ich stelle ihn mir auch als gutaussehend vor – er hat einen guten Draht zu seinen Schülern und immer ein offenes Ohr für die Bewohner des jüdischen Seniorenstifts. Das bringt schon mal Konflikte mit dem Gemeindevorstand mit sich. Als die betagte und vor allem begüterte Ruth Axelrath stirbt wird Silberbaum stutzig. Klar, mit 80 und Herzleiden ist der Tod nicht ungewöhnlich, aber Ruth war erst vor Kurzem bei ihm. Klagte über ihren verschwenderischen und untreuen, jüngeren Gatten, sprach über eine Testamentsänderung und eine Stiftung für die Gemeinde. Da kam der Infarkt doch grade sehr gelegen und auch einige andere Kleinigkeiten irritieren den Rabbi.
Also spricht er mit Kommissar Berking, den er erst kürzlich unter kuriosen Umständen kennengelernt hat und versucht ihn zu überzeugen. Offiziell ist die Untersuchung abgeschlossen, aber nichts hindert Rabbi Silberbaum auf eigene Faust zu ermitteln.
Michel Bergmann ist der Autor des Romans „Die Teilacher“, der mich begeisterte und so ließ ich mir seinen ersten Kriminalroman nicht entgehen. Das war auch gut so. Der Krimi mit Witz und Esprit und viel Atmosphäre hat mit überzeugt. Man kann mit dem Buch in die heutige Welt einer jüdischen Gemeinde eintauchen, ganz nebenbei sehr viel über Kultur und religiöse Bräuche erfahren und den sprichwörtlichen jüdischen Witz genießen. Dabei wirkt das nie aufgesetzt oder belehrend.
Um zu ermitteln und den Täter ausfindig zu machen, muss der Rabbi einige unkonventionelle Wege gehen und begibt sich dabei selbst in Gefahr. Der Kriminalfall – wo Geld ist, ist auch ein Motiv – ist spannend. Schließlich wird vor allem aus Gier gegen das 5. Gebot verstoßen.
Letztendlich kann Rabbi Silberbaum den Fall lösen und es scheint, er hat mit Kommissar Berking einen Verbündeten und Freund gefunden, so kann der nächste Fall – wie sich schon als Cliffhanger andeutet, in Angriff genommen werden.
Ein Krimi, der aus der Masse hervorsticht und den ich nicht nur Fans von Rabbi Kemelman empfehlen kann.

Bewertung vom 29.09.2021
Ein neuer Morgen / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.4
Riebe, Brigitte

Ein neuer Morgen / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.4


ausgezeichnet

Mit dem 4. Band der Thalheim-Saga sind wir nun im Berlin der Jahre 1966 1971 angekommen. In diesem Buch steht Tochter Miriam Feldmann, Miri genannt, im Mittelpunkt. Miri, die erst spät vom Patriarchen Friedrich Thalheim anerkannt wurde, arbeitet inzwischen, wie früher ihre Mutter Ruth, als Chefdesignerin für das Modehaus. Sie ist eine Modeexpertin, die immer am Puls der Zeit ist. Die „Swinging Sixties“ bedeuten auch für ein konservatives Modehaus eine neue Herausforderung. Die Frauen wollen Farben, kurze Röcke und das Flair der weiten Welt.

Aber auch im Privatleben gibt es Umbrüche für Miri und ihre kleine Familie. Ganz unverhofft wird sie mit 42 schwanger, nachdem es hieß, sie könnte keine Kinder bekommen. Eine freudige Überraschung, aber auch eine Herausforderung. Zudem begegnet Miri einem Mann wieder, der ihr in der Zeit als untergetauchte Jüdin, sehr nahestand.

Ich bin – wieder einmal – restlos begeistert. Ich kenne keine Autorin, die es schafft Geschichte so farbig und lebendig in ihre Romane einzubauen. Die punktgenaue Recherche der promovierten Historikerin machtdiese Roman-Reihe so besonders für mich. Aus jedem Buch erfahre ich mehr über Geschichte, als es ich aus Unterricht oder Sachbüchern kenne. Die vielen zeitgeschichtlichen Bezüge sind mir immer auch Anlass, mit tiefer mit den Ereignissen zu beschäftigen. Zum Beispiel, die untergetaucht in der Stadt lebenden Juden, U Boote genannt, die immer auf der Suche nach einem sicheren Versteck sind und Tag für Tag auf‘s Neue um’s Überleben kämpfen müssen. So wie Miri, die oft durch einen Geruch oder ein Bild wieder in die Vergangenheit zurück katapultiert wird und sich nur langsam mit ihren Erlebnissen ihren Vertrauten öffnen kann.

Daneben kommt aber auch die Familie Thalheim nicht zu kurz. Wir erleben Freude und Trauer mit ihnen, auch Streit und Versöhnung. Inzwischen ist der Thalheim Clan groß und bunt geworden. Rike mit ihrem italienischen Ehemann, Flori mit ihrem politisch links engagierten Lebensgefährtin, oder Miri selbst mit ihrer fast erwachsenen Pflegetochter Jenny, die einen unbekannten schwarzen GI zum Vater hatte.

Das gibt viel Stoff für emotionale Lesestunden, ich konnte mich dem Sog der Bücher einfach nicht entziehen und fühlte mich geradezu in die Sixties und die Familie versetzt.

Besonders gut gefallen hat, dass Brigitte Riebe wahre Ereignisse und Personen in ihren Roman einbaut. Die Szenen mit Rut Brandt habe ich sehr genossen.

Am Ende des Buches gibt es noch eine Zeittafel, die für mich eine ideale Ergänzung war.

Ich kann die Bücher von Brigtte Riebe nur jeder Leserin ans Herz legen.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.09.2021
Tod am Canal Grande / Ein Fall für Jackie Dupont Bd.3
Lambert, Eve

Tod am Canal Grande / Ein Fall für Jackie Dupont Bd.3


sehr gut

Wieder ist die kapriziöse Jackie Dupont als Detektivin unterwegs. Ihr Weg führt sie nach Venedig, wo grade Ihr Verlobter, der Duke of Surrey mit der Restaurierung einiger Gemälde in der Basilica Santa Maria della Salute beschäftigt ist. Und genau in dieser Kirche soll nach Jackies Angaben in der Nacht eine Frau ermordet worden sein. Aber von einer Leiche keine Spur.

Das elegante Pärchen ermittelt nun auf eigene Faust und sehen sich bald in Intrigen, Lügen und gefährliche Machenschaften verwickelt.

Die Krimis um Jackie Dupont haben ein ganz eigenes Flair. Das liegt an der Zeit, den leichtlebigen 20ger Jahren und der Upper Class, in der Jackie ihre Aufträge erledigt. Wobei es dieses Mal nicht um gestohlene Juwelen, sondern um einen handfesten Mord geht. Venedig als Schauplatz ist prächtig in Szene gesetzt, elegante Stadtpaläste, Gondelfahrten, der Lido – es macht einfach Spaß mit Kit und Jackie durch die Lagunenstadt zu streifen.

Sargent, ein knuddeliger, kleiner Hund mit einer ganz besonderen Spürnase, der Jackie nicht von der Seite weicht, setzt immer wieder liebenswerte Highlights in der Geschichte. Die Autorin erzählt ihren Krimi mit leichter Hand, witzigen Einfällen und Beobachtungen. Das fand ich ausgesprochen unterhaltsam und atmosphärisch. Tatsächlich gelingt es Jackie und Kit mit unkonventionellen Methoden einen außergewöhnlichen Fall zu lösen und die Entlarvung des Täters punktet dann noch mit einer Überraschung.

Wie ein roter Faden zieht sich das Geheimnis um Jackie Duponts wahre Identität durch die Geschichte und wird im Lauf der Krimis immer ein Stückchen weiter enthüllt. Jeder Fall ist in sich abgeschlossen und so kann auch der dritte Band ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

Bewertung vom 27.09.2021
Tote Schwaben leben länger
Abele, Max

Tote Schwaben leben länger


sehr gut

Bei Vermessungen werden im Federsee zwei Skelette entdeckt. Einschusslöcher belegen eine Mordtat, auch wenn sie wohl schon mehr als 30 Jahre zurückliegt. Lediglich ein orthopädischer Schuh, der bei einer Leiche lag, gibt der Polizei Hoffnung auf eine Identifizierung. Doch kurz danach werden zwei Obdachlose zum Mordopfer und dieser aktuelle Fall drängt sich in den Vordergrund.

Als dann noch ein vermögender Unternehmer offensichtlich dem gleichen Täter zum Opfer fällt, ist die Theorie eines Obdachlosen-Hasser hinfällig. Seltsam, auch hier taucht das Tattoo eines Kleeblatts auf.

Eugen Querlinger ist ein schwäbischer Sturkopf, wie er im Buche steht. Eigenwillig geht er seinen Weg, auch wenn er sich dafür dialekt- und schimpfwortreiche Dialoge mit seinem Team liefern muss. Aber dafür wird er ja auch von seinen Leuten geschätzt. Ich liebe dieses wunderbare Lokalkolorit, das Max Abele mit seinen schwäbischen Eigenheiten schafft. Einfallsreich ist nicht nur der Plot, einfallsreich sind die auch die Aktionen die Querlinger zum Erfolg führen.

Es ist schon Querlingers zweiter Fall, aber man kann getrost damit einsteigen. Vorkenntnisse sind überhaupt nicht nötig um sich sofort im Krimi zurechtzufinden.

Die Spannung bleibt das ganze Buch über hoch, auch wenn ich immer wieder schmunzeln oder sogar laut lachen musste, ist das beileibe kein ausgesprochener Humorkrimi. Querlinger ist hinter seiner Fassade des schrägen Schwabens ein ausgesprochen tüchtiger und intelligenter Ermittler, der schon früh Zusammenhänge sieht. Auch das übrige Team trägt viel zum Erfolg des Falls und des Buches bei. Absolut gelungen sind auch die Namen, die sich der Autor für seine Protagonisten ausgedacht hat, da stellen sich sofort Assoziationen ein.

Wieder ein gelungener Regionalkrimi aus dem Emons Verlag.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.09.2021
The Stranger Times Bd.1
McDonnell, C. K.

The Stranger Times Bd.1


sehr gut

Glaube nichts und niemandem, glaube nicht mal deinem eigenen Auge! Hannah hat ihren permanent fremdgehenden Ehemann verlassen und dabei versehentlich – wie sie glaubhaft beteurert – das Haus gleich mit abgefackelt. Jetzt braucht sie einen Job und zwar schnell. Aber für eine Frau, die nur das Anhängsel am Arm des Mannes war und lediglich bei Charity glänzte, gar nicht so einfach.

Da findet sie das Inserat der „Stranger Times“ und betritt damit den Vorhof zur Hölle.

Nichts, aber auch gar nichts, folgte einer Logik, wie sie Hannah kennt. Der Chefredakteur ist ein überriechender Choleriker, der es nicht nur bei verbalen Angriffen lässt. Hier blitzte bei mir sofort der Chef der „Slow Horses“ auf, die Krimigeschichten von Mick Herron. Aber die Absurdität dieses Plots ist schon einmalig.
Seltsam, Hanna fühlt sich tatsächlich wohl in dieser chaotischen Gemeinschaft, bis – ja bis sich die spinnerten Artikel, die sie mit Augenzwinkern veröffentlicht, plötzlich real werden.

Were, (bei weitem nicht so harmlos wie ein Werwolf) geheimnisvolle Kräfte und Mächte bedrohen den Fortbestand der Stranger Times und ihrer Leute.

Aber die Fantasie von C.K. McDonnell kennt keine Grenzen, immer wieder fällt ihm ein besonderer Twist ein und immer wieder lässt er den Leser ratlos zurück.

Ist das jetzt Urban Fantasy oder Krimi? Auf alle Fälle gelungene Unterhaltung für Leser, die dieses Genre mögen.

Bewertung vom 25.09.2021
Gourmetkatz
Panizza, Kaspar

Gourmetkatz


ausgezeichnet

Wenn Kommissar Steinböck in München wieder einen neuen Fall zu lösen, den sechsten mittlerweile, darf natürlich auch Frau Merkel nicht fehlen. Sind Katzen schon von Hause aus ganz besonders kapriziöse Wesen, so ist Frau Merkel nochmal eine Ausnahmekatze. Mit Steinböck kommuniziert sie auf ihre Weise und lässt wirklich keinen Satz und keine Aktion von ihm unkommentiert, dabei weiß sie in der Regel alles besser und bringt tatsächlich Steinböck, der sie gern auch zu Ermittlungen mitnimmt, auf die richtige Spur.

An der Isar wird ein Toter gefunden, ein illegaler Arbeiter aus Moldawien. In der Gerichtsmedizin die große Überraschung: erst kürzlich wurde dem Toten eine Niere und ein Teil der Leber entnommen.

Kurz danach zeigt eine Journalistin Steinböck ein Handyfilmchen, dass sie auf dem Jakobsweg aufgenommen hat. Im Hintergrund ist deutlich ein Pilger zu sehen, der von einem Unbekannten die Klippen hinuntergestoßen wurde. Es handelt sich um den Münchner Sternekoch Kerbel. Nun hat Steinböck gleich Fälle zu bearbeiten.

Für Frau Merkel ist es ein sehr willkommener Nebeneffekt, dass Steinböck nun auch in der Gourmetszene ermitteln muss. Das eine oder andere vorzügliche Häppchen fällt da auch für sie ab. Wie sie feststellen kann, hat frischer Thunfisch in Sushi Qualität der üblichen Dosenkost doch einiges voraus.

Ich bin eigentlich kein großer Fan von ermittelnden Tieren, aber bei Frau Merkel mache ich eine Ausnahme. Es ist der große Witz und die Schlagfertigkeit, mit dem der Autor die tierische Protagonistin ausgestattet hat, zusammen mit dem recht speziellen Steinböck ist das ein überaus gelungenes Team. Natürlich gehören auch Mayer jr und Ilona Hasleitner dazu, die die Dienststelle abrunden.

Kaspar Panizza verbindet Humor und Ironie mit einer spannenden Krimihandlung, die ein aktuelles gesellschaftspolitisches Problem aufgreift: die zu geringe Bereitschaft sich als Organspender zu registrieren und den daraus entstehenden Mangel an Spenderorganen. Der Autor schafft es einen unterhaltsamen Krimi zu schreiben und trotzdem dem Thema gerecht zu werden. Das hat mich überzeugt.

Ich hoffe nur, dass Frau Merkel ihrer Namensvetterin nicht in den Ruhestand folgt.