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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Sabine
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 99 Bewertungen
Bewertung vom 10.08.2020
Paradise City
Beck, Zoë

Paradise City


ausgezeichnet

Irgendwann in der Zukunft. Liina arbeitet bei einer investigativen Onlinezeitung. Eine Recherche führt sie in die Uckermark. Eine angeblich von Schakalen getötete Frau. Auf den ersten Blick langweilig und Liina ärgert sich, denn sie hatte ein spannendes Thema im Visier, aber dann geschehen Dinge, die auch ihr Leben in Gefahr bringen.

Sieht so unsere Zukunft aus? Die Menschen werden vollkommen überwacht und fremdgesteuert. Zoe Beck hat sich in ihrem Roman einem sehr brisantem Thema gewidmet. Schon jetzt sind wir von einigen dieser Phänomene betroffen. Überschwemmungen, Wetterkapriolen, Stadtflucht. All dies findet doch bereits statt. Corona, als weltweite Pandemie, ist ein weiterer Schritt in diese Richtung. Wer weiß, was uns noch alles erwartet? Ich bin schockiert, wie realistisch sich das neue Buch der Autorin liest. Ihr Schreibstil ist sehr prägnant und hat mich so an das Buch gefesselt, dass ich es an einem Wochenende ausgelesen habe. Obwohl der Thriller nur knapp 300 Seiten fasst, bringt die Autorin doch sehr viel Information unter. Und auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Sehr brisante Themen und die erschreckende Realität machen aus diesem Roman eine Zukunftsdystopie, die längst schon im wahren Leben angekommen ist.

Bewertung vom 09.07.2020
DUNKEL / HULDA Trilogie Bd.1
Jonasson, Ragnar

DUNKEL / HULDA Trilogie Bd.1


sehr gut

Die Kommissarin Hulda Hermannsdottir steht kurz vor ihrer Pensionierung. An ihrem letzten Arbeitstag darf sie sich einen alten ungelösten Fall aussuchen, um ihn zu bearbeiten. Ein angeblicher Selbstmord erregt ihre Aufmarksamkeit und so kommt der Fall um eine junge Frau wieder ins Rollen.

Ragnar Jónasson hat uns hier einen ungewöhnlichen Thriller vorgelegt, der der Auftakt zu einer dreiteiligen Reihe ist. Ungewöhnlich deshalb, weil dieser erste Teil eigentlich den Abschluss bildet. Der Schriftsteller rollt das Geschehen quasi von hinten auf. Ihm ist trotz dieser Tatsache ein sehr interessantes Buch gelungen, obwohl man das Ende zuerst erfährt. Denn durch seine Schreibweise, die sehr stimmungsvoll die düstere Atmosphäre Islands zum Leben erweckt und durch die unterschiedlichen Perspektiven bringt er sehr viel Spannung in das Buch. Am Ende bleiben auch noch viele unbeantwortete Fragen offen, so dass der Leser sich auch auf die Folgebände freuen kann. Mir gefällt vor allem, dass er sich aktuellen Themen, wie Kindesmissbrauch und Mobbing widmet, ohne zu sensationslüsternd und brutal zu beschreiben. Überhaupt schreitet das Geschehen eher langsam voran und passt gut zu Hulda, die mit 64 Jahren schon mal mit dem ein oder anderen Leiden zu kämpfen hat. Als Ende hätte ich mir etwas positiveres für sie gewünscht, das hat mich etwas schockiert. Jedoch passt es zur dunklen Stimmung des Romans und hätte wahrscheinlich nicht anders sein dürfen

Bewertung vom 07.07.2020
flüchtig
Achleitner, Hubert

flüchtig


gut

Hubert Achleitner, der sich auch als Sänger einen Namen gemacht hat, versucht es nun mit einem Buch. Seine Musik mag ich gar nicht und das hätte mich eigentlich schon warnen müssen. Denn leider überzeugt mich auch sein schriftstellerisches Werk nur wenig. Die Sprache gefällt größtenteils, er weiß grundsätzlich mit den Worten umzugehen, schießt aber dann doch einige Male etwas über das Ziel hinaus, bewegt sich hart an der Grenze zum Kitsch. Seine Protagonisten bleiben seltsam blass und eben flüchtig. Einige gute Ansätze sind durchaus da, aber sie brennen sich nicht ins Gedächtnis und machen dem Namen des Romans alle Ehre. Fast erinnert er mich an die Meditation in meiner Yogastunde. Flüchtige, kleine Begebenheiten, wie Gedanken. Man lässt sie kommen, schaut sie kurz an, lässt sie gleich wieder ziehen und schon sind sie vergessen. Dann gibt es aber auch zahlreiche Stellen, da zieht sich die Geschichte wie ein alter, zäher Kaugummi. Der Leser beginnt sich zu langweilen und muss sich regelrecht durch die Sätze quälen. Wie ein Missakkord erscheinen manche Passagen fehl am Platz. Der Autor hat zwar viele gute Ideen, die aber leider oft genau dann, wenn es anfängt richtig interessant zu werden, einfach fallen gelassen werden und im Sande verlaufen. Mich erinnert das Buch an eines dieser Musikalben, die ein, zwei Hits enthalten, aber leider sonst nur diese Lieder die noch unausgegoren sind, nicht so richtig passen und eigentlich nur den Zweck haben, die CD, bzw. in diesem Fall, die Seiten zu füllen.

Bewertung vom 11.05.2020
Die Herren der Zeit / Inspector Ayala ermittelt Bd.3
Garcia Saenz, Eva;García Sáenz, Eva

Die Herren der Zeit / Inspector Ayala ermittelt Bd.3


sehr gut

Eva Garcia Saenz' Kraken Trilogie findet mit "Die Herren der Zeit" einen gelungenen Abschluss. Mit diesem letzten Band bekommt man sogar zwei Bücher in einem. Jedoch erfordern beide sehr viel Konzentration und Durchhaltevermögen. Obwohl mir die meisten Namen schon aus den ersten beiden Romaen geläufig waren, bin ich hier durch die zahlreichen neuen Protagonisten doch einige Male an meine Grenzen gestossen. Ich musste leider oft eine Person nachschlagen, was den Lesefluss erheblich stört, so dass ich für den dritten Band länger gebraucht habe, als normal. Man merkt, dass die Autorin äußerst umfangreich recherchiert hat. Viele interessante Details schaffen eine einzigartige Atmosphäre und katapultieren den Leser direkt in die beiden Geschichten. Aber trotzdem bekommt der letzte Band von mir nicht die volle Punktzahl, denn dieses Mal ist die Schriftstellerin in meinen Augen über das Ziel hinausgeschossen. Manchmal ist weniger einfach mehr. Vor allem die ständigen Cliffhanger, das permanente Switchen von einer Zeitebene in die andere haben bei mir mehr Verwirrung verursacht und das sonst so harmonische Gefühl, welches ich bei Saenz' Büchern hatte, hat sich dieses Mal leider nicht eingestellt. Schade.

Bewertung vom 20.04.2020
Miracle Creek
Kim, Angie

Miracle Creek


ausgezeichnet

Auch wenn das Jahr noch jung ist, kann ich eines mit Bestimmtheit sagen. Angie Kims Debütroman "Miracle Creek" wird eines meiner diesjährigen Lesehighlights sein.

Der Plot ist schnell erzählt. Eine koreanische Einwanderfamilie betreibt im verschlafenen Dorf Miracle Creek eine HBO-Anlage. Diese Überdruckkammer wird zur Therapie u.a. bei Autismus eingesetzt. Eines Tages passiert dort ein folgenschweres Unglück. Durch einen Brand explodiert ein Sauerstofftank. Zwei Menschen sterben. Elizabeth, die Mutter des achtjährigen Henry, eines der Opfer, wird angeklagt, den Brand absichtlich gelegt zu haben.

Ich kann es eigentlich gar nicht richtig fassen, nicht benennen, warum mich dieser Roman so fasziniert.

Der Schreibstil der koreanischstämmigen Autorin ist sehr vielschichtig. Nüchtern, prägnant, einprägsam. Aber dann doch wieder fast poetisch und leicht. Man liest und ist schnell gefangen, will nicht mehr aufhören. Der permanente Perspektivenwechsel tut sein übriges. Jeder Abschnitt wird von einem der Protagonisten erzählt. Dabei schildert jede/r seine ganz eigene Sicht auf das Erlebte. Kleine und größere Lügen kommen zum Vorschein. Jeder hat seine eigenen Wahrheiten. Jeder hat einen Grund für seine Entscheidungen und bringt dadurch das Fass zum überlaufen. Es ist wie bei einem Dominoeffekt, einmal losgetreten, kann man es nicht mehr stoppen.

Das Buch hat so viele Facetten, dass man es nur schlecht einordnen kann. Eins ist es auf jeden Fall. Eine interessant, spannende Milieustudie, wie sie nur ein Einwanderland, wie Amerika, hervorbringen kann.

Bewertung vom 20.02.2020
Die Galerie am Potsdamer Platz / Die Galeristinnen-Saga Bd.1
Cedrino, Alexandra

Die Galerie am Potsdamer Platz / Die Galeristinnen-Saga Bd.1


gut

Berlin 1930. Alice zieht es nach dem Tod ihrer Mutter zurück nach München,wo der Rest ihrer Familie lebt.. Dort wird sie allerdings nicht überall so herzlich aufgenommen, wie gedacht. Vor allem ihre Großmutter Helena möchte keinen Kontakt zum "Kuckuckskind". Der Liebe wegen bleibt sie trotzdem und eröffnet zusammen mit ihren Onkeln die Galerie Waldmann wieder.

Alexandra Cedrino stammt selbst aus einer Kunsthändlerfamilie. Eigentlich die besten Voraussetzungen für diesen Roman. Der Schreibstil ist durchaus angenehm und die Geschichte liest sich recht flüssig. Mir fehlt es jedoch an einer gewissen Tiefe, denn die Charaktere wirken blass und konnten mich nicht so richtig begeistern. Mir scheint, die Autorin wollte zu viel auf einmal, hat alle angesprochenen Themen nur oberflächlich gestreift und sich nicht richtig mit ihnen auseinandergesetzt. Aber ich sehe durchaus Potential, sowohl im Thema, als auch in der Vertiefung der Darstellung. In den letzten Kapiteln des Buches hat uns die Autorin auch gezeigt, dass sie es kann und mich neugierig auf die Fortsetzung gemacht. Ich werde den zweiten Teil sicher lesen und hoffe dann auf mehr Emotionen und Lebendigkeit.

Bewertung vom 15.02.2020
Die englische Gärtnerin - Blaue Astern / Die Gärtnerin von Kew Gardens Bd.1
Sahler, Martina

Die englische Gärtnerin - Blaue Astern / Die Gärtnerin von Kew Gardens Bd.1


gut

Im Jahre 1920 hatten es die Frauen in England nicht leicht. Charlotte Windley hat sich ganz der Botanik verschrieben und träumt von einer Stelle in Kew Garden, einer imposanten Parkanlage, in der schon ihr Großvater gearbeitet hat. Und tatsächlich gelingt es ihr, wenn auch erst einmal nur als einfache Zeichnerin, denn die Wissenschaftlerstellen sind den Männern vorbehalten. Mit ihrer Hartnäckigkeit und ihrem Können schafft sie es dann doch, bei einer Expedition berücksichtigt zu werden. Allerdings hat das Schicksal anderes mit ihr vor und sie muss schweren Herzens auf diese große Chance verzichten. 

Das Buch hatte mich sehr angesprochen. Auch wenn der Titel und das Cover eher einen seichten Roman suggerierten, hat mich die Leseprobe dann doch überzeugt. Allerdings konnte der Roman dann doch nicht komplett meine Erwartungen erfüllen. Der Schreibstil ist zwar packend und angenehm und ich hatte das Buch schnell gelesen. Auch die ausführlichen Beschreibungen der Parkanlage waren sehr interessant und gaben mir das Gefühl dabei zu sein. Aber die Protagonisten konnten mich leider nicht erreichen. Charlotte wirkt unglaubwürdig. Erst die große Kämpferin und dann knickt sie ein und gibt alles auf? Vieles ist mir zu vorhersehbar, zu langatmig und leider auch, wie schon erwähnt, teilweise zu unrealistisch. Alles in allem ist der Roman unterhaltsam und genau das Richtige, um sich in die Blumen- und Pflanzenwelt wegzuträumen.

Bewertung vom 15.02.2020
1794 / Winge und Cardell ermitteln Bd.2
Natt och Dag, Niklas

1794 / Winge und Cardell ermitteln Bd.2


gut

Der junge Adelige Eric Drei Rosen wird von seinem Vater auf eine Karibikinsel verfrachtet. Dort soll er seine große Liebe Linnea vergessen, eine Bauerntochter, die seine Familie nicht akzeptiert. Er lernt Ceton kennen, ein Monster in Menschengestalt, der ihn geschickt manipuliert. Zurück in der Heimat darf er endlich heiraten. In der Hochzeitsnacht passiert ein grausames Verbrechen. Linnea wird bestialisch emordet, offiziell von einem Rudel Wölfe, aber Eric glaubt, dass er der wahre Täter ist. Die Mutter der Braut glaubt die Geschichte nicht und bittet Jean Michael Cardell sich der Sache anzunehmen. 

1793 war eines meiner Highlights des letzten Jahres. Niklas Natt och Dag hatte mich absolut überzeugt. Mit seinem Plot, mit seiner Sprache, mit der abstossenden Brutalität, aber auch mit seinem poetischen, fast liebevollen Sprachstil. Mit diesem zweiten Teil hat er es leider nicht geschafft, mich erneut zu fesseln. Fast hatte ich das Gefühl, ich lese das erste Buch noch einmal. Die vielen Parallelen zur ersten Geschichte, die vielen Wiederholungen der brutalen Abhandlungen ermüden den Leser und wirken zu stark konstruiert. Der Fall selbst wirkt unglaubwürdig und zu sehr an den Haaren herbeigezogen und wird in meinen Augen leider zu sehr künstlich in die Länge gestreckt. Ich musste mich regelrecht zwingen weiter zu lesen. Dieser starke Sog, den ich im Vorgängerroman spürte, wollte sich diesmal so gar nicht einstellen. Sehr schade, denn die Sprache beherrscht der Autor wie kein zweiter.

Bewertung vom 10.01.2020
Neuschnee
Foley, Lucy

Neuschnee


ausgezeichnet

Lucy Foley hat ein sehr interessantes Buch geschrieben. Klar, das Setting ist fast schon ein Garant für einen spannenden Roman. Ein weit von der Zivilisation abgelegenes Gelände, der heftige Schneefall, der die Zufahrtsstraßen absperrt, ein geheimnisvoller Wildhüter, aber nicht weniger rätselhaft: die anderen Mitarbeiter auf der Lodge. Dann die verwöhnten Stadtmenschen, die sich treffen, um Silvester einmal ganz ursprünglich zu feiern. Das ist eine explosive Mischung. Aber Lucy Foley schafft noch mehr. Sie springt hin und her in den Zeitebenen und zwischen den Protagonisten, lässt die Charaktere einzeln zu Wort kommen. Das erhöht die Spannung enorm und verwirrt uns Leser permanent. Mich hat das so sehr an das Buch gefesselt, dass ich es in einem Rutsch durchlesen musste. Besonders prickelnd war, dass Lucy Foley uns über die Identität des Toten bis zum Ende im Unklaren gelassen hat. Da fällt es sogar einem eingefleischten Thrillerleser, wie mir, schwer, irgendwelche Spekulationen zu tätigen. So blieb natürlich auch der Täter eine große Überraschung, ebenso wie das Motiv. Mich hat der Roman schwer beeindruckt und ich wünsche mir, dass die Autorin schon bald mal wieder von sich hören lässt.