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Lesehonig
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 163 Bewertungen
Bewertung vom 25.09.2023
Das Sams und der blaue Drache / Das Sams Bd.9
Maar, Paul

Das Sams und der blaue Drache / Das Sams Bd.9


ausgezeichnet

Eigentlich hatte Papa Taschenbier dem Sams strengstens verboten die Wunschmaschine zu benutzen. Aber nun ist es Herbst und die Kinder lassen draußen ihre Drachen steigen. Und das Sams würde zu gerne dabei sein. Aber leider ist der Drachenladen gerade geschlossen und der Besitzer kommt erst in ein paar Tagen wieder. Da unser Sams nicht das Geduldigste ist, geht es natürlich doch an die Wunschmaschine und wünscht sich einen blauen Drachen. Und die Wunschmaschine liefert…einen blauen Drachen. Jedoch keinen starren mit Schnur, sondern einen echten, der feuerspeien und reden kann. Es beginnt ein niedliches und spannendes Versteckspiel zwischen Sams, Drachen und Herrn Taschenbier und Frau Rotkohl.
Schon als Kind habe ich die Bücher vom Sams geliebt. Umso mehr freue ich mich diese jetzt mit meiner Tochter zu lesen. Dieses hier kannte ich selbst noch nicht und war ganz hingerissen von der Geschichte mit dem niedlichen kleinen Drachen und dem ganzen Schabernack, den die zwei anstellen. Das Sams reimt natürlich auch wieder wild und lustig vor sich hin. Frau Rotkohl zetert und erzieht und Herr Taschenbier freut sich durch das Sams so viel Spaß und Abenteuer in seinem tristen Leben zu haben. Begleitet wird diese schöne Geschichte von zauberhaften Illustrationen, die einem das Lesen versüßen. Ein rundum gelungener Sams-Spaß.

Bewertung vom 22.09.2023
Sylter Welle
Leßmann, Max Richard

Sylter Welle


sehr gut

Strandkorbfeeling, Fischbrötchen vs Möwenkampf und auch ein bisschen Schickimicki. Das zeichnet für mich seit meiner Kindheit der Urlaub auf Sylt aus. Für den Protagonisten Max, sind es noch ganz andere Dinge. Vor allem verbindet er mit diesen Urlauben seine Großeltern, die Omma Lore und den Oppa Ludwig. Zwei nicht ganz unstrittige Charaktere der älteren Generation. Aber das macht sie so lebensecht. Lore zeigt ihre Liebe nicht durch übertriebene Körperlichkeit wie Wangenkneifen oder durch teure Geschenke und das Kreisen ums Enkelkind, sondern durch kleine Gesten und Interesse. Während Ludwig in seiner eigenen ganz strukturierten Welt zu Hause ist. Als Erwachsener besucht Max seine Großeltern, die gerade Urlaub in der „Sylter Welle“ machen. In den drei Tagen seines Besuchs tauchen wir als Leser ab in die unzähligen Kindheitserinnerungen und lernen so die Familie kennen. Jeder hat seinen Platz, seinen Charakter und seine Gewohnheiten. Mit viel Liebe, Witz aber auch schonungsloser Ehrlichkeit bringt uns der Autor die Mitglieder seiner Familie näher. Durch die Auswahl seiner Anekdoten und den überaus bildhaften Schreibstil werden die Figuren menschlich und vertraut. Ihr Charakter zeugt von Tiefe und Vielschichtigkeit, wie ihn nur echte Menschen haben können. Es ist wirklich ein schönes Buch, dass wunderbar erzählt, ohne belehren zu wollen. Für viele Leser wird es Kindheitserinnerungen wecken. Und manchmal ist es gut, aus der Vogelperspektive auf die Mitglieder seiner Familie zu schauen, ohne sie zu werten, sondern sie zu nehmen wie sie sind und sich darüber zu freuen das sie da sind. Das hat mich dieses Buch gelehrt.

Bewertung vom 17.09.2023
Miss Kim weiß Bescheid
Cho, Nam-joo

Miss Kim weiß Bescheid


ausgezeichnet

„Miss Kim weiß Bescheid- Storys“ von Cho Nam-Joo
In diesem Buch erwarten einen acht verschiedene Geschichten koreanischer Frauen. Alle eint die Elegie des Lebens und der stille Protest gegen ihre ihnen zugedachte Rolle. Gut ausgebildete junge Frauen, die unter der Last der Arbeit und gleichzeitigen Rolle als Mutter, Ehefrau und Haushälterin zusammenbrechen und sich trübsinnig und resigniert dazu entschließen ihre Arbeit zu kündigen. Oder Frauen kurz vor ihrer Pension, die schwer gearbeitet haben und sich nun ihren Lebenstraum erfüllen wollen, von denen jedoch erwartet wird, dass sie sich um ihre Enkelkinder kümmern. Bestürzt hat mich jedoch auch eine Story zur sexuellen Belästigung von Schulmädchen, deren männliche Klassenkammeraden die knappe Schuluniform nutzten, um den Mädchen unter die Röcke zu filmen.
Zwischen Deutschland und Südkorea liegen rund 8100 km und dennoch kamen mir die Erzählungen und Gefühle der Frauen stark bekannt vor. In Deutschland wird händeringend nach Fachkräften gesucht, während viele Mütter verzweifelt nach Betreuungsmöglichkeiten ihrer Kinder suchen, um arbeiten gehen zu können. Die Frauen in Cho Nam-Joos Geschichten protestieren nicht laut, sie leiden eher still und versuchen selbst ihr Leben für sich erträglich zu gestalten. Und die Absurdität dieses Dilemmas wird in der Geschichte mit den sexuell belästigten Mädchen deutlich. Die Mütter der beschuldigten Jungen laufen Sturm und bedrängen die Mutter eines der Mädchen ihre Aussage zu ändern, da sie Nachteile für die Karriere ihrer Söhne vermuten, wenn ein Vermerk in ihrer Schulakte steht. Ketzerisch stellte ich mir die Frage, warum wir Frauen eigentlich immer wieder unglücklich in diese Rollen verfallen, wenn wir es doch eigentlich sind, die die Jungs aufziehen, ihnen Regeln und Werte mitgeben. Sind wir es dann nicht auch die die Macht darüber haben, wie die Gesellschaft einmal aussehen soll? Cho Nam-Joo regt sehr zum Nachdenken an. Nicht, indem sie uns klare Botschaften sendet, sondern indem sie uns Geschichten erzählt, die viele Frauen von uns kennen und so ein Gemeinschaftsgefühl erzeugt. Großartige Erzählkunst!

Bewertung vom 04.09.2023
Vatermal
Öziri, Necati

Vatermal


ausgezeichnet

Arda ist schwer krank. Während er auf der Intensivstation liegt, schreibt er einen Brief an seinen unbekannten Vater. Metin hat die Familie verlassen als Ardan noch sehr klein war und ist zurück in die Türkei gegangen, wo er eine neue Familie gegründet hat. Ardan blieb zurück mit seiner älteren Schwester Aylin und der Mutter, die beide nicht gut miteinander auskommen. Die Mutter hatte selbst keine glückliche Kindheit. Als ihre Familie nach Deutschland ging sollte es ein Neuanfang sein und wurde doch nicht neu nur anders. Obwohl sich Ardan in seinem Brief an seinen Vater wendet, erzählt er uns viel von den beiden Frauen in seinem Leben, Aylin und ihrer Mutter. Die Konflikte, die die beiden austragen, wie beide versuchen auf ihre eigene Weise glücklich zu werden und wie sie doch verzweifelt um eine Perspektive im Leben kämpfen. Aber wir erfahren auch viel über Arda, wie er als Außenseiter unter Außenseitern aufwächst, am Rand der Gesellschaft, weil ihn die Gesellschaft dort platziert hat. Ich bin tief in diese Geschichte hinabgetaucht und habe die Perspektive der unterschiedlichen Figuren eingenommen und mich in allen irgendwie zu Hause gefühlt. Necati Öziri schenkt uns wunderschöne Sätze, die noch lange nachhallen, die wieder zurechtrücken, was die Gesellschaft in ihrer Arroganz auseinanderzerrt. Zurecht steht dieses Buch auf der Longlist des Deutschen Buchpreises, denn es beinhaltet so viel und erfasst so klar, was kaum ein anderes Buch vermag.

Bewertung vom 28.08.2023
Wilde Jagd
Freund, René

Wilde Jagd


ausgezeichnet

Seine Frau hat ihn verlassen und seine Tochter möchte nichts mehr von ihm wissen. Unschuldig daran ist er nicht, der 53-jährige Philosophie-Professor Quintus, aber gewollt hat er es sicher nicht. So zieht er sich in sein einsames Elternhaus im kleinen Ort Stein am Gebirge zurück, um sein Leben neu zu sortieren. An seiner Seite der Hund seiner Tochter, der ihn zwingt zumindest etwas Routine im verlotterten Tagesablauf zu pflegen und eine Wohltat für uns Leser. Schon bald begegnet Quintus der seltsamen Altenpflegerin Evelina die auf der Suche nach ihrer verschwundenen Schwester ist. Mehr und mehr merkwürdige Ereignisse häufen sich in dem kleinen Ort, die Quintus aus der Façon bringen und auf ganz neue Wege. Das Buch wurde in das Genre Roman eingestuft, was meiner Meinung nach dem nicht gerecht wird. Es hat viel von einem Kriminalroman, jedoch auch Witz, Spannung eine Prise Esoterik, handelt von Selbstfindung in der Mitte des Lebens, Anthropologie und Soziologie. Während der arme Quintus selbstmitleidig die seit 14 Jahren abgelaufenen Dosen-Ravioli kalt in sich hineinstopft, pflegt die verzweifelte Evelina den alten Zillner mit einem Auge in der Realität mit dem anderen in eine Zwischenwelt gerichtet. Und während die Gerüchte durchs Dorf wabern, einer dem anderen nicht traut und die Fußpflegerin Sabine den Philosophen mit erschreckenden Erkenntnissen über den Menschen als solchen, blass werden lässt, werden wir Leser in eine Geschichte gezogen, in der einfach nichts klar ist (nicht mal das Genre). Verzweifelt klammert man sich an Strohhalme, um im Strom der Geschichte wenigstens etwas Halt zu finden, der einem jedoch zwei Seiten weiter schon wieder entrissen wird. Mich hat diese Geschichte total gepackt. Ich war amüsiert, gespannt, aufgeregt und am Ende fassungslos. Für mich war es in jedem Fall ein Jahreslesehighlight.

Bewertung vom 09.08.2023
Fuchsmädchen / Berling und Pedersen Bd.1
Grund, Maria

Fuchsmädchen / Berling und Pedersen Bd.1


sehr gut

Ein junges Mädchen, welches seinem Leben ein Ende setzt, so beginnt dieser Thriller von Maria Grund. Die Story spielt auf einer schwedischen Insel. Die Ermittlerinnen Sanna und Eir haben ihre eigenen tragischen Geschichten zu verarbeiten und beruflich neben dem Selbstmord von Mia auch noch einen Mord aufzuklären und den verschwundenen Ehemann des Mordopfers zu suchen. Nach und nach decken sie ein grausames Geheimnis auf. Das Buch las sich sehr schnell weg, da es wirklich spannend geschrieben ist. Mich hat die Story rasch gefesselt und in ihren Bann gezogen. Doch je tiefer man hineinfiel in den Sumpf aus Gewalt und Verbrechen, desto grausamer wurde es. Ich bin ein Fan von schwedischen Krimis und Thriller, da ich die düstere und rohe Stimmung mag. Hier war es mir dann jedoch tatsächlich etwas zu viel. Besonders die Gewalt gegen Kinder, die hier alltäglich und normal zu sein scheint fand ich drüber. Und dass die Ermittelnden selbst psychische Problem haben und oft ziemlich kaputt sind, ist man mittlerweile ja auch gewöhnt, in dieser Geschichte habe ich mich jedoch gefragt wie und vor allem warum Sanne so weiterleben möchte. Als Fazit kann ich sagen: Dies ist ein sehr spannender Thriller, bei dem man aber nicht zimperlich sein darf. Nichts für schwache Gemüter.

Bewertung vom 12.07.2023
Ein Leben für das Recht auf Liebe / Die Hafenärztin Bd.3
Engel, Henrike

Ein Leben für das Recht auf Liebe / Die Hafenärztin Bd.3


ausgezeichnet

Dies ist der dritte Teil um die mutige Hafenärztin Anne. Sie hat ihre ärztliche Kunst den Schutzlosen am Rande der Gesellschaft gewidmet. Selbst doch mit einem silbernen Löffel im Mund geboren, sind ihr die skrupellosen Geschäfte ihres Vaters zuwider. Und obwohl sie sich furchtlos gegen so manchen Mann durchsetzt, verursacht die Tatsache, dass der Hafenfrauenmörder immer noch nicht gefasst ist, so manche Angstattacke bei ihr. Auch der Kommissar Berthold Rheydt hat so manche schlaflose Nacht. Und die bereitet ihm nicht nur die junge Helene, sondern auch der aufkeimende Markt mit Heroin, der aus China seinen Weg nach Hamburg gefunden hat. Henrike Engel hat es erneut vermocht mich tief in das Kaiserreich um 1911 versinken zu lassen. Detailverliebt hat sie mir insbesondere die Welt der Frauen und das Ringen um Emanzipation vermittelt. Das Wiedersehen mit Anne, Helene und Berthold war einfach vertraut und zum Wohlfühlen. Ich habe die drei mittlerweile sehr gerne und fiebere bei ihrem wilden Leben mit ihnen mit. Die Mischung aus Spannung, Action und Gefühl ist der Autorin sehr gut gelungen. Ebenso liebe ich es wie sie die Gegebenheiten der vergangenen Zeit wieder zum Leben erweckt und damit ein Setting erschafft, dass einem Hollywood-Blockbuster in nichts nachsteht. Ich bin sehr gespannt, ob es ein Wiedersehen geben wird. Ich wäre dafür.

Bewertung vom 02.07.2023
Der Freiheit entgegen / Die Gutsherrin-Saga Bd.3
Graw, Theresia

Der Freiheit entgegen / Die Gutsherrin-Saga Bd.3


ausgezeichnet

Dies ist der dritte Teil der Reihe um die Gutsherrentochter Dora. Und doch ist er ganz neu und für sich. Wie das Leben, geht auch diese Geschichte weiter. Doch dieses Mal steht nicht Dora im Mittelpunkt sondern ihre 18-jährige Tochter Clara. Diese möchte der Enge der ländlichen Idylle entfliehen und folgt ihrem Schwarm Freddy nach Hamburg. Die 60er Jahre sind angebrochen. Die Menschen wollen wieder ihr leben genießen und ihre Freiheit ausleben. Doch geschichtliche Ereignisse prägen die Zeit, wie der Bau der Berliner Mauer und der Besuch John F. Kennedys. Losgelöst und voller Hoffnung auf eine rosige Zukunft lebt Clara in den Tag hinein. Doch wie so viele junge Menschen muss auch sie lernen, dass niemand auf sie gewartet hat. Wie auch schon die Vorgängerromane habe ich diesen hier förmlich verschlungen. Ich liebe den Schreibstil von Theresia Graw. Die Figuren wirken so liebenswürdig und real, so wie sie sind mit ihren Fehlern, Schwächen und Stärken. Die 60er Jahre stehen jedoch nicht nur für das Jahrzehnt der Freiheit und der Emanzipation, sondern auch für die Aufarbeitung der Kriegsgräultaten und dem Verbrechen und Mord an der jüdischen Bevölkerung. Neben allem Fröhlichen und Ausgelassenem, sind dies die bewegendsten und beklemmensten Momente des Romans. Voller Emotionen und bravourös umgesetzt. Ich bin wieder einmal schwer begeistert und zähle auch dieses Buch schon jetzt zu einem meiner Jahreshiglights. Wer die Reihe noch nicht kennt, dem kann ich sie nur aus vollen Herzen empfehlen.

Bewertung vom 29.06.2023
Flieg, kleiner Vogel. Fly, little Bird. Spielerisch Englisch lernen
Blum, Ingo

Flieg, kleiner Vogel. Fly, little Bird. Spielerisch Englisch lernen


ausgezeichnet

Der Kleine hat Höhenangst, dumm nur, dass er ein Vogel ist. Er liebt den Himmel, traut sich jedoch nicht hinauf. Er wird von den anderen Vögeln ausgelacht und sucht traurig nach neuen Freunden. Doch die anderen Tiere werden von eigenen Eigenschaften geprägt. So wird dem kleinen Vogel klar: „Ich muss fliegen.“ Auf kindgerecht Weise wird hier das Thema Angst und Umgang mit der Angst vermittelt. Niedliche Illustrationen von Liubov Gorbova schmücken die Erzählung. Aber der Clou des Buches ist die Zweisprachigkeit. Wir haben uns für Deutsch-Englisch entschieden, da meine Tochter seit einem Jahr Englisch in der Schule lernt. Erstaunt stelle ich fest, dass sie die Texte bereits sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch lesen kann. Sie war mächtig stolz und liebt das Buch sehr. Zur Wahl stehen neben Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Ukrainisch. Mit viel Spaß lernen Kinder hier den Umgang und den Klang einer anderen Sprache und haben Erfolgserlebnisse. Wir sind begeistert und geben deshalb eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 23.06.2023
Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)
Boyle, T. C.

Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

Wie zu erwarten war hat es die Menschheit nicht geschafft irgendetwas effektives gegen den Klimawandel zu unternehmen. Und so lebt auch diese hier beschriebene amerikanische Familie mittendrin im Horrorszenario. Eltern und Bruder leben im brennenden Kalifornien, dass mehr und mehr zur Wüste verkommt, während die Tochter Cat mit ihrem Mann in einem ständig überfluteten Strandhaus in Florida wohnt. Während die Welt dort draußen wahlweise verglüht oder ersäuft wird drinnen gesoffen, gepostet und diniert. Und alles könnte man irgendwie als fiktive Zukunftsvision abtun, wäre da nicht der unglaubliche Realismus mit dem Boyle uns abholt. Diese Szenerie, in die er uns bringt, die so vertraut wirkt. Die Blödheit der Spezies Mensch, die einem plötzlich bewusst wird, durch die Reduktion auf eine Handvoll Protagonisten die doch nur ihr Leben leben wollen und das möglichst gut und erfüllend, es jedoch in Schutt und Asche legen. Man verlässt sich und seinen Alltag und begibt sich auf die Metaebene. Und unweigerlich kommt die Frage auf: Was machen wir hier eigentlich? Als wäre dieses Szenario nicht schon schlimm genug, treibt es Boyle noch auf die Spitze, indem er seinen Protagonisten viele (und wie man ihn so kennt, abgefahrene) Schicksalsschläge zumutet. Jedoch nichts aus heiterem Himmel, sondern meist selbst verschuldet. So torkelt man als Leser sehenden Auges und benebelt vom Alkoholabusus der Protagonisten von einer Katastrophe in die nächste. Mir hat das Buch überhaupt keine Ruhe gelassen. Jede freie Minute habe ich mit ihm verbracht. Und hatte dabei das Gefühl schockiert in eine Glaskugel zu blicken. Boyle zeigt mal wieder das richtige Gespür für den Zeitgeist und die diffizile Psychologie der Spezies Mensch, zu der man manchmal einfach lieber nicht gehören möchte.