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Ostfriesland

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Insgesamt 54 Bewertungen
Bewertung vom 05.03.2016
Ab heute heiße ich Margo
Stephan, Cora

Ab heute heiße ich Margo


sehr gut

Im Mittelpunkt steht deutsche Geschichte des vergangenen Jahrhunderts - die Zeit des dritten Reiches, das Leben in West und Ost nachdem Krieg bis zum Mauerfall, also der Wende 1989, sowie der Zeit danach. Aber es geht auch darum, wie schwer die Menschen an dem Erlebten ihr Leben lang zu tragen haben und wie sehr dies auch ihre Nachkommen noch beeinflusst. Nebenher erfährt man hautnah, wie das Leben in Deutschland zu dieser Zeit war.
Auf drei Zeitebenen erzählt die Autorin die Geschichte zweier Familien, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein können und die großen Themen der Menschheit spielen natürlich auch in diesem Roman eine große Rolle: Liebe, Freundschaft, Familie, Vertrauen, Schuld, Neid, Eifersucht: alles, was das Leben zu bieten hat. Das pralle normale Leben von Menschen, die das Leben genießen wollen und denen die Geschichte einen Strich durch die Lebensplanung macht. Aber es geht auch um Schwachheit und Ohnmacht, das untätige Mitansehen, dass etwas aus dem Ruder läuft und man nur dabeistehen kann.
Cora Stephan schreibt sehr intensiv und packend, vor allem in emotionaler Hinsicht. Was aber auf keinen Fall mit Kitsch verwechselt werden darf. Dieses Buch ist alles andere als kitschig, sondern sehr ehrlich. Sie schont ihre Figuren nicht und am Ende stellt man sich die Frage, ob es wirklich möglich ist, alles zu verzeihen und ob man das überhaupt muss. Nicht nur dass man auf wundersame Weise, beinahe nebenher, Zeuge der deutschen Geschichte wird, nein man ist sozusagen live dabei, wie Geschichte geschrieben wird. Die Charaktere sind dermaßen real, dass man glaubt sie zu kennen und mit ihnen zu leben. Nicht nur die Hauptfiguren, sondern auch die Nebencharaktäre ziehen einen in den Bann und sind vielschichtig und hervorragend herausgearbeitet, sowie deren Schicksal den Leser voll Spannung, Anteilnahme und Bewunderung verfolgt, so sind sie das wahrhafte Gerüst dieses herausragenden Buches, Sie reifen und nehmen entschlossen den Platz ein den das Leben für sie bereithält und müssen sich in einer rasant verändernden Welt behände zurechtfinden. Das die Autorin die Politik nicht ausspart und die Rolle der Sozialdemokratie und ihrer Bewegung in diesen Roman mit einbringt hat mir als politisch interessierter Leser besonders gut gefallen. Cora Stephan gelingt es mit ihrer Protagonistin die Zeit wiederauferstehen zu lassen und macht deutlich, dass mit dem Fall der Mauer 1989 auch die Mauer des Schweigens einbrach, die so viele Familien vor der Aufarbeitung ihrer eigenen Geschichte abgehalten hatte. Dabei beweist die Autorin außerordentliches Geschick, wenn sie die Geschichte von den Anfängen des dritten Reiches über das 20. Jahrhunderts mit der Gegenwart des frisch geeinten Deutschlands am Ausgang des Jahrhunderts verbindet. Die Autorin geht sehr stark auf die politischen Vorgänge ein und man fühlt sich fast schon in diese Zeit versetzt. So manches kennt man noch aus dem Geschichtsunterricht, anderes wird durch die Geschichte deutlich und verständlicher
Nicht nur ein Stück Zeitgeschichte, sondern eine zu Herzen gehende Geschichte über Menschen und ihr Leben, von denen man wirklich das Gefühl hat, sie haben all dies wirklich erlebt und man hat mit ihnen gefühlt,. Für durchweg alle zum Lesen dringend empfohlen, aber vor allem für jene, die etwas über ein kleines Stück jüngerer deutscher Geschichte erfahren wollen, ohne trockene Geschichtsbücher wälzen zu müssen.

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Bewertung vom 26.02.2016
The other Girl (eBook, ePUB)
Mitchell, Maggie

The other Girl (eBook, ePUB)


sehr gut

Dieser Thriller ist anders als das, was ich bisher aus diesem Genre gelesen habe. Hier geht es nicht hauptsächlich um das grausame Verbrechen an sich – auch wenn wir als Leser viel darüber erfahren – sondern es geht um das Leben der Frauen 20 Jahre später. Doch natürlich haben die Erlebnisse ihre Spuren hinterlassen. So ganz können sie damit auch nicht abschließen: und es geschehen einige Dinge, die sie wieder tiefer in den Strudel aus dem alten Grauen hinein ziehen.
Die Charakteren spielten für mich diesmal eine große Rolle. Jede der Beiden fügt sich perfekt in die Geschichte hinein und wirkt auf den Leser völlig verschieden. Nicht nur das was „damals“ passiert ist, sondern auch die Folgeschäden, die eine elementare Rolle spielen, werden perfekt zum Leser transportiert.Durch die großen Gefühle und Emotionen, kommen dann diese noch besser zur Geltung und machen daraus einen perfekten Thriller. Maggie Mitchell führt den Leser meisterhaft in verschiedene Richtungen und zeigt die Entwicklung ihrer Hauptcharaktere, die sich ihren schlimmsten Albträumen und Ängsten stellen müssen.
Und die Suche von Carly nach Louis ist recht spannend gestaltet, immer wieder passieren unverhoffte Wendungen.....
Die Sprache, die die Autorin benutzt, lässt die Personen und Taten äußerst lebendig wirken. Spannend und gut beschrieben schildert die Autorin, was die Frauen nun alles wieder durchmachen müssen. Geschickt verflechtet die Autorin die Vorgeschichte mit den aktuellen Geschehnissen und schafft es dabei, die Protagonistinnen als Ganzes wachsen zu lassen. Neben der feinen psychologischen Komponente, entsteht aber auch sehr physische und handgreifliche Action, denn es gibt etliche explosive und sehr ungewöhnliche Nebenschauplätze. Die involvierten Personen handeln nie plump und "trashig", sondern empathisch, sensitiv und absolut nervenaufreibend! Hier wird sehr grausam und detailliert erzählt, was sie während ihrer Gefangenschaft alles erleben und ertragen mussten. Sehr gut gefallen hat mir der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit. In immer wiederkehrenden Flashbacks wird angedeutet, was den Frauen vor 20 Jahren widerfahren ist. Und genau da liegt meiner Meinung nach eine weitere Stärke dieses Buches. Es wird nur angedeutet und nicht - wie so oft in letzter Zeit - in detailreichen Erzählungen ein genaues Bild erzeugt. Die Bilder entstehen im Kopf eines jeden einzelnen Lesers.

Am Schluss wird es nochmal überaus spannend und turbulent. Hier nimmt die Geschichte eine Wendung, die ich so nicht erwartet hätte.

Bewertung vom 07.02.2016
Das Mädchen mit dem Fingerhut
Köhlmeier, Michael

Das Mädchen mit dem Fingerhut


ausgezeichnet

Mit " Das Mädchen mit dem Fingerhut " erzählt Michael Köhlmeier eine fiktive Geschichte, die jedoch eine unglaubliche Authentizität aufweist. Dem Leser erscheint es so, als würde er Yiza begleiten, den täglichen Überlebenskampf, die Sorgen und Freuden des Mädchens hautnah erleben. Wie in jeder seiner Geschichten begeistert es mich, dass er die Story schonungslos ehrlich präsentiert, nichts wird geschönt, aber es wird auch nichts dramatisiert. Die Thematik wird glaubwürdig aufgegriffen und ausgearbeitet. Durch die Hauptprotagonistin Yiza wird dieses Thema nicht nur sachlich interessant, sondern auch emotional und fesselnd, denn ihre Geschichte berührt beim Lesen. Außerdem wird einem durch dieses Buch klar, dass diese Kinder viel zu wenig beachtet werden und wenn sie wahrgenommen werden, dann nur in Form eines abschätzenden, angeekelten Blickes. Es wird wirklich sehr deutlich, dass das Leben auf der Straße für ein Kind in keiner Weise ein Zuckerschlecken, sondern ein harter Kampf ist, denn die Situation dieser Kinder, vor allem Yizas, ist so hautnah und lebensecht dargestellt, das man wirklich meint, man stehe daneben und müsste all dies mitansehen. Die Entbehrungen, die ein Mensch in seinem Leben erleiden muss und ertragen kann. Die Rückschläge, die einen ereilen und nach denen man sich immer wieder aufrappeln muss. Die Art wie Kohlmeyer uns dieses alles präsentiert lässt einem zwar den Atem stocken, aber er bleibt beständig auf einer Ebene die es auch einem glücklich und gesund lebenden Westeuropäer erlaubt dieses Buch mit Neugier zu lesen. Es beschleicht einen die Fassungslosigkeit und die Hilflosigkeit eines Aussenstehenden, aber die Grenze des Erträglichen wird nicht überschritten, zugleich kann Yizas Geschichte als vorbildliches Beispiel für die Kraft, die Tapferkeit und die Überlebensfähigkeit von Menschen unter extremsten Lebensbedingungen stehen. Mutig und aufrecht bezwingt siw die Gefahren und Enttäuschungen und gibt die Hoffnung auf ein besseres Leben nicht auf.


Der Schreibstil des Autors hat mich auch sehr angesprochen. Unverfälscht, sachlich, emotional und spannend bringt der Autor die Charaktere und ihre Schicksale näher. Er wirkt sehr nüchtern auf den Leser, zeigt wie die Realität nun einmal aussieht. Aber auch die vielen Nebencharaktere, die in diesem Buch vorgestellt werden, wurden sehr lebhaft dargestellt. Natürlich gibt es anfangs Charaktere, die man eher mag und jene, die man nicht so gerne leiden kann, aber sie wurden so gut ausgearbeitet und beschrieben, dass man sich teilweise mit jedem ein Stück identifizieren konnte.

Brillant geschrieben. Sprachlich und dramaturgisch hohes Niveau, spannend erzählt, bewegend und authentisch. Eine echte Bereicherung für Leser, die sich über Wertevorstellungen des Lebens Gedanken machen möchten.

Bewertung vom 07.02.2016
Die Tote am Lago Maggiore / Matteo Basso Bd.1
Varese, Bruno

Die Tote am Lago Maggiore / Matteo Basso Bd.1


sehr gut

Das war ein Krimi ganz nach meinem Geschmack!
Brundo Varese ist mit dem Roman " Die Tote am Lago Maggiore " ein sehr guter Krimi- -Auftakt gelungen. Er hat einen angenehmen Schreibstil und vor Allem mit seinen Beschreibungen der oberitalienischen Orte und Landschaft gelingt es ihm schnell, den Leser direkt in den Roman hineinzuziehen. Die Beschreibungen von Cannobio und Umgebung machen Lust, sich alles sofort anzugucken.
Ein ehm. Polizeipsychologe " Matteo Basso " - ist der Mittelpunkt der Erzählung, ihn begleitet der Leser zum Tatort, zu den Zeugen und Verdächtigen und zu seinen Piemonter Lieblingsorten. Der Charakter wird einem dabei besonders durch seine Verhaltensweisen nahegebracht und ist sehr sympathisch. Er gehört nicht zu der Sorte von Ermittlern, die sich – durch irgendein schreckliches Erlebnis traumatisiert oder völlig desillusioniert – durch den Tag quälen. Matteo Basso mag sein Leben, seine "neue" Stadt und seinen, wenn auch nicht immer einfachen, Neuanfang im beruflichen, nach der Übernahme des elterlichen Metzger-Betriebes. Dabei geht er aber durchaus nicht unkritisch durch die Welt, bildet sich seine eigene Meinung und steht auch dazu. Ein intelligenter Mann, der mir mit seiner trockenen und oftmals ironischen Art ans Herz gewachsen ist. Auch Kommissarin Zanetti, ist sympathisch und glaubwürdig. Hier wird keine Heldin dargestellt, sondern eine ganz normale Frau mit all ihren Emotionen, Ängsten und Eigenheiten. Auch das berufliche Umfeld wird mit seinen stetig wechselnden Anforderungen sehr gut dargestellt.

Dieser Krimi ist wunderbar unterhaltsam und zeichnet sich durch einen flüssigen Schreibstil aus. Mag es vom Plot her spannendere Krimis geben, hier stehen Lokalkolorit und italienische Lebensart im Vordergrund, dazu ein Schuss Philosophie und herrliche Dialoge. Die Geschichte ist also nicht spektakulär, im Gegenteil - eigentlich ganz einfach, wie sie sich wohl jeden Tag zutragen könnte.Aber die Art, wie Varese schreibt, geht dennoch unter die Haut. Die Stärke liegt in der Erzählung, den Typen und der Stimmung, während die Handlung stringent und ohne unnötige Verstrickungen voran geht. Es gibt keine blutrünstigen oder schockierenden Elemente, sondern einen klassischen Fall und eine bodenständige und nachvollziehbare Geschichte zum mitraten. Selbst wenn der Leser im letzten Drittel langsam eine Ahnung bekommen kann, lässt Varese den Leser durch neue Wendungen gekonnt im Dunkeln tappen. Was also genau geschehen war, wusste ich bis zum Schluss nicht. Seine Protaganisten überzeugen absolut und man kauft diesen alles ab, was sie sagen und tuen, beim Lesen des Buches muß man sich allerdings daran gewöhnen, daß der Kriminalfall und die Ermittlungen zwar ständig laufen, aber trotzdem irgendwie das Zwischenmenschliche und nicht die Lösung des Falles den Leser in den Bann zieht. Vor allem schafft der Autor es, einen wirklich spannenden Krimi in einer kleinen italienischen Stadt spielen zu lassen, ganz ohne Mafia-Intrigen und ältliche, notgeile, rauchende, rumlabernde Kommissare.
Eine beeindruckende Neuentdeckung für die europäische Krimilandschaft - mehr davon!

Bewertung vom 13.01.2016
Du hättest es wissen können
Korelitz, Jean Hanff

Du hättest es wissen können


sehr gut

Am Anfang kann man sich noch kein Bild machen um was es in diesem Buch geht, aber wenn man die ersten Kapitel überwunden hat wird das Buch richtig interessant und man mag es am Ende nicht aus der Hand legen, denn erst am Ende gibt es die Auflösung des Rätsels oder eher gesagt, es ist spannend bis zum Ende. „Du hättest es wissen können“ von Korelitz ist ein, ich nenne es mal Familiendrama, wie man es kaum besser hätte schreiben können, um schon während des Lesens großen Eindruck zu hinterlassen, und für Nachhaltigkeit nach Beendigung zu sorgen, düster, morbide und er hinterlässt keine optimistische Grundstimmung, jedoch wäre dies angesichts der problematischen Handlung auch unpassend. Dieser Thriller ist eine Mischung aus Psychogram, unsagbarem Leid und geschehener Gewalt, faszinierend auch die Abgründe einer harmonischen Kleinstadt und die Psychologie der Familie, die nach außen hin erscheint wie eine Bilderbuchfamilie.. Die extreme Tiefe und die Intensität die der Autor der Geschichte eingehaucht hat, sorgen für ein Nägel kauendes Feeling, bereiten dem Leser spannende Lesestunden, und zeichnen diesen Roman schlussendlich aus. Ein Psychothriller der vor allem auch auf der sprachlichen Ebene vollkommen überzeugt hat. Frei von allem Geschwafel und Banalitäten beschreibt Korelitz vor allem die äußeren Geschehnisse und überlässt es dem Leser, Rückschlüsse auf Motive und Befindlichkeiten der Charaktere zu ziehen. Und während sich vieles erschließt, bleibt anderes doch geheimnisvoll und macht gerade so den enormen Reiz des Buches aus.
Natürlich tragen die Charaktere ihren Part dazu bei. Gut gezeichnete Figuren, denen man ganz nahe sein kann, sind unabdingbar, denn eben ohne diese avanciert keine Geschichte zu einem echten Highlight. Korelitz jedenfalls hat es geschafft, diese ins Leben zu rufen. Er lässt den Leser vollends in Grace Reinhardts Leben eintauchen. Man lebt ihr Leben und verinnerlicht es. Einen Roman wie diesen, so intensiv und mitreißend von der Story her, die Charaktere so vielschichtig, habe ich lange nicht mehr gelesen, und nach anfänglichen Schwierigkeiten, mich mit der Story anzufreunden – mir erschien sie zu Beginn noch ein Stück weit fade - habe ich jede einzelne Seite genossen, auf der ich Grace auf ihrer ganz eigenen Odyssee begleiten konnte. Ihre Art wie sie sich gibt, und mit anderen Charakteren kommuniziert - sehr natürlich und nicht aufgesetzt - spricht für sich. So muss sich eine Frau verhalten, die sich einer ausweglosen Situation wie dieser, einer Gegebenheit diesen Ausmaßes gegenüber sieht.

Wer Bücher mag, in denen es um psychologische Probleme und (oft unterschwellige) menschliche Abgründe geht, der liegt mit dem Roman sicher nicht ganz falsch, aber wer einen typischen Thriller mit Hochspannung, Action und blutiger Gewalt sucht, ist hier möglicherweise falsch beraten.

Bewertung vom 13.01.2016
Wieso Heimat, ich wohne zur Miete
Özdogan, Selim

Wieso Heimat, ich wohne zur Miete


sehr gut

Ein sehr aufschlußreiches, interessantes Buch, das Einblicke gibt und damit hilfreich ist für die gegenseitige Völkerverständigung, manchmal ist es traurig und immer wieder stecken in Selim Özdogans Detailschilderungen so tiefgründige gesellschaftliche Analysen und so prägnante Beschreibungen von deutschen und türkischen Charaktereigenschaften. Mit einer leichten, lebendigen Sprache und selbstironischem Unterton führt uns der Autor durch eine Welt, die wohl noch wenigen bekannt sein dürfte. Gerade deshalb ist es ein gelungener Einstieg in ein aktuelles und teils brisantes Thema: die Eingliederung junger Deutschtürken in die deutsche Gesellschaft, sowie deren " Suche nach dem eignen Heimatgefühl" und der Frage "wo gehöre ich hin" und endlich einmal Einblick in die Widersprüchlichkeiten des türkischen Lebens unter den Rahmenbedingungen einer Hegemonialkultur, wo nicht das Drama (Unterdrückung, Zwangsheirat, Ehrenmord) im Vordergrund steht. Das Buch hat mich total begeistert. Und was mich am meisten fasziniert ist die Glaubwürdigkeit, mit der der Autor schreibt, er schafft dadurch auch einen mentalen Entlastungsraum für junge Migrantinnen, die noch mitten drin in der Bewältigung ihrer Doppelidentität stecken und gerade in der aktuellen Debatte, kann man es eigentlich nicht hoch genug hervorheben.
Fast alles wirkt authentisch, nichts aufgesetzt und künstlich. Bei allen Übertreibungen vermittelte er immer wieder neue, spannende und wichtige Erkenntnisse. Die große Kunst von Selim Özdogan ist es, unterhaltsam zu schreiben ohne flach zu werden. Obwohl die Geschichte im Großen und Ganzen linear erzählt wird, kommt keine Langeweile auf. Besonders gut hat mir gefallen, wie Beobachtungen zu sehr eindrücklichen Bildern verdichtet werden.- Sehr zu empfehlen -

Bewertung vom 28.12.2015
Wald der Toten (eBook, ePUB)
Marley, Robert C.

Wald der Toten (eBook, ePUB)


sehr gut

Gleich ab der ersten Seite war ich gefesselt von diesem Buch.
Nach einem eher gemächlichen Beginn steigert sich die Spannung im Laufe des Romans kontinuierlich, bis man gegen Ende wirklich unmöglich abbrechen kann, dabei nimmt die Verwirrtheit beim Protagonisten im gleichen Maße zu wie beim Leser. Schon nach den ersten Seiten findet man sich an Chris und Detective Becketts Seite wieder und stellt sich mit ihm Fragen über Fragen. Man wird in ein Verwirrspiel hineingezogen und kann dabei selbst kaum einen klaren Gedanken fassen… Völlig unerwartete Wendungen, die mitunter sehr aufmerksames Lesen erfordern, führen schließlich zu einer Auflösung, mit der so wohl kaum einer gerechnet hat. Hier gelingt Marley mehr meisterhaft, falsche Spuren zu legen, den Leser zu verwirren und zu überraschen. Eine Story, die seicht beginnt und sich rasant auf ihren Höhepunkt vorbereitet. Je mehr man liest, umso mehr Informationen prallen aufeinander und sind doch nicht sinnig, sondern verwirren. Falsche Spuren werden gelegt, die sich erst nach und nach entwirren. Am Ende entlädt sich echter Wahnsinn, der bedrückt und dennoch wirklich großartig erdacht ist, um dem Buch das gewisse Etwas zu geben. Marley ist es also gelungen, seinen hochkomplexen Plot so aufzubauen, dass die Spannung trotz des beachtlichen Umfangs des Thrillers durchgehend erhalten bleibt – keine leichte Aufgabe! Auch löst er alle Rätsel und losen Enden schließlich auf. Im Großen und Ganzen bleiben Handlung und Hintergründe glaubwürdig und gut nachvollziehbar. Die sehr guten Recherchen lassen die ganze Handlung absolut glaubhaft erscheinen und verdienten eigentlich mehr als 5 Sterne. Man hat nicht ein einziges Mal das Gefühl, einiges sei an den Haaren herbeigezogen. Es gibt auch keine langatmigen Beschreibungen, hier geht es richtig zur Sache. In dem Thriller passt einfach alles zusammen, auch Rechtschreibung, Grammatik und Interpunktion stimmen,
Sehr gut hat mir die Darstellung der Charaktere gefallen, sie sind alles andere als einseitig oder vorhersehbar, und konnten mich mit ihren Stärken und Schwächen überzeugen.
Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten, dabei helfen auch die recht kurz gehaltenen Kapitel, die die Spannung von der Geschichte nicht abnehmen, sondern immer mehr aufbauen und die hervorragenden, glaubwürdigen Dialoge machen seinen Thriller lesenswert. Humor, Ironie und Sarkasmus geben der Geschichte genau den Hauch von Leben und Leichtigkeit, den es braucht um den Thriller ertragen zu können. Alle Erzählungen und Eindrücke sind so in den Kapiteln untergebracht, dass man sagen kann, dass man in jedem Abschnitt etwas erlebt. Dabei gehen diese Kapitel auch sehr gut ineinander über, ohne das dort jeweils Zeitsprünge vorhanden sind.

Durchgehende Spannung fesselt den Leser an diesen brillant konstruierten und in sich schlüssigen Thriller. Sie läuft nicht nur auf einen finalen Showdown hin, sonder bietet schon „unterwegs“ Höhepunkte, die einem den Atem stocken und um die Protagonisten fürchten lassen.