Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
queen_omega
Wohnort: 
Mosbach

Bewertungen

Insgesamt 38 Bewertungen
Bewertung vom 21.06.2013
Der Pakt um Nadim
Wandemberg, Flo

Der Pakt um Nadim


ausgezeichnet

Flo Wandemberg beweist mit seinem Debütroman
„Viejendalisk – Der Pakt um Nadim“ eine grenzenlose Phantasie, die eine eigene mystische Welt erschaffen hat. In Viejendalisk gibt es verschiedene Völker, so gehört Vlou zu den Andaren, die hauptsächlich für das Handwerk mit Holz bekannt sind. Der junge Mann soll – ganz der Familientradition nach – bei seinem Onkel in die Lehre gehen und dann als Schreiner arbeiten, doch das scheint dem sonst immer strebsamen Jungen gar nicht zu gefallen. Ihn hat die Sehnsucht nach der Fremde gepackt, nach dem Wissen der anderen Völker. Er kann sich nicht vorstellen den Rest seines Lebens nur als Schreiner zu arbeiten und zum ersten Mal in seinem Leben lehnt er sich gegen seinen Vater auf und reißt kurz darauf von Zuhause aus.

Seine Füße tragen ihn durch den Wald von Madigaar wo er auf eine ältere Frau namens Namaria trifft, die ihn bei sich aufnimmt und ihn fortan in der weißen Magie unterrichtet, die er Stück für Stück aufsaugt wie ein Schwamm. Er scheint das gefunden zu haben, wonach er sich gesehnt hat. Namaria lehrt ihn auch das Reiten auf den Hunden, die in Viejendalisk als Fortbewegungsmittel dienen und wohl ähnlich groß wie Ponys sind. Doch schon bald zeigt sich eine ungute Veränderung im Land. Eine böse Kraft strebt nach Macht und Reichtum und schreckt dabei nicht vor Mord und Totschlag zurück. So ist es nicht verwunderlich, dass bald die ersten Verluste und fehlgeschlagenen Anschläge zu verzeichnen sind. Vor allem die drei ehemaligen Beratergruppen des ehemalogen Königs – die Natar (Heiler), die Saver (Gedankenlehrer) und die Uocis (Magier) – scheinen das Ziel der Anschläge zu sein.

Nach und nach lernt Vlou auch die geheimen Nachfolger der anderen Uocis kennen, in denen er vor allem bei Amoreas einen echten Freund findet. Er selbst scheint jedoch noch nicht so recht zu wissen, dass auch er ein Erbe ist, nämlich der von Namaria. Die böse Macht, mit Namen Roke, die Frau eines Savers, will unterdes weitere Macht an sich reißen, denn ihr Durst danach ist wohl nie gestillt. War es zu Beginn nur die Gier nach mehr Geld, so will sie am Ende am liebsten die Weltherrschaft an sich reissen. Doch wird das verhindert werden? War sie sonst immer perfektionistisch, so macht sie am Ende des Buches doch einen schwerwiegenden Fehler, der nicht absehbare Konsequenzen mit sich bringen wird. Sie entführt ein neugeborenes Kind, das sie für ihr eigenes ausgeben will. Nadim. Doch was sie nicht weiß ist, dass Nadim ein eineiiger Zwilling ist und der Bruder, Meno, der Enkel einer ihrer Feinde ist… Da wird ihr ihre Nardask Armee - eine Art vermenschlichte Wildhunde – wahrscheinlich auch nicht viel bringen.

Wie das alles enden wird? Das wird man erst in den folgenden Büchern erfahren. Es bleibt jedoch spannend!

Es wundert mich persönlich, dass noch keine großen Verlage auf dieses Buch aufmerksam geworden sind und es noch recht unbekannt zu sein scheint, denn so wie J.R.R. Tolkien einst Mittelerde erschaffen hat, so erschuf Flo Wandemberg Viejendalisk. Ein Land voll fremder Flora und Fauna. Ein gigantisches Werk, das voll von Mystik und Phantasie steckt und ohne die im Buch enthaltenen Karten, Stammbäume und Stichwortverzeichnisse nur schwer zu überblicken wäre. Doch die Mühe sich durch all die neuen Begriffe zu wühlen wird belohnt. Mir persönlich gefällt an dem Buch besonders, dass man nicht einfach hineingeworfen wird, sondern sich wie Vlou als Schüler fühlt und Stück für Stück schlauer wird durch den Unterricht von Namaria. So gleitet man sanft in diese Phantasiewelt, als würde man auf dem Rücken eines Heerenhundes durch die Wälder von Madigaar dahinschweben. Mir bleibt nur eines zu sagen: DRINGEND LESEN!

Bewertung vom 21.06.2013
Verrat im Zunfthaus (eBook, ePUB)
Schier, Petra

Verrat im Zunfthaus (eBook, ePUB)


sehr gut

„Verrat im Zunfthaus“ ist der dritte Roman von Petra Schier, der sich mit der Apothekerin Adelina im Köln des 14./15. Jahrhunderts befasst. Ich habe die vorherigen Bücher nicht gelesen, aber das hat nichts gemacht, denn man kann ihn als eigenständiges Buch durchaus lesen und problemlos hineinfinden. Frühere Ereignisse werden immer mal wieder eingeknüpft und so auch für Unwissende bestens erklärt – dazu wird die Neugierde geweckt die vorherigen Bücher lesen zu wollen und natürlich auch die Nachfolger.

Mit einem mysteriösen Prolog werden wir direkt in den Krimi hineingeworfen. Eine junge Frau schleicht des Nachts durch die schlafenden Straßen Köln auf dem Weg in das Gaffelhaus, dem ihr Vater angehört und auch ihr Geliebter. Sie scheint sich um ihren Liebsten zu sorgen, weswegen sie diesem nächtlichen Treffen zugestimmt hat. Sie betritt das Gaffelhaus und entdeckt ein Licht im nächsten Zimmer – hier bricht der Prolog ab.

Zu Beginn der Geschichte lernen wir dann gleich Adelina, die Protagonistin kennen. Sie ist eine Apothekerin und steht nicht nur als Meisterin der eigenen Apotheke vor, sondern auch als Hausherrin einem großen Haushalt samt bunter Dienerschaft. Dazu ist sie gerade erst Mutter des kleinen Colin geworden. Ihr Mann Necklas ist der Stadtmedicus, der nun zusammen mit einem alten Studienfreund Josef, genannt Jupp, - seinerseits Chirurg - eine eigene ‚Praxis‘ eröffnen will. Bei Adelina wohnen auch ihr dementer Vater, sowie der geistig zurückgebliebene Bruder Vitus, samt Hund Moses und Katze Fine. Dazu kommen natürlich noch Griet, die uneheliche Tochter Necklas‘, Mira, der Lehrling von Adelina, sowie die Mägde Magda und Franziska und der Knecht Ludowig.

Adelina und Franziska wollen gerade im Gaffelhaus das neue Apothekerwappen beurkunden lassen, als sie die fürchterlich zugerichtete Leiche einer jungen Frau – Bela – im Weinkeller finden. Diese ist die Verlobte des Zunftmeisters Avarus Vetscholder, der im Verlauf der Geschichte ebenfalls bestialisch zugerichtet vor der Stadt aufgefunden wird. Wollte sich Adelina nach ihren vergangenen Abenteuern doch künftig aus solcherlei Dingen heraushalten, so musste sie schnell feststellen, dass sie bereits wieder mitten in einer rasanten Mordaufklärung steckte. Als wäre das nicht schon genug kündigt sich auch noch der Besuch der Schwiegermutter an, was Adelina Unbehagen bereitet, kennt sie Benedikta doch noch gar nicht persönlich. Zwischen den Irrungen und Wirrungen des Streits zwischen den aus der Stadt vertriebenen Patriziern und den neuen Mächtigen der Stadt, die aus Handwerkern und Kaufmännern bestehenden Gaffeln, bei denen die Patrizier hinterrücks wieder die Macht in der Stadt erlangen wollen, bleibt bald kaum mehr einer unverdächtig, sich des Hochverrats schuldig gemacht zu haben und sich von den Patriziern mit Geld und Edelsteinen bestechen ließen. Nicht vergessen darf man dabei auch Adelinas neu gewonnene Freundin Marie, die Halbschwester der Toten Bela, ist sie ebenfalls in die Machenschaften verstrickt? Allmählich wird auch das Motiv und die Mörder für die beiden Morde allmählich aufgedeckt und Adelina selbst wird hinterrücks in die Rolle einer Verschwörerin gesteckt.

Doch während dieser großen Verschwörung bleibt die Familie auch vor kleineren Gräueltaten nicht verschont, denn plötzlich ist Griet spurlos verschwunden. Welchen Machenschaften ist sie wohl zum Opfer gefallen?

Das Buch besticht durch einen flüssigen Schreibstil der Autorin, die gleichzeitig versteht geschickt ihr Fachwissen und die vielen uns heute ungeläufigen Fremdwörter des Mittelalters einzuweben. Dem ein oder anderen mag es zu wenig Krimi sein, doch für mich hat das Buch das passende Gleichgewicht aus Familiengeschichte und Kriminalroman vor einem mittelalterlichen Schauplatz. Ein kleines Manko habe ich jedoch, denn am Ende sind nicht alle meine aufgekommenen Fragen beantwortet worden. Womöglich geschieht das ja im nächsten Teil der Geschichte um Adelina.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.