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Julz
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Hildesheim

Bewertungen

Insgesamt 54 Bewertungen
Bewertung vom 18.06.2025
Wilson, Alexandra

Die feindliche Zeugin


gut

Alexandra Wilsons Thriller „Die feindliche Zeugin“ versucht, die drängenden Fragen von Rassismus und Ungerechtigkeit im britischen Rechtssystem aufzuwerfen. Im Mittelpunkt steht Rosa Mercedes Higgins, eine aufstrebende Barrister, die den mutmaßlichen Mörder Emmett, einen Schwarzen Jugendlichen, verteidigt. Die Prämisse ist vielversprechend und bietet viel Potenzial für eine spannende Erzählung, doch leider wird dieses Potenzial nicht vollständig ausgeschöpft.

Von der ersten Seite an ist die Spannung überwiegend gedämpft, was sich durch das ganze Buch zieht. Der Schreibstil von Wilson wirkt oft oberflächlich, und es fehlt der nötige Tiefgang, um die Dringlichkeit des Themas angemessen zu vermitteln. Trotz der ernsten Thematik scheint die Autorin Schwierigkeiten zu haben, emotionale Resonanz zu erzeugen. Ihre Bemühungen, beschreibende Passagen einzuflechten, wirken gezwungen und tragen kaum zur Atmosphäre bei.

Besonders enttäuschend sind die Dialoge zwischen Rosa und Emmett. Die Gespräche sind flach und uninspiriert. Es gibt kaum Austausch, geschweige denn kritische Nachfragen, die in einem solchen spannungsgeladenen Kontext unverzichtbar wären. Das wird im Laufe der Seiten besser, aber eben nicht richtig gut.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die fast schon stereotype Darstellung von Nebenfiguren. Diese Charaktere bleiben meist blass und einseitig, was die ohnehin schon begrenzte Tiefe der Handlung weiter schwächt. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn Wilson mehr Zeit darauf verwendet hätte, das Umfeld von Rosa und Emmett lebendiger und facettenreicher zu gestalten. So wird beispielsweise das komplexe soziale Umfeld, das zu Emmetts Situation geführt hat, nur einmal kurz gestreift, ohne ihm die Aufmerksamkeit zu schenken, die es verdient hätte.

Insgesamt bleibt „Die feindliche Zeugin“ hinter den Erwartungen zurück. Obwohl das Buch mit einem hochaktuellen Thema aufwartet, fehlt es an einer packenden Erzählweise und einem durchdachten Plot. Der Leser verlässt die Geschichte nicht mit einem Gefühl der Befriedigung oder der Reflexion, sondern eher mit einem mulmigen Gefühl, dass die Möglichkeit eines großartigen Thrillers ungenutzt blieb. Alexandra Wilson hat das Potential, wichtige gesellschaftliche Themen zu bearbeiten, doch hier bleibt sie hinter ihren Möglichkeiten zurück. Wer auf der Suche nach einem packenden Thriller ist, könnte enttäuscht sein und besser andere Werke in diesem Genre in Betracht ziehen.

Bewertung vom 18.06.2025
Spelman, Lucy

National Geographic Kids - Lexikon der Tiere


ausgezeichnet

Das "Lexikon der Tiere" aus dem Hause Ravensburger, das in Zusammenarbeit mit National Geographic Kids entstanden ist, ist ein wahrer Schatz für Tierliebhaber und junge Entdecker. Schon beim ersten Durchblättern des Buches fällt die übersichtliche Gliederung ins Auge. Das Inhaltsverzeichnis ist klar strukturiert und macht es Kindern leicht, schnell zu den Themen zu navigieren, die sie besonders interessieren.

Bemerkenswert ist die Einteilung der Tiere in die acht Klassen der Wirbeltiere. Hierzu zählen nicht nur die faszinierenden vier Klassen der Fische, sondern auch Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere. Die farbliche Abhebung der Wirbellosen sorgt dafür, dass Kinder spielend leicht zwischen den verschiedenen Tiergruppen unterscheiden können. Dies fördert nicht nur das Verständnis, sondern weckt auch das Interesse an der Vielfalt unserer Tierwelt.

Das Lexikon bietet eine Fülle von Informationen, die über bloße Fakten hinausgehen. Zu jedem Tier werden Verbreitungskarten bereitgestellt, die auf anschauliche Weise zeigen, wo die Tiere leben. Zusätzlich gibt es detailreiche Informationen über ihre Nahrung und ihr Aussehen, ihr Gewicht, etc., was den jungen Lesern hilft, ein umfassendes Bild von den jeweiligen Arten zu entwickeln. Solche Details sind nicht nur lehrreich, sondern machen das Lernen auch spannend und unterhaltsam.

Ein absolutes Highlight des Buches sind jedoch die über 2500 hochwertigen Fotos. Diese beeindruckenden Aufnahmen ziehen die Kinder sofort in ihren Bann und machen das Lesen zu einem Erlebnis für alle Sinne. Die Bilder sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sie bieten auch einen realistischen Blick auf die Tiere und deren Lebensräume. Dies regt die Fantasie an und fördert den Wissensdurst der Kinder.

Meine eigenen Kinder sind von diesem Lexikon regelrecht begeistert. Schon nach Ankunft des Buches fingen sie zu blättern an und entdecken immer wieder neue Informationen und faszinierende Bilder.

Insgesamt kann ich das "Lexikon der Tiere" von National Geographic Kids wärmstens empfehlen. Es ist ein wunderbares Werkzeug, um das Interesse der Kinder an der Tierwelt zu wecken und zu fördern. Mit seiner klaren Struktur, den anschaulichen Informationen und den atemberaubenden Fotos hat es sich einen festen Platz in unserem Bücherregal verdient.

Bewertung vom 13.06.2025
Myers, Benjamin

Strandgut


ausgezeichnet

Der Roman „Strandgut“ von Benjamin Myers entführt den Leser in die bewegende Lebensgeschichte von Earlon »Bucky« Bronco, einem 70-jährigen Mann, der einst zwei Soulhits gesungen hatte und der sich wegen dieser auf eine unerwartete Reise wagt. Nach dem Verlust seiner Frau Maybell vor einem Jahr wird er zu einem Soul-Festival im englischen Scarborough eingeladen – eine Herausforderung, die ihn dazu bringt, sein Heimatland Amerika zum ersten Mal zu verlassen. Diese Entscheidung ist für Bucky nicht nur ein Schritt ins Unbekannte, sondern auch eine emotional aufgeladene Odyssee.

Myers gelingt es meisterhaft, Bucks innere Zerrissenheit darzustellen. Der Protagonist ist gefangen zwischen der Trauer um seine verstorbene Frau, deren Todestag ausgerechnet an dem Tag seines Auftritts liegt, und der körperlichen Qual, die ihn durch die Abhängigkeit von Opioiden begleitet. Die Tatsache, dass er seine Medikamente im Flugzeug vergessen hat, führt zu einem quälenden Entzug, der den Leser mit ihm leiden lässt. Die realistische Schilderung dieser Schmerzen und inneren Konflikte zieht einen sofort in Bann und lässt einen die Verzweiflung und den Kampf um die Bewältigung des eigenen Schicksals hautnah miterleben.

Während seiner Zeit in England begegnet Bucky der jungen Dinah, die ihm zur Seite steht. Sie selbst kämpft mit ihren eigenen Problemen: Ihr Sohn und ihr Mann scheinen keine Perspektive zu haben, doch sie selbst trägt noch ein bisschen Hoffnung. Diese Beziehung zwischen Bucky und Dinah ist von einer tiefen Menschlichkeit geprägt. Myers zeichnet ihre Interaktionen mit viel Sensibilität und Feingefühl, sodass man als Leser regelrecht miterlebt, wie sie einander unterstützen und trösten. Diese Verbindung wird zu einer wichtigen Ablenkung für Bucky und verleiht der Geschichte eine zusätzliche emotionale Tiefe.

Die Sprache von Myers ist poetisch und melancholisch, gleichzeitig aber auch hoffnungsvoll. Er versteht es, die Stimmungen und Gefühle seiner Charaktere prägnant einzufangen. Die bildhaften Beschreibungen des englischen Küstenortes Scarborough und des Meeres, das für Bucky so neu und überwältigend ist, lassen den Leser die Atmosphäre nahezu spüren.

Ein weiteres Highlight ist das Cover des Buches, das nicht nur visuell ansprechend ist, sondern auch die Stimmung des Romans perfekt widerspiegelt. Die hochwertige Gestaltung unterstreicht die Sorgfalt, die in das Werk investiert wurde.

Insgesamt ist „Strandgut“ von Benjamin Myers ein berührender Roman über Verlust, Hoffnung und die Suche nach neuen Wegen im Leben. Die Entwicklung von Bucky und Dinah, ihre Kämpfe und ihre winzigen Momente des Glücks machen das Buch zu einem unvergesslichen Leseerlebnis. Myers schafft es, sowohl die Schattenseiten des Lebens als auch die kleinen Lichtblicke darzustellen, sodass der Leser mit einem nachdenklichen Gefühl zurückgelassen wird. Eine klare Leseempfehlung für alle, die sich für eine tiefgehende und gefühlvolle Geschichte interessieren!

Bewertung vom 13.06.2025
Noort, Tamar

Der Schlaf der Anderen


ausgezeichnet

Tamar Noorts Roman „Der Schlaf der Anderen“ ist ein bewegendes Werk, das die innere Zerrissenheit und die Suche nach Ruhe in einer hektischen Welt eindrucksvoll einfängt. Die Protagonistin Sina, eine Lehrerin, die mit ihrem Erschöpfungszustand kämpft, stellt sich der Herausforderung, ihre innere Leere und die schleichende Müdigkeit, die sie in den Wahnsinn treibt, zu überwinden. Der Roman entführt uns in die Tiefe ihrer Gedanken und Emotionen und regt dabei zum Nachdenken über die eigene Lebenssituation an.
Bereits zu Beginn des Buches wird deutlich, dass Sina nicht nur physisch müde ist. Ihre Unfähigkeit zu schlafen ist ein Spiegelbild ihrer inneren Konflikte: Der Druck ihres Jobs, die Erwartungen, die an sie gestellt werden, und die Einsamkeit, die sie umgibt. Diese Facetten ihres Lebens werden eindringlich dargestellt, sodass sich viele Leser in ihren Gefühlen und Herausforderungen wiedererkennen können.

Nächtelang liegt Sina wach, ihr neuer Hausarzt schickt sie, statt ihr Schlafmittel zu verschreiben, ins Schlaflabor, wo sie auf Janis, eine ehemalige Krankenschwester, die nun als Nachtwache arbeitet, trifft.
Die Frauen freunden sich für die Nacht an, doch schnell beginnt diese neue Verbindung zu wanken. Die Überschreitung von Grenzen und die Entdeckung der eigenen Verletzlichkeiten führen zu Spannungen.
Noorts Schreibstil ist angenehm und flüssig, der Leser wird regelrecht durch die Seiten getragen. Es ist ein Pageturner im wahrsten Sinne des Wortes; man möchte wissen, wie es weitergeht, und vor allem, ob Sina die Ruhe findet, die sie so verzweifelt sucht. Dabei gelingt es Tamar Noort, eine Balance zwischen dramatischen Momenten und leisen, introspektiven Passagen zu finden. Sie schafft es, den Leser in das Gefühlsleben der Charaktere hineinzuziehen und lässt einen die Sorgen und Freuden der beiden Frauen hautnah miterleben.
Die emotionale Tiefe, mit der Noort ihre Charaktere gestaltet, machen „Der Schlaf der Anderen“ zu einem berührenden Erlebnis. Die Leser werden sowohl emotional berührt als auch intim mit den Herausforderungen der modernen Lebensrealitäten konfrontiert.

Am Ende des Romans bleibt eine Frage offen: Wie geht es mit Sina und Janis weiter? Ich kann mir eine Fortsetzung dieser Geschichte sehr gut vorstellen, denn die Themen, die angeschnitten werden, sind vielschichtig und bieten Raum für Entwicklung und Vertiefung. Tamar Noorts Werk ist nicht nur ein gefühlvoller Roman, sondern auch ein Anstoß zur Selbstreflexion und ein Mutmacher für alle, die auf der Suche nach ihrem eigenen Platz in der Welt sind.

Bewertung vom 13.06.2025
Green, John Patrick

InvestiGators (Band 3) - Die Rache der Brösel


ausgezeichnet

Mit „Die Rache der Brösel“, dem dritten Band der beliebten *InvestiGators*-Reihe von John Patrick Green, erwartet die Leser ein weiteres äußerst unterhaltsames Comic-Abenteuer. Wie auch in den vorherigen Teilen vereint der Autor eine wunderbare Mischung aus witziger Sprache und fantastischen Illustrationen, die sowohl jüngere als auch erwachsene Leser begeistern wird.

In diesem Band stehen die charmanten Ermittler, die sich als Mutanten-Alligatoren verkleiden, erneut vor einer aufregenden Mission. Ihre charmante Art, gewürzt mit cleveren Wortspielen, sorgt für zahlreiche Lacher und macht das Lesen zu einem wahren Vergnügen. Die knackigen Dialoge und die vielschichtigen Charaktere ziehen einen sofort in ihren Bann.

Ein richtiges Highlight ist der Bösewicht Crackerdile, der für seine hinterlistigen Pläne bekannt ist und mit seiner amüsanten Persönlichkeit die Leser in seinen Bann zieht. Crackerdile ist nicht nur ein herausragender Schurke, sondern auch ein Paradebeispiel dafür, wie John Patrick Green es schafft, selbst die Bösewichte mit einem Hauch von Humor zu versehen. Aber das ist noch nicht alles! In „Die Rache der Brösel“ wird ein neuer Superschurke eingeführt, der die Handlung spannend und abwechslungsreich hält. So gibt es keine Chance auf Langeweile!

Bewertung vom 26.05.2025
Habeck, Emily

Shark Heart


sehr gut

Emily Habecks Roman „Shark Heart“ nimmt den Leser mit auf eine faszinierende und zugleich beunruhigende Reise durch die Untiefen der menschlichen Identität und der Veränderung. Die Geschichte folgt Wren und Lewis, einem frisch verheirateten Paar, dessen Glück jäh durch eine seltene Diagnose erschüttert wird: Lewis wird sich in einen Weißen Hai verwandeln. Diese unerbittliche Metamorphose wirft nicht nur Fragen über die menschliche Natur auf, sondern auch über Träume und Zukunftspläne, die plötzlich unerreichbar erscheinen.

Das Motiv der Therianthropie, also der Titelgebenden Fähigkeit, Mensch und Tier zu verbinden, ist nicht neu, doch Habeck gelingt es, diesem alten Mythos eine frische Perspektive zu verleihen, die sowohl berührt als auch nachdenklich stimmt. Sie thematisiert die Zerbrechlichkeit der menschlichen Existenz und die ständige Suche nach Identität in einer sich wandelnden Welt. Die Verwandlung von Lewis dient als kraftvolle Metapher für die Herausforderungen, denen Paare in Krisenzeiten gegenüberstehen.

Der Schreibstil von Habeck ist ebenso ansprechend wie einladend; sie nutzt eine klare, flüssige Sprache, die den Leser nahtlos durch die Erzählung trägt. Besonders bemerkenswert sind die Passagen, die an ein Regiebuch angelehnt sind. Diese theatrale Qualität verleiht dem Roman eine besondere Dimension, als ob das Leben der Protagonisten ein Schauspiel ist, in dem sie die Kontrolle über ihre Rollen verlieren.

Insgesamt ist „Shark Heart“ ein fesselnder Roman, der nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt. Emily Habeck schafft es, die Leser in die emotionalen Tiefen ihrer Charaktere zu ziehen, während sie gleichzeitig die universellen Themen von Verlust, Identität und Transformation erforscht. Ein empfehlenswerter Leseausflug für alle, die das Unbekannte im Menschen und im Tier zu entdecken bereit sind.

Bewertung vom 19.05.2025
Kloeble, Christopher

Durch das Raue zu den Sternen


ausgezeichnet

„Durch das Raue zu den Sternen“ ist ein berührender Roman, der die Leser auf eine emotionale Reise mitnimmt. Die 13-jährige Protagonistin Arkadia ist musikalisch hochbegabt und trägt eine blühende Fantasie in sich, die sie durch die Herausforderungen des Lebens führt. Ihre Fähigkeit, das Leben leicht zu nehmen, ist eine Facette ihrer Persönlichkeit, die gleichzeitig bewundernswert und verletzlich wirkt.
Sie ist Außenseiterin in ihrem Dorf, was sie oberflächlich nicht stört, weil sie sich nicht als Außenseiterin sieht.
Der Wunsch, in einem Knabenchor zu singen, symbolisiert nicht nur ihre Leidenschaft für die Musik, sondern auch ihr Streben nach einer Welt, in der sie nicht allein ist. Als ihre Mutter die Familie verlässt, gerät Arkadias Leben aus den Fugen. Sie hofft, dass die Abwesenheit ihrer Mutter nur vorübergehend ist und dass die Rückkehr ihrer Mutter bald bevorsteht. Diese Hoffnung treibt sie an, und man fühlt mit ihr, während sie zwischen Fantasie und der harten Realität hin- und herschwingt.

Die sprachliche Gestaltung des Romans ist schlichtweg gelungen. Christopher Kloeble schafft es, eine starke Atmosphäre zu erzeugen, die den Leser in Arkadias Gedankenwelt und ihre Emotionen eintauchen lässt. Jeder Satz ist durchdrungen von einer poetischen Schlichtheit und zugleich tiefgreifenden Bedeutung, die den Leser zum Nachdenken anregt.

Insgesamt ist „Durch das Raue zu den Sternen“ ein absolut lesenswerter Roman, der sowohl schön als auch traurig ist. Er bietet nicht nur einen Einblick in die Seele eines Mädchens, das versucht, seinen Platz in der Welt zu finden, sondern thematisiert auch universelle Fragen nach Liebe, Verlust und der Kraft der Musik. Ein Buch, das lange im Gedächtnis bleibt.

Bewertung vom 12.05.2025
Dunlay, Emily

Teddy


ausgezeichnet

In dem faszinierenden Roman „Teddy“ wird die Protagonistin, eine amerikanische Diplomatengattin in Italien, in ein einzigartiges Geflecht von Mode und gesellschaftlichen Normen hineingezogen.
Emily Dunlay zeichnet uns eine Kulisse im Sommer 1969 in Rom, in der Teddy wie in einer Art Erzählung von den Ereignissen der nahen Vergangenheit berichtet.
Teddy ist eine faszinierende Frau. Sie steht in einem inneren Konflikt zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und ihrem eigenen Wunsch nach Identität.
Ihr ist es wichtig, eine gute Gattin für David zu sein, was nicht so einfach ist. In den 60er Jahren regieren die Männer die Welt: Teddy erhält von David „Taschengeld“, obwohl sie das Geld in die Ehe mitgebracht hat und er bestimmt, was eine angemessene Kleidung für sie ist, ihr Onkel kritisiert sie für ihr Essverhalten.
Teddys Selbstwertgefühl ist stark von der Meinung anderer abhängig. Früh bekommt sie mit, wie ihre Tante Sister für ihren freien Lebensstil verurteilt wird, was an ihr selbst nicht spurlos vorübergeht.
Die Einschränkung ihrer Selbstbestimmung verleiht der Handlung eine tiefere Dimension, da sie damit konfrontiert wird, dass äußere Schönheit und gesellschaftliche Akzeptanz oft trügerisch sind. Emily Dunlay schafft es, Teddys innere Zerrissenheit meisterhaft einzufangen.
Der Schreibstil der Autorin ist einladend und flüssig, was das Lesen zu einem wahren Vergnügen macht. Mit feinfühligen Beschreibungen gelingt es ihr, die Atmosphäre des Sommers und das pulsierende Leben Roms einzufangen. Man kann förmlich die Hitze der Sonne auf der Haut spüren, während Teddy über die eleganten Straßen schlendert, umgeben von der Pracht, die sie so sehr anstrebt.

Insgesamt ist "Teddy" eine fesselnde Lektüre. Teddy versucht mit aller Macht, sich zusammenzureißen und ihr wahres Wesen zu verbergen, um akzeptiert und um für „gut genug“ befunden zu werden, obwohl sie am liebsten frei wäre, wie einst ihre Tante Sister es war. Andererseits möchte sie nicht das gleiche Schicksal erleiden.
Teddy ist eine Protagonistin, mit der man mitfühlen kann, und ihr Weg durch die Höhen und Tiefen der gesellschaftlichen Ansprüche macht diesen Roman zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Bewertung vom 09.05.2025
Cors, Benjamin

Aschesommer / Gruppe 4 ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

In „Aschesommer“ entführt uns Benjamin Cors in die düstere Welt von Jakob Krogh und Mila Weiss, zwei Ermittlern, die nicht nur in ihrer Arbeit, sondern auch in ihrem persönlichen Leben mit traumatischen Geheimnissen kämpfen. Die Geschichte beginnt mit einem schockierenden Fund: In einer Kühlkammer auf einem verlassenen Bauernhof werden zwei Leichen entdeckt. Diese grausame Entdeckung stellt die Sonderermittlungsgruppe 4 vor eine Reihe spannender Rätsel, die es zu lösen gilt.

Cors versteht es meisterhaft, die Charaktere von Jakob und Mila vielschichtig und glaubwürdig darzustellen. Während sie sich durch die komplexen Spuren arbeiten, die der Fall hinterlässt, wird deutlich, dass ihre inneren Konflikte ebenso entscheidend sind wie die äußeren Herausforderungen. Leserinnen und Leser fühlen sich schnell mit den Protagonisten verbunden; ihre Ängste, Hoffnungen und Geheimnisse lassen einen tief in die psychologische Dimension der Handlung eintauchen.

Die fesselnde Story ist gespickt mit unerwarteten Wendungen und lässt den Leser bis zur letzten Seite mitfiebern. Der Schreibstil ist prägnant und gleichzeitig atmosphärisch, sodass die düstere Stimmung des Krimis sowohl greifbar als auch intensiv erlebt werden kann. Die eindringliche Beschreibung der Schauplätze – vom heruntergekommenen Bauernhof bis zur Kälte der Kühlkammer – verstärkt das Gefühl der Beklemmung und Spannung.

„Aschesommer“ ist nicht nur ein spannender Krimi, sondern auch eine tiefgründige Erkundung menschlicher Abgründe und zwischenmenschlicher Beziehungen. Für Liebhaber von gut konstruierten Thrillern ist dieses Buch ein absolutes Muss. Cors gelingt es, die Grenzen zwischen Gut und Böse zu verwischen und die Leser auf eine packende Reise mitzunehmen, von der man lange nicht loskommt.

Bewertung vom 09.05.2025
Teichert, Mina

Der Sonne entgegen


sehr gut

In ihrem neuesten Roman „Der Sonne entgegen“ nimmt uns Mina Teichert mit auf eine unkonventionelle Reise, die sich aus einem Sturm der Gefühle entwickelt. Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt: der impulsiven Romy, die nach einem heftigen Streit mit ihrem Verlobten beschließt, spontan in Valentins Auto einzusteigen und einen Roadtrip nach Italien zu wagen.

Romy ist eine starke, aber oft verletzliche Protagonistin, die auf der Suche nach sich selbst ist. Ihre Entscheidung, den Roadtrip zu wagen, fühlt sich im ersten Moment wie ein Akt der Rebellion an, doch während der Fahrt erkennt sie, dass es mehr ist als nur Flucht. Mit jedem Kilometer wächst ihre innere Stärke, und die atemberaubenden Landschaften Italiens wechseln zwischen traumhaften Erinnerungen und schmerzlichen Rückblicken auf ihre Beziehung. Der Autorin gelingt es, Romys Gedanken und Gefühle lebendig werden zu lassen, wodurch man sich schnell in ihre Situation hineinversetzen kann.

Auf der anderen Seite steht Valentin, der den Leser mit seinem geheimnisvollen Wesen fesselt. Als er Romy zufällig begegnet, wird klar, dass auch er mit seinen eigenen Dämonen kämpft. Die Perspektivwechsel zwischen Romy und Valentin sind geschickt umgesetzt; man erhält einen tiefen Einblick in beide Charaktere und deren Motivationen.

„Der Sonne entgegen“ ist nicht nur eine Reise durch traumhafte italienische Landschaften, sondern auch eine emotionale Erkundung der menschlichen Seele. Die Autorin schafft es, Geschichten und Emotionen miteinander zu verweben und eine Geschichte zu erzählen, die sowohl berührend als auch befreiend ist. Ein empfehlenswerter Roman für alle, die das Bedürfnis nach Abenteuer und ein wenig Herzschmerz verspüren!