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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Diamondgirl
Wohnort: 
Stolberg
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 127 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2022
Bullauge
Ani, Friedrich

Bullauge


gut

Hat mich leider enttäuscht

Ich liebe die Bücher von Friedrich Ani, aber dieses Mal hat er mich tatsächlich enttäuscht.
Polizist Kai Oleander verliert auf einer Demonstration von "Spaziergängern" durch eine geworfene Bierflasche ein Auge und wird wohl nur noch Innendienst schieben können. Silvia Glaser, ebenfalls durch einen Unfall schwer behindert, gerät in Verdacht und wird während der Demonstration mit Begleiter kontrolliert und überprüft. Oleander sucht Kontakt zu ihr und es entwickelt sich eine merkwürdig anmutende Allianz zweier vom Leben Gebeutelter. Mehr möchte ich zur Story nicht verraten, um nicht zu spoilern.
Leider konnte mich das dauernde Versinken im eigenen Sumpf überhaupt nicht überzeugen. Ständig wird Plomari (warum eigentlich die ständige Werbung dafür?) oder sonst ein alkoholisches Zeug rein gekippt, wovon vermutlich eine Besserung des Gemütszustands erhofft wird - was leider ja nie eintritt, dem zum Trotz jedoch dennoch ständig wiederholt wird. Und das Seite um Seite... Man könnte fast befürchten, der Autor hat ein kleines Alkoholproblem.
Insgesamt zieht sich dieses Buch wie Gummi. Ein Empfinden, das ich noch bei keinem Ani-Buch hatte. Es dauert ewig, bis überhaupt mal die Story zum Kern kommt und dann geht es irgendwie ziemlich flott dem Ende entgegen, das noch nicht einmal überraschend war. Sehr schade!

Fazit: Das kann Ani deutlich besser!

Bewertung vom 14.08.2022
Isidor
Kupferberg, Shelly

Isidor


sehr gut

Jüdisches Schicksal in Österreich

Shelly Kupferberg hat das Leben ihres Urgroßonkels Isidor aufgezeichnet. Recherchiert in Akten, Dokumenten, Briefen und auch in Erinnerungen ihres Großvaters.
Isidor wuchs mit seiner Familie in Ostgalizien unter ärmsten Bedingungen auf. Um mehr aus diesem Leben zu machen, zog es mit Ausnahme des traditionellen orthodoxen Vaters die Familie Richtung Wien, der damaligen Kulturmetropole Nummer 1 in Europa. Und diese Entscheidung schien absolut richtig zu sein. Isidor absolviert ein Studium und nutzt die von der Inflation geprägten 20er Jahre des 19. Jahrhunderts um einen ordentlichen Reichtum anzuhäufen. Er wird zum Kommerzialrat ernannt und erfreut sich neben seinem Reichtum auch der schönen Künste, die Wien zu bieten hat und die er sich inzwischen ganz bequem erlauben kann. Er ist ein Mann von Welt mit genügend Einfluss in gehobenen Kreisen und verfügt über Stil und herrisches Auftreten. Keine Frage: Isidor hat es geschafft!
Leider hat er die Nationalsozialisten nie wirklich als ernsthafte Bedrohung aufgefasst. Was soll einem wichtigen und einflussreichen Mann wie ihm schon passieren? Doch dieser Mann hat einen riesigen Makel, den man nicht einfach mit Geld auslöschen kann - er ist Jude. Was das bedeutet, muss er am Tag nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland bitter erfahren...

Die Geschichte ihres Ahnen hat Shelly Kupferberg nach sicher sehr umfangreichen und aufwendigen Recherchen gekonnt zu Papier gebracht. Auf recht distanzierte Weise, was gewisse Passagen erträglicher macht.
Leider hatte ich manchmal das Gefühl, dass der Fokus gar nicht auf Isidor lag, sondern sehr viel um seine Mitmenschen beschrieben wurde. Ein großer Part lag z. B. auf seiner Geliebten Ilona Hajmassy, die später in Hollywood Kariere machte. Das ist zwar verständlich, aber trotzdem fand ich es etwas störend, denn eigentlich interessierten mich Isidor und sein Neffe Walter deutlich mehr.
Sehr aufschlussreich waren die Erläuterungen zum Umgang mit jüdischem Vermögen und welche Schikanen erdacht wurden, nur um die jüdischen Mitbürger zu zermürben und zerstören. Dass dies alles schon recht früh geschah, noch vor Kriegsbeginn, finde ich tatsächlich erschreckend und entlarvend. Wie schnell der ganz normale Mensch und bisherige Nachbar zum Mitläufer, Denunzianten und Sadisten werden kann ist einfach nur unfassbar für mich. Ich hoffe sehr, dass sich so etwas niemals wiederholen wird!

Fazit: Ein erschreckendes und aufklärendes Stück Zeitgeschichte

Bewertung vom 03.05.2022
Im Rausch des Aufruhrs
Bommarius, Christian

Im Rausch des Aufruhrs


gut

Hin und her gerissen

Tja.... das ist keine einfache Sache, zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben.
Es handelt sich bei dem Buch Im Rausch des Aufruhrs um ein Sachbuch über die Geschehnisse und das Leben in Deutschland im Jahre 1923 (was ich vermutlich erst kommendes Jahr herausgebracht hätte).
Ich gebe zu: Ich habe einiges gelernt über dieses Jahr, in dem so viel seinen Beginn fand. Aber es war mir auch eindeutig zu viel Information auf wenig Raum. Oder es war einfach zu oberflächlich, da dann doch zu knapp bemessen. Ich weiß es wirklich nicht, woran es lag, aber ich hatte so meine Mühe, dieses Buch durchzuhalten.
Am interessantesten fand ich tatsächlich das letzte Kapitel "Was weiter geschah", in dem das Schicksal sämtlicher Personen des Buches in alphabetischer Reihenfolge erläutert wurde.
Die 12 vorherigen Kapitel befassten sich jeweils mit einem Kalendermonat des Jahres 1923. Jeweils ein schwarzgrundiges, beidseitiges Deckblatt mit einem historischen Foto auf jeder Seite und passender Erklärung; dem folgt eine zusammenfassende Seite, an deren Ende jeweils der Brotpreis notiert ist.
Bis hierhin fand ich jeweils alles sehr interessant. Leider folgt dann das eigentliche Kapitel mit mehr oder weniger interessanten Begebenheiten mehr oder weniger interessanter Persönlichkeiten. Das führte dazu, dass ich manchen Absatz nur quer gelesen habe, weil mich der Inhalt nicht wirklich interessierte.

Abschließend muss ich sagen, dass es tatsächlich nicht das war, was ich erwartet hatte. Für mich ein klarer Fall von "Gut gemeint ist nicht immer auch gut gemacht!"

Bewertung vom 03.05.2022
Die sieben Schalen des Zorns
Thiele, Markus

Die sieben Schalen des Zorns


sehr gut

Vielschichtiger Roman um ein juristisches Dilemma

Markus Thiele hat sich eines Themas angenommen, das hierzulande die Gemüter ähnlich spaltet wie das Thema Abtreibung: Sterbehilfe.
Von unterschiedlichen Seiten her wird an die Thematik heran gegangen, die unterschiedlichen Sichtweisen durch verschiedene Protagonisten eingenommen. Dazwischen das Dilemma von Jonas, Staatsanwalt mit großen Chancen auf Beförderung. Nicht zuletzt deshalb, weil ihn mit dem Angeklagten Max seit ihrer Kindheit eine tiefe Freundschaft verbindet. Und er kannte das vermeintliche Opfer ebenso von Kindesbeinen an. Dazu kommt noch eine alte Schuld gegenüber Max, der ihn seinerzeit vor weitreichenden Folgen bewahrte.
Auf der anderen Seite ist Jonas Staatsanwalt durch und durch; immer auf der Seite des Gesetzes, auch, wenn ein Gesetz ihm nicht immer richtig erscheint. Seiner Meinung nach muss die Rechtsprechung sich an die geltenden Gesetze halten. Für eine etwaige Änderung oder Anpassung sind ausschließlich die gesetzgebenden Institutionen zuständig.

Der Roman entwickelt sich mit jedem Kapitel und lässt das Geschehene und die Hintergründe immer klarer für die Lesenden erscheinen. Nichts ist wirklich einfach. Die beiden Protagonisten Max und Jonas könnten unterschiedlicher kaum sein, was das Elternhaus und das Umfeld angeht. Trotzdem werden sie innige Freunde und verbringen ihre gesamte Jugend miteinander.
Dankenswerterweise sind die unterschiedlichen Kapitel mit Ort und Datum versehen, dass beim Lesen keine Unklarheiten aufkommen. Es gibt immer wieder Zeitsprünge, die für das bessere Verständnis des "Täters" vonnöten sind.
Die Charaktere, allen voran Max, werden mit der Geschichte immer dichter und klarer und ich konnte mich sehr gut in eigentlich alle Personen des Romans einfühlen. Es wird keine Partei ergriffen, sondern im Grunde jeder Argumentation Raum gegeben, sodass man sich während der Lektüre selbst eine Meinung bilden kann.
Sehr interessant war für mich der Einstieg des Buches, bei dem Jonas in Max Schuld gerät. Genau das bringt ihn später in die Bredouille, ob wirklich immer für ihn Recht und Gesetz an erster Stelle steht.

Der Roman ist sehr unterhaltsam geschrieben, wenngleich er mich nicht so mitgerissen hat wie sein letztes Buch. Trotz allem uneingeschränkt empfehlenswert!

Bewertung vom 29.03.2022
Schallplattensommer
Bronsky, Alina

Schallplattensommer


gut

Leider eher enttäuschend

Ich hatte zugegebenermaßen recht hohe Erwartungen an das Buch, die leider größtenteils enttäuscht wurden.
Protagonistin ist die 16jährige Maserati (wie auch immer dieser beknackte Name zustande kam), die ihrer Oma im Dorf-Imbiss hilft, bzw. diesen oft alleine bewältigt. Sie ist im Umkreis das einzige Mädchen, was mehrfach Erwähnung findet - warum auch immer...
Als eine gut betuchte Familie aus der Stadt eine schon länger leerstehende Villa am Ende der Straße bezieht, nimmt die Handlung ihren Lauf. Womit wir beim Thema wären: Irgendwie gibt es nämlich gar keine richtige Handlung. Es plätschert alles so dahin und die ganze Handlung scheint aus der Lüftung verschiedener "Geheimnisse" der verschiedenen Protagonisten zu bestehen.
Nahezu jeder hat die sprichwörtliche Leiche im Keller liegen und die Neuankömmlinge sind leider besonders neugierig, was deren Erkundung angeht. Wobei die Dame nebst zweier halbwüchsiger Jungs allesamt selbst so ihre privaten Geheimnisse haben.
Ganz ehrlich? Mir war das eindeutig zu viel! Warum muss jeder in dieser nicht vorhandenen Story irgendein Geheimnis hüten? Einziger Normaler in diesem Kaff scheint der taube Georg zu sein - jedenfalls bis fast zum Ende.
Nun stellt sich die Frage, warum das Buch trotzdem immer noch 3 Sterne von mir bekommt. Der Wahrheit die Ehre - die Frau kann einfach schreiben. Das Buch unterhält und liest sich wie Butter. Nur schmilzt die Geschichte leider auch wie Butter in der sommerlichen Sonne und hinterlässt nichts außer einem unangenehmen Fettfilm.
Frau Bronsky, das können Sie deutlich besser!

Fazit: Kann man lesen, kann man aber auch genauso gut lassen! Schlichte Sommerlektüre, vielleicht sogar eher ein Jugendbuch.

Bewertung vom 01.03.2022
Das Fundbüro der verlorenen Träume
Paris, Helen Frances

Das Fundbüro der verlorenen Träume


ausgezeichnet

Aus der Zeit gefallenes Buch

Dot arbeitet in einem Fundbüro in London und betrachtet sich selbst als Hüterin verlorener Dinge. Akribisch beschriftet sie Fundobjekte und erfragt ebenso genau die Details der verloren gegangenen Gegenstände. Besonders die Suchanzeige eines älteren Herren berührt sie, der seine Tasche, in dem sich das Portemonnaie seiner verstorbenen Frau befand, in einem Bus stehen ließ.
Dot investiert ungewöhnlich viel Aufmerksamkeit darauf, die Suchenden mit den Fundobjekten wieder zu vereinen. Dafür gibt es natürlich einen Grund in ihrer Vergangenheit, der sich im Laufe der Geschichte immer mehr heraus kristallisiert.

Die einzelnen Kapitel sind überschrieben in Form eines Formulars von Fund- bzw. Suchanzeigen. Eine wirklich witzige Idee! Ausnahmsweise möchte ich auch das Cover erwähnen, das ausgesprochen schön gestaltet ist. Nicht zuletzt deswegen habe ich überhaupt einen Blick ins Buch geworfen. Mit einem der momentan angesagten 08/15-Cover wäre mir das Buch glatt entgangen, denn eigentlich gehören Bücher dieser Art (Lädchen- oder Café-Bücher...) überhaupt nicht in mein Beuteschema.

Doch die Leseprobe offenbarte: Der Schreibstil ist wirklich ganz wundervoll! Abwechslungsreich in den Formulierungen, ein klein wenig altmodisch (was bei Literatur für mich keine Abwertung darstellt), viel Fingerspitzengefühl bei der Entwicklung der Charaktere. Ihre Kollegen sind allesamt ein wenig besonders und die Art und Weise, wie sie beschrieben werden, machen sie durchaus unverwechselbar. Es entsteht unweigerlich ein recht genaues Bild des jeweiligen Protagonisten, was einen ungeheuren Spaß macht! Dazu kommt es fast ohne Romanze aus, was für mich immer positiv ist!

Nicht alles, was in dem Buch passiert, ist immer 100 % nachvollziehbar - aber das ist die Realität ja auch nicht immer.

Fazit: Auf jeden Fall lesenswert, wenn es etwas klassisch mag!

Bewertung vom 15.02.2022
Die dritte Hälfte eines Lebens
Herzig, Anna

Die dritte Hälfte eines Lebens


ausgezeichnet

Ausnahmebuch

Die dritte Hälfte eines Lebens ist in meinen Augen eine wirkliche Ausnahmeerscheinung. Umso schwieriger ist m. E. die Rezension...

Der Roman spielt im fiktiven niederösterreichischen Dorf Krimmwing. Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, könnte ich noch nicht einmal sagen, wann es genau handelt. Es erstreckt sich jedoch über gut 44 Jahre. Genau genommen ist aber auch egal, wann es spielt, denn "in Krimmwing gilt die Zeit nicht", wie Protagonist El-Kah-Ih treffend feststellt. Das Dorf sieht alles und vergisst nichts!
Krimmwing hat anscheinend seine eigenen Regeln und wer sich nicht einordnen lässt, der wird ausgegrenzt. Völlig einerlei, ob wegen seiner sexuellen Orientierung, Hautfarbe, Religion oder physiognomischer Besonderheiten. Die Dorfgemeinschaft ist erbarmungslos und die Dorfkinder sind wie oft die härtesten von allen.
In dieser Gemeinschaft wächst der kleine Seppi ohne seinen Vater auf, denn der war ohnehin als Farbiger nicht gut gelitten im Dorf. Seine Mutter Rosa, wirklich mit ganzem Herzen in ihren Jackson verliebt, ist mit gerade mal 16 Jahren überfordert mit der Situation und zerbricht letztlich in den folgenden Jahrzehnten an ihrer Rolle als Alleinerziehende eines im Dorf unerwünschten, farbigen Kindes. Nicht zuletzt, weil sie beständig hoffte und auch erwartete, dass Jackson eines Tages zurückkehrt und sie abholt. Die Erkenntnis, dass auch er sie verraten hat, lässt sie immer mehr verhärten und Schmerz und Wut auch gegen ihr Kind richten.
Ich musste oft schlucken, was der kleine Kerl alles so zu ertragen hatte. Geholfen hat mir der typisch österreichische, immer etwas kantige Schreibstil der jungen Autorin Anna Herzig, die, selbst mit Migrationshintergrund, allerdings in der Hauptstadt Wien aufgewachsen ist. Der recht distanzierte Stil lässt alles besser ertragen und trotz des Sicherheitsabstands sind mir die Charaktere doch nicht fern geblieben, sondern sogar ziemlich nahe gekommen. Und mit allen Hauptakteuren konnte ich mitfühlen - sogar mir Rosa, die es einem nicht gerade leicht machte.

Das Buch zählt zu den dünneren Exemplaren mit gerade mal insgesamt 130 Seiten und ich habe es an einem gemütlichen Nachmittag eingesogen. Kein leichtes Stück Lektüre, was jedoch niemanden abhalten sollte, der einmal etwas ganz anderes lesen möchte.

Fazit: Nur Mut! Es lohnt sich...

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.01.2022
Die Sternenschnüffler
Manderley, Thomas

Die Sternenschnüffler


ausgezeichnet

Per Phantasie durch die Galaxis

Ich habe das Buch dieses mir bis dahin völlig unbekannten Autors geschenkt bekommen.
Es ist ein Science-Fiction Roman, ein Action-Roman und auch noch ein Krimi, zusätzlich mit sehr viel teils schrägem Humor, der manchmal ein wenig an Douglas Adams erinnert.
Vier Wesen, die scheinbar zufällig aufeinander treffen, gründen eine Weltraumdetektei. Initiiert wird das Ganze von einem plötzlich arbeitlos gewordenen Profi-Jazzmusiker (Man hört im Jahre 2356 also immer noch Jazz!!). Der Musiker und ein Deserteur (beides Menschen), der ziemlich gut Raumschiffe fliegen kann, eine sehr empathische und begeisterungsfähige Echsenfrau deren Farbe in Abhängigkeit von ihrer Stimmung variiert und ein Technikgenie einer unbekannten Spezies bilden ein Amateurteam mit interessanten Fähigkeiten.
Sie geraten in ein großes Weltraumabenteuer, das das ganze Buch über mit viel Action temporeich und spannend bleibt.
Das Buch ist toll geschrieben. Man merkt dem Autor an, dass er seine Protagonisten mag und es ist wirklich leicht, sie mit all ihren Fähigkeiten und Marotten ins Herz zu schließen.
Auch die Beschreibungen der verschiedenen Welten und Landschaften ist sehr überzeugend und macht das Ganze sehr leicht vorstellbar. Durch die Unterschiede der Spezies unter anderem bei den Essgewohnheiten ergeben sich äußerst lustige und teils skurrile Situationen.
Das Buch ist für mich eine sehr angenehme Überraschung und sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 16.01.2022
Das Loft
Geschke, Linus

Das Loft


ausgezeichnet

Richtig toll, aber kein wirklicher Thriller

Sarah, Marc und Henning leben 3 Jahre zusammen in einer gemeinsamen Wohnung, wobei Sarah mit Marc in einer Beziehung ist. Eines Tages findet die Putzhilfe die Küche blutgebadet und von Henning gibt es keine Spur mehr. Der Blutmenge nach zu urteilen dürfte er ermordet worden sein - nur dass sich keine Leiche finden lässt.
Die Aufmerksamkeit der Polizei richtet sich schnell auf das Paar, denn Henning scheint doch eher ein Störfaktor gewesen zu sein, obwohl er der langjährige beste Freund von Marc war. Ein Verwirrspiel nimmt seinen Lauf...

Die Story ist von Linus Geschke hervorragend in Szene gesetzt. Ständig wechselnde Gedankengänge und Erinnerungen der Protagonisten zeigen unterschiedliche Standpunkte und auch Erinnerungen. Mit und mit kommt mehr aus den vergangenen 3 Jahren ans Tageslicht, wobei gerade die jüngste Vergangenheit um das Verschwinden des Mitbewohners lange im Dunkeln bleibt.
Verwirrend fand ich, dass die "Erinnerungen" von Sarah und Marc nicht wirklich deckungsgleich waren - und das in gravierenden Punkten. Selbstverständlich behält jeder Mensch andere Sachen im Gedächtnis, aber im wesentlichen passt es doch wieder überein.
Dies tat der überaus unterhaltsamen Lektüre jedoch keinen Abbruch. Der Autor versteht sein Handwerk ausgesprochen gut und die Seiten fliegen nur so dahin. Die Spannung bleibt bis zur letzten Seite erhalten, wenngleich ich mir unter einem Thriller doch etwas anderes vorstelle. Blut- und Amputationsfreunde werden hier nicht auf ihre Kosten kommen - zum Glück!

Fazit: Ein wirklich toller, lesenswerter Roman ohne viel Thrill und Action

Bewertung vom 06.12.2021
Was die Hoffnung verspricht / Die Dorfschullehrerin Bd.1
Völler, Eva

Was die Hoffnung verspricht / Die Dorfschullehrerin Bd.1


gut

Kurz zum Inhalt:
Helene tritt 1961 eine neue Stelle als Dorfschullehrerin in einem kleinen Dorf im Zonenrandgebiet an. Als geflüchtete der sowjetisch besetzten Zone (DDR) hatte sie grausame Erlebnisse, über die sie jedoch bewusst schweigt. Die neue Stelle ist nicht der einzige Grund, weshalb es sie ausgerechnet in dieses Dorf gezogen hat.

Leider hat der Klappentext des Buches meine Erwartungen bzgl. der Handlung in die Irre geleitet. Ich möchte das kurz zitieren:
_...begegnet man ihr im ländlichen, erzkatholischen Ort zunächst mit Ablehnung. Der althergebrachte drakonische Erziehungsstil, die Gleichgültigkeit der Kollegen - für die engagierte Helene ist es ein Kampf gegen Windmühlen. In Tobias, dem Landarzt, findet sie schließlich einen Verbündeten. _
Von einem Windmühlenkampf oder dergleichen war für mich nicht viel zu lesen. Das oben erwähnte fand, wenn überhaupt, nur am Rande statt. Überhaupt war von einem Kampf gegen althergebrachte Erziehung nur andeutungsweise etwas zu lesen. Es waren Nebenschauplätze, die höchstens für ein paar Seiten des mit etwa 440 Seiten nicht gerade dünnen Buches dienten.
Hauptelement war eindeutig ihr kleines Geheimnis, was ich nicht unbedingt spoilern möchte. Zumindest diese Spannung soll bis Seite 46 bleiben. Ab da ist auch das Geheimnis gelüftet und nun geht es ziemlich spannungsarm weiter. Denn incl. anscheinend unvermeidlicher Romanze ist eigentlich alles vorhersehbar - das Ende eingeschlossen.
Es gibt so gut wie keine Wendungen oder Überraschungen und die Romanze nimmt - Sexszenen eingeschlossen - einen für mich deutlich zu großen Teil der Geschichte ein. Wer jedoch gerne Liebesromane liest, der ist gut aufgehoben. Denn schreiben kann Frau Völler definitiv. Insofern war es auch für mich nicht sonderlich schwer, das Buch zu Ende zu lesen.
Die Charaktere waren gut heraus gearbeitet. Leider auch in vielen Punkten etwas übertrieben. Helene hatte Lehrmethoden, über die sich manche Schule heute freuen würde - zu Beginn der 60er Jahre empfand ich das als total unglaubwürdig. Überhaupt war Helene einfach viel zu perfekt - bildschön, blitzgescheit, über alles informiert, was auf der Welt geschieht, begnadete Tänzerin, die beste Lehrerin, die die Welt je gesehen hatte.... ich weiß gar nicht, wo ich aufhören soll. Es mag sein, dass es solche Superfrauen gibt, aber sie sind für mich in einer Story generell totlangweilig! Keine Ecken und Kanten. Da war mir die Oma drüben schon deutlich lieber.
Auch manche Geschehnisse erscheinen mir einfach zu weit hergeholt. Sicher: Es ist ein Roman und keine Dokumentation - aber wenn man einen ernstzunehmenden historischen Hintergrund darstellen möchte, dann sollte man sich auch ein wenig an den Gegebenheiten der jeweiligen Zeit orientieren und keine Protagonisten erfinden, die denken wie in den 90ern.
Gut fand ich hingegen die parallel laufende Story auf der anderen Seite der Demarkationslinie, die einem zumindest kurze Einblicke in die Welt "drüben" gewährte. Sofern diese Einblicke realistisch sind, was ich nicht wirklich beurteilen kann.
Der für mich interessante und auch angekündigte Teil der Geschichte (schulische Probleme, Erziehungsstil etc.) diente m. E. nur der Ausschmückung und war beileibe nicht Hauptinhalt. Deshalb bekommt das Buch von mir mit viel gutem Willen lediglich 3 Sterne.