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Leseratte
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 56 Bewertungen
Bewertung vom 13.07.2017
Darf ich das oder muss ich sogar?
Gesang, Bernward

Darf ich das oder muss ich sogar?


weniger gut

Schon im Vorwort „stößt [der Autor] Gott vom Thron und stellt fest, dass dieser nie besetzt war.“ Mit unbeschreiblichem Hochmut versucht er dann zu belegen, warum es Gott nicht gibt, und übersieht dabei völlig, dass er vom falschen Ansatz ausgeht. Das Wort „liebe“ vor Gott ist erst wenige Jahrzehnte alt; wer das AT liest, wird genügend Bsp. Für einen rachsüchtigen Gott finden. Unter dieser Prämisse ist alles, was er zu dem Thema Gott/ Glaube und der alleinigen Vormachtstellung des von ihm gelobten Utilitarismus nichtig und die Existenz Gottes ist nicht widerlegt.
Auch verzichtet er bewusst auf Fußnoten, um den Text lesbarer zu machen. Das jedoch mit der Einbuße, dass ihm für viele kruden Thesen die Belege fehlen.
In den weiteren Kapiteln werden einige richtige Ansätze genannt, die jedoch so selbstverständlich sind, dass es erschüttert, dass sie erwähnt werden müssen, bzw. der ihm geneigten Leserschaft tatsächlich nicht neu sein dürften.

Bewertung vom 13.07.2017
Sieben Nächte
Strauß, Simon

Sieben Nächte


ausgezeichnet

„Sieben Nächte“ von Simon Strauß gehört für mich zu den Glanzlichtern und Neuentdeckungen des Jahres.
In einer mitreißenden Sprache führt der Autor seine Leser zu dem namenlosen Autor, der kurz vor seinem 30. Lebensjahr eine große Leere in sich feststellt. Alle Prüfungen, alles, was dem Menschen seine Ecken und Kanten gibt, was seinen Charakter formt, sind in seinem Leben ausgeblieben. Scheinbar mühe- und widerstandlos gleitet er durch und richtet es sich im Leben bequem als Eigenbrötler ein. Das, was er anklagt, ist also teils selbst verschuldet, oder zumindest bedingt. Denn dadurch, dass er sich der Meinung seiner Mitmenschen nicht stellt, sich nicht mit ihnen auseinandersetzt und sich selbst nicht aus-einander-setzen lassen will, ist es ja recht bequem.
Doch nun stellt er sich seiner ersten wichtige Aufgabe, und die lautet, pro Nacht eine der sieben Todsünden zu durchleben. So träumt er in „Hochmut“ geradezu kindisch anmutend von einer besseren, unschuldigen Welt.
Obwohl der Autor stark sich selbst reflektiert, fehlt dennoch der Gedankengang, dass die Todsünden der christlichen Glaubenslehre entstammen. Jegliche Fragen über Gott werden jedoch ausgeblendet bzw. nur am Rande gestreift (Kapitel Zorn; um Übrigen sind Zorn und Wut nicht das gleiche). Und vielleicht bleibt gerade deswegen sein Leben leer. Dabei kann das T., mit dem der Verfasser des Briefes unterzeichnet, durchaus für „Teufel“ stehen, denn wer sonst würde zu Sünden anstiften. Vielleicht wird der logische Schluss, wenn es T gibt, gibt es auch G., dem Leser überlassen, vielleicht denke ich zu viel und falsch.

Ich danke Netgalley für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Bewertung vom 10.07.2017
Europäisch für Anfänger
Clarke, Stephen

Europäisch für Anfänger


sehr gut

Bevor ich mit der Lektüre begann, wusste ich nicht, dass der Autor bereits eine Reihe von "Merde-Titeln" (so heißen sie auf Englisch) mit dem gleichen Figurenensemble veröffentlicht hat. Zum Verständnis des Buches ist das auch nicht notwendig.

Paul West, die leicht blauäugige englische, Hauptfigur, lebt sein einigen Jahren in Frankreich, spricht aber dennoch nur recht einfaches Französisch. Eine Bekannte, die Europaabgenordnete Elodie Martin, holt ihn für einen ominösen Auftrag nach Brüssel. Während man als Leser stutzig wird, wird Paul West es nicht.
Besonders in der ersten Hälfte des Buches erfährt man viel über das Leben der Eu-Beamten,- Abgeordneten etc. in Brüssel, ebenso darüber, wie die EU geleitet, gelenkt etc. pp. wird. Das is sehr interessant und amüsant bzw. bestürzend.
Bis zur Mitte liest sich das Buch sehr gut; und das, obwohl nur wenig Plot erkennbar ist. Dann überstürzen sich die Ereignisse: Die Intrige und die Liebesgeschichte werden genannt, explodieren förmlich aus einem kleinen Flämmchen, das bislang beinahe unbemerkt im Hintergrund flackerte, und wirken deswegen leider wenig überzeugend. Bes. die Intrige erinnert an eine etwas vorhersehbare Satire.
Titelbild und Klappentext sind etwas irreführend, da die Liebesgeschichte nur ein kleiner Happen ist. Politische Machenschaften, das aufgeblähte EU-Verwaltungswesen, die Absurditäten nehmen einen wesentlich größeren Platz ein.

Ich danke dem Verlag für die Bereitsstellung des Rezensionsexemplars über Netgalley.

Bewertung vom 02.07.2017
Triff das Glück auf halbem Weg
Fagerlund, Jenny

Triff das Glück auf halbem Weg


sehr gut

"Triff das Glück auf halbem Weg" ist kein leichtes Buch, da es lange dauerte, bis ich mit der Hauptperson Rebecka , Mutter von 3 Kindern, warm zu werden. Sie ist kalt und kantig entworfen, macht aber eine tolle Wandlung durch, von der gestressten Frau hin zu einer, die mehr in sich selbst ruht. Ein Thema, das vielen Frauen betrifft und eine Figur, mit der sich gewiss viele identifizieren können.

Sehr schön zu lesen war auch der Stil, bzw. die Übersetzun

Bewertung vom 28.06.2017
Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg / Bäckerei am Strandweg Bd.2
Colgan, Jenny

Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg / Bäckerei am Strandweg Bd.2


sehr gut

Vornweg: Ich habe Band 1 nicht gelesen. Das ist aber, wie die AUtorin sowohl im Vorwort als auch im ersten Kapitel betont, nicht nötig.
Es wird zweimal wiederholt, was passiert ist, und die ganzen Personen kann man sich sowieso erst nach einer gewissen Zeit merken. Zudem tauchen ständig neue Figuren auf, deren Vorgeschichte dann berichtet wird. Das muss man mögen.
Das Buch ist ideal für alle, die wirklich komplett abschalten und sich auch nicht in eine Figur vertiefen wollen. Der Roman lebt ganz stark von den herrlichen Brotsorten, von dem malerischen Ort, dem Leuchtturm, in dem Polly wohnt und dem Papageientaucher.
Wer greifbare Figuren oder eine packende Handlung sucht, wird mit diesem Buch nicht glücklich werden. BIs zum Schluss konnte ich Polly nicht vor mir sehen und nicht mit ihr fühlen. Einige Dinge, wie z.B. dass sie eine Affäre mit einem jetzt toten Mann hatte, dessen Witwe zu ihr kommt, mit der sie sich anfreundet, ohne ihr von der Affäre zu erzählen, fand ich sehr eigen. Ebenso wie die Tatasche, dass sie nur ein Jahr nach dem Tod schon mit einem anderen Mann wie in einer alten Ehe zusammenwohnt. Aber das nur am Rande.
Wer also auf Brot, Kuchen, sehr gemütliche Handlung und südengliche Idylle steht, wird hiermit sicher glücklich.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.06.2017
Logik für Demokraten
Zorn, Daniel-Pascal

Logik für Demokraten


ausgezeichnet

"Logik für Demokraten" von Daniel-Pascal Zorn ist sehr überzeugend und zudem gut verständlich verfasst.
Der Autor entschlüsselt, wie Populisten arbeiten, argumentieren, agieren und wie man die Codes dechiffrieren kann. Dabei überlässt er es jedem Leser selbst, ob er bzw. sie sich dagegen stellen oder in diese Weltauffassung verfallen möchte.
Wie mächtig Sprache ist und wichtig sie für unser Denken, Handeln, ja letztlich für unser Leben ist, das wird hier hervorragend deutlich gemacht.
Das Buch ist nicht erst seit der Trumpisierung der Welt höchst brisant.