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Ryria

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Insgesamt 106 Bewertungen
Bewertung vom 02.03.2025
We hunt the Flame / Die Reiche von Arawiya Bd.1
Faizal, Hafsah

We hunt the Flame / Die Reiche von Arawiya Bd.1


sehr gut

Während Zafira im verfluchten Wald des Arz wilde Tiere jagt, um ihr Dorf zu versorgen, macht der Kronprinz Nasir als Assassine Jagd auf die Feinde seines Vaters. In einer Welt, in der Krieg droht und der Arz immer mehr Land verschluckt, begeben sie sich auf gefährliche Missionen, die sie zu Feinden machen und die Welt verändern können. Erzählt wird die Geschichte aus ihren Perspektiven, was ich als angenehm empfunden habe, da man so beide ganz gut kennenlernt.

Die Welt hat mir gut gefallen, mithilfe einer Karte kann man sich die verschiedenen Kalifate direkt vorstellen. Diese werden im Laufe der Handlung dann auch weiterhin charakterisiert. Auch die arabische Atmosphäre fand ich gelungen, jedoch hätte ich mir teilweise hier noch ein bisschen mehr Details gewünscht. Viele Wörter dieser Sprache finden Einzug in den Text, jedoch ist die Bedeutung nicht immer direkt ohne Glossar ersichtlich - zu Beginn ein wenig ungewohnt, aber trägt im Ganzen zur Stimmung bei.

Während der Start noch relativ aufregend ist, wird es danach erstmal eine Weile ruhiger und man hat Gelegenheit, die Charaktere und die Welt näher kennenzulernen. Dieser Aufbau gefällt mir grundsätzlich, hier hatte er jedoch zwischendurch auch manchmal kleinere Längen.
Die Rätsel um die Geschichte der Welt fand ich spannend, auch die politischen Aspekte der Handlung waren interessant. Zafira als starke Frau in einem Land mit wenigen Frauenrechten beinhaltet gefühlt auch eine Botschaft für unsere Realität.
Hervorheben mag ich zuletzt noch die Sprache, diese war wirklich schön und hat mir Freude beim Lesen bereitet.

Bewertung vom 24.02.2025
Der letzte Mord am Ende der Welt
Turton, Stuart

Der letzte Mord am Ende der Welt


ausgezeichnet

Turton erschafft in "Der letzte Mord am Ende der Welt" eine spannende dystopische Welt, in der es um nicht weniger als das Überleben der Menschheit geht.
Ein tödlicher Nebel hat alles bis auf eine kleine Insel verschluckt, lediglich eine Barriere schützt die letzten 122 Überlebenden. Durch einen Mord droht diese Barriere jedoch deaktiviert zu werden - und der Countdown zum Entlarven des Täters läuft.

Die erschaffene Welt fand ich gut ausgearbeitet, schon nach wenigen Seiten wollte ich immer mehr erfahren. Eine Karte zu Beginn hilft super bei der Visualisierung, vieles wird aber noch zusätzlich ausführlich beschrieben. So spielt sich das Leben der Dorfbewohner hauptsächlich in einem heruntergekommenen Militärstützpunkt ab und ist von Einfachheit geprägt: Gemeinsame Mahlzeiten und Feste, verschiedene Berufe zum Erhalt des täglichen Lebens, gesellschaftliche Vorgaben.
Hierzu im Kontrast steht die Welt der verbliebenen Wissenschaftler, die aus einer Zeit hochmodernen Technik stammen. Eine echt spannende Mischung, genau wie die Genres des Buchs: Es ist kein klassischer Krimi, aber dabei mindestens genauso spannend. Statt nur über den Täter zu rätseln, sammeln sich auch zahlreiche Fragen über diese Welt, die Neugier lässt die Seiten nur so dahinfliegen.

Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Abi, einer KI, die die Gedanken jedes Bewohners lesen kann. Diese tritt aber meistens in den Hintergrund, sodass man die Handlung indirekt über einzelne Charaktere verfolgt. Hier war eine bunte Mischung an Charakteren gegeben und auch ihre Beziehungen zueinander kamen nicht zu kurz.
Die Kapitellänge habe ich als genau richtig empfunden, auch der Schreibstil war angenehm zu lesen.
Für Fans von dystopischen Welten nur zu empfehlen!

Bewertung vom 23.02.2025
Deep Fake
Konrad, Cleo

Deep Fake


ausgezeichnet

Kannst du deinen Augen noch trauen, wenn sie dir ein Nacktvideo zeigen, das du niemals aufgenommen hast?
Kannst du deinen Freunden noch trauen, wenn du sie zwanzig Jahre nicht mehr gesehen hat?
Kannst du deiner Erinnerung noch trauen...?

Auf der Suche nach Antworten begleiten wir die Lehrerin Mira, die ausgelöst von einem Deep Fake mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird und in ihr Heimatdorf zurückkehrt. Besonders spannend fand ich hierbei den Erzählstil: Abwechselnd verfolgen wir die Handlung in der Gegenwart mit Mira und erleben gleichzeitig die Vergangenheit in Form von Tagebucheinträgen. Beide Seiten nähern sich langsam einander an und fügen immer mehr Puzzleteile zusammen. Dabei kann man super mitspekulieren, wie alles zusammenhängt, was damals passiert ist und wer für die Videos verantwortlich ist.
Die Autorin versteht es dabei gekonnt, den Leser in die Irre zu führen und beim Lesen auch ein wenig paranoid zu machen: Der Verdacht springt permanent hin und her und doch ist man im Grunde genau wie Mira recht ahnungslos. Meine eigenen Theorien waren manchmal zutreffend, wurden dann jedoch wieder komplett über den Haufen geworfen, was dazu führte, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte.
Zwischendurch gab es zwar auch kleinere Abschnitte, die sich ein wenig gezogen haben, dies hat sich aber in Grenzen gehalten.

Das Thema des Buches ist momentan ja hochaktuell, dafür fande ich es ganz gut umgesetzt, besonders, dass es im schulischen Umfeld auftaucht. Insofern kann es auf spannende Art auch ein wenig über diese aktuelle Problematik aufklären.
Schnell wird aber auch klar, dass die Technik hier eher zweitrangig ist und die Beziehungen der Charaktere im Vordergrund stehen. Diese wurden authentisch umgesetzt, mit den passenden Emotionen: fragiles Vertrauen, Unsicherheiten, Wut, Trauer und dem Wunsch nach Zugehörigkeit. Über manche Charaktere regt man sich auf, manche wachsen einem echt ans Herz.
Was mir auch sehr gefallen hat: Man merkt bei den Freunden, dass sie erwachsen geworden sind, aber erkennt auch gleichzeitig ihr damaliges Teenager-Ich in ihnen, ohne dass es unpassend wirkt.
Insgesamt eine super spannende Suche nach der Wahrheit mit vielen Überraschungen und einem wichtigen Thema!

Bewertung vom 09.02.2025
The Stars are Dying / Nytefall Bd.1
Peñaranda, Chloe C.

The Stars are Dying / Nytefall Bd.1


gut

Astraea lebt in einer Welt voller magischer Geschöpfe: Vampire, Fae, Celestials und mehr. Doch statt diese Welt zu erkunden, ist sie angeblich zu ihrem eigenen Schutz gefangen, bis sie sich mit der Hilfe von Nyte schließlich befreit und eine gefährliche Reise beginnt.
Während die Gestaltung des Buches wunderschön ist und komplett überzeugt, habe ich mich mit dem Inhalt doch teilweise etwas schwergetan.
Die Ideen fand ich super, eine spannende Fantasy-Welt mit vielen verschiedenen Geschöpfen, ein Turnier mit Rätseln und kreativen Prüfungen, dazu noch Romance, was will man mehr.
Leider hätte die Umsetzung doch etwas mehr Schliff vertragen können.

Zunächst fand ich den Einstieg sehr verwirrend und habe recht lange gebraucht, bis ich in die Geschichte reingefunden habe.
Generell gab es immer wieder mal Stellen, die komisch formuliert waren oder die ich doppelt lesen musste. Der Schreibstil hat mir besonders dadurch auch nicht immer zugesagt, manchmal hatte ich Probleme zu verfolgen, was passiert.
Auch das Pacing war noch etwas unausgereift: Manche Abschnitte zogen sich sehr in die Länge und hätten auch kürzer sein können, bei anderen hätte man sich mehr Kontext oder Handlung gewünscht.

Die Charaktere waren okay, aber ich konnte irgendwie keine Bindung zu ihnen aufbauen, sie waren nicht ganz greifbar für mich. Ich habe mich beim Lesen mehr wie ein neutraler Betrachter gefühlt und konnte nie richtig in die Geschichte abtauchen. Dabei war die Liebesgeschichte eigentlich nicht schlecht, wenn auch recht langsam, und auch coole Nebencharaktere gab es einige.
Trotz allem bin ich auf den nächsten Band gespannt, viele Probleme lassen sich ja schon leicht durch ein besseres Lektorat lösen.

Bewertung vom 29.01.2025
Böse Geschichten für schlechte Menschen
Krätschmer, Simon

Böse Geschichten für schlechte Menschen


sehr gut

Der Autor veröffentlicht in diesem Buch seine allerersten Kurzgeschichten bis hin zu späteren Werken und bietet hierbei eine gute Mischung an: Von wenigen Seiten bis hin zu mehreren Kapiteln umfassend, von menschlichen und geographischen Abgründen, von Monstern und Aliens.
Für jede Zeit findet sich eine passende Geschichte, ob man nur 5 Minuten im Bus lesen kann oder es sich länger auf dem Sofa gemütlich machen will.
Manche der Geschichten sind mir dabei noch lange im Kopf geblieben, entweder weil sie so skurril waren, überraschende Wendungen hatten oder einfach Grenzen überschritten haben und wirklich die Bezeichnung "böse" verdienen.
Auch interessante Artikel des Internets dienten manchmal als Inspiration, zwischendurch findet sich ebenfalls eine Fanfic zu Resident Evil, eine Freude für Gamer! Eine bunte Mischung, die in Wirklichkeit sehr düster ist.
Kritisieren würde ich hierbei allerdings, dass sich manche Themen öfters in den Geschichten wiederholen, wie beispielsweise die Konsequenzen menschlichen Handelns und dessen Auswirkungen auf unseren Planeten. Dies ist dem Autor jedoch selbst auch schon aufgefallen, daher bin ich auf die nächsten Werke schon gespannt!

Auch die Aufmachung des Buches überrascht an mehreren Stellen: Im hinteren Teil befinden sich Kommentare des Autors zu jeder Geschichte, was mir gut gefallen hat. Man erhält Einblicke in die Gedanken und den Entstehungsprozess, trotzdem werden die Geschichten dadurch nicht entzaubert. In der "Resterampe" kann man zusätzlich noch die Notizen und ersten Entwürfe lesen - habe ich in dieser Form noch nicht erlebt, fand ich aber auch interessant. Man merkt, dass es wirklich die "Kinder" des Autors sind.
Ein versteckter QR-Code enthüllt zusätzlich als kleines Easter Egg eine passende Playlist.
Kleiner Kritikpunkt: Zwischendurch haben sich manchmal doch noch kleine Fehler in den Text geschlichen oder Sätze haben sich wiederholt.
Insgesamt haben mich die Geschichten jedoch gut unterhalten und teilweise auch ganz schön gruseln lassen!

Bewertung vom 28.01.2025
Das Schweigen der Knochen
Hur, June

Das Schweigen der Knochen


ausgezeichnet

Von ihrer Familie getrennt arbeitet die junge Seol als Damo bei der Polizei in Korea, im Jahre 1800. Dort ist sie quasi Mädchen für alles, aber assistiert auch bei Mordermittlungen - und riskiert durch ihre Neugier Kopf und Kragen.
Die Kulisse des Romans ist fantastisch beschrieben worden: Als Leser fühlt man sich wie auf einer Reise durch die Zeit, Land und Leute werden ausführlich dargestellt, koreanische Begriffe runden die Dialoge ab, Traditionen und gesellschaftliche Gepflogenheiten ziehen sich durchs ganze Buch. Dabei gliedert sich alles nahtlos ins Geschehen ein, man lernt quasi dazu, während man gespannt die Geschichte verfolgt.
Was mich besonders überrascht hat: Sowohl der historische Hintergrund als auch einige Nebencharaktere basieren auf wahren Begebenheiten!
Das tolle Nachwort erläutert hier später auch nochmal vieles, was ich super interessant fand.

Ebenfalls positiv empfunden habe ich das Pacing der Geschichte: Der Einstieg geht relativ schnell, man ist direkt bei den Ermittlungen dabei und lernt nebenbei die Charaktere kennen. Die Spannung hat sich durch das ganze Buch gezogen, dabei aber auch Zeit für ruhigere Momente und zwischenmenschliche Gespräche gelassen. Insgesamt eine gute Mischung, es wurde nie langweilig.
Bei den Ermittlungen konnte man ebenso gut miträtseln, es gibt einige Überraschungen und Wendungen.
Seol als Hauptcharakter fand ich authentisch, auch wenn sie mich zwischendurch öfters mit ihrer Neugier aufgeregt hat und ich mich selbst daran erinnern musste, dass sie ja erst 16 ist. Insofern: Darstellung des Alters perfekt gelungen. Auch der Inspektor ist alles andere als perfekt, wirkt dadurch aber sehr menschlich.
Ich kann das Buch nur weiterempfehlen, eine tolle, historisch akkurate Zeitreise mit einem spannenden Mordfall!

Bewertung vom 22.01.2025
Ein Hof so grausam und schön / Kingdom of Lies Bd.1
Stark, Stacia

Ein Hof so grausam und schön / Kingdom of Lies Bd.1


sehr gut

In Priscas Königreich ist es verboten, die angeborene Magie zu behalten - ein Verstoß hiergegen führt zur Hinrichtung der gesamten Familie. Als sie versehentlich ihre Magie einsetzt muss sie fliehen und landet bei Lorians Söldnerbande.
Bereits der Anfang des Buches zeigt: Dies ist keine nette Welt, dafür jedoch eine ziemlich interessante und spannende. Im Laufe der Geschichte lernt man so einige Arten von Magie kennen, darunter klassische Arten wie Wasser beherrschen, aber auch Ungewöhnliches wie Glück. Die Grundidee mit der verbotenen Magie und dem Fae-Konflikt fand ich richtig gut, jedoch hätte ich gerne noch mehr über die Welt erfahren - kommt vielleicht im nächsten Band.

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt, Prisca und Lorian. Prisca mochte ich als Heldin sehr, ihr wird zwar auch oft geholfen, aber dabei ist sie nicht diese typische "Prinzessin in Not", sie schlägt sich durch und kämpft so gut sie kann. Auch verfügt sie zwar über eine starke Art der Magie, kann diese aber zu Beginn nicht beherrschen und muss erstmal viel trainieren. Fand ich realistisch und gefällt mir besser als wenn sie direkt super stark gewesen wäre.
Lorian ist passend dazu auch kein typischer "Retter", sondern verfolgt seine eigenen Interessen auf teilweise recht kalte Art. Manche Seiten an ihm fand ich auch etwas bedenklich - im Buch lässt man ihm das vielleicht durchgehen, in der Realität wohl kaum. Trotzdem mochte ich besonders zu Beginn die Dynamik zwischen den beiden sehr, die Streitereien hatten eine gute Mischung aus Humor und unterschwelliger Anziehung.

Ebenso gefallen haben mir die Nebencharaktere, hier gab es ganz verschiedene Arten von Menschen, die man ins Herz schließen konnte. Kritisieren würde ich nur die Masse an Namen/Personen, mit denen man recht schnell konfrontiert wird, da musste ich erstmal durchblicken. Generell ist der Einstieg relativ rasant, zieht sich dann später aber streckenweise auch ein bisschen wieder.
Ich bin auf jeden Fall aber gespannt, wie es im nächsten Band weitergeht!

Bewertung vom 19.01.2025
Der Sternenstaubdieb
Abdullah, Chelsea

Der Sternenstaubdieb


ausgezeichnet

Nachdem Loulie ihre Familie verliert, schlägt sie sich als Händlerin für magische Relikte durch. An ihrer Seite: Qadir, ein Dschinn, die erbarmungslos in der Welt der Menschen verfolgt und getötet werden. Dazu kommt noch ein Geschichten erzählender Prinz und eine Dschinn-Jägerin und das Abenteuer kann starten.

Besonders gut gefallen hat mir die Atmosphäre im Buch: Dies fängt schon bei der Gestaltung an, dazu kommen auch noch eine Karte, besondere Seiten und ein Glossar. Dieses wird auch sehr benötigt, denn es werden sehr viele arabische Wörter und Redewendungen benutzt. Einerseits ist dies total passend zur Welt, andererseits war es gerade am Anfang ein klein wenig nervig, ständig Wörter nachzuschlagen.
Dafür gelingt die Beschreibung der Welt auf eindrucksvolle Weise, man fühlt sich schon nach kurzer Zeit in den Orient und die Wüste versetzt: Essen, Einrichtung, Kleidung, Sprache, Traditionen, alles wirkt sehr stimmig.

Die ganze Geschichte erinnert generell sehr an die Märchen aus 1001 Nacht, so bestehen Kernpunkte beispielsweise aus Aladin oder Ali Baba und die vierzig Räuber. Diese Neuinterpretation zollt trotzdem ihren Tribut an die Tradition des Geschichtenerzählens in Form von kleinen Märchen, die die Haupthandlung ergänzen. Dies fand ich schön gestaltet.
Auch lässt sich die Handlung Zeit, man kann es flüssig lesen, aber gleichzeitig auch gut in die Welt eintauchen. Spannende und actionreiche Passagen wechseln sich mit ruhigeren Momenten ab, eine gute Mischung. Die verschiedenen Perspektiven sorgen zusätzlich noch für ein ausgeprägteres Bild.
Kleiner Kritikpunkt an der deutschen Übersetzung: Im Englischen wird für nicht-binäre Personen they/them verwendet, was sich gut in den Satzbau einfügt. Der Versuch dies ins Deutsche zu übertragen wirkte hingegen irgendwie sehr befremdlich.

Bewertung vom 18.01.2025
Die Spur der Sehnsucht
Janssen, Jaane

Die Spur der Sehnsucht


ausgezeichnet

Das Leben auf Borkum im Jahre 1775 ist alles andere als einfach, was auch Sventje jeden Tag aufs Neue erfahren muss: Hochschwanger mit ihrem vierten Kind muss sie ihre Familie ernähren, während ihr Mann schon seit Monaten wieder als Walfänger auf See unterwegs ist. Zum Glück steht ihr Gutsherr Valentin zur Seite, jedoch sind ihre Gefühle füreinander im Grunde verboten...

Ohne Kitsch oder übertriebene Dramatik, dafür stattdessen mit authentischen Emotionen und einem Feingefühl für zwischenmenschliche Beziehungen entführt uns die Autorin in das damalige Inselleben. Man merkt auf jeder Seite die Liebe und Arbeit, die in die Geschichte geflossen sind, alles wirkt sehr realistisch, von damaligen Berufen über Haushaltsarbeiten, Klassenunterschieden, medizinischen Behandlungen, Transportationsmöglichkeiten und vielem mehr.
Da die Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt wird, ist dies nochmal beeindruckender und rundet alles perfekt ab, man taucht sowohl in das Leben einer "einfachen" Inselbewohnerin als auch in das eines Gutsherren ein - und zwischendurch geht es noch hinaus aufs Walfangschiff. Historisch super recherchiert und ich habe so einiges nebenbei dazulernen können!

Trotzdem wirkt es an keinem Punkt wie eine langweilige Geschichtsstunde, ich konnte im Gegenteil kaum aufhören zu lesen. Kurze Kapitel verführen zu dem "Nur noch ein Kapitel"-Problem und bieten hierbei eine gute Mischung aus spannenden Geschehnissen und ruhigeren Passagen, die sich den Charakteren widmen und die Bindung des Lesers zu diesen verstärken.
Ich habe die Charaktere richtig ins Herz geschlossen - einerseits sind sie alle sehr unterschiedlich, andererseits dabei auch noch sehr authentisch und sympathisch. Bereits jetzt vermisse ich sie und freue mich auf ein Wiedersehen im nächsten Band.

Ebenso hervorheben sollte man noch den Schreibstil: Das Buch lässt sich sehr flüssig lesen, doch zwischendurch habe ich manche Passagen gerne doppelt gelesen, weil die Sätze so schön oder berührend formuliert waren oder manches einfach auch richtig lustig war.
Dazu überrascht die Handlung auch immer wieder mal - während ich vorher dachte, dass es in eine bestimmte Richtung geht, kam es dann doch immer ganz anders. Klare Leseempfehlung von mir, ich bin schon sehr gespannt, wie es bald weitergeht!

Bewertung vom 17.01.2025
Only Margo
Thorpe, Rufi

Only Margo


ausgezeichnet

Nachdem sie ungeplant schwanger wird und ihren Job wegen des Babys verliert benötigt Margo schnell einen neuen Weg, an Geld zu gelangen - und entdeckt hierbei OnlyFans. Als Leser verfolgt man ihren Aufstieg auf der Plattform, aber auch ihre familiären Probleme und Konflikte mit den Behörden.
Der Schreibstil hat mir besonders gut gefallen, die ganze Geschichte ist gleichzeitig auch eine Liebeserklärung an das Spiel mit der Sprache: Die Perspektive wechselt von der ersten in die dritte Person und wieder zurück, je nachdem wie die "heutige" Erzähler-Margo zu ihrem damaligen Ich steht. Auch der Leser wird auf geschickte Art inkludiert, es fühlt sich an, als ob man die Geschichte einer Freundin erzählt bekommt, während einem gleichzeitig auch vermittelt wird, dass alles nur fiktiv ist.

Das Ergebnis ist eine Mischung aus lustigen Momenten, viel Sarkasmus, emotionalen Momenten und klugen Beobachtungen.
Die Realität einer Single-Mutter, das Verhalten mancher Menschen (im Internet) und die Schwierigkeiten des Lebens mit einem verpönten Beruf werden ungeschönt dargestellt - es ist nicht das, was man hören will, aber es wirkt dafür umso echter.
Auch die Charaktere wirken authentisch, teils mit Klischees, teils mit Tiefgang werden sie zum Leben erweckt. Sie sind alles andere als perfekt, haben komische Angewohnheiten und Macken und regen einen als Leser auch öfters mal auf.
Besonders interessant fand ich die verschiedenen Darstellungen der Eltern, wie sie ihre Liebe zeigen, wo ihre Grenzen liegen, was für sie "gute Eltern" ausmacht und die Kämpfe, die sie bestreiten müssen.

Ein weiteres Highlight für mich waren all die kreativen Ideen, die die Geschichte ergänzen: TikTok-Skripte, Fortnite-Runden, Pokemon-Referenzen und verrückte Erlebnisse. Für jemanden, der sich in dieser "Kultur" jedoch nicht so auskennt, geht vermutlich doch einiges verloren, auch wenn man die Handlung trotzdem gut verstehen sollte.
Allgemein wirkte alles sehr gut recherchiert, Gaming, Anime, Social Media, aber auch seriösere Themen wie Behördenabläufe, Gutachten, Anwaltstaktiken. Ich kenne mich in beiden Bereichen recht gut aus und fand es ziemlich realistisch und überzeugend für einen Unterhaltungsroman geschildert.
Lediglich die dunklen Seiten von OnlyFans hätten meiner Ansicht noch deutlicher beleuchtet werden können, daher empfehle ich nach der Lektüre noch die weitere Befassung mit dem Thema durch Youtube-Reportagen.