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Regina
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Gangelt

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Insgesamt 33 Bewertungen
Bewertung vom 22.01.2025
Pásztor, Susann

Von hier aus weiter


sehr gut

Dieser Roman ist einfach etwas ganz Besonderes und so völlig anders, als das, was man sonst so an Buchneuheiten findet. So wundert es nicht, hat man die etwas mehr als 250 Seiten gelesen, dass das Cover sehr schlicht und ruhig gehalten ist, wer die Botschaft aus diesem Roman allerdings erkannt hat, versteht sowohl Farb- als auch Motivwahl und den Titel! Mit viel Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl ist es der Autorin Susann Pásztor gelungen, "schwere" Themen, die auch heute für meine Begriffe immer noch häufig als Tabu behandelt werden, nahe zu bringen: Verlust und Trauer, Mut, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Wut. Es geht um die frisch verwitwete und pensionierte Grundschullehrerin Marlene, aus deren Sicht das gesamte Geschehen grandios und authentisch erzählt wird. Sie kämpft mit dem Selbstmord ihres Mannes Rolf, einem ehemaligen Landarzt, der sie "zurückgelassen" hat in einem für sie nunmehr sinnlosen Leben. Er litt an einer unheilbaren Erkrankung und hatte sich für seinen Freitod entschieden, die notwendigen Medikamente hierzu waren für ihn als Mediziner leicht verfügbar. Ursprünglich wollte sie mit ihm aus dem Leben scheiden, was ihr Mann allerdings gezielt zu verhindern wusste. Das hatte Marlene unendlich wütend gemacht. Der Gedanke an das Sterben lässt sie auch nach dem Begräbnis nicht los, obwohl Rolfs drei Söhne aus erster Ehe nichts unversucht lassen, Marlene aus ihrer Teilnahmslosigkeit am Leben "herauszuzwingen". Zu ihnen hat sie aber nicht wirklich eine innige Beziehung, ohnehin fällt ihr das eher schwer, Nähe zu Menschen wirklich zuzulassen und sich zu öffnen. Erst mit dem Handwerker Jack, einem ihrer ehemaligen Schüler, nimmt Marlenes´ Leben eine entscheidende Wendung. Zahlreiche sensible Gespräche zwischen den beiden, mit viel Einfühlungsvermögen aber durchaus auch humorvoll, lassen den Leser teilhaben an einer Entwicklung von Marlene. Eine nahe Bekannte, die Ärztin Ida, sowie eine frühere Freundin, reihen sich dann noch in die Geschichte ein, dies geschieht "leise", unspektakulär, und dennoch intensiv und zum Schluß auch mit einem überraschenden und Hoffnung machenden Ende! Ich habe das Buch „Von Hier Aus Weiter“ und seine Botschaft sehr intensiv gespürt, es hat mich im Nachhinein noch sehr beschäftigt und meinen Blick auf das „Hier und Jetzt“ und was mir wirklich wichtig ist in meinem Leben noch einem neu justiert. Dank an die Autorin!

Bewertung vom 17.01.2025
Fargo, Layne

The Favourites


ausgezeichnet

Dieses Buch hat mich schlichtweg in seinen Bann gezogen. Obschon 572 Seiten umfassend, die sich auf 85 Kapitel verteilen, habe ich "The Favourites" in zwei Tagen ausgelesen! Die Art und Weise, wie die Autorin Layne Fargo ihren Roman präsentiert, hat mich einfach so fasziniert, dass ich immer Weiterlesen mußte. Im Mittelpunkt des Ganzen steht das junge Paar Kat und Heath. Beide stammen aus sehr einfachen Verhältnissen. Kat beschließt mit vier Jahren, die beste Eisläuferin aller Zeiten zu werden. Da Heath Kat vergöttert, beschließt er Alles zu tun, um sich ihre Liebe zu sichern - so schließt er sich ihrem Traum des Eiskunstlaufes an und wird ihr Eislaufpartner. Während Kat vom Ehrgeiz nahezu zerfressen ist und Alles dafür gibt, die Beste zu werden, kann Heath diesen Ansprüchen nicht immer gerecht werden. Hinzu kommen Intrigen, Korruption, gnadenloses Konkurrenzgebahren bis hin zur Sabotage, die die Liebe der beiden auf große Proben stellt. Was wie ein Traum anfängt, entwickelt sich im Verlauf manchmal zu einem wahren Albtraum. Während Kat sich immer mehr vom Glamour der Eiszene beeinflussen lässt, führt dies zu Rissen in der bis dato unzerstörbaren Verbindung der beiden bis hin zu Trennung im Wechsel mit Versöhnung. Auf der Höhe ihres Zenits, wo endlich das Ziel in greifbarer Nähe erscheint, geschieht dann etwas Furchtbares, das alles bis dahin Geschehene in den Schatten stellt.
Besonders der Schreibstil der Autorin Layne Fargo hat mich gefesselt. Erzählt wird ausschließlich aus der Perspektive von Kat. "Eingeblendet" werden dann abwechselnd Statements aus Interviews verschiedener Personen, die ebenfalls im Buch eine Rolle spielen. Das hat die Autorin sehr geschickt gemacht und gibt ihrem Roman eine besondere Note. Bis zur letzten Seite hat mich dieses Buch begeistert. Das Cover wirkt elegant und durch die Farbwahl "Gold" glamourös und passend, besser geht nicht!

Bewertung vom 12.01.2025
Abboud, Aline;Heymann, Nana

Barfuß in Tetas Garten


ausgezeichnet

Dieses Buch von Aline Abboud (in Zusammenarbeit mit Nana Heymann) habe ich an einem Wochenende ausgelesen. Es hat mich so gefesselt, dass ich es einfach nicht zur Seite legen konnte. Auf den knapp 240 Seiten gibt die bekannte Tagesthemen-Moderatorin deutsch-libanesischer Abstammung tiefe, teils sehr persönliche Einblicke in ihr Leben, und ihre innige, besondere Verbindung mit dem Libanon. "Dieses Land ist ein Teil von mir", schreibt die 1988 in Ost-Berlin geborene Journalistin in einem von insgesamt 25 Kapiteln, in einem fesselnden und ansprechenden Schreibstil, der das Lesen des Buches "Barfuss in Tetas Garten" einfach angenehm macht. Die Autorin wächst im "Osten" Berlins auf, als Tochter eines libanesischen Vaters, der zu der Zeit in den letzten Zügen seines Fotografie-Studiums zwischen Leipzig und Berlin hin- und herpendelt, und ihrer Ostberliner Mutter Christine, die ein Pharmacie-Studium macht. Mit 3 1/2 Jahren kommt sie im Sommer 1991 zum ersten Mal in den Libanon - 5 Wochen, die ihr Leben nachhaltig geprägt haben, wie sie sehr schön schreibt - die Besuche in Omas (Tetas) Garten, die intensiven Begegnungen mit Familie, Land und Menschen, die Gepflogenheiten des Landes mit "Mokka-Trinken" als Zeichen der Gastfreundschaft, den frischen selbst gemachten Pommes am Strand, dem Salat Taboulé...Immer wieder schwärmt die Autorin vom "jungen und lebendigen" Libanon, einem Land, das man ganz anders aus Erzählungen kennt. Und ja, sie schreibt sogar einmal davon, dass ihre Mutter den Libanon beim Kennenlernen ihres Vaters gar nicht kannte, sondern dieses Land anfänglich irrtümlich mit Libyen verwechselte. Aline Abboud beginnt allerdings erst mit 15, sich mit ihrer Identität zu befassen. Und heute, selbst Mutter einer kleinen Tochter, der sie als "Viertellibanesin" ebenso wie ihrem Vater dieses wunderschöne Buch gewidmet hat, schaut sie zum Abschluß fast wehmütig auf "ihren" Libanon, der sich gewandelt hat. Persönliche Bilder, die Aline Abboud von sich auf mehreren Seiten zeigt, schaffen eine besondere Nähe zur Autorin und machen das Buch noch persönlicher. Konnte ich auf den ersten Blick nichts mit dem Cover das Buches - ein Kind in einem Garten- anfangen, so verstand ich nach dem Lesen sehr wohl die Entscheidung hierfür!
Berührend wird es, wenn es um ihre Sorge um ihre Familienangehörigen im Libanon nach einer Explosion Beiruter im Hafen in 2020 geht. Dieses Buch ist eine wundervoll persönliche und ungewöhnliche Autobiografie, die sich mit Herkunft und eigener Identität auseinandersetzt. Ich könnte mir vorstellen und würde es mir wünschen, wenn es ein weiteres Buch von der Autorin hierzu gäbe, vielleicht der erste Besuch vom Libanon mit ihrer kleinen Tochter, die das Land bis jetzt noch nicht kennen gelernt hat.

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