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Frechdachs

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Insgesamt 167 Bewertungen
Bewertung vom 12.10.2024
Lafer, Johann

L wie Lafer


gut

Ein bisschen Lafer in die heimische Küche holen

Das aktuelle Kochbuch vom bekannten Sterne- und TV-Koch Johann Lafer "L wie Lafer - 100 Lieblingsgerichte" kommt bereits von außen sehr opulent und eindrücklich daher.

Lafer präsentiert hier seine ganz persönlichen Favoriten und stellt seinen Jüngern und anderen passionierten Hobbyköchen die 100 persönlichen Lieblingsrezepte zum Nachkochen vor.

Inspiration enthält das Kochbuch allemal genug und auch für verschiedenste Gaumenfreuden ist gesorgt, egal ob süß oder pikant hier kommt wirklich jeder auf den Geschmack. Auch die internationale Küche sowie deren Einflüsse sind in diesem Werk hier gut vertreten.

Ausgehend von verschiedensten Suppenspezialitäten über Kleine Gerichte, Fisch, Fleisch, Vegetarische Gerichte bis hin zu Desserts und Gebäck werden hier die unterschiedlichsten Gänge bedient.

Nach einem kurzen Grußwort kommt das Kochbuch dann gleich auf den Punkt, indem es ohne Umschweife gleich Lafers einzelne Lieblingsrezepte präsentiert.

Die Rezepte selbst sind, wie in Kochbüchern üblich, sehr übersichtlich präsentiert. Ein überaus leckeres Vorschaubild des fertigen Gerichts lässt bereits fast förmlich den Speichel im Mund zusammenlaufen. Neben den einzelnen benötigten Zutaten sind auch die einzelnen Zubereitungsschritte bis zum lukullischen Ziel niedergeschrieben. Was mir hier zur groben Orientierung allerdings fehlte ist eine etwaige Zeitangabe für die gesamte Zubereitung der unterschiedlichen Gerichte.

Wieso man dann beispielsweise die klare Ochsenschwanzsuppe als "Clear Oxtailsoup" betitelt ist mir leider schleierhaft. Auch die unterschiedlichen Schriftarten in der Rezeptheadline sind für mich irgendwie eher verwirrend. Hier hätte ich mir persönlich ein stringente durchgängige Linie gewünscht.

Ab und zu werden die einzelnen Zubereitungsschritte auch nochmals durch Einzelbilderstrecken ergänzt, so dass hoffentlich beim Nachkochen dann überhaupt nichts schief geht.

Meinen persönlichen Geschmack hat Lafer leider nicht in allen verschiedenen Rubriken komplett getroffen. Versöhnt hat er mich allerdings mit den sehr leckeren Rezeptideen zu den verschiedenen süßen Sünden am Ende des Buches.

Summa summarum ein variantenreiches Kochbuch, das man sich denke ich bewusst aussuchen muss, um nachher nicht vom Gros der Rezepte enttäuscht zu werden. Einfach vielleicht vorher kurz checken, inwieweit die Rezepte dem eigenen Geschmack und den Kochvorstellungen entsprechen.

Bewertung vom 08.10.2024
Genenz, Iris

Mein geheimes Leben als Monsterjäger - Warum du niemals in einen Monstersee springen solltest


ausgezeichnet

Charly in ganz besonderer Mission - Wenn die Weihe der Jungjäger in den Anderlanden gehörig aus dem Ruder läuft und komplettes Chaos herrscht

Den herrlich chaotischen und dennoch sehr liebenswerten Charly Hartnuss kennen wir bereits von den beiden vorherigen Bänden der Monsterjäger-Buchreihe von Iris Genenz.

Wenn man meint, die Autorin hätte vielleicht bereits alles erzählt, kommt Charly mit seinem Freund um die Ecke und mischt im aktuellen Band "Mein geheimes Leben als Monsterjäger – Warum du niemals in einen Monstersee springen solltest" die Parallelwelt in den Anderlanden ganz gehörig auf. Quasi kehrt Iris Genenz den Limbo-Modus einfach um und schiebt die Latte mit diesem Band um ein gutes Stück höher.

Charly selbst könnte man am besten wie folgt charakterisieren. Immer etwas schräg unterwegs, immer einen flotten Spruch auf den Lippen, er trägt vielleicht sein Herz auch teils auf der Zunge, wo Charly aufkreuzt wird es schnell chaotisch und manchmal zieht Charly das Pech auch fast förmlich an. Oder er hat einfach nicht genug Glück - man weiß es nicht. Wo Charly auftaucht herrscht schnell Chaos, aber nur das Genie beherrscht ja bekanntlich das Chaos. Ob Charly wirklich so genial ist, wie er wirkt?

Genau diese Mischung des jugendlichen Charakters macht diese Buchreihe sehr lesens- und für uns ganz persönlich schnell sehr liebenswert.

In diesem Plot stehen Charly und sein Freund Martin im Mittelpunkt des Geschehens. Beide Jungs sind dafür auserkoren, an der Weihe und den dafür notwendigen Prüfungen für Monsterjäger teilzunehmen. Also kein Wunder das beide in das Camp in die magische Parallelwelt der Anderlande übersiedeln und dort sehr schnell wie ein bunter Hund bekannt sind.

Neben Charly und Martin spielen auch bereits für uns bekannte Charaktere, wie beispielsweise Epona, auch wieder eine tragende Rolle in der witzig skurrilen und vor allem sehr spannenden Storyline. Abstruse Geschöpfe aka Monster, die die Welt so noch nicht gesehen hat (Ich schwöre!), bahnen sich auch im dritten Band dann ihren ganz speziellen Weg. Diese Monsterchen machen die Erzählung dann erst richtig rund. Keine Angst, die Monster tun bestimmt nichts, wenn man denn nach ihren Regeln spielt. Am Ende des Buches erwartet Interessierte das Beastbook bzw. besser gesagt das Grundlagenlexikon der Kryptozoologie von Prof. Fingerhut. Dort kann man dann nochmals in einigen Details der besonderen Monster schwelgen oder sich auch an der ein oder anderen Stelle vielleicht auch etwas gruseln.

Für uns bis dato der wirklich spannendste Band aus Charlys jungem und herrlich chaotischem Leben. Wir haben die wenig vorhersehbare Entwicklung richtig genossen und sind bereits jetzt bereits gespannt, was Charly wohl dann demnächst anstellen wird.

Ganz besonderer Dank geht an die "Mutter" bzw. Schöpferin von Charly Hartnuss, also an Iris Genenz. Der berühmt und berüchtigte Frankenstein wäre wohl auch sehr froh darum, wenn die ganz besonderen ins Leben gerufenen Monster die Realität erblicken könnten. Vor soviel Kreativität und Schabernack ziehen wir mit großem Respekt den Hut und verneigen uns. Wir wissen zwar nicht, wo die Autorin genau diese Kreativität hernimmt, aber wünschen uns einfach noch so viel mehr davon.

Hoppla, vor unserer Tür fährt gerade mit quietschenden Reifen der Klabautermann vor - wir sind dann mal weg!

Bewertung vom 06.10.2024
Schäfer, Florian

Verborgene Fabelwesen der Meere


ausgezeichnet

Leinen los! - Auf fantastischer maritimer Tauchstation mit Konstantin O. Boldt

OMG!

Der aktuelle Expeditionsbericht "Verborgene Fabelwesen der Meere" unter der abermaligen Leitung von Konstantin O. Boldt und veröffentlicht von Florian Schäfer sprengt für mich bisher alle Grenzen des Fantasygenres. Vielleicht begründet Schäfer allerdings auch einfach ein komplett neues Genre damit.

Schäfer lässt hier sehr gekonnt alte Welten wieder aufleben und präsentiert hier alles andere als altes Seemannsgarn.

Käpt’n Blaubär wäre wohl neidisch wenn er diesen Pracht(bild)band in die Hände bekommen könnte.

Konstantin O. Boldt lässt sich natürlich nicht zweimal bitten, als kein geringerer als Otto von Bismarck ihn zu einer erneuten Expedition einlädt "in die Tiefen des Ozeans vorzudringen und die Ursache für die zunehmende Aktivität der Meeresungeheuer zu ermitteln".

Genau dies ist das Ausgangsszenario, das Florian Schäfer dann im Buch ausführt und richtig genial umsetzt.

Ausgehend von der Rekrutierung der passenden Koryphäen für diese maritime Expedition und quasi der Wiederauferstehung der Nautilus nimmt die fantastische Erzählung schnell ihren Lauf.

Sie fesselte mich insgeheim sehr schnell an jede einzelne Zeile davon. Bei solch einem illustren Abenteuer ist man doch gerne mit an Bord dachte ich mir und machte mir das Motto der Dracologin Johanna Scheuchzer zu eigen.

"Es gibt noch so viele offene Fragen, so vieles zu entdecken. Wir sind erst am Anfang unserer Suche und können nicht mehr hoffen, als einen kleinen Beitrag zum großen Verständnis der Welt beizutragen!"

So verwundert es eben gerade nicht, dass das Logbuch über die mehr als waghalsige Expedition dann viele bereits verschollene Geschichten und Mythen wieder ans Tageslicht holt.

Dabei begegnen wir unter anderem sehr skurrilen Kreaturen wie beispielsweise Nixen, Seebischöfen, Seeteufeln, Atlantischen Meerdrachen oder (Riesen)Kraken. Schaurig schön wird es aber erst, wenn wir urplötzlich Geisterschiffen oder wandernden Totenseelen auf offener See begegnen.

Florian Schäfer belebt hier mit seiner richtig genialen Erzählung längst vergessene Mythen und Sagen rund um die Weltmeere. Das Buch wird erst richtig durch die durchweg sehr perfekten Zeichnungen und Illustrationen von Elif Siebenpfeiffer zum richtigen Leben erweckt.

Alles in allem ein richtiger Augenschmaus, der einem hier präsentiert wird. Ein Buch, das man nicht nur einmal zur Hand nehmen wird, sondern immer wieder zum interessierten Schmökern zu Rate zieht. Eine fantastische Expeditionsreise mit Konstantin O. Boldt, als wäre man quasi Teil der illustren Crew gewesen.

Bewertung vom 29.09.2024
Jaenicke, Hannes

Mukiza


ausgezeichnet

Ein spannender Ausflug zu den Berggorillas im Bwindi Nationalpark

Kann man diesen neugierigen, noch etwas ängstlichen Augen eines neugeborenen Berggorilla-Babys namens Mukiza auf dem Cover wirklich widerstehen?

"NEIN!" lautete unsere Antwort als Familie einstimmig. Wir sind dem Sanftmut und der Mimik von Mukiza auf dem Cover leider sofort verfallen.

Das neue Kinderbuch "Mukiza - Die wahre Geschichte eines Berggorillas" von Hannes Jaenicke trifft aber auch genau unseren Geschmack und Mukiza, der Dreh- und Angelpunkt des Buches, eroberte unsere Herzen im Sturm.

Als Familie, die sich im Wildlife- und Naturbereich ganz besonders gut zuhause fühlt, ist "Mukiza" aus dem Verlagshaus CalmeMara einfach ein Kleinod, in das man sehr schnell ein- und tief abtauchen kann. Wir haben sowieso ein großes Faible für das südliche Afrika, die dortigen Naturlandschaften sowie die beeindruckende Flora und Fauna. Also kein Wunder, dass wir unsere Sachen für dieses sehr spannende Gorilla-Trekking-Abenteuer in Buchform gepackt haben.

Zuvorderst wirken auf uns die sehr genialen und durchweg bunten Illustrationen von Julius Brümmer. Das großformatige Kinderbuch (23,8 x 30,8 cm) kommt bereits von der äußeren Aufmachung und Anmutung mit dem matten Einband sehr hochwertig daher.

In der kindgerechten und ausgeklügelten Storyline begleiten wir den neugeborenen Berggorilla-Jungen Mukiza bei seinen allerersten Schritten, verfolgen den Kreislauf des Lebens im Dschungel und sehen den Nachwuchs unserer nächsten Verwandten auch heranwachsen.

Die Bebilderung geht dabei mit der eigentlichen Story eine sehr enge Symbiose ein, so dass beide Teile zu einer genialen Geschichte verschmelzen, die insbesondere bei den Lesekindern dann sehr schnell verfängt.

Jaenicke trifft dabei jeweils einen durchweg passenden Ton und verharmlost dabei auch das wilde sowie gefährliche Leben der letzten Berggorillas nicht. Vielmehr macht er in der Geschichte auch auf die sprichwörtlichen menschlichen Fallstricke für die Berggorillas aufmerksam.

Summa summarum eine äußerst spannende Erzählung, die das wahre Leben der Berggorillas in Uganda wie eine Dokumentation für Kinder erzählt.

Abgerundet wird das Werk von der Geschichte rund um den wahren Mukiza im Bwindi Nationalpark in Uganda. Dort erhält man dann über die eigentliche Geschichte hinaus nochmals einen richtig guten Einblick in den Alltag der aktuell noch lebenden ungefähr 1.000 Berggorillas.

Mit Kauf des Buches unterstützt man dann zusätzlich auch noch direkt die Berggorillas in Uganda über die Berggorilla & Regenwald Direkthilfe e.V. mit einem Euro pro verkauftem Buch.

Schließen möchte ich meine Rezension mit einem ausdrucksstarken Zitat von Jane Goodall.

"Und so wage ich es, mir eine Welt zu wünschen, in der die Menschen in Harmonie miteinander und mit der Natur leben, und mit all den wunderbaren Tieren, mit denen wir den Planeten teilen."

Bewertung vom 26.09.2024
Eulberg, Dominik;Hörren, Thomas;Danke, Thorben

Von Angesicht zu Angesicht


sehr gut

Karl der Käfer und seine nächsten Verwandten - Eintauchen in das Reich der heimischen Insekten

Gleich vielleicht eines vorweg. Nach dem Lesen des aktuellen Sachbuchs "Von Angesicht zu Angesicht - Auf Augenhöhe mit heimischen Insekten" des Autorentrios Dominik Eulberg, Thomas Hörren und Thorben Danke blickt man mit ganz anderen Augen auf diese ganz besondere Tierart.

Als Otto-Normalo nehmen wir in unserem ganz normalen Alltag die Vielzahl des Insekten kaum mehr wahr.

Der bewusste Perspektivwechsel durch das Sachbuch ist richtig erfrischend. In Wort und Bild werden die verschiedenen Klassen der Insekten dann wirklich recht ausführlich vorgestellt.

Das Bildmaterial ist sehr außergewöhnlich und bietet hochinteressante Nahaufnahmen. Mittels der Focus-Stacking-Methode kann man in diese Bildkompositionen eintauchen und teilweise sogar die einzelnen Härchen zählen. Einfach gigantisch, welche Bilder unter Mikroskopen entstehen können. Bis zu 1.000 Schärfeebenen oder Einzelbilder pro Motiv sind notwendig gewesen, um diese Kunstwerke der kleinen Akteure entstehen zu lassen.

Im Alltag nehmen wir häufig nur das Brummen, Surren oder Summen der Insekten wahr. Hier begeben wir uns dann Auge in Auge mit Käfern, Schmetterlingen, Zweiflüglern, Hautflüglern, Schnabelkerfen, Libellen, Florfliegen und Ameisenjungfern. Diese extrem nahe Tuchfühlung nimmt vom ein oder anderen Insekt dann auch den Schrecken oder sonstige Vorbehalte, die wir in unserem Alltag haben.

Angereichert ist das Buch immer wieder durch höchst interessante Fakten zu den einzelnen vorgenannten Ordnungen und auch zu einzelnen Protagonisten. Aus dem Biologieunterricht ist vielleicht noch der ein oder andere Fakt präsent. Das Buch vertieft dieses Wissen dann nochmals.

Summa summarum ein tolles Sachbuch, das Insekten in einem ganz neuen Licht betrachtet und ihnen den wichtigen Stellenwert zukommen lässt, den sie in den verschiedenen Ökosystemen inne haben.

Schließen möchte ich meine Rezension mit einem Buchzitat, das den Zweck des Buches auf den Punkt bringt.

"Wir verstehen wieder mehr, wer wir sind, dass wir alle eins sind, eine Natur, mit einem gemeinsamen Ursprung.
Wir fangen wieder an zu begreifen, dass alles, was gegen die Natur geht, im Endeffekt auch gegen uns Menschen geht.
Jedes Lebewesen hat seinen Sinn und seine Berechtigung in diesem hochkomplexen Netzwerk der Biosphäre."

Bewertung vom 25.09.2024
Kuhlmann, Torben

Earhart


ausgezeichnet

Please fasten your seat belt! - Mit einer kleinen Wühlmaus die Welt im Flug umrunden

Torben Kuhlmann ist für uns kein ganz unbekannter Autor.

"Die graue Stadt" hatten wir zuletzt von ihm mit viel Begeisterung gelesen und für gut befunden. Wieso wir allerdings von den grandiosen Mäuseabenteuern des "Wiederholungstäters" Kuhlmann noch nichts wussten entzieht sich leider unserer Kenntnis. Es gibt nämlich bereits vier andere Abenteuergeschichten, in denen Mäuse quasi das Kommando übernehmen.

Aber nun hatten wir das erste Mal das Vergnügen, in die Mäuseabenteuer ein- und gleichzeitig tief abzutauchen.

Der Name Kuhlmann steht für uns in der Familie für ein sehr kreatives Ausnahmetalent. Er zeichnet in seinem aktuellen Werk "Earhart - Der abenteuerliche Flug einer Wühlmaus um die Welt" wieder für Wort und Bild verantwortlich. Genau diese große Gabe spürt man auf jeder einzelnen Seite. Das Buch wirkt wie aus einem Guss und gerade die Liebe zum Detail steckt dann eben in den vielfältigen bunten Illustrationen, die nach unserer Meinung kaum zu toppen sind. Genau diese sehr geniale Symbiose zwischen Bild- und Textanteilen weckt dann das Leseinteresse bei den potenziellen Lesekindern enorm. Die Bebilderung zieht dann einfach fast schon magisch an und fesselt die Kinder an die Geschichte.

Kuhlmann greift bei seinem aktuellen Mäuseabenteuer das Wirken der Abenteurerin und Flugpionierin Amelia Earhart auf und ehrt sie damit posthum nochmals für ihren unglaublichen Mut und ihre Durchsetzungskraft. Was wohl Amelia Earhart darüber sagen würde, wenn sie wüsste, dass eine kleine Wühlmaus hier in diesem Kinderbuch in ihre Fußstapfen tritt? Wird die kleine Wühlmaus dann die Erdumrundung in einem Flugzeug meistern können?

Wir hatten sehr viel und vor allem gute Unterhaltung als Familie beim Lesen des für uns ersten Mäuseabenteuers. Das Buch ist zwar zuvorderst sicherlich an Kinder gerichtet, aber uns machte das Werk auch als Erwachsene so viel Spaß, dass wir gerade ganz aus dem Häuschen sind vor lauter Freude. Wir werden uns auch die anderen Abenteuer der kleinen grauen Nager noch besorgen und gemeinschaftlich in der Familie lesen.

Bewertung vom 23.09.2024
Borger, Julian

Suche liebevollen Menschen


ausgezeichnet

Hilferufe von verzweifelten Wiener Eltern, die versuchten, ihre Kinder vor dem Zugriff des NS-Regimes zu retten

Julian Borger schlägt in seinem aktuellen Sachbuch "Suche liebevollen Menschen - Mein Vater, sieben Kinder, und ihre Flucht vor dem Holocaust" ein für mich komplett neues Kapitel auf. Er schildert dabei exemplarisch sehr hochemotional einzelne Kinderschicksale aus Wien zu Zeiten des NS-Regimes.

Gleich vorneweg möchte ich mich für diese sehr intensiven Einblicke bedanken, die Borger hier öffentlich macht, und den Manchester Guardian-Kindern damit posthum eine starke Stimme verleiht, die hoffentlich nie leise wird.

Die Originalstimmen der Holocaust-Betroffenen verstummen leider nach um nach. Genau deshalb ist es immens wichtig, das Wissen um die Gräueltaten des damaligen NS-Regimes für alle uns nachfolgenden Generationen präsent zu halten, dass genau solche Verbrechen hoffentlich nie mehr wieder passieren mögen.

In detektivischer Kleinarbeit machte sich Borger ans Werk als er eine Anzeige über seinen Vater im Manchester Guardian aus dem Jahr 1938 entdeckte.

In der Zeitung von Manchester wurden damals zwischen anderen Anzeigen genau solche Annoncen über Wiener Kinder platziert. Die Eltern wollten in weiser Voraussicht ihre Kinder vor dem Zugriff der NS-Schergen, den ganzen damit verbundenen Repressalien sowie den Gräueltaten in Sicherheit bringen und suchten weitab der Heimat Pflegefamilien für ihre Sprösslinge mit zum Beispiel den beiden nachfolgenden erschienenen Anzeigentexten.

"Gibt es einen Menschenfreund, der bereit ist, ein hochbegabtes Mädchen, 14 Jahre alt, Tochter eines jüdisch-österreichischen Rechtsanwalts, als Pflegekind aufzunehmen?"

"Gesunder und bescheidener Wiener Junge, Sohn eines jüdischen Anwalts aus Wien, Gymnasiast, mehrmonatige Erfahrung im Maschinenstricken, sucht Aufnahme in englischer Familie zur Fortsetzung seiner Ausbildung."

Die Kinder selbst wussten zu diesem Zeitpunkt mitunter noch nichts von ihrem baldigen Schicksal in für sie fremden Gefilden. Borger selbst schreibt dabei von elementaren Wendepunkten im Leben dieser Kinder. Sehr abrupt endete für diese jüdischen Wiener Kinder die Kindheit. Sie mussten urplötzlich ihre angestammte Heimat, ihre Familie und ihre Freunde verlassen. Der plötzliche Aufbruch von Wien bedeutete dann eben auch den Wegfall von Sicherheit und Gewissheit.

Genau diese Zäsur drückt sich beispielhaft im folgenden Buchzitat von Fred aus.

"Ich fühle mich zu alt zum Weinen, aber ich weiß sicher, dass meine Jugend jetzt vorbei ist."

Diese verworrenen Wege von Borgers Vater und von sieben weiteren Wiener Kindern erzählt der Autor in seinem vorliegendem Werk. Dabei muss man mitunter echt hart im Nehmen sein, da bei mir wirklich beim Lesen alle verschiedenen Emotionen und Gefühle angesprochen wurden.

Das globale Schicksal der Holocaust-Opfer dürfte denke ich vielen von uns bereits ein Begriff sein. Nur verblasst dieses globale Schicksal nach meiner Meinung leider viel zu schnell. Solche Einzelschicksale sind es, die meiner Meinung nach im Kopf viel präsenter bleiben und die genau veranschaulichen, was die NS-Schergen alles auf dem Kerbholz hatten.

Die Wege der Kinder von Wien waren sehr vielfältig und so haben nicht alle den Weg nach England eingeschlagen, sich der menschenverachtenden NS-Diktatur zu entziehen. Immer mit dem Wissen, dass ein falscher Schritt auch das eigene Ende bedeuten konnte. So ist es dann beispielsweise leider auch nicht verwunderlich, dass man selbst nach der Flucht nach Shanghai nicht vor dem Rückgriff der NS-Diktatur sicher war.

Für mich ist es ein ganz besonderes Kapitel in Deutschlands bzw. Europas dunkelster Stunde, die Borger hier versucht aufzuarbeiten und dadurch präsent hält.

In den aktuellen herausfordernden Zeiten, in denen gesichert rechtsextremistische Parteien in Deutschland im extremen Aufwind sind, sind es vielleicht genau solche Geschichten aus dem letzten Jahrhundert, die erzählt werden müssen, um uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst zu werden.

Wehret den Anfängen!

Bewertung vom 22.09.2024
López, Gamander;López, Una

Moments in Nature


ausgezeichnet

Ein toller Streifzug durch unsere heimische Fauna

Wenn wir uns ein Buch zum Thema "Wildlife und Nature" in unseren Breitengraden wünschen dürfte, sähe es genau so aus wie das aktuelle Sachbuch bzw. der Prachtbildband "Moments in Nature - Die Natur ist näher, als du denkst" von Una und Gamander López.

Das vorliegende Werk übertraf unsere spezifischen Erwartungen daran bei weitem.

Wir als Familie sind ausgesprochene Wildlife- und Naturdoku-Nerds und feiern jede neue BBC-Doku so richtig ab. Gleichzeitig gehen wir, wie die beiden López-Geschwister, gerne in der heimischen Natur auf Fotopirsch. "Moments in Nature" trifft deshalb bei uns direkt ins Schwarze und lässt unsere Herzen einfach höher schlagen.

Wenn man sich dabei einfach vergegenwärtigt, welche faszinierenden Ökosysteme (Flora und Fauna) wir direkt vor unserer Haustür haben und wir nur einen Schritt vor die Haustür machen müssen, um die kleinen und großen Wunder der Natur zu erleben, macht das Buch einfach nur Laune seine Wanderschuhe zu schnüren und sich nach draußen in die Natur zu begeben.

Das Buch fasziniert uns vordergründig mit den unglaublich toll eingefangenen Momenten in unserer heimischen Fauna. Motiv- und Perspektivwahl sind einfach durchweg mehr als gigantisch eingefangen und so hinterlassen die López-Geschwister bei uns einen richtig starken Eindruck.

Ergänzt werden die Fotos um zahlreiche Informationen zum allgemeinen Verhalten in der Natur, zum verwendeten Foto-Equipment, zu den Tieren selbst sowie auch den ganz persönlichen Eindrücken hinter den Bildern (quasi "Behind the scenes").

Die jeweiligen Porträts sind jeweils unheimlich ausdrucksstark eingefangen und man begibt sich teilweise Auge in Auge mit unseren nächsten wilden Bewohnern im Garten, Park, Wald oder vielleicht auch auf dem Friedhof. Teils erinnern uns die Fotografien an die Stilistik des bekannten Fotografen Anup Shah, der auch diese Close-Ups auf Augenhöhe in der Wildlife-Fotografie etabliert hat.

Für uns ist dieser Bildband bzw. dieses Sachbuch einfach ein Ode an unsere Natur direkt um uns herum. Man muss eben nicht erst in entlegenste Reservate nach Afrika reisen, um das wilde Leben in der freien Natur zu beobachten und zu feiern. Ein Schritt vor die heimische Haustür reicht vollkommen aus, um die herrlichen Eindrücke in der Natur aufzusaugen.

Für uns ist dieses Buch bereits jetzt unser ganz persönliches Jahreshighlight im Bereich "Wildlife und Nature" in unseren heimischen Gefilden. Die Fotografien können sich auch mit renommierten Fotografen messen lassen.

Dürften wir uns etwas wünschen, so wäre es genau dieses Buch dann, allerdings im viel größeren Coffetable-Book-Format.

Schließen möchten wir unsere Rezension mit einem starken Buchzitat, das jeder von uns beherzigen sollte.

"Bei deinen Beobachtungen bist du stets Gast im Revier der Tiere. Sei immer rücksichtsvoll und halte respektvollen Abstand."

Bewertung vom 21.09.2024
Huber-Janisch, Angelika

Kuscheln


ausgezeichnet

Einfach mal ne Runde kuscheln

Seid ihr auch so kuschelbedürftig wie wir?

In Angelika Huber-Janischs aktuellem Sachbuch für Kinder ab 4 Jahren geht es nämlich genau um dieses Thema. Die promovierte Biologin beleuchtet dabei, wie das Cover bereits verrät, den individuellen Kuschelfaktor aus Sicht von verschiedensten wildlebenden Tieren und erzählt dabei unter anderem aus Sicht von Tierkindern der verschiedenen Spezies.

Löwen, Orang-Utans, Erdmännchen, Kaiserpinguine, Koalas, Wildbienen, Elefanten, Vögel und unsere heimischen Hausrinder sind die auserwählten Kuschelkönige im vorliegenden Kinderbuch. Neben den ganz persönlichen Kuschelritualen zum Austausch von beispielsweise Zuneigung erfahren die jungen Leser zusätzlich sehr viele wissenswerte Fakten rund um die dargestellten Tiere spielerisch mit dazu.

Das Buch wirkt erst richtig rund durch die sehr gelungenen und vor allem kindgerechten bunten Illustrationen aus der Hand von Maria Over. Diese laden förmlich ein, das Buch in die Hand zu nehmen und darin zu schwelgen.

Als Wildlife- und Naturdoku-Nerds waren für uns jetzt nicht alle Fakten, auch rund ums Kuscheln, wirklich neu gewesen. Für uns war es aber dennoch ein sehr schönes und lehrreiches Leseerlebnis, das man mit einem oder beiden Elternteilen dann auch gemeinsam zusammengekuschelt lesen kann.

Bewertung vom 17.09.2024
Eimer, Petra

Süßes und Saures mit Juli / Juli Bd.5


ausgezeichnet

Schaurig schönes Halloween-Abenteuer für Kinder - Wenn sich unter die spukenden Geister Paul, Max, Anna, Juli & Co. mischen

Wir sind quasi Wiederholungstäter und lieben die Geschichten rund um das Pferd Juli ungemein. Auch den gleichnamigen Monat finden wir natürlich superdufte, auch wenn unser Herz dann doch mehr an den lustigen und abenteuerlichen Pferdegeschichten von Petra Eimer hängt. Sorry lieber Sommermonat, aber dies ist einfach so.

Wer jetzt vielleicht "Pferdegeschichten" hört, meint vielleicht im ersten Augenblick, dass sich das Buch bestimmt zuvorderst an Mädchen richtet. Dies ist allerdings ein Irrglaube, denn die Erzählweise sowie die Protagonisten werden auch bei Jungs ziemlich fulminant die Herzen im Sturm erobern.

Die große Gabe von Petra Eimer ist es, ein ganz anderes Kinderbuch anzubieten. Dabei zeichnet sie sowohl für die Texte als auch für die sehr gelungenen und kindgerechten Illustrationen selbst verantwortlich. Frau Eimer ist in diesem Sinne ein richtiges Multitalent und überzeugt auf der gesamten künstlerischen Linie.

Bereits auf dem Cover bzw. der Buchrückseite bekommt man äußerlich einen ersten Eindruck, was einen dann vom kompletten Inhalt her erwartet. Die Präsentation der eigentlichen schaurig schönen und vor allem lustigen Halloweengeschichte rund um Paul, seinen besten Freunden Max und Anna sowie dem Pferd Juli und den anderen tierischen Bewohnern ist einfach erfrischend anders.

Durch die geniale Wort- und Bildsprache, die eine perfekte Symbiose eingeht, wird das Lesekind sehr schnell in die Geschichte hineingezogen. Unterschiedliche Typographien sowie die zugehörigen bunten Illustrationen lockern das Werk insgesamt auf und wecken auch bei ausgesprochenen Lesemuffeln dann das Interesse.

Paul und seine besten Freunde Max und Anna sowie deren tierischen Mitstreitern Juli, Juno und Watson sind sehr nahbar gezeichnet. Berührungsängste sind auch beim Halloween-Schabernack vollkommen unbegründet. Schlussendlich ziehen "Die Tierischen Sechs" am Abend des 31. Oktobers um die Häuser und wollen die Nachbarn in Angst und Schrecken versetzen, wenn diese den Kindern keine Süßigkeiten anbieten.

Welches Spuk-Spektakel sich dann wirklich entspinnt verrate ich hier jetzt natürlich nicht. Nur so viel, es lohnt sich das Buch zu lesen.

Petra Eimer liefert hier wie gewohnt eine lustige, abenteuerliche und skurrile Geschichte ab, die wir so nicht missen möchten. Genau dafür kennen und lieben wir die Kinderbuchautorin und sind mittlerweile große Fans von ihr und natürlich auch von Juli.