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JohnnyZombie

Bewertungen

Insgesamt 121 Bewertungen
Bewertung vom 14.07.2023
Sicardi, Arabelle

Queer Heroes (dt.)


ausgezeichnet

Dieses Buch hält, was es verspricht, und zwar einen kurzen Überblick über Leben und Wirken verschiedener queerer Menschen, wie sie sich einen Namen gemacht und was sie verändert haben.

Darunter finden sich allseits bekannte Persönlichkeiten aus der Geschichte, zum Beispiel Leonardo da Vinci, Frida Kahlo und Freddie Mercury, allerdings auch noch lebende Aktivist*innen wie Emma González, Kasha Nabagesera und Jazz Jennings, sodass nicht nur Kinder und Menschen, die sich mit dem Thema noch nicht auskennen, sondern auch "fortgeschrittenere" Leser Neues lernen können.

Auffällig ist auch die schöne Aufmachung des Buches, das im Großformat daherkommt, denn zu jeder der dargestellten Personen gibt es ein wunderschönes und aussagekräftiges Portrait neben biografischen Daten und Informationen über die Lebensläufe, den Aktivismus und inwiefern diese Persönlichkeit der LQBTQ+-Community angehört.

Insgesamt hätte ich mir teilweise detailreichere Beschreibungen gewünscht, aber um einen Überblick über verschiedene queere Helden aus allen möglichen Ländern und Epochen zu erhalten, ist es perfekt.

Besonders schön ist auch, dass auf Intersektionalität, also auf die Verbindung von Diskriminierung aufgrund von Sexualität, Geschlecht und Hautfarbe, eingegangen wird, weil diese Themen untrennbar miteinander verbunden sind.

Bewertung vom 14.07.2023
Kuiper, Marcel

Frequenz Zero


sehr gut

Da ich den ersten Teil der Reihe bisher nicht gelesen habe, kann ich nicht sagen, inwiefern sich dieser davon abhebt und werde diesen deshalb als Einzelwerk betrachten.

Die einzigartige Handlung, die sich stark vom Standard des Genres abhebt, hat mich schnell in den Bann gezogen und mich motiviert, weiterzulesen, um zu erfahren, wie sie ausgeht - Umso fieser der Cliffhanger am Ende, der mich weiter um das Schicksal der Helden bangen lässt.

Außerdem hat mich die Kreativität fasziniert, mit der die Planeten und vor allem ihre Bewohner, die nicht wie in viele anderen Geschichten praktisch nur Menschen mit leichten Abänderungen sind, gestaltet worden sind.

Allerdings muss ich zugeben, dass der Schreibstil selbst meinen Geschmack ganz und gar nicht getroffen hat, was vor allem an den Beschreibungen der Unterdrückung der Bewohner dieses Multiversums lag, die meiner Meinung nach häufig zu „stumpf“ waren und mir als Leser nicht selbst erlaubt haben, mir ein Bild von der schrecklichen Lage zu machen, sondern mir stattdessen immer wieder direkt erzählt haben, wie schlimm es dort gerade ist.

Außerdem gab es einige Dialoge, die für meinen Geschmack ein bisschen zu offensichtlich darauf abzielten, dem Leser Informationen zu vermitteln, was sie etwas unnatürlich hat erscheinen lassen.

Dazu kommt, dass den Figuren zu wenig Zeit gelassen wurde, die Beziehungen untereinander wirklich auszubauen, denn es erschien mir etwas unlogisch, dass sich gewisse Charaktere praktisch innerhalb von Sekunden unsterblich ineinander verlieben und diesem Gefühl fast alles andere unterordnen.

Wer allerdings darüber hinwegsehen kann (Oder meinen Geschmack diesbezüglich einfach nicht teilt), wird hier eine Welt vorfinden, die mit äußerster Liebe zum Detail und mit kreativen Einfällen gestaltet wurde, von denen sich andere Autoren gerne eine Scheibe abschneiden können.

Bewertung vom 14.07.2023
Reimer, David

Mars Ultor: Schattenwelten


ausgezeichnet

Es fällt nicht schwer, den Vergleich zu dem im Klappentext erwähnten Blade Runner zu ziehen, wenn man die ersten Kapitel von „Schattenwelten“ liest: Eine düstere Zukunftsvision mit einer Stadt, in der der Regen unablässig auf die Neonreklamen tropft und Söldnern, die auf eine gefährliche Reise für einen zwielichtigen Konzern gehen müssen.

Das Setting, das mit stimmungsvollen Beschreibungen und technischen Neuerungen, die, wie der interessante Anhang erklärt, gar nicht mehr so ferne Zukunftsmusik sind, aufwarten kann, ist eine der großen Stärken des Buches.

Eine weitere ist die Spannungskurve, die einen durch unvorhergesehene Wendungen, nervenaufreibende Situationen, in die die Protagonisten geworfen werden, und die dämmernde Erkenntnis, dass Wayaki Industries doch ein bisschen mehr Dreck am Stecken hat, als erwartet, auf eine regelrechte Achterbahnfahrt mitnimmt.

Ich habe allerdings noch zwei Kritikpunkte anzumerken, die mich zwar beim Lesen nicht direkt aus dem Flow geholt haben, mir aber doch ab und zu negativ aufgefallen sind: Teilweise sind die Sätze in den Dialogen merkwürdig lang und wirken, als sollten sie lieber durch einen Punkt als durch ein Komma getrennt werden, und meiner Meinung nach werfen die Charaktere auch zu schnell mit ihren Hintergrundgeschichten um sich, anstatt erst einmal langsam Vertrauen aufzubauen.

Alles in allem ist „Mars Ultor: Schattenwelten“ ein spannendes und unterhaltsames Buch, das vor allem nach seinem Ende, das noch ein paar Fragen offen lässt, Lust auf die Fortsetzung macht.

Bewertung vom 14.07.2023
Neubert, Melanie

Game On, Novalee


ausgezeichnet

„Game On, Novalee“ spielt in einer Welt, die für ein Fantasy-Rollenspiel typisch ist. Was das Buch besonders macht ist die Tatsache, dass die Charaktere (bis zu einem bestimmten Grad) wissen, dass sie sich in einem Spiel befinden und deshalb öfters mal versuchen, die Regeln der Simulation zu ergründen oder sogar für ihre Zwecke auszunutzen – Zum Beispiel die Tatsache, dass sie als NPCs dem Helden hinterherteleportiert werden, falls sie sich zu weit entfernen, oder den „Kopfurlaub“, den der Held macht, wenn er gerade offline ist.

Interessant ist auch, dass Protagonistin Novalee eigentlich gar keinen Bock darauf hat, in die weite Welt auszuziehen und viel lieber in Ruhe gelassen werden will. Weil sie aber als NPC keine andere Wahl hat, als sich anheuern zu lassen, ist sie gezwungen, auf diese Reise zu gehen.

Ihr einzigartiges Wesen spiegelt sich auch im Schreibstil wieder, der locker ist und die Regeln gerne mal ein bisschen bricht. Er ist angenehm zu lesen und hat mich an vielen Stellen zum Schmunzeln gebracht.

Das Buch macht aber mehr, als nur Videospielklischees humorvoll aufzubereiten, auch wenn es anfangs den Anschein hat, denn durch ihre Abenteuer wird die bunt zusammengewürfelte Gruppe aus lustigen und sympathischen enger zusammengeschweißt und praktisch zu einer Familie, sodass man die Entwicklung ihrer Persönlichkeiten und Beziehungen untereinander schön verfolgen kann.

Ohne spoilern zu wollen, kann ich an dieser Stelle nur verraten, dass die Geschichte teilweise auch richtig ernst wird und auch einige clevere Wendungen bereithält. Vor allem das Ende hat mir gefallen, weil es typische Schlussszenen von Videospielen noch einmal gehörig auf den Kopf stellt.

Bewertung vom 14.07.2023
Grabuschnig, Ralf

Populismus leicht gemacht


ausgezeichnet

Als Möchtegern-Diktator auf dem Weg zur Alleinherrschaft hat man es gar nicht so leicht, aber zum Glück gibt es diesen praktischen Ratgeber, damit man aus den Erfolgen und Fehlern berühmter und meistens europäischer Diktatoren der Vergangenheit und Gegenwart lernen kann.

In 13 Kapiteln wird jeweils eine Methode, mit der Diktatoren an die Macht kommen oder diese halten können, auf humorvolle Art und Weise dargelegt, garniert mit teilweise ziemlich überraschenden Beispielen aus der Geschichte. Auch, wer denkt, er hätte alles über die Werdegänge Hitlers oder Stalins gehört, wird hier sicherlich noch Einiges dazulernen.

Das Buch bietet aber nicht nur Einblicke in die Geschichte, bei denen die Vorgehensweise dieser Diktatoren und die damaligen Stimmungen im Volk, die ihren Aufstieg möglich gemacht haben, analysiert werden, sondern verweist auch auf ähnliche Strömungen, die in heutigen Zeiten beobachtbar sind.

Sowieso schwankt man während des Lesens zwischen Belustigung und Erschrecken, wenn man eine der humorvoll beschriebenen Taktiken wiedererkennt, sodass „Populismus leicht gemacht“ einerseits als lehrreiche und stellenweise lustige Geschichtsstunde fungiert, andererseits als Warnung, auf ebendiese Anzeichen zu achten.

Wer sich für Geschichte und Politik interessiert oder einfach nur die Taktiken von Populisten kennenlernen möchte, um sie im Alltag durchschauen zu können, ist mit diesem Buch sicherlich gut beraten.

Bewertung vom 14.07.2023
Munda, Rosaria

Feuererwachen


ausgezeichnet

„Feuererwachen“ verfolgt Annie und Lee, die zu Drachenreitern ausgebildet werden und beide Anwärter auf den Rang des „Ersten Reiters“ sind. Während das Buch sich anfangs darauf konzentriert, die beiden Protagonisten und ihre Ursprünge, die gleichzeitig beträchtliche Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufweisen, vorzustellen und ihre Teilnahme an diesem Wettkampf zu beschreiben, wird es bald ernster, als Callipolis der Krieg erklärt wird.

Zwar war ich anfangs aufgrund des Settings der Akademie, das meiner Meinung nach in zu vielen Büchern genutzt wird, skeptisch, aber Rosaria Munda hat es schnell geschafft, mir diese Zweifel auszutreiben und zu beweisen, dass diese Welt vor allem im Hinblick auf den Vergleich zwischen der Zeit vor und nach der Revolution viel mehr Tiefe zu bieten hat, als es anfangs den Anschein an. Es gibt hier kein Schwarz-Weiß-Denken, stattdessen sind alle Figuren und ihre Handlungen menschlich, realistisch und damit auch fehleranfällig.

Die Beschreibung dieser Welt und ihrer Ständegesellschaft, die im Gegensatz zu dem vorherigen Regime steht, ist sehr gelungen. Man kriegt schnell ein Gefühl für die verschiedenen sozialen Klassen und die Vorurteile, die zwischen ihnen herrschen, durch die Rückblicke bekommt man aber auch eine Ahnung davon, wie es vorher gewesen ist und was die Revolution, die vor der Handlung dieses Bandes geschehen ist, ausgelöst hat.

Die Charaktere selbst sind definitiv eine Stärke dieses Buches, denn obwohl man im Laufe der Geschichte viele von ihnen kennenlernt, hat man immer das Gefühl, dass sie mit Motivationen und Persönlichkeiten ausgestattet wurden. Allen voran natürlich Annie und Lee, deren Differenzen einen großen Teil der Spannung ausmachen, sodass man selbst immer zwischen ihren Ansichten hin- und hergerissen ist.

Interessant ist auch, dass es außer den Drachen keine Fantasy-Elemente gibt. Auf Zauberer, Prophezeiungen und magische Schwerter wird hier verzichtet, was ich sehr erfrischend finde.

Insgesamt hat mich dieses Buch angenehm überrascht und alle meine Vorurteile aus dem Weg geräumt. Die Mischung aus den persönlichen Schicksalen der Figuren, den Intrigen innerhalb der neuen Herrschaftsstrukturen und dem drohenden Krieg, dessen Vorbereitung ungeahnte Opfer fordert, macht „Feuererwachen“ zu einem Erlebnis, das ich ohne zu zögern weiterempfehlen kann.

Bewertung vom 14.07.2023
Werner, Ingrid

CharakterCards


ausgezeichnet

In diesem Schreib-Ratgeber werden "CharakterCards" vorgestellt, durch die man die Motivationen und Hintergründe seiner Figuren besser entwickeln und verstehen kann. Dazu wird zuerst erklärt, wozu das Ganze gut ist, dann, wie man handwerklich vorgeht und schließlich, wie man die Karten "befragt."

Mir hat besonders gefallen, dass es darum geht, seine Kreativität abseits vom Bildschirm zu entfachen und zwar sorgfältig vorzugehen, aber eher auf Intuition als auf Perfektion Wert zu legen, um Unentdecktes an die Oberfläche zu holen. Es gibt bei dieser Methode kein richtig oder falsch, was sie direkt sympathisch macht.

Die Methode wird kurz und verständlich vorgestellt und inspiriert einen dazu, gleich selbst loszulegen. Danach gibt es einige Beispiele von CharakterCards, die von Workshop-Teilnehmer erstellt worden sind. Es ist wirklich faszinierend, zu sehen, wie verschiedene Menschen mit der Aufgabe umgehen und was ihre eigenen Figuren ihnen noch Neues erzählen können, sodass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Ich hätte mir nur ein paar mehr Beispiele von CharakterCards, die die Autorin selbst erstellt hat, und was sie dadurch erfahren hat, gewünscht. Wobei nicht zu leugnen ist, dass es seinen Reiz hat, die Collagen selbst zu interpretieren.

Alles in allem kann ich das Buch jedem empfehlen, der seine Figuren mit einer intuitiven Methode kennenlernen möchte oder zu viele unzerschnittene Magazine bei sich herumliegen hat.

Bewertung vom 14.07.2023
Hava, Hanna-Linn

Lilys Engelskostüm hat kaputte Flügel (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

"Lilys Engelskostüm hat kaputte Flügel“ erzählt die Lebensgeschichte der titelgebenden Lily aus deren Sicht: Sie berichtet von ihrer Kindheit, einem einschneidenden Erlebnis in einem Ferienlager, das ihr Leben für immer verändert hat, und von dem Ende, das sie für sich voraussieht.

Auch wenn sich das oberflächlich nach einer typischen Teenie-Geschichte anhört – Immerhin ist die Protagonistin eine Teenagerin – hält sich dieses Buch gar nicht an solche Regeln, was an Lilys Art, zu denken liegt.

Sie analysiert und kritisiert ihre Umgebung und damit auch ihre eigenen Gedanken und Verhaltensweisen schonungslos ehrlich und deckt damit zahlreiche Schwächen und Unsinnigkeiten in unserer Gesellschaft auf, was ihre Denkweise häufig harsch, durch ihre Zynismus aber auch lustig erscheinen lässt.

Das Ganze liest sich wie ein Tagebucheintrag, was einen einerseits mehr mit Lily mitfühlen lässt, die den Leser auch gerne mal direkt anredet, anfangs noch ziemlich abwertend, nach einiger Zeit sogar fast schon dankbar, andererseits gibt es auch viele Gedankensprünge, die einen ein bisschen aus der Story herausholen.

Insgesamt wird hier dargelegt, wie Lily sich, ihre Umwelt und die Beziehung zwischen diesen beiden, häufig gegensätzlichen Welten sieht und wie sie zu den Ereignissen am Schluss der Geschichte gelangt, über den ich nur noch verrate, dass er mich eigenartig berührt hat, um nicht zu viel vorweg zu nehmen.