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bblubber
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Bamberg

Bewertungen

Insgesamt 137 Bewertungen
Bewertung vom 20.07.2021
Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1
Pötzsch, Oliver

Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1


ausgezeichnet

1893 in Wien.
Der junge Inspektor Leopold von Herzfeldt bringt neuen Wind in die Hauptstadt. Neue Methoden bei der Ermittlung. Das gefällt erst mal den wenigsten. Aber er trifft den Totengräber Augustin Rothmayer und gemeinsam kommen sie einem Verbrecher auf die Spur.

Das Buch des Totengräbers ist der erste Band einer neuen historischen Krimi-Reihe. Die Kuisl-Krimis von Pötzsch habe ich gern gelesen und seine Duologie über Faust war einfach der Hammer. Also keine Frage, dass ich auch dieses Buch hier lesen musste. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Der Schreibstil ist gewohnt flüssig zu lesen und hat immer mal wieder ein Aufblitzen von Ironie und Humor zu bieten, ohne dabei albern zu werden. Genau die richtige Mischung. Der historische Hintergrund wurde solide recherchiert und es ist spannend, wie hier die Anfänge der modernen Kriminalistik beschrieben werden. Volle Punktzahl und bitte bald mehr davon.

Bewertung vom 20.07.2021
The Comfort Book - Gedanken, die mir Hoffnung machen
Haig, Matt

The Comfort Book - Gedanken, die mir Hoffnung machen


sehr gut

Ich kenne den ein oder anderen Roman von Matt Haig bereits. In den letzten Jahren beschäftigen ihn vor allem Themen, die mit Depressionen und ähnlichem zu tun haben. Das liegt sicher an seinen eigenen Erfahrungen mit dem Thema. The comfort book ist eine Sammlung von klugen Lebensweisheiten, Denkanstößen, Anekdoten und Ähnlichem. Teilweise aus seiner eigenen Feder, teilweise von anderen Dichtern und Denkern. Im besten Sinne ist es ein Buch, welches zum Nachdenken anregt, zum Hinterfragen des eigenen Lebens, der eigenen Einstellung, dem eigenen Wohlbefinden. Es geht nicht darum, das Buch von vorne bis hinten durchzulesen, sondern eher, immer wieder neue Abschnitte zu genießen und für sich zu entdecken. Ein Buch also, welches man gerne auf den Nachttisch legt und vielleicht nach dem Aufwachen ein wenig drin schmökert, um dann einen guten Gedanken über den Tag mit zu nehmen. So habe ich es gemacht und fand das durchaus bereichernd.

Ob das Buch wirklich etwas für depressiv veranlagte Menschen ist, möchte ich jetzt mal nicht beschwören. Aber zur Erweiterung des eigenen Horizonts fand ich es eine gute Unterstützung. Die Abschnitte aus dem Leben des Autors waren für mich sehr ehrlich und nahbar. Das hat mir gefallen.

Bewertung vom 31.05.2021
Stürmische Zeiten / Palais Heiligendamm Bd.2
Grünig, Michaela

Stürmische Zeiten / Palais Heiligendamm Bd.2


ausgezeichnet

Auch der zweite Band der Reihe um das Hotel Palais Heiligendamm verquickt eine spannende Zeit deutscher Geschichte mit dem wechselvollen Leben einer deutschen Familie. Die Jahre nach dem ersten Weltkrieg bis zu Machtergreifung Hitlers sind der Rahmen. Die Geschwister Kuhlmann haben geschäftlich und privat einige Hürden zu nehmen. Das Hotel muss nach dem Krieg renoviert werden und anfangs fällt es schwer, wieder an alte Erfolge anzuknüpfen. Ein Film, der im Hotel gedreht wird, wird schließlich zur besten Werbung für einen Neuanfang.

Elisabeth und Julius kämpfen immer noch um eine Annäherung und ihre Liebe ist schwierig und ein Wechselbad der Gefühle. Die jüngste Schwester lässt sich, wie bereits zu erwarten scheiden und bleibt auch weiterhin glücklos mit der Wahl ihrer Ehemänner denn der zweite unterhält eine Liebesbeziehung zu Bruder Paul Kuhlmann und heiratet nur, um den äußeren Schein zu wahren. Schwester Johanna Kuhlmann ist eigentlich die Einzige, die Glück zu haben scheint mit ihrem jüdischen Mann aber die Repressalien werden immer schlimmer und es scheint nur eine Flucht ins Ausland zu geben.

Wie schon im ersten Band habe ich das Buch total gerne gelesen. Es passiert wahnsinnig viel und man möchte immer wissen, wie es weitergeht mit der Familie. Paul Kuhlmann bleibt für mich ein eher ungeliebter Charakter, der sehr auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist und dem seine Gefühle einfach immer im Weg stehen. Dafür konnte ich mich freuen, wie Elisabeth sich entwickelt und vom etwas launischen Mädchen zu einer gestandenen Geschäftsfrau und Mutter reift und dabei auch eine neue Basis für eine Beziehung möglich scheint.
Und wie schon in Band 1 hoffe ich, dass die liebenswerte schlaue Minna endlich glücklich wird.

Denn die ist meine stille Heldin in dieser Rei

Bewertung vom 12.05.2021
Weber's Gasgrillbibel
Weyer, Manuel

Weber's Gasgrillbibel


ausgezeichnet

Klingt vielleicht komisch, aber ich habe keinen Weber-Grill. Nicht mal einen Gasgrill. Aber dieses Buch funtioniert auf eine Art und Weise, die alle Männer und alle begeisterten Grill-Frauen ansprechen wird.

Aufmachung: Dicker schwarzer Einband - da kann man auch mal mit Grill-Fingern hingreifen. Pro Rezept ein Bild und eine Rezeptanleitung - da hat man eine optische Vorlage, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt und alle nötigen Anweisungen. Hervorragende Zusatzinfos wie Garzeit, Zubereitungsdauer, Hitzeeinstellung (wenn man einen Weber hat) und vieles anderes. Eine Flut an verschiedenen Rezeptvarianten für jeden Gaumen, jeden Geschmack. Wer da nicht das richtige findet, der sollte besser gar nicht grillen.

Auswahl: Für Vegetarierer und Fleischesser, alles drin. Sogar Süße Sachen. Einfach toll.

Grillerfolge: Die Grillsaison beginnt ja gerade erst. Ich habe im heimischen Herd schon mal zwei drei Rezepte ausprobiert, auch ein paar Soßenvorschläge und bin begeistert.

Bewertung vom 08.02.2021
Geheimnis in der Tiefe / Meeresglühen Bd.1
Fleck, Anna

Geheimnis in der Tiefe / Meeresglühen Bd.1


sehr gut

An diesem Wahnsinns-Cover kann man wirklich nur schwer vorbei gehen. Es zieht einen magisch an. Außerdem spielt das Meer und ein geheimnisvoller Fremder namens Aris eine große Rolle. Die Heldin Ella ist eine energische Teenagerin, die sich nicht so leicht einschüchtern oder aus der Ruhe bringen lässt. Ihr Temperarment und ihre Gewitztheit sind erfrischend und kommen vor allem in den Dialogen gut rüber. Aris, der Unbekannte, dem Ella das Leben rettet, ist einerseits ein netter Kerl aber andererseits lastet ein Geheimnis auf ihm. Auch das liest man zwischen den Zeilen gut raus.

Das Buch ist für junge Teenager und deshalb ist auch der Schreibstil eher einfach und fast kindlich gehalten. Auch die zarten Gefühle der beiden Hauptakteure sind dem angepasst und halten sich angenehm im Hintergrund. Für Jugendliche, die gerne ein wenig Magie in einer eigentlich realen Geschichte lesen wollen, genau das richtige Buch

Bewertung vom 08.02.2021
Miss Bensons Reise
Joyce, Rachel

Miss Bensons Reise


gut

Margery Benson möchte einmal im Leben ein richtiges Abenteuer erleben und als erste den goldenen Käfer entdecken. Deshalb begibt sie sich mit Enid Pretty in einem Dampfer auf die Reise nach Neukaledonien.

Mich konnte die Story nicht überzeugen. Es war weder abenteuerlich noch spannend, was die zwei Frauen erleben. Allein schon die Hinreise zog sich gewaltig. Auch die Interaktion der Hauptdarstellerinnen miteinander waren sehr von vorhersehbaren Kabbelleien bestimmt und ich fand keine von ihnen besonders charmant. Die eine alt und verstockt, die andere jung und exaltiert. Beides aber so schräg und mit einem Humor, der für meinen Geschmack immer ein bisschen drüber war. Ich musste nicht Schmunzeln und fand die Geschichte zäh.

Ich hatte mir nach der Leseprobe und dem Klappentext etwas ganz anderes erwartet. Das Cover ist farblich sehr schön und warm. Die Wärme fehlte mir im Buch allerdings etwas.

Bewertung vom 08.02.2021
Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1
Mohlin, Peter;Nyström, Peter

Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1


sehr gut

Das schwedische Autorenduo Mohlin/Nytröm legt mit „Der andere Sohn“ seinen ersten Kriminalroman vor. Das tolle Cover – farblich ungewöhnlich für einen Krimi – und der vielversprechende Klappentext waren Gründe genug für mich, das Buch zu lesen.

Man wird gleich reingeschmissen in das Leben des FBI-Agenten John Adderley und erlebt mit, wie ein gefährlicher Einsatz ihn an seine Grenzen bringt. Er muss das Land dringend unerkannt verlassen und landet mit neuer Identität als Fredrik Adamsson in der Heimat seiner Mutter in Schweden. Dort wird er als Ermittler auf einen Cold-Case-Fall angesetzt, der schon 10 Jahre zurück liegt und in dem u.a. ein junges Mädchen verschwunden ist.

Was mir gefallen hat:
Die Figur des Fredrik/John ist wahnsinnig komplex und erschließt sich dem Leser nur nach und nach. Das fand ich durchaus interessant, auch wenn der Kerl kein wirklicher Sympathieträger sein möchte. Der Fall an sich ist kniffelig und undurchsichtig, so dass man nur durchs Weiterlesen der Lösung näher kommt. Knackige Dialoge und wohl dosierte Action machen Tempo.

Was mir nicht so gefallen hat:
Am Anfang tat ich mich irgendwie schwer, in die Geschichte reinzukommen. Ich kann gar nicht genau sagen, woran es lag. Ich habe etwas gebraucht, um im Leben von Fredrik und im Fall anzukommen, aber dann konnte der Plot mich überzeugen. Vielleicht war es mir einfach too much, dass der Ermittler Undercover, durch eine Angststörung gehandicapt und an einem Fall dran ist, in dem sein eigener Bruder als der Hauptverdächtige geführt wird. Einfach ein bisschen viel Gewolltes. Aber nachdem ich das akzeptiert hatte, machte der Krimi durchaus Vergnügen zu lesen.

Fazit: Ungewöhnlich aber empfehlenswert.

Bewertung vom 25.10.2020
Ihr Königreich
Nesbø, Jo

Ihr Königreich


ausgezeichnet

Roy und Carl sind ein Brüderpaar, wie man es in der Kriminalliteratur nicht oft trifft. Denn beim Leser wecken sie eine Vielzahl an heftigen Emotionen und diese Gefühlsachterbahn sauste mit mir bis zum Finale in einem Rutsch durch. Die fürchterliche Kindheit, die aus diesen Jungs später komplizierte und emotional geschädigte Männer macht, bewegt erst mal. Erst nach und nach kommt man dahinter, was passiert ist und wo diese Story hinführt. Und dann, erst dann, zieht Nesbo das Tempo gnadenlos an. Mehr als ein Mensch müssen das Zeitliche segnen und die Brüder sind immer involviert. Sie sind Opfer und Täter, Helden und Antihelden, wahrscheinlich Psychopathen oder doch nur gequälte Seelen?

Nesbo hat mal ganz andere Wege eingeschlagen und wer sich darauf einlässt bekommt einen spannenden und trickreich erzählten Thriller, der ganz tief in die Psyche seiner Darsteller eintaucht und Erschreckendes und Fürchterliches zu Tage fördert.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ein nordischer Thriller, in dem die Menschen geprägt sind von der rauen Landschaft und die Abgründe der menschlichen Seelen scheinen grenzenlos.

Bewertung vom 11.08.2020
Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens
Barbash, Tom

Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens


sehr gut

bblubber vor ein paar Sekunden


„Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens“ so lautet der vielversprechende Titel dieses Buches und man bekommt genau das, was er verspricht.

Erzählt wird aus der Perspektive von Anton, einem jungen Mann, der Ende der 70ger Jahre versucht, einen Lebensplan für sich zu entwerfen und herausfinden, was er im Leben wirklich erreichen möchte. Er weiß nur, dass er vor allem aus dem Schatten seines Vaters, einem ehemals sehr angesagten Fernsehstar, heraustreten möchte. Bei seinem Versuch, dem Vater zu einem Comeback zu verhelfen, erkennt er, dass auch sein Vater jede Menge Schwächen und Probleme hat.

Gefüllt wird die Story mit dem prallen Leben der Metropole New York, in der es damals heftig brodelte. Die Emanzipation der Frau, der Ruf nach Gleichberechtigung in der afroamerikanischen Bevölkerung, steigende Kriminalität aber auch sämtliche Facetten des brodelnden Showbusiness bilden die Rahmenhandlung. Wer im passenden Alter ist, wird das ein oder andere erkennen, wird sich an Erlebnisse aus der eigenen Jugend, an Lieder und Fernsehsendungen erinnern. Dass John Lennon höchselbst eine wichtige Rolle spielt, ist interessant und etwas schräg. Obwohl ich eigentlich zu jung für diese Geschichte bin, fühlte ich mich wohl und an Erzählungen meiner Eltern und deren Lieblingsserien erinnert.

Besonders gut gefallen haben mir die bissigen Dialoge und der Erzählstil, der teilweise lakonisch-bitter aber auch ironisch und sehr gut zu lesen war. Ja, das Ende kommt etwas überraschend aber mir war klar, dass hier nur ein kurzer Blick in dieses Leben gedacht war. Eine Momentaufnahme, ein Jahr, ein Rückblick auf eine Zeit, die uns fremd und vertraut ist und die den Grundstein für viele Entwicklungen gelegt hat, die uns auch heute wie damals noch beschäftigen. Irgendwie war alles ein wenig anders und doch hat sich nicht so viel verändert wie wir alle glauben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.07.2020
Zwei fremde Leben
Goldammer, Frank

Zwei fremde Leben


sehr gut

70ger Jahre in der DDR. Ricarda ist von ihrem Freund schwanger. Der Vater, Oberarzt in der Gynäkologie eines Krankenhauses, ist wenig von dieser Beziehung begeistert und macht daraus auch kein Hehl. Aber hat er wirklich die Hände im Spiel, als bei der Geburt etwas schief läuft? Angeblich ist das Kind bei der Geburt gestorben. Aber Ricarda kann das nicht glauben. Bald verdächtigt sie ihren Vater, die Hände im Spiel zu haben. Aber niemand weiß etwas Genaues, es gibt keine Beweise nur haltlose Vermutungen. Sogar eine Exhumierung bringt kein Licht ins Dunkel. Über all dem Suchen und all dem Schmerz des Verlustes zerbricht Ricardas Ehe und er Jahrzehnte später kann sie scheinbar mit allem abschließen. Bis eine junge Frau vor ihrer Türe steht und behauptet, sie könnte ihre Tochter sein. Jetzt ist Ricarda skeptisch aber sie forscht erneut mit der Frau nach der Wahrheit.

Der Verlust eines Kindes ist immer tragisch und sicher schwer zu verkraften. In Ricardas Fall ist dem Leser natürlich schnell klar, dass sie durchaus Gründe dazu hat, am Tod des Kindes zu zweifeln. Über weite Strecken ist es ein deprimierend-trauriges Buch, denn keiner glaubt ihr, keiner kann oder will ihr helfen. Auch der Zusammenbruch der DDR ist nicht hilfreich. Das sich das Blatt schließlich doch noch wendet und Ricarda die Wahrheit erfährt, war dringend nötig und so findet die Geschichte doch noch ein versöhnliches Ende. Ob sie ihre Tochter wirklich gefunden hat, verrate ich nicht.

Frank Goldammer ist mal wieder nah dran an seinen Personen und erzählt eindringlich und glaubwürdig.

Das Cover finde ich persönlich toll. Es wird das passende Gefühl im Leser wachgerufen.