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Kristall86
Wohnort: 
an der Nordsee

Bewertungen

Insgesamt 2136 Bewertungen
Bewertung vom 07.04.2024
Die Geschichte der Anatomie
Salter, Colin

Die Geschichte der Anatomie


ausgezeichnet

Klappentext:

„Die Anatomie ist eine der ältesten Wissenschaften, deren niedergeschriebene Geschichte mehr als 4000 Jahre zurückreicht. In diesem Buch wird dieses Kapitel der Erkenntnisgeschichte anhand von über 150 Büchern aus der ganzen Welt nachgezeichnet – vom Papyrus Edwin Smith, der die chirurgische Behandlung von Kampfverletzungen im Alten Ägypten beschreibt, über Leonardo da Vincis beeindruckende anatomische Zeichnungen bis hin zur aktuellen Ausgabe von Musculoskeletal MRI, in der sich die technologischen Fortschritte des 21. Jahrhunderts widerspiegeln. Mit zahlreichen faszinierenden Abbildungen, unter anderem aus Büchern aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, dem Vereinigten Königreich, dem alten Persien und Japan.“



Wer den Film „Der Medicus“ gesehen hat oder das Buch gelesen hat, hat hier schon sehr gute Grundlagen für dieses Buch. Es befasst sich mit der Entwicklung zum Wissen der menschlichen Anatomie. In gesamt sechs Kapiteln darf der Leser eine Art Zeitstrahl erlesen. Wir gehen bis ins Jahr 3000 v.u.Z. bis in die Zeit um 1900 und eben weiter. Man meine, die Anatomie des Körpers sei eigentlich irgendwann mal komplett erforscht worden aber Forschung und Wissenschaft wäre nicht Forschung und Wissenschaft, wenn es nicht immer weiter damit gehe. Wir dürfen hier in die Welt des Wissens eintauchen und erlesen wie von Zeit zu Zeit sich die Menschen immer mehr Wissen angeeignet haben und somit immer tiefer in die Materie getaucht sind. Man muss aber auch klar sagen, es gibt viele sehr witzige Stellen im Buch zu entdecken. Früher haben Forscher viele absurde Dinge gedacht wie der menschliche Körper zusammen gesetzt ist aber gut. Damals wusste man es nicht besser und heute, lacht man darüber. Dennoch ist es ein gigantisches Geschehen gewesen die menschliche Anatomie so genau zu erforschen und zu beschreiben mit all seinen Feinheiten. Bei beenden des Buches muss man unumwunden zugeben, der Mensch ist wahrlich einmalig in seinem Aufbau und ein echtes Wunder.

Das Buch ist sehr gut strukturiert mit Texten und Bildern. Die Texte sind alle recht kurzweilig und dennoch voller Wissen. Die Zeichnungen und Bilder sind sehr gute Umrahmungen dazu und verdeutlichen diese Entwicklung. 5 Sterne hierfür!

Bewertung vom 07.04.2024
Mittelmeer
Vlcek, Katharina

Mittelmeer


ausgezeichnet

Klappentext:

„Auf ans Mittelmeer! Die mediterrane Region ist das beliebteste Urlaubsziel der Welt. Mit diesem Buch voller wunderbarer Illustrationen und kurzer Texte können Kinder und Erwachsene Küstenstädte besuchen, sich an Strandtage erinnern, durch Pinienwälder spazieren, hinaus aufs offene Meer schwimmen und in die Tiefe tauchen. Die mediterrane Region ist aber nicht nur ein Urlaubsort: Schon seit über 42 000 Jahren leben Menschen am und vom Mittelmeer. Das schafft Geschichte, über die wir staunen und die unser heutiges Leben beeinflusst. Wir lesen von alten Legenden und aktuellen Situationen, von Kriegen, Migration und Erfolgsgeschichten. Das Mittelmeer ist ein vielfältiger Ort – gestern wie heute, über Wasser und unter der Oberfläche!“



Das Mittelmeer wirkt im Vergleich zu anderen Meeren winzig und unscheinbar. Was sich aber alles darin tummelt und wie das Meer nicht nur seine Unterwasserwelt geformt hat sondern auch das Landleben beeinflusst, wird hier auf wunderbare Weise für Alt und Jung verständlich gemacht. Autorin Katharina Vlcek begeisterte mich bereits mit ihren Büchern „Afrika“ und „Amazonien“. Ihre Mischung aus Sachbuch, Bilderbuch und es irgendwie an keine Altersklasse fest zu machen, finde ich auch hier wieder extrem gut gelungen. Wie bereits gesagt, reisen wir ins Wasser aber auch der kompletten Küste entlang. Es gibt dabei sehr viel zu entdecken! Ob das Wasser salzig oder süß ist oder welche Muscheln wo zu finden sind und wo sich das Mittelmeer selbst bis in die Stadt wagt sind nur einige interessante Punkte. Das Buch besticht wieder mit seiner opulenten aber gewohnte Größe und seiner sehr guten Qualität. Ein fester Einband, griffige Buchseiten, eine sehr gute Mischung aus Zeichnungen und Grafiken gespickt mit wissensreichen Texten oder kurzen Angaben vollenden dieses Buch. Ich vergebe hier sehr gern wieder 5 Sterne inklusive einer Leseempfehlung!

Bewertung vom 04.04.2024
Feldversuch
Etter, Daniel

Feldversuch


ausgezeichnet

Klappentext:

„Wie schafft man es, Landwirtschaft mit der Natur zu betreiben, nicht gegen sie? Böden lebendig zu halten, Hitze und Dürre zu trotzen, die Artenvielfalt zu schützen und dabei gut zu ernten? Der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Fotograf und Autor Daniel Etter hat in Nordspanien einen kleinen Hof erworben und sich damit einen Traum erfüllt. Es soll ein Rückzugs- und Energieort für den Reporter sein, der oft in Krisengebieten unterwegs ist. Mit seiner Partnerin und Helfern und Helferinnen pflanzt er Olivenbäume und baut Obst und Gemüse an – nach Methoden der nachhaltigen, regenerativen Landwirtschaft. Auf der Suche nach Vorbildern macht sich Etter auf die Reise zu Menschen, die andernorts mit Alternativen zur industriellen Landwirtschaft experimentieren. In England lässt er sich von einem Pionier die Idee des Waldgartens erklären, er besucht Bäuerinnen und Bauern in Deutschland und Österreich, Schäfer in Frankreich und Viehzüchter im Schwarzwald. Wie ein roter Faden zieht sich daneben die Beschreibung eines Jahreslaufs auf seinem Hof durch das Buch: Pflanz- und Pflegearbeiten, der Kampf mit Klimaerwärmung und Wetterschwankungen, Enttäuschungen und freudige Momente, das Nachdenken über den Weg zu einer besseren Zukunft. Das schön ausgestattete Buch enthält zahlreiche Fotos von Daniel Etter.“



Daniel Etter ist Neubauer wenn man das so nennen darf. Der renommierte Fotograf und Reporter wagte den Schritt in die Landwirtschaft. Es geht ihm dabei aber keineswegs darum den höchsten Ertrag zu erzielen sondern so natürlich und umweltbesonnen wie nur möglich zu agieren. Dies alles bedarf einer langen Planung, extrem genauer Auffassungs- und Beobachtungsgabe aber auch der Neugier, die wohl nur ein Reporter haben kann. Etter werkelt nicht einfach drauf los sondern holt sich Inspirationen, Wissen und Ideen von anderen Bauern die hoffentlich genau so denken wie er. Auf dieser Reise sind wir Leser voll mit dabei. Seinen Hof dürfen wie anhand von immer wieder eingewobenen Beschreibungen und Texten weiter verfolgen und kennenlernen. Das Buch ist nun kein Aufruf es ihm gleich zu tun oder gar eine Art Mahnung, dass nur seine gewählte Art und Struktur die beste sei, nein. Es geht hier schlicht darum, dass Etter uns auf wirklich sympathische Weise erzählt wie es eben auch geht mit der Landwirtschaft. Es gibt andere Wege, andere Möglichkeiten, die Natur und die Tiere dabei zu achten, zu respektieren und zu schützen. Man muss nur hinsehen und sich darauf einlassen! Etter beschreibt das wahrlich perfekt. Die Natur und das Klima verändern sich gerade gewaltig und wenn wir es nicht komplett mit ihr verderben wollen, müssen wir uns ihr anpassen. Das Buch mit seiner Geschichte regt sehr zum nachdenken an und gibt verschiedene Anstöße. Nochmal, es ist kein Buch welches den erhobenen Zeigefinger hoch hält sondern vielmehr ein anderes Bild aufzeigt welches tief unter die Haut geht.

Das Buch besticht nicht nur mit seinem klugen Inhalt sondern auch mit seiner außergewöhnlichen Größe von 17.9 x 2.5 x 24.5 cm. Auf 256 Seiten befinden sich nicht nur Worte sondern auch jede Menge Fotografien unseres Autors. Alles wirkt dadurch rund und harmonisch. Er bringt dem Leser Texte durch Bilder näher und wir fühlen uns dabei mittendrin. Fazit: Definitiv ein lesenswertes und sehr aktuelles Buch welches 5 Sterne mehr als verdient hat. Es regt sehr intensiv und gekonnt zum nachdenken an und hallt absolut nacht! Unbedingt lesen!

Bewertung vom 03.04.2024
Das Papageienbuch
Morgenroth, Wolfgang

Das Papageienbuch


ausgezeichnet

Klappentext:

„»Das Papageienbuch«, eine Sammlung von 70 Liebesgeschichten und Fabeln, entstand im Indien des ersten Jahrtausends. Obwohl der Verfasser unbekannt ist und das Original zerstört, verbreiteten sich die Geschichten nicht nur im ganzen Land, sondern bis nach Persien und in die Türkei, einzelne Motive sogar bis nach Europa. In keinem der älteren indischen Werke spielt die Liebe eine so zentrale Rolle: Die Heldinnen und Helden müssen sich mit List aus einer selbst verschuldeten Klemme befreien. Auch wenn sie vermeintlich gegen die Moral verstoßen – die Sympathie des Papageien, der die Fabeln zum Besten gibt, gehört stets den Guten, die zugleich die Klügeren sind. Dabei haben nicht selten die Frauen die Oberhand über die Männer und die niederen Kasten über die Krieger und Könige …



Die einzige Sammlung aller 70 Erzählungen nach der jeweils bestverbürgten Fassung: eine überraschend moderne Sicht auf die Gesellschaft: auf Moral, auf Geschlechterrollen und Standesunterschiede – große Weltliteratur.“



Papageien haben in Indien eine besondere Bedeutung: werden sie dort als die Krönung der Schöpfung angesehen und stehen gleichzeitig für Ordnung aber auch Hierarchie - eben wie das Kastenwesen in Indien. Dennoch plappern sie aber munter los und sind so auch in gewisser Weise ein geschwätziges Lebewesen und so erzählt uns eben ein Papagei 70 unterschiedlichste Liebesgeschichten sowie Fabeln aus diesem einmaligen Land. Über all die Zeit haben sie sich hindurch getragen, ab und an mit Sicherheit auch verändert und sind angepasst worden aber, und das ist eindeutig, steht überall eine Message dahinter. Papageien sind aber sehr kluge Tiere und so zählt unser Erzähler zu den Guten und ist stets auf das Positive bedacht. Alle Geschichten zeigen mal mehr mal weniger die gesellschaftlichen Hintergründe des Landes, die Lebensmoral einiger Menschen, die Lebensweisen, die Sehnsüchte sowie auch religiöse Hintergründe des Landes. Man muss dazu sagen, die Geschichte dieses Buch explizit durch eben einen Papageien erzählt, hat sehr historische Hintergründe und ist tief mit der indischen Kultur verwurzelt. Ein genaues Erscheinungsdatum ist bis heute unbekannt aber es wurde im 12. Jahrhundert bereits erwähnt. Wurden einst diese Geschichten von einem Papageien erzählt, um seine Herrin vom Ehebruch abzuhalten. Er erzählt dabei Nächte lang. Ja, das Buch ist wahrlich ein Märchenbuch für Erwachsene und verdient es absolute Weltliteratur zu sein. Dieser Stand ist völlig gerecht dafür gewählt! 5 Sterne hierfür!

Bewertung vom 03.04.2024
Als Großmutter im Regen tanzte
Teige, Trude

Als Großmutter im Regen tanzte


gut

Klappentext:

„Als Juni ins Haus ihrer verstorbenen Großeltern auf der kleinen norwegischen Insel zurückkehrt, entdeckt sie ein Foto: Es zeigt ihre Großmutter Tekla als junge Frau mit einem deutschen Soldaten. Wer ist der unbekannte Mann? Ihre Mutter kann Juni nicht mehr fragen. Das Verhältnis zwischen ihrer Mutter und ihrer Großmutter war immer von etwas Unausgesprochenem überschattet.



Die Suche nach der Wahrheit führt Juni nach Berlin und in die kleine Stadt Demmin im Osten Deutschlands, die nach der Kapitulation von der russischen Armee überrannt wurde. Juni begreift, dass es um viel mehr geht als um eine verheimlichte Liebe. Und dass ihre Entdeckungen Konsequenzen haben für ihr eigenes Glück.“



Autorin Trude Teige hat den Roman „Als Großmutter im Regen tanzte“ verfasst. Schlussendlich ist es von der Art und Weise eine recht bekannte Erzählart die Teige hier benutzt: Hinterbliebene der Verstorbenen betreten das ehemalige Heim und es gibt ein Rätsel dabei zu lösen, welches sich dort auftut. Klischeehaft? Ja, doch, ein bisschen schon. Und leider aktuell zu oft auf dem Buchmarkt zu finden. Aber aus unserer anfänglichen Protagonistin Juni ist ab der Hälfte der Geschichte nichts weiter herauszuholen. Die Geschichte setzt dann den Fokus auf Großmutter Tekla. Also zwei Erzählstränge? Nicht so wirklich und genau das störte hier ein wenig. Die Übergänge sind nicht immer ganz klar oder dann doch etwas zu verworren. Aus Junis Suche rund um das Geheimnis ihrer verstorbenen Großmutter wird eine richtige Reise. Juni hofft in Berlin Antworten zu finden und ab da wurde die Geschichte dann wirklich spannend und lesenswert. Teige beschreibt hier wie sich junge Mädchen im Zweiten Weltkrieg mit Soldaten eingelassen haben. Die Norwegerin Tekla hatte also ein Verhältnis mit dem deutschen Soldaten Otto und ihre Wege führten sie nach Berlin. Ich kann mich den befriedigenden 3 Sterne-Stimmen zu diesem Buch nur anschließen: Enkelin Juni bleibt leider recht blass und unterkühlt in dieser Geschichte. Teklas Geschichte wiederum liest sich spannend und gibt der gesamten Story eine Form. Das Feeling für diese Geschichte war nicht hundertprozentig austariert. Die Thematik mit diesem Unausgesprochenen ist irgendwie der rote Faden der Geschichte. Wir sind auf der Suche nach Antworten und erhalten diese auch aber erschwerend. Aber auch das Ende der Geschichte war nicht richtig rund. Es war mit einem Mal da und das war es dann. Teklas Geschichte war rundherum gelungen. Auch wenn es harter Stoff war, so wurde er von Teige sehr gut erzählt. Da die Geschichte auf wahren Tatsachen basiert, ist man sowieso noch mehr mit ihr verbunden und Juni? Ihre Geschichte war langweilig und ich bekam keinen richtigen Zugang zu ihr. Fazit: alles in allem vergebe ich 3 gute Sterne für die Geschichte.

Bewertung vom 02.04.2024
Und Großvater atmete mit den Wellen (eBook, ePUB)
Teige, Trude

Und Großvater atmete mit den Wellen (eBook, ePUB)


sehr gut

Klappentext:

„Ihr Großvater Konrad war immer der Fels in der Brandung für die junge Juni. Doch nie hat er von dem Ort gesprochen, der ihn am meisten geprägt hat. Erst jetzt erfährt Juni, wo ihr liebevoller Großvater gelernt hat, mit den Wellen zu atmen.



1943: Das Handelsschiff der Brüder Konrad und Sverre wird im Indischen Ozean angegriffen. Im Krankenhaus verliebt sich Konrad in die Krankenschwester Sigrid. Doch ihr Glück ist bedroht: Getrennt geraten sie in Gefangenschaft. Welche Zukunft wartet auf sie hinter dem Meer?



Ein Roman, der zeigt, was wahre Menschlichkeit bedeutet und wie uns die Vergangenheit prägt bis in die nächsten Generationen.“



Autorin Trude Teige setzt ihre Reihe rund um die Familiengeschichte von unserer Hauptprotagonistin Juni weiter fort. Im zweiten Band erlesen wir die Geschichte rund um ihren Großvater Konrad den aufmerksame Leser bereits aus dem ersten Band kennen. Dennoch sei gesagt, sind beide Geschichten auch sehr gut unabhängig von einander zu lesen. Teige nimmt dabei wieder einen ähnlichen Erzählstil auf wie in Band eins. Langsam werden wir an die Figuren herangeführt und dürfen Seite um Seite immer tiefer in deren Lebensgeschichte eintauchen. Hauptprotagonistin Juni ist auch hier dieses Mal wieder blass und unterkühlt - aber vielleicht soll es gerade so sein um den Blick besser zentriert auf Konrad zu lenken. Mir fehlte hier einfach irgendwie etwas verbindliches zwischen den Beiden.

Konrads Geschichte ist tief mit dem Meer verankert. Er hat gelernt mit den Wellen zu atmen und wie das geht, will er Juni „erzählen“. Was dabei alles auf den Tisch kommt, könnte dunkler nicht sein. Es geht um seine Kriegsgefangenschaft auf Java im Zweiten Weltkrieg. Es geht um Gräueltaten, Kriegsverbrechen die die Japaner aber auch die Chinesen begannen haben und es geht darum, wie Konrad mit all dem gelernt hat umzugehen was er erlebt hat, was er gesehen hat. Die Farben verdunkeln sich immer weiter im Buch als vom Überlebenskampf von Konrad, seinem Bruder Sverre und auch von Sigrid berichtet wird. Teige spart dabei nicht an Beschönigungen. Sie nimmt uns Leser direkt mit ins Lager und zu den abscheulichen Taten. Sie macht Geschichte auf eine besondere Weise greifbar aber, und das muss man deutlich sagen, ist das nicht für jeden zart besaiteten Leser fein. Da die Geschichte nunmal so war wie sie war ändert das aber nichts daran. Teige hat einen sehr gekonnten Spannungsbogen aufgebaut der bis zum Schluss sehr gut greift. Das Erzählerin Juni hier nur zu Beginn auftaucht und den Rest der Geschichte über in der Versenkung verschwindet, tut nicht weh. Die Art und Weise wie Teige erzählt ist fesselnd und einnehmend. Man kann definitiv die beiden Geschichten unabhängig von einander lesen und genau dafür gibt es 4 sehr gute Sterne von mir.

Bewertung vom 02.04.2024
Der süße Zauner
Zauner, Josef;Komarek, Alfred

Der süße Zauner


sehr gut

Klappentext:

„Süßer kann Sommerfrische nicht sein



In den Ländern der Monarchie und darüber hinaus war ein Sommer ohne Bad Ischl vergeudete Lebenszeit, und eine Kur ohne Kür beim Zauner erst recht.



Während Salz den Grundstein für Ischls florierenden Kurbetrieb legte, versüßte der Zucker, therapeutisch nicht minder wertvoll, den Kurgästen das gesunde Leben. Gäste gab es in jenen Jahren mehr denn je: Ischl erlebte die glanzvollste Epoche seiner Geschichte. Denn mit Kaiser – Franz Joseph hatte seiner Sisi hier den Heiratsantrag gemacht –, Kur und Konditor hielten auch bekannte Künstler, Literaten und Komponisten Einzug. Alfred Komarek lässt diese kulturelle und gesellschaftliche Blütezeit wieder aufleben, eng verwoben mit der Entstehungsgeschichte der Konditorei Zauner.



Mit Texten und Anekdoten über Ischl von Nikolaus Lenau, Karl Kraus, Adalbert Stifter und anderen mehr – und 21 sommerlichen Rezepten von Josef Zauner für Kaffee und Dessert, inklusive des legendären Schratt-Gugelhupfs.“



Keiner kann wohl eine Region so versüßen und in süßen Leckereien erzählen wie Konditor Josef Zauner. Er ist weit über die Grenzen Ischls bekannt und hat die süße Seite in ganz Österreich stark geprägt. In diesem Buch geht es um sein Leben, sein Wirken und wie das Handwerk von Generation zu Generation weitergegeben wird. Bad Ischl liegt östlich von Salzburg und ist ein bedeutender Kurort. Die Mehlspeis hat in ganz Österreich seinen Ruf und Josef Zauner ist eine Art Botschafter für diese geworden. Zauners Lebensgeschichte hat viele spannende Seiten aber wirklich interessant wird sein Hunger nach Wissen rund um das Süße. Er stillt dies mit sehr vielen Auslandsbesuchen und dem Kennenlernen der fremden Kulturen mit all ihren süßen Geheimnissen. Als dies dann in Ischl ganz festen Boden findet, sei der Weg für Josef Zauner nun ganz fest geschrieben. Bei seiner Begabung auch kein Wunder. Alfred Komarek erzählt aber nicht nur aus Zauners Geschichten sondern wie sich die Zeiten geändert haben und was sie aus diesen gemacht haben. Die gesellschaftlichen Einblicke verdeutlichen alles sehr gut. Dennoch dürfen auch wir Leser in Zauners Geheimnisse eingeweiht werden und erhalten einige Rezeptvorschläge. Alle gut nachvollziehbar auch wenn die österreichische Beschreibung dazu nur notiert ist. Nichtsdestotrotz erlesen wir auch einige Anekdoten rund um Bad Ischl selbst. Das Buch ist eine Art Huldigung an den Konditormeister Josef Zauner (Autor des Buches selbst) aber auch gleichzeitig eine Liebeserklärung für den Kurort. Wer also dort kurt oder urlaubt, wird definitiv in die süßen Genüssen Josef Zauners kommen. So kann man es doch aushalten und eine sehr gute Werbung ist es noch dazu! 4 sehr gute Sterne hierfür!

Bewertung vom 01.04.2024
Wir sehen uns im August
García Márquez, Gabriel

Wir sehen uns im August


schlecht

Klappentext:

„…Jedes Jahr fährt Ana Magdalena Bach im August mit der Fähre zu einer Karibikinsel, um dort auf das Grab ihrer Mutter einen Gladiolenstrauß zu legen. Jedes Jahr geht sie danach in ein Touristenhotel und isst abends allein an der Bar ein Käse-Schinken-Toast. Dieses Mal jedoch wird sie von einem Mann zu einem Drink eingeladen. Es entspricht weder ihrer Herkunft oder Erziehung noch ihrer Vorstellung von ehelicher Treue, doch geht sie dennoch auf seine Avancen ein und nimmt den Unbekannten mit auf ihr Zimmer.



Das Erlebnis hat sie und ihr Leben verändert. Und so fährt sie im August des kommenden Jahres wieder erwartungsvoll auf die Insel, um nicht nur das Grab ihrer Mutter zu besuchen.….“



Da wird nun Jahre nach dem Tot des genialen Autors eine „neue“, seine letzte, Geschichte auf dem Buchmarkt präsentiert. Das kann gut gehen aber eben auch genau das Gegenteil sein. So nun hier, zumindest für meine Begriffe. Erstens hat Gabriel García Márquez damals schon über diese unvollendete Geschichte gesagt, sie tauge nichts und müsse vernichtet werden. Und da stellt sich doch bei mir als Leser die große Frage, warum denn nun die Erben diese Geschichte über den Willen des Autors hinweg nun doch veröffentlich haben?! Zumal die Geschichte erst vor einiger Zeit von fremden Schreibern in Márquez‘ Stil beendet wurde. Muss so etwas sein? Márquez wird schon gewusst haben warum er diese Geschichte so nicht auf den Markt bringen wollte! Egal wie krank er zu diesem Zeitpunkt war! Und Zweitens: die Geschichte liest sich einfach recht langweilig. Sie hat einen anderen Stil als den, den Márquez stets selbst gewählt hat. Das hängt auch nicht damit zusammen das er erstmals hier aus der Sicht einer Frau geschrieben hat. Das hatte aber auch Gründe wenn man die Lebensgeschichte und das Wirken Márquez verfolgt hat! Warum auch nicht mal so schreiben, gut, aber zu wissen, dass das Ende nicht aus seiner Feder stammt und eben nicht aus seiner Gedankenwelt entstammte, verfremdet die Geschichte und das Flair dazu für meine Begriffe komplett ebenso das er es selbst nie mochte. Das Vor- und Nachwort dazu gibt zu allem einen gewissen Aufschluss aber danach krausten sich meine Haare noch mehr. Da wurden also aus verschiedensten Rohfassungen und Fantasien irgendein Ende hier zusammen geschustert - anders kann man das nicht ausdrücken. Nochmal: Márquez wird schon seine Gründe dafür gehabt haben eben diese Geschichte nicht ans Tageslicht zu bringen! Dem sollte man einfach nachgehen und es respektieren. Daraus dann aber doch noch Profit zu schlagen ist schon wirklich unverschämt. Warum ich aber nun dieses Buch gelesen habe? Die Neugier war zu groß, das gebe ich unumwunden zu. Ich bin ein großer Fan von Márquez‘ Werken und ja, warum nicht, hätte dieser so hochgelobte „letzte“ Roman nicht doch ein Knaller werden können? Ich gab ihm diese Chance aber es war einfach nur eine Enttäuschung. Die Geschichte um unsere Protagonistin Ana Magdalena wirkt wie eine Reise durch die Midlife-Crisis. Eine Reise durch ein komplettes Gefühlschaos, wo sie sich einem One-Night-Stand nach dem anderen hingibt und einen ganz bestimmten Liebhaber Jahre später wieder antrifft. Als dann das Geheimnis ihrer verstorbenen Mutter aufgelöst wurde, endet dieser Roman in völligem Kitsch und Klamauk aus meiner Sicht.

Fazit: Márquez hatte seine Gründe diesen Roman niemals öffentlich zu machen. Das dies nun so übergangen wurde, ist ihm gegenüber komplett unwürdig. Der Autor würde sich im Grabe herumdrehen. 1 Stern hierfür!

Bewertung vom 01.04.2024
Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt (eBook, ePUB)
Heiland, Julie

Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Klappentext:

„Eine Stadt, die in Trümmern liegt.



Eine Liebe, die Hoffnung schenkt.



Eine Vergangenheit, die alles überschattet.



Dresden ist vollkommen zerstört. Die junge Lotte gehört zu den Frauen, die die Stadt mit bloßen Händen wieder aufbauen. So sehr sich Lotte nach einem Neuanfang sehnt, so verzweifelt ist sie auf der Suche nach ihrem Geliebten. Als sie eines Abends einen jungen Mann vor dem Tod bewahrt, kehrt ihre Zuversicht zurück: Jakob weckt in ihr Gefühle, die sie verloren geglaubt hatte. Doch das Schicksal greift auch nach dieser Liebe, und erst Jahrzehnte später wird Lottes Enkelin Hannah die Wahrheit über ihre tragische Familiengeschichte erfahren...“



Auch wenn das Cover mehr als kitschig wirkt und in der Vielzahl der aktuell ähnlichen Cover so komplett untergeht auf dem Buchmarkt, so ist doch der Inhalt wahrlich hervorzuheben und zu loben. Autorin Julie Heiland hat hier eine wirklich lesenswerte Geschichte rund um das zerbombte Dresden verfasst, die dabei wirklich gut ohne Kitsch und Klischee auskommt. Wir dürfen hier einerseits die Geschichte von Hannah erlesen. Eine junge Frau die beim Wiederaufbau der Frauenkirche Dresdens mitwirkt und dabei auf ein Familienrätsel stößt und dann geht der rote Faden mit der Geschichte rund um die Trümmerfrau Lotte weiter, die nicht nur die Stadt mit bloßen Händen wieder aufbauen will, ihr Leben irgendwie wieder aufbauen will sondern auch gern ihr Herz wieder reparieren möchte. Dieses wurde arg geschädigt als ihr Liebster Leo im Krieg verschwand. Diese Ungewissheit und die Trauer scheinen sie aufzufressen aber die Arbeit hilft ihr. Diese beiden Zeitenstränge sind Heiland wirklich neidlos gut gelungen. Sie führt uns mit dem letzten großen Relikt aus der Bombennacht, dem Aufbau der Frauenkirche, hin zu eben jener Nacht, in der Dresden dem Erboden gleich gemacht wurde. Der rote Faden ist somit glasklar zu erkennen und bestens gewählt. Die beiden Geschichten dazu fügen sich perfekt aus anfänglichen Puzzlestücken zu einem großen Ganzen zusammen. Das Familienrätsel bekommt eine Auflösung. Heiland verzichtet dabei auf übertriebene Dramaturgie, denn die hat die Zeit schon selbst geschrieben aber wie sie dann eben die Zeit von damals dem Leser näher bringt, ist wirklich beeindruckend zu erlesen. Der Spannungsbogen ist sehr gekonnt gezogen und bietet dem Leser von der ersten bis zur letzten Seite sehr gute Unterhaltung. Heilands Erzählweise ist dabei ebenfalls zu erwähnen! Sehr entspannt und dennoch stark, ruhig aber dennoch kraftvoll führt sie hier durch diese bildgewaltige und emotionale Geschichte. Da ich Dresden sehr gut kenne und die Frauenkirche sogar noch als Ruine erlebt habe, fühlte ich mich mit dieser Geschichte hier sehr verbunden. Das Buch ist definitiv zu empfehlen! 5 Sterne hierfür!

Bewertung vom 01.04.2024
Das Jahr ohne Sommer
Neumann, Constanze

Das Jahr ohne Sommer


ausgezeichnet

!ein Lesehighlight 2024!



Klappentext:

„Vom Gehen und Ankommen



Wohin geht man, wenn man im Nirgendwo steht: zwischen zwei Ländern, zwischen nahen Erinnerungen und ferner Gegenwart, zwischen einem stets redenden Vater und einer schweigenden Mutter?



Das Mädchen ist sechs, als sie die DDR verlässt und mit ihrer Familie ein neues Leben im äußersten Westen Deutschlands beginnt. Warten dort die Verheißungen, auf die ihre Eltern gehofft haben? Kann der Vater sich neu erfinden, wird die Mutter ihre Krankheit, aus DDR-Gefängnissen mitgebracht, überwinden? Das Kind sehnt sich nach der Großmutter im fernen Leipzig und lernt, wie die Aachener zu reden: ein Schweben zwischen den Welten, das auch nicht zu Ende geht, als 1989 die Mauer fällt.



Constanze Neumann erzählt von einem Leben im Dazwischen und wie man sich auf der Suche nach Heimat zugleich finden und verlieren kann.“



Romane rund um dieses Heimat-such-Gefühl gibt es mittlerweile zu Hauff auf dem Buchmarkt genau wie Literatur rund um Seelen die in der DDR gelebt haben. Warum also ist dieser Roman von Constanze Neumann einerseits anders und andererseits so herausragend im wahrsten Sinne? Neumann erzählt uns hier die Geschichte eines sechsjährigen Mädchens namens Constanze welches seine alte Heimat, die DDR, verlässt um mit seinem Eltern im Westen ein neues Leben zu starten. Widerstand ist zwecklos. Als Kind geht man dahin wo die Eltern hingehen. Und mit sechs Jahren hat man sowieso noch nicht den Mut und den Verstand seine Meinung darüber kundzutun. Wir erleben hier also eben jenen genanten Verlauf und begleiten die Familie in ihr neues Leben. Es gibt Erwartungen, es gibt Sehnsüchte, es gibt neue Düfte, neue Dialekte, neue Eindrücke die alles überfordern in diesem kleinen aber auch den erwachsenen Körpern. Die Seelen ihrer Familie sind stark geschädigt. Neumann beschreibt dies wirklich nicht nur grandios auf emotionale Weise sondern eben auch geschichtlich untermauert. Hier wird nichts beschönigt, nichts blumig geredet und vor allem nichts verheimlicht aber auch nichts zu emotional beschrieben. Es gibt hier Null Effekthascherei. Neumann sprengt hier Gürtel und zwar die, die gerne einfach mal lange zugehalten worden sind, da man nunmal über diese Weggänge einfach nicht so ohne weiteres spricht. Warum? Irgendwie war man Landesverräter. Irgendwie galt man als Spinner, der wohl auf der Suche nach dem großen „Gold“ war und überhaupt. Die innerlichen Sehnsüchte nach all dem DDR-Mief war grenzenlos und emotional sehr schwer zu bändigen. Aber unsere kleine Erzählern Constanze hat ebenfalls Sehnsüchte genau wie die Großen. Da ist zum Beispiel die große Sehnsucht nach ihrer lieben Oma im fernen Leipzig. Man kann sie verstehen. Man geht gedanklich dabei selbst in glückliche Kindertage bei Oma und Opa zurück und ja, man kann unsere kleine Erzählerin verstehen. Nur das unsere Kleine hier zu ihrer Oma ein sehr inniges Verhältnis hat, denn nachdem ihre Eltern beim Fluchtversuch aus der DDR zu fliehen erwischt wurden, kam sie über Umwege zu ihrer Großmutter. Der Neuanfang in der BRD ist als gemacht aber die Gedanken kreisen immer noch in der alten Heimat umher. Wo ist denn eigentlich Heimat? Wann ist man mit ihr Eins? Unsere Autorin wird in vielen Aspekten etwas philosophisch ohne dabei zu klischeehaft zu werden. Diese Mischung ist ihr fabelhaft gelungen! Neumann schreibt hier autobiografisch. Sie hat selbst diese Geschichte erlebt und dennoch liest sie sich eher wie ein Roman und nicht wie eine Autobiografie. Großartig! Ihr Schreibstil ist so fein akzentuiert, so fein gelegt und austariert, dass es nur so ein Lesegenuss war. Für mich persönlich war dieser Roman sehr bewegend, da ich fast das gleiche Schicksale wie die Autorin erlebt habe aber dann kam doch alles anders als gedacht aber dennoch…Constanze Neumann hat hier wirklich einen grandiosen Roman verfasst, der eben vom Leben geschrieben wurde. Ich wurde gern mehr als 5 Sterne für dieses besondere Werk vergeben wenn möglich!