Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
eulenmatz
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 72 Bewertungen
Bewertung vom 13.07.2022
In fünf Jahren
Serle, Rebecca

In fünf Jahren


ausgezeichnet

MEINUNG:

Ich muss ehrlich sagen, dass mir das Buch als Überraschung zu gesendet worden ist und ich vermutlich nicht so wirklich dazu gegriffen hätte. Es sah für mich aus wie eine Liebesgeschichte, wie es sie zu vielen auf dem Markt gibt.

Dannie will erfolgreiche Prozessanwältin in einer bekannten New Yorker Kanzlei werden. Am Tag ihres Bewerbungsgesprächs, am 15. Dezember, macht ihr Freund David ihr einen Heiratsantrag, den sie bereits erwartet hat. Als sie am gleichen Abend einschläft und mitten in der Nacht aufwacht, befindet sie sich in einer ihre Fremden Wohnung mit einem fremden Mann. Es ist auf den Tag genau fünf Jahre später. Als sie erneut aufwacht, ist sie wieder in ihrem alten Leben. Sie kann allerdings den Traum nicht vergessen, schon gar nicht als sie dem Mann dann viereinhalb Jahre später begegnet...

Einen großen Pluspunkt gibt es als erstes dafür, dass die Geschichte in New York spielt und sie spielt auch wirklich dort. Die Autorin nennt viele Orte, Straßen, Bars und Restaurants, die es auch wirklich gibt. Falls man schon mal New York war, kann sich vermutlich an einiges bildhaft erinnert. Ich mag New York sehr und war froh wieder "zurück" in der Stadt zu sein. 

Der Klappentext verrät hier genauso so viel, wie man benötigt. Allerdings ist die Geschichte wirklich unerwartet. Ich fand es allerdings wirklich bemerkenswert, wie karrierefixiert Dannie und auch ihr Freund sind. Feierabend gibt es praktisch in ihren Jobs nicht. Sie kommen nur zum Schlafen nach Hause. Ein Privatleben gibt es praktisch nicht. Man kann beide gut und gerne als Workaholics bezeichnen. Sie haben ihr Leben auch sehr strikt durchgeplant. Zunächst bringt man Opfer, wohnt nur zur Miete, aber dann klettert man die Karriereleiter hoch und kann sich dann die Wohnung kaufen. Dann stehen natürlich Verlobung und eine Hochzeit auf dem Plan. Anfangs war mir das ziemlich unsympathisch, aber mit der Zeit merkt man, dass man das Leben natürlich nicht planen kann, was Dannie leider auch bitter erfahren muss. 

Dannie empfand ich als sehr strukturiert, ehrgeizig und kontrolliert, ganz im Gegensatz zu ihrer besten Freundin Bella, die Künstlerin ist. Für Dannie zählen auch häufig nur Fakten.  Damit versucht sie natürlich die Kontrolle über allem zu haben. Sie gibt ihren Gefühlen häufig nicht genug Raum für meinen Geschmack und genau das wird auch sehr schwer für sie. Die Freundschaft der beiden ungleichen Freundinnen ist trotzdem der Anker der beiden, denn sie kennen sich schon seit der Kindheit. Ihr Unterschiedlichkeit führt auch zu Konflikten, was ich sehr authentisch dargestellt fand. Die Freundschaft hat in der Geschichte ein zentrale Rolle, genauso wie die Beziehung zu David, der eigentlich perfekt ist und perfekt passt. Mehr kann und will ich nicht verraten. ;)

FAZIT:

In fünf Jahren ist für mich wirklich eine absolute Überraschung. Ich bin froh, dass mir diese Geschichte "zugeflogen" ist. Es handelt sich hier wirklich um eine Liebesgeschichte der anderen Art. Sie hat mich einfach mitgerissen und für sich eigenommen. Viele kleine Klöße waren im Hals als ich beendet habe. Eine unbedingte Leseempfehlung! :)

Bewertung vom 07.07.2022
I Kissed Shara Wheeler
McQuiston, Casey

I Kissed Shara Wheeler


sehr gut

MEINUNG:

Die Autorin Casey McQuiston konnte mich mit Royal Blue vor einiger Zeit richtig überzeugen. Ihr zweites Buch, One Last Stop, liegt noch bei mir, aber bei I kissed Shara Wheeler konnte ich nicht widerstehen sofort zu zugreifen.

Alles beginnt mit einem Kuss von Shara Wheeler an Chloe Green. Doch danach ist Shara plötzlich spurlos verschwunden. Shara Wheeler ist die absolute Königin der Schule und die perfekte Tochter des Schuldirektors. Shara hinterlässt kryptische Nachrichten, die Chloe auf die Spur schickt Shara zu finden. Dabei lernt sie nicht Shara, sondern auch sich selbst und ihre Stadt besser kennen.

Alles beginnt mit dem Kuss. Schnell kommt raus, dass nicht nur Chloe geküsst worden ist, sondern auch noch jemand anderes. Zusammen mit Sharas Freund macht sich diese Bedarfsgemeinschaft auf die Suche nach Shara. Das Ganze ist wie eine Schnitzeljagd angelegt und fand diese Idee sehr amüsant und vor allem gut umgesetzt, denn neben dem Fließtext, gibt es auch immer wieder die rosanen Umschlägen, die man auch auf dem Cover sieht. Die Autorin beweist hier ein großes Einfallsreichtum. Neben dieser Suche lernen wir Shara ein bisschen besser kennen und schnell wird klar, dass sie vieles mit Hintergedanken macht und dass sie gar nicht so perfekt ist. Wie immer in Casey McQuistons Geschichten spielen auch Freundschaften eine große Rolle. Chloe selbst hat ihre feste Clique, aber sie gewinnt durch die Suche nach Shara noch zwei weitere dazu.

Diese Buch ist im wahrsten Sinne des Wortes eine durch und durch queere Geschichte. Zu Chloes Clique gehört auch eine nichtbinäre Person . Zum ersten mal habe ich gelesen, dass man hier das Neopronomen "sier " verwendet wird, wo im Englischen "they" Anwendung findet. Ich hielt es zunächst für einen Druckfehler, aber hinten gibt es dazu eine Erläuterung. Chloe ist selbst queer und ist eigentlich von lauter queeren Personen umgeben. Das sind vor allem ihre beiden Mütter zu nennen. Trotzdem vermisst Chloe Los Angeles, wo sie vorher gewohnt haben und vergleicht dieses ständig mit dem kleinen, engstirnigen Ort in Alabama namens False Beach, wo sie alle auf eine katholische Schule gehen.  Es ist zu spüren, dass Chloe nicht richtig ankommt und dem Ort auch keine so richtig Chance geben will. Im Laufe der Geschichte muss sie aber lernen, dass sehr wohl viel mehr gibt und dass für viele Freunde ihre Heimat ist. Der Schreibstil der Autorin ist für anfangs immer ein bisschen gewöhnungsbedürftig und brauche etwas um reinzukommen, aber dann lässt sich gut lesen.

FAZIT:

I kissed Shara Wheeler ist eine bunter, queere Highschool Geschichte, die alles bietet, was für mich solche Romane enthalten sollten: Freundschaft, Liebe, Schulalltag und der Weg zu sich selbst zu finden. Die Bücher von Casey McQuiston sind für jeden etwas, der amerikanische und vor allem zeitgemäße Geschichten mag.

Bewertung vom 29.06.2022
Morgen kann kommen
Kürthy, Ildikó von

Morgen kann kommen


gut

MEINUNG:

Ich war von Es wird Zeit richtig begeistert. In meiner Jugend habe ich auch viele andere von ihren Büchern gelesen, wie Mondscheintarif etc. Die Autorin ist älter geworden und das merkt man auch den Büchern an. Auf Morgen kann kommen habe ich mich dementsprechend sehr gefreut.

Ruth findet etwas über ihren Ehemann Karl Westphal, einen berühmten Schauspieler heraus und sie flieht zu von München zur ihrer Schwester Gloria nach Hamburg. Beide Schwestern sprechen schon lange nicht mehr miteinander, nach einem schicksalhaften Ereignis. Im Haus ihrer Schwester lernt sich auch noch Rudi kennen, den alle immer nur den Sozi nennen, kennen. Ich finde, der Klappentext greift hier ein bisschen zu viel auf. Sein anstehenden Tod habe ich erst noch erahnen müssen, da ich den Klappentext vorher nicht gelesen habe. Außerdem treffen wir wieder auf Erdal, der in der Nähe von Hamburg eine Kur macht. Dieser wiederum lädt noch seine Cousine deren pubertierende Tochter ein zu Gloria.

Für mich stand eigentlich die Beziehung zwischen Ruth und Gloria im Mittelpunkt. Ich wollte erfahren, warum sich beide entzweit haben und wie sie wieder zueinander finden. Warum sie sich entzweit haben, wird relativ schnell klar. Scheinbar liegt es an Ruths berühmten Mann Karl Westphal, der wirklich ein absolutes Scheusal von Mann, was scheinbar alle außer Ruth gesehen haben. Die Autorin lässt es an Karl kein gutes Haar, was ich teilweise absolut überzogen fand, aber vermutlich muss man dieses Buch eher mit einem Augenzwinkern lesen, denn nicht nur Karl ist sehr stereotypisiert. Natürlich betrügt er sie auch. Das ist auch der Grund, weswegen Ruth zu Gloria flieht. Am Ende kommt auch raus, wer seine Affäre ist und das waren mir ein paar zu viele Zufälle. Zwischen dem ganzen springt Paradiesvogel Erdal, der liebevolle Deutsch-Türke, den man schon aus anderen Büchern kennt. Dieses Mal war es mir mit seinen ganzen Neurosen ein wenig zu anstrengenden und er hat sich für meinen Geschmack zu sehr in den Vordergrund gedrängt. Zwischen den ganzen Personen, nicht zu vergessen der anstehende Tod des Sozis, verliert sich die Geschichte der beiden Schwestern etwas, was ich schade fand. Ich hätte mir hier mehr Tiefe gewünscht. Gefallen hat mir wieder die Aufmachung mit den schönen Aquarellzeichnungen, passend zu jedem Kapitel.

FAZIT:

Morgen kann kommen hat mich leider enttäuscht zurück gelassen. Die Geschichte um die beiden Schwestern empfand ich als zu wenig ausgestaltet. Mir haben hier die Aussprachen gefehlt, anstatt dessen wurde einfach die Geschichten von anderen Protagonisten erzählt, die wenig zur Entwicklung der Geschichte beigetragen haben. Die Story wirkte daher sehr konstruiert und wollte auf Krampf lustig sein, wo sie es nicht war. Das rettet auch Liebling Erdal nicht, der mich hier leider auch eher genervt hat.

Bewertung vom 05.06.2022
Ein unendlich kurzer Sommer
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer


sehr gut

MEINUNG:

Das Buch war mir schon länger in der Verlagsvorschauen aufgefallen. Ohne, dass ich den Klappentext gelesen habe, war mir klar, dass ich das Buch lesen wollte. Der Titel versprach ein Buch für den Sommer.

Protagonistin Lale landet nach einer Zugfahrt irgendwo im Nirgendwo. Ich würde hier auf Süddeutschland tippen, auch wenn der Ort nicht näher benannt wird. Auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit, die es in dem kleinen Ort eigentlich nicht wirklich gibt, trifft beim Aldi auf Gustav. Der sagt, sie kann bei ihm auf dem Campingplatz schlafen. Koste und Logis frei, wenn sie ein bisschen mit anpackt. Gleichzeitig findet Christophe auf der andere Seite der Erde nach dem Tod seiner Mutter heraus, dass Gustav sein Vater ist und macht sich auf dem Weg zu ihm. Lale und Gustav treffen also aufeinander und die Geschichte nimmt seinen Lauf.

Ein unendlich kurzer Sommer ist keine reine Liebesgeschichte, sondern viel mehr. Es wird schnell klar, dass Lale einen großen Verlust erlitten hat, den sie einfach nicht verkraftet. Sie ist förmlich aus ihrem Leben heraus geflohen. Für ihre Mitmenschen ist das nicht sicher nicht leicht, denn sie meldet sich einfach nicht und ist sprichwörtlich offline. Lale ist ziemlich verschlossen und es schwer Zugang zu ihr zu finden. Das klappt aber mit Gustav sehr gut, denn der ist auch ziemlich schweigsam und häufig auch nicht besonders nett zu seinen Mitmenschen und seinen Nachbarn. Vor allem nicht zu Flo, der seine Kaninchenzucht bei ihm betreibt. Dennoch arrangieren sich alle miteinander bis Christophe, Chris genannt, von der Insel La Reunion eintrifft. Ich habe mich gefreut, dass die Autorin diesen Ort gewählt hat, denn ich habe dort meine Flitterwochen verbracht.

Chris hat gerade seine Mutter verloren und muss zudem noch feststellen, dass sein Vater nicht auch sein Erzeuger ist. Genauso wie Lale stellt auch Chris der Verlust der Mutter vor die Frage, wie es nun mit seinem Leben weiter gehen soll, wenn auch anders. Chris hat sein Leben in den letzten Jahren aufgegeben, um für die demente Mutter da sein zu können. Chris' Verlorenheit und auch sein Liebenswürdigkeit gingen mir sehr zu Herzen. Er macht im Gegensatz zu Lale kein Hehl um seine Schwächen (wie z.B. eine schlimme Reisekrankheit) und auch nicht um seine Gefühle. Im Gegensatz zu Lale ist er deutlich offener. Zwischen den beiden entwickelt sich eine innige Zuneigung, aber Lale verheimlicht ihm noch ihre private Verhältnisse, was ich nicht so gut fand.

Der Ton des Buches ist durchgängig sehr melancholisch und atmosphärisch. Der Sommer an dem zu Campinglatz zugehörigen See war praktisch auf der Haut spürbar, aber es lagen auch die Verluste der verlorenen geliebten Mitmenschen in der Luft sowie sich abzeichnende weitere Verluste. Dennoch wurde auch gezeigt, dass völlig fremde Menschen zu einer Gemeinschaft, wenn nicht sogar als selbst gewählte Familie zusammen wachsen könne. Eine Familie, in der man sich gegenseitig akzeptiert, so wie man ist.

FAZIT:

Ein unendlich kurzer Sommer ist eine atmosphärische Geschichte über Verluste und Neuanfänge. Sie zeigt, dass der Tod von Mitmenschen auch dazu führen kann, dass sich neue Beziehungen ergeben und dass es nie zu spät ist einen Neuanfang zu wagen. Eine Empfehlung für alle, die Sommergeschichten lesen, die ein bisschen Melancholie enthalten.

Bewertung vom 16.05.2022
Der Papierpalast
Heller, Miranda Cowley

Der Papierpalast


sehr gut

MEINUNG:

Ich muss sagen, dass ich bei diesem Buch absolut vom Cover angezogen wurde. Ohne den Inhalt zu kennen, bin ich schon Monate bevor das Buch erschienen ist, aufmerksam geworden. Als es dann erschienen ist, war der Hype schnell groß und es war klar, dass ich das Buch lesen musste.

Der Papierpalast ist in diesem Buch das Sommerhaus von Elle Bishops Familie in Cape Cod. Sie ist 50, Mutter von drei Kindern und glücklich verheiratet mit Peter. Jedes Jahr trifft sich die Familie in Cape Cod, um dort den Sommer zu verbringen und diverse Feste zu feiern. An einem dieser Feste verbringt sie eine unvergessliche Nacht mit ihrem Jugendfreund Jonas. Damit beginnt die Geschichte und es Elle muss sich die Frage stellen für wen sie sich entscheidet.


Der Seitensprung zwischen Elle und Jonas, der ebenfalls verheiratet ist, findet bereits am Anfang statt und man wird als Lese einfach ins kalte Wasser geworfen, was dies angeht und natürlich stelle man sich die essentielle Frage, wie es dazu kommen konnte. Das Buch springt dann geschickt immer zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Man erfährt Elles komplette Lebensgeschichte. Dies geht weit in die Vergangenheit zurück und geht auch auf die Biographie ihrer Mutter ein, die ich sehr amüsant und sympathisch in ihrer doch manchmal recht ruppigen, teils emotionslosen Art fand. Elles Jugendgeschichte läuft parallel zu ihrer Vergangenheit. Wir erfahren, wie sie Jonas kennenlernt. Eigentlich ist klar, dass dieser ihre große Liebe ist, aber ein schicksalhaftes Ereignis reißt die beiden auseinander. Elle ist aber auch mich Peter sehr glücklich. Ich mochte beide Männern sofort und konnte für keinen der beiden so richtig Partei ergreifen. Es ist klar, dass sie beide liebt und das es nicht den einen gibt, der besser ist als der andere. Ich finde die Autorin hat es geschafft, dass man nachvollziehen kann, dass Elle beide Männer im gleichen Maß liebt.

Der Schreibstil ist locker leicht ohne dabei eintönig zu sein. Ich bin förmlich durch die Seiten geflogen. Die Autorin hat die Kunst wirklich einschneidende Geschehnisse einfach beiläufig einfließen zu lassen und sie nimmt häufig auch kein Blatt vor den Mund. Man sollte sich hier ein wenig auf explizite Sprache einstellen. Das Buch erweckt den Eindruck als wäre es harmlos, aber dem ist ganz und gar nicht so. Ich mochte auch das Setting in Cape Cod. Die leichte sommerliche Atmosphäre konnte gut transportiert werden. Ich war selbst schon mal in der Gegend und konnte mich das gut vorstellen. 

FAZIT:

Der Papierpalast war für mich so ein typische amerikanische Geschichte, die ich mir auch gut als Film oder Serie vorstellen könnte. Ein Frau steht hier zwischen zwei Männern. Ein schicksalhafter Abend führt dazu, dass sie sich endgültig entscheiden muss. Definitiv ein Buch für die kommenden Sommertage! :)

Bewertung vom 29.04.2022
Violas Versteck / Tom Babylon Bd.4 (eBook, ePUB)
Raabe, Marc

Violas Versteck / Tom Babylon Bd.4 (eBook, ePUB)


gut

MEINUNG:

Die Reihe um Tom Babylon ist einer meiner allerliebsten Thriller Reihen auf dem deutschen Buchmarkt. Die ersten drei Teile, Schlüssel 17, Zimmer 19 und Die Hornisse fand ich einfach richtig gut, weil gut konstruiert, vielschichtig und sehr gut aufeinander aufgebaut. Dem Autor ist es gelungen die Spannung, was nun mit Toms Schwester Viola vor 20 Jahren passiert ist, wurde bis ins unermessliche gesteigert und nun endlich sollte es in diesem Band zur erhofften Auflösung kommen.

Seit Jahren sucht Tom Babylon nach seine kleinen Schwester, die angeblich vor 20 Jahren gestorben sein soll, aber an dessen Tod er nicht wirklich glaubt. Toms hört seit Jahren ihre Stimme im Kopf und spricht mit ihr. Am Ende des dritten Bandes gibt es nun endlich den ersten Hinweis darauf, dasss das, was Tom immer geglaubt hat, zutreffen könnte: Viola lebt noch und hat sogar eine Tochter. Tom macht sich in London auf die Suche nach seiner Schwester. Er vermutet, dass sein Erzfeind und früherer Mentor, Dr. Walter Bruckmann, dahinter stecken könnte. Doch der sitzt in einem psychiatrischen Anstalt in den Alpen, die abgeriegelt ist.

Es gibt zwei Handlungsstränge, die aufeinander zu laufen. Zunächst gibt es den Strang mit Tom in London, der Opfer eines gewalttätigen Anschlags wird und dann Stück für Stück versucht seine Suche nach Viola zu verfolgen, die er in London vermutet. Auf der anderen Seite verfolgen wir Sita Johanns, seine Kollegin und auch inzwischen Vertraute, die zu Tom glaubt und zu Walter Bruckmann in die psychiatrische Anstalt fährt. Beide Stränge laufen am Ende zusammen, aber bis dahin macht der Autor, was er am besten kann: Er steigert die Spannung ins Unermessliche. Das Buch umfasst über 600 Seiten und man kommt der Lösung erst gegen Ende näher, bis dahin gibt es viel Aktion.

So ganz habe ich den Teil in der psychiatrischen Anstalt nicht verstanden, vor allem als Sita dann selbst dadrin landet und niemand etwas unternimmt von außen. Zwecks Glaubwürdigkeit und Sinnhaftigkeit darf sich hier keine Gedanken machen. Mich hat der Autor irgendwann ein bisschen verloren, weil es mir einfach zu viel des Guten war, was an Spannung und Action erzeugt wurde. Die Auflösung war allerdings schlüssig und umfassend. Ich würde aber empfehlen, wenn man mit der Reihe beginnen möchte, dann alle Teile relativ zügig hintereinander zu lesen. In diesem Band wird sehr viel aus Band 1 aufgegriffen, was ich nicht mehr so präsent hatte.

FAZIT:

Violas Versteck ist der zunächst abschließende Teil der Tom Babylon Reihe. Endlich wissen wir, was mit Viola ist und alle offenen Fragen werden geklärt. Es ist der umfangreichste Band. Mir war es leider irgendwann ein bisschen zu viel Action und Spannungsaufbau, denn man kam den drängenden Fragen kaum näher. Ein paar Seiten und Erzählschleifen hätten dem Buch gut getan.

Bewertung vom 07.04.2022
Wo die Wölfe sind
McConaghy, Charlotte

Wo die Wölfe sind


ausgezeichnet

MEINUNG:

Ich habe erst vor einem Monat Zugvögel , das Debüt von Charlotte McConaghy beendet und war sehr begeistert von ihrer Art zu erzählen. Es spielt immer die Natur, die Umwelt und spezielle Charaktere eine Rolle. Ich empfinde diese Zusammenstellung als sehr außergewöhnlich.

Diesmal befinden wir uns in Schottland. Inti Flynn ist Biologin und möchte in den Highlands wieder Wölfe ansiedeln. Sie sieht Wölfe als Chance für Renaturierung an, sprich das Wiederherstellen von naturnahen Lebensräumen. Dieser wird durch die Überpopulation des Wildes derzeit zerstört. Die Wölfe könnten dafür sorgen, dass diese Überpopulation wieder ins Gleichgewicht kommt. Natürlich stößt Inty damit auf enormen Widerstand und Skepsis, denn die Landwirte fürchten um ihre Nutztiere. Inty bringt außerdem nach Schottland auch ihre ganz eigenen Päckchen mit.

Das Buch beschäftigt sich mit vielfältigen Themen, die Mensch, Tier und Umwelt betreffen. Ich habe schon einiges über Wölfe gelesen, daher war mir einiges bekannt. Aber auch Charlotte McConaghy setzt sich ausführlich mit der Frage auseinander, ob ein Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf möglich ist. Viele sehen in dem Wolf, die Bestie, die wahllos Tiere reißt. Inty versucht gegen dieses Vorurteil anzugehen. Es gibt einige höchst brenzlige Situationen, wo sie sich vor allem männlicher Aggressionen aussetzen muss. Dies findet seinen traurigen Höhepunkt als eine Person stirbt. Natürlich denken alle, es waren die Wölfe. 

Inty ist eine sehr spezielle Person. Sie steht mit aller Macht für das ein, an was sie glaubt. Inty ist auch unfassbar mutig. So mutig, dass man es schon manchmal als lebensmüde betrachten könnte. Meiner Meinung nach ist sie ein Charakter, an dem man sich reiben kann, weil Inty einfach immer das Gegenteil von dem macht, was in den Augen der meisten Leute die vernünftigere Entscheidung wäre. Auf der anderen Seite ist sie sehr empfindsam und sensibel, aber nach außen ist sie die Starke. Es gibt ein Ereignis in der Vergangenheit, welches sie traumatisiert hat. Gegen Ende gibt es Szenen mit Inty, die ich als geradezu archaisch und roh empfunden habe in Bezug auf Intys Taten. Die Autorin hat mir damit Bilder in den Kopf gesetzt, die ich nie wieder vergessen werde.

Geschickt hat sie auch einen kleinen Kriminalfall ins Geschehen einbettet, der nicht unbedingt hätte sein müssen, aber es bringt nochmals eine ganz eigene Dynamik in die Geschichte. Dieser Teil beschäftigt sehr mit Frage, wer eigentlich die Bestie ist. Dem Wolf wird es natürlich zugeschrieben, aber es stellt sich die Frage, ob das wirklich so ist und ob nicht die Menschen die eigentlichen Zerstörer und Mörder sind. Es ist spannend zu beobachten, was Inty in dem Zusammenhang anfängt daran zu zweifeln. Sie, die immer die Wölfe und ihr Wesen verteidigt und die an das Projekt glaubt.

FAZIT:

Wo die Wölfe sind ist für wieder mal ein gewaltiger Roman, den ich erstmal sacken lassen muss. Die Autorin hat mal wieder eine Protagonistin geschrieben, die außergewöhnlich ist und einen großen Willen besitzt. Außerdem wurde wieder das Zusammenspiel von Mensch, Natur und Tieren am Beispiel der Wölfe sehr gut vertieft und dargelegt. Ich bin gespannt, was wir von der Autorin noch lesen werden.

Bewertung vom 27.12.2021
Das kleine Chalet in der Schweiz / Romantic Escapes Bd.6
Caplin, Julie

Das kleine Chalet in der Schweiz / Romantic Escapes Bd.6


gut

MEINUNG:

Auf der Suche nach einem schönen Winter bzw. Weihnachtsbuch, bin ich auf Das kleine Chalet in der Schweiz gestoßen. Es ist das sechste Buch, der Romantic Escapes Reihe von der englischen Autorin Julie Caplin. Für mich war es das erste Buch der Autorin. Ich glaube, dass man alle Bücher unabhängig voneinander lesen kann.

Die Engländerin Mina Campbell ist begeisterte Hobby-Köchin und probiert ihre Kreationen gerne an ihren Freunden aus. Sie ist Lebensmitteltechnikerin und arbeitet in einer Testküche. An einem ereignisreichen Abend wird ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt. Ein Heiratsantrag geht schief und auch im Job rät man ihr dazu, sich eine Pause zu nehmen. Kurzentschlossen fährt Mina zu ihrer Patentanten Amelie, die dort ein Chalet im Kanton Wallis betreibt. Der Aufenthalt führt dazu, dass sie sich Gedanken machen kann, wie es für sie weiter gehen soll.

Die Handlung verläuft für meinen Geschmack relativ a-typisch und vorhersehbar für solche Art von Filmen. Ein paar Ereignisse führen dazu, dass Mina aus ihrer gewohnten Umgebung, Manchester, flüchtet, u.a. eine Trennung. Auf dem Weg dorthin begegnet ihr ein attraktiver Mann, der ihr Herz sofort höher schlagen lässt. In der Schweiz angekommen, hinterfragt sie ihr ganzes Leben und findet das Leben dort natürlich absolut fantastisch im Vergleich zu ihrem alten Leben. Das Chalet wird von ihrer Patentante Amelie betrieben, die mir recht sympathisch war. Allerdings stieß mir immer wieder auf, wie sehr sie in das Leben der Gäste einwirkt. Sie scheint jeden zu kennen. Sie wählt sorgsam aus, wer neben wem sitzt beim Essen. Sie lehnt sogar Gäste ab, wenn diese ihr nicht zu passen scheinen. Sie scheint auch immer zu wissen, was für alle das Beste ist, außer für sich selbst natürlich. Es erinnert mich ein bisschen an Das Traumschiff, wo das Personal sich auch immer in das Privatleben der Gäste einmischt und als Lebensberater bereit steht. Manch einem gefällt das, aber ich finde es befremdlich, wenn so in mein Privatleben eingreifen würde. Ich glaube, dass man das Konzept von Amelie mögen muss. Allerdings stört mich, dass das immer und immer wieder erwähnt wird, obwohl die Handlung ruhig ein bisschen turbulenter hätte sein können.

Was mir richtig gut gefallen hat, sind die fantastischen regionalen Rezepte. Die Autorin hat hier eine exzellente Recherchearbeit geleistet und man sollte das Buch nicht mit Hunger lesen. Sie lässt sich ausführlich über Käse und Schokolade aus, wofür die Schweiz bekannt ist. Außerdem beschreibt sie die malerische Winterlandschaft so gut, als wäre man selbst vor Ort. Mir gefiel auch die kleine Karte der Schweiz am Anfang des Buches. Ich liebe solche Karten, mit denen sich noch besser orientieren kann. Nach der Lektüre des Buches hätte ich richtig Lust in die Schweiz zu fahren, auch wenn ich eher Wandern als Ski fahren würde. Julie Caplin beschreibt allerdings zauberhafte Winterlandschaft, die das Buch zur idealen Winterlektüre macht.

FAZIT:

Das kleine Chalet in der Schweiz ist ein nettes Buch für zwischendurch, besonders an kalten Wintertagen. Ich mochte die Beschreibung des Essens, besonders der Schweizer Rezepte. Außerdem ist die Beschreibung der Landschaft echt ein Traum, wenn man nicht in den Winterurlaub kann. Die Handlung und die Charaktere dagegen fand ich ziemlich flach und viele Sätze bzw. Aussagen haben sich auch wiederholt. Da hätte etwas mehr Tiefgang nicht geschadet. 

Bewertung vom 25.10.2021
SCHWEIG!
Merchant, Judith

SCHWEIG!


ausgezeichnet

MEINUNG:

Judith Merchant ist für mich eine absolute Neuentdeckung. Schweig! ist ihr zweiter (Psycho)Thriller nach Atme! , welches ich bereits schon häufiger gesehen hatte, aber bisher der Autorin keine Aufmerksamkeit geschenkt habe.

Es ist ein Tag vor Weihnachten und Esther hat für das anstehende Weihnachtsfest noch einiges zu erledigen, aber sie fühlt sich verpflichtet bei ihrer jüngeren Schwester Sue, die draußen im Wald lebt, vorbeizuschauen. Sue lebt seit ihrer Scheidung allein in einem großen Haus im Wald. Esther möchte sie nicht allein lassen. Esthers Mann ist davon weniger begeistert, lässt sie aber ziehen. Als Esther bei Sue ankommt, ist sofort klar, dass diese wenig Lust auf ihre Schwester hat und ihre Ruhe haben möchte. Doch Esther lässt nicht locker und aus dieser Situation heraus spitzt sich die Lage zwischen den Schwestern immer weiter zu und es kommt soweit, dass beider endlich mal sehr offen miteinander reden.

Es gibt drei ErzählerInnen. Anfangs wird zwischen Esther und Sue gewechselt und dann kommt auch noch Martin, Esthers Mann dazu. Esther ist mir bereits von Anfang an sehr unsympathisch. Sie muss alles kontrollieren. Ihr Leben muss immer perfekt sein. Zunächst hat man allerdings den Eindruck, dass sie sehr fürsorglich gegenüber ihrer Schwester (und auch allen anderen) ist, der  es scheinbar auch psychisch nicht so gut geht. Es gibt immer wieder Rückblicke auf das voran gegangene Weihnachten, welches nachher auch um Martins Perspektive ergänzt wird. Beim Lesen habe ich mich gefragt, was eigentlich so vorgefallen ist und was vor allem zwischen den Schwestern nicht stimmt. Es gibt vereinzelt auch eine Erzählstimme aus der Kindheit der beiden, die wichtig ist, um zu verstehen, wo manche Dinge ihre Ursache haben.

Ich habe eigentlich nicht damit gerechnet, dass sich die Lage dermaßen zu spitzt und die Beziehungen aller drei voll geladen sind mit Lügen, Manipulationen und Machtspielen. Die Autorin hat mit dem Wintertag, an dem dann plötzlich auch noch ein Schneesturm los bricht und z.T. Handy nicht mehr funktionieren eine genau passende Atmosphäre gewählt für diesen Showdown. Ganz geschickt wickelt sie auch den Leser um den Finger. Am Ende war es schwer für irgendeine Person noch Sympathie zu empfinden. Dennoch war ich am meisten auf Sues Seite. Auch sie ist nicht immer total ehrlich gewesen, aber für mein Empfinden habe ich ihr am meisten geglaubt. Judith Merchant hat hier einen erstklassigen Psychothriller geschrieben, der nur drei Personen, ein bisschen Schnee und ganz viele Konflikte benötigt, um ein Explosion der Gefühle zu verursachen.

FAZIT:

Schweig! ist das Psychogram einer Schwesternbeziehung und auch einer Ehe. In dieser scheinbaren Familienidylle ist nichts so wie es scheint. An diesem vorweihnachtlichen Tag kommen vielen lang gehütete Wahrheiten und Lügen an den Tag. Die Geschichte schraubt sich von der Spannung und Intensität her immer weiter in höhe und ließ mich dann völlig atemlos mit einem leicht bitteren Nachgeschmack zurück. Ich werde die Autorin auf jeden Fall im Auge behalten.

Bewertung vom 22.09.2021
Stunden des Aufbruchs / Berlin-Saga Bd.1
Konstantin, Nina

Stunden des Aufbruchs / Berlin-Saga Bd.1


gut

Die erste Hälfte des Buches habe ich gerne gelesen, obwohl die Sätze recht überladen mit Adjektiven waren. Der Schreibstil war dennoch leicht zu lesen, wirkte nur dadurch etwas zu viel des Guten. Mir gefiel auch die Handlung am Anfang gut. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich nicht komplett heimisch bin im historischen Genre. Die 19-jährige Charlotte flieht vor ihrem zudringlichen Onkel und wird von dem amerikanischen Polizisten Timothy DeWinter aufgenommen. Auch wenn sich zwischen den beiden eine Romanze entwickelt, soll sie dafür in Veras Nachtclub Midnight nach den Spuren eines Mordes spionieren. Es waren eine Menge Charaktere, deren Charaktereigenschaften ich als relativ stark überzeichnet und klischeehaft empfand. Ich konnte leider für niemandem der Protagonisten Sympathie empfinden, auch für Charlotte nicht. Sogar, als die für Alexander, den Jazzsaxophonisten aufflammte, stellte er sich als jemand heraus, der sich für den kommerziellen Erfolg umkrempelt, obwohl er ein überzeugter Sozialist ist. Durch das letzte Drittel musste ich mich etwas durchkämpfen. Ich habe gelesen, dass dies als Trilogie angelegt ist und werde hier vermutlich nicht weiter lesen.

Fazit:
Es fing recht gut an, aber leider konnten mich sowohl Charaktere als auch der Schreibstil nicht so richtig abholen.