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Europeantravelgirl

Bewertungen

Insgesamt 456 Bewertungen
Bewertung vom 26.04.2023
Bach, Tabea

Sonne über dem Salzgarten / Salzgarten-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Aus der Küche auf die Kanaren

Julia hat es geschafft. Sie hat sich bis an die Spitze hochgearbeitet und für das Nobelrestaurant ihres Chefs einen Michelin-Stern erkocht. In ihrer Küche hat sie ihre persönliche Erfüllung gefunden, die sie rund um die Uhr auf Trab hält. Daher ist sie im ersten Moment überfordert, als plötzlich ihr zehnjähriger Neffe Emil ihre Unterstützung benötigt. Eigentlich braucht sie ja nur paar Tage frei, um alles zu regeln, doch damit setzt sie eine wahre Kettenreaktion in Gang. Sie begleitet Emil zu seinem Vater auf die Kanareninsel La Palma, doch ein Unwetter verhindert ihre geplante Rückkehr. Als die Flüge endlich wieder gehen, muss sie feststellen, dass sie im Restaurant ganz unfein und unfair rausgeschmissen wurde.

Der Roman bietet wahnsinnig interessante Einblicke in die Abläufe in der Spitzengastronomie mit allen Schattenseiten. Besonders lebendig wird die Geschichte durch die Eindrücke von La Palma. Ich habe die Insel schon mehrfach besucht und habe sie in den Schilderungen ganz authentisch wiedergefunden. Die landschaftlichen Beschreibungen, die kulinarischen Köstlichkeiten, die Sehenswürdigkeiten und das Lebensgefühl – alles hervorragend getroffen! Mir gefiel ganz besonders die Entwicklung, die Julia von der unter Hochdruck arbeitenden Spitzenköchin durchläuft. Der Zusammenbruch, die kritische Reflektion, die Auseinandersetzung mit ihrer Situation und der Blick nach vorn – alles glaubwürdig und lebensnah geschildert. Die Contemporary Romance bietet auch viel Raum für Emotionen. Was habe ich mich über Julias schrecklichen Bruder Jens doch aufgeregt! Und wie habe ich mit dem kleinen Emil gelitten! Nicht zu vergessen die sturen Dorfbewohner! Einzig die Lovestory mit Àlvaro blieb für mich ein wenig blass; das Ende kam für meinen Geschmack ein wenig zu abrupt. Da hätte ich mir mehr Raum für die Entwicklung von Gefühlen gewünscht.

Aaaaaber: Hier wartet schon der Fortsetzungsband sehnsüchtig darauf, gelesen zu werden! Und nur allzu gerne werde ich zurück nach La Palma reisen.

Bewertung vom 25.04.2023
Hadler, Colin

Exilium


sehr gut

Ein Alptraum, aus dem du nie erwachst

Lennox hat sich ganz in seine eigene Welt als Hacker zurückgezogen. Seit er bei einem Unfall seinen rechten Arm und seine Schwester verloren hat, lebt er ganz in einer digitalen Scheinwelt. Doch eine ungewöhnliche Begegnung mit seiner Nachbarin reißt ihn jäh aus dieser selbstgewählten Isolation. Tessa hat etwas zu verbergen. „Was im Schatten geschieht“ steht auf ihrer Tür, und einen Tag nach der Begegnung ist sie tot. Lennox wird aus seiner Komfortzone katapultiert, und plötzlich ist nichts mehr, wie es scheint. Hat Exilium, der Technikkonzern, etwas damit zu tun? Und wem kann er wirklich vertrauen?

Ich habe dieses Buch nach dem Lesen beiseitegelegt und meine Gedanken sich erst einmal setzen lassen. Was sich mir am eindringlichsten eingeprägt hat, ist die surreale Stimmung, die sich durch die ganze Geschichte zieht. Da ist die latente Bedrohung, die ständig spürbar ist. Dieser Jugendroman lebt vor allem von solchen Eindrücken und unterschwelligen Gefühlen, der bedrohlichen Grundstimmung. Hinzu kommt natürlich die Raffinesse der Geschichte mit unzähligen und völlig überraschenden Wendungen. Jedes Mal, wenn man sich der Auflösung nahe wähnt, schlägt die Story einen Haken wie ein Hase auf der Flucht, und schon steht man wieder staunend da. Für mich ist es vor allem die Kombination aus dem erschütternd realistischen und brandaktuellen Thema der Gefahren des technischen Fortschritts und der einzigartigen Atmosphäre, die diesen Jugendthriller aus der Masse herausheben.

Bewertung vom 19.04.2023
Martin, Noah

Florentia - Im Glanz der Medici


ausgezeichnet

Kunst und Liebe, Intrigen und Macht

Diese vier Themen entsprechen zugleich den vier außergewöhnlichen Erzählstimmen in dem Roman, der uns nach Florenz zum Ende des 15. Jahrhunderts führt: Da sind Leonarda da Vinci, Fioretta Gorini, Albiera de´Pazzi und Giuliano de Medici. Dank des klugen Schachzugs dieser vier so unterschiedlichen Stimmen erleben wir die Geschichte rundum beleuchtet und äußerst lebendig erzählt. Die Handlung an sich ist historisch hinlänglich bekannt: Die Medici als reiche Bankiersfamilie dominieren Florenz und haben Einfluss in ganz Italien und Europa. Was der Roman nun allerdings bietet, sind lebendige Einblicke in die Intrigen, die voller Neid gegen die Medici gesponnen werden. Wir spüren, wieviel Kraftanstrengung und Taktieren der Brüder Lorenzo und Giuliano es bedarf, um die Machtposition innezuhalten, welche Opfer gebracht werden müssen. Die Sichtweise des Leonardo gewährt uns Einblick in die jungen Jahre und ungeahnte Züge des Universalgenies. Fioretta Gorini wiederum zeigt die weibliche Seite von Florenz sowie die Seite einer Bürgerlichen, und ihr Engagement bei Meistern wie Verrocchio und Botticelli schenkt uns tiefe Einsichten in die Entstehung bekannter Kunstwerke, die man nach der Lektüre dieses Romans sicher mit anderen Augen betrachten wird.

Der Roman ist so üppig und prächtig wie das Leben in Florenz selbst. Die politischen Zusammenhänge sind spannend und völlig schlüssig dargelegt; das Netz der Intrigen spannt sich im Verlauf der Handlung bis zum Zerreißen. Vor allem überzeugen die wunderbar ausgearbeiteten Charaktere mit den Konflikten, die sie durchlaufen, voll und ganz. Der Spannungsbogen wird über den gesamten Roman wunderbar gehalten, der Sprachfluss eine wahre Freude so dass kein Moment der Länge auftaucht. Im Gegenteil: Ich bin beim Lesen immer tiefer in den Strudel der Ereignisse, Intrigen und Gefühle geraten, die sich am Ende so explosionsartig entluden, dass auch ich emotional völlig erschüttert war.

Ein hervorragend recherchiertes Meisterwerk, mit dem uns die Autorin eine neue Sicht der Dinge schenkt!

Bewertung vom 18.04.2023
Mohn, Kira

Du irgendwo / Schottland Bd.1


sehr gut

Der Wurzeln beraubt

Für die 19-jährige Victoria ist es der Schock ihres Lebens, als sie durch einen Zufall erfährt, dass ihre Eltern gar nicht ihre leiblichen Eltern sind, sondern sie adoptiert wurde! Für den Teenager bricht eine Welt zusammen, nachdem ein unerwarteter Kuss diese bereits am Vortag ins Wanken gebracht hatte. Es ist alles zu viel für Vic, und so bricht sie impulsiv aus ihrem bisherigen Leben aus und mit ihrem besten Freund Jack auf zu einem Roadtrip durch Schottland. Das Ziel: Ihre leibliche Mutter, die sie in Edinburgh vermuten.

Es ist schon einiges, was da auf die Heldin dieses New-Adult-Romans einprasselt, und die Autorin lässt Vic auch wie eine echte Teenagerin reagieren mit der ganzen Klaviatur von Überreaktion, verbalem Um-sich-schlagen und letztendlich der Flucht. Der Roadtrip folgt dem Muster „Der Weg ist das Ziel“, denn unterwegs schafft es Vic nicht nur, ihr Leben und ihre Gefühle zu sortieren, sondern sie klärt auch ihr Verhältnis zu Jack, den sie spontan geküsst hatte und mit dem sie nie über diesen Kuss gesprochen hatte. Äußerst wohltuend für die Dynamik der Handlung ist dabei die zeitweise Reisegefährtin Willow, eine besonders spannende und sympathische Romanfigur!

Der Roman spart nicht mit Problemthemen, da gibt es jede Menge familiäre Probleme und Dramen, vor allem bei Jack. Die raue Landschaft und das typisch schottische Wetter leisten einen beachtlichen Beitrag zur dramatischen Atmosphäre der Geschichte. Die eigentliche „Auflösung“ des Hintergrunds der Adoption war mir persönlich dann aber leider zu konstruiert.

Ein New-Adult-Roman mit großen Gefühlen und viel Dramatik. Zum Jahresende erscheint die Fortsetzung aus der Perspektive von Vics leiblicher Mutter Emmeline.

Bewertung vom 15.04.2023
Neeb, Stefanie

Das Geheimnis des Duke


sehr gut

Roman vs. Rätsel

Die Ostertage haben wir genutzt, um als Familie den Regency-Escape-Roman „Das Geheimnis des Duke“ auszuprobieren. Passend zu Ostern könnte man sagen, dass wir „alte Hasen“ sind, was Escape-Spiele, -Bücher und auch echte Escape-Rooms betrifft, und so konnten wir voller Vorfreude loslegen. Positiv fiel gleich auf, dass es keine komplizierten Regeln oder Vorbereitungen gab, sondern wir konnten uns direkt in die Geschichte stürzen. Lediglich ein Brieföffner zum Lösen der Seiten wurde zum Start benötigt. Das Buch bietet im vorderen Bereich sogar Platz für Rätselnotizen.

Insgesamt ist das Büchlein äußerst liebevoll gestaltet und besticht vor allem durch die stilvollen Illustrationen. Regency-Romane erfreuen sich derzeit großer Beliebtheit, und auch diese Geschichte rund um die junge Charlet ist sehr charmant erzählt. Allerdings sprengt die Story den üblichen Umfang eines gewöhnlichen Escape-Spiels deutlich. Vielmehr handelt es sich eigentlich um einen richtigen Roman mit eingebauten Rätseln. Dies sollte dringend bedacht werden! Für uns bedeutete dies, dass wir einander sehr viel vorzulesen hatten und das Buch nicht in der eigentlich üblichen Zeit, nicht einmal an einem Nachmittag lösen konnten. Meiner Meinung nach ist das Buch nicht als Gemeinschaftsprojekt geeignet, sondern man sollte das Buch wie ein gewöhnliches Buch lesen und die Rätsel als kleines Bonbon mitnehmen. Dann wird man mit diesem Regency-Schätzchen auch ganz entspannt viel Freude haben!

Bewertung vom 12.04.2023
Serle, Rebecca

Ein Sommer in Italien


sehr gut

Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn?

Eine letzte gemeinsame Reise von Mutter und Tochter nach Italien. So hatten es sich Katy und Carol vorgestellt und geplant, nachdem Carol ihrer Tochter immer von diesem herrlichen Sommer vorgeschwärmt hatte, den sie als junge Frau an der Amalfiküste verbracht hatte. Dann stirbt Carol jedoch, ehe sie die Reise antreten können, und Katy verliert mit ihrer Mutter auch den Halt im Leben. Kurzentschlossen reist Katy nun allein ins malerische Positano und macht dort eine unglaubliche Begegnung.

Dieser Roman ist gleichermaßen leicht wie ein zarter Sommerwind und schwer wie der Duft der Blüten an der Amalfiküste. Er beleuchtet das Mutter-Tochter-Verhältnis von Carol und Katy, lässt der Trauer Raum und auch dem völlig unerwarteten Wiedersehen der beiden. Dabei durchläuft insbesondere Katy eine interessante Entwicklung. Hals über Kopf ist sie abgereist, weiß noch nicht einmal, ob sie zu ihrem Ehemann überhaupt zurückkehren möchte. In Italien nun erwarten sie wahre Sinnesfreuden! Da wäre die unbändige Lust am italienischen Essen, die Leichtigkeit des Dolce Vita, die traumhaft schöne Landschaft der Amalfiküste mit Ausflügen nach Neapel und nach Capri. Und auch die Begegnungen verändern Katy. Da ist Adam, der ihr die Genüsse näherbringt. Und da ist die junge Carol, noch so ganz anders als später in ihrer Mutterrolle, in der sie von Katy stark idealisiert wurde. An dieser Stelle hätte ich mir ein wenig mehr Differenzierung des Verhältnisses, mehr Tiefe und eine kritische Auseinandersetzung mit dem Vorbildcharakter gewünscht; hier begnügt sich der Roman jedoch leider mit Betrachtungen.

Für mich lebt diese Erzählung vor allem von dem üppigen Lebensgefühl, das mich sofort ins Auto springen und nach Italien fahren lassen wollte! Diese Sinnesfreude und Leichtigkeit hat die Autorin meisterhaft eingefangen!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.04.2023
Wahl, Caroline

22 Bahnen


ausgezeichnet

Eine starke neue Erzählstimme

Tildas Leben pendelt zwischen ihrem Job im Supermarkt, dem Mathematikstudium und ihrem Zuhause bei ihrer kleinen Schwester und alkoholkranken Mutter. Ach ja, und auch der Besuch im Schwimmbad ist ein elementarer Bestandteil ihrer Abläufe, wenn sie jeden Abend genau 22 Bahnen schwimmt. Zumindest so lange bis Viktor auftaucht. Viktor, der ebenfalls genau 22 Bahnen schwimmt. Viktor bringt Tildas Leben aus dem Rhythmus: Nicht nur, dass sie von nun an 23 Bahnen schwimmt, nein, sie stellt sich endlich verdrängten Ereignissen aus der Vergangenheit und – was noch schwerer wiegt – der Frage nach der Zukunft.

Manchmal hört man eine Erzählstimme, und in seltenen, glücklichen Fällen fühlt man die Erzählstimme. So wie hier. Die Geschichte hat mich mit sich genommen, in einem ruhigen, unaufgeregten Erzählfluss durch diesen kurzen, aber intensiven Roman geführt. Auch die Handlung an sich überzeugt voll und ganz, geht beim Lesen unter die Haut und vermag es zu berühren. Aber am meisten überzeugt haben mich die Charaktere dieses Romans: Manche Charaktere wirken geschrieben, erschaffen, andere wiederum sind wie direkt aus dem Leben gegriffen. Dieses Gefühl hatte ich auf Anhieb bei Tilda. Aber auch ihre kleine Schwester ist hervorragend getroffen, die alkoholkranke Mutter ist erschütternd realistisch gezeichnet, und mit Viktor ist der Autorin ein faszinierender Charakter gelungen.

Der kleine Roman wirkt so schlicht und besitzt doch ungeahnte Tiefe. Ein gelungenes Debüt einer neuen starken Stimme, von der wir hoffentlich noch mehr hören werden!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.03.2023
Prettin, Anne

Der Ruf des Eisvogels


ausgezeichnet

Zart und schön wie ein Eisvogel

Es ist nicht nur die Lebensgeschichte von Olga, die wir in diesem Roman begleiten, sondern auch ein Stück deutsche Geschichte. Der Roman setzt im Jahr 1991 ein, wenige Jahre nach der Wiedervereinigung, und Olga wird von ihrer Tochter und ihrer Enkelin als Überraschung zum 66. Geburtstag in die alte Heimat nach Ginsterburg in der Uckermark „entführt“. Ein Schock für Olga, die bisher ihre Vergangenheit unter Verschluss gehalten hatte und nun schlagartig damit konfrontiert wird. Und so erfahren wir von den Ereignissen, die Ende der 1930er Jahre ihren Anfang nahmen. Nein, eigentlich schon früher – mit Olgas tragischer Geburt, die zugleich den Tod ihrer Mutter bedeutete.

Der Roman ist hervorragend erzählt mit wunderbar ausgeformten Charakteren und es entsteht ein lebendiges Bild der damaligen Zeit. Die Entwicklungen von Familie/Freunden und Zeitgeschehen sind sehr geschickt verwoben und chronologisch raffiniert angeordnet. Die zahlreichen Zeitsprünge ergeben absolut Sinn und führen unweigerlich zum Höhepunkt der Erzählung hin; zahlreiche Hinweise und Andeutungen bereiten das Ende schon durch den ganzen Roman hindurch vor, so dass dieses absolut glaubwürdig erscheint.

Für mich entwickelte sich beim Lesen ein wahrer Sog, der mich das Buch kaum noch aus der Hand legen ließ, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es in der Gegenwartsebene von 1991 weitergeht bzw. wie es Olga in der Vergangenheit erging. Besonders die „Eisvogel-Stunden“ am frühen Morgen wärmten mir die Seele. Andere Vorkommnisse schnitten mir förmlich ins Herz, und einige grauenhafte Begebenheiten wie die russische Besatzung in Kühlungsborn brannten sich mir schmerzhaft ein. Dennoch habe ich diese Schilderungen nie als reißerisch empfunden. Im Buch heißt es lapidar und treffend: „Man begegnet in seinem Leben vielen Leuten, aber nur wenigen Menschen.“ Umso schöner, dass man in dieser wunderbaren Erzählung so viele Menschen treffen darf.

Bewertung vom 27.03.2023

Vision Board Cards


ausgezeichnet

Für jede Stimmung eine Karte

Manchmal möchte man sich einfach wegträumen, braucht Motivation oder Inspiration. Dafür sind die liebevoll gestalteten Vision Board Cards perfekt geeignet. Man kann sie durchblättern und sich dann intuitiv die Karte herausziehen, die einen in diesem Moment ganz besonders anspricht. Wunderschöne Abbildungen, aber auch motivierende Sprüche finden sich dort, die entweder als kleiner Seelenwärmer im Kalender oder über dem Schreibtisch als liebevolle Erinnerung Platz finden können. Eine kleine, aber sehr feine Motivationshilfe zum Wegträumen!

Bewertung vom 22.03.2023
Thompson, Kate

Die Bibliothek der Hoffnung


ausgezeichnet

Herzensbuch und Highlight

Als im zweiten Weltkrieg London in den Luftangriffen des Blitz zerbombt wird, flüchten viele Menschen, Kinder werden aufs Land verschickt. Aber auch eine noch nicht fertiggestellte Underground-Station wird zum Shelter, zum Schutzraum für tausende Menschen. Dort unter der Erde entsteht zusätzlich zu den kargen Schlafgelegenheiten eine eigene kleine Welt mit einem Theater, einem Café und sogar einer Bibliothek.

Der Roman war für mich ein bewegendes Highlight. Zum einen berührt die Geschichte allein schon aufgrund ihres historischen Hintergrunds. Zum anderen schenkt uns die Autorin mit Bibliothekarin Clara und deren Freundin Ruby zwei großartige Heldinnen, die beide ein Herz aus Gold haben und – in Rubys Fall – auch das Herz auf der Zunge tragen. Aber auch all die anderen Bewohner:innen habe ich beim Lesen rasch in mein Herz geschlossen, allen voran Beatty und Marie. Die beiden jüdischen Mädchen mussten vor der deutschen Besatzung von der Kanalinsel Jersey flüchten und finden in der Bethnal Green Station Schutz und Zuwendung. Zusammen mit den „Kanalratten“, wie sich die Kinder des Shelter selbst nennen, können sie sich in den Büchern der Bibliothek in fremde Welten flüchten und finden bei Clara und Ruby Wärme und Sicherheit.

Die Geschichte schildert unbeschönigt das Leben in London während des Kriegs mit all seinen Ängsten, Nöten und Gefahren, aber auch den unglaublichen Zusammenhalt der Menschen. Dabei trifft die Autorin genau den richtigen Ton, um die typisch britische Haltung zu vermitteln, dass jede/r seinen noch so kleinen Beitrag für die Gemeinschaft leistet. Darüber hinaus beschwört dieser wunderbare Roman die Magie von Büchern, die Kindern Abenteuer ermöglicht, misshandelten Ehefrauen Auswege aufzeigt und die Menschen auch in dunkelsten Zeiten träumen lässt.

Dieses Buch hat mich lachen und weinen lassen, ist mir direkt ins Herz gegangen und wird dort bleiben.