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SimoneF

Bewertungen

Insgesamt 510 Bewertungen
Bewertung vom 07.10.2023
Halpern, Tamar

California Girl


ausgezeichnet

"California Girl" ist ein polarisierender Coming-of-Age-Roman. Die 14-jährige Timey wächst in den 1980ern als Scheidungskind auf, pendeln zwischen de gegensätzlichen Welten von Berkeley in Nordkalifornien und L.A. in Südkalifornien. Sie nimmt alles mit, was die Jugend damals bietet, Sex, Drogen, Rebellion. Sie büchst nachts aus, raucht Gras, klaut und probiert sich auf der Suche nach ihrer Identität aus.

Um den Roman wirklich zu verstehen, sollte man mit den Besonderheiten Süd- und Nordkaliforniens der 80er Jahre vertraut sein. Da mir das Wissen hierzu fehlt und ich auch einer jüngeren Generation angehöre, fand ich nie richtig in das Buch hinein. In jedem Fall empfehle ich, das letzte Kapitel "Fußnoten" zuerst zu lesen, da es einige interessante Einblicke und Erklärungen zum Kontext der 80er in Kalifornien bereithält.

Die Protagonistin Timey blieb mir leider fremd und ich konnte ihr gegenüber keine Sympathie aufbringen. Ihr ständiger Graskonsum störte mich, und auch mit ihrer rebellischen Haltung konnte ich nichts anfangen. Es gab keine Figur im Buch, die ich sympathisch, vertrauenserweckend oder reif gefunden hätte, und ich fragte mich stellenweise, warum ich das lese.

Stilistisch traf Tamar Halpern den Ton einer Teenagerin sehr gut, und das Buch liest sich flüssig und lebendig. Insgesamt haben diese Geschichte und ich jedoch nicht zusammengefunden, doch ich könnte mir vorstellen, ein Buch der Autorin zu einem anderen Thema zu lesen.

Bewertung vom 07.10.2023
Portin, Anja

Die Stadt der kleinen Wunder


ausgezeichnet

Alfred geht in die dritte Klasse und ist viel allein daheim. Sein Vater ist ständig auf Reisen, und wenn er zuhause ist, nimmt er Alfred kaum wahr. Die Mutter ist seit Jahren verschwunden. Eines Nachts ist er wieder einmal allein, schlaflos und hungrig, als ihm jemand eine Zeitung und Essen durch den Briefschlitz wirft. Es ist Amanda, die die Gabe hat, "vergesse Kinder" zu spüren. Alfred geht mit Amanda mit und darf bei ihr bleiben. Gemeinsam schmieden sie Pläne, wie sie den anderen "vergessenen Kindern" helfen können. Hierzu nutzen sie unter anderem einen uralten Funksender fürs Radio, den sie bei Amanda auf dem Speicher finden. Alfred fühlt sich in dem gemütlichen Haus wohl, doch was passiert, wenn sein Vater nach Hause kommt?

Die Grundidee des Buch gefällt mir richtig gut. Vernachlässigte Kinder sind ein wichtiges Thema, und das Buch hebt sich dadurch inhaltlich von der Masse der üblichen Fantasy-Geschichten ab. Amanda Haus und Garten sind heimelig beschrieben, und auch die verschiedenen Nöte der "vergessenen" Kinder sind gut dargelegt. Alfred ist ein sympathischer Protagonist, und Amanda ist zwar etwas schwer zu greifen und eigenbrötlerisch, aber hat das Herz auf dem rechten Fleck. Dennoch hat mich das Buch nicht 100%ig überzeugt. Das liegt zum einen daran, dass insbesondere Alfreds Vater stark überzeichnet ist und äußerst unlogisch handelt. So meldet er Alfred persönlich in der Schule krank und befestigt gleichzeitig Suchplakate von Alfred direkt vor der Schule. Auch das Handeln von Alfreds Lehrer und seine Rechtfertigungen hierfür sind ziemlich abstrus. Einige Dialoge sind dementsprechend sehr unglaubwürdig. Bei Amanda frage ich mich, woher sie die detaillierten Informationen über die Lebensumstände der Kinder hat, da sie zwar spüren kann, wenn ein Kind Sorgen hat, aber nicht den Grund hierfür. Insgesamt bleiben alle Charaktere recht eindimensional, so dass es mir schwer fiel, mit der Geschichte warm zu werden und komplett abzutauchen. Ich vermisse auch überraschende Wendungen im Plot, irgendwie plätschert die Geschichte so vor sich hin. Auch aus den Radiosendungen hätte man inhaltlich noch mehr machen können.

Fazit: Insgesamt ein interessantes Buch zu einem wichtigen Thema, das die ausgetreten Pfade der Fantasy-Geschichten verlässt, aber leider sein Potenzial nicht vollends ausgeschöpft hat.

Bewertung vom 01.10.2023
Nordquist, Lina

Mein Herz ist eine Krähe


sehr gut

"Mein Herz ist eine Krähe" von Lina Nordquist besteht aus zwei Handlungssträngen in verschiedenen Zeitebenen, die sich kapitelweise abwechseln.

Im ersten erzählt Unni aus der Ich-Perspektive in Gedanken ihrem Sohn Roar ihre Geschichte. Sie beginnt 1898 mit ihrer Flucht aus Norwegen nach Schweden, zusammen mit dem einjährigen Roar und ihrem Geliebten Armod, enthält Rückblenden auf Unnis Vorgeschichte und beschreibt das Leben, das die kleine Familie sich mühsam und entbehrungsreich in Schweden in einer verlassenen Bauernkate aufgebaut hat.

Der zweite Handlungsstrang spielt kurz nach Roars Tod im Jahr 1973 (was sich aus der beiläufig erwähnten Geiselnahme in  Norrmalmstorg entnehmen lässt). Ich-Erzählerin ist hier Kara, die Schwiegertochter Roars, eine depressive, angstkranke und unglückliche Frau, die zusammen mit Roars Frau Bricken in der alten Bauernkate lebt. Nach und nach erfährt man mehr über Karas Leben und Gedanken, die vergangenen Jahre seit ihrer Hochzeit mit Roars Sohn Dag und über ihre dunklen Geheimnisse.

Die Figur von Roar ist das Bindeglied beider Stränge, und neben Unni und Kara die Hauptfigur des Romans.

Unni und Kara sind grundverschieden, was sich auch in unterschiedlichen Erzählstilen widerspiegelt. Unnis Schilderungen sind kraftvoll, bildhaft, voller Liebe, während Karas Part düster, voller Unzufriedenheit und Bitterkeit ist. Ich muss sagen, dass ich mich immer sehr auf die Unni-Kapitel gefreut habe, die packend und einfühlsam erzählt sind. Unnis Geschichte hat mich sehr berührt, ihr Glück im Kleinen, die Schicksalsschläge, die sie trafen, das harte Leben in Armut und die Grausamkeiten, die sie ertragen musste, und die zeigen, wie wenig ein Frauenleben zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählte.

Karas Passagen empfand ich hingegen als recht langatmig. Hier hätte sich die Autorin für meinen Geschmack deutlich kürzer fassen dürfen. Ich hatte den Eindruck, dass diese Kapitel künstlich in die Länge gezogen wurden, um beiden Erzählungen einen gleichen Anteil zu geben. Hierdurch wiederholt sich in den Kara-Kapiteln vieles, seitenweise werden Dinge angedeutet, die man als Leser*in längst durchschaut hat. Erschwerend kommt hinzu, dass mir Kara von Anfang an sehr unsympathisch war und ich ihr Lamentieren und ihr Selbstmitleid nur schwer ertragen konnte.

Lina Nordquists Sprache ist sehr bildhaft, teilweise poetisch, voller detaillierter Beschreibungen und Vergleiche, und insbesondere in Unnis Kapiteln hoch emotional. Das ist meistens sehr schön zu lesen, wirkt an manchen Stellen aber doch etwas dick aufgetragen. Das ist aber sicherlich Geschmackssache, ich bevorzuge eher eine klar-nüchterne Sprache.

Fazit: Ein lesenswerter Generationen-Roman, insbesondere für Liebhaber poetischer Sprache, mit einem fesselnden ersten und einem etwas langatmigen zweiten Erzählstrang.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.10.2023
Molfenter, Arne

Operation Doppeltes Spiel


ausgezeichnet

Doppelagent im Zweiten Weltkrieg - wie war das Agentenleben damals tatsächlich, jenseits aller Fiktion, was trieb diese Menschen an, und was waren das eigentlich für Typen? Diese Fragen haben mich interessiert, als ich zum Buch "Operation Doppeltes Spiel" griff. Darin beschreibt Arne Molfenter das Leben von Dusko Popov und Johnny Jebsen, die beide als Agenten für die Abwehr des Dritten Reiches und den britischen MI5 spionierten. Das Buch hat mich in vielerlei Hinsicht überrascht, insbesondere da die Beweggründe für die Agententätigkeit zunächst nicht in politischer Überzeugung oder in moralischen Überlegungen bzw. Gewissensgründen zugunsten der Alliierten lagen. Tatsächlich waren die Hauptgründe für viele  wohl eher persönliche Vorteile wie Geld, ein lockeres Leben, kein Dienst an der Front, Reisefreiheit und ähnliches. Auch wenn mir die beiden Agenten alles andere als sympathisch waren, habe ich deren Geschichte, die eng mit der Landung der Alliierten in der Normandie verknüpft ist, verschlungen und vieles über die damalige Arbeit der Geheimdienste erfahren. Molfenter schreibt sachlich, aber nie trocken, und das Buch liest sich flüssig und lebendig. Am einigen Stellen hätte ich gerne noch mehr erfahren, vor allem über Johnny Jebsen und seine zwielichtigen Devisengeschäfte, aber hier ist die Quellenlage wohl etwas dünn. Generell scheint das Leben von Popov besser bekannt zu sein als das von Jebsen, so dass Popov auch zur Hauptfigur wird, während Jebsen eher im Hintergrund bleibt. Molfenter greift auf zahlreiche, genau zitierte Quellen zurück, unter anderem das britische Nationalarchiv, so dass etwa sämtliche Dialoge im Buch belegt sind.

Ich habe durch den Einblick in die damalige Agentenwelt viel Neues und Überraschendes erfahren, und war so gefesselt,  dass ich das Buch tatsächlich an einem Tag ausgelesen habe. Ich kann es rundum weiterempfehlen!

Bewertung vom 01.10.2023
Mullen, Peter;Karwinkel, Fabian

Das NABU-Vogelbuch


ausgezeichnet

Das NABU-Vogelbuch ist rundum gelungen und äußerst informativ. Für 315 einheimische Vogelarten gibt es wunderschöne Bilder und detaillierte Beschreibungen, die bei der Bestimmung helfen. So sind etwa unterschiedliche Federkleider je nach Geschlecht oder Alter beschrieben und abgebildet, auch Unterscheidungsmerkmale zu ähnlichen Arten werden aufgeführt. Natürlich dürfen auch Informationen zu Brut- und Zugverhalten, Größe, Vorkommen, Gefährdung usw. nicht fehlen. Die gesamte Gestaltung ist sehr übersichtlich und strukturiert. Sehr gut gefällt mir auch, dass die Stimmen der einzelnen Vögel via Nummerncode über die kostenlose KOSMOS PLUS-App angehört werden können. Informationen zu vogelfreundlichen Gärten, Fütterung und Vogelbeobachrung runden das Buch ab.

Etwas erstaunt war ich allerdings, dass mir das Buch als Kinder- und Jugendbuch angeboten wurde. Aufgrund der Wortwahl und der  sachlich-nüchternen Aufmachung richtet sich das Buch ganz eindeutig an Erwachsene und ältere Kinder ab ca. 12 Jahren.

FAZIT: Dieses Buch ist ein unverzichtbares Nachschlagewerk für alle Vogelfreunde!

Bewertung vom 22.09.2023
Cullen, Lynn

Die Formel der Hoffnung


sehr gut

Da ich vor einer Weile den Film "Solange ich atme" gesehen hatte, der die Lebensgeschichte des an Polio erkrankten Robin Cavendish erzählt, hat mich das Thema interessiert, und ich wollte in "Eine Formel der Hoffnung" mehr über die Entwicklung der Polioimpfung erfahren.

Das Buch zeigt, wie aufwendig und schwierig die Suche nach einem wirksamen und zugleich sicheren Impfstoff gegen Polio war. Mir war bisher nicht bekannt, wie massiv und verheerend die endemischen Polioausbrüche weltweit bis in die 1960er Jahre waren, und welche Ansätze verfolgt wurden, um die Infektionswege zu identifizieren. Ein Verdienst des Buches ist es, die Wissenschaftlerin Dorothy Horstmann, die maßgeblich an der Erforschung des Polio-Virus beteiligt war und deren Forschung entscheidend zur Entwicklung eines Impfstoffs beitrug, zu würdigen. Während Jonas Salk und Albert Sabin weltweit berühmt sind, ist Dorothy Horstmanns Name in der Öffentlichkeit nicht bekannt.

Über die medizinischen Hintergründe, die damalige Behandlung von Poliopatienten (insbesondere die Eiserne Lunge) und die wissenschaftliche Forschungsarbeit von Horstmann, Sabin, Salk, Brodie und Co. hätte ich in diesem Buch gerne mehr erfahren. Dass ein Roman keine wissenschaftliche Abhandlung ist, versteht sich, aber die Autorin bleibt so sehr an der Oberfläche, dass selbst die grundlegende Methodik der Forschergruppen im Dunkeln bleibt. Hier hätte sie den Leser*innen durchaus mehr zutrauen dürfen. Dies wäre auch den beschriebenen Tagungen und Forschertreffen zugute gekommen, da die laienhaften Dialoge der Wissenschaftler untereinander recht unglaubwürdig sind. Das ist schade, da so im Roman nicht einmal klar wird, worin genau die Schwierigkeiten beim Nachweis des Polio-Virus im Blut bestanden und warum die Entwicklung der verschiedenen Polio-Impfungen (Lebend- und Totimpfstoffe) so viel komplizierter war als die anderer Impfstoffe.

Stattdessen spricht der Roman eher die Gefühlsebene an und bedient auch einige Klischees. Die weiblichen Wissenschaftlerinnen sind mitfühlende Teamworkerinnen, denen es ums große Ganze und die Linderung des Leids geht, während die männlichen Kollegen als skrupellose, selbstverliebte, von Ehrgeiz und Konkurrenzkampf getriebene Egomanen dargestellt werden. Dass Streben nach Ruhm und Konkurrenzdenken im Wissenschaftsbetrieb weit verbreitet sind, ist sicher richtig, doch auch Frauen sind davon nicht ausgenommen, und auch männlichen Wissenschaftlern möchte ich nicht absprechen, dass ihnen das Schicksal tausender gelähmter Kinder nahegeht. Die Figuren sind hier doch recht stereotyp geraten. Die fiktive Liebesgeschichte zwischen Dorothy Horstmann und Arne Holm sowie das angebliche "Knistern" zwischen Horstmann und Sabin nehmen für mich zu viel Raum ein, und auch der Schreibstil driftet hier zuweilen ins Kitschige ab ("Ihr Herz, dieser blumengleiche Muskel, begann, seine Blütenblätter zusammenzufalten.").

Wie Lynn Cullen im Nachwort betont, handelt es sich bei diesem Buch um einen Roman und keine Biographie. Die Eckdaten aus Dorothy Horstmanns Leben und dem ihrer Kolleg*innen dienen als Grundlage für eine fiktive Geschichte, bei der sich die Autorin einige Freiheiten nimmt und viel Gewicht auf emotionale Zuschreibungen und eine Lovestory legt.
FAZIT:
Insgesamt ein unterhaltsamer und interessanter Roman über die in Deutschland weitgehend unbekannte, aber an der Erforschung des Polio-Virus entscheidend beteiligte Dorothy Horstmann. Leider geht die Autorin nur sehr vage auf die wissenschaftliche Arbeit ein und legt den Focus mehr auf Emotionen und eine fiktive Liebesgeschichte.

Bewertung vom 22.09.2023
Hjorth, Vigdis

Die Wahrheiten meiner Mutter


weniger gut

Wie viele Bücher in letzter Zeit widmet sich auch "Die Wahrheiten meiner Mutter" von Vigdis Jorth den Konflikten einer Mutter-Tochter-Beziehung.

Johanna ist vor über 30 Jahren Hals über Kopf mit dem Lehrer ihres Malkurses nach Amerika durchgebrannt und Künstlerin geworden, Ehe, Jura-Studium, Familie und Norwegen hinter sich lassend. Dies führte zum Bruch mit ihrer Familie, zumal sie Jahre später auch nicht zur Beerdigung ihres Vaters anreiste. Inzwischen ist Johanna eine anerkannte Malerin, die anlässlich einer Retrospektive nach Norwegen zurückkehrt und versucht, Kontakt mit ihrer Mutter aufzunehmen, die allerdings jegliche Versuche abblockt.

Bereits auf den ersten Seiten merkte ich, dass es mir sehr schwer fiel, in das Buch zu finden, da mir der Schreibstil leider überhaupt nicht liegt. Johanna lässt einen als Ich-Erzählerin an ihren Gedanken teilhaben, die sich immer wieder im Kreis drehen und sich ständig wiederholen. Hierdurch empfand ich die Erzählweise als äußerst langatmig und ermüdend. Hinzu kommt, dass mir die Protagonistin immer unsympathischer wurde und sie mich zunehmend nervte. Sie wirkt extrem egoistisch, und ich konnte an manchen Stellen mehr Verständnis für ihre Familie als für sie aufbringen. Ihre Mutter wird für Johanna zu einer regelrechten Obsession, und sie stellt seitenlange Mutmaßungen über die möglichen Gedanken und Beweggründe ihrer Mutter an und dreht sich dabei im Kreis. Vielleicht bin ich auch einfach zu pragmatisch veranlagt, um dies nachvollziehen zu können.

Obwohl mich die Thematik sehr interessiert, hat mich dieses Buch leider weder inhaltlich noch stilistisch überzeugt.

Bewertung vom 22.09.2023
Gaarder, Jostein

Ist es nicht ein Wunder, dass es uns gibt?


gut

​In meiner Jugend war "Sofies Welt" eines der beliebtesten Jugendbücher, und so war ich nun sehr gespannt auf Jostrin Gaarders "Ist es nicht ein Wunder, dass es uns gibt?", das eine Art Lebensphilisophie in Form eines offenen Briefes an seine Enkelkinder verspricht.


Gaarder mischt Anekdoten aus seinem eigenen Leben mit grundsätzlichen Gedanken zur Parapsychologie, Astronomie und Klimawandel. Das wirkt mitunter etwas unstrukturiert, insbesondere der Sinn der Kapitel zur Parapsychologie und Übernatürlichem ist mir nicht ganz klar, abgesehen davon, dass ich persönlich damit nichts anfangen kann.

Insgesamt fehlt mir in diesem Buch ein wenig die intellektuelle Tiefe und gedankliche Stringenz, auch für ein Jugendbuch. Die meisten Gedanken darin sind vielen von uns vermutlich auch schon in ähnlicher Weise durch den Kopf gegangen, was die Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen betrifft, unsere Beziehung zur Natur und dem Universum oder die Wahrscheinlichkeit intelligenten Lebens im Weltraum. Wirklich Neues habe ich durch das Buch nicht erfahren und auch keine gedanklichen Impulse erhalten, und ich bin mir auch nicht sicher, wie viel Jugendliche mit Gaarders Ausführungen anfangen können. Hier habe ich mir etwas mehr erwartet.

Bewertung vom 22.09.2023
Abedi, Isabel

Mucks Maus und Missjö Katz. Es kann nur einen geben!


sehr gut

"Mucks Maus und Missjö Katz" von Isabel Abedi hat mich vom Cover sofort angesprochen. Die Grundthematik - zwei von Natur aus verfeindete Tiere treffen in einem Haushalt zusammen und müssen sich arrangieren - ist nicht neu, doch Isabel Abedi greift den Konflikt mit viel Kreativität und modernen Elementen auf. So ist die Menschenfamilie queer und multikulturell, was ganz selbstverständlich in die Geschichte integriert wird. Gerade diese Natürlichkeit im Umgang damit hat mir ausgesprochen gut gefallen. Etwas gezwungen fand ich hingegen, dass auch noch Veganer, Flexitarier, Pescetarier und Vegetarier vorkamen, das wirkte dann schon etwas arg didaktisch. Die beiden Kinder wachsen mit zwei Vätern auf, das Mädchen Minou hat eine französische Mutter, die Mutter des Jungen Rajo ist bereits verstorben, und einer der Väter hat persische Wurzeln. Neben Mucks Maus und Missjö Katz spielt auch die Kopflaus Stanis Laus eine wichtige Rolle, die die Geschichte mit Zitaten und Weisheiten berühmter Köpfe bereichert. Ganz nebenbei setzt sich das Buch auch mit Diskriminierung auseinander, etwa wenn einzelne Katzengeschwister wegen ihrer Optik vor die Tür gesetzt werden, oder Mucks sich darüber beschwert, dass eine neue Katze gerne in die Familie integriert wird, während eine seit Generationen im Haus lebende Maus vertrieben werden soll - oder Schlimmeres.

Die Altersempfehlung ist mit 8 Jahren angegeben, doch ich könnte mir vorstellen, dass es sich auch sehr gut zum Vorlesen ab ca. 6 Jahren eignet, wobei jüngeren Kindern sicher einige Fremdwörter erklärt werden müssen. Mein Sohn ist neun, und ihm ist das Buch bereits zu kindlich, er orientiert sich schon Richtung Jugendliteratur.

Die Geschichte wurde von Ina Hattenhauer sehr reichhaltig, ausdruckstark und lebendig illustriert. Auf jeder Buchseite befinden sich große,  durchgehend farbige Zeichnungen, die das Gelesene wunderbar unterstreichen und auch kleine Lesemuffel bei der Stange halten.

Insgesamt ein modernes, sehr gut gelungenes und unterhaltsames Kinderbuch mit wichtigen Botschaften und sehr ansprechenden Illustrationen. Lesenswert!

Bewertung vom 21.09.2023
Funke, Cornelia

Tintentod / Tintenwelt Bd.3


ausgezeichnet

"Tintentod" ist der dritte Band der Tintenwelt-Reihe, und es geht von Anfang an hochspannend weiter. Seit "Tintenherz" begeistert mich Cornelia Funkes lebendiger und phantasievoller Schreibstil, und auch der dritte Band hält wieder viele überraschende Wendungen, Magie und kreative Einfälle parat. Besonders gut gefällt mir, dass die Figuren nun teilweise komplexer und ambivalenter werden und mehr Tiefe bekommen. In "Tintentod" spielt Meggies geliebter Vater Mo eine zentrale Rolle, die auch zu familiären Spannungen führt, da Mo hin- und hergerissen ist zwischen seiner besonderen Verantwortung gegenüber der Tintenwelt einerseits und seiner Familie andererseits, die wieder in die reale Welt zurückkehren möchte.


Nachdem Tintenblut schon deutlich heftiger als Tintenherz war, setzt sich diese Entwicklung in Tintentod fort, und ich hatte den Eindruck, dass die Reihe, die mit einem Kinder- und Jugendbuch startete, nun erwachsen wird. Die Handlung ist deutlich gewalttätiger, es gibt grausame Todesfälle, und die Grundstimmung ist generell sehr düster. Ich würde daher das Buch erst ab dem Teenager-Alter empfehlen.
Jeder Band hat mich auf seine Weise gepackt. Während im ersten der Zauber der Bücher und das Herauslesen von Charakteren im Vordergrund stand, habe ich im zweiten Teil die Tintenwelt näher kennenlernen dürfen, in die sich Meggie und Co. hineingelesen haben. Der dritte Teil war für mich der abenteuerlichste, komplexeste und spannendste. Ich bin nun sehr gespannt, wie Cornelia Funke die Reihe mit "Die Farbe der Rache" fortsetzen wird und freue mich schon sehr auf den neuen Band im Oktober!

"Tintentod" ist der dritte Band der Tintenwelt-Reihe, und es geht von Anfang an hochspannend weiter. Seit "Tintenherz" begeistert mich Cornelia Funkes lebendiger und phantasievoller Schreibstil, und auch der dritte Band hält wieder viele überraschende Wendungen, Magie und kreative Einfälle parat. Besonders gut gefällt mir, dass die Figuren nun teilweise komplexer und ambivalenter werden und mehr Tiefe bekommen. In "Tintentod" spielt Meggies geliebter Vater Mo eine zentrale Rolle, die auch zu familiären Spannungen führt, da Mo hin- und hergerissen ist zwischen seiner besonderen Verantwortung gegenüber der Tintenwelt einerseits und seiner Familie andererseits, die wieder in die reale Welt zurückkehren möchte.


Nachdem Tintenblut schon deutlich heftiger als Tintenherz war, setzt sich diese Entwicklung in Tintentod fort, und ich hatte den Eindruck, dass die Reihe, die mit einem Kinder- und Jugendbuch startete, nun erwachsen wird. Die Handlung ist deutlich gewalttätiger, es gibt grausame Todesfälle, und die Grundstimmung ist generell sehr düster. Ich würde daher das Buch erst ab dem Teenager-Alter empfehlen.
Jeder Band hat mich auf seine Weise gepackt. Während im ersten der Zauber der Bücher und das Herauslesen von Charakteren im Vordergrund stand, habe ich im zweiten Teil die Tintenwelt näher kennenlernen dürfen, in die sich Meggie und Co. hineingelesen haben. Der dritte Teil war für mich der abenteuerlichste, komplexeste und spannendste. Ich bin nun sehr gespannt, wie Cornelia Funke die Reihe mit "Die Farbe der Rache" fortsetzen wird und freue mich schon sehr auf den neuen Band im Oktober!