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haberlei
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Wien
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Begeisterte Leserin von Krimis, Thrillern, Humorvollem, historischen (Frauen-)Romanen, Biografien

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Insgesamt 373 Bewertungen
Bewertung vom 01.08.2022
Uliczka, Rolf

Surfermord in Neuharlingersiel. Ostfrieslandkrimi


ausgezeichnet

Recht und Gerechtigkeit sind nicht dasselbe

„Surfermord in Neuharlingersiel“ von Rolf Uliczka ist bereits der 15. Band dieser Reihe, die ich seit Band 12 mit Begeisterung verfolge.

Schon nach wenigen Seiten war ich wieder heimisch in der Polizeistation Wittmund. Sind mir doch alle längst vertraut. Doch auch Neueinsteiger haben sicher kein Problem, in die Geschichte hineinzufinden. Soweit zum Verständnis nötig, gibt es Hinweise auf frühere Fälle bzw. auf die Vorgeschichte der Protagonisten.

Aber worum geht es diesmal?
Theo, Bausachverständiger, Womanizer und begeisterter Kitesurfer, wird ermordet in seinem Campingwagen aufgefunden. Bei näherer Überprüfung des Mordopfers mangelt es weder an Motiven noch an Verdächtigen. War es ein durch ein Gutachten Geschädigter? Oder ein eifersüchtiger Ehemann? Oder jener Surfer, mit dem Theo kürzlich in Streit geriet?

Schon das Cover versetzt in Urlaubslaune: strahlendblauer Himmel, Meer und Strandkörbe. Wenn auch die Mördersuche im Mittelpunkt steht, ein bisschen etwas vom Nordseeflair ist dennoch zu verspüren. Man säße dann auch gerne in der Strandbar und ließe sich die sanfte Brise um die Nase wehen.

Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel haben eine angenehme Länge, Szenen-, Orts- und Perspektivenwechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich. Einerseits erlebt man sehr detailliert den Ablauf der Ermittlungsarbeiten, erkennt, wie techniklastig die Polizeiarbeit heutzutage ist, vom Fingerabdruck- und DNA-Abgleich angefangen, über Internetrecherchen, GPS-Trecking und Auswertung von Handy- oder PC-Daten. Andererseits verfolgt man auch die Aktionen von Verdächtigen oder Tätern. Dass es sich um einen „Ostfrieslandkrimi“ handelt, wird durch einige im ostfriesischen Dialekt geführte Dialoge unterstrichen, was problemlos verständlich ist. Das Buch erschien 2022. Die Handlung spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart. Corona wird nicht erwähnt.

Es ist ein Merkmal dieser Reihe, dass es von Anfang an mehrere Verdächtige gibt, diese erst ausgeforscht werden müssen und dass das Mordmotiv völlig unklar ist. Das bietet reichlich Gelegenheit mitzurätseln und eigene Theorien aufzustellen, die meist durch überraschende Erkenntnisse und unerwartete Wendungen gleich wieder über den Haufen geworfen werden. Dadurch lässt die Spannung nie nach, im Gegenteil, sie steigert sich, je näher das Ermittlungsteam dem Täter kommt. Letztlich fügt sich alles schlüssig, der Fall ist gelöst. Dem Autor gelang es wieder einmal, alle Mitratenden zu überraschen.

Abgesehen von der im Vordergrund stehenden Suche nach dem Täter werden einige zur Diskussion anregende Themen angesprochen, wie häusliche Gewalt gegenüber Frauen, deren Opferrolle, die Rechte der Opfer gegenüber den Rechten der Täter, auch Rechtssprechung im Allgemeinen mit dem Fazit, dass Recht und Gerechtigkeit nicht selten divergieren. Im Übrigen erläutert der Autor im Epilog stets das vom Gericht letztlich verhängte, oft zu milde erscheinende Strafausmaß.

Als Fan der Reihe war ich froh, dass Bert genesen ist und, nachdem Nina anfangs alleine mit ihrem Team ermitteln musste, wieder seinen Dienst antreten konnte. Die beiden Kriminalbeamten sind Herz und Seele dieser Reihe, umgeben von einem sympathischen Team. Mir gefällt insbesondere die in diesem Team herrschende Harmonie der Zusammenarbeit.

„Surfermord in Neuharlingersiel“ hat mich wieder einmal begeistert. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Fall!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.07.2022
Neumeyer, Christine

Schatten im Silsersee


ausgezeichnet

Die Quelle des Bösen

„Schatten im Silsersee“ von Christine Neumeyer entführte mich nicht nur in die beeindruckende Graubündner Bergwelt, sondern durch dieses Buch lernte ich einen mir bisher unbekannten, in der Tat aber sehr bedeutenden Schweizer Maler kennen, Giovanni Segantini.

Worum geht es?
Sommer 1894. Giovanni Segantini, ein bereits zu Lebzeiten anerkannter Maler, lebt mit seiner Familie zurückgezogen im kleinen Dorf Majola. Er malt mit Vorliebe hoch im Gebirge ländliche Motive. Als sein Nachbar, ein Käsebauer, ermordet wird, fällt der Verdacht unweigerlich auf Segantini, denn den konservativen Menschen dort ist sein Lebensstil suspekt: er ist ein staatenloser Zuwanderer und lebt mit seiner Partnerin in wilder Ehe.

Das Cover ist sehr stimmungsvoll gehalten, scheint in gewissem Widerspruch zur Bezeichnung „Historischer Kriminalroman“ bzw. „Der Giovanni-Segantini-Krimi“ zu stehen. Es wirkt zu lieblich für einen Krimi. Hat man das Buch erst einmal gelesen, empfindet man es stimmiger. Denn Farben und Atmosphäre dominieren die Handlung, der Mordfall dient eher als Aufputz, als Spannungselement, aber auch um weitere Facetten im Charakter von Segantini zu verdeutlichen.

Die kurzen Kapitel, mit Orts- und Datumsangaben versehen, lesen sich flott. Der eine oder andere italienische oder rätoromanische Ausdruck unterstreicht den Handlungsort. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft, mit viel Liebe zum Detail. Sehr einfühlsam und mit viel Gespür für die komplexe Persönlichkeit eines Künstlers in einer derart schwierigen Lebenssituation versetzt die Autorin den Leser in Segantinis Welt. Giovanni Segantini wirkt lebendig, mit all seinen widersprüchlichen Empfindungen, Sehnsüchten, Wünschen, Ängsten sowie seinen hochtrabenden künstlerischen Ambitionen. Man spürt faktisch die dünne Luft, wenn er hoch in die Berge steigt, um dort dieses ganz besondere Licht in seinen Bildern einzufangen, seine Begeisterung für die Schönheit der Landschaft. Man blickt dem Maler buchstäblich über die Schulter, wenn er sein Motiv skizziert. Am meisten beeindruckte mich die fantasievoll ausgeschmückte Szene, wie das Bild „Quelle des Bösen“ entstanden sein könnte. Ebenso atmosphärisch ist das Leben der Familie geschildert sowie Segantinis Besuch in Mailand, wo den einfachen, naturverbundenen Menschen der Lärm und das Gewimmel der Großstadt irritieren und stressen und so manche neumodische Technik ihn in Erstaunen versetzt, wie Autos oder ein Telefon.

Auch wenn das Künstlerische, die Idylle und das Familienleben des Malers im Mittelpunkt stehen, so fehlt es dennoch nicht an spannenden Episoden und dramatischen Effekten. Die Handlung ist durch Orts- und Szenenwechsel abwechslungsreich gestaltet, aber auch durch die Schilderung der Geschehnisse teils aus Sicht Giovannis, teils aus jener seiner Frau Luigia, die es nicht leicht hat mit dem verschlossenen Mann, bei dem sich trotz seiner Liebe zu Frau und Kindern doch immer alles um seine Kreativität, die Suche nach neuen Herausforderungen dreht, und die letztlich auch im Hinblick auf seine Modelle Eifersucht plagt.
Die ausgezeichnet recherchierten Fakten verschmelzen geschickt mit den fiktiven Schilderungen und Charakterisierungen. Im Anhang erläutert die Autorin Segantinis Lebenslauf und offenbart, welche Personen tatsächlich Zeitgenossen Segantinis waren und welche ihrer Fantasie entsprungen sind.

Christine Neumeyer ist es gelungen, mein Interesse für Giovanni Segantini derart zu wecken, dass ich mich im Internet noch eingehender mit ihm und seinem Werk beschäftigt habe. Es gibt auf Youtube einen interessanten Rundgang durch das Segantini-Museum in St. Moritz und Ausführungen über das Gemälde „Die bösen Mütter“, das im Schloss Belvedere in Wien hängt.

Ein empfehlenswerter historischer Roman – garniert mit ein bisschen Mord.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.07.2022
Kerwien, Bettina

Tiergarten Blues


ausgezeichnet

Ein verhängnisvolles Gutachten und seine Folgen

„Tiergarten Blues“ von Bettina Kerwien ist der mittlerweile 36. Band der Serie „Es geschah in Berlin“, wo beginnend im Jahr 1910 anhand von fiktiven Kriminalfällen die Geschichte der Stadt Berlin dokumentiert wird. Als Verfasser der Bücher agieren verschiedenen Autor*innen. Drei davon stammen von Bettina Kerwien; nach „Tot im Teufelssee“ war dies mein zweites Buch von ihr.

Worum geht es?
Rund um das historische Ereignis, den Einsturz des Daches der Kongresshalle im West-Berliner Tiergarten rankt sich diesmal der Mordfall, in dem Kommissar Kappe und sein Team zu ermitteln haben. Bei dem Opfer handelt es sich um einen amerikanischen Staatsbürger, weshalb sich Kappe mit dem Kommandanten des Amerikanischen Sektors arrangieren muss. Dabei spielen Blues und Kappes neue Kollegin eine nicht unwesentliche Rolle.

Der Schreibstil ist flüssig, manche Dialoge spritzig und humorvoll. Die zur Dokumentation der historischen Fakten und Hintergründe nötigen Passagen fand ich informativ und interessant, aber nie zu ausufernd. Der gut dosiert eingesetzte Dialekt vermittelt das Berliner Flair, die Isolation durch die Mauer ist ebenso spürbar wie die Präsenz und der Einfluss der dort stationierten Amerikaner, generell wird ein anschauliches Bild des gegensätzlichen Berliner Lebens in Ost und West gezeichnet. Natürlich schimmert neben der politischen Situation auch Typisches der 80er Jahre durch, wie der Modegeschmack.

Der fiktive Mordfall und die historischen Fakten sind sehr harmonisch ineinander verwoben. Dadurch dass das Buch im Präsens geschrieben ist, fühlt man sich mitten im Geschehen, mitten in den Ermittlungen. Der Fall ist komplexer als es anfangs scheint, weit in der Vergangenheit liegende Ereignisse spielen mit hinein. Verwirrende Spuren, rätselhafte Aktionen, unerwartete Wendungen – gestalten die Handlung spannend, da macht Miträtseln Spass, ebenso wie das überraschende Ende.

Die Charaktere fand ich gut vorstellbar beschrieben, insbesondere das sympathische polizeiliche Team ist vielseitig typisiert, die neue Kollegin bringt Schwung in die Männertruppe.

Diese Krimireihe erweitert meine Kenntnisse zur deutsche Geschichte, insbesondere der Stadt Berlin. Vieles ist für mich als Österreicherin nie wirklich präsent gewesen. Die Kombination Fakten, Wissensvermittlung und spannender Kriminalfall ist wieder ausgezeichnet gelungen. Eine interessante Reihe, ein lesenswertes Buch.

Bewertung vom 21.07.2022
Schneider, Siegfried

Der Banker


ausgezeichnet

Liebe, Geld und Macht

„Der Banker“ von Siegfried Schneider stellt einen gelungenen Auftakt zu einer neuen Krimiserie dar.

Worum geht es?
Chefinspektor Farner ist nach Meran zurückgekehrt, nachdem er längere Zeit im Ausland gearbeitet hatte. Kaum hat er seinen Dienst angetreten, ereignet sich nicht nur ein zweifelhafter Selbstmord, sondern auch ein namhafter Meraner Banker wird ermordet aufgefunden. Zu allem Überfluss muss er in diesen Fällen mit den Carabinieri zusammenarbeiten, insbesondere mit Terranostra, jenem Schulkollegen, mit dem ihn gegenseitige Abneigung verbindet.

Es handelt sich um einen typischen Whodunit-Krimi, der mit zahlreichen Spuren und Verdächtigen aufzuwarten hat. Der Schreibstil ist nicht nur flüssig, sondern verfügt zudem über lockere, humorvolle Dialoge. Das Südtiroler Flair schimmert nicht nur durch diverse Meraner Lokalitäten durch, sondern auch durch italienische Sätze und Ausdrücke, wobei ich mir gewünscht hätte, im Glossar entsprechende Übersetzungen zu finden.

Die Ermittlungen der Polizei laufen sechs Tage, vom 24. bis 29. September 2009. Die Kapitel sind mit Tag und Monat übertitelt, allerdings ohne Jahreszahl. Letztere assoziierte ich aufgrund einiger im Text erwähnter Events (Maradonna in Meran, Sieger im Meraner Pferderennen).

Die beiden Fälle – Selbstmord und Mord – scheinen zunächst nichts miteinander zu tun zu haben, doch Stück für Stück wird in mühevoller polizeilicher Kleinarbeit Beweismaterial gefunden, entwirren sich die verworrenen Fäden. Überraschende Wendungen und unerwartete Erkenntnisse halten die Spannung ebenso aufrecht wie diverse gefährliche Situationen, in die die Ermittler geraten.

Chefinspektor Farner als zentrale Figur erscheint als sympathischer Mensch, der harmonisch mit seinem Team agiert. Das Privatleben wird vorerst nur gestreift. Die schwelende Aversion lösen Terranostra und er einigermaßen professionell. Da es sich um den ersten Band der Serie handelt, gehe ich davon aus, dass sich sämtliche Charaktere erst richtig entwickeln werden. Fürs erste sind alle vorstellbar, aber noch nicht sehr eingehend beschrieben.

Für mich war „Der Banker“ ein Krimi, wie ich ihn besonders gerne mag: spannend, aber ohne grausiges Blutvergießen und man konnte ausgezeichnet miträtseln. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

Bewertung vom 19.07.2022
Siemer, Nicole

Es frisst!


sehr gut

Dämonische Mächte
„Es frisst“ von Nicole Siemer, laut Cover ein Psycho-Horror-Roman – da hat es mich gereizt, mal etwas außerhalb meiner Komfortzone zu lesen, laut Klappentext wurde Grusel ohne viel Blutvergießen versprochen.

Worum geht es?
Um ein glückliches Ehepaar, Inka und Peter, und ihren Sohn Elian. Aus heiterem Himmel begeht Peter Selbstmord. Ein Schock und unbegreiflich für seine Familie. So nach und nach entdeckt Inka, dass Peter ihr so einiges verschwiegen hat. Als sie übernatürliche Erscheinungen hat, beginnt sie nachzuforschen, ob ihrem Mann Ähnliches widerfahren ist. Sie begibt sich auf eine auch für ihren Sohn gefährliche Recherche.

Der Schreibstil ist flüssig, anschaulich beschreibend. Das Buch gliedert sich in drei Teile – Die Frage nach dem Warum, Recherche und Kampf zweier Geister. Die Teile gliedern sich wiederum in mit Titeln versehene Kapitel. Die Handlung spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart in dem fiktiven Ort Grubingen.

Die Handlung bzw. der Spannungsbogen ist exzellent aufgebaut. Ich habe mit Inka nach Peters Tod mitgelitten und bei ihren Recherchen mitgefiebert, dass es ihr gelingen möge, alles zu einem guten Ende zu führen.
Im ersten Teil erlebt man die zunächst glückliche Familie, dann den Schock des Freitods des Ehemanns und die Trauer der Familie. Die Autorin schildert sehr einfühlsam und überzeugend die Emotionen, Ängste und die quälenden Fragen, die Inka und Elian bewegen. Die Charaktere sind lebendig gezeichnet, ihre Handlungen und Reaktionen sind nachvollziehbar. Das Übernatürliche schleicht sich erst langsam in den Text ein. Dieser Teil gefiel mir am besten. Da konnte ich mich mit Inka noch einigermaßen identifizieren.

Im zweiten Teil verdichtet sich der Gruseleffekt, das Irreale und Unheimliche greift um sich, um schließlich im dritten Teil in einem dramatischen Showdown zu eskalieren. Je weiter Inka sich in diese Dämonsuche verstieg, desto weniger konnte ich ihre Aktionen nachvollziehen, tendierte ich zu realistischeren Handlungen, wie Hilfe zu suchen bei Polizei oder Ärzten. Letztlich hatte ich auch das Ende nicht so erwartet, für mich blieb einiges ungeklärt.

Es war mein erstes Buch dieser Autorin. Einer meiner seltenen Ausflüge ins Horror-Genre. Offensichtlich bin ich für Gruseleffekte und Übersinnliches nicht wirklich empfänglich. Nichtsdestotrotz sei dieses Buch all jenen empfohlen, die solche Horrorszenarien lieben. Denn vom Schriftstellerischen her ist das Buch ausgezeichnet verfasst, sowohl sprachlich, als auch vom Aufbau der Geschichte her und es war spannend.

Bewertung vom 11.07.2022
Gungl, Petra K.

Diabolischer Engel


ausgezeichnet

Ein Wolf im Schafspelz

„Diabolischer Engel“ von Petra K. Gungl ist ein Spannungsroman, trotz Tötungsdelikt kein typischer Kriminalroman; Mystik und historisches Ambiente spielen mit hinein.

Worum geht es?
Agnes nimmt an einem Meditationsseminar in Reichenau an der Rax teil. Starke Unwetter führen zu Murenabgängen, sodass der Ort für Tage von der Außenwelt abgeschnitten ist. Als ein Mitglied der Gruppe stirbt, wird bald klar, dass ein Mörder unter ihnen weilt. Agnes‘ Gefühlswelt wird noch zusätzlich durch die unerwartete Anwesenheit ihres Ex-Freunds, ihrer großen Liebe, durcheinander gerüttelt. Hat ihre Liebe doch noch eine Chance?

Obwohl es sich bei „Diabolischer Engel“ um den dritten Band einer Trilogie handelt, hatte ich kein Problem, in die Geschichte hineinzufinden. Die Andeutungen auf die Vorgängerbände haben mich aber neugierig gemacht. Ich will „Diabolische List“ und „Diabolisches Spiel“ unbedingt nachlesen. Am optimalsten ist, die drei Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, besticht insbesondere durch sehr anschauliche, eindrucksvolle Stimmungsbilder und eingehende Beschreibungen, sowohl von Naturerscheinungen als auch des Seminarablaufes, der verschiedenen Charaktere und Spannungen zwischen den Teilnehmern, sowie der Atmosphäre im historischen Part. Die Kapitel sind kurz gehalten, geben auch einen chronologischen Überblick.

Dadurch, dass Agnes über eine besondere Gabe verfügt, Visionen hat, ergibt sich neben den Ereignissen während des Seminars noch eine zweite Handlungsebene. Nämlich Agnes‘ Albträume, in denen sie einen ähnlich gelagerten Mordfall, der sich im 19. Jahrhundert im nahen Schloss Hinterleiten ereignet hat, durchlebt. Daraus ergeben sich auch Parallelen zur Gegenwart. Der Wechsel zwischen historischer und aktueller Mördersuche belebt den Handlungsablauf und gibt zudem doppelt die Möglichkeit des Miträtselns. Verdächtige Personen gibt es da und dort reichlich.

Vom Prolog bis zum dramatischen Showdown wird die Spannung ständig am Köcheln gehalten - durch unerwartete Ereignisse, Zwischenfälle, unheimliche Momente und gefährliche Situationen, in die die Protagonisten geraten.

Es ist eine bunt gewürfelte Teilnehmerschar. Ihre grundverschiedenen Charaktere sind exzellent dargestellt. Stärken und Schwächen sind erkennbar, sowie die gesamte Skala der menschlichen Gefühle: Sympathien, Abneigungen, Divergenzen, Ängste, Neidgefühle und Eifersucht, aber auch Zuneigung, Vertrauen, Empathie und aufheiternder Humor.

Es war für mich reinstes Lesevergnügen, gab es doch alles, was ich an spannender Literatur so schätze: einen lebendigen Erzählstil, eine abwechslungsreiche fesselnde Handlung, Action und Gefahrenmomente, sympathische Protagonisten mit spürbaren Gefühlen und das Ganze garniert mit Liebe und einem Schuss Humor. Last but not least habe ich auch mein Wissen erweitert. Denn mit Meditation habe ich mich bislang noch nie beschäftigt, ich gewann etwas Einblick in die Atmosphäre solcher Veranstaltungen und habe allerlei Fachausdrücke aufgeschnappt.

Bewertung vom 27.06.2022
Neuwirth, Günter

Caffè in Triest


ausgezeichnet

Historisches Ambiente mit kriminellen Liebesturbulenzen

„Caffè in Triest“ von Günter Neuwirth ist ein exzellent recherchierter historischer Roman, der Spannung und Action mit allerlei Wissenswertem über die damalige Zeit, u.a. über den Kaffeehandel, technische Fortschritte sowie gesellschaftspolitische Tendenzen, zu einem harmonischen Ganzen verbindet. Liebesglück und Liebesleid mit eingeschlossen.

Kurz zum Inhalt:
Triest im Jahre 1907. Der Slowene Jure konnte sich aus einfachen Verhältnissen zum Kaffeeimporteur hinaufarbeiten. Er wirbt um die Tochter eines Triester Großhändlers, wodurch er sich den Hass eines Rivalen, des gebürtigen Italieners Dario zuzieht. Daraus entwickelt sich ein slowenisch-italienischer Bandenkrieg, dem Inspector Bruno Zabini rasch ein Ende setzen muss. Immerhin wird Erzherzog Franz Ferdinand in Triest erwartet. Doch Bruno beschäftigen nicht nur berufliche Turbulenzen.

Da ich bereits „Dampfer ab Triest“, den ersten Teil dieser Trilogie, gelesen hatte, tauchte ich nach wenigen Zeilen wieder ins Triester Leben zu jener Zeit ein, in die Stimmung am Hafen, in das geschäftige Treiben. Ich fand mich ohne weiteres wieder in Brunos beruflichem und privatem Umfeld zurecht. Ich denke, dass auch Neueinsteiger problemlos in die Story hineinfinden, wobei das umfangreiche Personenverzeichnis sich bestimmt als sehr hilfreich erweist.

Wieder begeisterte mich in erster Linie, wie anschaulich es dem Autor gelingt, das historische Ambiente hervorzuzaubern. Von den Beschreibungen der Stadt, des Hafens angefangen über die Erwähnung von neu aufkommenden Dingen, wie z.B. Armbanduhren für Herren, technische Errungenschaften wie Serienfertigung im Schiffsbau oder der Einsatz von Schreibmaschinen, über damalige Gepflogenheiten, wie z.B. dass es ungewöhnlich war, wenn eine Frau alleine in ein Kaffeehaus ging, bis zur Erwähnung von tatsächlich zu jener Zeit in Triest lebenden historischen Persönlichkeiten wie James Joyce oder Ettore Schmitz und Hinweis auf politische Strömungen.

Der Schreibstil ist flüssig, durch Austriazismen, italienische und antiquierte Ausdrücke sprachlich der damaligen Zeit angepasst. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und sind datiert. Sehr gelungen finde ich das Cover mit einer historischen Ansicht des Triester Hafens.

Teils werden die Geschehnisse aus Brunos Sicht berichtet, teils aus Sicht der Täter, teils aus Sicht des Opfers oder anderer Personen. Auf diese Art und Weise ist man als Leser einerseits Zeuge des Tathergangs, andererseits aber Beobachter der polizeilichen Ermittlungen, wobei man stets über einen Wissensvorsprung gegenüber Bruno und seinem Team verfügt. Durch die Perspektivenwechsel gestaltet sich die Handlung sehr abwechslungs- und aufschlussreich. Es offenbaren sich die Gedankengänge aller und deren Motivation, das soziale Umfeld und letztlich der Charakter der handelnden Personen, wodurch sie lebendig und authentisch wirken. In gewissem Sinn steht eigentlich nicht der Mordfall im Mittelpunkt des Romans, sondern die Schilderung des Gesellschaftsbildes dieser Zeit und die agierenden Persönlichkeiten.

Die Turbulenzen im Privatleben von Inspector Bruno Zabini könnte man fast als zweiten Handlungsstrang bezeichnen. Bruno ist ein vorbildlicher, blitzgescheiter, der neusten Technik gegenüber aufgeschlossener Ermittler, ein sympathischer Mensch, aber er hat einen Schwachpunkt: sein nicht ganz untadeliges Liebesleben. Als seine Affäre mit einer der beiden verheirateten Frauen auffliegt, zeigt er sich charakterfest und verantwortungsbewusst, ohne Rücksicht auf seine eigene Karriere.

„Caffè in Triest“ hat mich ebenso begeistert wie „Dampfer ab Triest“. Ich freue mich schon auf den dritten Teil. Ich bin nicht nur gespannt auf den nächsten Kriminalfall, sondern auch neugierig, wie sich Bruno Zabinis weiterer Lebensweg gestalten wird.
Eine wirklich empfehlenswerte Lektüre!

Bewertung vom 25.06.2022
Winger, Luc

Mord bei Anruf


ausgezeichnet

Der Kalte Krieg - Lucies Familie in Gefahr

„Mord bei Anruf – Aude et Sophie“ von Luc Winger ist bereits der 15. Band der Krimiserie mit der sympathischen und cleveren Kommissarin Lucie Girard. Es ist dies eine meiner Lieblingsserien – Wohlfühlkrimis mit französischem Flair und 70er Jahre Ambiente.

Worum geht es?
Vor drei Jahren haben Lucie und Patric zu ihrer eigenen Tochter Aude die gleichaltrige Sophie als Pflegekind bei sich aufgenommen, da deren Mutter sich in ihrer Tätigkeit als Agentin für den israelischen Geheimdienst nicht um ihr Kind kümmern konnte. Überraschend taucht sie nun auf und fordert Kontakt zu ihrer Tochter und wird kurz darauf ermordet. Commissaire Lucie Girard und ihre Familie werden zur Zielscheibe von feindlichen Agenten.

Als Fan dieser Serie fühlte ich mich natürlich sofort wieder heimisch in Lucies Umfeld, ich bin jedoch überzeugt, dass man auch als Quereinsteiger kein Problem damit hat, in die Story hineinzufinden. Die wesentlichsten Fakten aus früheren Bänden finden sich hier wieder. Im Prinzip steht jeder Band für sich alleine. Will man jedoch den roten Faden, die Entwicklung der Protagonisten, nachvollziehen, empfiehlt es sich, von Anfang an zu beginnen.

Das Besondere an dieser Reihe ist die harmonische Verbindung von spannenden Kriminalfällen, die sich jeweils in einem anderen Umfeld (Models, Rennfahrer, Literatur- oder Kunstszene, am Tenniscourt oder im Casino, usw.) ereignen, und dem teils recht turbulenten Familienleben der Kommissarin. Reizvoll für mich ist auch die Zeitepoche der Handlung: die 70er Jahre, wo Internet, Handys und Technik generell keine Rolle spielen, sondern alleine die Kombinationsgabe, der Einfallsreichtum und die Aktionen der Ermittlerin zur Lösung des Falles führen.

Der Schreibstil ist flüssig, da fliegen die Seiten nur so dahin. Das französische Flair ergibt sich aus gut dosierten (und stets übersetzten) französischen Dialogen und Beschreibungen des Umfelds. Die Kapitel sind kurz, mit Orts- oder Zeitangaben versehen.

Bereits im Prolog wird man auf das Leben eines Agenten eingestimmt, der sich stets beobachtet fühlt, immer in Gefahr schwebt, entlarvt zu werden. Ab dem Auftauchen von Sophies Mutter läuft die Agentenstory auf vollen Touren, ereignisreich reißt die Spannung nicht ab, steigert sich von Kapitel zu Kapitel bis zum dramatischen, actionreichen Showdown. Frappierend an der Handlung aus den 70er Jahren, zur Zeit des Kalten Krieges, empfand ich die Aktualität, die sich durch den Ausbruch des Krieges in der Ukraine ergibt – das Buch wurde aber bereits einige Zeit davor geschrieben.

Lucie Girard zeigt wiederum Charakterstärke, Zielstrebigkeit, Mut und kreative Strategie. Auch die übrigen Akteure sind anschaulich charakterisiert, sie zeigen Gefühle, wirken lebendig, agieren wie im echten Leben manchmal auch unlogisch und unvernünftig. Selbst die hartgesottenen Agenten zeigen menschliche Züge – passend zu einem Cosy-Krimi.

Mit „Mord bei Anruf“ ist dem Autor ein fesselnder Krimi mit Agentenatmosphäre gelungen, in dem die Ermittlerin nicht nur von Berufs wegen, sondern vor allem persönlich emotional gefordert im Mittelpunkt steht und wiederum alle ihre Fans begeistert. Mit Vorfreude sehe ich weiteren Abenteuern von Lucie entgegen.

Bewertung vom 18.06.2022
Spelunka, Jan

Ende einer Lesereise


sehr gut

Monas letzter Roman

„Ende einer Lesereise“ von Jan Spelunka ist der Auftakt zu einer neuen Krimireihe rund um Andreas Mücke, einen Privatdetektiv.

Worum geht es?
Eine aufstrebende junge Autorin wird ermordet. Ihr Vater beauftragt den Privatdetektiv Andy Mücke, mehr über das Leben der Tochter, zu der die Familie kaum noch Kontakt hatte, herauszufinden. Mücke stößt bei seinen Recherchen nicht nur auf namhafte Geldbeträge mysteriösen Ursprungs und rätselhafte Romankonzepte, sondern auch auf etliche suspekte Männerkontakte der jungen Frau.

Der Krimi ist in gewissem Sinne ein Regionalkrimi. Man erfährt so einiges über Bad Münstereifel und Umgebung. Eine kleine Landkarte hätte ich sehr geschätzt. Inwieweit die dortige Bevölkerung Dialekt spricht, blieb mir verborgen. Zudem würde ich das Buch auch als Wohlfühl-Krimi einordnen, unblutig und nicht brutal, mit ausführlichem Fokus auf Mückes Privatleben.

Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel sind angenehm kurz. Sie sind weder mit Orts- noch Zeitangaben versehen, sodass man letztlich nicht mehr genau weiß, über welchen Zeitraum sich die Ermittlungen hingezogen haben. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Da es sich bei diesem Krimi um eine überarbeitete bzw. um zahlreiche Szenen ergänzte Fassung eines bereits 2009 verfassten und mittlerweile vergriffenen Buches handelt, ist auch Corona kein Thema.

Andy Mücke ist die Zentralfigur. Aus seiner Sicht entwickelt sich die Handlung. Engagiert trägt er Stück für Stück Informationen zusammen. Nach und nach klärt sich das Charakterbild der toten Autorin, die zielstrebig, aber meist nicht mit sehr fairen Mitteln ihre Karriere als Schriftstellerin voran trieb. Sie hat sich mit ihrer egoistischen und rücksichtslosen Art einigen Unwillen, fast Hass einiger Männer zugezogen, die in ihrem Leben privat oder beruflich eine Rolle spielten. Alle erscheinen irgendwie verdächtig, was dem Leser reichlich Stoff zum Miträtseln gibt. Die Spannung köchelt bis zum Ende, die Lösung ist letztlich schlüssig und ziemlich überraschend.

Die Protagonisten sind anschaulich charakterisiert, insbesondere Andy Mücke gefiel mir, weil er kein Superman-Detektiv ist, sondern ein Durchschnittsmensch - zweimal geschieden, quasi ein Wochenendvater für seine Kinder, der Familie und Beruf irgendwie unter einen Hut bringen muss. Zudem ist er frisch verliebt, was auch nicht optimal läuft.

„Ende einer Lesereise“, Andy Mückes erster Fall, hat mir gefallen und Lust auf weitere Fälle des sympathischen Detektivs gemacht.