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haberlei
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Begeisterte Leserin von Krimis, Thrillern, Humorvollem, historischen (Frauen-)Romanen, Biografien

Bewertungen

Insgesamt 326 Bewertungen
Bewertung vom 10.04.2022
Leiss-Huber, Anton

Karfreitagstod


sehr gut

Fatale Geldquelle

„Karfreitagstod“ von Anton Leiss-Huber ist ein typischer Whodunit-Krimi mit regionalem Einschlag und Schwerpunkt auf der polizeilichen Ermittlungsarbeit.

Worum geht es?
Ausgerechnet am Karfreitag findet man eine erhängte Leiche im Glockenturm. Auf den ersten Blick sieht es nach Selbstmord aus, doch je intensiver Oberkommissar Max Kramer und seine Kollege Fritz Fäustl ermitteln, desto mehr beschleichen sie Zweifel. Denn der Tote und die Studenten, mit denen er in einer Wohngemeinschaft lebte, erzeugten und dealten mit Drogen.

Obwohl es für mich das erste Buch dieser Reihe war, kam ich problemlos in die Handlung hinein und gewann auch relativ rasch einen Überblick hinsichtlich des maßgeblichen Personenkreises. Was den Fall anbelangt, sind die Vorgängerbände irrelevant. Was jedoch den sogenannten roten Faden betrifft, das Umfeld und die Entwicklung der Protagonisten, gab es zwar Hinweise und Andeutungen, aber zum umfassenden Verständnis der Charaktere sollte man alle Bände kennen.

Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel hatten eine angenehme Länge und tragen – passend zum Karfreitag – auf das Requiem in der katholischen Liturgie weisende Überschriften. Der Text ist primär in Dialogform gehalten. Dadurch wirkt die Handlung lebendig und als Leser fühlt man sich mit anwesend, kann den Gedankengängen der Ermittler gut folgen und mit rätseln. Durch die eingebauten Rückblenden in Form von Tagebuchauszügen verfügt man zwar stets über einen Wissensvorsprung gegenüber den Kommissaren, tappt aber dennoch hinsichtlich Motiv und Täter bis zum Schluss im Dunkeln, wodurch die Handlung stets die Spannung hält . Die Auflösung des Falles war schlüssig, für mich jedenfalls überraschend.

Der Roman erschien 2022 und spielt in Altötting, vermutlich noch vor 2020, da Corona unerwähnt bleibt. Die Ermittlungen erstrecken sich über nur wenige Tage, nämlich über die Osterfeiertage. Es ist ein Regionalkrimi, was durch die Umgangssprache und vereinzelt durch landläufigen Dialekt zum Ausdruck kommt, weniger durch Beschreibungen von Sehenswürdigkeiten oder landschaftlichen Stimmungen.

Die beiden Kommissare sind sympathisch, bilden ein gut eingespieltes Team. So manche Eigenschaft, Reaktion oder Handlung hätte ich wohl besser nachvollziehen können, wären mir die Vorgeschichten geläufig. Auch die neben den Ermittlern agierenden Personen sind anschaulich beschrieben, sowohl in Aussehen als auch in groben Wesenszügen vorstellbar, so manche Bewohner dieser Stadt dürften - vielleicht etwas überzeichnet – wohl ziemlich spießig und bigott sein.

Wer solide Regionalkrimis mag, dem wird wie mir „Karfreitagstod“ spannende Lesestunden bescheren und die darin vorkommenden Altöttinger Typen werden ihn erheitern. Den einen oder anderen Vorgängerband möchte ich noch nachlesen, um die Kommissare und ihre Charaktere besser kennenzulernen. Ansonsten freue ich mich auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 05.04.2022
Schier, Petra

Nur eine Fellnase vom Glück entfernt / Lichterhaven Bd.6


ausgezeichnet

Hund gesucht, Liebe gefunden

Wenn man einmal abschalten möchte von all den Problemen, mit denen man sich vielleicht herumschlagen muss, bzw. von den Hiobsbotschaften draußen in der realen Welt, dann sollte man ein Buch wie „Nur eine Fellnase vom Glück entfernt“ von Petra Schier zur Hand nehmen und sich in das fiktive Städtchen Lichterhaven an der Nordsee mit seinen liebenswerten menschlichen und tierischen Einwohnern entführen lassen.

Worum geht es?

Duke, ein riesiger Rottweiler, benötigt ein neues Zuhause, weil sein Herrchen verunglückt ist. Er ist so ganz anders als man sich diese Hunderasse vorstellt. Er ist liebenswürdig, verschmust und extrem schreckhaft. Caroline und Henning bewerben sich für das Tier, spielen mit Duke und unternehmen ausgiebige Spaziergänge. Im Laufe der Zeit verflüchtigen sich die anfänglichen Ressentiments.

Dieses Buch ist bereits der sechste Band dieser Reihe, in die ich quer eingestiegen bin. Ich kam problemlos in die Story hinein und fühlte mich bereits nach wenigen Seiten mitten im Geschehen. Auch den Personenkreis konnte ich relativ rasch überblicken.

Der Schreibstil ist flüssig und locker, mit humorvollen Szenen, schlagfertigen Dialogen und anschaulichen Stimmungsbildern vom idyllischen Leben an der Nordsee. Insbesondere die Gedankenwelt des Hundes ist amüsant; die Welt aus seiner Perspektive zu betrachten, regt zum Schmunzeln an.

Im Mittelpunkt der Handlung steht einerseits Duke mit seiner Schreckhaftigkeit, andererseits aber vor allem Caroline, eine der drei Foodsisters – drei tüchtigen, selbstständigen Frauen, die Events gestalten bzw. Catering anbieten, und Henning, ein ehemaliger Formel-1-Fahrer mit zweifelhaftem Macho-Ruf.

Die Charaktere von Caro und Henning sind sehr authentisch und ausführlich beschrieben, ihr Wesen, ihre Eigenschaften basieren darauf, wie sie aufwuchsen, wie sie ihr bisheriges Leben gestalteten. Selbstständigkeit ist Caro ungemein wichtig. Sie will keineswegs in das althergebrachte Bild einer Frau, die für Heim und Kinder dazusein hat, gedrängt werden. Henning gelingt es mit Geduld und sehr viel Einfühlungsvermögen, dass Caro sich von ihren Vorurteilen ihm gegenüber lösen und ihm vertrauen kann. Die Beziehungsgeschichte entwickelt sich langsam, aber geradlinig und kommt ohne die üblichen Klischees, wie entzweiende Missverständnisse oder unnötige Eifersucht aus, was ich ebenso wohltuend empfand wie die zarten, gefühlsbetonten, romantischen und dezent erotischen Liebesszenen.

Obwohl Duke als tierisches Bindeglied aufgrund seiner Tollpatschigkeit für so manch lustige Szene im Buch verantwortlich ist, er durch sein sanftmütiges und ängstliches Wesen auch sehr liebenswürdig geschildert wird, so hat mich persönlich vor allem Henning und seine gefühlvolle, rücksichtsvolle Art und sein Fingerspitzengefühl Caro gegenüber am meisten begeistert.

Lichterhaven und seine reizenden Bewohner endlich kennengelernt zu haben, hat mir erquickliche Lesestunden beschert. Ein wunderbares Wohlfühlbuch – mein erstes, sicher nicht mein letztes, denn ich will nicht nur verfolgen, wie es nun weitergeht, sondern auch nachlesen, was zuvor so alles passiert ist.

Bewertung vom 02.04.2022
Dix, Elsa

Die kalte Mamsell / Viktoria Berg Bd.3


ausgezeichnet

Spannung, harmonisch eingebettet in ausgezeichnet recherchiertem historischen Umfeld

„Die kalte Mamsell“, der dritte Band der Norderney-Reihe von Elsa Dix, ist einer der spannendsten historischen Krimis, die ich je gelesen habe.

Worum geht es?
Es ist Spätsommer im Jahr 1913. Viktoria befindet sich mit ihrem Vater auf Erholungsurlaub auf Norderney. Christian tritt seinen neuen Job als Kriminalassistant an. Als zwei Tote in einem Eiskeller aufgefunden werden und Christian hinzugerufen wird, begleitet ihn Viktoria. Sie entdeckt an der toten Frau eine wertvolle Brosche – eine Brosche, die einen Bezug zu ihrer eigene Familie hat …

Für mich war es nunmehr das zweite Buch dieser Autorin bzw. dieser Reihe. Ich war nach wenigen Zeilen wieder vertraut mit Norderney und den beiden Protagonisten. Es ist jedoch nicht unbedingt erforderlich, die Vorgeschichte zu kennen. Jeder Band ist für sich alleine problemlos verständlich und lesbar.

Bereits wenn man das Buch zur Hand nimmt, ist es eine Augenweide. Ein stimmiges Cover, mit einer stilvollen Umrahmung, die jeweils bei den Kapitelüberschriften wiederkehrt. Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel sind angenehm kurz, mit Überschriften versehen.

Ich schätze vor allem den Erzählstil, dieses harmonische Ineinanderfließen der Handlung mit all den faszinierenden Einzelheiten, die ein wunderbares Bild des damaligen Lebens geben, von den Ermittlungstechniken der Polizei angefangen über die Stellung der Frau, die Standesunterschiede, die Atmosphäre im Seebad – bis hin zu technischen Errungenschaften, wie z.B. einem Bericht über einen Flug mit dem Zeppelin-Luftschiff. Exzellent recherchiert, Informativ, anschaulich, aber nie zu langatmig. Mit einer Vielfalt an Details versinkt man in das Geschehen, wird mit all den damaligen strengen Regeln, der Etikette und Vorherrschaft jeglicher Art konfrontiert. Sogar Christian darf nur „diskret“ ermitteln. Unter der straffen Abgrenzung zwischen Adel und normalem Volk, unter Vorurteilen sowie festgefrorenen Ansichten haben auch Viktoria und Christian zu leiden.

Die Spannung steigert sich von Kapitel zu Kapitel. Obwohl Christian und Viktoria unter verschiedenen Voraussetzungen ihre Spuren verfolgen, zeigt sich bald, dass der Mordfall rund um die Küchenmamsell mit Viktorias Vergangenheit zusammenhängt und der Fall komplexer ist als gedacht. Überraschende Erkenntnisse, gefährliche Situationen und unerwartete Wendungen fesseln bis zum actionreichen, dramatischen Finale.

Die Protagonisten Viktoria und Christian sind ein sympathisches Paar. Viktoria ist eine für die damalige Zeit außergewöhnliche Frau, als Lehrerin berufstätig, obwohl sie einem wohlhabenden Haus entstammt und nicht arbeiten müsste. Sie vertritt moderne Ansichten, agiert selbstständig und selbstbewusst, ist willensstark, stur und zielstrebig, impulsiv und etwas leichtsinnig. Christian hat sich aus ärmlichen Verhältnissen hochgearbeitet, ist intelligent und tüchtig, verlässlich, kann sich nur schwer unterordnen und wird immer wieder von Selbstzweifeln überwältigt, weil ihn die gehobene Gesellschaft seiner Herkunft wegen nicht akzeptiert. Die beiden lieben einander. Noch ist der Standesunterschied ein Hindernis. Es wird interessant werden, wie sich ihre Beziehung im Hinblick auf die ab 1914 zu erwartenden Ereignisse entwickeln wird.

„Die kalte Mamsell“ ist ein Buch, das man am liebsten in einem Zug auslesen möchte, in dem packende Spannung mit fundierter historischer Recherche exzellent verbunden ist.
Ich hätte am liebsten 6 Sterne vergeben!

Bewertung vom 29.03.2022
Humberg, Christian

Mörderische Brise / Pfarrerin Clara Clüver Bd.1


sehr gut

„Mörderische Brise“ von Christian Humberg ist ein stimmiger Wohlfühl-Roman mit Leiche, aber eigentlich ist die Ermittlung eher nur Nebensache.

Worum geht es?
Clara Clüver hat sich von ihrem Freund getrennt und will ein neues Leben beginnen. Daher zieht sie von Wiesbaden nach Travemünde, woher sie ursprünglich stammt und wo sie ihre neue Stelle als Pastorin antreten soll. Dort angekommen muss sie feststellen, dass ihre Nachfolge mit dem alten Geistlichen noch gar nicht geklärt ist. Clara sucht sich eine Unterkunft und lernt u.a. Jule kennen. Kurz vor ihrer Ankunft war Erich Konstantin, ein lokaler Gastronom, ermordet worden. Die beiden Frauen ermitteln auf eigene Faust.

Wenn man das Buch zur Hand nimmt, assoziiert man aufgrund des Covers, auf dem ein brausendes Meer und ein dunkelbewölkten Himmel zu sehen ist, einen düsteren Krimi mit bedrohlicher Stimmung. Dem ist nicht so.

Eigentlich ist es ein fröhliche Stimmung erzeugender Roman rund um drei unternehmungslustige, lebensfrohe Frauen, die sich gut verstehen. Der Schreibstil liest sich leicht und flüssig. Ihre Erlebnisse sind umrahmt von zahlreichen, sehr anschaulich geschilderten Stimmungsbildern von Travemünde und Umgebung, die Urlaubsfeeling und Urlaubssehnsucht erzeugen und das Kopfkino mit Meeresrauschen, Möwengeschrei, Fischgeruch und auf den Wellen schaukelnden Booten bereichern. Die Großstädterin Clara genießt das Leben dort und als Leser:in genießt man mit.

Zusätzlich zu den landschaftlichen Schönheiten und Sehenswürdigkeiten hat der Autor als weitere Besonderheit dieses Landstriches die recht gruselige Travemündner Sage um Roggenbuk eingebaut, die sich als roter Faden durch das Buch zieht und auch einen Bezug zu Claras verstorbenem Vater hat.

Der Roman ist trotz einigen mysteriösen Vorkommnissen nicht durch Nervenkitzel geprägt. Die Ermittlungen der beiden Frauen beruhen im Großen und Ganzen auf Small Talk mit den Familienmitgliedern und anderen mit dem Mordopfer in Verbindung stehenden Menschen. Zwar mangelt es nicht an Verdächtigen und Motiven, doch entscheidende Hinweise bzw. Spuren finden sich lange nicht. Man tappt mehr oder weniger im Dunkeln - bis Clara dem Mörder doch zu nahe kommt und sich schließlich in einem dramatischen Showdown Motiv und Tathergang aufklären, und zwar durchaus überraschend.

Die Protagonistinnen sind drei sympathische engagierte Frauen, die das Herz am rechten Fleck haben, hilfsbereit sind und gut mit Menschen umgehen können, mit den typischen wortkargen Nordländern ebenso wie mit penetranten Touristen.

Der Cosy-Regionalkrimi „Mörderische Brise“ hat mir sehr angenehme Lesestunden beschert. Da das Buch den Auftakt zu einer neuen Reihe bildet, freue ich mich schon auf Claras zukünftige Erlebnisse bzw. die weitere Detektivtätigkeit der Damenriege.

Bewertung vom 29.03.2022
Vassena, Mascha

Mord in Montagnola / Moira Rusconi ermittelt Bd.1


sehr gut

„Mord in Montagnola“ von Mascha Vassena ist der gelungene Auftakt zu einer neuen Krimi-Serie, die im Tessin spielt.

Worum geht es?
Die Übersetzerin Moira kehrt nach vielen Jahren Auslandsaufenthalt in ihr Heimatdorf zurück, um ihren gesundheitlich angeschlagenen Vater zu besuchen. Sie trifft ihre Jugendliebe, den Rechtsmediziner Luca wieder, der sie um Unterstützung als Dolmetscherin in einem Mordfall ersucht. Durch die Befragungen wird Moira immer mehr in die Ermittlungen involviert und trägt schließlich maßgeblich zur Entlarvung des Mörders bei.
Der Schreibstil liest sich flüssig, die Kapitel haben eine angenehme Länge. Es ist ein typischer Regionalkrimi, der natürlich einen gewissen Fokus auf Land und Leute der Gegend hat, auf Landschaft und Kulinarik, auf Sehenswertes und Besonderes, wie in diesem Fall auf den berühmten Bewohner Montagnolas, Hermann Hesse. Ich empfand die Vermischung der polizeilichen Aktivitäten mit den privaten Szenen gut ausgewogen, passend zu einem Krimi dieses Genres.

Nach dem ziemlich heftigen, thrillermäßigen Prolog bewegt sich die Handlung in punkto Spannung eher im Wohlfühlmodus bis zum dramatischen Showdown. Die Ermittlungen gehen zäh voran, immer wieder führen Spuren in eine Sackgasse, erweisen sich Verdächtige als unschuldig – das ermöglicht es auch der Leserschaft ausgezeichnet, eigene Theorien aufzustellen, mit zu raten. Letztlich löst sich der Fall überraschend, aber schlüssig auf.

Die Charaktere sind überzeugend dargestellt, insbesondere Moira mit ihren sehr menschlichen Eigenschaften, wie Hilfsbereitschaft, Verständnis für die Sorgen anderer und Verantwortungsgefühl, aber auch alle anderen wesentlichen handelnden Personen haben Struktur und strahlen eine gewisse Lebendigkeit aus.

„Mord in Montagnola“ ist ein Kriminalroman mit reichlich Lokalkolorit, einer sympathischen Protagonistin, wo zwar die Mordermittlung im Mittelpunkt steht, dennoch noch Raum für Privates ist. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich freue mich auf die Fortsetzungen.

Bewertung vom 28.03.2022
Ittensohn, Uwe

Klostertod


ausgezeichnet

Undercover-Einsatz im Kloster

„Klostertod“ von Uwe Ittensohn bietet alles, was ein ausgezeichneter Regionalkrimi beinhalten sollte: sympathische Protagonisten, regionales Flair, einen Schuss Humor und natürlich Spannung und Action.

Worum geht es?
Eine Nonne stirbt unter mysteriösen Umständen. In dem von der Außenwelt abgeschotteten Kloster kann wohl nur eine der Nonnen die Mörderin sein. Doch die klösterlichen Regeln erschweren der Polizei die Aufklärung. Der mit dem Kommissar befreundete Privatermittler André und die Studentin Irina – beide haben schon in früheren Fällen der Polizei wertvolle Hinweise geliefert – interessieren sich ebenfalls für den Fall und kommen zu dem Schluss, dass nur ein Insider Licht ins Dunkel bringen kann. Also tritt Irina als Novizin ins Kloster ein. Undercover kommt sie wohlgehüteten Geheimnissen und Unregelmäßigkeiten auf die Spur.

Auch wenn dies bereits der 4. Band dieser Krimiserie ist, kam ich problemlos ohne jegliche Vorkenntnisse nicht nur in die Geschichte sondern auch in die Beziehung zwischen den Protagonisten hinein. Zudem erwies sich das Personenverzeichnis als sehr hilfreich. Das Buch ist sehr übersichtlich in angenehm kurze Kapitel unterteilt, jeweils mit Datums- und Zeitangaben. Der Schreibstil ist nicht nur flüssig und teils humorvoll, sondern begeisterte mich auch sprachlich, weil wunderbar differenziert wird – z.B. spricht der Bauer breiten pfälzischen Dialekt, der Generalvikar sehr geschraubt und Irina bedient sich vieler Ausdrücke der Jugendsprache. Insbesondere die humorvollen, schlagfertigen Dialoge zwischen der jungen Studentin Irina und dem (wie sie ihn nennt) „alten Mann“ André amüsierten mich sehr. Im Übrigen war der Dialekt auch für mich als Österreicherin gut verständlich.

Der Fall ist ausgezeichnet konzipiert. Trotz des eingeschränkten Aktionsradius von Irina innerhalb der Klostermauern, lässt die Spannung nie nach, bedingt durch mysteriöse Vorgänge, rätselhafte Verhaltensweisen, seltsame Funde. Indem immer mehr Geheimnisse gelüftet und Machenschaften aufgedeckt werden, fügt sich Puzzleteil zu Puzzleteil bis letztendlich in einem dramatischen Showdown sich alles klärt.

Die Vierer-Konstellation der sympathisch gezeichneten Protagonisten – ein polizeiliches Ermittler-Duo und zwei Privatpersonen, die zwar alle miteinander befreundet sind, aber jeweils eigenständig agieren, gefiel mir sehr. Dadurch ergaben sich quasi mehrere Handlungsebenen, die Abwechslung ins Geschehen brachten: die eher nüchterne, mühevolle Polizeiarbeit kontra die fantasie- und humorvollen Aktivitäten des privaten Schnüfflers bzw. der nervenaufreibende Undercover-Einsatz.

Sämtliche Personen, insbesondere auch die Nonnenschar, sind anschaulich und vielseitig charakterisiert, unterscheiden sich sehr markant in Aussehen, Sprache und Gehabe.

Das Buch spielt Anfang 2020, als sich langsam auch in Deutschland Corona bemerkbar machte. Sehr subtil und unaufdringlich ist diese Tatsache in die Handlung eingeflochten.

Mich hat das Buch von Beginn an gefesselt, mir sowohl spannende als auch vergnügliche Lesestunden beschert und Lust auf weitere Fälle dieses Teams gemacht.

Bewertung vom 28.03.2022
Marmulla, Rüdiger

Rückkehr nach Regensburg


sehr gut

„Rückkehr nach Regensburg“ von Rüdiger Marmulla ist der erste Teil einer Novellen-Trilogie.
Worum geht es?
Der 68-jährige, verwitwete Richard reist nach vielen Jahren der Abwesenheit mit seinem Freund Christian nach Regensburg, in jene Stadt, wo er aufgewachsen ist, um ihm die Sehenswürdigkeiten und seine Lieblingsplätze zu zeigen. Er wird hier nicht nur mit den Erinnerungen an seine Jugendliebe Dana konfrontiert, sondern er trifft sie wieder und sie kommen sich fünfzig Jahre nach ihrem ersten Rendezvous wieder näher.
Die Handlung wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen den Besichtigungen der Stadt und den wesentlichsten Ereignissen aus Richards Leben, der ersten Liebe, seinem Studium und den Ehejahren.
Der Schreibstil ist leicht und flüssig, die Sprache eher einfach, die Sätze eher kurz und klar, es gibt keine tiefergehenden Stimmung- oder bildhafte Landschaftsbeschreibungen. Auch die Kapitel sind oft nur eine Seite lang. Die Novelle umfasst weniger als 100 Seiten, ich hatte sie in wenigen Stunden ausgelesen. Man will das Buch auch nicht aus der Hand legen, die Geschichte berührt und nimmt den Leser gefangen.
Teils ist der Text in Ich-Form gehalten, teils in Erzählform, teils in der Gegenwart verfasst, teils in Mitvergangenheit, wodurch auch durch diese Stilvarianten verdeutlicht wird, ob die Szene jetzt spielt oder Vergangenes geschildert wird. Die stetigen Szenenwechsel beleben die Handlung, fügen sich stets harmonisch aneinander.
Wenn man, so wie ich, die Stadt Regensburg überhaupt nicht kennt, wird man neugierig auf die zahlreichen Sehenswürdigkeiten und besonderen Plätze in dieser Stadt und bekommt Lust auf einen Besuch. Ich hätte mir einen Stadtplan gewünscht.
Die beiden Protagonisten wirken sehr sympathisch, wobei man über Richards Gefühle, Gedanken, Sehnsüchte und generell über sein Leben wesentlich mehr erfährt als über Dana.
Es ist eine bewegende, sehr realistisch wirkende Liebesgeschichte, von der ich hoffe, dass sie letztlich zu einem Happy-End führt. Auf jeden Fall bin ich auf die Fortsetzung sehr neugierig!

Bewertung vom 28.03.2022
Marmulla, Rüdiger

Eine Liebe in Regensburg


sehr gut

„Eine Liebe in Regensburg“ ist der zweite Teil einer Novellen-Trilogie von Rüdiger Marmulla.
Eine wundervolle Geschichte, mit der man ein bisschen in eine heile Welt versinkt, voller Verständnis und Rücksichtnahme, Liebe und Geborgenheit, wo Schwierigkeiten und Probleme mit Optimismus und Glück gemeistert werden. Was sich auch immer querlegt, letztlich siegt das Gute. Diese Novelle liest sich ein bisschen wie ein Märchen – und gerade das tut gut, in Zeiten wie diesen, wo man tagtäglich mit negativen, bedrohlichen und erschreckenden Meldungen konfrontiert wird.
Worum geht es?
Richard heiratet seine wiedergefundene Jugendliebe Dana. Für die beiden beginnt nicht nur im Hinblick auf ihre Beziehung ein neuer Lebensabschnitt, sondern sie stürzen sich auch in ein gewagtes Projekt: sie eröffnen ein gemeinsames Hotel mit Restaurant. Das läuft natürlich nicht problemlos ab.
Der Schreibstil ist flüssig, klar, kurz und bündig, einige Kapitel sind nur eine Seite lang. Der Text ist vorwiegend in Dialogform gehalten, was sich sehr lebendig anfühlt, als wäre man dabei. Da es so gut wie keine ausführlichen Beschreibungen gibt, weder von Örtlichkeiten noch von Personen, bleibt vieles der Fantasie des Lesers überlassen. Ich persönlich hätte da gerne etwas mehr Ausschmückung gehabt.
Den ersten Teil dieser Trilogie muss man zwar nicht gelesen haben, um in diese Geschichte hineinzukommen, die wichtigsten Fakten werden erwähnt. Trotzdem würde ich raten, zuvor Teil 1 zu lesen. Denn Richards Wesen eröffnet sich einem wesentlich klarer, wenn man seine Vorgeschichte kennt.
Im Mittelpunkt der Handlung stehen Dana und Richard, beide schon in fortgeschrittenem Alter, mit erwachsenen Kindern, sind sympathisch und liebenswert dargestellt, voller Tatkraft und Ideen, großzügig und mit dem Herzen am rechten Fleck. Es gibt keine Misstöne und keine Ecken und Kanten.
Ich habe das rund 80 Seiten umfassende Büchlein in einem Sitz ausgelesen, habe es genossen, zwischen all den blutrünstigen und kniffligen Thrillern und Krimis einmal etwas Harmonisches und Unproblematisches zu lesen. Schade, dass ich nicht gleich den dritten Teil zur Hand hatte – immerhin hat mich der Cliff-Hanger am Ende schon sehr neugierig gemacht!

Bewertung vom 28.03.2022
Marmulla, Rüdiger

Eine Oase in Regensburg


ausgezeichnet

Mit „Eine Oase in Regensburg“ endet nunmehr die berührende Trilogie von Rüdiger Marmulla rund um die wiedergefundene Jugendliebe von Richard.

Worum geht es?
Als Dana und Richard den Dachboden ihres Hotels ausbauen wollen, um gemeinsam mit einem Schriftsteller eine Schreibwerkstatt zu eröffnen, findet sich in einem Versteck eine Fliegerbombe, deren Entsorgung ihr Projekt nicht nur verzögert, sondern bedroht. Zudem zieht ein schwerer Unfall Danas schlimme Folgen nach sich und stellt die Liebe der beiden auf eine harte Probe.

Wie die Vorgängerbände punktet auch diese Novelle durch die liebenswürdigen Akteure, die harmonische Atmosphäre, viel Gefühl und Verständnis. Wie groß die Probleme auch sind, die auf die Protagonisten herab prasseln, sie meistern alles mit unerschütterlichem Optimismus und tief empfundener Liebe.

Ich habe dieses rund 80 Seiten umfassende Buch diesmal in einem Zug ausgelesen. Es ist leicht und flüssig verfasst, meist bloß eine Seite pro Kapitel. Durch die vorwiegende Dialogform fühlt man sich sehr vertraut mit Dana und Richard. Schnell ist man mitten im Geschehen, es ereignet sich ja so einiges, man fühlt und bangt mit ihnen mit. Detaillierte Beschreibungen von Örtlichkeiten oder Personen bietet der Autor nicht, hier bleibt das meiste der Fantasie des Lesers überlassen. Auch wenn ich das eine oder andere fürs Kopfkino vermisst habe, so verstand ich doch, dass das Emotionale im Mittelpunkt stand.

Es erstaunt mich immer wieder, wie es dem Autor gelingt, trotz minimalistischer Ausschmückung so stark Gefühle zu vermitteln. Stichwort: bedingungslose Liebe. Und es ist genau das, was einen als Leser:in berührt, die tiefe Liebe, die sich durch das gesamte Buch, durch die gesamte Trilogie zieht. Nach dem Motto: „Es ist wundervoll, einander zu haben und alles zu zweit erleben zu können.“ Wer ersehnt sich das nicht? Oder wer, der die Liebe des Lebens fand, hatte diesen Gedenken noch nicht: „Der Winter des Lebens ist die Zeit, in der der Partner gegangen ist und man allein übrigbleibt. Daran mag ich jetzt gar nicht denken. Ich will, dass der Herbst, in dem wir jetzt sind, noch lange anhält. Ich will dich nicht verlieren.“ Ich jedenfalls konnte mich da voll identifizieren.

Die Trilogie wurde mit einer Rückblende auf den Beginn des ersten Bandes, auf die erste Begegnung Richards mit Dana, als Jugendlicher bei einem Schulfest, harmonisch abgerundet und schließt mit einem optimistischen Blick in die Zukunft.

Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, man muss also die Vorgängerbände nicht gelesen haben, aber ich würde es empfehlen. Denn gewisse Nuancen und Reaktionen der Protagonisten vermag man eben nur zuzuordnen, wenn man die komplette Serie kennt.

Es waren wieder sehr beglückende und besinnliche Lesestunden, die mir dieses Büchlein beschert hat, ein Abdriften in ein bisschen heile Welt – das tut in Zeiten wie diesen besonders gut.

Bewertung vom 24.03.2022
Eckert, Horst

Das Jahr der Gier / Melia und Vincent Bd.3


ausgezeichnet

„Es ist nichts so fein gesponnen, alles kommt ans Licht der Sonnen.“

„Das Jahr der Gier“ von Horst Eckert, der dritte Band der Reihe mit den Ermittlern Melia Adan und Vincent Veih, ist ein von der ersten bis zur letzten Seite packender Polit-Thriller.

Worum geht es?
Eine Leiche in einem ausgebrannten Auto, eine ermordete junge Frau und eine Messerattacke auf einen Journalisten. Bei ihren Ermittlungen stoßen Melia und Vincent immer wieder auf einen internationalen Finanzdienstleister – auf Worldcard, aber dieser Konzern ist mächtig …

Für mich war es nicht nur das erste Buch dieser Reihe, sondern überhaupt das erste Buch dieses Autors. Dank des übersichtlichen Personenverzeichnisses fand ich mich hinsichtlich der zahlreichen Protagonisten rasch zurecht. In den Fall selbst kam ich ohne Kenntnis der Vorgängerbände problemlos hinein. Trotzdem, zum besseren Verständnis der einzelnen Charaktere bzw. deren Entwicklung würde ich raten, zuvor auch die beiden anderen Bände zu lesen. Generell sind die handelnden Personen anschaulich dargestellt, wenn auch teils nur durch ihr prägnantes äußerliches Erscheinungsbild. Die Ermittlungsarbeit steht im Mittelpunkt, dennoch bleibt Raum für kurze Einblicke in das Privatleben von Vincent und Melia.

Horst Eckerts Schreibstil ist flüssig, klar und selbst die komplexe Tätigkeit eines Finanzdienstleisters vermag er verständlich darzustellen. Die kurzen Kapitel, der stetige Orts- und Perspektivenwechsel ist tempo- und abwechslungsreich und hält den Spannungspegel stets auf hohem Niveau, bis zum packenden Showdown.

Die diversen Handlungsstränge dieses international angelegten Polit-Thrillers laufen zunächst zum Teil parallel, doch verknüpfen sich die Fäden immer mehr miteinander, die Machenschaften des Konzerns, die Vernetzung zu diversen Behörden werden immer offensichtlicher. Die Hintergründe basieren auf peniblen Recherchen des Autors. Auch wenn es sich um Fiktion handelt, dass der Wirecard-Skandal dafür Pate stand, ist unverkennbar.

Romane mit wirtschaftspolitischer Thematik sind normalerweise nicht mein bevorzugtes Genre, aber dieser Thriller hat mich vom Anfang bis zum Ende gefesselt, es gab keinerlei Passagen, die ich aus Desinteresse überflogen habe. Im Gegenteil, mein Interesse am realen Wirtschaftsskandal wurde geweckt und mein Wissen bzw. Verständnis für diese Art Geschäftsgebarung vertieft.

Wie gesagt, es war mein erster Horst-Eckert-Thriller, aber definitiv nicht mein letzter. Zunächst einmal möchte ich unbedingt die ersten beiden Bände dieser Reihe nachholen.