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Europeantravelgirl

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Insgesamt 469 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2023
Menger, Ivar Leon

ANGST


ausgezeichnet

Stalker-Drama in 3 Akten

Der Durchbruch ist zum Greifen nah. Die weibliche Hauptrolle in einer großen Filmproduktion scheint in Reichweite zu sein. Es läuft einfach für Mia. Zumindest beruflich. Denn privat hat sie sich auf ein Date mit dem rätselhaften Viktor eingelassen, der ein seltsames Spiel mit ihr treibt. Der vermeintlich coole Künstler entpuppt sich als aufdringlicher, reicher Angeberschnösel. Doch es will Mia einfach nicht gelingen, ihn aus ihrem Leben zu verbannen. Seltsame Zufälle lassen die Wege der beiden sich ständig kreuzen, und der geheimnisvolle Mann sucht mit Nachdruck ihre Nähe und drängt sich in ihr Leben. Angst vor dem Stalker prägt Mias Leben von nun an und es kommt zu entsetzlichen Vorfällen, die Mia immer mehr in die Enge treiben.

Der Thriller spielt gekonnt mit dem Nervenkostüm der Lesenden. Das anfängliche Unbehagen schickt beim Lesen fiese Gänsehaut über den Rücken, und allmählich steigert sich das ungute Gefühl zu reinem Grauen, als aus der theoretischen Bedrohung plötzlich tödlicher Ernst wird. Man spürt förmlich, wie sich die Schlinge um Mia immer enger zuzieht. Spannende Rückblenden in die Vergangenheit des Stalkers machen klar, dass dies kein Kavaliersdelikt ist, sondern wie gefährlich dieser Mann ist! Im Vergleich zu seinem Erstlingswerk hat der Autor bei diesem Thriller eine ordentliche Schippe Spannung draufgepackt, gepaart mit spicy Szenen und jeder Menge Hauptstadtvibes.

Ich muss zugeben, dass ich ab einem gewissen Punkt einen Verdacht für die Auflösung hatte, der sich am Ende auch bestätigt hat, was aber der Spannung keinerlei Abbruch getan hat. Vielmehr konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen, weil der Fortgang der Handlung einen derartigen Sog entwickelte. Besonders wenn man sich vor Augen hält, dass das Thema Stalking öfter tatsächlich passiert als man denkt! Für diesen spannenden Thriller spreche ich gerne eine klare Leseempfehlung aus!

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Bewertung vom 22.09.2023
Barnes, Jennifer Lynn

The Brothers Hawthorne / The Inheritance Games Bd.4


ausgezeichnet

Seitenwechsel

„The Brothers Hawthorne“ ist der vierte Band der Inheritance Games- Reihe. In den ersten drei Bänden geht es um Avery, die anfangs ein ganz normales Mädchen ist. Doch dann stirbt Tobias Hawthorne, ein alter Milliardär, der ihr rund 50 Milliarden Dollar vererbt. Avery hat keine Ahnung, wer das ist, und muss mit ihrem neuen Leben in Hawthorne House klarkommen. Außerdem gibt es da noch die vier gutaussehenden Enkel Nash, Grayson, Jameson und Xander, denen der Milliardär ein Spiel hinterlassen hat, um herauszufinden warum er Avery auserwählt hat, das Vermögen zu erben.

In dem vierten Band hat Avery bereits ein Jahr in Hawthorne House gelebt, hat sich an das neue Leben gewöhnt, bis Jameson ihre Hilfe benötigt. Denn er hat seinem Vater einen Gefallen versprochen, bei dem er sich für den gefährlichsten Klub Londons Eintritt verschaffen muss. Parallel hilft Grayson seinen Stiefschwestern herauszufinden, was mit ihrem gemeinsamen Vater passiert ist und trifft dabei auf einen alten Feind, der ihm das Leben um einiges schwieriger macht.

Die ersten drei Bänden werden aus Averys Sicht erzählt, wohingegen dieses Buch aus Jamesons und Graysons Sicht geschildert wird. Das ist von daher interessant, da man nun einen genaueren Einblick in die Leben der Jungs und ihr Verhältnis zu ihren Brüdern bekommt. Insgesamt mangelt es auch nicht an den Rätseln und Kniffen, wegen denen ich angefangen habe die Reihe so sehr zu lieben.

Eine ganz klare Leseempfehlung für alle die Lust auf ein humorvolles und geheimnisvolles Buch voller Intrigen haben. Wichtig ist nur, dass ich auf keinen Fall die Bücher durcheinander lesen würde. Es wird zwar vieles erklärt aber man versteht alles besser, wenn man die anderen Bücher bereits gelesen hat.

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Bewertung vom 20.09.2023
Meran, Arabella

Im Takt ihrer Träume


ausgezeichnet

La donna e mobile

Eine Frau, die den Takt angibt in einer von Männern dominierten Welt? Wie undenkbar dies ist, muss auch Johanna Osterkamp 1925 erfahren, als sie sich als Dirigentin am Wiener Operntheater vorstellen möchte.
Verärgert möchte sie den eingebildeten Herren eine Lektion erteilen und schlüpft in Männerkleider, um hiernach das Vorspielen mit Bravour zu meistern. Nun plötzlich fällt es Johanna dann aber schwer, die Posse auffliegen zu lassen, denn sie begreift, dass sich ihr eine einmalige Gelegenheit bietet. Und so kommt es, dass ein kleines, ausradiertes „a“ dafür sorgt, dass ein gewisser Johann Osterkamp von nun an bei der Wiener Oper tätig ist.
Die Opernwelt war mir bisher nicht wirklich näher vertraut, aber dieser wunderbare Roman hat es geschafft, mich völlig in die Welt von Orchesterproben und großen Auftritten hineinzuziehen. Beim Lesen konnte man mit Jo, wie wir sie der Einfachheit halber nennen wollen, in die Musik fühlen. Das ging weit über Lesen oder auch Hören hinaus, denn da wurde jedes Crescendo zum Gänsehauterlebnis. Die Autorin schafft es, Töne und Melodien erfühlbar werden zu lassen und sich von den musikalischen Erlebnissen forttragen zu lassen.

Hinzu kommt, dass Jo eine äußerst vielschichtige Heldin ist. „Leuchtturm“ wurde die junge Frau scherzhaft in ihrer Jugend genannt, und der Weg auf die großen Bühnen ist für Jo auch eine Reise zu sich selbst. Sie, die sich nie als besonders weibliche Frau erlebt hatte, muss ihre Weiblichkeit komplett unterdrücken und sich in einer von Männern bestimmten Welt behaupten. Überraschenderweise entdeckt sie genau dadurch ihre weibliche Seite, doch genau die muss sie um jeden Preis verbergen, insbesondere vor ihrem temperamentvollen Kollegen mit den azurblauen Augen.

Der Roman beschränkt sich jedoch nicht nur auf die schillernde Opernwelt, sondern liefert lebendige Einblicke in das Wien der 1920er Jahre in Mode, Lebensart und vor allem Moralvorstellungen. Mit für mich völlig überraschenden Wendungen und Entwicklungen konnte mich die Geschichte bestens unterhalten.

Klare Leseempfehlung für diesen aufregenden Roman!

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Bewertung vom 17.09.2023
Moninger, Kristina

One Second to Love / Breaking Waves Bd.1


ausgezeichnet

Ein Roman wie ein Ritt auf der Welle

Avery ist am Ende. Sie hat mit ihrer Rockband den Durchbruch geschafft, steht nun aber am Rand eines Zusammenbruchs. Beim letzten Konzert in Berlin ist etwas geschehen. Und Ereignisse aus ihrer Vergangenheit lassen sie auch nach Jahren nicht zur Ruhe kommen. Einer Vergangenheit auf Harbour Bridge. Und genau auf diese Insel kehrt Avery zu einem letzten Konzert vor einer Auszeit mit unsicherem Ende zurück, um sich ihren Freundinnen zu stellen und damit den Dingen, die sie getan hat.

Dieser Roman ist für mich DIE Überraschung des späten Sommers! Er kommt vordergründig daher im Gewand einer New-Adult-Rockstar-Romance und ist doch so viel mehr. Den Ereignissen liegt ein ausgeklügelter Plot zugrunde rund um fünf Freundinnen, die sich als Jugendliche im Surfcamp auf Harbour Bridge kennengelernt hatten. In spannenden Rückblenden erfahren wir von den vielen glücklichen Sommern von Avery, Isabella, Odina, Lee und Josie bis hin zu dem einen Sommer, in dem das unbeschwerte Glück ein jähes Ende fand. Damit gelangt ein mysteriöser Crime-Anteil in die Geschichte, der diese damit klar von üblicher Romance abhebt. Außerdem versprüht der Roman noch wunderbare Surf- und Sommervibes, gepaart mit viel Nostalgie im Rückblick auf die vergangenen Sommer. Nicht zuletzt die Lovestory zwischen zwei völlig zerrissenen Charakteren sorgt für eine riesige Portion Leidenschaft und Gefühle! Das Herzstück der Erzählung ist jedoch eindeutig diese Insel in South Carolina, auf der sich nach so vielen Jahren nach und nach (fast) alle wieder einfinden. Es ist wahnsinnig spannend, wie sich die Freundschaft im Laufe der Jahre wandelt, Charakterzüge hervortreten, Konflikte wie eine Welle langsam anschwellen und schließlich wie ein Sturzbrecher alles unter ihren Fluten begraben.

Dieser Roman war für mich mit seinen Vibes eine wahre Wundertüte, die beim Lesen regelrecht in ein Feuerwerk explodiert ist. Ich bin völlig begeistert und kann die Fortsetzung der Reihe kaum noch erwarten! Lest diesen Roman!

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Bewertung vom 17.09.2023
Bach, Tabea

Die Kamelien-Insel / Kamelien Insel Saga Bd.1


ausgezeichnet

Im Tosen der Gezeiten

Sylvia führt ein perfektes Leben. Sie ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau und glücklich verheiratet.

Ist das so?

Vertrauen ist gut, Kontrolle wäre besser gewesen. Dieser bitteren Erkenntnis muss sich Sylvia plötzlich stellen. Ihr Mann hatte ihr beiläufig eine Verkaufsvollmacht für das Erbe von ihrer verstorbenen Tante abgerungen, das angeblich aus einer maroden Gärtnerei besteht. Eine unverhoffte Arbeitspause, die Sylvia nutzt, um sich ihr Erbe wenigstens einmal anzuschauen, lässt sie zu einer Reise in die Bretagne aufbrechen. Dort erwartet sie eine große Überraschung, denn geerbt hat sie eine ganze Insel, auf der unter ganz besonderen Bedingungen traumhafte Kamelien gezüchtet werden. Und dies ist nicht die einzige Überraschung, die dort auf sie erwartet. Plötzlich sieht sich Sylvia unerwarteten Gefühlen für einen bretonischen Gärtner ausgeliefert und muss sich umgekehrt fragen, ob sie ihrem Ehemann wirklich vertrauen kann.

Wieder einmal zeigt uns Tabea Bach eine unglaublich starke Heldin, mit der wir fühlen und leiden können. Die Autorin versteht es mit meisterhafter Metaphorik, Sylvias innere Konflikte, ihre Gewissensbisse und ihre überwältigenden Gefühle spürbar zu machen. Da tobt draußen ein mächtiger Sturm, der sich in Sylvias Gefühlen widerspiegelt. Auch das Meer zeigt sich mal gewaltig und wild wie überschäumende Gefühle, bald ruht es sanft und schön wie ein Spiegel der Seele. Wunderbar zu lesen, wie sich hier Emotionen und Naturgewalten miteinander verbinden!

Eine besondere Rolle spielen im Roman auch die Gezeiten, die immer wieder dafür sorgen, dass die Insel vom Festland abgeschnitten ist. Auch hier eine wahnsinnig starke Symbolik, wenn Sylvia in einer Konfliktsituation ganz allein auf der Insel mit sich und ihrem Gewissen ist. Nicht vergessen werden darf die Schilderung der Kamelien, die so wunderbar zart sind und deren Schicksal untrennbar mit dem der Insel verbunden ist. Hinzu kommen aufregende und spannende Passagen, raffinierte Entwicklungen und natürlich eine große Liebesgeschichte.

Nachdem ich die Salzgarten-Reihe schon mochte, hat mich dieser Roman weggeschwemmt wie die Fluten des wilden Atlantiks, und ich bin dieser wunderbaren Geschichte völlig verfallen und rundum von ihr begeistert! Absolute und uneingeschränkte Leseempfehlung!

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Bewertung vom 16.09.2023
McQuiston, Casey

Royal Blue


ausgezeichnet

Geschichte, hm?

Henry. Alex. Der eine ist Prinz von England, der andere der Sohn der US-Präsidentin. Eigentlich verbinden die beiden nur offizielle Verpflichtungen und Termine, hinter den Kulissen pflegen sie eine gegenseitige Abneigung. Der Streit gipfelt in einer umgestürzten Hochzeitstorte, und spätestens da intervenieren das englische Königshaus und die Präsidentin und zwingen die beiden zu einer vor den Medien inszenierten besten Freundschaft. Doch zur völligen Überraschung der beiden Streithähne erwachen nach und nach bei ihnen ungeahnte Gefühle, die in ihren Positionen einfach undenkbar sind.

Es war nicht mein erster Roman von Casey McQuiston, den ich gelesen habe, und wieder einmal hat Casey McQuiston mich hinsichtlich Story, Charakteren und Schreibstil völlig überzeugt. Vor allem der Humor war wieder einmal überwältigend, so dass man beim Lesen ständig grinsen musste. Aber auch die ernsten und dramatischen Momente kamen nicht zu kurz. Besonders gut gefielen mir die politischen Einsichten in die Abläufe, und natürlich war Alex´ Mum als US-Präsidentin ein starkes Statement. Umgekehrt mangelte es auch nicht an Kritik am englischen Königshaus und dessen streng konservativen Ansichten.

Ich habe dieses Buch im Buddyread mit meiner Tochter gelesen und wir waren beide gleichermaßen von der Geschichte begeistert und wir konnten emotional mit den beiden Protagonisten mitleiden und uns in ihre Gefühle hineinversetzen.

Klare Leseempfehlung für diesen wunderbar queeren, romantischen, humorvollen Roman mit Tiefgang!

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Bewertung vom 13.09.2023

Éire


ausgezeichnet

Mystisches Irland

Manchmal lassen einen Reisen nicht los. Ich habe Irland bereist und mit allen Sinnen erlebt, und irgendwie habe ich dennoch das Gefühl, es noch nicht wieder loslassen zu wollen, auch wenn ich schon längst wieder zuhause bin. Die mythischen Orte, alten Mauern, die gälischen Schriftzeichen – nun habe ich die perfekte Lektüre gefunden, um den Zauber noch zu vertiefen: „Eire“ erzählt und erklärt Legenden, Symbole und Orte. Wir hatten z.B. in Galway überall von den berühmten Claddagh-Ringen gehört, die traditionell von Müttern an ihre Töchter weitergegeben werden, und hier ist deren Bedeutung noch einmal genauer erläutert. Ebenso erfährt man einiges über das berühmte Book of Kells und bekommt darüber hinaus auch so Symbole wie das Keltenkreuz oder den Trinity-Knoten vorgestellt. Dazu gibt es einige alte Sagen und Legenden über Druiden, Könige und Banshees. Angereichert sind die Texte mit stimmungsvollen und mystisch angehauchten Landschaftsaufnahmen. Für mich persönlich eine wunderbare Bereicherung, die das „Irland-Gefühl“ für mich noch einmal hat aufleben lassen.

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Bewertung vom 13.09.2023
Scott, Lia

Ein Gefühl von Unendlichkeit / Sturmjahre Bd.1


sehr gut

Wilde Gefühle in Schottland

Bonnie hat ein Versprechen abgegeben: Als Krankenschwester hilft sie in London bei der Versorgung all der Männer, die teils schwer verletzt aus dem Ersten Weltkrieg zurückkommen. Erst wenn alle ihre drei Brüder wieder heimgekehrt sind und der Krieg beendet ist, will auch sie zurück in das beschauliche Dorf Foxgirth in ihre schottische Heimat zurückkehren. Freude und Schreck liegen nah beieinander, als ihr Bruder Archie schwer verletzt auf ihrer Station landet, gemeinsam mit seinem Kameraden Connor. Die beiden Männer scheint ein geheimnisvoller Bund aneinander zu ketten, und auch zwischen Bonnie und Connor sprühen die Funken.

Dieser Roman hat mich beim Lesen völlig überrascht mit seinen starken und wirklich einzigartigen Charakteren. Keine historische Erzählung mit zarten Fräuleins und vornehmen Herren, sondern laut polternden Schotten und fluchenden Schottinnen. Die ganze Familie Dennon/Macay besteht aus wahren Unikaten, die kein Blatt vor den Mund nehmen und das Herz auf der Zunge tragen. Es war ein wahres Vergnügen, diese raubeinige, aber herzliche Familie zu begleiten. Denn so polternd sie auch sein mögen, die Familienmitglieder halten zusammen und stehen alle Krisen gemeinsam durch. Und Krisen gibt es zur Genüge. Dieser Roman war nämlich auch in historischer Hinsicht eine sehr interessante Lektüre. Die Leiden und Folgen des Krieges werden unbeschönigt geschildert, da kommt wahrlich keine falsche Kampfromantik auf, sondern die Ängste und schweren Traumata der Soldaten werden eindringlich aufgezeigt. Zwischendurch verlor die Erzählung für mich leider ein wenig an Spannung, da hätte eine Straffung gutgetan, oder vielleicht hätte eine leidenschaftlichere Darstellung der Sehnsüchte zwischen Bonnie und Connor belebend gewirkt, die hier doch ein wenig brav daherkam. Zum Ende hin nahm die Geschichte aber wieder an Fahrt auf und zum Finale konnten der Humor und die wunderbar starken Charaktere noch einmal so richtig punkten.

Mich haben diese temperamentvollen Schotten jedenfalls in ihren Bann gezogen und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung der Sturmjahre-Saga!

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Bewertung vom 12.09.2023
Hell, Jane

Sandmuscheln und Salzwasserküsse


ausgezeichnet

Der Wikinger und die Schildmaid

Die „Brown Sauce“ ist schuld. Zumindest bringt die das Fass zum Überlaufen, diese Sauce, die Alma für ihre neue Chefin besorgen soll. Nichts mehr mit Verantwortung und Projektarbeit, sondern Alma wurde zum Laufmädchen degradiert. Und ihr Verlobter Clemens hat dafür so gar kein Verständnis. Vielmehr hat er ihr verschwiegen, dass seine Kanzlei ein Kaufangebot für den Campingplatz ihrer Mutter abgegeben hat. Kurzerhand tut Alma das, was sie schon immer getan hat: Sie läuft weg. Weg aus Kopenhagen, obwohl dies doch immer ihr Traum war, und zurück nach Hareby, auf den Campingplatz zu ihrer Mutter. Dort hat sich einiges verändert. Erstaunt stellt sie fest, dass nebenan ein lebendiges Wikingerdorf entstanden ist, und niemand anders als ihr Jugendfreund Magnus betreibt dieses. Magnus, den sie einst auf Gerdas Geburtstag geküsst hatte.

Die süße Story wartet mit einem tollen Setting an der dänischen Küste auf. Sogar ein echtes Wikingerdorf, das Besuchergruppen das Wikingerleben näherbringt, ist dort entstanden. Und mittendrin Magnus als Wikinger. Er ist schon ein ganz besonderer Romanheld, der in gewalkten Hosen und Mantelüberwurf durch die Dünenlandschaft stapft und dabei auch eine gewisse stoische Haltung mitbringt. Tja, bis eben Alma wieder in sein Leben schneit und dieses mächtig durcheinanderwirbelt. Doch Magnus ist gewarnt, Alma hat ihm schon früher einmal das Herz gebrochen und nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass nichts und niemand sie in Hareby hält.

Für mich war es eine liebevoll erzählte Geschichte mit genau dem richtigen Dänemarkfeeling und ganz viel Wikingerherz. Dazu gabs eine große Portion Romantik und eine feine Prise Humor. Eine ganz wundervolle Sommerlektüre und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung dieser Reihe!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.09.2023
Becker, Jenifer

Zeiten der Langeweile


gut

Wenn die Abkehr von der Sucht zur Sucht wird

Mila macht den Drop-out. Es beginnt mit einem vorübergehenden Detox. Sie verabschiedet sich aus Social Media, um eine etwaige Sucht danach in den Griff zu bekommen, entwickelt jedoch nach und nach eine ganz andere Sucht: Die Sucht danach, sich aus dem öffentlichen Leben zu verabschieden. Und wie jede Sucht, fängt auch diese schleichend an, ehe sie von Mila völlig Besitz ergreift.

Es war anstrengend, diesen Roman zu lesen. Denn die Schilderung von Milas Drop-out erfolgt nicht in leisen Tönen. Vielmehr prasselt bei Lesen eine Themenfülle auf mich ein, die mich beinahe erschlägt. Es wird nicht nur das schier unendliche Feld von Corona und Impfgegnern, Verschwörungstheorien und Aluhüten abgegrast. Auch der Ukraine-Krieg findet Erwähnung, die Strahlenbelastung, und wie es sich für zeitgenössische Literatur gehört, erfahren wir auch detailliert, wann und wie sich die Heldin selbst befriedigt. Hier darf ich ein Zitat aus dem Roman für mich in Anspruch nehmen: „Ich war mir nicht sicher, ob er meine Ironielosigkeit lesen konnte.“ Der Roman ist laut, bunt und grell. Es bedarf beim Lesen einiger harter Arbeit, diesen ganzen Wust an Themen beiseite zu schaufeln, um zum Grunde vorzudringen. Denn während der Titel Gegenteiliges suggeriert, wird es Mila zunächst nicht langweilig, sondern sie verfällt immer mehr in Aktionismus, treibt den Cut von Medien und Vernetzung geradezu manisch auf die Spitze. Und dann schließlich der Tiefpunkt, der Punkt Null. Die maximale Abschottung, auch Augen und Ohren verschlossen. Danach die metaphorische Wiedergeburt?

Der Roman ist erschreckend in seiner Wirklichkeitsnähe und gleichzeitig abschreckend, weil er es auf die Spitze treibt. Mila kennt kein Mittelmaß, sondern lebt ihr digitales Detox ausschweifender aus als zuvor ihr Leben mit Social Media. Das lässt mich Mila nicht fühlen und nicht verstehen. Ich habe mich mit dem Roman und der Flut von Milas Besessenheit überfordert gefühlt, und vielleicht trifft genau das den Zeitgeist auf den Punkt.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.