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Bewertungen

Insgesamt 95 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2015
Der Übungseffekt (eBook, ePUB)
Brin, David

Der Übungseffekt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

“Der Übungseffekt” von David Brin aus dem Heyne Verlag verspricht eine faszinierende Grundidee. Werkzeug werden hier nicht mit jedem Gebrauch schlechter, ganz im Gegenteil, sie werden besser. Aus einem einfachen Steinwerkzeug kann so bei regelmäßigem Gebrauch eines der besten Werkzeuge werden.

Die Grundidee ist einfach wie faszinierend und ermöglicht dem Autor zahlreiche Wege in der Gestaltung. Schon beim Lesen des Klappentextes war ich einmal mehr überrascht, welche Wirkung allein mit einer banalen Änderung erzielt werden kann. Entsprechend gespannt war ich natürlich auf dieses Buch und hatte auch bereits so meine Erwartungen.

Es ist mein erstes Buch von David Brin und so konnte ich zumindest in dieser Hinsicht ohne Erwartungen an die Geschichte heran gehen. Ohne etwas vorweg zu nehmen kann ich bereits sagen, dass Brins Schreibstil sehr angenehm ist. Er ist keinesfalls kompliziert und doch detailliert genug um meinem Anspruch in Sachen SciFi zu genügen. Daher empfinde ich dieses Buch auch als gute Wahl für alle, die dieses Genre einmal ganz neu ausprobieren möchten.

Der Einstieg ins Buch ist beinahe normal und erinnerte mich ein wenig an meine eigene Zeit an der Uni. Ja ich habe in gewisser Weise etwas recht technisches studiert, auch wenn man es keinesfalls mit Physik als Studienfach vergleichen kann. Dennoch gab es einige Vorlesungen, die Dennis Nuels Vorlesung Konkurrenz machen konnten. Gewiss ist jedoch, dass ich seine Eindrücke und Gefühle beim Vorlesungsbesuch mehr als gut nachvollziehen kann. Dadurch fiel mir der Einstieg natürlich entsprechend leicht, denn es ist immer etwas anderes, wenn man die Situation selbst kennt.

Die Handlung selbst plätschert zu diesem Zeitpunkt noch etwas dahin. Wirklich interessant wird es eigentlich erst ab der Rückkehr in Labor 1 und der Offenbarung, dass Nuel für die Nachfolge des aktuellen Leiters vorgesehen ist. Das hat natürlich seine Hintergründe, dafür empfehle ich euch allerdings das Buch zu lesen, da es hier zu weit führen würde ;)

Der erste Eindruck der Alternativwelt ist fast schon normal. Erst mit der weiteren Erkundung zeigen sich die Unterschiede. Hier muss ich sagen, dass ich Nuel teilweise schon für etwas begriffstützig gehalten habe. Er hat erschrecken lange gebraucht um die Zusammenhänge zwischen den Werkzeugen und dem sogenannten “üben” zu erfassen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich es bereits wusste in welche Richtung es geht. Dennoch empfand ich es als störend, da diese Begriffstutzigkeit für mich nicht zu einem studierten Doktor der Physik passte.

Schaut man darüber jedoch hinweg – bzw. hat Nuel es erst einmal begriffen – kommt die Handlung so richtig in Gang. Eine spannende Handlung gepaart mit einer kleinen Liebesgeschichte ziehen den Leser durch das Buch. Ich glaube “Der Übungseffekt” ist das erste Buch im SciFi-Genre, dass ich in knapp 2 Tagen gelesen habe. Ein weiterer Grund, warum es sich auch für Genre-Neulinge eignet. Zum Abschluss des Buches gibt es zudem noch eine Überraschung, mit der ich nicht gerechnet hatte. Hier zeigt Nuel dann letztlich doch einmal seine Intelligenz ;)

Insgesamt ist “Der Übungseffekt” ein unterhaltsames SciFi Abenteuer, dass sich für Anfänger und Abwechslung suchende Genrekenner eignet. Es ist nicht zu hoch gefasst und dabei unterhaltsam genug um für den Leser nicht langweilig zu werden. Dafür vergebe ich gute 4.5 Sterne. Den halben Punkt Abzug gibt es lediglich für die etwas nervige Begriffsstutzigkeit Nuels zu Beginn des Buches.

Bewertung vom 14.05.2015
Sommer unter schwarzen Flügeln
Martin, Peer

Sommer unter schwarzen Flügeln


ausgezeichnet

Dieses Buch war eine Zufallsentdeckung. Das Cover machte mich aufmerksam, der Klappentext neugierig. Für ein Jugendbuch klingt dieser unglaublich tiefsinnig, verspricht eine nachdenkliche Geschichte und interessante Charaktere. Da ist auch die Entscheidung, das Buch zu lesen, ziemlich schnell gefallen.

Nuri kommt aus Syrien und lebt im Asylbewerberheim. Calvin wohnt nur wenige Häuser weiter und ist Mitglied einer rechten Jugendgang. Als sie sich kennenlernen, erzählt Nuri ihm von ihrem Heimatdorf am Rand der Wüste und von dessen Schönheit. Doch dann kamen die Schwingen des Bösen und legten sich über das ganze Land. Je mehr Calvin über das Mädchen mit den dunklen Augen erfährt, desto mehr verliebt er sich in sie. Calvin möchte seine Gang verlassen – doch so einfach entkommt er seinen alten Freunden nicht.

Schon der Einstieg ins Buch macht deutlich, was es hier zu lesen gibt. Er ist gut gewählt, bildlich und sagt irgendwie sehr viel aus. Das weiß man als Leser nicht, wenn man mit diesem Buch beginnt, doch hat man es erst einmal beendet, dann wirkt er gleich viel passender.

Jetzt im Nachhinein muss ich sagen, dass sich diese Tiefgründigkeit auf den zweiten Blick nicht nur in den ersten Zeilen des Buches findet. Das gesamte Buch von Peer Martin wirkt nach dem Lesen noch einige Zeit nach. Das war so vom Autor jedoch auch beabsichtigt, denn das Thema von “Sommer unter schwarzen Flügeln” ist aktueller denn je. An verschiedenen Orten der Welt herrscht Krieg, gibt es Armut und andere gesellschaftliche Probleme. Politische Flüchtlinge gibt es derzeit gefühlt mehr als tatsächlichen Platz um diese aufzunehmen. Genau diese Situation ist es aber auch, die der Engstirnigkeit manchmer Menschen immer wieder neue Nahrung gibt. Organisationen wie Pegida und wie sie alle heißen nutzen die Situation aus um ihren radikalen Ansichten Gehör zu verschaffen. Auf Gehör stoßen sie dabei jedoch gerade in den Gesellschaftsschichten, die sich selbst benachteiligt fühlen.

“Wenn Sie Calvin nicht mögen, warum geben Sie seinen kleinen Brüdern Nachhilfe?”
“Damit sie eine Chance haben, anders zu werden als er. Für ihn ist es zu spät.”

Zitat S. 63

Scheinbar festgefahrene Ansichten aber auch Vorurteile sind ein markantes Thema in Martins Buch. Doch mit Nuri gibt es ein Mädchen, dass unabhängig von Vorurteilen und gesellschaftlichen Meinungen handelt. Sie handelt ganz unvoreingenommen und bewertet niemanden aufgrund seines Erscheinungsbildes oder der Meinung anderer. Das ist erfrischend, denn es wirkt ganz zwanglos im Buch. Der Autor hat es wie das normalste der Welt dargestellt, was bei mir doch einiges an Verwunderung ausgelöst hat. Besonders beachtlich finde ich: Nuri gibt vor erst Deutsch zu lernen. Ist Calvin jedoch nicht da, spricht sie es scheinbar fließend. Woran das liegt? Sie fesselt ihn mit ihrer Muttersprache und setzt dazu auch die erfahrene Übersetzerin Frau Silbermann ein, welche in gewisser Weise die gesellschaftlichen Vorurteile zwischen Calvin und Nuri verkörpert.

Die Herangehensweise ist geschickt gewählt, von Nuri und damit auch vom Autor. Calvin kann sich trotz seiner eher feindlichen Gefühle dem Zauber der Worte nicht entziehen. Nuris Sprache ist trotz des vielleicht einfachen Stils ausgesprochen bildlich, was nicht nur auf Calvin sondern auch auf mich als Leser direkt wirkte. Man sieht die beschriebenen Landschaften und die Menschen direkt vor sich. Martin hat es verstanden nicht nur Calvin sondern auch den Leser gleichermaßen zu packen. Vielleicht macht das Buch gerade dadurch so nachdenklich?

Ich weiß nicht, was mir an “Sommer unter schwarzen Flügeln” besonders gefallen hat, die Charaktere, der Schreibstil des Autors, die Handlung an sich? Ich denke es ist das Gesamtpaket, das diesen Roman zu einem so beeindruckenden Buch macht. Insgesamt hat es damit die vollen 5 Sterne meiner Ansicht nach mehr als verdient. Dieses Buch sollte man wirklich gelesen haben.

Bewertung vom 09.05.2015
Bird Box - Schließe deine Augen
Malerman, Josh

Bird Box - Schließe deine Augen


ausgezeichnet

Ich muss gestehen, auf dieses Buch aus dem Penhaligon Verlag war ich extrem neugierig. Das Cover, der Klappentext, beides machte derart neugierig, dass ich es unbedingt lesen musste. Nun hatte ich endlich die Gelegenheit und nun ja, was soll ich sagen…

Der Einstieg ins Buch ist sehr gut, er ist unvermittelt genug um direkt Spannung zu erzeugen und doch wird man als Leser nicht direkt vor den Kopf gestoßen. Schon mit den ersten Sätzen beginnt das Rätselraten, was hier eigentlich genau los ist und ich muss sagen, auch jetzt nachdem ich Bird Box gelesen habe, sind einige Fragen offen geblieben. Malorie ist eine junge Frau, nicht unsypathisch aber auch nicht direkt mitreißend. Ihr Charakter ist vom Autor passend angelegt. Da sie mich als Leser nicht direkt mitriss und packte, konnte ich über die Seiten hinweg eine gewisse Distanz zum Geschehen behalten.

Die für mich brennendste Frage über das gesamte Buch hinweg: was ist eigentlich passiert? Wo liegt die Ursache im Geschehen? Leider wird diese bis zum Schluss nicht beantwortet, was das Lesevergnügen aber nicht wirklich beeinträchtigte. Sehr interessant ist dagegen die Entwicklung der Figuren. Malorie als Hauptfigur führt den Leser durch die Handlung. Mit ihr lernt man die anderen Figuren im Buch kennen. Das geschieht in Form von Rückblicken, denn eigentlich befindet sich Malorie bereits auf der Flucht – wie sie es nennt.

Die Spannung trifft den Leser unmittelbar nach Beginn des Buches. Insbesondere die Frage, was passiert ist, wirkt wie ein Sog über das gesamte Buch hinweg. Die Rückblicke und Malories Entwicklung erzeugt eine noch ganz andere Spannung. Ich wollte erfahren was mit ihr passiert ist. Sie hat zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen, die sie erschreckenderweise nur “Junge” bzw. “Mädchen” nennt. Hat sie Zwillinge bekommen? Es ist eigentlich eine banale Frage und dennoch war es eine für mich wichtige, die ich unbedingt beantwortet haben wollte.

Die Tatsache, dass sie ihren Kindern keine Namen gegeben hat, zeigt das ganze Ausmaß der Situation. Warum sollte man etwas einen Namen geben, wenn man nicht weiß ob es überlebt? So konnte sie in gewisser Weise noch eine Distanz zu ihnen wahren. Die anderen Figuren wie Tom, Olympia und all die anderen tauchen zwar nur in Rückblicken auf, verdeutlichen aber geschickt die Entwicklung der Gesellschaft in dieser Situation. Es gibt die Mutigen, die Unzufriedenen aber auch die Zurückhaltenden. Ihre unterschiedlichen Charaktere machen die Rückblicke besonders interessant. Ständig gibt es Diskussionen um scheinbare Nichtigkeiten und doch macht einiges davon ihre ganze Welt aus.

Einer der wichtigsten Aspekte jedoch: sobald sie das Haus verlassen, sind ihre Augen geschlossen. Sie dürfen nicht sehen, denn andernfalls könnten sie jenes Wesen sehen, was einen Großteil der Menschheit in den Wahnsinn trieb. Es ist erschreckend und faszinierend zugleich wie sie ihren Alltag trotz allem meistern. Erst vor kurzem habe ich in einer Dokumentation gehört, dass Menschen anpassungsfähig sind. Wir können uns an neue Situationen anpassen und würden letztlich wohl doch überleben. Bird Box macht dies deutlich.

Der Schreibstil des Autors ist einfach und doch mitreißend. Die Figuren sind zwar nicht bis ins Detail ausgearbeitet. Das ist hier aber auch nicht wichtig. Die Handlung lebt von ihren Interaktionen und Malories Mut, denn dieser ist es der sie letztlich zur Flucht bringt. Ein wirklich spannendes Buch, dass in keinem Regal fehlen sollte. Dafür gibt es von mir die vollen 5 sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 25.04.2015
Score
Burckhardt, Martin

Score


ausgezeichnet

Nachdem ich bereits einmal ein Buch in dieser Richtung gelesen hatte, stand schon beim ersten Blick auf “Score” fest, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. Es gibt verschiedene Parallelen zu “Zero” von Marc Elsberg, die schon über den Klappentext bemerkbar sind. Nachdem mir Elsbergs Buch so gut gefallen hatte (auch wenn es etwas beängstigend war), musste ich Martin Burckhardts Sicht unbedingt auch kennenlernen.

Schon der Einstieg in den Roman mach deutlich worum es hier geht. Daten sind das geltende Zahlungsmittel, die Überwachung des Einzelnen nahezu lückenlos. Damit geht Burckhardt im Vergleich zu Elsberg sogar noch einen Schritt weiter. Während letzterer sich in Zero noch auf dem Weg zur Realisierung des Zahlungsmittels “Daten” befindet, handelt es sich bei Burckhardt bereits um ein fest etabliertes System. Die Darstellung des Systems ist hierbei äußerst detailiert, wodurch die Grundidee an sich weniger abwegig wirkt.

Burckhardt hat es geschaft, den fiktiven Gedanken so auszuarbeiten, dass seine Entstehung wie auch deren Umsetzung fast wie ein logischer Schritt aus der heutigen Gesellschaft heraus erscheinen. Das macht diesen Roman beinahe noch erschütternder als Elsbergs “Zero”. Bereits nach wenigen Seiten war ich gleichermaßen gefesselt wie schockiert. Burckhardts Schreibstil unterstütz im Übrigen diese Wirkung. Er ist erschreckend einfach und an wesentlichen Stellen bildlich. Beim Lesen ist mir mehrfach ein Schauer über den Rücken gelaufen. Wenn Ihr einen Eindruck des Schreibstils gewinnen möchtet, schaut in die Leseprobe. Diese überzeugt direkt.

Insgesamt gefällt mir Score von Martin Burckhardt noch besser als Elsbergs “Zero”. Dieser Roman aus dem Knaus Verlag ist einfach noch schockierender was nicht zuletzt an der fertigen Realisierung des Grundgedankens der Daten als Zahlungsmittel liegt. Menschliche Verhaltensweisen, Gedanken, Blicke und Emotionen wirken sich gleichermaßen auf seinen sogenannten Score aus wie Arbeit, Einkäufe und alle anderen Dinge des täglichen Lebens. Zwischenmenschliche Beziehungen und gegenseitiges Interesse kann den Score-Wert der Beteiligten ebenfalls verändern. So faszinierend die daraus resultierenden Möglichkeiten sind, genauso erschreckend sind sie aber auch – eben wie auch alle Randerscheinungen und Nebenwirkungen. Insgesamt gibt es dafür von mir überzeugte 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung nicht nur für jene, die Elsbergs “Zero” bereits kennen.

Bewertung vom 25.04.2015
Altes Land
Hansen, Dörte

Altes Land


sehr gut

Ein vergleichbar einfaches Cover und ein Klappentext, der Tiefgang verspricht, was braucht man mehr oder? Das Buch von Dörte Hansen, erschienen im Knaus Verlag weckte mit Leichtigkeit mein Interesse :)

Der Einstieg ins Buch ist anders, ebenso der Schreibstil. Ich brauchte dadurch einige Seiten um hineinzufinden, denn gerade die kalte Nüchternheit der Erzählung machte es mir sehr schwer mich einzufühlen. Mit den Seiten wurde allerdings auch schnell deutlich, dass gerade dieser Schreibstil ein wichtiges Mittel für die Erzählung in dem Roman ist. “Altes Land” spielt wie der Name schon sagt auf dem Land, wo die Zeit scheinbar stehen geblieben ist. Die Menschen gewöhnen sich hier nur äußerst langsam an etwas Neues und vor allem Fremde müssen hier erst einen Weg in die Gesellschaft finden. Je nach Größe des Dorfes sind die Einwohner eine eingeschworene Gemeinschaft, die sich Neulingen nur schwer öffnen.

Eben diese Entwicklung wird auch im Roman aufgezeigt. Vera, das “Polackenkind” kommt als Flüchtling in den Ort und wird von niemandem wirklich akzeptiert. Ihr Leben ist schon als Kind alles andere als einfach, aber sie lernt mit den Gegebenheiten umzugehen und macht das beste daraus. Vera erhält eine gute Schulbildung, macht Abitur und studiert sogar. Sie ist in dieser Hinsicht sehr erfolgreich und kehrt letztendlich als Zahnärztin in den Ort ihrer Kindheit zurück. Über die Jahre wandeln sich hier die Zeiten und so hat sie auch den alteingesessenen Ortsstamm in ihrer Praxis sitzen.

Eine in gewisser Weise andere Persönlichkeit ist dagegen Anne, Veras Nichte. Sie lebt in der Stadt, fühlt sich hier allerdings alles andere als wohl. Sie ist hier eine Außenstehende vielleicht sogar Ausgestoßene wie es Vera in ihrer Kindheit gewesen ist. Diese Parallelen sind auf den ersten Blick vielleicht nur schwer zu erkennen und doch zeigt sich beim Lesen, dass beide Frauen (-schicksale) ihre Gemeinsamkeiten haben.

Dörte Hansen hat es verstanden die Charaktere nüchtern zu beschreiben, Alltagssituationen aufzuzeigen und unterschwellige Parallelen zu ziehen. So befremdlich ich den Schreibstil zunächst empfand, so passend war er letztlich für diesen Roman. Ich fühle mich auch nach dem Lesen eher wie ein Außenstehender, aber dies ist notwendig um die beiden Schicksale wirklich betrachten zu können. Nur so kommt vermutlich der gesellschaftspolitische Anteil des Romans wirklich zu tragen. Die Vorurteile sind beim Lesen von “Altes Land” mitunter fast greifbar und wesentliches Element der Erzählung. Beide Frauen sind starke Charaktere, die es verstehen ihren Weg zu gehen. Leichte Unterhaltung ist “Altes Land” von Dörte Hansen keinesfalls, ein Roman mit Tiefgang und interessantem Schreibstil in jedem Fall. Insgesamt vergebe ich dafür gute 4 Sterne, denn teilweise fehlte mir die emotionale Verbindung zum Buch und den Figuren etwas. Der Roman leidet wenn überhaupt aber nur unwesentlich darunter.

8 von 15 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.04.2015
Die Zeitengängerin
Cast, P.C

Die Zeitengängerin


ausgezeichnet

Mit “House of Night” wurde ich zum Fan von P.C. Cast, endgültig besiegelt wurde es jedoch durch die “Tales of Partolon” – Reihe (könnte ich eigentlich mal wieder lesen). Als ich nun hörte, dass die Autorin ein neues Buch veröffentlicht, stand für mich direkt fest, dass ich es lesen musste. Interessanterweise war mir zunächst egal, worum es ging, sie hat mich in der Vergangenheit immer überzeugt. Dadurch stand die Frage ob oder ob nicht hier für mich gar nicht im Raum ^^

Wie schon gesagt, ich hatte mir das Buch nicht näher angesehen und auch die Leseprobe nicht erst gelesen. Für mich stand direkt fest, dass ich es lesen musste und so war dieser Einstieg doch etwas irritierend. Gleichzeitig weckte er aber auch direkt meine Neugier und in wenigen Minuten hatte ich knapp 50 Seiten gelesen. Das ging derart schnell, dass ich hätte befürchten können etwas verpasst zu haben. P.C. Cast hat jedoch das Talent eines überaus leichtfüßigen Schreibstils. So fliegt man über die Sätze hinweg, verpasst dabei aber nichts Wesentliches.

Alexandra ist ein sehr sympathischer Charakter. Sie ist eine gestandene Frau, die ihren Job liebt – wenn auch bewusst aufgrund der Ruhe und unterbewusst wohl aufgrund ihrer vermeintlichen Naturverbundenheit. P.C. Cast hat es hier mal wieder geschafft, einer im ersten Blick einfachen Figur durch diverse Details Tiefe zu verleihen. Die verschiedenen Facetten der Protagonistin werden dabei immer wieder geschickt in die Handlung eingewoben, sodass ich auch als Leser das Gefühl hatte sie mit jeder Seite besser kennenzulernen.

Positiv überrascht bin ich von der unbeschwingten Leichtigkeit der Autorin in der Darstellung des Zusammenspiels von Alex und Caradoc. Dies hätte sehr schnell auch billig oder aufgesetzt wirken können. P.C. Cast hat aber auch hier Fingerspitzengefühl bewiesen und die erotischen Begegnungen stilvoller bzw. natürlicher erscheinen lassen als viele andere Autoren. Ich muss sagen, ich bin sehr angetan von diesem Buch.

Dennoch gibt es unterm Strich auch einen Minuspunkt: die Seitenanzahl. In nicht einmal einem halben Tag war ich durch – und ich habe noch gearbeitet. Das heißt eigentlich habe ich nur meine Mittagspause und abends ein paar Stunden gelesen und schon war dieses Buch vorbei. Nun war ich es aus der Vergangenheit bereits gewohnt durch die Bücher der Autorin förmlich zu fliegen, aber etwas enttäuscht war ich hier dennoch. Es war irgendwie viel zu schnell vorbei und ich hoffe sehr, dass dies nicht der einzige Ausflug der Autorin in die Erwachsenen Fantasy bleibt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.01.2015
Nelson sucht das Glück
Lazar, Alan

Nelson sucht das Glück


gut

Auf dieses Buch wurde ich durch das tolle Cover aufmerksam. Ich finde den Hund einfach zu niedlich und da ich lange mal wieder Lust auf ein Buch aus der Perspektive eines Tieres hatte, wanderte es direkt auf den Stapel der unbedingt zu lesenden Bücher :)

Nelson, das pelzige Ergebnis einer Affäre zwischen einem Beagle und einem Pudel, lebt ein zufriedenes Leben bei seiner Besitzerin, der jungen Pianistin Katey. Doch das Glück hat ein jähes Ende, als Kateys Ehemann sie betrügt. Wo einmal ein Ort der Geborgenheit war, herrscht nun Zank und Streit. Als eines Tages die Gartentür versehentlich offen steht, flieht Nelson in die vermeintliche Freiheit – und findet nicht mehr zurück. Damit beginnt für ihn eine Odyssee, die ihn durch alle Höhen und Tiefen eines Hundelebens führt und ihm schließlich ein neues Zuhause beschert. Aber Katey hat er trotzdem nie vergessen …

Nelson ist ein aufgeweckter kleiner Hund, der eigentlich nicht geplant war. Wie es aber oft mit Vierbeinern so ist, machen diese nicht immer alles so wie gewünscht. So kam es auch zur Trächtigkeit von Nelsons Mutter und auch wenn die Züchterin zunächst alles andere als angetan war, so liebte sie die Kleinen doch innig. Beginnen wir aber von vor.

Der Einstieg ins Buch ist gut gewählt. Es beginnt mit Nelsons Geburt und beschreibt seine ersten Erlebnisse als wenige Minuten alter Welpe. Der Leser hat die Möglichkeit die Welt mit ihm zusammen über seine kleine Hundenase zu entdecken. Dabei verwendet der Autor eine sehr bildliche und mitunter fast schon kindliche Sprache. Das macht es auf der einen Seite leicht den Ausführungen zu folgen, auf der anderen Seite konnte ich so jedoch nicht richtig in die Handlung hinein finden.
Das erste, was Nelson roch, war Gras. Herrliches, saftiges, geheimnisvolles Gras. Der Geruch wehte von den Weiden rund um Mrs Andersons Bauernhof herüber, wo Nelson und seine Geschwister als wuselndes Knäuel bei ihrer Mutter lagen.
Zitat S. 9

Der Schreibstil ist über das gesamte Buch recht bildlich. Dies liegt natürlich mit daran, dass alles aus der Sicht des Hundes geschildert wird. Interessanterweise gibt dieser gern den einen oder anderen gedanklichen Kommentar zu Unterhaltungen und Taten der Menschen in seinen Umfeld ab. Wer sich als Hundebesitzer schon einmal gefragt hat, was der eigene Vierbeiner in manchen Situationen wohl denken mochte, der findet hier vielleicht die eine oder andere Antwort.

Die Handlung wird von Nelsons Weg geprägt, der mit viel Liebe beginnt und sich anschließend durch allerlei Turbulenzen ziehen muss. Das ist für den Hund nicht immer einfach und ich musste tatsächlich beim Lesen manchmal schlucken. Dennoch kam ein richtiger Lesefluss bei mir nicht so wirklich auf. Das ist schade, denn das Potenzial dieser Geschichte ist sehr gut. Ich habe bereits andere, ähnlich aufgemachte Bücher gelesen und war nicht selten begeistert. Hier ist der Funke leider nicht übergesprungen. Daher vergebe ich für “Nelson sucht das Glück” aus dem Goldmann Verlag nur sehr gute 3 Sterne.

Bewertung vom 30.11.2014
Vulkantöchter
Burow, Steffanie

Vulkantöchter


gut

Dieses Buch war für mich ein kleines Experiment. Ich wollte mal wieder etwas gänzlich neues lesen, etwas anderes entdecken und herausfinden ob und wie es mir gefällt. Vulkantöchter weckte in diesem Zusammenhang mein Interesse. Das Cover verspricht andere Welten und neue Eindrücke und auch der Klappentext zeigt, dass zumindest die Hauptfiguren hier auf für sie unbekannten Wegen wandeln.

Eine verwirrende Vielfalt der Kulturen, überwältigende Natur und düstere Riten – die Touristin Alexandra kann der Exotik Indonesiens wenig abgewinnen. Doch als ihr Mann Martin auf mysteriöse Weise verschwindet, führt sie die Suche nach ihm tief in die Geheimnisse der Inselwelt. Und weit über ihre eigenen Grenzen hinaus.

Los geht es mit einem Prolog, der für mich zunächst recht unterhaltsam aber doch leicht befremdlich gewesen ist. Die Figuren werden dem Leser hingeworfen und man erhält einen guten ersten Eindruck. Leider scheint dieser Prolog zunächst eher wenig mit dem weiteren Verlauf zu tun zu haben. Ich für meinen Teil war jedenfalls verwirrt.
Sie standen schon auf der Straße und warteten, als Sonja vorfuhr. Den vielen Koiffern nach zu urteilen ein Pärchen auf dem Weg in den Urlaub. Den sauen Mienen nach zu urteilen ein Pärchen auf dem Weg zum Scheidungsanwalt.
Zitat S. 9

Stefanie Burow erzählt “Vulkantöchter” über mehrere Handlungsstränge. Das machte es für mich zunächst recht schwierig in die Handlung hineinzufinden, da ich das Gefühl hatte aus dem Geschehen herausgerissen zu werden. Erst recht spät erklären sich die Zusammenhänge, doch immerhin: der Leser bleibt nicht unaufgeklärt und letzten Endes ergibt alles einen Sinn ;)

Jeder Handlungsstrang hat seine eigenen Hauptfiguren – wie es eben auch sein sollte. Am markantesten sind für mich jedoch Alexandra, Martin, Birgit und in gewisser Weise Sien. Um sie rankt sich letztlich die gesamte Handlung auch wenn diese auf mehreren Ebenen und teilweise auch ohne sie stattfindet. Einen wirklichen Bezug konnte ich zunächst vor allem zu Birgit aufbauen, Alexandra war mir chronisch unsympathisch und was Martin bzw. Sien anging, die waren für mich weder das eine noch das andere.

Schwierig wurde es dadurch auch, denn während die Handlung für mich nicht wirklich durchschaubarer wurde, plätscherte es nur so dahin. Der Schreibstil ist an sich flüssig, teilweise jedoch etwas zu ausführlich. Das machte es für mich zwar einfacher die Umgebung kennenzulernen, nicht aber die Spannung während des Lesens zu finden. Erst nach etwa 150 Seiten war ich letztlich doch gefesselt und das ohne es zu merken. Das ist sicherlich ein guter Aspekt am Buch, der sich auch positiv in der Wertung bemerkbar macht. Immerhin, Alexandra wurde mir immer sympathischer während Martin in der Wertung eher weiter abrutschte. Nun ja, letztlich fieberte ich mit ihr und Birgit, was doch noch für gute Leseunterhaltung sorgte.

Insgesamt kann ich sagen, “Vulkantöchter” ist ein gutes Buch. Es vermag zu unterhalten, aber es brauchte zumindest bei mir etwas, bis der Lesespaß wirklich in Gang kam. Die Handlungsstränge sind gut aufgebaut und so manches Mal lassen sich die Verbindungen vermuten. Dennoch war es mir manchmal zu umständlich. Insgesamt vergebe ich daher gute 3 Sterne.

Bewertung vom 30.11.2014
Die azurblaue Insel
Rice, Luanne

Die azurblaue Insel


ausgezeichnet

Dieses Buch war eine Entdeckung aus einer Information des Knaur Verlag. Das Cover verbreitet ein Gefühl von Urlaub und der Klappentext verspricht kurzweilige Unterhaltung – genau das richtige für ein paar entspannte Lesestunden.


Klappentext:
Nach dem Tod ihres Vaters sind die Schwestern Pell und Lucy Davis ganz auf sich allein gestellt. Von ihrer Mutter wissen sie nur, dass diese vor zehn Jahren die Familie über Nacht verlassen hat und seitdem auf Capri lebt, ohne jemals wieder Kontakt zu ihren Kindern aufgenommen zu ­haben. Kurzerhand beschließt Pell, nach Capri zu reisen und ihre Mutter nach Hause zurückzuholen. Doch dann erfährt sie, warum die Mutter sie damals wirklich im Stich gelassen hat …


Der Klappentext verspricht einen Roman mit Gefühl und einer Prise Schicksal. Gut, die Beziehungen der Hauptpersonen zueinander scheinen alles andere als einfach und doch klingt es zumindest vom Klappentext her nicht allzu schwerwiegend. Der Einstieg ins Buch ist dann auch wie erhofft angenehm leicht.

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Pells Gesichtsausdruck ließ sein Herz einen Schlag aussetzen. Er fragte sich, ob Lyra durch das Fernglas das volle Ausmaß ihrer Wirkung auf ihre Tochter abschätzen konnte.
###Zitat S. 17###

Die Handlung des Romans setzt direkt mittem im Geschehen ohne beim Leser jedoch das Gefühl zu hinterlassen, dass wichtige Informationen fehlen. Die Personen werden während des Erzählens vorgestellt, ihre Vergangenheit wie auch ihre Eigenschaften scheinen sich so während des Lesens zu entwickeln. Ein sehr angenehmer Stil, der sich wie ich finde gut und flüssig liest.

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Zusammen mit meiner Mutter mit Lucy sprechen – wie soll ich anfangen?
Es war wie die beste, seltsamste und beruhigendste und doch wundervollste Wiedervereinigung.
###Zitat S. 73###

Neben den Figuren ist auch das Geschehen des Buches ein wesentlicher Bestandteil. Das Erstaunliche dabei: es passiert nicht einmal etwas sehr Besonderes oder gar Spannendes. Es ist die Entwicklung der Figuren und ihrer Beziehungen zueinander, welche dieses Buch so unterhaltsam macht. Es besitzt Tiefgang ohne dabei den Leser zu erschlagen. Dies liegt nicht zuletzt auch am Schreibstil der Autorin, der über das gesamte Buch hinweg herrlich leicht und flüssig bleibt.

Was hatte ich erwartet? Einen unterhaltsamen Roman für entspannte Stunden mit guter Handlung ohne zu sehr anzustrengen. Habe ich das bekommen? Ja und noch einiges mehr: ausgewogene Figuren, sympathische Protagonisten, Gefühle und Tiefgang ohne erschlagen zu werden. Insgesamt ist “Die azurblaue Insel” von Luanne Rice ein wirklich tolles Buch, dass ich nicht nur als Urlaubslektüre unbedingt empfehlen würde. Dafür gibt es von mir die vollen 5 Sterne.