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Luise
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Luckenwalde

Bewertungen

Insgesamt 52 Bewertungen
Bewertung vom 26.07.2025
Shusterman, Neal

All Better Now


ausgezeichnet

Virus oder Macht
"All Better Now" von Neal Shusterman ist spannend wie ein Thriller, es ist dystopisch und leider auch in großen Teilen vorstellbar.
Ein Virus hat die Welt im Griff, eine Pandemie, die beim lesen an Corona erinnert, es wird Crown Royal genannt. Die Menschen erkranken schwer, sie sterben oder genesen in total veränderter Form. Die Genesenen kennen keine negativen Gefühle mehr, sie sind auf einmal alle glücklich, hilfsbereit und zufrieden. Sie bilden sogar Gemeinschaften.
Natürlich ist das eine einschneidende Veränderung für die Wirtschaft und Politik, es wird nicht mehr sinnlos konsumiert, sondern Rücksicht genommen. So dauert es auch nicht lange, bis mit allen Mitteln gegen das Virus gekämpft wird.
Wir erleben hier den Kampf auf persönlicher Ebene und begleiten Protagonisten aus beiden Lagern bei ihrem Kampf. Es geht hier Reichtum gegen Glück, Macht gegen Zukunft, das ist spannend zu lesen.
Die Charaktere sind gut fassbar und glaubhaft, der Schreibstil flüssig und das Buch durchweg spannend. Einige der Personen fand ich in ihrem Handeln nicht ganz nachvollziehbar aber das geht mir im echten Leben auch manchmal so. Es ist eine Dystopie, enthält aber auch sehr viele wahre Erkenntnisse, so dass es sich teils sehr real anfühlt.
Es ist ein Jugendbuch und fühlt sich teilweise auch so an, aber es ist auch für Erwachsene gut lesbar.

Bewertung vom 23.07.2025
Rytisalo, Minna

Zwischen zwei Leben


ausgezeichnet

Eindrucksvolle Lektüre
"Zwischen zwei Leben" von Minna Rytisalo ist ein Roman, der mich noch eine ganze Weile beschäftigen wird.
Hauptpersonen sind hier Frauen. Es geht um Jenni Mäki, die zu Jenny Hill wird, als sie ihren Mann verlässt. Es geht um ihre Schwester und auch um ihre Tochter und die Frauen, die sie in ihrem Leben kennt.
Dazu kommen persönliche Briefe an Brigitte Macron. Gerade diese fiktiven Briefe an eine echte Person aus dem öffentlichen Leben haben es in sich. Sie sind ehrlich, schonungslos zu sich selbst und der anderen, sie bringen zum nachdenken und reflektieren.
Zu Wort kommen auch die Ajatarras, das sind weibliche Märchenfiguren wie Rapunzel, Dornröschen, Aschenputtel oder auch Gretel. Diese erzählen ihre Geschichte anders, als man sie kennt, sie wurden verändert, durch die Zeit, zum Nachteil der Frauen, der weiblichen Sicht.
Jenny beginnt zu hinterfragen, ich konnte hier sehr viel verstehen und nachverfolgen, mir haben einige der Gedankengänge wirklich sehr gut gefallen.
Die Themen hier sind vielfältig und interessant, sie werden gut aufgearbeitet, weise und leise, nur manchmal grob und laut. Es geht um Mutternschaft, Tochtersein, Klimakterium und Ehe, um Veränderungen und Beständigkeiten im Leben.
Ein Buch eher für Frauen, wobei ich dieses Buch allerdings genderunabhängig empfehlen würde.

Bewertung vom 14.07.2025
Engler, Leon

Botanik des Wahnsinns


ausgezeichnet

Zwangsgeräumt
"Botanik des Wahnsinns" von Leon Engler war für mich eine absolute Überraschung. Dieses Buch hat mich mitgenommen und tief beeindruckt.
Erzählt wird hier eine Familiengeschichte mehrerer Generationen, aus der Sicht des Sohnes, Enkels und auch Urenkels. Es ist so eine schonungslos ehrliche Geschichte, dass es einem manchmal den Atem verschlägt.
Es geht um die Probleme in der Familie, die Probleme der Menschen, über die so oft und gerne geschwiegen wird. Es sind Depressionen, Alkoholismus, Suizidversuche, Lebensversagen und Klinikaufenthalte in der Psychiatrie.
Der Erzähler versucht diese Geschichte von seiner Sicht her zu verstehen und aufzurollen, dabei erzählt er auch über sein eigenes Jahr in der Psychiatrie, als Psychologe.
Das Buch ist so menschlich geschrieben, nie anklagend, immer helfen und verstehen wollend und doch so oft scheiternd. Aber ist das überhaupt ein scheitern? Hier werden sehr interessante Fragen gestellt, die es wirklich zu bedenken gilt. Wer ist schon normal und was ist normal?
Der Autor schreibt sehr interessant und verständlich, auch allen fachlichen Ausführungen kann man sehr gut folgen.
Für mich ist dieses Werk ein ganz überraschendes Lese-Highlight in diesem Jahr.

Bewertung vom 11.07.2025
McConaghy, Charlotte

Die Rettung


ausgezeichnet

Großartige Naturbeschreibungen
"Die Rettung" von Charlotte McConaghy ist nicht mein erstes Buch der Autorin und sie hat es wieder geschafft, dass ich von der ersten Seite an gefesselt war und mit ihr auf eine Reise ging.
Diese Reise spülte mich an den Strand einer kleinen, auf den ersten Blick kargen, Insel irgendwo zwischen Australien und Antarktis.
Auf diese Weise landet Rowan dort auf der Insel, wo Dominic Salt mit seinen drei Kindern Fen, Raff und Orly im Leuchtturm lebt. Es ist ein einsames Leben, voller Entbehrungen und sie sind schon länger dort.
Auf der Insel ist ein großes Lager vom Saatgut der Welt, dass vor Vernichtung durch die anstehende Überflutung gerettet werden muss. Alle Wissenschaftler, die dort waren, sind schon fort, sie sind die letzten. Warum diese Situation so ist, wird erst nach und nach in einzelnen Erinnerungen geklärt und ich möchte nicht vorweggreifen.
Die Geschichte wird nach und nach immer größer, die Fragen immer mehr, die Erzähler wechseln sich ab.
Auch das Leben von Rowan ist geheimnisvoll und sie ist nicht die, wie es auf den ersten Blick scheint. Es macht sehr viel Freude die Teile wie bei einem Puzzle zusammenzusetzen.
Das Buch ist so spannend, am liebsten hätte ich es am Stück gelesen, weil immer wieder etwas offenbart wird.
Eine Wucht sind hier die Beschreibungen von Flora und Fauna. Die Insel ist dann nämlich doch voller Tiere und Pflanzen, die man auch erst nach und nach entdeckt. Dort wird auch ins Detail gegangen, mit wunderbaren Beschreibungen und Erklärungen. Das ist ganz großer Genuss es zu lesen. Allerdings ist vieles auch nicht einfach zu verdauen, weil der Mensch auch hier unglaublich viel Leid gebracht hat.
Am Ende werden die offenen Fäden zusammengeführt und man versteht das große Ganze dahinter, eine unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 04.07.2025
Bradley, Kaliane

Das Ministerium der Zeit


gut

Nicht ganz schlüssig
„Das Ministerium der Zeit“ von Kaliane Bradley war ein Buch, dem ich mit großer Vorfreude entgegensah. Die Verbindung von Zeitreisen und Geschichte birgt enormes Potenzial.
Die Hauptfigur erhält einen hochgeheimen Posten im Ministerium und ist selbst überrascht von ihrer Auswahl. Ihre Aufgabe als „Brücke“ besteht darin, Überlebende aus vergangenen Epochen zu betreuen.
Ihr zugeteilt wird Commander Graham Gore, ein Polarforscher der Franklin-Expedition mit den Schiffen Erebus und Terror. Da ich viel über diese Expedition gelesen habe, freute ich mich besonders auf seine Rolle. Gores Erinnerungen waren faszinierend und packend erzählt.
Er gewöhnt sich erstaunlich schnell an die moderne Zeit und hinterfragt mit spitzem Finger viele aktuelle Probleme, verwundert über deren Entstehung.
Die beiden Protagonisten mochte ich sehr, ebenso ihren teils trockenen Humor. Allerdings verlor die Handlung später für mich an Klarheit, nicht nur wegen der Zeitsprünge.
Die historischen Details und die Idee der „Heimischwerdenden“ gefielen mir, auch wenn das letzte Drittel für mich nicht ganz schlüssig war. Dennoch würde ich das Buch empfehlen – es hat mich gut unterhalten.

Bewertung vom 04.07.2025
Brooks, David

How to know a person


sehr gut

Ganz besonders
David Brooks‘ Buch „How to know a person“ hat mich tief beeindruckt und vieles gelehrt.
Es ist ein Sachbuch, das sich unterhaltsam liest, aber eher portionsweise genossen werden will.
Brooks verwebt persönliche Erfahrungen in den Text, was lebendig wirkt und durch Alltagsbeispiele klärt.
Themen wie Gespräche, Zuhören, Freundschaft und Respekt werden greifbar – oft habe ich dabei eigene Schwächen erkannt.
Die Mischung aus wissenschaftlicher Fundierung und menschlicher Offenheit macht es besonders.
Ein Buch, das nachwirkt und zum Wiederlesen einlädt – eine absolute Empfehlung!

Bewertung vom 01.07.2025
Hearne, Kevin

Kerze & Krähe


ausgezeichnet

Wundervoller Abschluss
„Kerze & Krähe“ von Kevin Hearne bildet den fulminanten Abschluss der Trilogie „Die Chronik des Siegelmagiers“ um Al MacBharrais und seine Gefährten. Es fällt schwer, sich von ihnen zu verabschieden.
Al will endlich das Rätsel seines Doppelfluchs lösen, der ihn zum Schweigen zwingt und ihn zwingt, zu schreiben statt zu sprechen. An seiner Seite stehen Buck Foi, der koboldhafte Querkopf, Nadia, die düstere Kampfseherin, und natürlich Gladys – gemeinsam meistern sie Chaos und Gefahren.
Doch es gibt dringendere Probleme als Als persönlichen Rachefeldzug: die blauen Schiffsversenker, Vampire auf Werwolfjagd, Morrigan, die flirtende Todesgöttin, und sogar die irdische Polizei. Das Tempo ist rasant, Action folgt auf Action, gewürzt mit Hearnes typischem Humor und Wortwitz. Wer Sprachspiele liebt, sollte das Original lesen – ich habe mich auch so prächtig amüsiert!
Die Reihe lebt von ihren Anspielungen und ist einzigartig, trotz klassischer Monster. Man muss ihren speziellen Humor mögen. Ich bin schon gespannt auf Hearnes nächstes Werk!

Bewertung vom 30.06.2025
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und die Pratermorde / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.4


ausgezeichnet

Moderne Unterhaltung
"Der Totengräber und die Pratermorde" von Oliver Pötzsch ist schon der 4. Teil der Totengräber-Serie, die ich von Beginn an mit Spannung verfolge.
Mit Leopold von Herzfeldt, von der Polizei und auch Augustin Rothmayer, dem Totengräber geht es diesmal auf den Wurstl-Prater in Wien. Dort wurde von einem großen Zauberkünstler in seiner Show seine Assistentin im Sarg zersägt. Das heißt, der Trick ging furchtbar schief.
Bei Ermittlungen im Milieu rund um die Schausteller stellt sich heraus, dass auch so einige der Frauen dort verschwunden sind, ohne Abschied und Wiederkehr.
Auch Julia, diesmal nicht an Leos Seite, ist als Reporterin wieder mit dabei. Sie hat sich ein neues Leben aufgebaut, aber auch dort geschieht so einiges spannendes.
Die Geschichte baut sich langsam auf, es gibt so einige Beteiligte und wird von Seite zu Seite spannender. Nach einiger Zeit wollte ich das Buch gar nicht mehr weglegen.
Man kann hier gut miträtseln, wer der Täter ist, wird dabei aber auch geschickt vom Autor auf falsche Spuren geschickt.
Das Finale ist total spannend gemacht, alles wird schlüssig erklärt.
Der Fall ist in sich abgeschlossen und einzeln lesbar. Da die Protagonisten aber sehr gut aufgebaut wurden, entgeht einem da sehr viel, wenn man nicht alle Teile gelesen hat. Auch hier gibt es nämlich so manche spannende Entwicklung. Ich bin schon sehr gespannt auf den nächsten Fall des ungleichen Ermittlergespanns.

Bewertung vom 22.06.2025
Armstrong, Tammy

Pearly Everlasting


ausgezeichnet

Vielschichtig
„Pearly Everlasting“ von Tammy Armstrong ist ein Roman, der noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Die Handlung führt uns nach New Brunswick im Jahr 1934, wo die 15-jährige Protagonistin allein nach Bruno sucht, einem Bären, der wie ihr Bruder aufwuchs.
Schon von Pearlys Geburt an begleiten wir sie und Bruno in einem abgelegenen Holzfällercamp. Der Vater ist Koch, die Mutter Heilerin – ein bescheidenes, doch würdevolles Leben.
Mädchen und Bär durchstreifen die Wälder, und die Naturbeschreibungen sind so eindringlich, dass sie tief berühren. Ebenso wird das harte Leben der Holzfäller, ihr Zusammenhalt und ihre Ängste, einfühlsam geschildert.
Als ein Mann, der sie drangsalierte, getötet wird, fällt der Verdacht auf Bruno. Pearly folgt ihm, und ihre Erlebnisse werden aus ihrer Perspektive erzählt. Parallel sucht Ansell, ein Freund Pearlys, nach den beiden und erlebt eigene Abenteuer.
Die Sprache des Buches ist poetisch, Pearlys Gedanken klar und direkt. Sie ist mutig, empathisch und steht zu ihren Überzeugungen. Besonders gelungen sind die Einblicke in Aberglauben und Rituale – der Tod ist stets präsent, auch für Pearly.

Bewertung vom 11.06.2025
Lopez, Paola

Die Summe unserer Teile


ausgezeichnet

Starke Familiengeschichte
„Die Summe unserer Teile“ von Paola Lopez erzählt abwechselnd aus der Perspektive dreier Generationen von Frauen einer Familie. Jede kämpft mit eigenen Konflikten im Umgang miteinander – oft fehlen die Worte, Schweigen tritt an die Stelle von Dialog.

Alle drei sind leidenschaftliche Wissenschaftlerinnen: stark, neugierig, eigenständig. Doch ihre Beziehungen bleiben brüchig. Ljudmila, die Großmutter, flieht im Krieg aus Polen in den Libanon und wird Pionierin der Chemie. Daria, ihre Tochter, studiert Medizin in Deutschland, doch der Kontakt zu Mutter und später auch zu ihrer eigenen Tochter Lucy reißt ab. Lucy, in Berlin für Informatik begeistert, begibt sich spontan auf Spurensuche nach Polen.

Das Buch fesselt durch seine vielschichtigen Charaktere und ihre lebendigen Lebenswege. Die Erzählweise überzeugt mit klugen Wendungen, doch manche Themen bleiben etwas oberflächlich – hier wünschte man sich mehr Tiefe. Dennoch: absolut lesenswert!